Interessanter Artikel auf Euromaidanpress:
After suffering an initial defeat in north Ukraine, Russia has made incremental gains in Donbas and is still occupying wide swaths of south Ukraine. Despite limited Ukrainian counterattacks there and intense fighting all along the front, the contact line is not moving. We talked to Ukrainian military expert Mykola Bielieskov and found out the evidence-based estimate for weapons that Ukraine needs to launch a big counteroffensive, how NATO is giving Ukraine just enough weapons not to lose, and why Ukraine can’t just produce the ammunition it needs itself.
https://euromaidanpress.com/2022/08/06/ ... /?swcfpc=1
Das Argument ist, dass die Ukraine bisher genug Waffen bekommen, damit Russland den Krieg nicht gewinnt. Zunächst wurden Kleinwaffen wie Anti-Panzer-Waffen und Flugabwehrwaffen geliefert, welche einerseits die Ukrainer gestärkt haben, aber vor allem sehr nützlich gewesen wären für den Fall einer landesweiten Partisanenbewegung in der Ukraine. Nun werden Artillerie (M777, Panzerhaubitzen aller Art und HIMARS) geliefert, welche primär dazu dienen den russischen Vorteil an Artillerie auszugleichen und die Frontline zu stabilisieren. (Selbst die Rückeroberung von Kherson ist letztlich nur der Versuch die Russen hinter den Dniepr zurückzuwerfen, also die Frontlinie dahin zu verlegen, wo sie aus ukrainischer Sicht eigentlich hätte sein sollen, wenn der lokale Ableger des ukrainischen Geheimdienst seine Arbeit gemacht hätte.)
Für eine echte Gegenoffensive, welche die Russen in der Ukraine tatsächlich besiegt, braucht die Ukraine allerdings große Verbände an gepanzerten Fahrzeugen und Artillerie (sowie eine entsprechende Luftwaffe) um selbst durch die russische Front durchbrechen zu können und die russischen Verbände einkreisen und zerschlagen zu können. Diese Waffen werden nicht geliefert und es steht aktuell auch nicht wirklich zur Debatte sie zu liefern. Im Artikel werden folgende Zahlen genannt:
45 mechanisierte Brigarden (25 an der Front, 20 in Reserve) mit 1400 Panzern, 4200 APCs und 1100 selbstfahrenden Haubitzen wie die M109. Dazu 8 Artillerie-Brigarden mit 400 selbstfahrenden Haubitzen wie Krabs, CAESAR, Panzerhaubitze 2000 und 50-60 MLRS HIMARS/M270.
Die Realität ist natürlich, dass der Westen nicht in der Lage ist diese Waffen bereit zu stellen, schon gar nicht kurzfristig, selbst wenn man wollte ohne faktisch auf Kriegswirtschaft umzustellen, was man nicht tun wird. Die Strategie scheint also de facto eher zu sein eine Niederlage der Ukraine zu verhindern, als die notwendigen Waffen bereit zu stellen, damit die Ukrainische Armee die russische Armee tatsächlich im Feld besiegen kann. Zumindest bisher. Man sieht ja besonders prominent bei den Bemühungen der Ukraine mittelfristig eine westliche Luftwaffe (vermutlich eine größere Menge von F16-Kampfflugzeugen) zukommen zu lassen, dass zumindest mittelfristig an einer Stärkung der ukrainischen Armee gearbeitet wird.
Für mich scheint es klar, dass es im Westen einen großen Konsens gibt, dass Russland in der Ukraine nicht gewinnen darf. Aber es gibt keinen Konsens, dass die Ukraine in der Ukraine gewinnen muss. Das sieht man ja auch an den Aussagen von Politikern, dass über die Verhinderung eines Sieges der Russen geredet wird und nicht über einen Sieg der Ukraine. Insbesondere Deutschland ist ja recht offen, dass man die Lieferung von Panzern als Eskalation ansehen würde.
Die Wahrheit ist aber auch, dass der Ukrainer schnell die notwendigen Waffen für einen Sieg über die Russen zur Verfügung zu stellen sehr sehr teuer wird und es am Ende womöglich ausreicht bzw. für den Westen sogar besser ist die Russen in einen langfristigen Abnutzungskrieg in der Ukraine zu verwickeln. Hier gibt es das langfristige Szenario in dem die Russen in 2-3 Jahren durch die kombinierte Wirkung eines Abnutzungskrieges in der Ukraine, den dann voll zur Geltung kommenden Sanktionen und des dann erfolgten Gasausstiegs Europas als geopolitischer Akteur dauerhaft zurecht gestutzt wurden. Das ist natürlich das Szenario, welches die Ukraine gerne verhindern möchte...
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