Nachrichten aus dem Iran.

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Cobra9
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

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Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Findulin

Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Findulin »

Cobra9 hat geschrieben:2- USA waren ein Partner des Abkommen unter anderen Staaten. Der Iran plus verbleibende Partner ist noch jeweils an das Abkommen gebunden da aktiv
Bißchen einseitig, die Vorstellung. Schließlich ist das Atomabkommen in der Hauptsache aus Sicht des Iran nur zustandegekommen, um den Druck aus den USA abzubauen. Das weiß jeder. Und jetzt sollen sie die "Kündigung" akzeptieren, die Sanktionen ertragen und trotzdem einseitig stille halten - schließlich gibt es ja noch einen Vertrag. So eine Konstruktion ist mit dem Gerechtigkeitsgefühl kaum zu vereinbaren.
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Cobra9
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Findulin hat geschrieben:(26 Dec 2019, 20:39)

Bißchen einseitig, die Vorstellung. Schließlich ist das Atomabkommen in der Hauptsache aus Sicht des Iran nur zustandegekommen, um den Druck aus den USA abzubauen. Das weiß jeder. Und jetzt sollen sie die "Kündigung" akzeptieren, die Sanktionen ertragen und trotzdem einseitig stille halten - schließlich gibt es ja noch einen Vertrag. So eine Konstruktion ist mit dem Gerechtigkeitsgefühl kaum zu vereinbaren.
1- Nachrichten Strang !

2- Ist es egal was Du fühlst. Fakt bleibt entweder der Iran hält gegenüber den verbleibenden Staaten im Vertrag seine Pflichten ein oder eben nicht.

Abkommen gilt weiterhin. Wenn der Iran es nicht mehr möchte muss Er aussteigen inklusive Folgen.
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Orbiter1
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Orbiter1 »

Heute beginnt ein 4-tägiges Seemanöver vor der Küste des Oman. Teilnehmer sind der Iran, Russland und China. Es geht um die Verbesserung der militärischen Zusammenarbeit für den Fall das ein gemeinsamer Gegner auf See bekämpft werden muss.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Findulin »

Ich darf trotz Nachrichtenstrang aber doch noch mal antworten, wenn es dann woanders weitergehen soll/kann, müssen wir halt wechseln. Außerrdem bringe ich meine Meinung im Zusammenhang mit einer Nachricht. Denke, das geht.
Cobra9 hat geschrieben:(27 Dec 2019, 08:34)


2- Ist es egal was Du fühlst. Fakt bleibt entweder der Iran hält gegenüber den verbleibenden Staaten im Vertrag seine Pflichten ein oder eben nicht.

Abkommen gilt weiterhin. Wenn der Iran es nicht mehr möchte muss Er aussteigen inklusive Folgen.
Es besteht eine Störung der Geschäftsgrundlage. Diese liegt vor, wenn sich Umstände, die zur Grundlage des Vertrags geworden sind, nach Vertragsschluss schwerwiegend verändert haben und die Parteien den Vertrag so nicht geschlossen hätte, wenn sie diese Veränderung vorausgesehen hätten. Es gilt dann nicht mehr der Grundsatz, dass Verträge grundsätzlich einzuhalten sind. Dies zu fordern, wäre treuwidrig. Iran kann daher Anpassung verlangen und muss daher seine geschuldeten Leistungen nicht einhalten.

Und genau das verlangt er: https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 18341.html: Mögliche Vertragsanpassung gegen Rückkehr und Aufhebung der Sanktionen.

Außerdem sind ja der Ausstieg und die Sanktionen der USA nicht "Verstößen" gegen das Atomabkommen geschuldet; es besteht da kein kausaler Zusammenhang. Sie stiegen aus, damit sie gleich wieder sanktionieren konnten. Haben sie ja auch getan. Verstöße brauchte es dafür nicht.
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Cobra9
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Findulin hat geschrieben:(27 Dec 2019, 19:20)

Ich darf trotz Nachrichtenstrang aber doch noch mal antworten, wenn es dann woanders weitergehen soll/kann, müssen wir halt wechseln. Außerrdem bringe ich meine Meinung im Zusammenhang mit einer Nachricht. Denke, das geht.



Es besteht eine Störung der Geschäftsgrundlage. Diese liegt vor, wenn sich Umstände, die zur Grundlage des Vertrags geworden sind, nach Vertragsschluss schwerwiegend verändert haben und die Parteien den Vertrag so nicht geschlossen hätte, wenn sie diese Veränderung vorausgesehen hätten. Es gilt dann nicht mehr der Grundsatz, dass Verträge grundsätzlich einzuhalten sind. Dies zu fordern, wäre treuwidrig. Iran kann daher Anpassung verlangen und muss daher seine geschuldeten Leistungen nicht einhalten.

Und genau das verlangt er: https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 18341.html: Mögliche Vertragsanpassung gegen Rückkehr und Aufhebung der Sanktionen.

Außerdem sind ja der Ausstieg und die Sanktionen der USA nicht "Verstößen" gegen das Atomabkommen geschuldet; es besteht da kein kausaler Zusammenhang. Sie stiegen aus, damit sie gleich wieder sanktionieren konnten. Haben sie ja auch getan. Verstöße brauchte es dafür nicht.

Wenn Du das so sehen möchtest von Mir aus. Seh Ich anders aber gibts ja :)

Nachrichten Strang de facto tippe ich Nachrichten
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Sieht aus als würde es im Iran die nächsten Tage nicht angenehm. Düstere Prognosen

https://www.spiegel.de/plus/iran-protes ... 0168667191


Ein Kampfjet von der iranischen Luftwaffe ist abgeschmiert

https://m.spiegel.de/politik/ausland/ir ... 02751.html


Spekulationen über Opfer des Regimes

https://www.t-online.de/nachrichten/aus ... -iran.html
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

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Ammianus
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

Schade das ein kaum einer wahrnimmt:

Mehr als die Hälfte der iranischen Wählerschaft hat der selbsternannten Revolutionsführung den Mittelfinger gezeigt. In Teheran ist wohl nur ein Drittel der Wahlberechtigten an die Urnen gegangen. Und das obwohl die Heiligkeit unserer Zeit, auch unter dem Namen Chamenei bekannt, die Wahlteilnahme zur religiösen Pflicht erklärt hat. Ob sich die Anhänger der islamischen Befreiungstheologie nun so wahnsinnig über ihren Sieg freuen darf bei so einem Zustandekommen fast bezweifelt werden.
Aber sie haben sich auch schon eine Ausrede ausgedacht. Es war die Corona-Virus-Propaganda des Westens, der viele Leute von den Urnen ferngehalten haben soll. Als DDR-Sozialisierten wundert mich das alles nicht und ich wünsche den Leuten dort, dass sie ihre Herren ohne viel Blut, am besten ganz ohne, und möglichst bald loswerden.
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zollagent
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von zollagent »

Ammianus hat geschrieben:(24 Feb 2020, 18:19)

Schade das ein kaum einer wahrnimmt:

Mehr als die Hälfte der iranischen Wählerschaft hat der selbsternannten Revolutionsführung den Mittelfinger gezeigt. In Teheran ist wohl nur ein Drittel der Wahlberechtigten an die Urnen gegangen. Und das obwohl die Heiligkeit unserer Zeit, auch unter dem Namen Chamenei bekannt, die Wahlteilnahme zur religiösen Pflicht erklärt hat. Ob sich die Anhänger der islamischen Befreiungstheologie nun so wahnsinnig über ihren Sieg freuen darf bei so einem Zustandekommen fast bezweifelt werden.
Aber sie haben sich auch schon eine Ausrede ausgedacht. Es war die Corona-Virus-Propaganda des Westens, der viele Leute von den Urnen ferngehalten haben soll. Als DDR-Sozialisierten wundert mich das alles nicht und ich wünsche den Leuten dort, dass sie ihre Herren ohne viel Blut, am besten ganz ohne, und möglichst bald loswerden.
Wer sagt, daß das niemand wahrgenommen hat? Es gibt von uns aus auch nicht viel dazu zu sagen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

zollagent hat geschrieben:(24 Feb 2020, 18:22)

Wer sagt, daß das niemand wahrgenommen hat? Es gibt von uns aus auch nicht viel dazu zu sagen.
Ich sage das, weil es in Nachrichtensendungen sowohl tagesschau als auch nt-v nur als Lauftext oder im Bildschirmtext aber nicht als gesprochene Meldung vorkamen während über die Wahl selbst am Wahltag berichtet wurde.

Nachtrag:

"kaum einer" und "niemand" ist ein Unterschied. Dein "niemand" ist eine Verfälschung meiner Aussage ohne die dein Zeugs keinen Sinn machen würde. Warum, so frage ich mich, hast du so was nötig?
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Orbiter1
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Orbiter1 »

Ammianus hat geschrieben:(24 Feb 2020, 18:19)


Aber sie haben sich auch schon eine Ausrede ausgedacht. Es war die Corona-Virus-Propaganda des Westens, der viele Leute von den Urnen ferngehalten haben soll.
Der Iran hat nach China die meisten Toten durch den Corona-Virus zu beklagen und die Türkei und der Irak haben bereits ihre Grenzen zum Iran geschlossen. Durch die massiven Sanktionen sind die medizinischen Fähigkeiten stark eingeschränkt. Das ist auch im Iran bekannt. Ich wäre da auch nicht zur Wahl gegangen, auch wenn der Ajatollah von religiöser Pflicht spricht.
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Vongole
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Vongole »

Orbiter1 hat geschrieben:(24 Feb 2020, 18:42)

Der Iran hat nach China die meisten Toten durch den Corona-Virus zu beklagen und die Türkei und der Irak haben bereits ihre Grenzen zum Iran geschlossen. Durch die massiven Sanktionen sind die medizinischen Fähigkeiten stark eingeschränkt. Das ist auch im Iran bekannt. Ich wäre da auch nicht zur Wahl gegangen, auch wenn der Ajatollah von religiöser Pflicht spricht.
Wundert mich nicht, dass Sie das im Gegensatz zur iran. Bevölkerung so sehen. Nachrichten über das Virus und bereits bestehende Erkrankungen wurden übrigens unterdrückt und zensiert.

