EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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Ove Haithabu
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 17:54)
Die Briten akzeptieren nicht, dass sie irgendwelche Verpflichtungen haben und sehen das nur als Gegenleistung für ein Freihandelsabkommen.
Bezüglich der Verpflichtungen haben die Briten auch nicht ganz Unrecht. Mit Ende der Mitgliedschaft enden halt auch ihre Verpflichtungen. Das ist bei anderen Abkommen, Mitgliedschaften oder Verträgen genauso. Und Beamtenpensionen z. B. werden nun einmal von demjenigen gezahlt der die Beamten eingestellt hat. Das ist die EU, nicht Großbritannien. Und auch an Beschlüsse, die zusammen gefasst wurden, ist Großbritannien mit dem Tag des Ausscheidens nicht mehr gebunden da Mitgliedschaft bzw die damit verbundenen Verpflichtungen enden. Wenn ich im Fußballverein Mitglied bin und zusammen mit anderen Mitgliedern beschliesse dass wir der Stadt in den nächsten 5 Jahren einem Maibaum spendieren und dafür jeder 5 EUR extra geben soll so muss ich die auch nicht mehr zahlen wenn ich nach drei Jahren aus dem Fussballverein austrete.

Und auch dass dies nur als Gegenleistung für ein Freihandelsabkommen gesehen wird ist ganz und gar nicht verwerflich. Die Briten sollen zahen und wollen halt wissen was sie dafür bekommen. Das ist ihr gutes Recht. Wenn ich mir ein Auto kaufe dann möchte ich auch wissen welche Ausstattung das hat bevor ich mich zur Zahlung verpflichte.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(27 Nov 2017, 17:33)

;am kann über alles reden, aber man sollte sich nicht erpressen lassen. Das Referendum war so eine Erpressung. Man setzt den Dolch unter die Kehle des andern und formuliert seine Bedingungen. So gehts nicht!
Nun ja, die Sache mit dem Dolch dürfte die übrigen Partner eher belustigt haben. Und nun haben die Leute ja auch den Salat. Mit der Zeit werden da noch Erkenntnisse reifen. Dazu muß die EU keine Nachhilfe leisten, sondern nur ihr Regelwerk abspulen. Zwei Institute ziehen um mitsamt den EU-Mitarbeitern; derzeit vielleicht noch mit britischen Bürokräften, Systemadministratoren und Handwerkern in der Dienstleistungsebene. Die Leute sind der britischen Regierung sicher sehr "dankbar".
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 17:54)

Die Briten sind seit fast 50 Jahren teil der EU und sollten genug Beamte haben, die über den EU-Haushalt Bescheid wissen. Sie beschließen ihn ja auch mit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort irgendjemand von ein paar Seiten Fachjargon (in der eigenen Sprache!) eingeschüchtert wird. Und erst recht nicht, dass jemand in der EU sowas erwarten würde.

Warum ist es wichtig, dass die einzelnen Positionen mit Zahlen versehen werden? Wenn man akzeptiert, dass GB für seinen Anteil, z.B. am RAL, juristisch/moralisch in der Pflicht steht, dann ändert die Höhe der Schuld ja nichts daran.
Natürlich gibt es in einem zweiten Schritt Raum um über die genaue Höhe der Einzelpositionen zu streiten, aber eben erst dann wenn Einigkeit besteht welche Positionen überhaupt berücksichtigt werden müssen.

Ich glaube nicht, dass es gut gewesen wäre einfach eine Rechnung in den Raum zu stellen. Damit wären die Verhandlungen sofort nur noch ein Gefeilsche um Geld gewesen und eben nicht um juristisch/moralische Verpflichtungen. Am Schluss wäre dann auch klar wer gewonnen und verloren hat.
Natürlich ist das jetzt trotzdem so. Die Briten akzeptieren nicht, dass sie irgendwelche Verpflichtungen haben und sehen das nur als Gegenleistung für ein Freihandelsabkommen.

Wie hoch die einzelnen Positionen sind, kann man ja schnell nachschlagen. Wie genau der Bundeshaushalt aussieht, wird ja auch nicht immer wieden in den Medien erklärt.


Warum die EU die Briten in der Pflicht sieht, wird im Paper erklärt. Leider gibt es von britischer Seite nichts vergleichbares.
Fast einverstanden; aber mir als interessiertem Europäer gefällt es nicht, daß wir immer wieder von britischer Seite damit versorgt werden, daß die EU endlich flexibler auf die Wünsche der Briten eingehen soll, und daß die EU den Briten Termine setzt, die die Briten mißachten. Ich möchte schon wissen, wo die dicken Klopse in Milliardenhöhe liegen, und wie die begründet sind. Dazu leistet das EU-Papier keinen brauchbaren Beitrag. Mit solchem Gewürge können die Verhandlungen wirklich weitab vom Schuß geführt werden, und irgendwann haben wir uns mit dem Verhandlungsergebnis ab zu finden.

Das derzeitige Gebaren ist nicht zu verstehen... nicht nur unerklärte Zahlenwerte, die aber vorrangig. Ein Pappenstiel sind diese Beträge bestimmt nicht..
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ficus hat geschrieben:(27 Nov 2017, 18:20)

Unter welchen Bedingungen kann der Brexit abgewendet werden?

Ich finde dazu im Web viele unterschiedliche Meinungen, von:
Mai kann jederzeit, ohne Zustimmung der EU, vom Brexit zurücktreten.
bis
Exit vom Brexit ist nicht möglich.

Kann mir jemand sagen wie das offiziell von den EU-Unterhändlern gesehen wird?
Ob das rechtlich möglich ist, kann nur der EUGH sagen. Der EUGH muss aber erst mal angerufen werden.
Es gibt also nur verschiedene inofizielle Privatmeinungen.

Meine Meinung: Die EU-Verträge sagen dazu nichts explizites, also existiert die Möglichkeit so nicht. Es würde auch keinen Sinn geben, wenn ein Land, den ganzen Zirkus verursachen könnte, nur um dann einfach so zu tun als sei nichts gewesen.
Andererseits gibt es natürlich die Möglichkeit die EU zu erweitern, wenn Parlament und Rat zustimmen. Wenn die zustimmen, warum sollte es dann keine nahtlose Fortführung der Mitgliedschaft zu den selben Bedingungen geben? Es wäre ja nichts anderes als ein sofortiger Neubeitritt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 19:07)

Ob das rechtlich möglich ist, kann nur der EUGH sagen. Der EUGH muss aber erst mal angerufen werden.
Es gibt also nur verschiedene inofizielle Privatmeinungen.

Meine Meinung: Die EU-Verträge sagen dazu nichts explizites, also existiert die Möglichkeit so nicht. Es würde auch keinen Sinn geben, wenn ein Land, den ganzen Zirkus verursachen könnte, nur um dann einfach so zu tun als sei nichts gewesen.
Andererseits gibt es natürlich die Möglichkeit die EU zu erweitern, wenn Parlament und Rat zustimmen. Wenn die zustimmen, warum sollte es dann keine nahtlose Fortführung der Mitgliedschaft zu den selben Bedingungen geben? Es wäre ja nichts anderes als ein sofortiger Neubeitritt.
Nach dem erlebten Theater kann ich mir keine EU vorstellen, die GB bruchlos zu den alten Sonderbedingungen wieder aufnimmt. Ich meine, daß ein ordentliches Aufnahmeverfahren abgearbeitet werden muß mit den entsprechenden britischen Zusicherungen, wie sie jedem vergleichbaren Staat abverlangt werden. Mag sein, daß die Sache schneller voran geht als bei Neulingen, weil viele EU-Regeln in GB noch existieren, wenn auch mechanisch in britisches Recht übersetzt. Der dickste Hammer dürfte die Gemeinschaftswährung sein. Genau die wird aber allen Neuaufnahmen abverlangt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ove Haithabu hat geschrieben:(27 Nov 2017, 18:33)

Bezüglich der Verpflichtungen haben die Briten auch nicht ganz Unrecht. Mit Ende der Mitgliedschaft enden halt auch ihre Verpflichtungen. Das ist bei anderen Abkommen, Mitgliedschaften oder Verträgen genauso. Und Beamtenpensionen z. B. werden nun einmal von demjenigen gezahlt der die Beamten eingestellt hat. Das ist die EU, nicht Großbritannien. Und auch an Beschlüsse, die zusammen gefasst wurden, ist Großbritannien mit dem Tag des Ausscheidens nicht mehr gebunden da Mitgliedschaft bzw die damit verbundenen Verpflichtungen enden. Wenn ich im Fußballverein Mitglied bin und zusammen mit anderen Mitgliedern beschliesse dass wir der Stadt in den nächsten 5 Jahren einem Maibaum spendieren und dafür jeder 5 EUR extra geben soll so muss ich die auch nicht mehr zahlen wenn ich nach drei Jahren aus dem Fussballverein austrete.
So einfach ist es nicht. Gerade in Deutschland kommt man aus seinen Verpflichtungen so schnell nicht raus. Der Grund, dass es explizit Gesellschaften mit beschränkter Haftung gibt, ist der, dass, im Normalfall, die Haftung eben unbegrenzt ist.
Und selbst wenn die Haftung begrenzt ist, ist es immer noch leicht möglich, dass die Gesellschafter herhalten müssen,

Bei deinem Beispiel wäre die Frage zuerst mal wer sich da verpflichtet hat: Der Verein oder die Mitglieder?
Wenn die Mitglieder das gemeinschaftlich machen, dann muss auch jeder einzelne zahlen und kommt da nicht raus.
Wenn es der Verein war, dann ist es möglich, dass der Vorstand mit seinem Privatvermögen haftet, wenn es Schwierigkeiten gibt.

