Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Moderator: Moderatoren Forum 4

Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 16:54 H2O hat es mal ausgerechnet.
Hat H2O denn auch den Widerstand der Bürger und die deutschen Regularien und das Flächenmanagement mit einkalkuliert ? :p

Meines Wissens nach ist relativ klar dass wir Kooperationen mit Ländern schließen müssen die kaum Bevölkerung aber viel Land und entsprechende Voraussetzungen haben.

Daher auch das deutsch-marokkanische Wasserstoffabkommen, als Beispiel.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

Schnitter hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 17:06Hat H2O denn auch den Widerstand der Bürger und die deutschen Regularien und das Flächenmanagement mit einkalkuliert ?
Das musst du H2O fragen.
Daher auch das deutsch-marokkanische Wasserstoffabkommen, als Beispiel.
Ich bin dagegen, dass wir uns schon wieder mit einem fragwürdigen Regime einlassen, das u.a. Menschenrechte mit Füßen tritt und fremdes Land annektiert hat.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
PeterK
Beiträge: 14062
Registriert: Di 31. Mai 2016, 11:06

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von PeterK »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 16:51 Dagegen habe ich auch nichts, ich habe mit hier schon die Finger wund getippt mit der Frage, warum die EU in den Südstaaten nicht massiv in PV-Anlagen und Windräder investiert.
Ich habe mit den Links zu Spanien und Griechenland weiter oben darzustellen versucht, dass da schon etwas passiert, gebe Dir aber recht, wenn Du meinst, mehr sei besser.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

PeterK hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 17:14...gebe Dir aber recht, wenn Du meinst, mehr sei besser.
Ja. Wie heißt es so schön auf neudenglisch: too late, too little, immer noch.

Spanien, Portugal, Südfrankreich und -italien, Griechenland. Meine Güte, da ist so viel Platz und da gibt es so viele arbeitslose junge Menschen...
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 17:12 Das musst du H2O fragen.


Ich bin dagegen, dass wir uns schon wieder mit einem fragwürdigen Regime einlassen, das u.a. Menschenrechte mit Füßen tritt und fremdes Land annektiert hat.
Wandel durch gemeinsame Interessen.
Weils der zukünftigen Energiesicherheit dient.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 16:20 Du meintest doch folgendes:

Ich fände das gut! Die rot-grüne Politik aber anscheinend nicht so, die wollen das Gas lieber im Ausland kaufen.
Da sind wir uns völlig einig. Allerdings lasse ich derzeit die Entschuldigung gelten, daß der Weg zur Autarkie viele Jahre dauern wird, und unser Land in der Zwischenzeit ja auch überleben muß. Der Weg mit dem Gerdgas als Zwischenschritt hat sich durch die russischen Überfälle auf schwächere Nachbarn erledigt. Wir brauchen einen neuen Plan, wie wir in Deutschland das Ziel der Energieautarkie erreichen können. "Rette sich wer kann!" darf nur für einen oder zwei Winter ganz oben auf dem Plan stehen.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Schnitter hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 17:06 Hat H2O denn auch den Widerstand der Bürger und die deutschen Regularien und das Flächenmanagement mit einkalkuliert ? :p
Natürlich nicht! Wie denn auch? Aus meiner Sicht steht das langfristige Überleben ganz obenan. Und da kommen der Kampf gegen die Erderwärmung und unsere Energiekrise zusammen. Wenn offener Mangel an Einsicht unser Volk umbringt, dann kann ich das auch nicht ändern.
Meines Wissens nach ist relativ klar dass wir Kooperationen mit Ländern schließen müssen die kaum Bevölkerung aber viel Land und entsprechende Voraussetzungen haben.

Daher auch das deutsch-marokkanische Wasserstoffabkommen, als Beispiel.
Ich finde fruchtbare Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil immer gut. Aber bitte stets mit verlässlichen Partnern und stets auf der Hut vor vermeidbaren Abhängigkeiten. Mein Erfahrungsschatz: Unabhängigkeit zu erträglichen Kosten und Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil müssen sich nicht ausschließen. Das muß man aber auch sorgfältig planen... das kommt nicht von allein.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 20:52 Allerdings lasse ich derzeit die Entschuldigung gelten, daß der Weg zur Autarkie viele Jahre dauern wird, und unser Land in der Zwischenzeit ja auch überleben muß.
Und in Marokko gibt es schon genug Infrastruktur, um Deutschland mit grünem Wasserstoff zu versorgen?
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 21:19 Und in Marokko gibt es schon genug Infrastruktur, um Deutschland mit grünem Wasserstoff zu versorgen?
Glaube ich auch nicht. Tatsächlich hat Marokko aber Solarkraftwerke (Mehrzahl erlaubt?), die rund um die Uhr Energie liefern. Wie weit die dabei zum Einsatz kommen, das weiß ich nicht. In den Gesprächen dürfte es eher um Möglichkeiten für gemeinsame Projekte gehen als um tatsächliche Lieferungen. Mehr darf man hier und jetzt doch gar nicht erwarten!
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