Einige Tage vor den Parlamentswahlen wurde das Ergebnis einer Umfrage der Teheraner Universität veröffentlicht. Nur 24 Prozent der Befragten in der Hauptstadt Teheran hatten sich bereit erklärt, an den Wahlen teilzunehmen. 93 Prozent hatten angegeben, mit der allgemeinen Situation des Landes und der Staatsführung nicht zufrieden zu sein. Das eigentlich Neue an diesen Nachrichten ist, dass sie ausgerechnet von der Nachrichtenagentur FARS verbreitet werden: einer staatlichen Agentur also, die sich offensichtlich nicht mehr scheut, Informationen zu verbreiten, die dem Regime nicht gefallen dürften.
https://iranjournal.org/wirtschaft/iran ... len-2020-2

Lesenswerter Artikel, wenn man sich für Wirklichkeit statt Propaganda interessiert.
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imp
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von imp »

Ammianus hat geschrieben:(24 Feb 2020, 18:19)

Schade das ein kaum einer wahrnimmt:

Mehr als die Hälfte der iranischen Wählerschaft hat der selbsternannten Revolutionsführung den Mittelfinger gezeigt. In Teheran ist wohl nur ein Drittel der Wahlberechtigten an die Urnen gegangen. Und das obwohl die Heiligkeit unserer Zeit, auch unter dem Namen Chamenei bekannt, die Wahlteilnahme zur religiösen Pflicht erklärt hat. Ob sich die Anhänger der islamischen Befreiungstheologie nun so wahnsinnig über ihren Sieg freuen darf bei so einem Zustandekommen fast bezweifelt werden.
Aber sie haben sich auch schon eine Ausrede ausgedacht. Es war die Corona-Virus-Propaganda des Westens, der viele Leute von den Urnen ferngehalten haben soll. Als DDR-Sozialisierten wundert mich das alles nicht und ich wünsche den Leuten dort, dass sie ihre Herren ohne viel Blut, am besten ganz ohne, und möglichst bald loswerden.
Die Wahlergebnisse werden von denen gemacht, die hingehen. Ich kann gut verstehen, dass man aus den verschiedensten Gründen - einige nennst du - lieber nicht zur Wahl geht. Niedrige Wahlbeteiligung ist aber genau wie hohe per se keine Aussage.
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Ammianus
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2020, 19:22)

Die Wahlergebnisse werden von denen gemacht, die hingehen. Ich kann gut verstehen, dass man aus den verschiedensten Gründen - einige nennst du - lieber nicht zur Wahl geht. Niedrige Wahlbeteiligung ist aber genau wie hohe per se keine Aussage.
Doch, auf jeden Fall und hier ganz besonders. Durch Wahlboykott durch einen hier gewaltigen Teil der Bevölkerung wird deren Ablehnung des Regimes mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Und wenn dann auch noch das sogenannte „Revolutionsoberhaupt“ Wahlteilnahme zur religiösen Pflicht erklärt, in einem Land, das sich selbst als „Islamische Republik“ versteht und mehr als die Hälfte der Leute zu Hause bleibt, dann ist das ein sehr wichtiges Statement.

Und ich habe nicht umsonst auf die DDR verwiesen. Hier war es der verdeckte Terror der Herrschenden, der ein fast 99 prozentige Wahlbeteiligung erzwang. Wobei das dortige Zettelfalten mit Wahlen nun überhaupt nichts zu tun hatte. Die Kommunisten feierten dieses verlogene Ergebnis dann als Ausdruck einer angeblich „politisch-moralischen Einheit“ der DDR-Insassen. Und als bei den letzten Scheinwahlen im Frühjahr 89 in manchen Wahllokalen nur 95 Prozent der Wahlberechtigten erschienen, war es Anlass für ihre stümperhaften Fälschungen über die dann zu einer weiteren Stolperfalle wurden.

Wie schon geschrieben: Die Iraner haben in einer deutlichen Mehrheit den Mullahs den Mittelfinger gezeigt. Gleichzeitig sind dadurch natürlich die Hardliner und Konservativen - was man dort unter „konservativ“ versteht, kann man beim Lesen z.B. des Iranischen Strafgesetzes erfahren - zu absoluten Beherrschern des Parlaments geworden. Schärfer kann der Gegensatz zwischen Machthabern und dem größten Teil der Bevölkerung nicht werden.
Mal sehen wie es weitergeht. Und noch mal: Schade, dass das in unserer Berichterstattung im Moment etwas untergeht.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

Vongole hat geschrieben:(24 Feb 2020, 19:05)

Wundert mich nicht, dass Sie das im Gegensatz zur iran. Bevölkerung so sehen. Nachrichten über das Virus und bereits bestehende Erkrankungen wurden übrigens unterdrückt und zensiert.

Einige Tage vor den Parlamentswahlen wurde das Ergebnis einer Umfrage der Teheraner Universität veröffentlicht. Nur 24 Prozent der Befragten in der Hauptstadt Teheran hatten sich bereit erklärt, an den Wahlen teilzunehmen. 93 Prozent hatten angegeben, mit der allgemeinen Situation des Landes und der Staatsführung nicht zufrieden zu sein. Das eigentlich Neue an diesen Nachrichten ist, dass sie ausgerechnet von der Nachrichtenagentur FARS verbreitet werden: einer staatlichen Agentur also, die sich offensichtlich nicht mehr scheut, Informationen zu verbreiten, die dem Regime nicht gefallen dürften.
https://iranjournal.org/wirtschaft/iran ... len-2020-2

Lesenswerter Artikel, wenn man sich für Wirklichkeit statt Propaganda interessiert.
Ich fand schon kreativ, was Studenten machen, als endlich zugegeben wurde, wär das Flugzeug abgeschossen hatte. Bei Anhängern des Regimes ist es ja ein beliebtes Propagandaelement amerikanische und israelische Fahnen zu verbrennen oder auf diesen frenetisch zu trampeln. Und dann gingen die jungen Menschen im Gänsemarsch um diese groß aufgemalten Fahnen herum. Ein mehr als deutliches Zeichen. Und auch mutig. Denn die Videos davon sind öffentlich und niemand weiss, was Basidji und Pasdaran da so alles sammeln.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von imp »

Ammianus hat geschrieben:(24 Feb 2020, 20:35)

Doch, auf jeden Fall und hier ganz besonders. Durch Wahlboykott durch einen hier gewaltigen Teil der Bevölkerung wird deren Ablehnung des Regimes mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Und wenn dann auch noch das sogenannte „Revolutionsoberhaupt“ Wahlteilnahme zur religiösen Pflicht erklärt, in einem Land, das sich selbst als „Islamische Republik“ versteht und mehr als die Hälfte der Leute zu Hause bleibt, dann ist das ein sehr wichtiges Statement.

Und ich habe nicht umsonst auf die DDR verwiesen. Hier war es der verdeckte Terror der Herrschenden, der ein fast 99 prozentige Wahlbeteiligung erzwang. Wobei das dortige Zettelfalten mit Wahlen nun überhaupt nichts zu tun hatte. Die Kommunisten feierten dieses verlogene Ergebnis dann als Ausdruck einer angeblich „politisch-moralischen Einheit“ der DDR-Insassen. Und als bei den letzten Scheinwahlen im Frühjahr 89 in manchen Wahllokalen nur 95 Prozent der Wahlberechtigten erschienen, war es Anlass für ihre stümperhaften Fälschungen über die dann zu einer weiteren Stolperfalle wurden.
Ich denke, da machst du dir was vor. Die Iraner sind nun mal nicht die DDR. Auch, wenn du offenbar in jedes Thema deine Kommunisten reinbringen musst - die Iraner haben überhaupt keine Scheu davor, in ihren offiziellen Staatskanälen auch über offenkundige Probleme und Misserfolge zu referieren - natürlich mit dem entsprechenden Spin. Mir scheint, der Iran liegt gar nicht in Ostdeutschland.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2020, 21:30)

Ich denke, da machst du dir was vor. Die Iraner sind nun mal nicht die DDR. Auch, wenn du offenbar in jedes Thema deine Kommunisten reinbringen musst - die Iraner haben überhaupt keine Scheu davor, in ihren offiziellen Staatskanälen auch über offenkundige Probleme und Misserfolge zu referieren - natürlich mit dem entsprechenden Spin. Mir scheint, der Iran liegt gar nicht in Ostdeutschland.
Du verstehst es nur nicht, weil dir vielleicht die Erfahrung fehlt in einer ideologisch beherrschten Diktatur gelebt zu haben. Das ist das grundlegend Verbindende neben all den Unterschieden die du hättest erkennen können, wenn du gelesen hättest was ich schrieb.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von imp »

Ammianus hat geschrieben:(24 Feb 2020, 21:47)

Du verstehst es nur nicht, weil dir vielleicht die Erfahrung fehlt in einer ideologisch beherrschten Diktatur gelebt zu haben.
Ich kann nicht sagen, dass mir solche Erfahrung fehlt. Ich kann gut drauf verzichten.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Ammianus »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2020, 21:49)

Ich kann nicht sagen, dass mir solche Erfahrung fehlt. Ich kann gut drauf verzichten.
Man könnte auch sagen, du solltest froh sein, sie nicht gemacht zu haben.

Aber wie auch immer. Der Tag wird kommen, an dem der Iran wieder eine ganz normale Republik wird. Und dann können dort Potentiale genutzt werden. Tausende junger gebildeter Iraner verlassen das Land jährlich, da sie keine Lust haben sich ihr Leben von asozialen Fellfressen diktieren zu lassen. Aber wenigstens können sie gehen - jedenfalls meistens ohne das missbrauchte Idioten ihnen in den Rücken schießen.