Ich bin kein Anwalt, aber nach dem bisschen was ich über das deutsche Recht weiß, wären die EU-Ansprüche nach dessen Maßgabe gerechtfertigt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 20:07)

So einfach ist es nicht. Gerade in Deutschland kommt man aus seinen Verpflichtungen so schnell nicht raus. Der Grund, dass es explizit Gesellschaften mit beschränkter Haftung gibt, ist der, dass, im Normalfall, die Haftung eben unbegrenzt ist.
Und selbst wenn die Haftung begrenzt ist, ist es immer noch leicht möglich, dass die Gesellschafter herhalten müssen,

Bei deinem Beispiel wäre die Frage zuerst mal wer sich da verpflichtet hat: Der Verein oder die Mitglieder?
Wenn die Mitglieder das gemeinschaftlich machen, dann muss auch jeder einzelne zahlen und kommt da nicht raus.
Wenn es der Verein war, dann ist es möglich, dass der Vorstand mit seinem Privatvermögen haftet, wenn es Schwierigkeiten gibt.

Ich bin kein Anwalt, aber nach dem bisschen was ich über das deutsche Recht weiß, wären die EU-Ansprüche nach dessen Maßgabe gerechtfertigt.
Ganz so ängstlich müssen Sie sich in dieser Rechtsfrage sicher nicht wegducken: Ich gehe davon aus, daß die EU genügend viel eigenen Rechtsrat aufgebaut hat, um ihre Forderungen rechtlich zu begründen. Wenn die Briten eine davon abweichende Rechtsauffassung haben, dann wird zu prüfen sein, welches Recht für die Institutionen der EU gilt.

Ich vermute, daß die Briten in der Sache so strubbelig sind, weil sie sich Spielräume in den Verhandlungen damit verschaffen wollen. Oder wir erleben die pure Unkenntnis auf allen Seiten. Das wäre in der Tat eine schlimme Überraschung!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 20:07)
So einfach ist es nicht. Gerade in Deutschland kommt man aus seinen Verpflichtungen so schnell nicht raus. Der Grund, dass es explizit Gesellschaften mit beschränkter Haftung gibt, ist der, dass, im Normalfall, die Haftung eben unbegrenzt ist.
Und selbst wenn die Haftung begrenzt ist, ist es immer noch leicht möglich, dass die Gesellschafter herhalten müssen.
Das mit der Haftung ist ja auch richtig so, zählt aber eher dann wenn sich jemand falsch oder gar strafbar verhält. Wenn eine GmbH z. B. absichtlich in den Bankrott geführt wird so sind selbst nach Löschung der GmbH die Gesellschafter haftbar. Hier ist es aber eher so als ob ein Gesellschafter ordnungsgemäß aus der GmbH ausscheidet. Dann muss der nach seinem Ausscheiden auch nicht mehr dafür, was er während vor seinem Ausscheiden mitentschieden hat, herhalten. Die Haftung liegt dann bei der Gesellschaft - nicht bei dem ausgeschiedenen Gesellschafter. Und so muss Großbritannien auch nicht mehr für frühere Entscheidungen herhalten. Eine andere Frage wäre es wenn sich Großbritannien falsch oder strafbar verhalten hätte, hat es aber nicht. Die haben ordnunsgemäß ihren Austritt erklärt und führen diesen nun durch.
Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 20:07)
Bei deinem Beispiel wäre die Frage zuerst mal wer sich da verpflichtet hat: Der Verein oder die Mitglieder?
Es ist schon der Verein, der sich da verpflichtet. Und entsprechend geht es auch um Entscheidungen, die die EU getroffen hat. Das waren ja auch keine Abstimmungen zwischen 28 Mitgliedern wo Großbritannien "ja" gestimmt hat sondern Entscheidungen, die im Parlament getroffen wurden.
Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 20:07)
Wenn die Mitglieder das gemeinschaftlich machen, dann muss auch jeder einzelne zahlen und kommt da nicht raus.
Nein, nicht wenn die das als Verein entschieden haben. Denn dann gilt es für Vereinsmitglieder. Und wer ausscheidet ist kein Mitglied mehr. Die hätten ja nicht entschieder dass Herr Müller 5 EUR zahlt und Herr Maier auch und genauso Herr Schulze sondern das jedes Vereinsmitglied 5 EUR zahlt. Und sobal Herr Müller aus dem Verein ausscheidet muss er nicht mehr zahlen. Egal ob das jezt bedeutet dass Herr Maier und Herr Schulze mehr zahlen müssen.
Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 20:07)
Wenn es der Verein war, dann ist es möglich, dass der Vorstand mit seinem Privatvermögen haftet, wenn es Schwierigkeiten gibt.
Großbritannien war aber nicht der Vorstand der EU. Außerdem hat sich Großbritannien ja nicht strafbar gemacht. So ist es im Vereinswesen auch. Wenn der Turnverein eine neue Halle baut und die unerwartet teurer wird als gedacht muss ja auch nicht der Vorstand mit seinem Privatvermögen haften sondern der Verein. Eine andere Geschichte wäre es wenn bei dem Bauauftrag betrogen oder geschmiert wird und sonstwas Illegales passiert. Großbritannien scheidet aber ganz normal aus und hat sich stets an alle Regeln gehalten.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ove Haithabu hat geschrieben:(27 Nov 2017, 21:31)

Das mit der Haftung ist ja auch richtig so, zählt aber eher dann wenn sich jemand falsch oder gar strafbar verhält. Wenn eine GmbH z. B. absichtlich in den Bankrott geführt wird so sind selbst nach Löschung der GmbH die Gesellschafter haftbar. Hier ist es aber eher so als ob ein Gesellschafter ordnungsgemäß aus der GmbH ausscheidet. Dann muss der nach seinem Ausscheiden auch nicht mehr dafür, was er während vor seinem Ausscheiden mitentschieden hat, herhalten. Die Haftung liegt dann bei der Gesellschaft - nicht bei dem ausgeschiedenen Gesellschafter. Und so muss Großbritannien auch nicht mehr für frühere Entscheidungen herhalten. Eine andere Frage wäre es wenn sich Großbritannien falsch oder strafbar verhalten hätte, hat es aber nicht. Die haben ordnunsgemäß ihren Austritt erklärt und führen diesen nun durch.
Die EU ist aber keine GmbH. Wie gesagt, sogar bei einer GmbH kann ganz schnell der Gesellschafter persönlich haften. Bei Gesellschaftsformen wo es keine speziellen Vorschriften zur Haftungsbeschränkung gibt, ist das sowieso so.
Bei der EU gibt es keine solche Haftungsbeschränkung, also ist es naheliegend, dass die Mitglieder alle für alle Entscheidung herhalten.
Es ist schon der Verein, der sich da verpflichtet. Und entsprechend geht es auch um Entscheidungen, die die EU getroffen hat. Das waren ja auch keine Abstimmungen zwischen 28 Mitgliedern wo Großbritannien "ja" gestimmt hat sondern Entscheidungen, die im Parlament getroffen wurden.
Nein, es geht im wesentlichen um Entscheidungen die vom Ministerrat einstimmig getroffen werden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

H2O hat geschrieben:(27 Nov 2017, 20:33)
Ich vermute, daß die Briten in der Sache so strubbelig sind, weil sie sich Spielräume in den Verhandlungen damit verschaffen wollen.
Die Briten verhalten sich so strubbelig weil die es zuhause niemanden recht machen können. Grob gesehen wollte die Hälfte der Bevölkerung den Austritt, die andere Hälfte den Verbleib. Den wenigsten ist es egal also gibt es nur zwei extrem unterschiedliche Meinungen. Die einen wollen weg, gar nichts zahlen und ihr eigenes Ding in Bezug auf Handel, Zuwanderung und Vorschriften drehen. Die andere Hälfte will genau das Gegenteil. Man kann es keiner Seite recht machen und einen Kompromiss gibt es auch nicht denn entweder ist man in der EU drin oder man ist draußen.