Okay, verlassen wir uns bei unserer Energieversorgung weiter auf fragwürdige Dritte Welt-Staaten. Wird bestimmt toll funktionieren.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 22:29 Okay, verlassen wir uns bei unserer Energieversorgung weiter auf fragwürdige Dritte Welt-Staaten. Wird bestimmt toll funktionieren.
Ja, das erfüllt mich auch mit Sorge. Aber sehen wir um Europa herum irgendwo Horte der Stabilität und Demokratie, die uns mit ausreichend Gas (oder meinetwegen gleich Wasserstoff) versorgen könnten? Bis zu seinem völligen Umfall in imperialistische Träume war Rußland doch eine ganz verläßliche Quelle. Das ist ein GAU der deutschen Ostpolitik. An dessen Folgen arbeiten wir uns derzeit ab.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 22:40 Aber sehen wir um Europa herum irgendwo Horte der Stabilität und Demokratie, die uns mit ausreichend Gas (oder meinetwegen gleich Wasserstoff) versorgen könnten?
Ich verstehe nicht so wirklich, warum du jetzt wieder ganz anders schreibst:
H2O hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 00:24 Nein, mit Wasserstoff aus eigener PV-Produktion kann man Deutschland autark machen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 23:39 Ich verstehe nicht so wirklich, warum du jetzt wieder ganz anders schreibst:
Diesen Vorwurf muß ich ertragen. Ich habe zwar Grundsätze, aber die verfolge ich nicht unbedingt geradlinig, sondern mit Blick auf die Zeitachse und unter Berücksichtigung bestehender Verhältnisse, die ich beim besten Willen nicht beiseite schieben kann. Sie können davon ausgehen, daß ich zu beiden Aussagen stehe!
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich halte es für kein gutes Konzept, die Fehler, die man mit Russland gemacht hat und deren Folgen man derzeit schmerzhaft erlebt, zu wiederholen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 08:26 Ich halte es für kein gutes Konzept, die Fehler, die man mit Russland gemacht hat und deren Folgen man derzeit schmerzhaft erlebt, zu wiederholen.
Das ist richtig; aber, wenn ich die Nachrichtenlage gut genug verfolgt habe, dann handelt es sich bei sämtlichen energiepolitischen Ansprechpartnern um Marktteilnehmer, die unabhängig vor einander anbieten. Nur: Ein Anbieterkartell wie etwa die OPEC wird sich nicht ausschließen lassen.

Daher meine Vorstellung: Energieautarkie mit Hochdruck voran treiben, selbst dafür Verantwortung übernehmen.
Ebiker
Beiträge: 6286
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 11:06
user title: Elektrowitsch 1. Ordnung

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Ebiker »

H2O hat geschrieben: Fr 26. Aug 2022, 22:40 Ja, das erfüllt mich auch mit Sorge. Aber sehen wir um Europa herum irgendwo Horte der Stabilität und Demokratie, die uns mit ausreichend Gas (oder meinetwegen gleich Wasserstoff) versorgen könnten? Bis zu seinem völligen Umfall in imperialistische Träume war Rußland doch eine ganz verläßliche Quelle. Das ist ein GAU der deutschen Ostpolitik. An dessen Folgen arbeiten wir uns derzeit ab.
Macht doch nichts, jetzt holen wir uns halt gas aus Marokko. Westsahara ? Wen interessiert das schon. Mit europäischen Werten kann man nicht heizen.
Folgen sie den Anweisungen
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Ebiker hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 16:20 Macht doch nichts, jetzt holen wir uns halt gas aus Marokko. Westsahara ? Wen interessiert das schon. Mit europäischen Werten kann man nicht heizen.
Wir sollten hier wirklich nicht den Eindruck entstehen lassen, daß "wir" unser Heil nun in Marokko suchen, nachdem wir es in Rußland aus guten Gründen nicht mehr suchen wollen. Das deutsche Bemühen ist weltweit angelegt, schließt aber Marokko nicht aus. Warum auch? Mir ist ziemlich klar, daß "europäische Werte" im wesentlichen in Europa gelten. Ok, Kanada, Australien und Neuseeland sind wohl vergleichbar. Ansonsten müssen Sie lange suchen... und dieser Welt entsagen. :dead:
Benutzeravatar
Liegestuhl
Moderator
Beiträge: 41230
Registriert: Mo 2. Jun 2008, 12:04
user title: Herzls Helfer
Wohnort: אולדנבורג

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Liegestuhl »

Meine Hoffnungen liegen auf Kasachstan. Dort versucht man sich immer mehr von Russland abzunabeln und auf eigenen Beinen zu stehen. Bisher gehen alle Pipelines über russischen Boden.

