Großbritannien - post Brexit

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Vongole
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 16:34)

Frag Intel. Das ist kein kleiner Krauter. Ich glaube bedenkenlos, dass die Intel-Leute ganz genau wissen, warum sie mit ihrer Chip-Produktion im EU-Binnenmarkt sein wollen. Könnte mit gut 400 Millionen zollfrei erreichbaren Kunden zu tun haben. :D
Zuzüglich der von der EU geschlossenen Freihandels- und Wirtschaftsabkommen, von der Intel ebenfalls profitieren würde.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(13 Oct 2021, 16:45)

Zuzüglich der von der EU geschlossenen Freihandels- und Wirtschaftsabkommen, von der Intel ebenfalls profitieren würde.
Du hast völlig recht. Da hatte ich nichtmal drauf geachtet. Da hätten wir dann ein weiteres Argument gegen den Brexit: Einer Volkswirtschaft mit einem Binnenmarkt, in den knapp 450 Millionen Menschen leben, fällt es nunmal leichter, günstige Handelsverträge zu schließen, als einem abgehalfterten "Weltreich" mit nichtmal 70 Millionen Einwohnern...

Genau deshalb bin ich der Meinung, dass Außenpolitik für die nächste Bundesregierung zentrale Bedeutung haben sollte. Die meisten innenpolitischen Probleme werden wir nur lösen können, wenn wir außenpolitisch im EU-Kontext handeln und darüber hinaus transatlantisch denken. Eine Idee wie "Germany first" ala AfD wäre der Untergang für Deutschland.

Unabhängig davon irritieren mich die Probleme, die GB im Moment hat. Kann es denn wirklich sein, dass es in GB so viel "Arbeit" gibt, dass der Bedarf mit einheimischen Kräften nicht gedeckt werden kann? So viel produzierende Industrie/Gewerbe hat GB doch gar nicht. Negative Handelsbilanz. Seit vielen Jahren. Wichtigste Einnahmequelle war seit Thatcher der Finanzmarkt. London als größter und wichtigster Börsenplatz in der EU. In London hatte dieser "Finanzmarkt" mehr Beschäftigte als Frankfurt Einwohner hat. Wie kommt es jetzt bei "Vollbeschäftigung" zu diesem eklatanten Arbeitskräftemangel? Dieses "Problem" gibt es doch nirgendwo anders in der EU.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Vongole hat geschrieben:(13 Oct 2021, 16:45)

Zuzüglich der von der EU geschlossenen Freihandels- und Wirtschaftsabkommen, von der Intel ebenfalls profitieren würde.


Dazu kommt ja inzwischen auch die zentralen Fragen:

- bekommt man in GB überhaupt die notwendigen Mitarbeiter
- können Produkte von Zulieferern überhaupt das Werk erreichen - Stichwort: Mangel an LKW-Fahrern
- können kurzfristig Spezialisten aus anderen Werken in anderen Ländern nach GB geschickt werden - Stichwort: hohe, sehr zeitaufwändige und dazu noch teure bürokratische Hürden bei der Vergabe von Arbeitsvisa.

Da geht man dann lieber in die EU, da ist alles geklärt.
Die Brexiteers wollten, dass nur handverlesene und sorgfältig und intensiv auf Herz und Nieren geprüfte Leute ins Land kommen. Das Ergebnis: die hohen Hürden schrecken genau diejenigen ab, die man eigentlich haben wollte.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 17:43)

Du hast völlig recht. Da hatte ich nichtmal drauf geachtet. Da hätten wir dann ein weiteres Argument gegen den Brexit: Einer Volkswirtschaft mit einem Binnenmarkt, in den knapp 450 Millionen Menschen leben, fällt es nunmal leichter, günstige Handelsverträge zu schließen, als einem abgehalfterten "Weltreich" mit nichtmal 70 Millionen Einwohnern...

Genau deshalb bin ich der Meinung, dass Außenpolitik für die nächste Bundesregierung zentrale Bedeutung haben sollte. Die meisten innenpolitischen Probleme werden wir nur lösen können, wenn wir außenpolitisch im EU-Kontext handeln und darüber hinaus transatlantisch denken. Eine Idee wie "Germany first" ala AfD wäre der Untergang für Deutschland.
Das ganze wird ja in eine große Erzählung eingebettet. Die, dass man nur durch den Scheuersack und ein paar Jahre Schmalhans als Küchenmeister ertragen müsste - und dann käme die ganz große Zukunft schon von alleine, der große Anführer hätte schon in durch seine unendlich Weisheit den Durchblick. Der Markt würde dann alles regeln.
Interessant finde ich: in GB kann man schon jetzt beobachten, dass bei einer solchen Strategie der Markt gar nichts zum Besseren ändert. Im Gegenteil: am Ende kommt Plan- und Kommandowirtschaft heraus. Wenn man keine LKW-Fahrer hat und kein Geld der Welt Anreiz genug ist, muss man eben in letzter Konsequenz Leute dazu verdonnern, LKW zu fahren.
Unabhängig davon irritieren mich die Probleme, die GB im Moment hat. Kann es denn wirklich sein, dass es in GB so viel "Arbeit" gibt, dass der Bedarf mit einheimischen Kräften nicht gedeckt werden kann? So viel produzierende Industrie/Gewerbe hat GB doch gar nicht. Negative Handelsbilanz. Seit vielen Jahren.
Viele in GB hergestellte Produkte dürften nur für den britischen Markt produziert werden. Der Geschmack der Briten ist zuweilen etwas eigensinnig. Hinzu kommt, dass in der Logistig der Bedarf an LKW-Fahrern auch deshalb nach dem Brexit sehr viel größer ist, weil die Karbotage wegfällt.
Wichtigste Einnahmequelle war seit Thatcher der Finanzmarkt. London als größter und wichtigster Börsenplatz in der EU. In London hatte dieser "Finanzmarkt" mehr Beschäftigte als Frankfurt Einwohner hat. Wie kommt es jetzt bei "Vollbeschäftigung" zu diesem eklatanten Arbeitskräftemangel? Dieses "Problem" gibt es doch nirgendwo anders in der EU.
Ich hatte gestern schon aus einem Artikel zitiert, in dem es um die aktuelle Problematik am Finanzplatz London geht. Dort erweisen sich die extrem hohen Hürden bei der Vergabe von Arbeitsvisa nicht mehr nur als Bremsklotz, sondern als Hindernis. Man kann bei einem Problem nicht mehr kurzfristig von heute auf morgen einen Spezialisten von Frankfurt nach London schicken. Das braucht einen ewig langen Vorlauf. Da geht man dann früher oder später. Weil die Kosten und Widrigkeiten am Standort London den Nutzen nicht aufwiegen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 17:43)

(..)