Aber wer hätte am Neujahrstag 89 gedacht, dass es 365 Jahre später ein ganz anderes Silvester geben wird.
Und eigentlich sind das Erlebnisse und Erfahrungen, die auch ihren Wert haben.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Vongole »

Der Iran verweigert der UN-Aufsichtsbehörde IAEA den Zutritt zu Anlagen des Atomprogramms:

VIENNA: The U.N. watchdog policing Iran's troubled nuclear deal with major powers admonished Tehran Tuesday for failing to answer its questions about past nuclear activities at three sites and for denying it access to two of them.
Reuters first reported Monday that the IAEA planned to issue a second report in addition to its regular quarterly update on Iran's nuclear activities, rebuking Iran for less than full cooperation in general and for failing to grant U.N. inspectors access to one or more sites of interest.

https://www.dailystar.com.lb/News/Middl ... sites.ashx

Bin mal auf die Reaktionen aus Europa gespannt, im Augenblick kommt da nichts. Wahrscheinlich sucht man noch nach wohlfeilen Erklärungen.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Juan »

Cobra9 hat geschrieben:(18 Apr 2020, 11:18)

Ein Virus Radar aus dem iran


https://www.bz-berlin.de/welt/corona-ra ... -erfindung
Vielleich teine Art Infrarot/Wärmemesstechnik? :|
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Juan »

Juan hat geschrieben:(18 Apr 2020, 13:16)

Vielleicht eine Art Infrarot/Wärmemesstechnik? :|
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Fuerst_48 »

Cobra9 hat geschrieben:(18 Apr 2020, 11:18)

Ein Virus Radar aus dem iran


https://www.bz-berlin.de/welt/corona-ra ... -erfindung
Bestimmt steckt Ali Reza dahinter, der Sohn vom Schah-in-Schah....
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Sungawakan »

Wieso läuft der Strang unter Arabische Welt und nicht unter Asien? Das ist ja so, als liefe Irland unter Großbritannien.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Juan hat geschrieben:(18 Apr 2020, 13:16)

Vielleich teine Art Infrarot/Wärmemesstechnik? :|
In der Quelle steht funktioniert nicht
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Juan »

Cobra9 hat geschrieben:(18 Apr 2020, 16:53)

In der Quelle steht funktioniert nicht
Ja, mit einem Magnetfeld wohl kaum möglich... Aber eine Wärmebildkamera könnte das.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Juan hat geschrieben:(18 Apr 2020, 20:58)

Ja, mit einem Magnetfeld wohl kaum möglich... Aber eine Wärmebildkamera könnte das.
Das kann man pauschal nicht sagen. China hat viel getestet und verworfen inklusive dessen. Ist aber wieder komplett komplex
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Wenn Religion den effektiven Kampf gegen dass Coronavirus behindert

https://www.nytimes.com/2020/04/14/worl ... HvQ6n9a2sI


Und wenn nichts weiterhilft das sind Israel und der Iran schuld


https://www.jpost.com/Diaspora/Antisemi ... est-624646
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Eben mal so verschwinden 5 Milliarden

https://m.dw.com/de/iran-f%C3%BCnf-mill ... a-53294849
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Cobra9 »

Ja sowas die Raketen wo Saudi Arabien erwischt haben kommen aus dem Iran. Welch Überraschung

Info der UN

https://www.aljazeera.com/news/2020/06/ ... 00642.html
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Tom Bombadil »

Kryptowährungen: Chinesische Miner erobern Iran mit Stromausfällen
https://www.computerbase.de/2021-02/bit ... iner-iran/
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Alexyessin hat geschrieben:(20 Nov 2019, 04:25)

Ob das wirklich nur an den Sanktionen liegt, wag ich zu bezweifeln. Es rumort in Persien schon länger - wie war das vor ein paar Jahren mit dem Gegenkandidaten zum Präsidenten und die Demonstrationen dazu?
Die Proteste im November 2019 hatten vor allem mit der ökonomischen Lage im Iran zu tun. Der Benzinpreis wurde von heute auf morgen erhöht und man hat dadurch selbst die größten Proteste seit der Revolution 79 ausgelöst. Landesweit und ohne Ankündigung kostete der Sprit plötzlich mehr und die Regierung war schuld. Der Punkt war, dass die Benzinpreiserhöhung - die selbst für iranische Verhältnisse minimal und tragbar war, hatte die Angst vor Inflation ausgelöst, welche nach dem erneuten Verhängen der Sanktionen unter Trump stark gestiegen war. Und zwar durchaus in einer Art und Weise, wie das sonst eigentlich nicht üblich war. Das führt dann dazu, dass natürlich die Lebenserhaltungskosten schneller steigen als die Löhne, was gerade für den Großteil der Bevölkerung, der von 100 Euro im Monat oder weniger lebt, natürlich zu großen Existenzängsten führt. Und das halt alles von einem Tag auf den anderen und überall im Land gleichzeitig.

Man hat dann das Internet abgeschaltet, landesweit und damit so noch nie dagewesen, und die Revolutionsgarden haben auf diese Weise überall gleichzeitig die Proteste niederschlagen können. In bestimmten Regionen kam es dabei zu Massakern, vor allem in Khuzestan als Demonstranten bewaffnet aufgetreten sind und die Revolutionsgarden da dann wie in Syrien die Stadt mit Panzern gestürmt haben.
https://en.wikipedia.org/wiki/Mahshahr_massacre

Darum ist der Iran jetzt auch sehr motiviert die ökonomische Lage im Land zu verbessern, weil die Inflation weiterhin hoch ist und Corona auch im Iran große Schäden verursacht. Es kann im Grunde jederzeit wieder losgehen mit Protesten. Vor allem nach Corona wenn beispielsweise die Unis wieder aufmachen.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

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Die IRI lässt seit der Revolution immer mal wieder für sich demonstrieren. Am Jahrestag der Islamischen Revolution, am al-Quds-Tag oder auch zu speziellen Anlässen, wie wenn man einen Volksaufstand niedergeschlagen hat oder natürlich die erfolgreichste Demo, nach dem Tod von Qassem Sulaimani. Gestern war mal wieder der Jahrestag der Revolution und in Zeiten von Corona kam man dann zu der Lösung, dass die Leute auf Motorrädern und Fahrrädern demonstrieren sollen, damit so der Mindestabstand eingehalten werden kann.
Struggling with the region’s worst outbreak of the coronavirus, Iran is marking the anniversary of the country’s 1979 Islamic Revolution on Wednesday on wheels — cars, motorcycles, bicycles — instead of traditional rallies and marches.

Tens of thousands were expected to drive through cities and towns as part of the manifestations after the government decided to replace traditional rallies and demonstrations with motorcades.[...]
‘Death to Israel’ on wheels: Iran marks 1979 revolution anniversary

[youtube][/youtube]

Es wirkt auf jeden Fall so, als wäre deutlich weniger los als normalerweise. Kann man sich dann überlegen ob es nur an Corona liegt und diesem Format des Demonstrierens oder auch daran, dass die Unterstützung im Moment nicht so umfangreich ist.
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Um mal ein wenig zu verdeutlichen, in welcher Position die Iraner sich eigentlich befinden im Moment. Im Mai 2018 hat Trump die Sanktionen wieder eingesetzt und damit eine schwere Wirtschaftskrise im Iran ausgelöst. Dabei geht es vor allem um zwei Sachen. 1. Die Inflation, die Staat und Bevölkerung gleichermaßen trifft und zu sozialen Unruhen führt sowie 2. fehlendes Einkommen für den iranischen Staat durch Wegbrechen der Ölverkäufe, was eine Budgetkrise ausgelöst hat.

Im Iran sind die Preise gemessen in ausländischen Währungen recht stabil. Der Burger mit Pommes in der Shopping-Mall im Norden Teherans der vor 2-3 Jahren 5 Euro gekostet hat, kostet immer noch 5 Euro. Nur waren 5 Euro im April/Mai 2018 300 000 Rial, aktuell sind 5 Euro etwa 1 500 000 Rial. Entsprechend lässt sich aus der Entwicklung des tatsächlichen Wechselkurses imho recht gut ablesen, wie sich die Inflation mittelfristig entwickelt:
https://bonbast.com/graph/eur/2018-01-01/2021-02-13, wahre Wechselstubenpreise vor Ort liegen immer ca. 10 000-20 000 Rial darunter

Und dort sehen wir einen ersten Verfall der Währung in den Monaten nach dem erneuten Einsetzen der Sanktionen im Mai 2018, ehe sich die Lage etwas stabilisierte und ein erneuter Verfall der Währung jetzt während der Coronakrise ab März 2020. Wenn wir sagen Ende Februar 2020 150 000 für den Euro und aktuell 300 000 für den Euro waren 100 Mio Rial im Februar 666,67 Euro wert und aktuell 333,34 Euro. Der iranische Rial hat nach aktuellem Stand, während der Coronakrise nochmal ca. 50% an Wert verloren und entsprechend sind die Preise gestiegen. Es hat im Iran in den letzten Jahrzehnten immer hohe Inflation gegeben, aber das ist auch für den Iran nicht normal.

Das ist ein Problem, weil im Iran seit jeher ein Großteil der Bevölkerung arm ist. Das war auch schon vor der Revolution 79 so und hat sich seitdem grundsätzlich nicht geändert. Aus dem Grund sind viele Alltagsgüter wie Brot und Benzin im Iran stark subventioniert, weil anders die öffentliche Ordnung überhaupt nicht aufrecht zu erhalten wäre, und zwar komplett unabhängig davon wer die Herrschaft ausübt. Wenn man sich fragt, von welcher Größenordnung man da redet. Es geht je nachdem was „arm“ bedeutet um Zahlen von 15-20%, ein Drittel oder bis weit über die Hälfte der Bevölkerung. Das ist im Iran einfach so und die Reduktion von Armut ist ein ganz zentraler Punkt im ideologischen Programm der Islamischen Republik. Es gibt große Stiftungen wie die Imam Khomeini Relief Foundation und die Mostazafan Foundation, welche nach der Revolution gegründet wurden um den Bedürftigen zu helfen. Das ist so ein wenig die Version der IRI eines Sozialstaates, ohne die das Land auch völlig unregierbar wäre. Wobei diese Stiftungen lediglich 50%(?) ihrer Ausgaben für wohltätige Zwecke ausgeben müssen und darüber hinaus z.B. dazu dienen Gefolgsleute zu belohnen und entsprechend von den USA mit Sanktionen belegt wurden. Dazu gibt es noch die Sozialversicherung, die bereits bei der Revolution bestanden hat. Aber Subventionen und Sozialhilfen können am Ende nichts an der grundsätzlichen Lage ändern, dass die iranische Wirtschaft einen sehr erheblichen Teil der Bevölkerung nicht mit Jobs und einem Einkommen versorgen kann, welches diese nicht zur Armut verurteilt. Nach meiner eigenen Erfahrung reden wir hier von Leuten, die 100-150 Euro oder weniger im Monat verdienen und davon dann Auto, Kranken- und Sozialversicherungen, Essen, Wohnung und Kinder finanzieren sollen. Und diese Leute erleben dann, dass die Währung innerhalb von ein paar Monaten 50% an Wert verliert und Sozialhilfen und Gehälter natürlich nur nachträglich und womöglich nur zum Teil angepasst werden. Die Kaufkraft sinkt so Stück für Stück, gerade für diejenigen am unteren Ende der sozialen Leiter. Und die daraus entstehende Unzufriedenheit, dass das eigene Geld ständig weniger und weniger wert ist und man beständig ökonomisch unter Druck steht, lässt ein Potenzial für politische Unruhen entstehen.
Deepening Poverty Threatens the Social Contract in Iran
Statistics Suggest Half Of Iranians Living In Poverty
Spiralling poverty in Iran adds to pressure on regime
35 percent of Iranians are on the brink of malnutrition (das sind übrigens Zahlen von der Forschungsstelle des iranischen Parlaments und nichts was sich irgendein ausländischer Think Tank ausgedacht hat!)
With poverty and economic woes growing, unrest looming in Iran