Eine Pipeline übers kaspische Meer bis nach Aserbaidschan wäre die Lösung. Und dann käme auch Turkmenistan ins Spiel, die ihre TAPI-Pipeline aufgrund der Rückkehr der Taliban nicht fertigstellen können, aber trotzdem auf riesigen Erdgasvorräten sitzen und die gerne verticken würden.

Alles keine Demokraten, aber die Importe wären diversifiziert.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47323
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von H2O »

Diese Teillösung kann aber nur auf viele Monate im Voraus angedacht werden, bevor die benötigten Mengen bei uns eintreffen. Die Frage bleibt für mich weiterhin, ob wir nicht mit aller verfügbaren Kraft auf Erneuerbare Energien im eigenen Lande hinarbeiten sollten... weil das ja offensichtlich möglich ist. Damit ist viel Arbeit verbunden; die dadurch zu gewinnende Unabhängigkeit gibt es nun einmal nicht als Geschenk.

Am liebsten wäre mir, wenn die Energieeeinkäufe in Kasachstan und anderen Zentralasiatischen Staaten weniger "strategisch" angelegt würden, als vielmehr zur Anregung weiterer ganz allgemeiner wirtschaftlicher Zusammenarbeit genutzt würden. Als Sahnehäubchen, nicht als Hauptgericht.
Atue001
Beiträge: 4069
Registriert: Fr 2. Aug 2019, 00:00

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Atue001 »

Also erst mal trifft der Vorwurf nicht, dass es keinen Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland gäbe. Tatsächlich gibt es Zubauziele für die nächsten Jahre. Erst mal ist die Kernaufgabe, diese Zubauziele auch wirklich umzusetzen - was gar nicht so einfach ist, da es doch erhebliche bürokratische Hemmnisse gibt. Auf Zeit-Online kann man täglich sehen, wie weit wir beim Zubau vorgankommen. Für dieses Jahr ist es so, dass wir bei Solar derzeit -0,6% hinter dem Zubauziel sind (immerhin 7 GW für dieses Jahr) - das kann aber noch bis Ende des Jahres aufgeholt werden. Hier sind die Ursachen beispielsweise auch die Schwierigkeiten bei den Lieferketten und die Probleme ausreichend Handwerker für die Installation zu finden. Bei der Windkraft sieht es etwas schlechter aus - da sind 2,3 GW Zubau geplant, aber wir liegen 6,8% hinter dem Plan zurück. Allerdings reicht hier die Inbetriebnahme eines größeren Windparks, um das aufzuholen.

Für nächstes Jahr wurde schon eine Teilentbürokratisierung beschlossen. Ein weiteres Paket zur Entbürokratisierung wurde angekündigt. Nur - die deutsche Bürokratie mahlt langsam, wenn viele beteiligt sind - und bei der Energie sind viele beteiligt. In Städten beispielsweise finden sich Hindernisse, weil Bebauungspläne aus den 60ern verhindern, dass man in bestimmten Gegenden Car-Ports mit Solardächern bauen darf.....da reicht es nicht aus, dass der Bund Gesetze macht oder die Länder diese auch noch unterstützen (was ja nicht immer gegeben ist), sondern da müssen auch noch überforderte städtische Gremien mit ran. Und so ein Bebauungsplan zu ändern.....das kann lange dauern, weil da halt ggf. auch viele divergierenden Interessen beteiligt sind. Und ja - teilweise sind es auch Grüne Vor Ort, die dann Einwände haben, weil an genau dem einen Standort noch eine geschützte Tierart vermutet wird u.ä.m......und von Bayern brauche ich ja gar nicht erst zu reden.

Trotzdem gehe ich davon aus, dass ab nächstem Jahr die Sache Fahrt aufnimmt und wir langsam aber sicher schneller werden.


Und dennoch muss man die Kirche im Dorf lassen. Der Energiehunger der deutschen Industriegesellschaft ist enorm. Und ein Umbau dauert Zeit. Die ersten PV-Anlagen und Windkraftanlagen wurden so in den 80ern realisiert - bis Ende 2022 werden wir gerade mal etwas mehr als 50% des Strombedarfs regenerativ decken können. Selbst wenn wir für die nächsten 50% nur noch die Hälfte an Zeit brauchen - sind weitere 20 Jahre rum, und dann decken wir den Strombedarf von HEUTE ab. Für den Verkehrssektor zu elektrifizieren brauchen wir aber ca. 20% mehr Strom, für die Umstellung auf Wärmepumpen dürften nochmals 20% draufkommen, und dann haben wir noch nicht die Anlagen gebaut, die für grünen Wasserstoff sorgen - die brauchen schließlich auch nochmals erheblich Strom.

Das Problem ist dabei nicht nur die Anlagen zu bauen, sondern auch diese zu finanzieren, die Rohstoffe beizubringen und Handwerker zu haben, die diese installieren.

