Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Wer in einem Beruf arbeitet, in dem er im engen Kontakt mit alten und kranken Leuten ist, der sollte schon vor der Berufswahl verstanden haben, dass er eine Verantwortung gegenüber seinen Klienten hat.
Und dieser Verantwortung werden wir während unserer Arbeitszeit gerecht.
In dieser Zeit pflegen und versorgen wir die uns anvertrauten Menschen nach bestem Wissen und Gewissen.
Wenden die gängigen Hygieneregeln an, um sie zu schützen.
Außerhalb unserer Arbeitszeit haben wir dasselbe Recht Privatmenschen zu sein wie alle anderen Berufstätigen.
Und haben dieselben Grundrechte wie alle anderen Menschen.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Es passt nicht zusammen, in der Pflege zu arbeiten, sich aber nicht gegen Krankheiten impfen zu lassen, die bei Übertragung auf die Insassen mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich sind.
Es gibt genau 2 Krankheiten, gegen die man in der Pflege geimpft sein muss.
Bis vor kurzem wusste man bei der Berufswahl sogar nur von einer Pflichtimpfung.
Der Impfung gegen Hepatitis.
Und weißt du was, diese Impfung dient nicht dem Schutz der Patienten, sie dient
dem Schutz des Pflegepersonals vor infektiösen Patienten.
Die Impfpflicht gegen Masern, zum Schutz für sich und andere ist etwa ein Jahr alt, greift erst ab März diesen Jahres und, soweit ich weiß, ist da von den Gerichten das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Diese Zwangsverpflichtung, sich aus solidarischen Gründen in der Pflege impfen lassen zu müssen, ist also noch sehr neu und dürfte nur bei sehr wenigen Entscheidungen für/gegen diesen Beruf eine Rolle gespielt haben.
Sollte es mit der "Volksstimmung" so weiter gehen wie aktuell, wird das allerdings in Zukunft durchaus ein Thema sein.
Sich 50 Jahre lang ständig gegen alles mögliche impfen lassen zu
müssen dürfte viele von dieser Berufswahl abhalten.
Und ich werde meines dazu beitragen, sollte dieser moralische Imperativ uns weiter diskreditieren.
Pflegebedürftige Menschen sterben öfter mal an Infektionen.
Keine Pflegekraft/ kein Arzt/ keine Stationshilfe ist steril, wenn du das möchtest, dann musst du für alles einen Roboter erschaffen und jeglichen Besuch für immer untersagen.
Durch Hygiene kann man das Risiko minimieren, aber nicht auf Null reduzieren.
Und wenn die "Insassen" Angst vor Corona haben, dann können sie sich ganz einfach selbst impfen lassen, um bei dieser einen, spezifischen Todesursache zu bleiben.
So wie sie sich gegen Grippe, Pneumokokken, Keuchhusten und andere übertragbare Krankheiten selbst impfen lassen können.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Insofern durftest auch du diese Entscheidung frei treffen - aber eben vor der Berufswahl. Oder eben im Job, aber dann auch ggf. mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen.
Siehe oben.
Als die Berufswahl bei mir anstand, war selbst die Hepatitisimpfung lediglich eine Empfehlung.
Der ich schon damals nicht gefolgt bin.
Dieses Thema nehme ich nicht erst seit einem Jahr sehr genau, egal ob es um Impfungen für mich, meine Kinder, meine Tiere geht.
Wir alle haben Impfungen, aber nur genau die Impfungen, deren Kosten-Nutzen Rechnungen für das betreffende Individuum sinnvoll sind.
Bisher gab es da keinen Interessenkonflikt zwischen meinem Arbeitgeber und mir.
Allerdings meinen jetzt plötzlich Hinz und Kunz, sie hätten ein Recht, über meine Gesundheit zu bestimmen.
Und diese allgemeine Stimmung "im Volk", die ist viel verletzender als es die Arbeitsbedingungen bisher waren.
Dieser moralische Kodex, der da plötzlich in die Welt geschrien wird und der im Grunde eigentlich verlogener nicht sein könnte.
Glaubst du wirklich, ich kaufe euch dieses hehre Gutmenschentum ab?
Den meisten geht es nur um eines, um sich selbst. Nur uns Pflegekräften darf es per Dekret nicht um uns gehen, nicht mal außerhalb von unserer Arbeitszeit.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Ja, man kann sich über viele Zustände in der Pflege beklagen. In Ordnung. Irgendwann ist aber auch gut.
Nö, nicht wirklich.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Aus deinem Monolog entnehme ich eine große Unzufriedenheit mit Bezahlung und Würdigung des Jobs in der Altenpflege. Und dann kommen auch noch andere und erinnern einen daran, dass dieser Job auch noch Verantwortung für die Menschen mit sich bringt, mit denen man tagtäglich umgeht. Klingt ziemlich unfair ...
Wieder falsch.
Mit der Bezahlung habe ich mich arrangiert. Ich werde es nur nicht unkommentiert lassen, wenn die, die "überbezahlt" sind, mir erzählen wollen, was ich verdiene und was nicht.
Unzufrieden, das bastelt ihr euch zusammen, weil es praktisch ist, um den Betreffenden in eine Schublade zu stecken.
Ich bin nicht unzufrieden, ich arbeite gern, ganz besonders mit den Patienten auf meiner Station.
Die, nebenbei, nicht in der Geriatrie angesiedelt ist.
Ja ich trage Verantwortung, ich brauche dich nicht, um daran erinnert zu werden.
Ich trage sie gern und ich mache meine Sache gut.
Nichts daran ist unfair.
Unfair sind die, die unsere Verantwortung ins Endlose ausdehnen, weil sie sich Vorteile davon erhoffen.