Wenn Frau May der EU einen einzigen Euro anbietet so ist das der einen Seite schon ein Euro zu viel. Wenn man denkt dass Frau May es in der EU nicht leicht hat so hat sie es zuhause noch viel schwerer. Recht machen kann sie es niemanden. Deshalb ist sie wohl auch noch im Amt. Des das Amt des britischen Premierministers ist derzeit nichts wo man etwas gewinnen kann oder wo man sich beliebt macht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 22:13)

Die EU ist aber keine GmbH. Wie gesagt, sogar bei einer GmbH kann ganz schnell der Gesellschafter persönlich haften. Bei Gesellschaftsformen wo es keine speziellen Vorschriften zur Haftungsbeschränkung gibt, ist das sowieso so.
Bei der EU gibt es keine solche Haftungsbeschränkung, also ist es naheliegend, dass die Mitglieder alle für alle Entscheidung herhalten.
Anderseits gibt es bei der EU auch keine individuelle Haftung an sich für gemeinsame Entscheidungen, also ist es für die Briten naheliegend dass Nichtmitglieder nicht betroffen sind. Und nach Austritt ist Großbritannien kein Mitglied mehr.

Es ist natürlich ein einmaliges Szenario, also sind Vergleiche - ob GmbH oder Sportverein - natürlich nur bedingt möglich. Man müsste evtl andere internationale Abkommen zum Vergleich heranziehen aber auch hier gilt : Mit Ausscheiden enden Rechte und Pflichten.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Alpha Centauri »

H2O hat geschrieben:(27 Nov 2017, 16:21)

Ich vermute, daß diese Leute sich in ihrem nationalen Hochmut völlig überschätzt und ihre europäischen Partner völlig unterschätzt haben. Die Briten haben sich in eine Art Empire hinein geredet, das schon vor 100 Jahren zu Bruch gegangen ist. Von "Schuld" würde ich da nicht reden, wohl aber von kollektiver "Lernverweigerung". Dann nehmen die Dinge eben unvermeidlich ihren Lauf. Zuerst sagt Frau PM May "BREXIT means BREXIT!" und nach nicht allzu langer Zeit wird von der EU dieser Spruch "BREXIT means BREXIT!" als Echo zurück schallen. Schade!
Ja teile deine Ansicht ebenfalls,diese bornierte Great Empire Mentalität von vorgestern der viele ( zumal älteren ) Briten immer noch anhängen wirkt doch ziemlich verstaubt und aus der Zeit gefallen.

Diese Epoche ist schon längst vergangen und kehrt auch nicht durch "schwärmerische Nostalgie" und romantische Verklärung wieder zurück. Es ist auch ein Stück weit Überforderung und Angst vor der digitalen Moderne bei manch einem ist es aber auch pure Realitätsverweigerung. Das sind einige Gründe warum die Briten gewählt haben, wie sie gewählt haben
Zuletzt geändert von Alpha Centauri am Montag 27. November 2017, 23:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ove Haithabu hat geschrieben:(27 Nov 2017, 22:54)

Anderseits gibt es bei der EU auch keine individuelle Haftung an sich für gemeinsame Entscheidungen, also ist es für die Briten naheliegend dass Nichtmitglieder nicht betroffen sind. Und nach Austritt ist Großbritannien kein Mitglied mehr.
Warum gibt es die nicht?
Es ist natürlich ein einmaliges Szenario, also sind Vergleiche - ob GmbH oder Sportverein - natürlich nur bedingt möglich. Man müsste evtl andere internationale Abkommen zum Vergleich heranziehen aber auch hier gilt : Mit Ausscheiden enden Rechte und Pflichten.
Nein. Wie im Privatrecht ist es so, dass die Verpflichtungen die durch den Vertrag entstanden, bestehen bleiben. Offene Rechnungen u.ä. müssen beglichen werden.
Wenn die Briten, analog zum Privatrecht, zahlen müssen, dann besteht die Schuld auch nach enden des Vertrags.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Alpha Centauri »

Ove Haithabu hat geschrieben:(27 Nov 2017, 22:28)

Die Briten verhalten sich so strubbelig weil die es zuhause niemanden recht machen können. Grob gesehen wollte die Hälfte der Bevölkerung den Austritt, die andere Hälfte den Verbleib. Den wenigsten ist es egal also gibt es nur zwei extrem unterschiedliche Meinungen. Die einen wollen weg, gar nichts zahlen und ihr eigenes Ding in Bezug auf Handel, Zuwanderung und Vorschriften drehen. Die andere Hälfte will genau das Gegenteil. Man kann es keiner Seite recht machen und einen Kompromiss gibt es auch nicht denn entweder ist man in der EU drin oder man ist draußen.

Wenn Frau May der EU einen einzigen Euro anbietet so ist das der einen Seite schon ein Euro zu viel. Wenn man denkt dass Frau May es in der EU nicht leicht hat so hat sie es zuhause noch viel schwerer. Recht machen kann sie es niemanden. Deshalb ist sie wohl auch noch im Amt. Des das Amt des britischen Premierministers ist derzeit nichts wo man etwas gewinnen kann oder wo man sich beliebt macht.
An dieser Sichtweise ist einiges dran. In Schottland will man wiederum mit England nichts mehr zu tun haben , da man sich hintergangen glaubt. ( stimmten doch die Schotten mehrheitlich für einem Verblieb in der EU) und will sich abspalten. Da kann man schon mal die Frage aufwerfen,wie lange dass ach so "Vereinigte Königreich" eigentlich noch Vereinigt" bleibt?? Möglicherweise fliegt der Staatenbund Großbritannien noch vor dem Staatenbund Spanien politisch auseinander.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Alpha Centauri hat geschrieben:(27 Nov 2017, 23:13)

An dieser Sichtweise ist einiges dran. In Schottland will man wiederum mit England nichts mehr zu tun haben , da man sich hintergangen glaubt. ( stimmten doch die Schotten mehrheitlich für einem Verblieb in der EU) und will sich abspalten. Da kann man schon mal die Frage aufwerfen,wie lange dass ach so "Vereinigte Königreich" eigentlich noch Vereinigt" bleibt?? Möglicherweise fliegt der Staatenbund Großbritannien noch vor dem Staatenbund Spanien politisch auseinander.
Der Staatenbund Großbritannien wird so schnell nicht auseinanderfliegen. Wales fühlt sich sehr wohl im Vereinigten Königreich. Nordirland hat zwar gegen den Brexit gestimmt aber das heisst noch lange nicht dass die aus Großbritannien raus wollen. Im Gegenteil; ich war erst letzte Woche wieder in Belfast und man wundert sich doch wie britisch die Leute sich dort immer noch fühlen. Gern in der EU aber lieber in Großbritannien ohne EU als in der EU ohne Großbritannien. Die beobachten natürlich sehr was in Schottland abgeht. Sollte sich Schottland irgendwann einmal abspalten so wäre die Identität gekappt denn die Nordiren, die sich britisch fühlen, sind ja eher Ulster-Scots als Engländer. Dann kippt die Stimmung eventuell aber selbst das ist nicht gesagt.

Schottland hatte seine Chance auf Unabhängigkeit und hat diese nicht genutzt. Diser Zug ist abgefahren. Außerhalb der EU wird eine Unabhängigkeit Schottlands noch unwahrscheinlicher als innerhalb der EU. Zu verflochten sind die Staaten. Der Brexit zeigt brutal auf wie schwiering derartige Scheidungen sind. Und Schottland ist sogar mit der Währung mit Großbritannien verbunden. Und die ganzen Renten- und Sozialsystem sind verbunden. Damit würden die Schotten alles verlieren, Pension, Währung, Handel. Die Brexitverhandlungen zeigen den Schotten ganz deutlich auf wie schmerzhaft eine Trennung ist. Da werden die nicht nochmal durchwollen. Bei der Parlamentswahl im Juni hatte die Scottish Nationalist Party ja ganz stark für ein zweites Unabhängigkeitsreferundum geworben und dann 21 Sitze verloren - hauptsächlich an die Conservatives.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 23:13)
Warum gibt es die nicht?
Weil nichts dergleichen festgelegt wurde. Auch Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union sagt nicht aus, welche Verpflichtungen eines Staates nach Austritt bestehen bleiben. Im Gegenteil, Artikel 50 besagt dass Verträge ab dem Tag des Inkrafttretens des Austrittsabkommens keine Anwendung mehr finden.