Der zweite Punkt ist das im Iran durch die Sanktionen erneut die Einnahmen aus den Ölverkäufen weggebrochen sind und Investitionen aus Europa und China, die sich nach dem Abschluss des Atomabkommens angekündigt haben, dann nicht erfolgt sind. Die Iraner müssen einsehen, dass auch Länder wie Russland und China, die Gegner der USA auf der weltpolitischen Bühne sind, nicht bereit sind für Geschäfte mit dem Iran ins Visier von US-Sanktionen zu geraten. Darum konnte man nur wenig Öl verkaufen. Käufer sind Länder wie Venezuela, Syrien, Nordkorea oder wie kürzlich hier im Forum hingewiesen auch der Schwarzmarkt in den USA. Der Preis pro Barrel dürfte dabei weit unter dem Marktpreis liegen. Auch können durch die Sanktionen die Iraner auf ihr Geld außerhalb des Landes nicht zugreifen, weil die dortigen Banken Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch die USA haben müssen.

Der Fall Südkorea zeigt, wie das konkret gelaufen ist. Vor den Sanktionen durch Trump hatte Südkorea mit dem Iran gehandelt und man hat Südkorea Öl verkauft und dafür Fertigprodukte aller Art bezogen. Da eine entsprechende Ausnahmegenehmigung der USA abgelaufen ist haben die Südkoreaner ab Mai 2019 kein Öl mehr gekauft und im September 2019 war man gezwungen das Vermögen in zwei südkoreanischen Banken einzufrieren, damit diese nicht wegen Verstoß gegen US-Sanktionen bestraft werden. South Korea responds angrily to Iran threats over frozen assets Das haben die Iraner dann nicht dabei bewenden lassen und haben Anfang Januar den koreanischen Öltanker im Golf festgesetzt und die Besatzung in Gewahrsam genommen. Es kam dann zu diplomatischen Kontakte auf höchster Ebene, aber die Südkoreaner konnten halt auch nichts weiter sagen, als das sie durch die USA nicht in der Lage sind die 7 Milliarden US-$ zurück zu geben. Mittlerweile wurde die Besatzung freigelassen, aber der Öltanker ist immer noch im Iran. Man überlegt jetzt inwiefern die Mittel womöglich für den Kauf von humanitären Hilfsgütern verwendet werden könnten oder für Impfstoffe bei Covax. Die USA haben immer mal wieder Ausnahmen für die Sanktionen zugelassen für diese Sachen. (South Korea and Iran remain split over tanker seizure issue)

Die Iraner versuchen in den letzten Jahren verzweifelt an ausländische Devisen zu kommen. Der aktuelle irakische Premierminister kam ins Amt durch einen Deal zwischen Iran und die USA, das die Iraner ihn als Premier akzeptieren und ihre Verbündeten im Irak anweisen ihn nicht zu verhindern, während die USA zusicherten nicht einzuschreiten, wenn in Europa eingefrorene iranische Gelder freigegeben werden. Es soll sich dabei um 1,6 Milliarden US-$ in Luxemburg gehandelt haben, welche ein dortiges Gericht den Iranern zugesprochen hatte. REVEALED: The secret US-Iran deal that installed Kadhimi in Baghdad. Der Versuch des Iran einen Kredit von 5 Milliarden US-$ bei der IMF aufzunehmen, im Rahmen eines Programms Finanzmittel für die Bekämpfung der ökonomischen Schäden des Coronavirus, wurde nach iranischen Aussagen von den USA verhindert. Iran's Rouhani Says US Blocking $5 Billion IMF Loan To Fight COVID

Um diese Zahlen mal in ein Verhältnis zu setzen: das offizielle Staatsbudget des Iran lag zuletzt zumeist bei ca. 40 Milliarden US-$ Dollar. Wobei das nicht wirkliche alle Ausgaben des Systems umfasst. Beispielsweise sind bei dieser Zahl gerade mal 6-7 Milliarden für die Revolutionsgarden zugeordnet (knapp 3 Milliarden für die Armee/Artesh) und selbstverständlich ist das tatsächliche Budget der Revolutionsgarden weit höher als das. Dazu kommen dann immer noch Einnahmen und Ausgaben der frommen Stiftungen die von den Revolutionsgarden kontrolliert werden. Hier ist dann keine klare Grenze zu ziehen zwischen Staat, Revolutionsgarden und Wirtschaftsunternehmen. Überhaupt werden im Iran viele Aufgaben des Staates durch säkulare NGOs und religiöse Stiftungen übernommen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Bonyad
Iran’s Defense Spending

Dies trägt dann auch dazu bei, dass die iranische Regierung nur 1/3 ihrer Einnahmen aus Steuern bekommt, weil natürlich die Revolutionsgarden oder fromme Stiftungen wie die oben genannten oder allgemein wer Einfluss und Macht besitzt, im Iran keinerlei Steuern zahlt. Die Öleinnahmen können das ausgleichen, aber die sind zuletzt größtenteils weggefallen, weswegen man jetzt natürlich ein Problem hat und was erklärt, warum man so verzweifelt nach ausländischen Devisen sucht.
Dazu wird im Budget natürlich in der iranischen Währung gerechnet und man konnte in den letzten Jahren feststellen, dass das offizielle Staatsbudget nicht so schnell gestiegen ist wie die Inflation, nach absoluten Zahlen also geschrumpft ist. Dazu braucht es natürlich ständig neue Nachtragshaushalte und beständig müssen die Löhne und Renten erhöht werden, im jüngsten Budget für 2021/22 wurde alles pauschal um 50% erhöht und im Laufe des Jahres kommt da sicher mehr dazu. Die Inflation betrifft die Mitarbeiter in den staatlichen Behörden natürlich genauso wie den Rest der Bevölkerung.
A Look at Iran’s 2020-2021 Budget
Iran's Crisis Budget
The Revolutionary Guards' Outsize Share of Iran's Next Budget
Iran outlines budget to resist U.S. sanctions as oil exports plunge

In Erwartung einer Einigung mit den USA haben die Iraner auch schon die Ölproduktion hochgefahren und im neuesten Budget wird mit stark steigenden Öleinnahmen gerechnet. Das heißt die iranische Regierung hat damit bereits Anfang Dezember ein Budget vorgelegt, das von einem Ende der Sanktionen in 2021 ausgeht und optimistische Annahmen über Ölverkäufe macht.
Iran's Draft Budget Is Based On Assumption Of An End To US Sanctions
Iran’s oil exports rise in January despite sanctions – trackers
A fragile budget (2 Mitglieder des iranischen Parlaments kritisieren das kommende Budget im Artikel in iranischer Zeitung)

Das ist der Hintergrund vor dem die Iraner nun ihre Verhandlungen mit den USA führen und warum sie ziemlich motiviert sind, dass die USA ihre Sanktionen schnellstmöglich wieder aufheben. Die Proteste im November 2019 nachdem man den Benzinpreis leicht angehoben hat, was die Unzufriedenheit mit der Inflation zum Vorschein kommen ließ, dürften auch dem Letzten im System deutlich gemacht haben, wie groß die Unzufriedenheit unter der armen Bevölkerung ist, welche einen erheblichen Teil, womöglich sogar die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen dürften und eigentlich vom Regime als potenzielle Unterstützer umworben werden. Die Aussage des Geheimdienstministers, dass man durch die Sanktionen womöglich wie eine in die Ecke gedrängte Katze um sich schlagen und doch eine Atombombe entwickeln könnte, sagt viel darüber aus, für wie schlimm man die Sanktionen einschätzt. Eine Revolutionsgardenzeitung hat ihn ja dann für diese Aussagen ermahnt und gemeint, dass auch eine Atombombe einen Kollaps des Systems nicht verhindern könnte. Auch Zarif sprach davon, dass das Ziel der Sanktionen offenbar der Kollaps des Systems sei. Gerade nach dem erneuten Verfall der Währung während der Coronakrise muss das System eine Verbesserung der Lage herbeiführen oder zumindest einen Weg aus der Krise aufzeigen, will man nicht erneute Unruhen heraufbeschwören. Ob diese dann wirklich zum Erfolg führen würden ist dann wieder eine andere Sache. Aber es ist schon klar, dass die derzeitige Situation für die Islamische Republik auf Dauer untragbar ist.

