deggial hat geschrieben: ↑Montag 6. Januar 2025, 01:00
Hohe Reisegeschwindigkeiten gehen auch ohne Bleifuss.
Mit um die 150 km/h bin ich immer recht effizient gefahren.
Das nehme ich dir sogar ab - gleichwohl wärst du bei vernüftigem Fahrverhalten mit 130 km/h bezüglich des Energieverbrauchs effizienter unterwegs gewesen - bezüglich der Zeit hingegen eher nicht.
Bezüglich der Thematik eines Tempolimits liegt vieles an der Bewertung von Zeit versus Energieverbrauch. Eine allgemeingültige Umrechnung zwischen einem zeitlichen Vorteil und einem energetischen Vorteil ist schwer möglich - vielmehr begründet die unterschiedliche Sichtweise auf diese beiden Themenstellungen einen Teil der politisch differenten Betrachtung zum Thema Tempolimit.
Oder anders:
Wenn dir aus welchem Grund auch immer besonders wichtig ist, dass du sehr sehr schnell von A nach B kommst, dann wirst du tendenziell eher gegen ein Tempolimit argumentieren - wenn dir hingegen klar ist, dass du nicht täglich 300km zu fahren hast, und du auch nicht realistisch ein Durchschnittstempo von 150km/h erreichen kannst, dann ist dir auch klar, dass du bei einem Durchschnitt von 100km/h 3h brauchst, während du bei Durchschnitt 150km/h mit 2h auskommst......1h Lebenszeit je Tag ist eine ganze Menge.
Für die Minderheit, die sehr viel auf sehr langen Strecken und das häufig bei Nacht und insbesondere freien Autobahnen unterwegs ist, ist es völlig nachvollziehbar, dass ein Tempolimit konsequent Lebenszeit verschwendet. "Kein Tempolimit" kann - muss aber nicht - die Lebenszeit drastisch verkürzen. Doch das zieht man bei einer solchen Sichtweise in die eigene Betrachtung halt einfach nicht ein.....ich selbst fahre ja völlig sicher.....
Für die große Mehrheit, die im Schnitt 12.000km pro Jahr fährt, ist ein Tempolimit weitgehend irrelevant - weil es keine wirklich bedeutsamen Auswirkungen für sie hat.
Politisch ist die Frage, ob die Interessen der Minderheit der Vielfahrer auf freien Autobahnen durch ein Tempolimit diskriminiert werden muss - oder ob die große Mehrheit derer, für die ein Tempolimit faktisch kaum relevante Auswirkungen hat,
Die Hauptargumente von Tempolimit-Gegnern sind der Zeitgewinn und die Beschränkung der individuellen Freiheit. Allerdings treffen gerade diese beiden Argumente nur auf eine Minderheit zu - für die Mehrheit aller Autofahrer sind diese beiden Argumente schlicht und einfach wenig relevant.
Bei den Befürwortern des Tempolimits im Gegenzug werden weniger gewichtige Argumente damit vorrangig relevant - also beispielsweise Energieverbrauch, Unfälle, gleichmäßiger Verkehrsfluss etc. etc. etc......das ist für die Minderheit der Zeitprofiteure und Freiheitsgewinner wenig akzeptabel.
Man kann durchaus für beide Seiten ein gewisses Verständnis aufbringen - gleichwohl sind die Mehrheitsverhältnisse bezüglich der Argumentationslinien auch ziemlich klar - was tatsächliche Effekte angeht.
Dass die Welt mit einem Tempolimit nicht untergeht, zeigen die allermeisten Länder dieser Erde.....
Dass das Klima durch ein Tempolimit nicht gerettet wird, aber auch.
Wenn man mit einem e-Auto unterwegs ist, relativiert sich der Wunsch nach schneller Fahrt auf langen Strecken deutlich, weil man anders als bei Benzinern (oder Diesel) durch eine hohe Geschwindigkeit eine drastische Verkürzung der Reichweite in Kauf nimmt, die in der Folge in ein oder mehreren längeren Pausen zum Laden mündet. Langstreckenfahrende e-Automobilisten wägen das ab, und fahren dann halt nur Tempo 120 o.ä. - weil sie in Summe so einen oder zwei Ladestopps vermeiden, und unterm Strich schneller unterwegs sind......
Wenn der Ladevorgang aber analog einem Benziner nur wenige Minuten in Anspruch nimmt - relativiert sich das. Es relativiert sich auch, wenn man sehr hohe Reichweiten durch eine ausreichend große Batterie hat.
Ein Tempolimit rettet nicht die Welt - aber die Welt geht auch nicht unter, wenn man ein vernünftiges Tempolimit einführt.