Freunde der Verschwörung
Und da du scheinbar nicht gewillt bist, dir wenigstens mal den Reisebericht anzusehen, bleibst du bei deinen Erwartungen.
Eine etwas ausführlichere und sachbezogene Kritik an Todenhöfers Schmonzetten findest du beispielsweise beim SPIEGEL:
Zitat spiegel.de
Vereint im Reflex: Die Brutalität des syrischen Regimes sei eine "gigantische Desinformationskampagne", behaupten Linke, Islamphobiker, Anti-Amerikaner und nun auch Jürgen Todenhöfer. Die Realität sieht anders aus.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-84519407.html
Anstelle ausgerechnet auf den Boulevard-Johnny Todenhöfer zu setzen, würde ich an deiner Stelle doch den andern zum Kronzeugen erheben, Seine Exzellenz Peter Scholl-Latour. Im allgemeinen bestreiten nicht mal Kritiker dessen frühere Leistungen als Korrespondent. „Tod im Reisfeld“ ist sehr bekannt.
Aber Todenhöfer ist nicht der erste, der sich mit „Reiseberichten“ lächerlich macht – da gab es schon Luise Rinser, zuvor durchaus renommierte Schriftstellerin, die sich mit naiven Lobhudeleien über das Regime in Nordkorea praktisch um den Ruf brachte.
Wir können uns aber auch mit Erich von Däniken und seiner Prä-Astronautik befassen, wenn dir der als seriös geltende Bereich nicht ganz so liegen mag.
Mit der Realität willst du so richtig nichts zu tun haben, oder?
Die Fälschungen blendest du aus, genauso, wie Todenhöfer wegen kritischer Berichterstattung der Zugang zum Land erst nicht gewährt werden sollte.
Der Zugang ist dann vermutlich deshalb doch gewährt worden, weil er den Humphrey Bogart-Blick drauf hat und so gern knackige Kirschen kauft.
Ich schrieb bereits, dass zu vermuten ist, dass Amnesty International gutgläubig auf die Propaganda hören könnte, und hinter der UN stehen Staaten mit Interessen.
Aso, dann braucht es ja auch erst gar keine Quellen, wenn doch „zu vermuten“ ist.
Amnesty International arbeitet sehr professionell und im allgemeinen mit eigenen Leuten vor Ort, den sog. Researchern.
Es gehört zur festen Position von ai, unabhängig zu sein und sich auch nicht in politische Fragen einzumischen, die außerhalb des Menschenrechtsthemas stehen. Amnesty spricht sich nie für einen Regierungswechsel oder Ähnliches aus. Das ist so gewollt.
In der UN-Vollversammlung sitzen natürlich Vertreter der Staaten, das ist schon richtig. Außerdem gibt es aber auch UN-Beamte in spezieller Funktion, so etwa die Sonderberichterstatter oder die Special Representatives des Generalsekretärs, die diesem zuarbeiten oder in Gesprächen vertreten.
Die Südafrikanerin Navi Pilay ist UN-Menschenrechtskommissarin, eine engagierte Juristin, die früher Nelson Mandela vertrat und nach der Rassentrennung zum Obersten Gericht des Landes als Richterin berufen wurde.
Will sagen, wir reden hier nicht über irgend jemanden, der mal zufällig einen halbseidenen Blog anklicken würde, um sich zu informieren.
Und du hast bestimmt, dass die einseitige Berichterstattung seriös ist? Und dazu gehört wohl dann auch der Mann aus London mit seinen seltsamen Geschichten. Wer ist eigentlich darauf gekommen, ihn zum Syrien-Erklärer zu machen?
Und du hast Berichte ausgeblendet, wo die Söldner die Zivilbevölkerung ermorden?
Dazu eine einfache Frage – wer bestreitet, dass Assads Truppen syrische Stadtviertel beschießen, es schwerste und systematische Menschenrechtsverletzungen gibt und die Zivilbevölkerung unter den Kollektivstrafen leidet ?
Die Berichterstattung auf diesem Planeten ist vielfältig, so wie die Kommentare auch – von Todenhöfer bis hin zu eindeutiger Regime-Kritik ist alles dabei. Von einer „Einseitigkeit“ kann da wohl kaum die Rede sein. Zutreffend ist allerdings, dass Regime-kritische Berichte zugenommen haben. Eine Erklärung dafür wäre – außer der in gewissen Kreisen übliche Weltverschwörungsgedanke – dass die wochenlange Beschießung von syrischen Städten umstritten ist.