Ein Ende der Sanktionen würde dann auch neue Perspektiven eröffnen für Investitionen aus Europa, aber vor allem auch China. Es ist offenbar eine gemeinsame Stellungnahme von China und dem Iran in Arbeit über vertiefte wirtschaftliche Zusammenarbeit und Investitionen der Chinesen in Höhe von bis zu 400 Milliarden US-$ im Iran. Die Chinesen sehen den Iran dabei ein Partner ihrer neuen Seidenstraßeninitiative, mit dem man allein durch seine geographische Lage zusammen arbeiten muss. Diese Partnerschaft würde auch militärische Kooperation umfassen, wobei die Stationierung chinesischen Militärs am Golf, wie mal gemutmaßt wurde, allein schon angesichts der Einstellungen im Iran zu dieser Frage doch ziemlich unwahrscheinlich ist. Man sollte das Ganze aber auch nicht überbewerten, weil China enge Handelsbeziehungen mit allen Ländern in der Region anstrebt und die Partnerschaft mit dem Iran keineswegs umfangreicher oder privilegierter ist als die mit Saudi Arabien und anderen Ländern. Der Iran dürfte ebenfalls gute Beziehungen mit möglichst vielen Ländern anstreben um am Ende nicht doch noch als chinesischer Vasallenstaat zu enden und ohnehin europäische Investitionen bevorzugen.
Iran-China 25-year Cooperation Program
China Won’t Rescue Iran (geschrieben von jemanden, der lange im Iran gefangen gehalten wurde)
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Khamenei gilt seit Jahren als gesundheitlich angeschlagen. Er wird im April 82 Jahre alt und ist damit sogar 3 1/2 Jahre älter als Joe Biden. Über seine Nachfolge wird daher schon länger spekuliert. Es gibt sogar schon einen Wikipedia-Artikel dazu: Next Supreme Leader of Iran election. Der Revolutionsführer wird vom Expertenrat gewählt und es wird dann auch schon wie bei der Wahl von Khamenei viel von den unmittelbaren Umständen abhängen, unter denen die Wahl stattfindet. Damals hatte Rafsanjani mehr oder weniger im Alleingang Khamenei das Amt verschafft:
[youtube][/youtube]

Wie auf Wikipedia steht wurde im Expertenrat von einem Gremium bestehend aus drei seiner Mitglieder über die Frage diskutiert, aber noch nichts groß entschieden. Es wurde zwischenzeitlich auch mal darüber nachgedacht, ob man das Amt des Revolutionsführers nicht aufteilen könnte und statt eines Revolutionsführers drei zu haben. Auf diese Weise könnten verschiedene Strömungen gleichermaßen repräsentiert sein und man müsste nicht den einen perfekten Kandidaten finden, mit dem alle gleichermaßen zufrieden sind.

Ein Kandidat wäre Mojtaba Khamenei. Jetzt im Januar hat jemand Leute dafür bezahlt, dass sie Plakate aufhängen, welche den Machtanspruch von Mojtaba Khamenei zu formulieren scheinen. Das ist aber so eine Sache, weil die IRI keine Erbmonarchie sein soll und Mojtaba beim besten Willen nicht das religiöse Standing hat als herausragender schiitischer Geistlicher zu gelten, was der Revolutionsführer ja eigentlich sein soll. Das ist ja der Grundgedanke beim Velayat-e Faqih. Aber sein Vater scheint ihn zu favorisieren und er hat eine eigene Machtbasis im System.
Wird Iran zur Erbmonarchie? Mojtaba Khamenei greift nach der Macht
https://www.nzz.ch/international/iran-d ... ld.1597853

Iran's Supreme Leader: Who might succeed Ali Khamenei?
https://www.bbc.com/news/world-middle-east-55257059
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Bolero »

Sie starb an einem Schlaganfall kurz vor dem Galgen: Tote Frau im Iran gehängt
Obwohl sie bereits tot war, zeigten die Henker keine Gnade ...
Im Iran ist eine tote Frau gehängt worden, nachdem sie vor dem Galgen mit einem Schlaganfall zusammengebrochen war. Nach Angaben ihres Anwalts hatte Zahra Esmaili zuvor zusehen müssen, wie 16 Männer vor ihr gehängt wurden.
https://www.bild.de/politik/ausland/pol ... .bild.html

Darauf ein paar Bussies und eine tiefe, devote Verbeugung, nicht wahr Herr Steinmeier!
“Wir leben im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat”
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Die letzten Tage kam es zu Protesten und Auseinandersetzungen zwischen Benzinschmugglern in Baluchistan, im Südosten des Landes an der Grenze zu Pakistan und den Revolutionsgarden. Benzin ist wie man weiß im iran stark subventioniert und wird mit Gewinn in die benachbarten Länder geschmuggelt, was in der Region der gewinnbringendste Wirtschaftszweig ist, den es gibt (abgesehen vom Opiumschmuggel). In manchen Berichten werden Leuten interviewt, dass mittlerweile schon mehrere Generationen dem Benzinschmuggelgeschäft nachgehen. Dem iranischen Staat gefällt das natürlich nicht, aber wenn man es wirklich zu 100% unterbinden würde, würde es sofort einen provinz-weiten Aufstand in der Region geben. Das schafft einen unlösbaren Konflikt und kürzlich kam es zu Meinungsverschiedenheiten lokaler Benzinschmuggler und ihrer Familien mit den Revolutionsgarden mit dem Endergebnis, dass letztere auf erstere geschossen haben, ein Dutzend Schmuggler dabei getötet wurden, und erstere dann ein Regierungsgebäude(?) und eine Revolutionsgardenbasis(?) angegriffen haben. Man hat dann wie bei Protesten in den letzten Jahren das Internet in der Region abgeschaltet, es soll aber weiter Unruhen geben. Ich würde es jetzt nicht groß als "Revolution" gegen die islamische Republik hochstilisieren, wie es manche in der iranischen Exilopposition versuchen oder es als eine großartige Oppositionsbewegung sehen. Vielmehr sehe ich es als ein Hochkochen eines strukturellen Konflikts, für den sich außer die unmittelbar betroffenen eigentlich niemand wirklich interessiert, als das es jetzt zu großartigen Solidaritätsaktionen im Rest des Landes kommen würde. Baluchistan ist eine extrem verarmte Region direkt neben Pakistan und Afghanistan, welche sich seit jeher weit weg von der iranischen Zentralmacht gewesen ist, wo man am ehesten seinen Lebensunterhalt mit illegalen Tätigkeiten verdienen kann, weil es sonst nichts gibt. Alle drei Staaten, Iran, Pakistan, Afghanistan tun sich schwer in dieser Ecke staatlicher Peripherie ihre Autorität durchzusetzen und das hat nicht zwangsläufig viel damit zu tun, wer gerade den Staat kontrolliert.

Nach Tod von Treibstoff-Schmuggler erneut Aufruhr in verarmter iranischen Provinz Sistan und Belutschistan
https://www.deutschlandfunk.de/saravan- ... id=1230974

SITUATIONER: Crackdown on oil smuggling
https://www.dawn.com/news/1605012

With Few Job Options, Balochistan Residents Turn To Smuggling
https://gandhara.rferl.org/a/fuel-smugg ... 97489.html

A Revolution In Iran? Baloch Protesters Storm A Govt Building In Saravan [Inklusive Twitter-Videos und allem drum und dran]
https://www.albawaba.com/node/revolutio ... ng-saravan

In der Region gibt es auch sunnitisch-islamistische Militantengruppen mit Jaish al-Adl der Nachfolgeorganisation von Jundallah, deren Operationsgebiet genau dort ist, wo jetzt diese Proteste stattfinden. Die Region hat eine lange Geschichte bewaffneter Auseinandersetzungen der lokalen Bevölkerung mit den Revolutionsgarden und sie gilt auch als die gefährlichste Region für ausländische Reisende, weil ein hohes Entführungsrisiko besteht und darum gibt es eigentlich schon immer eine Reisewarnung der deutschen Botschaft die Region auf gar keinen Fall zu bereisen. Eine Ausnahme ist die Hafenstadt Chabahar. Indien sieht die Hafenstadt als Tor nach Afghanistan und Zentralasien um Erzfeind Pakistan herum und will 8 Milliarden in die Stadt und eine Landverbindung nach Afghanistan investieren, dazu gehört auch eine Eisenbahnlinie nach Zahedan und von dort nach Afghanistan. klick mich

Durch die Region führt auch die wichtige "Südroute" mit der Drogen aus Afghanistan nach Iran und von dort in den Rest der Welt geschmuggelt werden.

Balochistan: Epicenter of Drugs Smuggling and Usage
http://thebalochistanpoint.com/balochis ... and-usage/
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

hrw mit Details zu den Vorfällen in Belutschistan:
The Baluchi Activists Campaign, a website reporting on human rights violations in the area, reported that on February 22, Iran’s Islamic Revolutionary Guard Corps blocked the road that residents use to transport fuel to Pakistan at the Eskan border area in the town of Saravan, in Sistan and Baluchistan province. The security forces then apparently opened fire at those attempting to open the road, killing at least 10 people and injuring 5.

[...]

On February 25, several mobile network operators shut down internet access in several parts of the province, including Zahedan and Saravan, a digital rights researcher reported. According to official statistics, more than 95 percent of internet users in the province are connected through mobile service. Several activists had said that since the February 22 incident, internet access in the area has been disrupted.

On February 23, Mohamad Hadi Marashi, the Sistan and Baluchistan deputy governor for security, told reporters that the shooting started from the Pakistan side of the border and said that two people had died. On February 25, the Islamic Republic News Agency (IRNA) reported that Ali Ahmad Mouhebati, the governor of Sistan and Baluchistan, told representatives of tribal leaders in the area that three people were killed in the incident, two of them in Pakistani territory.
The Human Rights Activists News Agency (HRANA) reported that on the same day, violence broke out when protesters gathered in front of the governor’s office in Saravan. The police used teargas and shot bullets to disperse the crowd, HRANA said. It is not clear if any protester was injured during the incident.[...]
Iran: Killings Near Pakistani Border
http://www.hrw.org/news/2021/02/25/iran ... ani-border
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Im Iran wurde eine große NGO verboten, welche bedürftigen Kindern und Jugendlichen geholfen hat. Nach eigener Angaben hat man landesweit Hilfe für die arme Bevölkerung geleistet und es gab 10 000 Freiwillige.
The lawyer Saeed Dehghan has announced the dissolution of nationwide charity the Imam Ali Society by an Iranian court.

The nonpartisan NGO, which was first set up in 1999 and whose full name is the Imam Ali’s Popular Students Relief Society, is one of the largest non-state-backed charities in Iran with more than 10,000 volunteers across the country.

