Da muss ich Dir schon wieder widersprechen. Deine Aussagen basieren auf sehr isoliert betrachteten Fakten. Und so betrachtet, sind sie falsch. Übrigens räumst Du hier meiner Erinnerung nach zum ersten Mal ein, dass die Forschungsergebnisse der Populationsgenetiker vielleicht auch mal an den Ergebnissen anderer Wissenschaftszweige abgeprüft werden könnten.Dark Angel hat geschrieben:(10 Oct 2019, 15:09)
Ich habe geschrieben, was durch archäologische Befunde UND populationsgenetische Untersuchungen gestützt/belegt ist, was stattgefunden HAT. Meine Aussagen sind faktenbasiert.
Nicht mehr und nicht weniger!
Wo soll ich zum Ausdruck gebracht haben, dass ich Deine Aussagen nicht verstanden habe? Deine Aussagen sind nicht missverständlich, sondern schlicht falsch! Du versuchst krampfhaft, das Phänomen der "Migration" (und die damit verbundene Ausbreitung von Genen und Kultur!) auf einen einzigen Sonderfall zu reduzieren: Eine Menschenmasse bewegt sich von A nach B, und wenn sie am Punkt B angekommen ist, verbreitet sie mittels Assimilation oder Verdrängung ihre Gene und ihre Kultur.Was verstehst du an der Aussage "in den allermeisten Fällen" eigentlich nicht?
Meine Aussagen stützen sich auf das, was belegt werden kann und nicht auf irgendwelche - "es könnte doch auch anders gewesen sein" - Phantasieprodukte.
Damit blendest Du aus, dass sowohl Migration, als auch die Verbreitung von Genen als auch die Verbreitung von Kulturtechniken NACHGEWIESENERMAßEN!!! in der Geschichte der Menschheit auch auf ganz andere Art erfolgt ist und nach wie vor erfolgt. Welchen Wahrheitsgehalt Deine Aussage "in den allermeisten Fällen" damit noch hat, magst Du selbst beurteilen.
Deshalb wäre ich Dir persönlich verbunden, wenn Du meine Aussagen nicht mit Formulierungen wie "es könnte doch auch anders gewesen sein" - Phantasieprodukte" abzuqualifizieren versuchst. Ich habe Dir Beispiele genannt, in denen es anders gelaufen ist. Ich nenne Dir gern auch noch weitere Beispiele. Hier:
Du hast behauptet, dass sich populationsgenetisch nachweisen lässt, wann die Besiedelung eines Gebiets erfolgt ist. Tatsache ist aber, dass der amerikanische Kontinent besiedelt worden ist, ohne dass es irgendwelche genetischen Vermischungen gegeben hat. Damit ist die Populationsgenetik völlig außerstande, irgendeine Aussage darüber zu treffen, WANN diese Besiedelung erfolgt ist. Gleiches gilt übrigens für die Erstbesiedelung des australischen Kontinents.
Es gibt archäologisch nachgewiesene Fälle, dass unterschiedliche Menschengruppen über Generationen hinweg nebeneinander/miteinander gelebt haben (z.B. Elbgermanen im Bereich der Lippe-Mündung). Es gibt auch historiografisch zahlreiche Beispiele, dass Menschengruppen neue Siedlungsgebiete eingenommen haben, ohne damit die vorhandene Sachkultur zu ändern ("Umsiedelungen" von Stämmen durch das römische Reich). Es gibt fast zahllose Beispiel, wie sich römische Kultur und römische Sprache verbreitet haben, ohne dass es zu einer nennenswerten Vermischung von Genen gekommen ist. Das sind alles keine "Was-wäre-wenn-Phantasieprodukte", sondern historisch nachweisbare Fakten. Die passen halt nur nicht in Deine sehr enge Definition von "Migration".
Hinter dieser "sehr engen" Definition von Migration steht meiner Einschätzung nach Deine Überzeugung, dass die Naturwissenschaften "vertrauenswürdiger" sind, weil sie den Geisteswissenschaften den Vorteil der Messbarkeit und Quantifizierbarkeit voraus haben. Ich sehe darin reine Technikgläubigkeit. Auch hierzu ein Beispiel:
Wie würde die Populationsgenetik - ganz auf sich allein gestellt! - wohl die Anwesenheit afroamerikanischer Menschen in den USA erklären?
Sie würde davon ausgehen, dass vorwiegend westafrikanische Stämme den Süden der USA erobert und sich dann mit sinkendem Erfolg nach Norden ausgebreitet haben. DAS wäre das mess- und quantifizierbare Ergebnis einer rein populationsgenetisch gesteuerten Untersuchung. Hat nichts mit dem Thema zu tun? Dann denk nochmal nach. Auch die Sklaverei war nämlich eine Form der Migration.
Ich betrachte auch Vor- und Frühgeschichtler und sogar Archäologen als Geschichtswissenschaftler. Auch in den Geschichtswissenschaften hat sich inzwischen übrigens die Erkenntnis verbreitet, dass "Geschichte" sich nicht darin erschöpfen kann, historische Ereignisse mit Jahreszahlen zu verknüpfen. So bilden die Geschichtswissenschaften immer mehr "Anbindungen" an andere Wissenschaften aus: Soziologie, Politologie, Ethnologie.... Unglaublich, aber wahr. Typischerweise sind Veröffentlichungen zu neuer Geschichte (z.B. Erster Weltkrieg) nicht mehr nur von Historikern, sondern eher von Politikwissenschaftlern vorgelegt wurden. Aber das nur am Rande....Und noch einmal Historiker sind auf schriftliche Quellen angewiesen, für schriftlose Kulturen bzw Zeiten in denen keine Schrift vorhanden war, können Historiker KEINE Aussage treffen.
Für diese Kulturen/Zeiten können ausschließlich Archäologen und Populationsgenetiker Aussagen treffen.