Deutlich einfacher ist es, diese Mammutaufgabe weltweit zu verteilen. Das hilft nicht nur uns, sondern in jedem Fall auch dem Klima. Es macht auch vielmehr Sinn, wenn wir wirtschaftlichen Partnern der Vergangenheit auch partnerschaftlich eine Zukunft ermöglichen. Dabei ist es ja nicht so, dass grüner Wasserstoff aus Kanada nur Kanada nützt, sondern natürlich nützt das auch Deutschland, weil Konzerne wie Siemens und andere am Aufbau der entsprechenden Technologie in Kanada mit beteiligt werden.

Es geht ja bei Wirtschaftsthemen nie nur um EIN Projekt - es geht regelmäßig um die Konstruktion von WIN:WIN-Situationen, die möglichst zum Nutzen aller dienen.


Ich habe es auch früher schon an H2O geantwortet - eine wirkliche Energieautarkie für Deutschland ist vielleicht möglich - aber sicher nicht wirtschaftlich optimal. Wenigstens unsere Partner in der EU sollten wir mitnehmen! Die Südländer haben bessere Voraussetzungen für billigen Solarstrom als Deutschland, die Länder mit langen Küsten haben teilweise deutlich bessere Standorte für Windkraft und Wellenkraft. Wenn dort dann noch die Akzeptanz für einen neuen Windpark besser ist als in Deutschland - dann wäre es Quatsch, einseitig auf Energieautarkie zu setzen - wozu haben wir eine enge wirtschaftliche Verflechtung in der EU? Und einige andere EU-Länder haben gute Voraussetzungen für Wasserkraft und auch für billige Technologie zum Energiespeichern. Dazu kommt - regenerative Energien, die EU-weit vernetzt gemeinsam betrieben werden, haben wesentlich weniger Grundlastprobleme als wenn da Deutschland versucht, sein eigenes Ding zu machen.

Eine EU-weite Energieautarkie hingegen ist machbar - und deutlich preiswerter als wenn jedes EU-Land das für sich alleine probiert. Und grüner Wasserstoff? Leute - es geht doch nicht nur darum, mal eben auf die schnelle hier ein wenig und da ein bisschen von Kohle auf grünen Wasserstoff umzubauen......es geht tatsächlich darum, dass wir WELTWEIT eine Kohlenstoffbasierte Wirtschaft auf regenerative Alternativen umbauen müssen. Selbstverständlich ist es da sinnvoll, international zusammen zu arbeiten. Sich tatsächlich die Aufgaben so aufzuteilen, wie jedes Land, jede Region optimal ihren Beitrag leisten kann.

Was nützt uns Energieautarkie, wenn dann die Stahlwerke in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig produzieren können? Oder die Zementwerke nur noch Zement liefern, der Häuserbau dramatisch verteuert?

Was wir vor uns haben ist im Wesentlichen die Neuerfindung der Weltwirtschaft....und derzeit sind allenfalls 10-15% geschafft.....es ist naiv zu denken, dass man so etwas international schafft, indem wir zuerst mal nur Deutschland umstellen.....das ist sauteuer, wenig effizient und nicht effektiv.

WENN wir ernsthaft den weltweiten Umbau der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit halbwegs noch in den Zeiträumen schaffen wollen, die beispielsweise im Klimaprotokoll von Paris angestrebt wurden, dann geht es überhaupt nur durch internationale Zusammenarbeit.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25727
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Hier eine kompetente Einschätzung des Wirtschaftsministeriums, was zu tun ist, wenn die vollen Gasspeicher doch nicht über Winter reichen sollten

„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 53010
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von JJazzGold »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 14:20 Hier eine kompetente Einschätzung des Wirtschaftsministeriums, was zu tun ist, wenn die vollen Gasspeicher doch nicht über Winter reichen sollten

Das ist nicht witzig.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 70390
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Realist2014 »

JJazzGold hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 17:10 Das ist nicht witzig.
Die Antwort war eine dreiste Unverschämtheit. Hat die Grüne Tussi noch alle Latten am Zaun?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 53010
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von JJazzGold »

Realist2014 hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 17:25 Die Antwort war eine dreiste Unverschämtheit. Hat die Grüne Tussi noch alle Latten am Zaun?

Diese grüne Frau hat eingestanden, dass die Grünen keinen Plan für die Zeit nach den drei Monaten haben. Das ist erschreckend!
Die hoffen einfach auf einen milden Winter und sind entsetzt, dass der September nicht so so sonnig und warm war, wie von ihnen erhofft.
Bei nächtlichen Temperaturen von 2°- 4°C gehen die Wenigsten in ein kaltes Bad, duschen kalt und zittern sich hinterher durch ein kaltes Frühstück.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25727
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

JJazzGold hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 17:32
Diese grüne Frau hat eingestanden, dass die Grünen keinen Plan für die Zeit nach den drei Monaten haben. Das ist erschreckend!
Dachtest du etwa es gäbe einen?
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 53010
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von JJazzGold »

3x schwarzer Kater hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 18:00 Dachtest du etwa es gäbe einen?
Nein. :)
Aber dass diese Dame es so unumwunden zugibt, das wundert mich dann doch.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73762
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Tom Bombadil »