Daher ist die Position Großbritanniens nachvollziehbar. Die sagen im Übrigen ja auch nicht, das sie generell nichts zahlen sondern dass sie wissen wollen, was sie dafür bekommen. Die wollen gleichzeitig ein Handelsabkommen aushandeln. Das finde ich jetzt nicht verwerflich.
Voight-Kampff hat geschrieben:(27 Nov 2017, 23:13)
Nein. Wie im Privatrecht ist es so, dass die Verpflichtungen die durch den Vertrag entstanden, bestehen bleiben. Offene Rechnungen u.ä. müssen beglichen werden.
Wenn die Briten, analog zum Privatrecht, zahlen müssen, dann besteht die Schuld auch nach enden des Vertrags.
Offene Rechnungen werden ja auch beglichen. Großbritannien ist ja durchaus bereit, das zu zahlen wozu sie sich im gegenwärtigen Finanzhaushalt verpflichtet haben. Die haben ja nicht mit der Austrittserklärung die Zahlungen an Brüssel komplett eingestellt. Wenn ich ein Abo über 12 Monate Fernsehen abschliesse und das nach 9 Monaten nicht mehr will kann ich das auch kündigen indem ich einfach fristgemäß kündige. Mehr als die 12 Monate muss ich nicht zahlen wenn ich fristgemäß kündige. Wenn der Anbieter sagt er hätte auf Wunsch der Kunden die Formel Eins übertragungsrechte erstanden so kann er auch nicht sagen dass ich deshalb auch nach Ende des Vertrages dafür zahlen muss. So ist es auch bei Großbritannien. Die haben fristgemäß ihre Mitgliedschaft in der EU gekündigt und haben danach keine Schuld mehr. Wir reden hier nicht von Schulden, die Großbritannien aus seiner Mitgliedsschaft noch nachzahlen muss sondern über EU Ausgaben nach der Mitgliedschaft Großbritanniens.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ove Haithabu hat geschrieben:(28 Nov 2017, 00:12)

Weil nichts dergleichen festgelegt wurde. Auch Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union sagt nicht aus, welche Verpflichtungen eines Staates nach Austritt bestehen bleiben. Im Gegenteil, Artikel 50 besagt dass Verträge ab dem Tag des Inkrafttretens des Austrittsabkommens keine Anwendung mehr finden.
Wenn du mit 27 Freunden zusammen Geschäfte zum gegenseitigen Vorteil machst, dann hängst du unbegrenzt drin. Da muss nichts festgelegt werden.
Wenn einer Ausscheiden will, dann muss der auch seinen Anteil an den ausstehenden Zahlungen übernehmen.
Warum sollte das bei Staaten anders sein?
Offene Rechnungen werden ja auch beglichen. Großbritannien ist ja durchaus bereit, das zu zahlen wozu sie sich im gegenwärtigen Finanzhaushalt verpflichtet haben. Die haben ja nicht mit der Austrittserklärung die Zahlungen an Brüssel komplett eingestellt. Wenn ich ein Abo über 12 Monate Fernsehen abschliesse und das nach 9 Monaten nicht mehr will kann ich das auch kündigen indem ich einfach fristgemäß kündige. Mehr als die 12 Monate muss ich nicht zahlen wenn ich fristgemäß kündige. Wenn der Anbieter sagt er hätte auf Wunsch der Kunden die Formel Eins übertragungsrechte erstanden so kann er auch nicht sagen dass ich deshalb auch nach Ende des Vertrages dafür zahlen muss. So ist es auch bei Großbritannien. Die haben fristgemäß ihre Mitgliedschaft in der EU gekündigt und haben danach keine Schuld mehr. Wir reden hier nicht von Schulden, die Großbritannien aus seiner Mitgliedsschaft noch nachzahlen muss sondern über EU Ausgaben nach der Mitgliedschaft Großbritanniens.
Doch, wir reden über Schulden die noch ausstehen: RAL, Pensionen. Wir reden auch nicht über Projekte, die die EU "auf Wunsch" von GB angefangen hat, sondern von Projekten, die GB zusammen mit den anderen Mitgliedern in Auftrag gegeben hat. Speziell geht es dabei um den aktuellen sog. MFR, der bis 2020 läuft.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 11:18)
Wenn du mit 27 Freunden zusammen Geschäfte zum gegenseitigen Vorteil machst, dann hängst du unbegrenzt drin. Da muss nichts festgelegt werden.
Wenn einer Ausscheiden will, dann muss der auch seinen Anteil an den ausstehenden Zahlungen übernehmen.
Warum sollte das bei Staaten anders sein?
Das ist ja nicht anders. Es gilt nach wie vor dass mit mit dem Ausscheiden auch die Rechte und Verpflichtungen keine Anwendung mehr finden. Wenn Sie in Ihrer GmbH mit 28 Gesellschaftern beschliessen dass Ihre Speditionsfirma 2020 einen neuen LKW anschaffen wird, dann aber 2018 als Gesellschafter ausscheiden so müssen Sie auch nicht Ihren Anteil der 2020 anstehenden Zahlung übernehmen. Die Zahlung ist dann Problem der GmbH, die ja auch den Nutzen des LKW hat.

Und wenn Der Schalke Vorstand morgen entscheidet dass zur nächsten Sommerpause ein Stürmer für 100 Milionen Euro verpflichtet wird, ein Vorstandsmitglied aber vor Saisonende ausscheidet so ist das (dann ehemalige) Vorstandsmitglied auch nicht verpflichtet, seinen Anteil zu bezahlen - schon gar nicht von seinem Privatvermögen.

Nun sind natürlich inoffizielle Freundeskreise oder eine GmbH oder der FC Schalke nur bedingt mit der EU vergleichbar also kann man auch nur mutmassen wie es rechtlich wirklich steht. Ein Präzedenzfall zum Austritt eines EU-Mitgliedes fehlt und somit ist dies ein Novum. Aber auch internationale Verstäge verlieren mit Ausscheiden ihre Anwendungsgrundlage. Wenn Deutschland nächstes Jahr aus dem Atomwaffensperrvertrag austritt dann ist Deutschland auch nicht mehr daran gebunden wenn es gestern noch gesagt hat "wir werden nie Atombomben bauen". Und Deutschland muss auch nicht seinen Anteil an der Inspektion von nukleartechnischen Anlegen im nächsten Jahr zahlen oder was auch immer die IAEA für Ausgaben nächstes Jahr hat.
Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 11:18)
Doch, wir reden über Schulden die noch ausstehen: RAL, Pensionen. Wir reden auch nicht über Projekte, die die EU "auf Wunsch" von GB angefangen hat, sondern von Projekten, die GB zusammen mit den anderen Mitgliedern in Auftrag gegeben hat. Speziell geht es dabei um den aktuellen sog. MFR, der bis 2020 läuft.
Großbritannien hat ja schon signalisiert, Zugeständnisse zum bis 2020 laufenden MFF zu respektieren. Pensionen hingegen sind Sache der EU denn Pensionen sind ja angefallen weil die EU Menschen eingestellt hat. Die individuellen Ansprüche haben die Menschen an die EU, nicht an Großbritannien. Selbst die Briten mit Pensionsansprüchen haben diese an die EU - auch nach dem Ausscheiden Großbritanniens.

Das die Verhandlungen derzeit stocken ist ja auch nicht weil "die Briten alles abblocken" sondern weil man sich nicht einig ist, was wann diskutiert wird. Die Briten wollen gleichzeitig über den zukünftigen Handelsstatus reden was angesichts der knappen Zeit auch gar keine schlechte Idee ist. Die EU will aber stur eins nach dem anderen verhandeln. Das ist wie ein Autoverkäufer der mir sagt dass er mir ohne substantielle Zugeständnisse zum Preis das Auto nicht zeigt. Die EU müsste doch mittlerweile kapiert haben dass Frau May dies braucht um den Austritt zuhause zu erklären. Außer Erpressung oder Prinzipienreiterei spricht doch nichts dagegen, das die EU hier auf die Briten zukommt. Die Briten haben ja schon mehrmals bemängelt dass hier der EU die nötige Flexibilität fehlt. Diesbezüglich werden die Briten den Deutschen sowieso noch fehlen denn pragmatisch waren die schon immer. Und damit fehlt Deutschland der Gegenpol zu den Franzosen, die ja gerne alles reguliert haben wollen.

Mangelnde Flexibilität und Sturheit wenn es nach Regeln geht hat die EU schon immer ausgezeichnet und das ist auch das Bild, was viele Briten von der EU haben. Herr Barnier bestätigt dies nur mit seiner Angehensweise. Was spricht denn dagegen dass man jetzt schon über den zukünftigen Status redet ? Und was spricht dagegeb dass die briten jetzt schon mit anderen Ländern Handelsabkommen verhandeln dürfen ?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ove Haithabu hat geschrieben:(28 Nov 2017, 15:17)

Das ist ja nicht anders. Es gilt nach wie vor dass mit mit dem Ausscheiden auch die Rechte und Verpflichtungen keine Anwendung mehr finden. Wenn Sie in Ihrer GmbH mit 28 Gesellschaftern beschliessen dass Ihre Speditionsfirma 2020 einen neuen LKW anschaffen wird, dann aber 2018 als Gesellschafter ausscheiden so müssen Sie auch nicht Ihren Anteil der 2020 anstehenden Zahlung übernehmen. Die Zahlung ist dann Problem der GmbH, die ja auch den Nutzen des LKW hat.