It supports vulnerable households and children with food packages, school equipment, workshops, therapy and educational and cultural activities in the areas in which they live.[...]
Rouhani’s Government Shuts Down Charity Supporting Vulnerable Children

Bereits vor einem Jahr hat man führende Mitglieder der Organisation verhaftet unter den üblichen Vorwürfen, Propaganda gegen das Regime etc., und es gab eine Rufmordkampagne der in iranischen Zeitungen gegen die Organisation. Vermutlich wurde der Organisation ihr Erfolg zum Verhängnis. Man war die größte nicht-Regierungsorganisation, welche den Armen geholfen hat und welche dabei auch eine Alternative zu regierungsnahen Organisationen dargestellt hat.
Orphans and homeless women. Runaways. People lacking the money for medical treatment. Those deprived of classrooms and education. The children of addicts. Poor families living on food packages. Women heads of households, trying to scratch together a business.

All these people and more rely on the Imam Ali Society, full name the Imam Ali's Popular Students Relief Society, otherwise known as the Society of Students Against Poverty. This nonpartisan student NGO was set up in 1999 and today is a well-established charitable relief organization with thousands of volunteers and several offices in Iran. Its position suddenly appears to be in jeopardy, with three of its senior members abruptly arrested this week and now languishing in prison.

[...]

Referring to the character assassination published by Kayhan on Tuesday, June 23, Soleimanzadeh says he believes the growing popularity of the Imam Ali Society in the hearts of ordinary people was bothering the regime.

“I was shocked to read the accusations,” he said. “Maybe I would be more hesitant if I hadn't worked directly with that organization myself. Where does all this resentment and jealousy and enmity come from?

“In my opinion, they consider any independent activity – and public popularity – a serious threat to themselves. Obviously, the Society’s sin was to divert the money that was supposed to go to the pockets of the mullahs in the name of khums [an Islamic tax meant to be re-routed to charitable causes] and zakat [mandatory charitable contributions], and to get these donations to the real deserving people.”

[...]

Azari speculates that the sheer scale of the organization is a matter of concern for Iran’s ruling system. Generally speaking, third sector activity in the Iranian population has shifted from registration with the Ministry of Interior to membership in international organizations and groups: a potential sign of widespread mistrust either in the government at large, or of its ability to govern. The Imam Ali Society itself is registered with the United Nations Economic and Social Council (ECOSOC) and has been for 20 years.

"The Society’s offices are based in universities,” says Azari. “These are sensitive locations, and the number of volunteers is expanding day by day, and people's trust in them is greater than the Imam Khomeini Relief Foundation - which could have led to a reaction.”

Azari, a historian, points to the fact that most social uprisings have their origins among the poor and dispossessed. “The Imam Ali Society has access to deprived areas and needy families on a large scale, and they conduct various expeditions and ceremonies. It is natural that they are popular among the people.

“Iran’s poor are restless. Especially in the current situation, where people's lives are deteriorating and poverty has reached record levels. The fear that the association will be able to provide the conditions for change, from the heart of these poor communities, is frightening for the regime. This is why they naturally invent a series of accusations and labels - or investigate people’s pasts to see, for example, what their grandfather's position was – as excuses to render that system inefficient."

The issue Azari raises here was also picked up on by Zia Nabavi, a civil and student activist, who recently wrote on Twitter: “The collective and organizational activity of the Imam Ali Society is not to gather individuals and scattered forces for a specific purpose, but in the power of this association to build up human beings. They are threatened because they have interfered in the ‘humanization’ and ideological ‘unification’ project of the government!”.[...]
The Relief Organization that has Angered the Revolutionary Guards

Es ist aber auch ein Symptom der Nervösität im Regime derzeit, dass die arme Bevölkerung durch die schlechte Wirtschaftslage aufbegehren könnte. Da wurden dann scheinbar einige im Regime nervös, dass es eine NGO gibt, welche sich genau um diese Leute kümmert und nicht unmittelbar von den eigenen Leuten gemanaged wurde. Womöglich auch, weil man offenbar im studentischen Umfeld entstand und verwurzelt ist und sich die Unis seit jeher als Zentren von Protest erwiesen haben. Auch zuletzt bei den Protesten wegen Benzin und dem abgeschossenen Flugzeug gab es Aktionen bzw. letzteres fand ausschließlich an Teheraner Unis statt. Dennoch ist mit regierungsferner sozialer Arbeit grundsätzlich auch in der Islamischen Republik mit NGOs einiges möglich, wenn man sich politisch neutral verhält und weiß, wie man mit Regime-Leuten umzugehen hat, aber wie man sieht, darf man nur nicht zu groß werden...

Iran shuts down relief group fighting children’s poverty
Iranian Court Orders Dissolution Of Prominent Anti-Poverty NGO
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Orbiter1
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Orbiter1 »

Der Ölexport nach China nimmt offenbar trotz Sanktionen wieder Fahrt auf.

"China is gorging on sanctioned Iranian oil -- with imports forecast to more than double this month -- even as other countries hold off for fear of incurring the wrath of the U.S." https://t.co/0wP0B6Gf7U
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Seit Dezember/Januar finden im Iran organisierte Proteste von Rentnern statt, welche fordern, dass ihre Renten erhöht werden. Die Demonstranten weisen darauf hin, dass diese nicht entsprechend der Inflation angepasst wurden und sich häufig weit unter der Armutsgrenze befinden. Es handelt sich dabei um Rentner, welche ihre Renten von der Social Security Organization erhalten. Dabei handelt es sich um die Sozialversicherung für im Privatsektor angestellten Personen, daneben gibt es noch eigene Organisationen für Staatsangestellte, die Sicherheitsbehörden, die reguläre Armee und die Revolutionsgarden. Die Protestaktionen sind organisiert und finden wöchentlich in 18-20 Städten des Landes statt und umfassen, den Bildern nach zu urteilen, ein paar Dutzend bis wenige Hundert Leute. Sie fanden vor den Niederlassungen der SSO, dem zuständigen Wohlfahrtsministerium und dem Parlament statt. Die Sicherheitskräfte gehen nicht gegen die Proteste vor, es kam aber vereinzelt zu Verhaftungen, dabei scheint es sich aber häufig um jüngere Leute gehandelt zu haben. Prinzipiell finden im Iran ständig kleinere Protestaktionen wegen ökonomischen Anliegen wie ausbleibende Lohnzahlungen, Werkschließungen etc. statt. Diese Aktionen sind als Petitionen an die politischen Autoritäten, d.h. lokale Vertreter des Staates, die Regierung und den Revolutionsführer zu verstehen sich ihrer Anliegen anzunehmen und weniger als Umsturzversuch oder grundsätzlichen Protest gegen das System. Sie werden im allgemeinen toleriert bzw. sind letztlich Teil der politischen Kultur der IRI. Erst wenn derartige Aktionen an Größe und Intensität zunehmen und die "falschen" Slogans gerufen werden, wird hart dagegen vorgegangen. Dennoch sind diese Aktionen zumeist lokal und eine landesweit organisierte Protestwelle - selbst eine vergleichsweise kleine wie diese hier - ist schon ungewöhnlich. Es spiegelt aber die derzeitige Realität wieder, welche von Inflation geprägt ist und jedem innerhalb und außerhalb des Regimes dürfte schon klar sein, dass gerade solche Leute besonders darunter leiden.

Workers and pensioners demand economic rights in several cities across Iran
Iranian pensioners gather in 16 cities to express economic woes in organized effort
Pensioners take to streets in January to demand trampled rights
Two workers, one retired teacher arrested in peaceful Tehran protests for higher wages
https://irannewswire.org/tag/iran-pensioners/
https://www.ilna.news/fa/tags/%D8%AA%D8 ... 8%B9%DB%8C

Security Forces Arrest Several Pension Protesters In Iran Amid High Inflation
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Iraner sind allgemein immer ziemlich am rumjammern, wie ihr Land "in den Medien" dargestellt wird. Man lebe ja nicht in der Wüste "wie die Araber" und man solle den "wahren Iran" kennen lernen. Wenn der Iraner an Iran denkt, dann denkt er an blühende Landschaften mit hohen Bergen im Hintergrund. An die dicht bewaldeten Regionen am kaspischen Meer, an Parks und schön angelegte Gärten mit singenden Nachtigallen. Die Realität ist in weiten Teilen des Landes die meiste Zeit des Jahres ein wenig anders. Aber der Wunsch den wahren Iran darzustellen begegnet einem im Land eigentlich ständig. Ein Weg den "wahren Iran" darzustellen ist mit der HD-Videokamera durch Teheran zu laufen und dann die Videos auf youtube hochzuladen. Einige Videos dazu weiter unten. Natürlich findet auch hier eine Vorauswahl statt, weil natürlich keine Drogensüchtigen, Obdachlose, heruntergekommenen Gebäude und Müllberge in Großaufnahme gefilmt werden, sondern der einigermaßen ansehnliche urbane Raum, Straßen und natürlich ganz viele Autos auf den Straßen, aber auch Parks und Einkaufszentren. Man sieht aber auch viele Straßenhändler, welche entlang der großen/wichtigen Straßen ihre Waren auf den Bürgersteigen ausgebreitet haben. Das sind so die typischen Eindrücke, die man bekommt, wenn man sich in der Stadt einige Zeit aufhält. Es geht ihm darum die reale Erfahrung eines Aufenthalts in der Stadt zu zeigen und dabei vor allem die Normalität der Konsumgesellschaft, die positiven und schönen Seiten der Stadt herauszustellen. Es gibt schon eine gewisse Selbstzensur wegen der Islamischen Republik, d.h. selbstverständlich ist dringend zu vermeiden Regierungsgebäude, Polizei- und MIlitärgebäude, Soldaten und Polizisten zu filmen. Das könnte als Spionage ausgelegt werden und das wären im schlimmsten Fall 10 Jahre Gefängnis. Die Gebäude bzw. der Campus der Uni Teheran, der in vielen der Videos ganz in der Nähe ist, vermeidet er auch zu filmen, wie mir scheint. Ebenso zeigt er kaum Interesse an den typischen Tourizielen wie das Golestanmuseum, lediglich im großen Bazar war er mal. In einem aktuellen Video filmte er ein paar Straßenszenen. Denn die Tage ist im Iran Nouruz, also iranisches Neujahr. Am Mittwoch zuvor macht man bereits ein Fest, bei dem man Feuerwerkskörper abfeuert etc. Dabei gibt es wie hierzulande an Silvester auch viele Verletzte und hin und wieder Tote, dieses Jahr auch wieder, wie im Video am Ende erwähnt.