Dass die Speicher zu 90% gefüllt sind, bedeutet doch aber nicht, dass D keinerlei Gas mehr einkauft, oder?
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Hört euch mal die (meines Erachtens) gute und berechtigte Frage an und dann die Antwort!
Die Antwort lautet nicht 42, sondern leer

Die eine Ladung LNG aus VAE , die Kanzler SCholz einkaufen konnte bei seiner REise kürzlich in den Nahen Osten rettet uns nicht über den Winter.
Da Deutschland noch immer die Energiewende priorisiert statt Energiesicherheit, bekommen wir auch kein NLG aus Katar. Die möchten langfristige Verträge bevor sie für viel, viel Geld ihre Förderkapazitäten ausbauen, Deutschland hingegen will nur für kurze Zeit ...

Wir scheitern gerade auf ganzer Linie...
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 21:21 Dass die Speicher zu 90% gefüllt sind, bedeutet doch aber nicht, dass D keinerlei Gas mehr einkauft, oder?
Gas kommt aus Norwegen, den Niederlanden und aus Belgien.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 35208
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 22:46 Gas kommt aus Norwegen, den Niederlanden und aus Belgien.
Wobei man doch bedenken sollte, dass weder Niederlande noch Belgien jetzt die grossen Gasförderer wären. Die kaufen das ein und verkaufen das an uns weiter.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 22:51 Wobei man doch bedenken sollte, dass weder Niederlande noch Belgien jetzt die grossen Gasförderer wären. Die kaufen das ein und verkaufen das an uns weiter.
Natürlich, ein Dauerzustand wird das nicht.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Vongole hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 22:46 Gas kommt aus Norwegen, den Niederlanden und aus Belgien.
Und zwischen Januar und März kommen ca. 40 TWh an den LNG Terminals in Norddeutschland an.

Es müsste schon ein epischer Winter werden wenn das nicht reicht, meiner Meinung nach.
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 35208
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 22:55 Natürlich, ein Dauerzustand wird das nicht.
Ich befürchte schon, dass das noch länger so gehen wird.
Man kann dann sagen, man kauft Gas aus den Niederlanden und Belgien, woher die das dann haben .... tja....
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 21:21 Dass die Speicher zu 90% gefüllt sind, bedeutet doch aber nicht, dass D keinerlei Gas mehr einkauft, oder?
Es wird sich zeigen, wieweit Deutschland tatsächlich "unabhängig" von russischem Erdgas ist.
Wir dachten , Putin bräuchte die Einnahmen aus dem Verkauf von Primärenergien um seinen Krieg zu finanzieren. Putin dachte, wir wollten sein Erdgas nicht mehr. ... so geht Wirtschaftskrieg.

Die Gasspeicher müssen im April lt Gesetz zu 40% gefüllt sein.
Durch die Nordstreampipelines wird nichts mehr fließen, die anderen pipelines durch die Ukraine...nun ja, da zeichnet sich das Problem mit einem aktuelle Rechtsstreit schon ab..

Es war mMn KEIN Zufall, dass Habeck am Tag der zerstörten pipelines verkündete, dass 2 AKWs länger gebraucht würden. Frankreich -- meiner Meinung nach nur vorgeschoben.
Ich möchte nicht wissen, welche Panik jetzt an verantwortlichen Stellen geschoben wird, denn der Winter 2023/24 wird, wenn uns nicht vorher ein nuklearer Winter eingeholt hat, vermutlich noch brutaler als der heurige. 2022/2023 haben die Menschen vermutlich noch Öl und Gas in ihren Tanks...

Die Inflation ist im September 2022 auf 10% gestiegen.... Für mich bedeutet das , 1040€ Rente haben noch 936€ Kaufkraft. Kann ich eben statt 18-19 Grad nur noch auf 17-18 heizen ..lustig wird das nicht aber Berlin sorgt ja für Wärmehallen....falls die beheizt werden können.
Und die Geldentwertung schreitet fort.

Übrigens hätte Deutschland Erdgas, aber es müsste gefördert werden.
MÜNCHEN (dpa-AFX) - In der Gemeinde Kinsau im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech könnte schon bald nach Erdgas gesucht werden. "Angesichts der explodierenden Gaspreise wollen wir als Bayerische Staatsregierung alle Optionen nutzen, um die Krise zu entschärfen. Deshalb unterstützen wir auch die Suche nach heimischem Erdgas", sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Freitag in München. Sein Haus hatte zuvor die Erlaubnis zur Erkundung im Feld "Lech" ab 1. Oktober erteilt. Hier werde noch Erdgas vermutet, welches aber bisher nicht erschlossen worden sei.
https://www.onvista.de/news/2022/09-30- ... gle.com%2F
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Vongole hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 22:46 Gas kommt aus Norwegen, den Niederlanden und aus Belgien.
wieviel, das müsste man auch dazu schreiben.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Atue001
Beiträge: 4069
Registriert: Fr 2. Aug 2019, 00:00