Unabhängig davon irritieren mich die Probleme, die GB im Moment hat. Kann es denn wirklich sein, dass es in GB so viel "Arbeit" gibt, dass der Bedarf mit einheimischen Kräften nicht gedeckt werden kann? So viel produzierende Industrie/Gewerbe hat GB doch gar nicht. Negative Handelsbilanz. Seit vielen Jahren. Wichtigste Einnahmequelle war seit Thatcher der Finanzmarkt. London als größter und wichtigster Börsenplatz in der EU. In London hatte dieser "Finanzmarkt" mehr Beschäftigte als Frankfurt Einwohner hat. Wie kommt es jetzt bei "Vollbeschäftigung" zu diesem eklatanten Arbeitskräftemangel? Dieses "Problem" gibt es doch nirgendwo anders in der EU.
Das Ende dieser sogenannten Vollbeschäftigung dürfte in Sicht sein, nachdem das Furlough-Programm Ende September ausgelaufen ist.
https://de.style.yahoo.com/roundup-kurz ... 39931.html

Die Menschen, die schon vor der Pandemie von Social Credit (entspricht etwa HARTZ IV) abhängig waren, bringen meist nicht die benötigten Qualifikationen mit, um den Fachkräftemangel auszugleichen.
Und zwar aus dem Grund, dass man für diese Arbeiten eben Kräfte aus anderen Staaten engagiert hat, die das preiswert erledigt haben, statt eigene Leute auszubilden.
Das rächt sich jetzt auf allen Gebieten, von den Kraftfahrern übers Gastgewerbe bis hin zu NHS.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Vongole hat geschrieben:(13 Oct 2021, 18:35)

Das Ende dieser sogenannten Vollbeschäftigung dürfte in Sicht sein, nachdem das Furlough-Programm Ende September ausgelaufen ist.
https://de.style.yahoo.com/roundup-kurz ... 39931.html

Die Menschen, die schon vor der Pandemie von Social Credit (entspricht etwa HARTZ IV) abhängig waren, bringen meist nicht die benötigten Qualifikationen mit, um den Fachkräftemangel auszugleichen.
Und zwar aus dem Grund, dass man für diese Arbeiten eben Kräfte aus anderen Staaten engagiert hat, die das preiswert erledigt haben, statt eigene Leute auszubilden.
Das rächt sich jetzt auf allen Gebieten, von den Kraftfahrern übers Gastgewerbe bis hin zu NHS.
Bis die umgeschult sind, dauert es.
Vermutlich muss man, um aus der Misere herauszukommen, erst einmal Massenarbeitslosigkeit schaffen, um die Leute dann in die benötigten Berufe zwingen zu können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Ärger um Brexit-Vereinbarung
Ex-Johnson-Berater behauptet, London wollte Nordirland-Protokoll nie einhalten
Dominic Cummings, Ex-Berater von Premier Johnson, hat in der Vergangenheit so einigen Schmutz über die britische Regierung enthüllt. Nun twitterte er über eine eigenwillige Strategie Londons bei den Brexit-Verhandlungen.
https://www.spiegel.de/ausland/boris-jo ... f3000e5a66
Das Dumme ist ja, dass man BoJo das tatsächlich zutraut, völlig egal, ob Cummings recht hat.
Und seine Handlungen sind ja auch dementsprechend.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(13 Oct 2021, 18:35)

Das Ende dieser sogenannten Vollbeschäftigung dürfte in Sicht sein, nachdem das Furlough-Programm Ende September ausgelaufen ist.
https://de.style.yahoo.com/roundup-kurz ... 39931.html

Die Menschen, die schon vor der Pandemie von Social Credit (entspricht etwa HARTZ IV) abhängig waren, bringen meist nicht die benötigten Qualifikationen mit, um den Fachkräftemangel auszugleichen.
Und zwar aus dem Grund, dass man für diese Arbeiten eben Kräfte aus anderen Staaten engagiert hat, die das preiswert erledigt haben, statt eigene Leute auszubilden.
Das rächt sich jetzt auf allen Gebieten, von den Kraftfahrern übers Gastgewerbe bis hin zu NHS.
Dass man nicht von heute auf morgen Fachkräfte ausbilden kann, die ein dreijährige Ausbildung benötigen, ist schon klar. Den Briten fehlen im Moment aber doch sogar die Erntehelfer in der Landwirtschaft und die Servierer, die im Gastgewerbe, die abends das Bier zapfen. Das sind typische Jobs für "Ungelernte". Genauso in den Schlachthöfen. Da muss man doch nicht jahrelang lernen, um eine Rinderschulter auslösen zu können. Das waren zumeist keine Schlachtermeister, die da gearbeitet haben. Das waren, genau wie heute noch in Deutschland, überwiegend ungelernte Hilfskräfte. Der eine schießt in den Kopf, der andere hängt das tote Tier auf, der dritte bedient die Säge, die Viertel daraus macht.... Mehr müssen die Leute doch gar nicht können. Wenn man sich mal die Realität in deutschen Schlachthöfen anschaut, mag man gar kein Fleisch mehr essen. In GB ist es auch nicht anders. Da fehlen gerade nicht "Fachkräfte", sondern einfach nur geistig robuste Hilfsarbeiter.

Mich irritiert, dass selbst für solche "Hilfsarbeiten" nicht mehr genug Personal in GB vorhanden ist.