[youtube][/youtube]
https://de.wikipedia.org/wiki/Tschahar_Schanbe_Suri

Allgemein Videos, die einen Eindruck vermitteln, was man sehen würde, würde man in Teheran ein wenig spazieren gehen.

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The Iran Mall (Persian: ایران مال‎) is a shopping mall located in northwest Tehran, Iran, by Chitgar Lake. Its second phase opened in 2020, occupying an area of 1.95 million square meters with a gross leasable area of 1,950,000 square meters. Parts of it are still under construction.
https://en.wikipedia.org/wiki/Iran_Mall
https://worldarchitecture.org/architect ... malls.html

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Hier kann man die Tajrish-Moschee ab 11:50 sehen und im Bazar ist ein wenig was wegen Aschura.
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Orbiter1
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Orbiter1 »

Die Teheraner machen einen ziemlich gelassenen Eindruck, wenn da jemand mit einer Kamera auf einem Gimbal rumläuft und filmt. Er kommt den Leuten teilweise sehr nahe. Da wirst du hierzulande alle paar Minuten aufgehalten und aufgefordert die Aufnahme zu löschen. Verletzung der Persönlichkeitsrechte, blah, blah, ...
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Die Tage haben die Iraner ihren Abschlussbericht über das ukrainische Flugzeug veröffentlicht, dass sie vor gut einem Jahr abgeschossen haben. Der Abschuss passierte wenige Stunden, nachdem man eine US-Basis im Irak mit Raketen angegriffen hatte. Trump hatte bekanntlich am 3. Januar den iranischen General Qasem Sulaimani töten lassen als Teil einer andauernden Eskalation zwischen Iran und USA und Alliierten in der Region, welche nach dem Rückzug von Trump aus dem Atomabkommen immer weiter an Schärfe zugenommen hatte. Da man nun vermeintlich am Rande des 3. Weltkrieges stand, hatte man sich Nachrichten über die Schweizer Botschaft in Teheran geschickt und am Ende haben die Iraner die US-Basis im Irak angegriffen. Die USA waren offensichtlich vorher informiert und es gab keine Opfer auf US-Seite. Der Angriff auf die US-Basis in etwa um Mitternacht und am frühen Morgen, um viertel nach 6, wurde dann das ukrainische Flugzeug von der Flugabwehr der Revolutionsgarden abgeschossen. Die iranischen Stellen behaupteten umgehend es habe sich um einen technischen Fehler beim Flugzeug gehandelt. Eine Geschichte, die man für drei Tage weiter behauptete, aber zwischenzeitlich konnte man auf Handyvideos sehen, dass das Flugzeug von einer Rakete getroffen wurde. Daraufhin wurde von einem Fehler in der Flugabwehr gesprochen, eine Geschichte, die der Abschlussbericht nun unterstreichen soll. Aber auch dieser Bericht wurde von Seite der Ukraine und Kanadas als nicht zufriedenstellend abgelehnt:
Ukraine has rejected the Civil Aviation Organisation of Iran's final report on the downing of a Ukrainian jet as a "cynical attempt" to conceal the truth.
Ukraine International Airlines flight PS752 was hit by two missiles after taking off from Tehran on 8 January 2020. All 176 people on board died.

The CAOI's report blames errors by an air defence unit for the tragedy. It says an operator "misidentified" the plane as hostile and fired the missiles without authorisation from a commander. In a video posted on Facebook following the report's publication, Ukraine's Foreign Minister Dmytro Kuleba called the Iranian investigation "biased", the evidence presented "selective", and the conclusions "deceptive". "The document does not present all the circumstances, does not reveal the root causes of the tragedy or the chain of actions that led to it. This is not a report, it is a collection of manipulations, the goal of which is not to establish the truth, but to whitewash the Islamic Republic of Iran," he said.

Ukraine and four other countries whose citizens or residents were killed - Canada, the UK, Afghanistan and Sweden - have demanded Iran provide a complete and thorough explanation of what happened.[…]
Ukraine rejects Iran's final report on downing of flight PS752
Die Reaktion der zuständigen Behörde in Kanada war ähnlich, wurde aber diplomatischer ausgedrückt. Siehe weiter unten.

Eine Besonderheit bei der Sache ist die Staatsangehörigkeit der Opfer. An Bord waren 167 Passagiere und 9 Crew-Mitglieder aus der Ukraine. Von den 167 Passagieren nutzten 146 iranische Pässe um auszureisen, 10 Afghanische Pässe, 5 Kanadische, 4 Schweden und zwei Ukrainische Pässe. Von den 167 waren aber 138 auf dem Weg nach Kanada und auf der ukrainischen Liste ist von 82 Iraner, 63 Kanadiern, 11 Ukrainern, 10 Schweden, 7 Afghanen und 3 Briten die Rede. (=Passagiere+Crew) Die meisten dieser Leute dürften Iraner, welche in Kanada studieren oder anderweitig an der Uni beschäftigt sind, und Flüchtlinge gewesen sein. Der Hintergrund ist, dass die iranischen Behörden Doppelstaatlichkeit nicht anerkennen und jeden allein als Iraner sehen, welcher die iranische Staatsangehörigkeit besitzt oder besitzen könnte. Das ermöglicht dem Iran diesen Leuten im Falle eines Falles konsularische Unterstützung durch ausländische Staaten zu verweigern und es verpflichtet Männer auch den zweijährigen Wehrdienst zu leisten. Wer versucht als Iraner mit einem ausländischen Pass aus dem Iran auszureisen, wird ziemliche Probleme bekommen. Daher zeigt man iranischen Behörden den iranischen Pass und z.B. kanadischen Behörden den Kanadischen. Viele dieser Leute dürften auch an iranischen Unis studiert und dann für weitere Studien ins Ausland gegangen sein. Das ist eine gängige Praxis, sofern man die notwendigen Sprachkenntnisse und auch das entsprechende Kleingeld dafür hat. Sie waren über Weihnachten und Silvester im Iran ihre Freunde und Familie besuchen und wollten dann über Kiew zurückfliegen.

Diese Umstände führten nun dazu, dass es einerseits innerhalb des Irans zu Trauerveranstaltungen wegen der Opfer des Flugzeugsabschusses kam, welche teilweise in Protestaktionen mündeten, die vor allem an Teheraner Unis sich ein paar Tage hinzogen. Auf der anderen Seite sind aber auch vor allem die kanadische und ukrainische Regierung sehr interessiert daran die Hintergründe zu eruieren und es geht auch um die Frage finanzieller Entschädigung. Diesbezüglich hat die iranische Regierung angeboten jeder betroffenen Familie 150 000 Dollar zu bezahlen, was aber abgelehnt wurde.

Bezüglich der Trauerfeiern hat die iranische Regierung einen Trauertag ausgerufen und versucht die Trauerfeiern regimekonform zu gestalten. Demnach wurden die Opfer zu Märtyrern erklärt und die Trauerfeiern streng kontrolliert.
Protesters in two Iranian cities on Thursday chanted anti-regime slogans at funeral ceremonies for the victims of the Ukrainian plane downed by the Revolutionary Guards last week. The Iranian security bodies have tried to take over the funerals of the plane crash victims in an apparent attempt to prevent them from turning into anti-regime protests in the past two days. In Isfahan and Sanandaj where on Thursday thousands of people gathered for the ceremonies, protesters chanted "Down with the dictator", a reference used to supreme Leader Ali Khamenei during protests.

Regime agents mobilized by the Revolutionary Guard's Basij militia tried to drawn the protesters' voices by turning up loudspeakers that broadcast funeral Qoran recitations and eulogies for Qods Force Commander Qassem Soleimani who was killed by the United States a few days before the plane crash. According to some social media reports when the ceremonies ended, security forces cracked down on the protesters in Isfahan where a mass funeral was held on Thursday for 11 victims of the crash. Some reports say the militia vigilantes attacked the participants with tasers and chanted pro-regime slogans.

After the Revolutionary Guard accepted responsibility for downing the Ukrainian plane the regime bestowed the title of "martyr" on victims. In Sanandaj, however, on Wednesday and Thursday the families of several crash victims refused to allow their coffins to be draped in the flag of the Islamic Republic or the bodies to be buried in a part of the city's cemetery allocated to "martyrs".
[…]
Protesters Chant Anti-Regime Slogans At Funerals Of Iran Crash Victims

Das ist im Kontext der vorhergehenden Ereignisse zu sehen: Am 7. Januar 2020 gab es die großen Trauerfeiern über den Tod von Qassem Sulaimani an denen Millionen Menschen landesweit teilnahmen, mit der größten Veranstaltung in Teheran. Das war die größte Trauerfeier seit der Beerdigung von Khomeini selbst und eine der größten pro-Regime-Veranstaltungen im Iran überhaupt. Und das nur ~6 Wochen nach den ebenfalls landesweit größten anti-Regierungsprotesten seit der Etablierung der Islamischen Republik. Und in der folgenden Nacht gab es den Militärschlag auf die US-Basis im Irak und den Abschuss des Flugzeugs. Am 11. Januar gab die Regierung schließlich zu, dass man das Flugzeug abgeschossen hat und selben Tag fand an der Amir Kabir Universität eine große Trauerfeier statt. Irgendwann fingen Leute an Anti-Regierungsslogans zu rufen und es kam dann auch zu einer Anti-Regierungsdemo am Eingang zum Campus, und auch an den folgenden Tagen kam es zu weiteren Aktionen in erster Linie ausgehend von Teheraner Unis. Viele der Opfer hatten an Teheraner Unis selbst studiert und man empörte sich über die Verschleierungstaktik unmittelbar nach dem Abschuss des Flugzeugs.
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Bei dieser Aktion wurde der britische Botschafter im Iran verhaftet. Er hatte die große Trauerfeier für die Opfer des Flugzeugsabsturzes besucht und als diese dann in eine große Protestaktion mündete, hat man ihn kurzzeitig festgenommen. Er hatte seinen Pass nicht dabei und irgendwie wollten die iranischen Sicherheitskräfte nicht glauben, dass er wirklich der britische Botschafter sei. Er musste den stellvertretenden iranischen Außenminister anrufen, damit die Leute ihn gehen lassen. Das war so eine Sache, weil alle europäischen Botschaften ihren Staatsbürgern in den Reisehinweisen sehr deutlich sagen, dass man solchen Veranstaltungen fernbleiben soll, weil man als Ausländer sofort auffällt und wenn es blöd läuft, verhaftet wird. Ein Punkt, auf den die Iraner dann in der Folge sehr ausführlich hinwiesen und es gab auch ein paar pro-Regime-Aktionen vor der britischen Botschaft und man hat natürlich von Revolutionsgardenseite vermutet, dass er den Protest angestachelt hat. Die Briten und die USA haben auf der anderen Seite den Iranern vorgeworfen internationales Recht zu missachten einfach so einen Botschafter zu verhaften, welcher eigentlich diplomatische Immunität genießt.
UK denounces Iran's arrest of ambassador amid protest row