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Atue001 »

Deutschland wird auch die 95% Füllstand der Gasspeicher ziemlich wahrscheinlich erreichen. Dann reichen die Gasvorräte für 2-3 Wintermonate mit durchschnittlicher Kälte. Wenn es aber ein sehr kalter Winter werden sollte, dann könnte der Vorrat auch schon nach 6 Wochen aufgebraucht sein. Trotzdem ist es so, dass wir ja auch laufend Gas nachkaufen. Und nicht nur das - wenn es eng werden könnte, wird die Politik den Gasverbrauch wie schon angekündigt einschränken - bis hin auch zu Abschaltung von Industriebetrieben.

Weitere Maßnahmen hat die Regierung ja auch schon ergriffen - beispielsweise werden die Braunkohlekraftwerke jetzt wieder angeschmissen um Gaskraftwerke vom Netz nehmen zu können. Und: Auch wenn es noch so schlimm kommt, müssen wir nicht 2 Monate nur von unseren Gasspeichern leben, sondern es wird auch Gas noch nachgeliefert und nachgekauft. Auch Verträge mit Frankreich spielen da eine Rolle, und der Bau von LNG-Terminals, von denen das erste bereits noch in diesem Winter in Betrieb gehen könnte.

Wir haben aber nicht nur ein deutsches Problem - wir haben ein europäisches! Wenn französische AKWs nicht rechtzeitig wieder am Netz sind, braucht Frankreich Strom - und den liefern ggf. auch deutsche Gaskraftwerke. Nicht gut für die Reserve. Ungarn hat noch eine sehr hohe Abhängigkeit von russischem Gas....und auch in anderen Ländern ist auch noch längst nicht alles in trockenen Tüchern! Das Thema muss man also mal ganzheitlich wenigstens europäisch betrachten, und nicht immer nur gebannt auf Deutschland blicken!


Ich finde es gut und richtig, dass sich die Politik nicht zu Aussagen hinreissen lässt, was in drei Monaten passiert.....klar fordert der gemeine Michel Sicherheit.....aber wer mal realistisch draufschaut, der sieht doch selbst sofort, dass derzeit Politik permanent jeden Tag neu entsprechend der laufenden Ereignisse gemacht werden muss. Es macht gar keinen Sinn, hier für 6 Monate im Voraus zu planen - weil niemand, wirklich niemand weiß, was in den nächsten 6 Monaten passiert.

Was Sinn macht, ist längerfristig zu planen! Und da ist die Bundesregierung durchaus dran - die Abhängigkeit von Russland zu lösen, und stattdessen stärker auf Energie zu setzen, die wir selbst produzieren können. Doch die Herausforderung ist riesig - ist ein Projekt für mindestens optimistische 10 Jahre - realistisch sind eher 20 und rechnet man die Bürokratie noch mit dazu, werden es wohl eher 30-40 Jahre, bis wir unsere Volkswirtschaft halbwegs gesichert auf nachhaltige Energien umgebaut haben. Das ist kein Projekt für wenige Jahre, das ist ein Projekt, was hunderte Milliarden kostet, und viele viele Arbeitsstunden benötigt. Jeder der jetzt behauptet eine schnelle Lösung zu haben - dem kann man getrost den Mittelfinger zeigen, der ist ein Lügner.

Übrigens ist auch Norwegen keine dauerhafte Lösung.....die Ausbeutung derer Gasfelder läuft am Limit. Und in wenigen Jahren ist dort Schicht im Schacht - es wird eine Herausforderung, das durch Alternativen rechtzeitig abzufedern.

Danken wir mal der CDU/CSU und auch der SPD für die Energiepolitik der letzten 16 Jahre.....wir haben in diesen Jahren viel Geld durch billiges russisches Gas und Öl gespart.....nur schade, dass es nicht gut in erneuerbare Energien angelegt wurde......
Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Seidenraupe hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 23:03 wieviel, das müsste man auch dazu schreiben.
Ca. 480 TWh zwischen Oktober und März.
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

@Atue
Weitere Maßnahmen hat die Regierung ja auch schon ergriffen - beispielsweise werden die Braunkohlekraftwerke jetzt wieder angeschmissen um Gaskraftwerke vom Netz nehmen zu können.
Weißt du zufällig, welche Braunkohlekraftwerke das sind, die jetzt wieder zurück am Netz sind?
Ich hab leider keine Liste gefunden.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Vongole »

