lobozen » Fr 6. Nov 2015, 09:17 hat geschrieben:Die suedosteuropaeischen "Fluechtlinge" mit minimalen Aussichten auf Anerkennung treffen gar nicht "in Scharen" ein? Da staune ich aber.
Fuer den Zeitraum Januar bis September 2015 sind unter den sieben Hauptherkunftslaendern immerhin immerhin vier vom Balkan.
Noch eindeutger wird das Bild, wenn man sich die Zahlen ansieht. Demnach kamen im Berichtszeitraum 45% saemtlicher "Fluechtlinge" aus diesen Laendern.
Und ja, man haette wesentlich frueher reagieren muessen. Das Problem besteht nicht erst seit gestern. Gerade die Flut von Wirtschaftsmigranten ist mit dafuer verantwortlich, dass das deutsche Asylrecht von einem schnell wachsenden Teil der Buerger kritisch gesehen oder abgelehnt wird.
Aber es ist natuerlich einfacher, jene, die die Entwicklung kritisch sehen, pauschal als Auslaenderfeinde und Nazis, zumindest als panikverbreitende Schwarzseher zu verunglimpfen, waehrend man selbst die Zahlen Woche fuer Woche nach oben korrigieren muss und die sich den "Horrozahlen" der vorletzten Woche annaehern.
Die Behauptung das ihr alle als Nazis verschrien wird stimmt einfach nicht. Es sind gerade die Demokraten die differenzieren können, was eben gerade nicht eure Stärke ist. Wolfgang Benz, ein Wissenschaftler und Historiker, beschreibt es einfach sehr gut. Erschienen vor kurzem in der TAZ
Rechtspopulisten, die sich in Sekten zusammenfinden und wieder auseinanderlaufen, die sich spalten und neue Bünde gründen, sind nicht „das Volk“. Sie sind randständig, bieten dem Rechtsextremismus das Einfallstor und kultivieren die Schmähung des Gegners anstelle von Diskurs, genügen sich in stummer Verweigerung statt Argumente auszutauschen und pflegen Gemeinsamkeit durch Hasstiraden.
Die Abwesenheit jeder konstruktiven Idee ist ersetzt durch stumpfes Bramarbasieren und Wutgeheul. Für Pegida-Mitläufer wie für Anhänger der Alternative für Deutschland und ähnliche Gruppierungen im bürgerlichen Gewand, die sich nicht als Rechtsradikale verstehen und die nicht Neonazis genannt werden wollen, gilt: Auch mit Äußerungsdelikten vulgo Hassparolen, Volksverhetzung, Beleidigung, Rassismus wird man kriminell.
Europa befindet sich in einer Krise, die auch die deutsche Gesellschaft erfasst. Die Angst vor der Völkerwanderung aus Bürgerkriegsflüchtlingen und Migranten aus schierer existentieller Not, die Gefahr, die von Zuwanderern überhaupt und vom Islam im Besonderen angeblich ausgeht, ist Bestandteil des alltäglichen Lebens. Die Reizvokabeln der Ideologen finden den Nährboden in existenziellen Ängsten.
Die Adressaten sind resistent gegen rationale Argumente, denn Bedrohungsszenarien und Verschwörungsfantasien sind wirkungsvoller als Vernunft und Logik. Die Rezepte der Ausgrenzung, mit denen im 19. Jahrhundert Demagogen ähnlichen Herausforderungen zu begegnen versuchten, haben in die Katastrophen des 20. Jahrhunderts geführt. Sie wieder zu verwenden wäre fatal. Es geht nicht nur um die Menschen- und Bürgerrechte von Minderheiten, sondern um die demokratische Gesellschaft, die aus der Erfahrung nationalsozialistischer Diktatur gegründet wurde.
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