Ich glaube schon, dass das ginge und dass das datenschutzrechtlich korrekt - also in anonymisierter Form der Veröffentlichung der Daten - untersucht werden kann und untersucht werden sollte.Uffhausen hat geschrieben:(18 Dec 2020, 14:21)
Nein, so einfach ist das leider nicht. Es benötigt mindestens einen "triftigen" Grund, damit du (offiziell!) getestet wirst: Ganz bestimmte Symptome, direkter Kontakt mit einer nachweislich infizierten Person oder Aufenthalt in einem offiziellen Risikogebiet. Die ledigliche Teilnahme an einer regelbrechenden Querdenker-Demo berechtigt, bzw. verpflichtet dich (noch) zu nichts. Gegenteiliges würde man längst wissen.
Das ist eben sowas, das mich stört - dieses folgenlose Rumgeschimpfe massgeblich seitens der Politik über die verantwortungslosen Querdenker. Was für ein (gesundheitliches) Risiko die für sich und auch für andere darstellen würden, aber anstatt dass den Worten Taten folgen, lässt man sie (ungetestet!) lieber wieder auf die Menschheit los. Eben, weil kein "triftiger" Grund vorhanden ist. Eigentlich können sich die Querdenker dadurch nur darin bestätigt fühlen, das sie stärker sind als die Mühlen der Politik.
Ich glaube nicht, dass die Behörden sämtliche Daten jeglicher Teilnehmer aller Demonstrationen vorliegen haben. Einen Bruchteil höchstens, aber der dürfte nicht sonderlich aussagekräftig sein. Und selbst wenn, die Bearbeitung und Auswertung würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen - Corona macht dafür keine Pause.
Für die Untersuchung liefern die statistischen Methodenlehren eine Vielzahl von Instrumenten. Und hier geht es nicht um zwei- sondern um mehrdimensionale Regressionsmodelle. Dass Indiz, dass ein Zusammenhang zwischen hohe Zustimmungsraten zur AfD und hohen Infizierungszahlen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen besteht, ist ja bereits aufgezeigt worden. Nun muss man an de Gründe ran - warum wählen in diesen Regionen so viele Menschen AfD. Welche Rolle spielen Altersstruktur, Sozialstruktur und Wirtschaftsstruktur, Mobilität. Welche Rolle spielen historische Erfahrungen, die zu bestimmten grundsätzlichen Haltungen stehen etc..Was in meinen Augen unbedingt politisch aufgearbeitet werden sollte ist, ob die Schwere der zweiten Corona-Welle darauf zurückzuführen ist, dass im Gegensatz zur ersten Welle weniger bis gar keine Absonderungpflichten ausgesprochen wurden - oder ist das nur bei uns in BaWü so? Oder vielleicht nur in meinem Landkreis?
Ich arbeite in der Altenpflege und während der ersten Welle musste ich mich auf Geheiß der Behörden von Mitte April bis Anfang Juli "absondern"; ich durfte wie gewohnt meiner Arbeit nachgehen (weil systemrelevant), musste ansonsten aber Zuhause bleiben (weil Mehrparteienhaus, nicht mal in den Keller gehen oder zum Müllhäusle auf der anderen Straßenseite). Dasselbe galt für alle meine Kolleginnen und Kollegen auch. Offizielle (Behörden-)Begründung war, dass eine Corona-Infektion eben auch vollkommen symptomfrei verlaufen kann und man deshalb lieber auf Nummer sicher gehen wolle. Das war zwar ein schweres Los, aber dennoch logisch und nachvollziehbar.
Bei der zweiten Welle, die Anfang November bei uns losbrach, galt das alles seltsamerweise nicht. Niemand musste sich absondern, niemand hat Post vom den Behörden bekommen. Nach den ersten neuen Infektionen bei Bewohnern (zurückzuführen auf einen infizierten Physiotherapeuten von außerhalb), wurden zwar alle Bewohner und alles Personal neuerlich getestet, behördenrelevant waren aber lediglich die positiven Testergebnisse. Und im Gegensatz zum Frühjahr läuft das meiste nur noch über die Corona-App = und bei der ist bekanntlich alles freiwillig.
Demzufolge könnte es also sein, dass viele Neuinfektionen durch Menschen verursacht wurden, die infiziert, aber symptomfrei sind; sich jedoch nicht vorsorglich absondern mussten, weil die Behörden vermehrt über die App kommunizieren, deren Nutzung und Empfehlungen unkontrolliert, folglich insgesamt ziemlich unsicher ist. Oder hängt die ausbleibende Absonderungspflicht mit dem "Lockdown light" zusammen - quasi, wozu soll sich ein unwissend infizierter Mensch absondern, wenn der Spielraum zur Virusverbreitung für ihn durch politische Maßnahmen begrenzt wurde?
Oder liegt es daran, dass im Gegensatz zum Frühjahr u. a. die Landesgrenzen nicht geschlossen wurden? Aufgefallen ist mir am Anfang der zweiten Welle, dass nebst Großstädten und Ballungsräumen viele Grenzregionen von starkem Infektionsgeschehen betroffen waren. Und momentan verbindet man ja die Intensität des Infektionsgeschehen in Sachsen mit dem dort höheren Wählerzuspruch zur AfD, deren politische Haltung zu Corona höchst fragwürdig ist.
Jedenfalls, Schuld nur und ausschließlich bei Querdenkern zu suchen, so verurteilswert deren Umgang mit Corona auch immer sein mag, wäre schlicht fatal.
Es gibt zu einem anderen Thema da eine beispielhafte Untersuchung aus dem Jahr 1897: Emile Durkheims Untersuchung über den Selbstmord. Die ist in Teilen übrigens immer noch aktuell.