Ich meine das nicht abwertend. Ich selbst habe jahrelang mit derartigen Hilfsarbeiten in den Semesterferien mein Motorrad-Hobby finanziert. An jeder beliebigen Uni in Deutschland erarbeitet sich ein nennenswerter Teil der Studierenden mit Jobs im "Gastgewerbe" nebenbei ihr Studium. Mich irritiert, dass selbst an diesen Positionen offenbar nicht mehr genug Personal zu bekommen ist. Da geht es nicht um "Facharbeiter". All die vielen Polen und Rumänen und Bulgaren, die Johnson aus dem Land geschmissen hat, waren keine "ausgebildeten Facharbeiter". Das waren einfache Menschen, die einfache Jobs erledigt haben. Und komischerweise mangelt es jetzt in GB vielfach an genau solchen einfachen Menschen, die einfache Jobs erledigen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 17:43)
Einer Volkswirtschaft mit einem Binnenmarkt, in den knapp 450 Millionen Menschen leben, fällt es nunmal leichter, günstige Handelsverträge zu schließen, als einem abgehalfterten "Weltreich" mit nichtmal 70 Millionen Einwohnern...
Die kleine Schweiz mit ihren popeligen 8 Millionen Einwohnern kriegt es jedenfalls auch hin, Abkommen zu schliessen. und je kleiner man ist, desto gezielter kann man steuern.

Das können die Briten auch.

Die meisten innenpolitischen Probleme werden wir nur lösen können, wenn wir außenpolitisch im EU-Kontext handeln und darüber hinaus transatlantisch denken.
sehr eigenartige Argumente :?: Innenpolitik erfordert die EU? hallo?
discipula
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 19:38)

. Und komischerweise mangelt es jetzt in GB vielfach an genau solchen einfachen Menschen, die einfache Jobs erledigen.
womöglich müsste man etwas Geld in die Hand nehmen und vernünftige Löhne zahlen, wer weiss. Gute Arbeitsbedingungen schaffen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

discipula hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:27)

Die kleine Schweiz mit ihren popeligen 8 Millionen Einwohnern kriegt es jedenfalls auch hin, Abkommen zu schliessen. und je kleiner man ist, desto gezielter kann man steuern.

Das können die Briten auch.
Eben nicht. Weil die Schweiz Millionäre anzieht.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Schnitter »

discipula hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:30)

womöglich müsste man etwas Geld in die Hand nehmen und vernünftige Löhne zahlen, wer weiss. Gute Arbeitsbedingungen schaffen.
Damit ein Ingenieur gerne Schweine halbiert ?

Hehe ;-)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:45)

Eben nicht. Weil die Schweiz Millionäre anzieht.
Nicht nur das. Es ist kein Problem, einen Consultant mal kurzfristig aus der EU in die Schweiz zu schicken. Von heute auf morgen, je nach Maßgabe und Notwendigkeit. In GB mag man das seit dem Brexit nicht mehr.
Und nein, es geht da nicht um irgendwelche Habenichtse, es geht um High Potentials. Und so, wie ich es gerade im GIS-Bereich mitbekomme, wird seit dem Vollzug des Brexits auch Theater bei Leuten aus den USA und Kanada gemacht.
Ganz ehrlich: die Briten sind aktuell dabei, es sich mit allen, aber auch wirklich allen so richtig zu versauen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Europa2050 »

discipula hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:27)

Die kleine Schweiz mit ihren popeligen 8 Millionen Einwohnern kriegt es jedenfalls auch hin, Abkommen zu schliessen. und je kleiner man ist, desto gezielter kann man steuern.

Das können die Briten auch.
Die Schweiz ist - außer dass sie formal nicht EU-Mitglied ist, und damit alles souverän regeln könnte, wenn sie wöllte - nahezu an allen Vertragswerken der EU (auch finanziell) beteiligt, bis hin zu Schengen und Verträgen der EU mit Dritten.
Und die Bundesregierung hat bei offenen Fragen aus dieser Konstruktion auch stets vermittelt, dass man eher auf Konsens als Konflikt setzt.

Genau dieses zur beiderseitigen Zufriedenheit funktionierende Modell wurde den Briten auch angeboten - aber das wollen sie auf keinen Fall. Man will sich abriegeln und wundert sich, dass die Skaleneffekte internationaler Arbeitsteilung nicht mehr da sind.

Deswegen ist ein Vergleich Schweiz - UK in Bezug auf das Verhältnis zur EU sinnlos.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:45)

Eben nicht. Weil die Schweiz Millionäre anzieht.
und wieso tut sie das?

Weil es Rechtssicherheit und politische Stabilität und eine gute Infrastruktur gibt. Alles Dinge, die ALLEN zugute kommen.

Die Schweiz ist allerdings auch für Arme attraktiv, so ist es nicht, die wollen auch gerne kommen. und auch die Schweizer selbst sind keineswegs alle reich.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Schnitter hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:48)

Damit ein Ingenieur gerne Schweine halbiert ?
und warum auch nicht? Der Germanist als Taxifahrer ist ja auch keine Ausnahme.

Essen müssen die Leute eben, das ist wichtig, dass Essen hergestellt wird. und ehrliche Arbeit ist nie eine Schande.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

sünnerklaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 23:14)

Nicht nur das. Es ist kein Problem, einen Consultant mal kurzfristig aus der EU in die Schweiz zu schicken. Von heute auf morgen, je nach Maßgabe und Notwendigkeit. In GB mag man das seit dem Brexit nicht mehr.
ja dann müssen Leute eben ihr Hirn anstrengen und mittel- bis langfristig planen. und sich neue Lösungen überlegen. Leute ständig spontan kreuz und quer durch die Weltgeschichte zu spedieren, ist ja auch ökologisch nicht so das Wahre.
Und nein, es geht da nicht um irgendwelche Habenichtse, es geht um High Potentials.
jajaja. müssen sich die High Potentials halt damit abfinden, nicht überall den roten Teppich ausgelegt zu bekommen. shit happens.

