Ich copy&paste mich mal selbst: (aus der Weinstube, in der das Thema auch behandelt wird)
usaToday hat geschrieben:Den Menschen heute geht es so gut wie fast nie... Eure Revolutionsträume werden also Träume bleiben.
Ich lese:
1. Eine Feststellung: "Den Menschen heute geht es so gut wie fast nie"
Ich weiß nicht, wie man auf diese Feststellung kommt.
Ich sehe ein Land mit mehr als 5 Millionen Arbeitslosen.
Ein weitaus größeren Teil mit Angst vor Arbeitslosigkeit.
Hier jetzt zu schreiben, den Leuten würde es gut gehen, halte ich für Augenwischerei.
Es mag sein, dass der HartIV-Regelsatz verhindert, dass Menschen verhungern, dennoch
besteht das Leben aus mehr als aus Kontoauszügen.
Ein HartzIVler ist praktisch vom kulturellen, sozialen Leben ausgeschlossen.
In der Freizeit, wie in der Arbeitswelt.
Das relativiert dieses "...geht es so gut wie fast nie" doch ungemein.
Statistiken zur Entwicklung von depressiven Persönlichkeitsstörungen beweisen das eindrucksvoll.
Fehlendes Geld verstärkt so eine Depression.
Fehlende soziale Kontakte verstärken so eine Depression.
Fehlende Anerkennung durch Arbeit verstärken so eine Depression.
Und weil Depressionen nun mal die Neigung haben, irgendwann zu Agressionen zu werden,
kann ich deine auf die Feststellung folgende Prognose auch nicht teilen.
2. Die Prognose:"Eure Revolutionsträume werden also Träume bleiben."
Revolutionsträume?
Ja glaubst du denn ernsthaft, dass sich die irgendjemand ernsthaft wünscht?
Wenn dem so ist, widersprichst du dir doch selbst, oder etwa nicht?
Ich würde mir ein Überdenken des Systems wünschen.
Denn es ist ganz offensichtlich nicht geeignet, zu leisten wozu es installiert wurde.
Wahrung und Durchsetzung unserer Verfassung.
Da aber die Renditeerwartungen, die Nullen vor dem Komma auf den Kontoauszügen einiger weniger auf dieser Welt als das wahre Maß für Wohlstand herhalten müssen, ist es zu einer Schieflage gekommen.
Diese Schieflage produziert Depression.
Und das längst nicht beim Hartzer, beim Armen allein.
Sogar Ärzte, Anwälte sind mittlerweile in Gehaltsregionen gefallen, in denen Depression droht.
Aus den Ärmsten des Landes ist, trotz der Masse, nichts mehr herauszuholen.
Dennoch muß die Wirtschaft wachsen um uns das Gefühl zu geben in einem reichen Land zu Leben, in Wohlstand.
Was verglichen mit den Zuständen in Somnalia etwa, durchaus hinkommt.
Nein, ich bemühe das Bild der auseinanderspreizenden Schere.
Als ich als Maurer mit dem Ziel Architekt zu werden begann, konnte ich mit meinem Verdienst eine Familie ernähren.
Heute kenne ich Maurer, die als Maurer Vollzeit arbeiten und vom A-Amt Aufstockungen erhalten. Und das während einige in diesem jahrzehte währenden Aufschwung so reich geworden sind, das sie ihr Geld, gar nicht ausgeben können, selbst wenn sie es mit aller Macht versuchten.
Das schürt Neid! Und wieder Depression.
Worauf ich damit hin aus will:
Du wendest dich mit deinen "Revolutionsträumen" an den linken, schwarzen Block.
Dem stelle ich meine Prognose entgegen.
Es werden nicht die Menschen sein, die seit Jahren, jahrzehnten gegen diesen ökonomischen wie sozialen Wahnsinn protestieren, die schlussendlich die Barrikaden gegen die Eliten bauen.
Es werden die ganz normalen Familienväter sein, die vor Jahren noch zufrieden festgestellt haben, dass mit der Hartz-Gesetzgebung, genau das richtige gegen diese arbeitsscheue, den Sozialstaat belastenden Menschen, getan wurde.
Es wurde gefordert, es wurde genommen. Wer vor erreichen des Rentenalters arbeitslos wurde weiß wovon ich spreche.
Wie gefördert wurde. Wer schon mal das Glück hatte ein Bewerbungstraining des Arbeitsamtes mitzumachen, weiß wovon ich rede.
Tscha, der Kuchen ist verteilt, die Krümel werden knapp.
Und diese Krümel sind mittlerweile so klein geworden, dass es sich trotz der Masse, nicht mehr lohnt, diese einzutreiben.
Renditeerwartungen, Zinserträge gibt es aber weiterhin.
Woher soll dieses Geld kommen?
Richtig! Von denen die es haben.
Also der arbeitenden Bevölkerung.
Der Wert der Arbeit ist gefallen, und fällt weiter.
Der Wert des Produktes hingegen ist gestiegen und steigt weiter.
Nicht der Produzierende verdient, es ist der verkaufende.
Das wäre die Basis der Schere.
Dem Hartzer ist das egal.
Er vegetiert in seinem Sumpf aus Resignation, Phlegma und Depression.
Es wird, wie gesagt, der ganz normale Bürger sein, aus Angst vor HartzIV, der nie gehabte
Revolutionsträume umsetzen wird.
Spätestens wenn der Geldautomat den Hunni für den Wocheneinkauf nicht mehr ausspuckt.
Dazu kommen marodierende Horden aus hungrigen Menschen, denen schon kurz vorher der Hahn zugedreht wurde. Das wären Millionen.
Ein Horrorszenario, das man sich nicht wirklich wünschen kann, egal wie links, wie schwarz man ist.
Und doch treiben wir genau darauf zu.
Man nehme die Weißbücher der Regierung, der vergangenen Jahrzehnte und rechen alle sozialen Ausgabe zusammen.
Wie lange muß man in die Vergagenheit gehen um den Betrag zusammenzuhaben, mit dem heuer die "notleidenden" Banken gerettet werden?
Da liegt die Crux!
Wären wir ehrlich so müssten wir das Wort Sozial aus unserem Grundgesetz nehmen.
Der Mensch ist aber nun mal von Grund auf Verlogen.
Verlogen und Gewalttätig, vor allem wenn er merkt beschissen worden zu sein.
Es ist genau dieser Betrug, der eine Revolution heraufbeschwören wird.
Nur ganz anders als wir uns das jetzt vorstellen.
Gegen uns selbst gerichtet!
Denn die Nutzniesser, dieses groß angelegten Ausbeutens eines ganzen Planeten, werden sich das so heraufbeschworene Unheil aus der Distanz ansehen.
I learned long ago, never to wrestle with a pig. You get dirty, and besides, the pig likes it.
(der George Bernard Shaw (?))