Von Rache-Akten einzelner Assad-Gegner habe ich natürlich gelesen, halte diese Berichte (von Human Rights Watch) auch für glaubwürdig. Allerdings ist dies mit dem systematischen Vorgehen des Regimes gar nicht zu vergleichen und auch HRW räumt ausdrücklich ein, den Nationalrat dafür nicht verantwortlich machen zu können.
Die Gelder fließen dann offiziell. Und du glaubst natürlich, dass alles, was da vorgeht, auch an die Öffentlichkeit kommt.
Da sollen beispielsweise französische Söldner gefangen genommen sein.
http://julius-hensel.com/2012/03/syrien ... sgefangen/
Und was hat es jetzt mit der Bemerkung mit dem Geld aus Teheran auf sich?
Fängst du wieder damit an, das als bemerkenswert hinzustellen, dass eine Armee Waffen hat und sie auch bezahlt wird?
Dann stellst du also doch die Rebellen und die Armee auf eine Stufe, was bedeutet, dass es da kaum um einige syrische Aufständische geht, sondern einen vom Ausland organisierten Angriffskrieg.
Ein Internet-Blog als Quelle ist nicht dein Ernst, oder ?
Das Regime ging mit äußerster Brutalität gegen die syrische Bevölkerung vor, verübte Massaker. Daraufhin hat sich ein Widerstand gebildet.
Bemerkenswert ist es natürlich nicht, dass Assads Armee mit Panzern und Artillerie anrollt und das Rüstungsgeschäft profitabel ist. Das stimmt.
Für bemerkenswert halte ich indes die Erwartung, der Widerstand im Untergrund könne oder solle auf Verpflegung oder Munition verzichten.
Aber noch mal: Die FSA ist kaum mit Assads Truppen zu vergleichen, da kämpft David gegen Goliath.
Der Beschuß syrischer Städte lässt sich fraglos als „Angriff“ definieren und die Waffen stammen aus dem Ausland. Das definierst du jedoch – so weit ich deine Ausführungen verstehe – explizit nicht als „einen vom Ausland organisierten Angriffskrieg“, sondern stattdessen den Widerstand. Die genannten Angriffe sind demnach aus deiner Sicht vermutlich als bloßes „Säubern“ oder – wie die offizielle Propaganda das definiert – als „legitime Terrorismusbekämpfung“ zu verstehen.
Schlichte Demonstrationen in Anwesenheit der UN-Beobachter sind aus deiner Sicht auch als „ausländischer Angriffskrieg“ zu verstehen, weshalb der Granatenbeschuß und die Massaker an der syrischen Bevölkerung der Verteidigung entsprechen ?
Das ist ja so als ob man sagte, die Deutsche Wehrmacht bzw. das Vichy-Regime habe sich im 2. Weltkrieg in Frankreich gegen den „ausländischen Angriffskrieg“ der französischen Resistance nur verteidigen müssen.
Das ist absurd.
Eigentlich dreht es sich um einen Weltkrieg, bei dem ein weiteres Land erobert werden soll.
Das klingt mir ganz danach, als ob man eine Nacht durch „Risiko“ oder Counterstrike gespielt hätte.
Ich darf dir vielleicht an dieser Stelle ein bemerkenswertes Buch empfehlen, welches sich in diesem Marktsegment von den sonst üblichen etwas abhebt:
„Die Entschwörungstheorie. Niemand regiert die Welt“, von Daniel Kulla, 14,80 EUR bei Amazon
http://www.amazon.de/Entschw%C3%B6rungs ... 3925817131
Die Armee soll also ganze Städte bombardieren, wegen einigen Söldnern, und die Syrer, die mehrheitlich hinter Assad stehen, dabei umbringen. Sehr sinnig.
In der Tat werden ganz offensichtlich syrische Städte bombardiert. Es sollen dazu über 40.000 Videosequenzen im Umlauf sein. Wir leben in einem Zeitalter, in dem es z. B. Foto-Handys gibt.
In der Forschung wird ja sogar debattiert, ob ein direkter Zusammenhang zwischen dem Phänomen des Arabischen Frühlings und der digitalen Informationsverbreitung besteht. Soll heißen, heutzutage sind kaum noch größere Ereignisse zu verheimlichen.
Dass die Mehrheit hinter Assad stünde, darf stark bezweifelt werden. In einer freien Wahl hätte er vermutlich keinerlei Chance.
Nicht umsonst „wählt“ Assad Panzer und Artillerie als die geeignet erscheinenden Mittel, um die Argumentation seiner Herrschaft zu unterstreichen.