Seidenraupe hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 23:01 Es wird sich zeigen, wieweit Deutschland tatsächlich "unabhängig" von russischem Erdgas ist.
Wir dachten , Putin bräuchte die Einnahmen aus dem Verkauf von Primärenergien um seinen Krieg zu finanzieren. Putin dachte, wir wollten sein Erdgas nicht mehr. ... so geht Wirtschaftskrieg.
(..)
Putin dachte, wir wollten sein Gas nicht? Zu deiner Erinnerung, den Wirtschaftkrieg gegen die EU, nicht nur gegen Deutschland, begann Putin, als er den Ländern, die seiner Ansicht nach feindlich
gegen Russland eingestellt sind, nach und nach den Hahn abdrehte. Da haben wir noch brav für den Ersatz einer angeblich defekten Turbine gesorgt, die die Lieferung über NS1 nach Putins Aussage behinderte.
Hat nur nichts genützt, weil die unter weiteren fadenscheinigen Behauptungen nicht ausgetauscht wurde.
Russisches Gas können wir vielleicht nach Putin wieder importieren, sich vorher nochmals in die Hände eines verbrecherischen Erpressers zu geben wäre buchstäblich russisches Roulette.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Vongole hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:29 Putin dachte, wir wollten sein Gas nicht?
Richtig gelesen.

Über das gesamte Jahr 2021, massiv während dem Bundestagswahlkampf, war laut und deutlich von Washington bis Baerbock zu hören:
Es wird/ mit uns wird es kein Gas über NS 2 geben

Mal angenommen, dir würde die frisch fertig gestellte pipeline gehören und dir würde monatelang gesagt: Über diese Röhre werden wir kein Gas beziehen. Was wäre dein bestimender Eindruck?
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Vongole hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:29 ... Da haben wir noch brav für den Ersatz einer angeblich defekten Turbine gesorgt, die die Lieferung über NS1 nach Putins Aussage behinderte.
Hat nur nichts genützt, ....
Zu den Turbinen wissen wir nicht mal annähernd die Hälfte.

In Kanada war nicht nur 1 , sondern 6 Turbinen zur Reparatur.

Aber in der medialen Welt war bis auf eine kurze Information nie die Rede von 6 Turbinen. Scholz hat sich auch nur medienwirksam vor EINER ablichten lassen. Die anderen Fünf fanden aber nach seinem gemeinsamen Besuch mit Habeck in Kanada plötzlich den Weg zuück nach Deutschland, weil Scholz darauf drängte.


Ich werde mich nie beteiligen über Lügenpresse zu schimpfen, aber das die Infos und der Inhalt der medialen Diskussion arg gefilter bzw gehyped werden, steht völlig außer Zweifel.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Seidenraupe hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:42 Über das gesamte Jahr 2021, massiv während dem Bundestagswahlkampf, war laut und deutlich von Washington bis Baerbock zu hören:
Es wird/ mit uns wird es kein Gas über NS 2 geben
Da waren Washington und Baerbock offensichtlich schlauer als andere.

Das wir sein Gas brauchen (NS1 und andere pipelines) hat er dennoch geglaubt.

Nur eine von etlichen Fehleinschätzungen seinerseits.
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Vongole »

Seidenraupe hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:42 (..)

Mal angenommen, dir würde die frisch fertig gestellte pipeline gehören und dir würde monatelang gesagt: Über diese Röhre werden wir kein Gas beziehen. Was wäre dein bestimender Eindruck?
Mein bestimmender Eindruck wäre, dass das lediglich von einer Partei kam, die nicht mal den Kanzler, geschweige denn die Regierung stellt. Und ich würde feststellen, dass DE alles dafür tat,
mit den USA zu einer Einigung wegen NS2 zu kommen, und zwar erfolgreich.
Aber Kompliment, das Argument, dass Putin wegen der Grünen gar nicht anders konnte, als sich beleidigt zurückzuziehen und deswegen den Gasfluss stoppte, ist das putzigste, das ich bisher gelesen habe.
Muss dabei aber zugegeben, dass ich mit der kremlnahen Presse nicht vertraut bin, vielleicht hat er sich ja tatsächlich mal dahingehend geäußert. :D
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Vongole »

Seidenraupe hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:46 Zu den Turbinen wissen wir nicht mal annähernd die Hälfte.

In Kanada war nicht nur 1 , sondern 6 Turbinen zur Reparatur.
Und warum wurde die nicht eingebaut? Ach so, die Medien waren vermutlich dagegen.
Der arme Putin, immer wird er nur verkannt.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Vongole hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:58 Und warum wurde die nicht eingebaut? Ach so, die Medien waren vermutlich dagegen.
Der arme Putin, immer wird er nur verkannt.
Die SGT-A65 ist eine absolute "Wald und Wiesen" Maschine. Klein, relativ günstig.

