Dass sich deutsche Hersteller lange Zeit über Motorleistung definiert haben, ist ein relativ neues und vor allem hausgemachtes Problem.Frank_Stein hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 01:23 Deutschland kann aber hier nicht punkten, egal ob wir nun früher auf den Zug aufgesprungen wären. Ein E-Motor ist nun mal deutlich weniger komplex, als ein Verbrenner.
Bis weit in die 90er kam selbst ein durchschnittliches Modell der gehobenen Mittelklasse (5er, E-Klasse, A6) mit um die 150 PS aus, bei französischen Marken war das das Ende der Fahnenstange. Danach begannen die deutschen Hersteller - mit dem „Argument“ kein Tempolimit auf den Autobahnen - mit einem regelrechten Wettrüsten, dass auch ausländische Mitbewerber unter Zugzwang setzten. So explodierten die Motorleistungen. Hätte man das hier bewiesene Know-how parallel (!) auch in kleine, effiziente Verbrenner eingebracht, würden wir heute vielleicht gar nicht über deren Verbot reden…
Allerdings ist der Motor ja mittlerweile offensichtlich gar kein Kaufgrund mehr. Wo die großen Hersteller früher auf Hubraum und azylinder setzten und darüber ihre Modell-Hierarchie staffelten, gab es ja „Downsizing“ und oft werden dieselben aufgeladenen, kleinvolumigen Vierzylinder einfach in verschiedenen Leistungsstufen angeboten. Für ältere „Petrol Heads“, die noch die lauffreudigen Reihen-Sechszylinder von BMW kannten oder die polierten Ansaugrohre eines Alfa-V6, ist doch an aktuellen Motoren nichts mehr irgendwie „sexy“ - außer der schieren Leistung.
Kurz: Die aktuellen Motoren sind kein Alleinstellungsmerkmal mehr, die den einstigen deutschen „Vorsprung durch Technik“ symbolisieren. Die Hersteller werben ja selbst auch nicht mehr mit den Motoren, sondern mit „Connectivity“. Um Details über die Motoren zu finden (selbst Basics wie Zylinder, Hubraum, Bauart) muss man auf den Homepages der Hersteller schon sehr tief einsteigen…
Worauf sich die deutschen Hersteller zurück besinnen sollten: Markenspezifisches Design, Qualität, Zweckmäßigkeit.
Die China-Karren sehen doch alle gleich und identitätslos aus. Kein Wunder, es gibt da ja keine Marken- und Designtraditionen.
Wobei man sagen muss, das die deutschen Hersteller da auch nachgelassen haben, die großen BMW und Mercedes zeigen kein „deutsches Industriedesign“ mehr, sondern sind an den Bling-Bling-Geschmack östlicher Märkte angepasst…
Letztlich: Ich sehe die deutsche Automobilindustrie nicht am Ende - sie müsste sich aber mal auf das besinnen, wofür deutsche Autos mal standen und was man den Chinesen immer noch voraus hat. Und das hängt nicht mehr an der Motorentechnologie.