UK ist ja nicht so klein, die sollten eigentlich fähig sein, ihre eigenen High Potentials in High Performers zu transformieren.

Ganz ehrlich: die Briten sind aktuell dabei, es sich mit allen, aber auch wirklich allen so richtig zu versauen.
Das ist ja, was sie wollten: kontrollierte Einwanderung. jetzt machen sie es.

Wenn sie damit in Kauf nehmen, dass sie unattraktiv werden für global agierende Firmen, so ist es eben so.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 08:37)

und warum auch nicht? Der Germanist als Taxifahrer ist ja auch keine Ausnahme.

Essen müssen die Leute eben, das ist wichtig, dass Essen hergestellt wird. und ehrliche Arbeit ist nie eine Schande.
Die Hoffnung, Stellen durch das Downgroading von Überqualifizierten besetzen zu können funktioniert nur, wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Europa2050 hat geschrieben:(14 Oct 2021, 07:19)
Und die Bundesregierung hat bei offenen Fragen aus dieser Konstruktion auch stets vermittelt, dass man eher auf Konsens als Konflikt setzt.
Tendenziell ja. Die Schweizer sind meist ruhig, freundlich und diskret, und wenig dramatisch.

haben allerdings das Rahmenabkommen, auf das die EU so sehr drängte, letzthin trotzdem auch abgelehnt. Wenn der Konsens nicht zustande kommt, nimmt man auch den Konflikt in Kauf.


Genau dieses zur beiderseitigen Zufriedenheit funktionierende Modell
Die EU ärgerts ja schon, dass die Schweiz nicht mitmachen will. Und die setzt auch immer Druck auf. Beidseitig ist scheint die Zufriedenheit nicht zu sein.
Man will sich abriegeln und wundert sich, dass die Skaleneffekte internationaler Arbeitsteilung nicht mehr da sind.
Dass sich solche Effekte zeigen werden, war doch allen klar, die fünf Minuten übers Thema nachdachten. Wo konkret sie sich zeigen werden, ist im Voraus schwer zu sagen. und womöglich, auch wenn man's wüsste, noch schwerer, im Voraus Vorkehrungen zu treffen. aber "Probleme dann lösen, wenn sie auftauchen" ist nicht das schlechteste System.

Sobald der Druck steigt, steigt auch die Motivation.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Europa2050 hat geschrieben:(14 Oct 2021, 07:19)

Genau dieses zur beiderseitigen Zufriedenheit funktionierende Modell wurde den Briten auch angeboten - aber das wollen sie auf keinen Fall. Man will sich abriegeln und wundert sich, dass die Skaleneffekte internationaler Arbeitsteilung nicht mehr da sind.
Würde mich nicht wundern, wenn man irgendwann zur Autarkie-Politik kommt. Vom Gefühl her scheinen die Briten inzwischen fast auf dem Weg zu sein, sich in Sachen Abschottung langsam in Richtung eines Nordkoreas zu entwickeln: In Nordkorea sucht die Staatsführung sich ja auch aus, mit wem sie überhaupt redet, geschweige denn, mit wem geschäftliche Kontakte gepflegt werden. Das ist Freiheit. Kontakte der Bevölkerung zu anderen Ländern gibt es praktisch nicht, die könnten abhauen oder - noch schlimmer: auf dumme Gedanken kommen. Sämtliche Brücken sind seit dem 2. Wk abgebrochen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Haegar »

Gesprächsangebot der EU an GB hinsichtlich des Nordirlandprotokolls:

https://de.euronews.com/2021/10/13/eu-g ... avid-frost

"Keine Erwähnung fand die Rolle des Europäischen Gerichtshofs bei Anwendung des EU-Rechts in Nordirland. Der britische Brexit-Minister Lord David Frost will ein unabhängiges Streitbeilegungsverfahren, wie bei anderen Handelsabkommen: "Unser Vorschlag ähnelt eher einem Vertrag, mit einem neutralen Schiedsgericht anstelle eines Systems, das vom Gericht einer der Parteien, dem Europäischen Gerichtshof, überwacht wird."

Am besten kann man erkennen wie gut Boris Johnson beim Brexitvertrag nachgedacht hat an diesem Punkt:

"Der Brexit-Beauftragte der EU-Kommission Maros Sefcovic erklärte, die Lebensmittelkontrollen würden um 80 Prozent reduziert werden: "Ein Lkw, der Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse von Großbritannien aus zu Supermärkten in Nordirland transportiert, benötigt nur noch eine einzige Bescheinigung", so der Vizepräsident der Europäischen Kommission. "

:D
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Schnitter »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 08:37)

und warum auch nicht? Der Germanist als Taxifahrer ist ja auch keine Ausnahme.

Essen müssen die Leute eben, das ist wichtig, dass Essen hergestellt wird. und ehrliche Arbeit ist nie eine Schande.
Hört sich irgendwie nach DDR an.

Der britische Ingenieur wird begeistert sein ;-)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 09:31)

Würde mich nicht wundern, wenn man irgendwann zur Autarkie-Politik kommt. Vom Gefühl her scheinen die Briten inzwischen fast auf dem Weg zu sein, sich in Sachen Abschottung langsam in Richtung eines Nordkoreas zu entwickeln: In Nordkorea sucht die Staatsführung sich ja auch aus, mit wem sie überhaupt redet, geschweige denn, mit wem geschäftliche Kontakte gepflegt werden. Das ist Freiheit. Kontakte der Bevölkerung zu anderen Ländern gibt es praktisch nicht, die könnten abhauen oder - noch schlimmer: auf dumme Gedanken kommen. Sämtliche Brücken sind seit dem 2. Wk abgebrochen.
das klingt nun arg nach Überdramatisierung.... UK ist doch nicht Nordkorea. Come on.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2021, 09:38)

Hört sich irgendwie nach DDR an.

Der britische Ingenieur wird begeistert sein ;-)
Es gibt ja wohl genug Leute, die arbeiten können.