Und wenn Der Schalke Vorstand morgen entscheidet dass zur nächsten Sommerpause ein Stürmer für 100 Milionen Euro verpflichtet wird, ein Vorstandsmitglied aber vor Saisonende ausscheidet so ist das (dann ehemalige) Vorstandsmitglied auch nicht verpflichtet, seinen Anteil zu bezahlen - schon gar nicht von seinem Privatvermögen.
Also noch mal...
Die GmbH heißt so, weil es eben nicht normal ist, dass die Haftung beschränkt ist. Die Haftung zu beschränken geht auch nur, wenn die Gesellschaft mit genügend Kapital ausgestattet wird.
Wenn der Freundeskreis sich einen LKW kauft, aber dann das Darlehen dafür nicht bedienen kann, dann wird der Gläubiger sich auch an den ausgeschiedenen Gesellschafter halten. Man kommt aus seiner Verantwortung nur unter ganz bestimmten Bedingungen raus.

Wenn alle Gesellschafter ausscheiden, und nur die Gesellschaft als juristische Person auf lauter Schulden sitzenbleibt, meinen Sie, dass es sich damit hat?
Großbritannien hat ja schon signalisiert, Zugeständnisse zum bis 2020 laufenden MFF zu respektieren. Pensionen hingegen sind Sache der EU denn Pensionen sind ja angefallen weil die EU Menschen eingestellt hat. Die individuellen Ansprüche haben die Menschen an die EU, nicht an Großbritannien. Selbst die Briten mit Pensionsansprüchen haben diese an die EU - auch nach dem Ausscheiden Großbritanniens.
Was passiert denn, wenn ein Gesellschafter aus einer privaten Gesellschaft aussteigt? Er wird ausbezahlt. Er kriegt den vereinbarten Anteil am Firmenvermögen. Wenn sich die Firma verpflichtet hat, irgendwelche Renten zu zahlen, dann müssen die Ansprüche natürlich vom Vorhandenen vermögen abgezogen werden. Entsprechend ist der ausbezahlt Anteil kleiner.
Stellen sie sich vor, die Firma hat gerade Kredit aufgenommen und haufenweise Geld auf den Konten. Das geht doch auch nicht, dass der Ausscheider davon einen Anteil was bekommt und die Schulden bleiben der Firma.
Das die Verhandlungen derzeit stocken ist ja auch nicht weil "die Briten alles abblocken" sondern weil man sich nicht einig ist, was wann diskutiert wird. Die Briten wollen gleichzeitig über den zukünftigen Handelsstatus reden was angesichts der knappen Zeit auch gar keine schlechte Idee ist. Die EU will aber stur eins nach dem anderen verhandeln.
Nein, über die Verhandlungsreihenfolge hat man sich längst geeinigt.
Ove Haithabu
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ove Haithabu »

Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 16:54)
Also noch mal...
Die GmbH heißt so, weil es eben nicht normal ist, dass die Haftung beschränkt ist. Die Haftung zu beschränken geht auch nur, wenn die Gesellschaft mit genügend Kapital ausgestattet wird.
Wenn der Freundeskreis sich einen LKW kauft, aber dann das Darlehen dafür nicht bedienen kann, dann wird der Gläubiger sich auch an den ausgeschiedenen Gesellschafter halten. Man kommt aus seiner Verantwortung nur unter ganz bestimmten Bedingungen raus.
Es ist aber nicht so dass die EU die diversen geplanten und beschlossenen Projekte jetzt nicht mehr realisieren kann. Die Kosten werden jetzt halt nur umgelegt werden müssen.
Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 16:54)
Wenn alle Gesellschafter ausscheiden, und nur die Gesellschaft als juristische Person auf lauter Schulden sitzenbleibt, meinen Sie, dass es sich damit hat?
Es scheiden aber nicht alle aus, sondern nur einer. Und die, die bleiben, wollen nach wie vor den LKW haben und können den auch nach wie vor bezahlen. Nur derjenige, der ausscheided, braucht den LKW nicht mehr und muss ihn auch nicht bezahlen.
Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 16:54)
Was passiert denn, wenn ein Gesellschafter aus einer privaten Gesellschaft aussteigt? Er wird ausbezahlt. Er kriegt den vereinbarten Anteil am Firmenvermögen.
Ja, zum Tag X. So ist mit Großbritannien auch. Und wenn die Firma ein bestimmtes Biilanzjahr hat dann kann das natürlich noch berücksichtigt werden. So hat Großbritannien ja auch signalisiert, den bis 2020 laufenden Finanzhaushalt zu respektieren.
Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 16:54)
Wenn sich die Firma verpflichtet hat, irgendwelche Renten zu zahlen, dann müssen die Ansprüche natürlich vom Vorhandenen vermögen abgezogen werden. Entsprechend ist der ausbezahlt Anteil kleiner.
Wenn etwas z. B. für eine Betriebsrente investiert oder ausgezahlt wurde wurde so ist der Betrag natürlich kleiner. Wenn aber ein Gesellschafter zum Tag X ausscheidet und seinen Anteil mitnimmt so muss er nicht später auf Jahre hinaus fällig werdende Betriebsrenten nachschiessen.
Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 16:54)
Stellen sie sich vor, die Firma hat gerade Kredit aufgenommen und haufenweise Geld auf den Konten. Das geht doch auch nicht, dass der Ausscheider davon einen Anteil was bekommt und die Schulden bleiben der Firma.
Wenn die Firma gerade einen Kredit aufgenommen hat so ist das erst einmal irrelevant für das Vermögen denn in der Bilanz steht ja irgendetwas entgegen. Über die Bialnz zum Tag X gibt es ja auch (noch) keinen Streit. Es geht ja bei den Forderungen der EU um Kosten in der Zukunft. Kosten der Gegenwart sind ja schon mehr oder weniger klar.
Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 16:54)
Nein, über die Verhandlungsreihenfolge hat man sich längst geeinigt.
Ja, weil die EU gesagt hat, so seien die Regeln. Diese Regel steht aber nicht im Artikel 50 sondern wurde einfach so von der EU zum Nachteil Großbritanniens beschlossen.

Es besteht seitens der EU überhaupt kein Grund warum nicht jetzt schon über zukünftige Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU oder zwischen Großbritannien und anderen Staaten verhandelt werden darf. Das einzige Argument der EU ist "Is halt so !"
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ove Haithabu hat geschrieben:(28 Nov 2017, 17:46)Wenn etwas z. B. für eine Betriebsrente investiert oder ausgezahlt wurde wurde so ist der Betrag natürlich kleiner. Wenn aber ein Gesellschafter zum Tag X ausscheidet und seinen Anteil mitnimmt so muss er nicht später auf Jahre hinaus fällig werdende Betriebsrenten nachschiessen.
Der Unterschied ist der, dass eine Firma immer ein positives Vermögen hat. Wenn sie mehr Schulden als Vermögen hat, dann gibt es nichts auszubezahlen. Die Firma ist bankrott und muss abgewickelt werden. Und dann müssen die Gesellschafter eben nachzahlen.

Bei der EU gibt es, wie bei Staaten, kein nenneswertes Vermögen. Die Wirtschaftstätigkeit kommt anderen zugute. Deswegen gibt's netto nichts zum Auszahlen, sondern nur eine Rechnung.
Ja, weil die EU gesagt hat, so seien die Regeln. Diese Regel steht aber nicht im Artikel 50 sondern wurde einfach so von der EU zum Nachteil Großbritanniens beschlossen.
Artikel 50 sagt, dass der Austritt verhandelt werden soll. Von Freihandelsabkommen steht da nichts.
Die EU hat gefordert, dass man zuerst die drei Topthemen klar macht und GB hat zugestimmt. Soll ich mich jetzt empören, dass man dem Empire nicht den angemessen Respekt gezollt hat?
Es besteht seitens der EU überhaupt kein Grund warum nicht jetzt schon über zukünftige Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU oder zwischen Großbritannien und anderen Staaten verhandelt werden darf. Das einzige Argument der EU ist "Is halt so !"
Warum sollte die EU auch über zukünftige Handelsbeziehungen verhandeln? Gibt es da ein Grundrecht?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Voight-Kampff hat geschrieben:(28 Nov 2017, 19:15)
Warum sollte die EU auch über zukünftige Handelsbeziehungen verhandeln? Gibt es da ein Grundrecht?
Vor Allem ist es ja rein rechtlich auch ein wenig schräg, mit einem Nochmitglied eine Verhandlung zu führen, die man rein rechtlich nur mit einem Drittstaat führen kann.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

britische zeitungen behaupten daß GB und die EU ein finanzielles agreement erreicht haben. es würde sich handeln um einen betrag von 40-45 milliarden. euro oder pfund??
die britische regierung hat sofort dementiert und auch brüssel verneint. nur sagte man daß es bewegung in den standpunkten gibt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(29 Nov 2017, 01:06)

britische zeitungen behaupten daß GB und die EU ein finanzielles agreement erreicht haben. es würde sich handeln um einen betrag von 40-45 milliarden. euro oder pfund??
die britische regierung hat sofort dementiert und auch brüssel verneint. nur sagte man daß es bewegung in den standpunkten gibt.
Das sind offenbar Geräusche in der Wasserleitung; nun warten wir gespannt darauf, was Boris Johnson dazu sagen wird.

