Bobo hat geschrieben: ↑Mi 22. Mär 2023, 09:09Der Bericht zu den Panzer sperren war fast schon putzig. Sie zwingen die anrückenden Truppen auf die angebotenen Korridor?
Und genau so werden die Orks es auch erwarten und ihre Verbände aufstellen.
Genau das dürfte der Grund sein, warum die Russen solche "Befestigungslinien" anlegen: Sie haben nicht genug Personal und Material, um entlang der gesamten Frontlinie Truppen für eine mobile Verteidigung mit einer gewissen "Tiefe" bereitzustellen. Bewegliche Gefechtsführung scheinen sie ohnehin nicht zu beherrschen, weil das eigenständiges Denken der beteiligten Soldaten voraussetzt.
Der Grundgedanke hinter dem Aufbau solcher Grabenstellungen liegt darin, mit weniger Truppen größere Abschnitte halten zu können. So eine Art "Festungsbau"-Gedanke. Das hat schon 1915 an der Westfront nicht funktioniert. Und 1940 noch weniger. Selbst die tausendfach besser ausgebaute Maginot-Linie hat niemanden aufgehalten. Es ist so wie Du es schreibst: Befestigungsanlagen haben das grundlegende Problem, dass sie sich nicht bewegen können und dass der Gegner genau weiß, wo sie sind. Sinnvoll sind sie nur an ganz bestimmten Geländeabschnitten. Und nur dann, wenn sie von mobilen Einheiten gesichert werden. Eine Festung ist nur dann sinnvoll, wenn sie als "Anlehungspunkt" und Versorgungsbasis für mobile Kräfte dient.
Schon in der Antike war bekannt, dass Festungsanlagen, die auf sich allein gestellt sind, fast völlig wirkungslos bleiben und für den Verteidiger sogar zu einem tödlichen Nachteil werden können: Wenn der Angreifer an einem einzigen kurzen Abschnitt der "Front" (HKL) einen Durchbruch erzwingen kann, hat der Verteidiger dem nichts mehr entgegenzusetzen, weil alle seine Kräfte in den vielen kleineren und größeren "Festungen" entlang der gesamten Frontlinie gebunden sind. Die "Festungs-Strategie" funktioniert nur, wenn dem Feind nirgendwo ein Durchbruch gelingt.
Aus meiner Sicht ist das oben verlinkte Video des russischen Propagandisten über die tollen Grabenstellungen ein verzweifelter Versuch, die Hilflosigkeit der Orks zu vertuschen.
Damit soll nur der Mythos verbreitet werden, dass die russische "Front" unüberwindlich ist. Motto: "Schaut, wie gut wir gerüstet sind, wenn die ´ukrainischen Nazis´angreifen." Die "ukrainischen Nazis" werden aber nicht so angreifen, wie die Orks das grundsätzlich tun. Sie werden mit Sondierungsvorstößen einen schwachen Punkt in der russischen "Befestigungslinie" finden. Dort werden sie dann mittels Artillerie und dem gezielten Einsatz von Pionier-Mitteln die "Befestigungen" abräumen und eine komfortabel breite Lücke in der Verteidigungslinie schaffen. Durch diese Lücke werden sie mit starken Kräften hindurchstoßen und dann die gesamte "Festungslinie" von hinten aufrollen. Warten wir mal ab, wie wohl sich die Orks fühlen werden, wenn sie aus ihren schön geschützten MG-Stellungen nach vor blicken, während der Feind von hinten kommt. Die Orks bereiten sich darauf vor, einen Schlag auf die Nase abzuwehren. Sie werden aber einen Tritt in den Hintern bekommen. Und weil die Orks auf so viele kleine "Festungen" entlang einer sehr langen Frontlinie verteilt sind, wird der Angreifer diesen Tritt in den Hintern an jeder beliebigen Stelle mit massiver personeller und materieller Überlegenheit führen.
Die allentscheidende Frage lautet: Gelingt den Ukrainer ein Durchbruch? Ich persönlich denke: Wenn die angekündigten Panzerkräfte aus Nato-Beständen angekommen sind, in einen Großverband integriert wurden und "bestimmungsgemäß" eingesetzt werden, ist der Durchbruch unvermeidlich. Aber: Wenn das Wörtchen "Wenn" nicht wäre... Warten wir mal ab. Ich bewerte die Lage im Moment optimistisch. Um den Jahreswechsel herum (Stichwort: Bachmut) hatte ich noch ein sehr ungutes Gefühl. Jetzt nicht mehr.