Und wenn nicht, könnt man mal überlegen, wie "work smarter, not harder" gehen könnte.

jajaja, die kapitalistische Wirtschaft hat's halt nicht gerne, wenn sie selbst mal von Knappheit betroffen ist und nicht aus einem endlosen Reservoir von Billigarbeitskräften zur Ausbeutung schöpfen kann. Aber da kann sie ja mal die viel gelobte Flexibilität, die sie ja angeblich hat, ins Spiel bringen. muss man sich eben mal etwas Mühe geben. Müssen alle andern auch.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 09:39)

das klingt nun arg nach Überdramatisierung.... UK ist doch nicht Nordkorea. Come on.
Konsequent zuende gedacht, wird es aber dorthin führen. Irgendwann ist man dann so weit, dass vor lauter Engpässen von der Marktwirtschaft zur Plan- und Kommandowirtschaft übergegangen werden muss, um irgendwie noch das Funktionieren des Staatswesens aufrecht zu erhalten. Einer der ersten Märkte, auf denen man dann von Markt- zu Planwirtschaft wechseln muss, ist der Arbeitsmarkt. Wenn sich niemand findet, der die Jobs machen will, weil er anderswo eine Arbeitsstelle hat, mit der er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, muss man letztendlich Leute zu den Arbeiten staatlicherseits verdonnern. Das heisst: Betriebe in Branchen, von denen man überzeugt ist, sie seien "nicht notwendig" werden entweder auf staatliche Anordnung zurückgefahren oder ganz geschlossen. Die AN werden entlassen und müssen dann eben LKW fahren etc..
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Ich traue GB zu das in nicht allzulanger Zeit wieder alles rund läuft.
Ob bei uns in nicht allzulanger Zeit nichts mehr rund läuft, macht mir da etwas mehr Sorgen.
"Alles Käse Genossen!"
(Erich Mielke)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Doppelpost.
Zuletzt geändert von Andreas62 am Do 14. Okt 2021, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
"Alles Käse Genossen!"
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Haegar hat geschrieben:(14 Oct 2021, 09:37)

Gesprächsangebot der EU an GB hinsichtlich des Nordirlandprotokolls:

https://de.euronews.com/2021/10/13/eu-g ... avid-frost

"Keine Erwähnung fand die Rolle des Europäischen Gerichtshofs bei Anwendung des EU-Rechts in Nordirland. Der britische Brexit-Minister Lord David Frost will ein unabhängiges Streitbeilegungsverfahren, wie bei anderen Handelsabkommen: "Unser Vorschlag ähnelt eher einem Vertrag, mit einem neutralen Schiedsgericht anstelle eines Systems, das vom Gericht einer der Parteien, dem Europäischen Gerichtshof, überwacht wird."

Am besten kann man erkennen wie gut Boris Johnson beim Brexitvertrag nachgedacht hat an diesem Punkt:

"Der Brexit-Beauftragte der EU-Kommission Maros Sefcovic erklärte, die Lebensmittelkontrollen würden um 80 Prozent reduziert werden: "Ein Lkw, der Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse von Großbritannien aus zu Supermärkten in Nordirland transportiert, benötigt nur noch eine einzige Bescheinigung", so der Vizepräsident der Europäischen Kommission. "

:D
"Ein weiteres Angebot der EU-Kommission sieht vor, den Papieraufwand bei Zoll-Formalitäten um die Hälfte zu reduzieren. London müsse den EU-Behörden dazu aber Zugang zu IT-Systemen in Echtzeit gewähren, so die Forderung."

Könnte der nächste Knackpunkt sein. Würde mich nicht wundern, wenn man in London der EU sicherlich keinen Zugang zu den britischen IT-Systemen in Echtzeit zugestehen will.

Folgt man den jüngsten Ausführungen Cummings, war der Brexit-Vertrag seitens der britischen Regierung ja nicht ernst gemeint,
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Schnitter hat geschrieben:(14 Oct 2021, 09:38)

Hört sich irgendwie nach DDR an.

Der britische Ingenieur wird begeistert sein ;-)
Vieles von den Sicht- und Haltungsweisen erinnert an die Tätärätäää. Kann das sein, dass die Neu-Patrioten in Wirklichkeit eine Art von Neokommunisten sind? :D
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 09:50)

Konsequent zuende gedacht, wird es aber dorthin führen. Irgendwann ist man dann so weit, dass vor lauter Engpässen von der Marktwirtschaft zur Plan- und Kommandowirtschaft übergegangen werden muss, um irgendwie noch das Funktionieren des Staatswesens aufrecht zu erhalten.
nein nein, die Briten sind nicht aus der EU ausgetreten, um selbst eine EU-style Kontrollfreakorganisation, einfach noch schlimmer, aufzubauen.

ich halte sie für pragmatisch und fähig, Einzelfalllösungen für konkrete Probleme zu erarbeiten. oder meinetwegen auch: erwursteln. ohne dabei eherne Regeln für den Rest der Zeit bis zum Ende des Universums festzusetzen.

Einer der ersten Märkte, auf denen man dann von Markt- zu Planwirtschaft wechseln muss, ist der Arbeitsmarkt. Wenn sich niemand findet, der die Jobs machen will, weil er anderswo eine Arbeitsstelle hat, mit der er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, muss man letztendlich Leute zu den Arbeiten staatlicherseits verdonnern.
Angebot und Nachfrage funktionieren... aber halt womöglich nicht zu Hungerlöhnen. Wer wesentliche Stellen besetzt haben will, muss die eben attraktiv genug machen. Das war ja zu Zeiten der Vollbeschäftigung auch so. Zwang braucht es da noch lange nicht.

oder dann gibt's halt kein Fleisch im Supermarkt für eine Weile, aber man kann ja auch mal vegetarisch essen.
Das heisst: Betriebe in Branchen, von denen man überzeugt ist, sie seien "nicht notwendig" werden entweder auf staatliche Anordnung zurückgefahren oder ganz geschlossen. Die AN werden entlassen und müssen dann eben LKW fahren etc..
Dsa wird so schnell nicht nötig sein.

