schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Jan 2020, 09:40)
Der Fehler in vielen Beiträgen in diesem Thread besteht darin, dass ein IST-Zustand als für immer gegeben und statisch angesehen wird. Alles kann (und sollte auch) anders werden!
Und dennoch verschweigen (oder verneinen teilweise sogar) in Ihren Beiträgen, dass der Ist-Zustand nunmal nicht für nennenswerte Mengen an "Umsteigern" ausreicht.
Veränderung ist dringend geboten im Bereich ÖPNV. Die Autoindustrie verändert ihre Produkte seit Jahrzehnten hin zu "immer zuverlässiger" und "immer mehr Komfort". Gleichlaufend wurden auf der Schiene Kapazitäten verringert und dem Materialverschleiß nicht (ausreichend) begegnet - so, dass unterm Strich der Verkehrsweg unkomfortabler und unzuverlässiger wurde.
Diese Diskrepanz gilt es im "Jahrzehnt der Schiene" mehr als auf zu holen. Dafür ist es nötig, in neue Technik, neue (und mehr) (autonome) Fahrzeuge und neue Schienenwege zu investieren, sowie alte Schienenwege zu modernisieren und zu sanieren.
Neben dem Schienen-ÖPNV bedarf auch die Busflotte in den meisten Städten einer Modernisierung (weg von fossilen Energieträgern, oder zumindest lokal emissionsfrei), wobei die Busflotten (gefühlt) immer noch deutlich moderner sind, als die Schienenfahrzeuge.
Um in nennenswerter Menge Autos aus den Innenstädten heraus halten zu können, muss zunächst der ÖPNV in der Lage sein, die zusätzlichen Fahrgäste zuverlässig zu bedienen.
Das muss zwangsläufig ein kontinuierlicher Prozess sein, da ein ad-hoc-Umstieg rein personell gar nicht machbar ist (es braucht ja alles Personal - egal ob als Fahrzeugführer, Fahrdienstleiter oder Bauarbeiter, oä.). Dieses Personal und Material muss als erstes "beschafft" werden, damit im zweiten Schritt der Verschleiß gestoppt (oder noch besser aufgeholt) werden kann. Danach muss das Netz zukunftsfähig gemacht werden - also Kapazitäten geschaffen, Takte verkürzt und neue Strecken erschlossen werden.
In kaum einem anderen Land wird der ÖPNV derart stiefmütterlich behandelt, wie in der BRD. Etliche Experten in verschiedenen Zeitungsinterviews sind sich einig, dass der "größte ÖPNV-Etat aller Zeiten" nicht einmal ausreichen wird, um nur den Verschleiß bestehenden Materials zu stoppen, geschweige denn den Abwärtstrend um zu kehren.
Traurig aber wahr.