Und dagegen wehre ich mich und werde ich mich weiter wehren.
Ich habe noch nicht mal richtig angefangen.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
... ist aber nicht unfair.
Wer, außer den Bediensteten in der Pflege, ist denn verantwortlich für die Bezahlung? Wieso habt ihr euch denn keine bessere Bezahlung erstritten? Dazu hatten wir hier schon eine Diskussion mit dem User Uffhausen, aus der ich mitgenommen habe, dass die Belegschaft in der Pflege offenbar unzufrieden ist mit der Bezahlung, aber kaum etwas dagegen unternimmt - offensichtlich aus Ängstlichkeit davor den Konflikt mit den Arbeitgebern auszutragen. Dementsprechend reguliert sich dann natürlich auch das Gehalt.
Wieso wir nicht erfolgreicher bei den Tarifverhandlungen sind?
Das kann ich dir sagen, weil wir zu verantwortungsbewusst sind, um in einer Form zu streiken, die weh tun würde.
Dann würden nämlich Menschen sterben.
Und das weiß die Politik genau und die Arbeitgeber ebenfalls.
Die Pflege betreffend wäre die Politik gefragt, einzuschreiten und die Bedingungen zu verbessern, ohne dass wir erst Menschen sterben lassen müssen, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Es passt aber nicht zusammen immer wieder auf die Tränendrüsen zu drücken, wenn man andererseits die dafür vorgesehenen tariflichen Mittel nicht ausnutzt. Vielleicht bekommt man dann ja am Ende eben doch "was man verdient".
Ohne Klischees zu benutzen könnt ihr scheinbar nicht argumentieren.
Gut, das sagt auch etwas aus, beeindruckt mich aber wenig.
Ich benenne Fakten, wiederhole sie auch gerne, von mir aus in Endlosschleife.
Eure Tränendrüsen dienen hauptsächlich dem Selbstzweck, da mache ich mir keine Illusionen.
Heißt, um mir zu erstreiten, was richtig wäre, dürfte ich in Kauf nehmen, dass Oma Trude stirbt?
Ansonsten bin ich selber schuld, wenn ich nicht bekomme, was ich verdiene?
Tja, dann wird das wohl nix.
Dafür bin ich einfach zu verantwortungsbewusst.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Wenn tatsächlich sichergestellt ist, dass kein Bewohner des Heimes ungewollt ungeimpft ist, dann wäre es in meinen Augen auch unproblematisch als Pflegekraft selber ungeimpft zu bleiben. Da bin ich bei dir. Um ehrlich zu sein, kann ich mir genau das aber nicht vorstellen. Hier wird doch von einer Userin sehr vehement vertreten, dass sie sich nicht impfen lassen kann, weil das aufgrund einer Autoimmunerkrankung nicht möglich wäre. Das steht im Konflikt mit deiner Aussage, es gäbe keine Indikation dagegen.
Wie viele alte Menschen wurden in Pflegeheimen bisher geimpft?
Viele. Glaubst du ernsthaft, die hätten nicht jede Menge Vorerkrankungen?
Offiziell scheint es also keine Gegenindikation zu geben, es sei denn, das alles ist doch nur ein Feldversuch.
Wenn nun jemand mit Vorerkrankung individuell entscheidet, er lässt sich trotzdem sicherheitshalber nicht impfen, dann billigst du ihm dieses Recht zu.
Wenn ich aber sage, ich habe Bedenken, dass die Impfung Autoimmunerkrankungen Vorschub leistet und damit ebenfalls Angst um meine Gesundheit, dann gilt dieses Recht für mich nicht.
Meine Gesundheit und meine Bedenken sind also weniger wert als die des Patienten.
Sollte der Gesetzgeber tatsächlich entsprechend entscheiden, wird das Folgen für die Pflege haben.
Aktuell lassen sich viele, die sich ursprünglich nicht impfen lassen wollten, nun doch impfen.
Nur wenige aus Überzeugung. Die meisten, weil sie nicht "die Bösen" sein wollen, weil sie dem systematisch stärker werdenden Druck nicht standhalten.
Das betrifft die ersten beiden Impfungen.
Danach werden wir weitersehen. Wenn erst mal klar wird, dass da jedes Jahr eine Impfung fällig wird. Bei jungen Mitarbeitern also noch rund 45 Jahre lang.
Sollte das zum Muss werden, werden noch mehr, vor allem junge Mitarbeiter aus der Pflege abwandern. Mit Recht.
Und ich werde sie dabei unterstützen so gut ich kann.
Skeptiker hat geschrieben:(23 Jan 2021, 20:30)
Nein, du musst deinen Job nicht mit Liebe und Hingabe machen. Es würde dich nicht zu einem schlechten Menschen machen, nur einfach so deinen Job zu machen. Wer allerdings seinen Job gut machen will, der macht ihn mit Liebe und Hingabe. Meine Meinung!
Auch ich habe eine Altenpflegerin in der näheren Verwandtschaft. Wenn ich die von "ihren Leuten" reden höre, dann sehe ich dort Menschen um die sie sich sorgt, und nicht zugeteilte Pflegetatbestände.
Ich bin nicht in diesem Forum, um Herz-Schmerzgespräche zu halten.
Ich werde den Teufel tun, in der virtuellen Welt mein Innerstes nach Außen zu kehren, es ist mir herzlich egal, welches Bild du oder andere sich hier von mir basteln.
Es geht nämlich nur am Rande um meine Person.
Es geht in der Hauptsache um die überzogenen und realitätsfernen Forderungen, die aktuell an die Pflegekräfte allgemein gestellt werden.