Ich bin - wie die Mehrheit im Lande - für ein Tempolimit.
Auch, weil die "freie Fahrt für freie Bürger" ja längst nur noch eine Illusion ist. Ich habe in den 90ern einige Hunderttausend km auf den Fahrten zu BW-Standorten runtergespült und erinnere mich gar nicht ungern an die Zeiten, als man z.B. auf der A7 auf der Ideallinie durch die "Kasseler Berge" kacheln konnte. Aber diese Zeiten sind lange vorbei.
Wir sind die letzten drei Jahre im Sommer mit dem Auto nach Katalonien gefahren und es war derart entspannt, mit 130/120 durch Frankreich und Spanien zu fahren - die 800 km bis zur Grenze im Breisgau dagegen waren auf der Hin- wie Rückfahrt waren jeweils der reinste Stress aufgrund er überfüllten Autobahnen, dem ständigen Stop-and-Go. Alternativ von uns aus quer durchs Rheinland? Bist Du jeck? Familie an der dänischen Grenze besuchen: Früher in 4,5 Stunden von NRW aus möglich, heute kann man gerne 8 Stunden rechnen.
Also:
Schnell fahren ist sowieso nicht mehr möglich - aber die verzweifelten Versuche der Leute, die das nicht wahr haben wollen und auf "Freier" Strecke hochbeschleunigen, bevor sie dann doch wieder von einem Deppen eingebremst werden, der ohne nach hinten geschaut zu haben nach links zieht,
lösen immer wieder diese "Ziehharmonika-Effekt" nach hinten aus: Wo eben noch das Gros mit Richtgeschwindigkeit mitschwamm, muss "hinten" auf 90 runtergebremst werden. Bevor die Kolonne wieder in Fahrt kommt und der nächste versucht, in der nächsten Lücke auf 160+ hochzubeschleunigen ...
Ja, daran sind primär nicht die Schuld, die schneller fahren
könnten, sondern die vom Autobahnfahren überforderten Unbedarften - aber so ist nun mal die Realität auf den Autobahnen.
Einer der übelsten Nebeneffekte des fehlenden Tempo-Limits ist für mich aber das weltweite automobile Wettrüsten seit den späten 90ern, dass allein darauf basiert, dass es da in Europa noch diese eine Land gibt, wo man (wenn auch nur theoretisch, wie eben erläutert...) seine "überlegene Motorleistung" ausspielen kann.
Waren Limousinen der "oberen Mittelklasse" vor 25 Jahren mit um die 150 PS mehr als ausreichend motorisiert, liegen heute die Basis-Motoren schon bei knapp 200 PS. Na klar ist es erstaunlich, wenn ein Dreiliter-Diesel mit 286 PS in einem 5er/A6/E-Klasse mit 2 to Gewicht mit 6,5 Liter zu fahren ist - aber was könnte so eine Karre verbrauchen, wenn sie halb so viel PS hätte und dafür 500 kg leichter wäre?
Und dieser immer noch anhaltende "höher, schneller, weiter" basiert eben auch auf dem fehlenden Tempolimit.
ABER:
In dem von Dir verlinkten Artikel sowie auch der allgemein Diskussion kommt mir zu kurz, wieviel CO2 in Deutschland nicht durch unnötig schnell fahrende (bzw. immer wieder vergeblich beschleunigende ...) Autos erzeugt wird, sondern durch die Staus und hier primär die mit laufendem Motor stehenden LKW-Kolonnen, die mittlerweile alle wichtigen Verkehrsachsen blockieren.
DAS Problem sollte meiner Meinung nach mal als allererstes angegangen werden...