Speziell nicht, da es global mehr als genug LKW-Fahrer hat, oder Leute, die schlachten könnten, die man gezielt ins Land holen kann, wenn man will.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

David McAllister meinte im DLF, daß die Briten doch hoffentlich wie Gentlemen ihre Verträge hielten. Ich sehe vorsichtshalber noch einmal im WEBSTER nach, was dort unter "gentleman" fest gelegt ist. ;) Die Erfahrungen der Amerikaner mit den Briten sind in den WEBSTER sicher eingeflossen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:12)

Speziell nicht, da es global mehr als genug LKW-Fahrer hat, oder Leute, die schlachten könnten, die man gezielt ins Land holen kann, wenn man will.
Ich weiss zwar nicht, ob es global genügend gut ausgebildete LKW-Fahrer gibt.
Aber der erste Versuch, wenigstens 5.000 LKW-Fahrer ins Land zu locken, hat nicht gefruchtet.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Misterfritz hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:18)

Ich weiss zwar nicht, ob es global genügend gut ausgebildete LKW-Fahrer gibt.
Aber der erste Versuch, wenigstens 5.000 LKW-Fahrer ins Land zu locken, hat nicht gefruchtet.
Dann versucht man es eben ein zweites Mal und macht das Angebot attraktiver. :rolleyes: und überlegt sich, warum das erste Mal nicht funktionierte.

man könnte meinen, hier hätte noch nie jemand irgend ein praktisches Problem lösen müssen...? :?:
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:12)

nein nein, die Briten sind nicht aus der EU ausgetreten, um selbst eine EU-style Kontrollfreakorganisation, einfach noch schlimmer, aufzubauen.
Das Problem liegt nicht auf EU-Seite, sondern auf britischer und betrifft ja nicht nur Waren aus der EU, sondern aus der ganzen Welt: die Häfen sind inzwischen so verstopft, dass dort keine Ladung mehr gelöscht werden kann, weil danach sehr penible Kontrollen durch die britischen Behörden anstehen. Die großen Reedereien müssen andere Häfen - in der EU - anfahren, um ihre für GB bestimmten Container loszuwerden. (Quelle)
ich halte sie für pragmatisch und fähig, Einzelfalllösungen für konkrete Probleme zu erarbeiten. oder meinetwegen auch: erwursteln. ohne dabei eherne Regeln für den Rest der Zeit bis zum Ende des Universums festzusetzen.
Bedeutet eine Politik des Fahrens auf Sicht im dichten Nebel. Prinzip des Try and Error. Bis man da praktikable Lösungen hat, dauert es Ewigkeiten.

Angebot und Nachfrage funktionieren... aber halt womöglich nicht zu Hungerlöhnen. Wer wesentliche Stellen besetzt haben will, muss die eben attraktiv genug machen. Das war ja zu Zeiten der Vollbeschäftigung auch so. Zwang braucht es da noch lange nicht.
Das Problem sind nicht allein die Löhne, das Problem sind auch die Arbeitsbedingungen, die Tatsache, dass der Fahrer am Ende immer der Sündenbock ist, das Problem ist, dass diese Berufe ein schlechtes bis sehr schlechtes Image haben. Das Problem ist, dass sich bei einem großen an sehr viel attraktiveren Berufs- und Jobangeboten dann die meisten gegen den Beruf des LKW-Fahrers, Zerlegers etc. entscheiden.
Da fällt mir in dem Zusammenhang hier in D das Friseurhandwerk ein. Dort findet man keine Auszubildenden mehr, Gesellen wandern in andere Berufe ab, sehr viele Salons stehen vor dem Ende, die Inhaber finden keine Nachfolger mehr. Der Grund: höhere Löhne sind dort nicht drin, es gibt genügend andere Angebote in anderen Branchen, die weitaus attraktiver sind. Die Folge: dieses Handwerk stirbt einen schleichenden Tod.


oder dann gibt's halt kein Fleisch im Supermarkt für eine Weile, aber man kann ja auch mal vegetarisch essen.



Dsa wird so schnell nicht nötig sein.

Speziell nicht, da es global mehr als genug LKW-Fahrer hat, oder Leute, die schlachten könnten, die man gezielt ins Land holen kann, wenn man will.
Früher oder später wird dann eine Regierung gewählt, die entweder alles revidiert oder wesentliche Teile des Brexits aufgibt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Haegar »

H2O hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:13)

David McAllister meinte im DLF, daß die Briten doch hoffentlich wie Gentlemen ihre Verträge hielten. Ich sehe vorsichtshalber noch einmal im WEBSTER nach, was dort unter "gentleman" fest gelegt ist. ;) Die Erfahrungen der Amerikaner mit den Briten sind in den WEBSTER sicher eingeflossen.
Mitglieder des Bullingdon Club sind sehr "besondere" Gentlemen. Also mit Boris kann David wohl nicht rechnen. Dieser Satz im Interview hat mich auch zum schmunzeln gebracht.
discipula
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:36)

Das Problem liegt nicht auf EU-Seite, sondern auf britischer und betrifft ja nicht nur Waren aus der EU, sondern aus der ganzen Welt: die Häfen sind inzwischen so verstopft, dass dort keine Ladung mehr gelöscht werden kann, weil danach sehr penible Kontrollen durch die britischen Behörden anstehen. Die großen Reedereien müssen andere Häfen - in der EU - anfahren, um ihre für GB bestimmten Container loszuwerden. (Quelle)
Dann müssen die Briten halt nachbessern. Was sie bestimmt auch tun werden.

Das Verfahren "erst mal volle Strenge, dann lockern, wo es sich zeigt, dass gelockert werden muss" ist nicht das Schlechteste.
Bedeutet eine Politik des Fahrens auf Sicht im dichten Nebel. Prinzip des Try and Error. Bis man da praktikable Lösungen hat, dauert es Ewigkeiten.
nein, eigentlich nicht. Man kriegt die schmerzhaften Einzelfälle schmerzhaft und eindeutig zu fühlen, und regelt diese. und zwar einzeln.