An einer anderen Uni haben Studenten sich geweigert über die Flagge von USA und Israel zu laufen und haben auf diese Weise ihren Unmut über die Islamische Republik deutlich gemacht:
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Aufgrund der Tatsache, dass viele der Passagiere eine ausländische Staatsangehörigkeit hatten, gibt es ein großes internationales Interesse an dem Fall vor allem von Seiten Kanadas und der Ukraine. Dabei geht es um eine vollständige Untersuchung, die Bestrafung der Verantwortlichen und Entschädigungszahlungen. Beide Länder haben wie erwähnt den iranischen Untersuchungsbericht als nicht zufriedenstellend und unvollständig zurückgewiesen. Die Ergebnisse der ukrainischen Ermittler stehen noch aus. Am Ende ist einfach nicht einzusehen a) warum man den Luftraum nicht gesperrt hat, da sowohl USA als auch Iran über den Raketenangriff des Iran auf die US-Basis im Irak wussten b) wie man bitteschön versehentlich ein Zivilflugzeug mit zwei Raketen abschießen kann c) warum man drei Tage brauchte um das Offensichtliche zuzugeben. Auch gibt es Leerstellen im Bericht. Es gibt also weiterhin noch offene Fragen.
Ten Unanswered Questions in Iran's Official Report on the Flight 752 Crash
https://en.wikipedia.org/wiki/Ukraine_I ... estigation

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https://www.bst-tsb.gc.ca/eng/enquetes- ... f0002.html
This report only partially explains why the airspace remained open and why operators continued to fly after Iran had launched missiles into Iraq. It does not explain any of the underlying factors behind why the missiles were launched at PS752, the stated cause of this tragedy. In short, the report says what happened, but doesn’t address the why.
https://www.bst-tsb.gc.ca/eng/medias-me ... 10318.html

Es gibt auch einen Brief von jemanden bei der UN, welcher dem Iran Vorwürfe macht rücksichtslos gehandelt zu haben und auch die Behandlung der Familien der Opfer kritisiert:
Experts accuse Iran of rights violations in shooting down Ukraine airlines flight
Iranian officials should be charged over shooting down of Ukrainian plane, UN expert says

Im Februar 2021 wurde eine Aufnahme mutmaßlich vom iranischen Außenminister Zarif einer kanadischen Nachrichtenseite zugespielt, wo dieser Zweifel säht an der offiziellen Linie der Islamischen Republik. Er scheint anzudeuten, dass es womöglich doch Absicht war und kein menschliches Versagen, das offenzulegen aber womöglich kritische Militärgeheimnisse veröffentlicht. Aber es zeigt auch, dass er oder die Adminstration Rohani nicht wirklich die Autorität haben die Revolutionsgarden zur Herausgabe von Informationen zu zwingen.
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Secret recording suggests Iranian official concedes truth about downing of Flight PS752 may never be revealed

Die Aufnahme dürfte authentisch sein und ihre „Veröffentlichung“ hat vermutlich damit zu tun, dass jemand Zarif innerhalb des Regimes Schaden wollte.
IranWire Exclusive: Javad Zarif is "Frustrated" With the Guards and the Government
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Platon
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Die Tage befindet sich der chinesische Außenminister auf Nahosttour und besucht nach Saudi Arabien und der Türkei als drittes Land den Iran. Während man mit den Saudis einer Meinung ist, dass USA/EU sie wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen nicht sanktionieren sollten ("sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen"), wird offenbar erwartet, dass China und Iran ihr 25 Jahr-Kooperationsabkommen unterzeichnen. China unterstützt den JCPOA und stellt die eigene Rolle in dem Abkommen heraus und will die "legitimen chinesisch-iranischen Beziehungen" verteidigen. Damit meint man womöglich die Ölverkäufe, deren Verantwortliche womöglich in Kürze von den USA mit Sanktionen belegt werden.
Wang Yi visits Iran, outlining China’s peace-broker role
Iran, China Will Sign 25-Year Deal Saturday, As Relations With US Remain Tense
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(26 Mar 2021, 20:24)

Die Tage befindet sich der chinesische Außenminister auf Nahosttour und besucht nach Saudi Arabien und der Türkei als drittes Land den Iran. Während man mit den Saudis einer Meinung ist, dass USA/EU sie wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen nicht sanktionieren sollten ("sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen"), wird offenbar erwartet, dass China und Iran ihr 25 Jahr-Kooperationsabkommen unterzeichnen. China unterstützt den JCPOA und stellt die eigene Rolle in dem Abkommen heraus und will die "legitimen chinesisch-iranischen Beziehungen" verteidigen. Damit meint man womöglich die Ölverkäufe, deren Verantwortliche womöglich in Kürze von den USA mit Sanktionen belegt werden.
Wang Yi visits Iran, outlining China’s peace-broker role
Iran, China Will Sign 25-Year Deal Saturday, As Relations With US Remain Tense
Da die Einhaltung des JCPOA dem Iran im Gegenzug absolut Null eingebracht hat wendet er sich grundsätzlich vom Westen ab und dem Osten zu. China wird zum herausragenden Handelspartner und Investor. Das Abkommen mit China hat offenbar auch eine militärische Komponente. Mal sehen was darunter zu verstehen ist. Chinesische Militärbasen im Persischen Golf wären aus meiner Sicht keine große Überraschung.

Ich glaube nicht dass sich China noch groß von irgendwelchen Sanktionen der USA beeindrucken lässt, weiter verstärkt Öl aus dem Iran importiert und schon bald selbst Sanktionen gegenüber den USA verhängen wird. Das Rennen um die Vormachtstellung in der Welt nimmt an Tempo zu. Die USA und ein paar mehr oder weniger Verbündete gegen China, Russland und einige weitere Autokratien. Der Iran ist nach dem JCPOA-Desaster endgültig in die Hände der Ultraradikalen gefallen und nun klar im Lager Chinas. Ich gehe nicht davon aus dass der Iran nach den Präsidentschaftswahlen mit den USA, über eine Rückkehr der USA zum JCPOA verhandeln wird. Man wird sich nicht einmal über den Vermittler einig.
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Re: Nachrichten aus dem Iran.

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(27 Mar 2021, 08:51)Da die Einhaltung des JCPOA dem Iran im Gegenzug absolut Null eingebracht hat
abgesehen von einem Haufen Geld, das freigegeben wurde und das man dann in Syrien verballert und in die Entwicklung von Waffensystemen investiert hat...
wendet er sich grundsätzlich vom Westen ab und dem Osten zu. China wird zum herausragenden Handelspartner und Investor.
Nicht wirklich. Es wird auch in Zukunft, wenn Iran und USA sich geeinigt haben und der Weg frei ist für Investitionen auch europäische Investitionen im Iran geben. Allerdings wird man versuchen möglichst viele Investoren gleichzeitig anzulocken um eben nicht von einer Supermacht abhängig zu werden. Es wird also Investitionen aus China, Russland, Indien und Europa gleichermaßen geben.
Das Abkommen mit China hat offenbar auch eine militärische Komponente. Mal sehen was darunter zu verstehen ist. Chinesische Militärbasen im Persischen Golf wären aus meiner Sicht keine große Überraschung.
Das halte ich für extrem unwahrscheinlich und es wäre eine enorme Peinlichkeit für die IRI. Die Russen haben ja zwischenzeitlich eine iranische Luftwaffenbasis in Hamadan im Iran genutzt um Ziele in Syrien anzugreifen. Aber auch da wurde von iranischer Seite deutlich gemacht, dass es sich um eine temporäre Nutzung handelt und es sich um keine dauerhafte russische Basis handelt. Ausländische Basen innerhalb des Iran würden auch gegen die Verfassung der Islamischen Republik verstoßen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hamadan_Airbase

Dauerhafte und offizielle ausländische Basen auf iranischem Boden durch eine Supermacht ist im Iran ein absolutes Tabu, unabhängig ob es die USA, China oder Russland ist. Selbst die temporäre Nutzung durch die Russen war schon so eine Sache...
Ich glaube nicht dass sich China noch groß von irgendwelchen Sanktionen der USA beeindrucken lässt, weiter verstärkt Öl aus dem Iran importiert und schon bald selbst Sanktionen gegenüber den USA verhängen wird.
Das werden wir ja dann bald sehen, aber man sollte die Macht der USA nicht unterschätzen.
Ich gehe nicht davon aus dass der Iran nach den Präsidentschaftswahlen mit den USA, über eine Rückkehr der USA zum JCPOA verhandeln wird. Man wird sich nicht einmal über den Vermittler einig.
Auch das wird man sehen, aber auch hier solltest du die Wirksamkeit der Sanktionen und die Macht der USA nicht unterschätzen. In den letzten Jahren haben die Chinesen sich notgedrungen an die US-Sanktionen halten müssen und das haben sie nicht freiwillig oder aus Überzeugung gemacht...
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