Skull hat geschrieben: ↑Mi 18. Mai 2022, 23:33
Das möchte ich so nicht stehen lassen.
Natürlich sollen steigende Zinsen Finanzierungskosten erhöhen. Nachfrage beinflussen und Preise dämpfen.
Da geht es aber nicht um eine Destabilsierung, noch weniger um ein Abwürgen.
Das was Du ja gerade formulierst, das Zinsen immer niedrig bleiben.
In Krisen und Rezessionen zur Stimulation.
In Inflationszeiten auch. Bei niedriger Arbeitslosigkeit auch. Könnte ja zu höherer Arbeitslosigkeit führen.
In Verschuldungszeiten der Staaten willst Du es auch. Wegen der Staatshaushalte und deren Finanzierung.
Wann sollen denn Zinsen höher sein ?
Nie ?
WIE soll denn die/eine Zentralbank die Inflation bekämpfen ?
Es gibt keine „gute“ oder „schlechte“ Inflation. Ursachen sind da egal.
Die EZB hat Inflation zu bekämpfen. Mit Ihren Möglichkeiten. DAS ist Ihre Aufgabe.
Hinterher…kommt IMMER der „Kater“. Je später, desto grösser.
mfg
Das ist eine Fehlinterpretation dessen, was ich geschrieben habe. Du lässt es so erscheinen, als wäre allein die Zinserhöhung das Instrument der Wahl, welches die EZB quasi ergreifen MUSS wäre, um auf Inflation zu reagieren. Dabei ist das Korsett oder der Instrumentenkoffer der EZB deutlich vielfältiger als ein einziger Zinssatz! Um nur ein Beispiel von vielen zur Diversifizierung des Instrumentenkoffers der EZB zu benennen - die EZB kann die Zinssätze in Abhängigkeit von der Dauer der Verpflichtung des Zinsnehmers differenzieren - das ändert schon viel!
Tatsächlich hat die EZB viel mehr Instrumente, mit denen sie Geldpolitik betreiben kann. Ein Beispiel sind die Auflagen, die sie gegenüber Banken erlässt, die Kredite vergeben. Hier kann sie variabel restriktiv oder auch lockerer agieren.
Andere Methoden sind die Eingriffsmöglichkeiten der EZB zum Kauf von Schuldverschreibungen - hier kann sie stärker oder weniger stark agieren. Je nachdem was sie tut und wie stark sie das jeweilige Instrument nutzt, beeinflusst sie die Stabilität der Währung.
Und tatsächlich kann die EZB auch über die Geldmenge steuern.
Selbstverständlich sind die Ursachen einer Inflation NICHT egal! WENN beispielsweise eine Inflation allein deshalb entsteht, weil die Geldmenge nicht mehr passt - dann erfordert das eine umgehende Korrektur durch die EZB, die für die Geldmengenentwicklung ursächlich verantwortlich ist.
WENN eine Inflation aber durch Verknappung von Rohstoffen entsteht - haben wir eine völlig andere Situation. Vor allem um so mehr dann, wenn die Verknappung einen temporären Charakter vorweist. Ein Beispiel: Eine knappe Kaffee-Ernte in einem Jahr.....treibt die Inflation. Aber eben auch nur in einem Jahr. Im Folgejahr entsteht eine Rekordernte.....die wirkt quasi als Deflation.......was ist die richtige Antwort einer EZB? Munteres Zinsschwankungsszenario? Mit all seinen negativen Nebenwirkungen? Oder hält man es besser aus......weil es sich über 3 Jahre eh ausgleicht.....
SOFERN sich auch die Staaten der EURO-Zone an den Stabilitätskriterien des EURO-Raumes orientieren, kann die EZB richtig gut über die unterschiedlichen Zinssätze agieren. DA aber die Stabilitätskriterien des Euros von den Mitgliedsstaaten teilweise nicht eingehalten werden, muss die EZB diesen Fakt mit seinen destabilisierenden Nebenwirkungen in ihren Überlegungen mit berücksichtigen - und genau das tut sie.
Das Standardbeispiel ist: Wenn der EURO-Raum zerbricht, weil die EZB die Zinsen deutlich erhöht hat, dann aber Italien und Frankreich es nicht mehr aushalten im Währungsraum des EURO mit zu agieren - dann hat die EZB kontraproduktiv gearbeitet. Denn: Ihr Auftrag ist ZUERST den Erhalt des EUROS für den EURO-Raum - und dies zum zweiten unter Beibehaltung der Währungsstabilität, die derzeit durch die EZB mit 2% Inflation definiert wird.
Oder anders:
Die Verantwortung für den EURO liegt definitiv bei der EZB - aber nicht alleine. Auch die Wirtschaftspolitiker des Euro-Raumes haben eine klare Mitverantwortung! Solange die Wirtschaftspolitik gemeinsam mit der EZB auf ein gemeinsames Ziel hin arbeitet, haben wir kein Problem. Wo immer die Wirtschaftspolitik aber kontraproduktiv zur Geldpolitik der EZB ausgerichtet ist, haben wir einen Zielkonflikt. Da der EURO-Raum nicht homogen organisiert ist, ist ein gutes Management in Richtung Währungsstabilität nicht trivial.