Wenn dann alle Bauern, oder alle Spediteure, oder alle Schlachter die Telefone in den Ministerien heiss laufen lassen, merkt man das dann ja schon, wo es hakt.
Das Problem sind nicht allein die Löhne, das Problem sind auch die Arbeitsbedingungen, die Tatsache, dass der Fahrer am Ende immer der Sündenbock ist, das Problem ist, dass diese Berufe ein schlechtes bis sehr schlechtes Image haben. Das Problem ist, dass sich bei einem großen an sehr viel attraktiveren Berufs- und Jobangeboten dann die meisten gegen den Beruf des LKW-Fahrers, Zerlegers etc. entscheiden.
dann ist ja bekannt, woran in nächster Zeit gearbeitet werden muss.

Eben: die Tage, wo ein riesiger Pool an ausbeutungsbereiten Billigarbeitskräften zur Verfügung steht, sind erst mal vorbei. was ja gar nicht so übel ist.

Da fällt mir in dem Zusammenhang hier in D das Friseurhandwerk ein. Dort findet man keine Auszubildenden mehr, Gesellen wandern in andere Berufe ab, sehr viele Salons stehen vor dem Ende, die Inhaber finden keine Nachfolger mehr. Der Grund: höhere Löhne sind dort nicht drin, es gibt genügend andere Angebote in anderen Branchen, die weitaus attraktiver sind. Die Folge: dieses Handwerk stirbt einen schleichenden Tod.
Dann müssen sie sich halt was einfallen lassen. Wie wär's zum Beispiel mit Qualität?

bis ich endlich mal einen Friseur fand, der meinen Kopf versteht, und mir nicht irgendwelche doofen Produkte aufschwatzen will, oder den neusten Modehype... suchte ich jahrelang. aber jetzt, wo ich ihn gefunden habe, zahle ich auch gern einen angemessenen Preis, und keinen Hungerlohn. Für ihn scheint es zu funktionieren, Termine gibt's nur mit wochenlangen Wartefristen.

Haare schneiden wollen ja die allermeisten. und gut aussehen auch.

Früher oder später wird dann eine Regierung gewählt, die entweder alles revidiert oder wesentliche Teile des Brexits aufgibt.
Es wird auch unter Johnson nachgebessert werden.

und nein, ich wäre sehr erstaunt, wenn die Briten je zurück wollen.

Dass es eine schwierige Übergangsphase gibt, war ja zu erwarten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

discipula hat geschrieben:(13 Oct 2021, 22:27)

Die kleine Schweiz mit ihren popeligen 8 Millionen Einwohnern kriegt es jedenfalls auch hin, Abkommen zu schliessen. und je kleiner man ist, desto gezielter kann man steuern.

Das können die Briten auch.
Die Schweiz hat Zugang zum Binnenmarkt und profitiert entsprechend von dem Gewicht, das die EU beim Abschluss von Handelsverträgen mit Drittstaaten in die Wagschale werfen kann. Für GB gilt das nicht mehr.
sehr eigenartige Argumente :?: Innenpolitik erfordert die EU? hallo?
Ich schrieb, dass viele innenpolitische Probleme nur im EU-Kontext zu lösen sind. Nimm als Beispiel deutsche Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit China. Nimm als anderes Beispiel die nun beschlossene Mindestbesteuerung von Konzernen, die Deutschland mit "souveräner Steuerpolitik" im Alleingang nie hätte erreichen können. Sicherheits- und Verteidigungspolitik kann Deutschland zwar auch im Alleingang betreiben, wird aber nur zusammen mit den europäischen Partner sinnvoll sein. Sozialstandards können wir zwar auch allein für uns setzen, ohne EU werden die aber wirkungslos bleiben oder sogar schaden. Umweltpolitik ist auch so ein Punkt. Praktisch alle Politikbereiche sind inzwischen mit der EU eng verknüpft.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 08:45)

Die Hoffnung, Stellen durch das Downgroading von Überqualifizierten besetzen zu können funktioniert nur, wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist.
Ansonsten steigen die Preise, da die Kosten auch höher werden :)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Kohlhaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 13:32)

Die Schweiz hat Zugang zum Binnenmarkt und profitiert entsprechend von dem Gewicht, das die EU beim Abschluss von Handelsverträgen mit Drittstaaten in die Wagschale werfen kann.
Warum sollte es die Chinesen oder Indonesier interessieren, ob die Schweiz Zugang zu EU- Freizügigkeiten hat?


Ich schrieb, dass viele innenpolitische Probleme nur im EU-Kontext zu lösen sind. Nimm als Beispiel deutsche Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit China.

aber auch nur, weil D ein Mitglied der EU ist.

Nimm als anderes Beispiel die nun beschlossene Mindestbesteuerung von Konzernen, die Deutschland mit "souveräner Steuerpolitik" im Alleingang nie hätte erreichen können.
klar hätte Deutschland das beschließen können. für Deutschland halt.

Sicherheits- und Verteidigungspolitik kann Deutschland zwar auch im Alleingang betreiben, wird aber nur zusammen mit den europäischen Partner sinnvoll sein.
.Zusammenarbeit geht auch ohne EU, einfach dort, wo es nötig und sinnvoll ist.
Sozialstandards können wir zwar auch allein für uns setzen, ohne EU werden die aber wirkungslos bleiben oder sogar schaden.
Auch Länder ausserhalb der EU haben Sozialstandards, das geht problemlos.