Wer auf die Lügen des Kreml immer noch reinfällt dem ist kaum noch zu helfen.
Benutzeravatar
Perdedor
Beiträge: 3474
Registriert: Do 5. Jun 2008, 23:08

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Perdedor »

Atkuelle Zahlen findet man ganz gut aufbereitet auf
https://www.zeit.de/wirtschaft/energiem ... versorgung
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fac ... porte.html

Kurz: Tägliche Gasliefermengen:
Durchschnitt September: 2,9 TWh
Zum Vergleich Durchschnitt Februar: 4,8 TWh
Interessant ist dabei, dass die Differenz genau der nun weggefallenen russischen Liefermenge entspricht. Es wurden also bisher keine neuen Quellen erschlossen.
Der täglich Verbrauch war zuletzt aufgrund des kalten Septembers auf ca 2,2 TWh gestiegen. Im Durchschnitt der letzen Jahre lag das durchschnittliche Verbrauchsmaximum Ende Januar bei 4,6 TWh.
Zudem exportiert Dtl v.a. als Transitland auch Gas. Zu Beginn des Jahres waren es ca. 2 TWh. Dies ist nun auf 0,7 TWh zurückgegangen. Hauptleidtragender ist Tschechien. Die sich noch füllenden deutschen Gasspeicher haben wir also dem "Verzicht" Tschechiens zu verdanken.
Wäre interessant zu erfahren, was es damit auf sich hat. Haben die Tschechen eine andere Quelle? Verbrauchen sie weniger? Oder kauft Dtl schlicht alles Gas auf, weil es sich das (noch) leisten kann?
Schnitter hat geschrieben: Ca. 480 TWh zwischen Oktober und März.
Hast du da die Quelle zur Hand?
Die Zahl erscheint sehr hoch, wenn nicht irgendwie die Kapazitäten enorm ausgebaut werden.
Arbeit. Leben. Zukunft.
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Vongole hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 00:54
Aber Kompliment, das Argument, dass Putin wegen der Grünen gar nicht anders konnte, als sich beleidigt zurückzuziehen und deswegen den Gasfluss stoppte, ist das putzigste, das ich bisher gelesen habe.
Das ist deine persönliche Übertreibung und nicht meine Worte.
Deswegen gehe ich darauf nicht ein.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Benutzeravatar
Seidenraupe
Beiträge: 9767
Registriert: Di 2. Nov 2021, 12:38

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Seidenraupe »

Perdedor hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 01:19 Atkuelle Zahlen findet man ganz gut aufbereitet auf
https://www.zeit.de/wirtschaft/energiem ... versorgung
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fac ... porte.html

Kurz: Tägliche Gasliefermengen:
Durchschnitt September: 2,9 TWh
... Es wurden also bisher keine neuen Quellen erschlossen.

Wäre interessant zu erfahren, was es damit auf sich hat. Haben die Tschechen eine andere Quelle? Verbrauchen sie weniger? Oder kauft Dtl schlicht alles Gas auf, weil es sich das (noch) leisten kann?

Zu den NLG Einkaufstouren von Scholz und Habeck:
Norwegen liefert wohl etwas mehr, aber kann die Lücken überhaupt nicht ersetzen
Katar sagt nein
VAE hat vertraglich eine Tankerlieferung noch in 2022 zugesagt
Saudi Arabien --bislang keine fixen Lieferverträge
Kanada sagt diplomatisch und freundlich nein
Nordafrika, weiß ich nicht.
Israel könnte rund 10% der ausgefallenen russ. Gasmengen ersetzen, will dafür im Gegenzug aber, dass das Atomabkommen mit IRan nicht wieder aufgenommen wird. Das wiederum will Deutschland unbedingt verhindern.

Einzig USA haben bislang wohl nennenswerte Mengen geliefert

Man darf aber nicht vergessen: Es fehlen Terminals zur Anlandung!
Sebst wenn Scholz oder Habeck Hundert und mehr Tanker hätten auftreiben können. sie würden sich auf der OStsee oder Nordsee vor dt Häfen lediglich stauen
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
Schopenhauer
Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Perdedor hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 01:19 Hast du da die Quelle zur Hand?
Ja:

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fac ... NL_BE.html

Da kannst du die täglichen Gasflüsse von NL/NOR/BE ablesen.

Ca. 2,8 TWh pro Tag. Der Rest ist Mathematik

Wie gesagt: Meiner Meinung nach müsste es schon einen epischen Winter geben damit das nicht reicht. Habeck legt sich halt auf die sichere Seite und sagt "...wenn alles gut geht....".

Unangebracht wie ich finde.
Schnitter
Beiträge: 19164
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Ist unsere Energieversorgung noch gesichert?

Beitrag von Schnitter »

Seidenraupe hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 01:32 Man darf aber nicht vergessen: Es fehlen Terminals zur Anlandung!
Sebst wenn Scholz oder Habeck Hundert und mehr Tanker hätten auftreiben können. sie würden sich auf der OStsee oder Nordsee vor dt Häfen lediglich stauen
Mathematik ist deine Stärke wohl nicht.

Wenn ein Schiff 2 TWh LNG transportiert können bei 4 Terminals jeden Tag in Summe 1,3 Ladungen, also ca. 2,7 TWh abgeliefert werden.

Das sind im Jahr, Prozessverbesserungen am Terminal ausgeblendet, ca. 1000 TWh.

Da staut sich außer Kreuzfahrtschiffen gar nichts :D
Antworten