Im Sport, für den Wettkampf bei Olympia z.B. sind die Gürtelgrade sehr wichtig. Aber nur da.
Im traditionellen Sport eben nicht. Da zählt nur: Schüler und Lehrer.
Deswegen gibt es erhebliche Unterschiede, wo und wie man seinen Kampfsport erlernt hat.
Die einen lernen den Kampfsport, möglichst viele Treffer im Kampf zu erzielen für Meisterschaften, Treffer die Punkte erbringen.
Die anderen, und davon gibt es in unserer heutigen leistungsorientierten Gesellschaft immer weniger, lernen die Kampfkunst. Auch tödliche Schläge, Tritte und Griffe. Verbunden mit dem mentalen Training, diese möglichst vermeiden zu können.
Eigentlich ist beides im Streetfight irgendwie nicht richtig anwendbar.
Der eine glaubt, dass er mit seiner Technik für den Wettkampf fast unbesiegbar ist, und wundert sich dann wenn sein Gegner sich nicht an die Wettkampfregeln hält sondern einfach mal zubeisst oder sowas...
Und unsereiner versucht möglichst den Gegner nicht mehr zu verletzen als nötig, anstatt dem Kampf durch einen gezielten kräftigen Schlag ein Ende zu bereiten. Was wiederum die Gefahr heraufruft, dass dieser doch noch einen Zufallstreffer landet, der einen selbst umhaut.
Ist beides irgendwie Scheisse.
Ich hatte im Laufe meines Lebens nach meiner aktiven Zeit im Kampfsport vier Situationen, wo ich einem körperlichen Kampf nicht ausweichen konnte, selbst mit guten Worten und dem Angebot eines demütigen Rückzuges nicht. Einmal habe ich ein blaues Auge abbekommen, weil der andere erst zuschlug bevor ich überhaupt wusste, was der wollte, und einmal habe ich mir selbst die Mittelhand gebrochen, weil ich die Nase des Gegners nicht präzise genug getroffen habe, als der mit einem Messer auf einen Freund losging.
Ich habe die Situationen und die Kämpfe nicht gewollt, die ergaben sich einfach irgendwie. Einmal hätte ich auch alt ausgeshen, als ich es mit einem Dutzend Angreifer bei einem Konzert zu tun hatte.
da kam mir ein anwesender Freund zu Hilfe, der auch einen Dan im Karate hat. Zu zweit haben wir es tatsächlich geschafft, ohne weitere Blessuren als mein blaues Auge diese in die Flucht zu schlagen.
Wir wussten übrigens vorher beide nicht, das der andere auch Kampfsport gelernt hat. Danach mussten wir beide das Angebot des Veranstalters freundlich, aber bestimmt, ablehnen in Zukunft als Security bzw Bodyguard für ihn zu arbeiten.
Einmal, ganz früher noch, war ich mit ner Freundin in einer Disco. Ein Besoffener wollte unbedingt meine Freundin anbaggern. Wir beide haben ihm höflich erklärt, dass wir gerade wichtiges miteinander bereden. Als ich mich dann wieder meiner Freundin zuwandte, um ihr einen Kuss zu geben, holte der Typ aus und wollte mich schlagen. Er bekam einen harten Handballenstoss an sein Brustbein, flog einem Kellner vor die Füsse, der daraufhin sein volles Tablet verlor. Woraufhin dieser den Angreifer packte und aus der Disco warf. Meine Abwehr vorher wurde offensichtlich nicht mal von irgendjemand bemerkt, ich konnte einfach so mit meiner Freundin weiter knutschen.
Der letzte Vorfall war vor zwei Jahren. Da meinte ein Stalker, meine Mutter verfolgen zu dürfen.
Ich begleitete meine Mutter also öfter. Eine Zeitlang ging es gut. Dann kam er mutig näher und stellte sich in den Weg. Als ich ihn zur Rede stellte, griff er mich an, mit einem Messer.
Das Messer flog weg, er landete auf dem Boden in einem Haltegriff, und wurde dann von der Polizei abgeführt.
Klingt alles wie ein schlechter Karatefilm, ich weiss, und erwarte auch gar nicht, dass jemand das glaubt. Aber es ist wahr, und ohne meine Kenntnisse des traditionellen Taekwon Do wäre da vermutlich das eine oder andere mal Blut geflossen. Möglicherweise auch meins.
Da ich weiss, dass im normalen "modernen" Wettkampfsport unsere alten Werte nicht mehr gelehrt werden, die Philosophie schon gar nicht, plädiere ich hier, obwohl ich selbst schon lange nicht mehr selbst aktiv bin, dem Kampfsport als reines Mittel der Selbstverteidigung und der mentalen Stärkung wieder mehr Platz einzuräumen.