Das Zahlengerücht lag übrigens zwischen 45 und 55 Mrd €. Aber wenn es GBP werden... auch gut :)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von zollagent »

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Provokateur »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2017, 09:15)

Das Zahlengerücht lag übrigens zwischen 45 und 55 Mrd €. Aber wenn es GBP werden... auch gut :)
Noch. Mit dem Ausstieg aus der EU sagen die Prognosen einen Pfundwert voraus, der sich deutlich dem Zimbabwe Dollar annähert.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Provokateur hat geschrieben:(29 Nov 2017, 09:35)

Noch. Mit dem Ausstieg aus der EU sagen die Prognosen einen Pfundwert voraus, der sich deutlich dem Zimbabwe Dollar annähert.
In meiner grenzenlosen Güte nehme ich an, daß bei diesem Gerücht das Wunschdenken der BREXIT-Gegner Pate gestanden hat. Aber ein Guthaben bei einer britischen Bank würde ich auch nicht einrichten wollen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Ich frage mich wie das mit der Grenze in Irland klappen sollte ?

Zumindest hat Grossbritannien ein Transitabkommen vorgeschlagen.
Dabei geht es darum dass Waren die aus Irland kommen und für die EU bestimmt sind, ohne Kontrolle passieren dürfen.

Vielei Spediteure nehmen den Weg über Dover weil er der schnellste/kürzeste Weg ist.
Wäre der Weg zu müssten mehr Fährverbindungen nach Irland eingerichtet werden die aber einen halben Tag unterwegs sind.

Die Britten haben wohl Angst dass die Fährunternehmen die grösstenteils britische sind ihre Aufträge verlieren.-
Zuletzt geändert von garfield336 am Mittwoch 29. November 2017, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2017, 15:04)

In meiner grenzenlosen Güte nehme ich an, daß bei diesem Gerücht das Wunschdenken der BREXIT-Gegner Pate gestanden hat. Aber ein Guthaben bei einer britischen Bank würde ich auch nicht einrichten wollen.
Das glaube ich auch, dass das Wunschdenken ist. Die Unsicherheiten durch den Brexit sind schon zu einem grossen Teil im Pfund-Wechselkurs berücksichtigt.

Natürlich kann es bei einem besonders harten Austritt ohne Regelung noch etwas nach unten gehen, aber genauso kann es auch wieder aufwärts gehen, wenn die Unsicherheiten über die Zukunft nicht mehr bestehen. Ich würde jetzt nicht mehr auf einen massiven Wertverlust setzen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(29 Nov 2017, 15:07)

Das glaube ich auch, dass das Wunschdenken ist. Die Unsicherheiten durch den Brexit sind schon zu einem grossen Teil im Pfund-Wechselkurs berücksichtigt.

Natürlich kann es bei einem besonders harten Austritt ohne Regelung noch etwas nach unten gehen, aber genauso kann es auch wieder aufwärts gehen, wenn die Unsicherheiten über die Zukunft nicht mehr bestehen. Ich würde jetzt nicht mehr auf einen massiven Wertverlust setzen.
Die entscheidende Frage wäre aber schon, ob Sie Ihr Geldvermögen in Erwartung höherer Wertbeständigkeit in britischen Banken parken würden... oder es doch lieber in Luxemburg lassen. Fast möchte ich wetten, daß Sie sich für Luxemburg entscheiden werden. ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(29 Nov 2017, 15:05)

Ich frage mich wie das mit der Grenze in Irland klappen sollte ?

Zumindest hat Grossbritannien ein Transitabkommen vorgeschlagen.
Dabei geht es darum dass Waren die aus Irland kommen und für die EU bestimmt sind, ohne Kontrolle passieren dürfen.

Vielei Spediteure nehmen den Weg über Dover weil er der schnellste/kürzeste Weg ist.
Wäre der Weg zu müssten mehr Fährverbindungen nach Irland eingerichtet werden die aber einen halben Tag unterwegs sind.

Die Britten haben wohl Angst dass die Fährunternehmen die grösstenteils britische sind ihre Aufträge verlieren.-
Wie soll das praktisch ablaufen? Britische und irische Zöllner kontrollieren einen Frachtinhalt (Container) und versiegeln ihn dann, britische und EU-Zöllner kontrollieren in Le Havre, Calais oder Ostende, Antwerpen oder Rotterdam die Unversehrtheit und Identität der Fracht? Lohnt sich dann nicht doch der Seeweg von Irland zum Kontinent, wobei diese Mätzchen unterbleiben?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2017, 15:53)

Wie soll das praktisch ablaufen? Britische und irische Zöllner kontrollieren einen Frachtinhalt (Container) und versiegeln ihn dann, britische und EU-Zöllner kontrollieren in Le Havre, Calais oder Ostende, Antwerpen oder Rotterdam die Unversehrtheit und Identität der Fracht? Lohnt sich dann nicht doch der Seeweg von Irland zum Kontinent, wobei diese Mätzchen unterbleiben?
Gute Frage, für grosse Container ist der Seeweg sicherlich noch der Beste, auch jetzt schon. Aber ich denke es geht mehr um den kleinen Lieferverkehr.
Der kleine Mercedes Sprinter der kaum was geladen hat und rüber mus, der bevorzugt die Landbrücke über England.

Wie wurde dieser Transitverkehr denn früher in Westberlin geregelt ?

und btw Irland ist hauptsächlich ein Agrarland..... lebensmittel sollte man doch auch besser am besten schnell transportieren, da verderblich.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2017, 15:53)

Wie soll das praktisch ablaufen? Britische und irische Zöllner kontrollieren einen Frachtinhalt (Container) und versiegeln ihn dann, britische und EU-Zöllner kontrollieren in Le Havre, Calais oder Ostende, Antwerpen oder Rotterdam die Unversehrtheit und Identität der Fracht? Lohnt sich dann nicht doch der Seeweg von Irland zum Kontinent, wobei diese Mätzchen unterbleiben?
Google maps spuckt mir Dublin-Brussel 960 km raus, Fahrzeit 12Stunden, durch den Eurotunnel.

Wenn ich dem Programm sage, er solle die England umgehen, spuckt er 1680km und 48!Stunden fahrzeit aus.
(Verbindung über Cherbourg in Frankreich).

Ich bin kein Pessimist wenn ich behaupte, dass das der Ruin für viele irische Betriebe bedeuten würde.... Sie wären nicht nur von Grossbritannien abgeschnitten, nein auch der Rest der EU wäre mit dem privaten Auto kaum noch erreichbar. Diese Transitverbindung könnte gar als Faustpfand in den Verhandlungen benutzt werden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(29 Nov 2017, 16:14)

Gute Frage, für grosse Container ist der Seeweg sicherlich noch der Beste, auch jetzt schon. Aber ich denke es geht mehr um den kleinen Lieferverkehr.
Der kleine Mercedes Sprinter der kaum was geladen hat und rüber mus, der bevorzugt die Landbrücke über England.

Wie wurde dieser Transitverkehr denn früher in Westberlin geregelt ?

und btw Irland ist hauptsächlich ein Agrarland..... lebensmittel sollte man doch auch besser am besten schnell transportieren, da verderblich.
Der Transit zwischen Berlin (West) und der Bundesrepublik wurde mit Sicherheit scharf überwacht. Da gab es doch die berechtigte Befürchtung, daß in der Fracht Republikflüchtlinge versteckt sein könnten. Als ich 1971 aus Berlin (West) ins Bundesgebiet umzog, wurde unser Umzugsgut gemäß an zu fertigender Listen genau untersucht bis hin zu unseren Schallplatten und Büchern. Obendrein wurde noch nach dem Grund unseres Umzugs gefragt. Unser Möbelwagen wurde verplombt, und wir mußten im Auto den Möbelwagen begleiten, damit auch ja keine "Unregelmäßigkeit" geschähe, für die wir nicht gleich zur Verantwortung gezogen werden konnten.

Das alles muß man höchstpersönlich erlebt haben, weil auch mir fast 50 Jahre später diese Abläufe so unwirklich erscheinen. Aber das war so!