Umweltpolitik ist auch so ein Punkt.
geht national, regional, kommunal ohne Probleme.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:12)


Angebot und Nachfrage funktionieren... aber halt womöglich nicht zu Hungerlöhnen. Wer wesentliche Stellen besetzt haben will, muss die eben attraktiv genug machen. Das war ja zu Zeiten der Vollbeschäftigung auch so. Zwang braucht es da noch lange nicht.
Stimmt, die Systeme der kommunistischen Länder waren ja auch entsprechend erfolgreich :)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:21)

Dann versucht man es eben ein zweites Mal und macht das Angebot attraktiver. :rolleyes: und überlegt sich, warum das erste Mal nicht funktionierte.

man könnte meinen, hier hätte noch nie jemand irgend ein praktisches Problem lösen müssen...? :?:
Klar, ich löse ja auch immer Probleme, die ich nur habe, weil ich diese unnötig selber verursacht habe! :p
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Eiskalt hat geschrieben:(14 Oct 2021, 13:44)

Ansonsten steigen die Preise, da die Kosten auch höher werden :)
Hier ist das Problem anders gelagert: der Pool an Arbeitskräften, die für diese Arbeiten infrage kommen, ist zu klein. Auffüllen geht nicht, die Grenzen sind geschlossen.
Es ist im Grund so, wie in einem Fischteich. Wenn der austrocknet, weil kein Wasser mehr zuströmt, habe ich zwei Möglichkeiten: entweder ich lasse den Fischbesatz verrecken - oder ich leite Wasser ein, um den Wasserspiegel wieder anzuheben.
Das Problem, was hier besteht, ist kein Problem, das allein durch bessere Bezahlung gelöst wird. Und Anreize zu schaffen, den Beruf zu wechseln, wenn andere Berufe auf Grund ihrer Aufgabenstellung, der Arbeitsbedingungen und der Lebensqualität viel attraktiver sind, ist praktisch unmöglich.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Eiskalt hat geschrieben:(14 Oct 2021, 13:54)

Klar, ich löse ja auch immer Probleme, die ich nur habe, weil ich diese unnötig selber verursacht habe! :p
Mal was anderes: werden übrigens seit dem Vollzug des Brexits 350 Mio Pfund wöchentlich ins NHS investiert?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von discipula »

Eiskalt hat geschrieben:(14 Oct 2021, 13:53)

Stimmt, die Systeme der kommunistischen Länder waren ja auch entsprechend erfolgreich :)
Die Kapitalisten hatten zu Zeiten von Vollbeschäftigung jedenfalls keine Arbeitszwänge. aber gute Löhne gabs!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 14:11)

Die Kapitalisten hatten zu Zeiten von Vollbeschäftigung jedenfalls keine Arbeitszwänge. aber gute Löhne gabs!
Vollbeschäftigung gibt es in Japan zu niedrigen Löhnen.

Das liegt an der niedrigen Produktivität.

https://ap-verlag.de/oecd-daten-so-prod ... nde/56713/

https://www.japandigest.de/aktuelles/ko ... ekordtief/
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

discipula hat geschrieben:(14 Oct 2021, 14:11)

Die Kapitalisten hatten zu Zeiten von Vollbeschäftigung jedenfalls keine Arbeitszwänge. aber gute Löhne gabs!
Also der Lebensstandard der Menschen war noch nie so hoch seit es den Kapitalismus und die Marktwirtschaft gab!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Eiskalt hat geschrieben:(14 Oct 2021, 13:53)

Stimmt, die Systeme der kommunistischen Länder waren ja auch entsprechend erfolgreich :)
Die vorgetragenen Lösungsansätze erinnern mich sehr an die der KPs in den RGW-Ländern.
Allerdings: der LKW spielte seinerzeit noch eine untergeordnete Rolle. Hauptverkehrsträger auf der Fernstrecke war die Bahn.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 13:55)

Hier ist das Problem anders gelagert: der Pool an Arbeitskräften, die für diese Arbeiten infrage kommen, ist zu klein. Auffüllen geht nicht, die Grenzen sind geschlossen.
Es ist im Grund so, wie in einem Fischteich. Wenn der austrocknet, weil kein Wasser mehr zuströmt, habe ich zwei Möglichkeiten: entweder ich lasse den Fischbesatz verrecken - oder ich leite Wasser ein, um den Wasserspiegel wieder anzuheben.
Das Problem, was hier besteht, ist kein Problem, das allein durch bessere Bezahlung gelöst wird. Und Anreize zu schaffen, den Beruf zu wechseln, wenn andere Berufe auf Grund ihrer Aufgabenstellung, der Arbeitsbedingungen und der Lebensqualität viel attraktiver sind, ist praktisch unmöglich.
Wenn man Arbeitsvisa erteilt, könnten die fehlenden Arbeitskräfte ins Land kommen.
Praktizieren andere Länder auch und das schon lange, also GB müsste diese Möglichkeit nicht erst neu erfinden.
"Alles Käse Genossen!"
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Schnitter »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Oct 2021, 10:11)

Vieles von den Sicht- und Haltungsweisen erinnert an die Tätärätäää. Kann das sein, dass die Neu-Patrioten in Wirklichkeit eine Art von Neokommunisten sind? :D
Den Eindruck hatte ich bei Trump schon als er die Subventionen für den Bergbau quasi "verbrannt" hat.

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Europa2050 »

Andreas62 hat geschrieben:(14 Oct 2021, 14:49)

Wenn man Arbeitsvisa erteilt, könnten die fehlenden Arbeitskräfte ins Land kommen.
Praktizieren andere Länder auch und das schon lange, also GB müsste diese Möglichkeit nicht erst neu erfinden.
Um genau das nicht zu tun, hat man ja den Brexit gemacht.
Und scheint - für Briten eigentlich völlig ungewöhnlich - aktuell die Ideologie „Brexitismus“ vor Pragmatismus zu stellen.

Die Briten haben beschlossen, den „Kuchen“ Volkseinkommen mit niemand teilen zu wollen.

Nun haben sie das Problem, dass er durch entfallene Synergieeffekte immer kleiner wird, weil ständig eine Zutat fehlt.

Und versuchen jetzt die Verteilung des kleiner werdenden Kuchens „gerecht“ zu organisieren, bzw. die fehlenden Zutaten zu teuren Preisen zu beschaffen. Dass dann umso weniger Geld für das Mehl bleibt und der Kuchen noch kleiner wird, sei‘s drum…

Anstatt anzuerkennen, dass der gemeinsam gebackene Kuchen so viel größer war, dass auch ein paar abfallende Krumen nichts ausgemacht haben.
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
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