Ich will nicht hoffen, daß diese Erfahrung sich im Transit Irland..GB..Kontinent wiederholt. Aber waren da nicht verzweifelte Versuche von Afrikanern, doch nur irgendwie GB zu erreichen? Das ginge grundsätzlich auch von Irland aus; nicht nur am Kanaltunnel und von den kontinentalen Seehäfen aus. Keine schönen Aussichten für das EU-Mitglied Irland! Die Briten haben es ja so haben wollen...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2017, 16:52)

Ich will nicht hoffen, daß diese Erfahrung sich im Transit Irland..GB..Kontinent wiederholt. Aber waren da nicht verzweifelte Versuche von Afrikanern, doch nur irgendwie GB zu erreichen? Das ginge grundsätzlich auch von Irland aus; nicht nur am Kanaltunnel und von den kontinentalen Seehäfen aus. Keine schönen Aussichten für das EU-Mitglied Irland! Die Briten haben es ja so haben wollen...
Meine Vermutung werden durch deine Schilderungen bestätigt, dass genau solche Szenarios bedrohlich für Irland wirken und Grossbrittanien dass in den Verhandlungen versucht auszunutzen um ein Veto Irlands bei Nordirlandfrage zu verhindern.

Sie haben anscheinend doch was in der Hand. :s
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(29 Nov 2017, 16:27)

Google maps spuckt mir Dublin-Brussel 960 km raus, Fahrzeit 12Stunden, durch den Eurotunnel.

Wenn ich dem Programm sage, er solle die England umgehen, spuckt er 1680km und 48!Stunden fahrzeit aus.
(Verbindung über Cherbourg in Frankreich).

Ich bin kein Pessimist wenn ich behaupte, dass das der Ruin für viele irische Betriebe bedeuten würde.... Sie wären nicht nur von Grossbritannien abgeschnitten, nein auch der Rest der EU wäre mit dem privaten Auto kaum noch erreichbar. Diese Transitverbindung könnte gar als Faustpfand in den Verhandlungen benutzt werden.
Na ja, die Verkehre müssen ja nicht ausschließlich "reinrassig" entweder Seeweg oder Landweg mit Kanaltunnel angelegt sein. Es gibt sicher Güter, die ohne Nachteil die 48 Stunden Seeweg vertragen, und es gibt Reisende mit PKW, denen mehr nach Abenteuer zu Mute ist. In gewisser Weise eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, so mit Zoll, gültigen Reisepapieren für alle Insassen, Impfzeugnis für die mitreisende Hauskatze und dann auch noch Linksverkehr!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2017, 17:01)

Na ja, die Verkehre müssen ja nicht ausschließlich "reinrassig" entweder Seeweg oder Landweg mit Kanaltunnel angelegt sein. Es gibt sicher Güter, die ohne Nachteil die 48 Stunden Seeweg vertragen, und es gibt Reisende mit PKW, denen mehr nach Abenteuer zu Mute ist. In gewisser Weise eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, so mit Zoll, gültigen Reisepapieren für alle Insassen, Impfzeugnis für die mitreisende Hauskatze und dann auch noch Linksverkehr!
Irland hat auch Linksverkehr, das ist also nicht so das Problem. Die kennen das :)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(29 Nov 2017, 16:59)

Meine Vermutung werden durch deine Schilderungen bestätigt, dass genau solche Szenarios bedrohlich für Irland wirken und Grossbrittanien dass in den Verhandlungen versucht auszunutzen um ein Veto Irlands bei Nordirlandfrage zu verhindern.

Sie haben anscheinend doch was in der Hand. :s
Mich als hartgesottenen Germanen könnten die Verhandler mit solchen Mätzchen nicht beeindrucken. Am Ende des Liedes könnten Briten dann auf ihrer Insel herum hocken oder große Schiffs- und Flugreisen buchen, wenn sie einmal etwas anderes sehen möchten. Die Briten waren doch ganz glücklich, daß der Bürgerkrieg in Nord-Irland mit der EU-Mitgliedschaft friedlich beigelegt
werden konnte. Wenn sie nun diesen fast ganz vergessenen Krieg wieder aufwühlen wollen... gut, wer soll sie warum daran hindern? Die Briten haben das Ding dann am Halse, nicht wir Europäer. So besonders viel britisches Druckpotential erkenne ich da nicht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(29 Nov 2017, 01:06)

britische zeitungen behaupten daß GB und die EU ein finanzielles agreement erreicht haben. es würde sich handeln um einen betrag von 40-45 milliarden. euro oder pfund??
die britische regierung hat sofort dementiert und auch brüssel verneint. nur sagte man daß es bewegung in den standpunkten gibt.
Nun scheint aber doch einiges für ein britisches Angebot dieser Art zu sprechen: Herr Nigel Farage tobt, daß die britische Regierung sinnlos Geld verpulvern will, und Herr Boris Johnson pfeift nicht mehr auf die Forderungen der EU, sondern äußert Besorgnis, ob es denn beim genannten Umfang der Zahlungen bleiben wird. Meinen herzlichen Glückwunsch, Herr Barnier!

Nun bleibt uns Europäern doch nichts weiter übrig als auf die nächsten Schlingerbewegungen in den BREXIT-Verhandlungen zu warten.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ficus »

Jeremy Corbyn hat angedeutet, dass er für ein zweites Referendum über den Brexit wäre, wenn die folgen des Austritts für alle deutlich werden.
https://www.bloomberg.com/news/articles ... es-with-eu
Solche und ähnliche töne hört man immer häufiger aus GB.

Entgegen euren Antworten auf meine Frage ob GB einfach so vom Brexit zurücktreten könnte, scheint man dieses in GB für selbstverständlich zu halten!
Was meint ihr dazu?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Ficus hat geschrieben:(02 Dec 2017, 23:17)

Jeremy Corbyn hat angedeutet, dass er für ein zweites Referendum über den Brexit wäre, wenn die folgen des Austritts für alle deutlich werden.
https://www.bloomberg.com/news/articles ... es-with-eu
Solche und ähnliche töne hört man immer häufiger aus GB.

Entgegen euren Antworten auf meine Frage ob GB einfach so vom Brexit zurücktreten könnte, scheint man dieses in GB für selbstverständlich zu halten!
Was meint ihr dazu?
Die Briten haben die EU schon immer als eine Art Selbstbedienungsladen angesehen, wo man sich die für einen passenden Artikel aussuchen kann. Es wird Zeit, dass sie mal in der Realität ankommen.
Im Übrigen ist überhaupt nicht gesichert, ob ein neues Votum ein anderes Ergebnis bringen würde.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Wer von Euch eine Spiegel-Abo hat (digital oder als Heft), dem empfehle ich den Artikel über den Umgang der Briten mit EU-Ausländern.
https://magazin.spiegel.de/SP/2017/49/1 ... index.html
[....]
Die Zahl der do­ku­men­tier­ten „hate cri­mes“ ge­gen Frem­de – oder sol­che, die so aus­se­hen – ist sprung­haft ge­stie­gen. Es ist, als hät­ten die Apo­lo­ge­ten des Brex­it, die ih­ren Lands­leu­ten den Traum von al­ter Grö­ße ver­spra­chen, Gift frei­ge­setzt, das sich nun un­ge­hin­dert über die In­sel ver­brei­ten kann.
Und die bri­ti­sche Re­gie­rung tut nichts, um die­ses Gift zu neu­tra­li­sie­ren. Im Ge­gen­teil. Seit dem Be­ginn der Brex­it-Ver­hand­lun­gen mit der EU nutzt The­re­sa Mays Ka­bi­nett die rund 3,2 Mil­lio­nen EU-Bür­ger in Groß­bri­tan­ni­en als Faust­pfand.
„Wir wol­len, dass Sie blei­ben“, sag­te die Pre­mier­mi­nis­te­rin in ih­rer Rede in Flo­renz. Aber nie­mand weiß: zu wel­chen Be­din­gun­gen? Wer ga­ran­tiert sie? Wie lan­ge wer­den sie gül­tig sein? Auch von der Ant­wort auf die­se Fra­gen wird ent­schei­dend ab­hän­gen, ob die Brex­it-Ver­hand­lun­gen in die nächs­te Pha­se ein­tre­ten kön­nen. Spä­tes­tens An­fang kom­men­der Wo­che will die EU Klar­heit in al­len Streit­punk­ten. Aber klar ist in Lon­don schon lan­ge nichts mehr.
[....]
Als May sich wie­der­holt wei­ger­te, den EU-Bür­gern im Land zu ga­ran­tie­ren, dass sie nach dem Brex­it ihr Le­ben so wei­ter­füh­ren kön­nen wie bis­her, wur­de aus dem Arg­wohn Angst. Die Fra­ge, wel­che Rech­te die be­reits im Land le­ben­den EU-Bür­ger be­hal­ten kön­nen, ist bis heu­te un­ge­löst. Statt­des­sen neh­men die Schi­ka­nen zu.
[....]
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(03 Dec 2017, 16:09)

Wer von Euch eine Spiegel-Abo hat (digital oder als Heft), dem empfehle ich den Artikel über den Umgang der Briten mit EU-Ausländern.
https://magazin.spiegel.de/SP/2017/49/1 ... index.html
Ich schlage vor, daß wir als deutsche Wirtschaft in den wesentlichen EU-Ländern um Fachkräfte werben, die sich einer ungewissen Zukunft in GB ausgesetzt sehen. Vielleicht erzeugt das dann einen Sog, oder erwirkt Besserung. Von Werbung in GB selbst würde ich absehen. Das wäre zu plump. Aus meiner Sicht genügen da entsprechende Verlautbarungen unserer Wirtschaftsverbände, die in der internationalen Presse weitergereicht werden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Ficus hat geschrieben:(02 Dec 2017, 23:17)

Jeremy Corbyn hat angedeutet, dass er für ein zweites Referendum über den Brexit wäre, wenn die folgen des Austritts für alle deutlich werden.
https://www.bloomberg.com/news/articles ... es-with-eu
Solche und ähnliche töne hört man immer häufiger aus GB.

Entgegen euren Antworten auf meine Frage ob GB einfach so vom Brexit zurücktreten könnte, scheint man dieses in GB für selbstverständlich zu halten!
Was meint ihr dazu?
Da machen es sich die Briten wohl etwas zu einfach, wenn sie auch in diesem Falle glauben, sie könnten alles alleine diktieren. Währenddessen wird auf der Insel über einen Volksentscheid zum Verhandlungsabschluss sinniert.

Premierministerin May verhandelt unbeirrt über den Brexit. Dabei hoffen viele Briten inzwischen, doch noch in der EU verbleiben zu können. Aber wie könnte das klappen?
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-12/g ... ettansicht

Die Hälfte aller Briten wünscht sich einer Umfrage zufolge ein zweites Brexit-Votum. 50 Prozent der Befragten hätten angegeben, sie würden gern darüber abstimmen, ob die finalen Bedingungen zum Austritt Großbritanniens aus der EU akzeptiert werden sollten oder nicht, berichtete die „Mail on Sunday“ am Sonntag unter Berufung auf eine Erhebung unter 1003 britischen Bürgern. 34 Prozent würden dies nicht wünschen, 16 Prozent seien unentschieden.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... t-ist.html
Labskaus!

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Voight-Kampff
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

Ficus hat geschrieben:(02 Dec 2017, 23:17)

Jeremy Corbyn hat angedeutet, dass er für ein zweites Referendum über den Brexit wäre, wenn die folgen des Austritts für alle deutlich werden.
https://www.bloomberg.com/news/articles ... es-with-eu
Solche und ähnliche töne hört man immer häufiger aus GB.

Entgegen euren Antworten auf meine Frage ob GB einfach so vom Brexit zurücktreten könnte, scheint man dieses in GB für selbstverständlich zu halten!
Was meint ihr dazu?
Die Briten halten so einiges für selbstverständlich...
Wenn man verfolgt wie das auf der Insel läuft, dann merkt man erst so richtig wie gut die deutsche Politik funktioniert.

Das Corbyn demnächst PM wird, gilt übrigens als extrem unwahrscheinlich.
Voight-Kampff
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

frems hat geschrieben:(04 Dec 2017, 10:29)

Da machen es sich die Briten wohl etwas zu einfach, wenn sie auch in diesem Falle glauben, sie könnten alles alleine diktieren. Währenddessen wird auf der Insel über einen Volksentscheid zum Verhandlungsabschluss sinniert.

Premierministerin May verhandelt unbeirrt über den Brexit. Dabei hoffen viele Briten inzwischen, doch noch in der EU verbleiben zu können. Aber wie könnte das klappen?
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-12/g ... ettansicht

Die Hälfte aller Briten wünscht sich einer Umfrage zufolge ein zweites Brexit-Votum. 50 Prozent der Befragten hätten angegeben, sie würden gern darüber abstimmen, ob die finalen Bedingungen zum Austritt Großbritanniens aus der EU akzeptiert werden sollten oder nicht, berichtete die „Mail on Sunday“ am Sonntag unter Berufung auf eine Erhebung unter 1003 britischen Bürgern. 34 Prozent würden dies nicht wünschen, 16 Prozent seien unentschieden.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... t-ist.html
Ich glaube, diese Umfrageergebnisse werden zu optimistisch interpretiert. Wer über die Austrittsbedingungen abstimmen will, will womöglich nur gegen einen Kompromiss stimmen. Es gibt genug Briten, die meinen das Ausland wird schon gehorchen, wenn GB nur mit fester Stimme befiehlt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Voight-Kampff hat geschrieben:(04 Dec 2017, 13:00)

Ich glaube, diese Umfrageergebnisse werden zu optimistisch interpretiert. Wer über die Austrittsbedingungen abstimmen will, will womöglich nur gegen einen Kompromiss stimmen. Es gibt genug Briten, die meinen das Ausland wird schon gehorchen, wenn GB nur mit fester Stimme befiehlt.
Das ist gut möglich. Es wird aber auch sicherlich Briten geben, die keine Abstimmung über den Kompromiss wünschen, weil sie fürchten, dass es am Ende einen harten Brexit gibt, der noch teurer und ungemütlicher wird. An sich halte ich aber auch nicht viel davon. Nehmen wir nur mal fiktiv an, dass es ein neues Referendum gibt, ob direkt zum Verbleib oder zum Verhandlungsergebnis. Und nehmen wir nun an, eine Mehrheit entscheidet so, dass die Briten in der EU bleiben möchten und dass die Mitgliedsstaaten keine Bedenken haben, wenn der getriggerte Artikel 50 zurückgezogen wird. Wer sagt uns dann, dass die Brexiteers nicht beim nächsten Windchen in einigen Jahren wieder auf ein Referendum beharren? UKIP und co. kündigten vor dem letzten Volksentscheid ja schon an, dass sie ihren Kampf fortführen würden, wenn die Remainers gewinnen sollten. Anstelle der ever closer union hätten wir eine never ending story.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Voight-Kampff hat geschrieben:(04 Dec 2017, 13:00)

Ich glaube, diese Umfrageergebnisse werden zu optimistisch interpretiert. Wer über die Austrittsbedingungen abstimmen will, will womöglich nur gegen einen Kompromiss stimmen. Es gibt genug Briten, die meinen das Ausland wird schon gehorchen, wenn GB nur mit fester Stimme befiehlt.
Könnte es sein, daß eine große Zahl von Briten der Auffassung ist, sie könnte mit der Ablehnung des Verhandlungsergebnisses den Urzustand der britischen Mitgliedschaft in der EU wieder herstellen? Man muß wohl sehr klar darauf hinweisen, daß entweder ein Verhandlungsergebnis anerkannt wird, sowohl von der EU als auch von der britischen Regierung, oder die bislang engen Beziehungen zur EU brechen mit einem endgültig durch Volksentscheid abgelehnten Vertrag auf das Niveau der Welthandelsorganisation in einen vertragslosen Zustand ab.

Die Uhr tickt, und im April 2019 ist das Ende des Schwebezustands erreicht.

Der augenblickliche Pfad ist doch: Entweder gütliche Einigung mit erträglichen Bedingungen zur Teilnahme am Binnenmarkt ("Norwegenmodell") oder harter Brexit ohne jede geltende Vereinbarung. Natürlich wird jeder vernünftige Europäer eine gütliche Einigung bevorzugen und anstreben. Hoffen wir also, daß auf der Insel die nüchterne Vernunft um sich greift!

Geht die Sache daneben, dann gerät der Karfreitagsfrieden in Nord-Irland in Gefahr, könnten Sonderlösungen für Nord-Irland angepeilt werden (eine britische Provinz in der EU!) und postwendend schottische Begehrlichkeiten nach einem solchen Sonderstatus geweckt werden... insbesondere dann, wenn es zu einer wirtschaftlichen Talfahrt in GB kommt.

Wir Europäer können nur geduldig und höchst verwundert dieses schlechte Theater beobachten!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Viele Briten glauben nun die EU wolle sie ja bestrafen.
Man sollte lieber akzeptieren das man raus wollte.
Der Traum ist: Das positive haben, freier Handel etc, alles andere REgeln und Pflichten sowie Kosten sollen andere tragen.
Die Briten haben die EU auch immer nur als wirtschaftlichen Verbund gesehen und nicht mehr.

Zumal auch in England der Nationalismus und der feuchte Traum vom Empire immer noch umhergeistert
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Voight-Kampff »

In der irischen und britischen Presse wird aktuell verlautet, dass es eine Einigung zur Nordirlandfrage gibt.

Sieht so aus als würde bis zum Gipfel hinreichend Fortschritt sein.
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