Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

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streicher
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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von streicher »

DarkLightbringer hat geschrieben:(18 Aug 2020, 23:11)

Dafür hat der Koordinierungsrat seine Arbeit aufgenommen, eine Art Gegenregierung in Wartestellung.
Mutig, und notwendig sind konkrete Schritte, denn es spitzt sich zu.
Merkel schaltet sich auch zu: Machtkampf in Weißrussland – Merkel interveniert bei Putin
Die Kanzlerin versucht, Russland von einer Intervention im Nachbarland abzuhalten und so dort friedliche Veränderungen zu ermöglichen. Am Mittwoch berät die EU dazu.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Vongole
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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von Vongole »

EU-Staaten erkennen Wahlergebnis von Belarus nicht an:

Angela Merkel stellte klar: "Wir stehen an der Seite der friedlich Demonstrierenden." Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten werden das Ergebnis der umstrittenen Präsidentenwahl in Belarus nicht anerkennen, teilte die Kanzlerin mit. Die Abstimmung sei weder fair noch frei gewesen, erklärte Merkel nach einem Video-Sondergipfel.
Es gebe keinen Zweifel daran, dass es massive Regelverstöße bei der Wahl gegeben habe, sagte Merkel nach der rund dreistündiger Beratung mit ihren Kollegen. "Wir verurteilen die brutale Gewalt gegen Menschen." Alle Gefangenen müssten bedingungslos freigelassen werden. Zudem setze man sich - wie von der Opposition gefordert - für einen nationalen Dialog ein.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 4d1f261e8b

Eine direkte Einmischung von außen wird abgelehnt, Putin von einem Eingriff "abgeraten".
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Rautenberger
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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von Rautenberger »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Aug 2020, 13:24)

Nach meiner Überzeugung wird Putin die Spielräume für so eine Liberalisierung eher einengen als ausweiten. So eine Entwicklung wie jetzt in Weißrussland kann er in Russland unter keinen Umständen akzeptieren. Die grünen Männchen oder mehr werden noch kommen. Die Fake-News Industrie wird noch "Beweise" vorlegen dass die Opposition entgegen ihrer Aussagen doch in die NATO und die EU strebt und somit eine Gefahr für die "Ordnung" in der Region darstellt.
In den letzten Tagen gab es immer wieder Berichte über Transporte der russischen Nationalgarde Richtung Belarus und verdächtige Flüge. Da könnte also noch was kommen. Ich glaube aber, dass das für Putin fatal wäre. Bei den Ukrainern konnte man noch behaupten, man müsse gegen putschende "Nazis" oder Expansionsgelüste der NATO vorgehen - die Nazis vom "rechten Sektor" und die NATO-Beitrittsbestrebungen waren ja real. Aber wie soll man einen Einsatz in Belarus rechtfertigen? Die Wahrheit, nämlich, dass es darum geht, einem Autokraten-Kollegen bei der Unterdrückung der Demokratie zu helfen, kann man wohl kaum erzählen. Putins Vorgehen gegen die Ukraine hat schon viele junge Russen geärgert, mit einem Einsatz in Belarus würden sich noch mehr von ihm abwenden. Im Grunde hat Putin jetzt schon verloren - egal ob die Demokraten in Minsk gewinnen oder doch noch von der Straße geprügelt werden.
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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von Audi »

So wie bei der Welt gestern stand wurden die Garde Lkw aus Russland nicht an der Grenze gesichtet.
Und lawrow sagte:
Russlands Außenminister Lawrow äußerte sich nun erstmals kritisch zur Wahl.

Die Wahl verlief nicht ideal. Natürlich nicht", sagte Außenminister Sergej Lawrow im russischen Staatsfernsehen. Dafür gebe es nicht wenige Beweise, sagte er

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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von imp »

Audi hat geschrieben:(20 Aug 2020, 09:42)

So wie bei der Welt gestern stand wurden die Garde Lkw aus Russland nicht an der Grenze gesichtet.
Und lawrow sagte:
Russlands Außenminister Lawrow äußerte sich nun erstmals kritisch zur Wahl.

Die Wahl verlief nicht ideal. Natürlich nicht", sagte Außenminister Sergej Lawrow im russischen Staatsfernsehen. Dafür gebe es nicht wenige Beweise, sagte er

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In meinen Augen ist das Verhalten Russlands zu ambivalent. Verständlich, dass sie hier nicht als Partei auftreten wollen. Verständlich, dass Russlands Gegner Alarmismus betreiben, denn sie wollen sehr gern mittelfristig die Haltung bewerben, dass man mit Russland nicht arbeiten könne. Es wäre jedoch an der Zeit, stärker zu betonen, dass Russland mit dem Staat und Volk seine Verträge macht, nicht mit einer bestimmten Person oder Partei. Das wäre auch innenpolitisch geschickt.
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Re: Was passiert gerade in Belarus ?

Beitrag von Europa2050 »

imp hat geschrieben:(20 Aug 2020, 10:19)

In meinen Augen ist das Verhalten Russlands zu ambivalent. Verständlich, dass sie hier nicht als Partei auftreten wollen. Verständlich, dass Russlands Gegner Alarmismus betreiben, denn sie wollen sehr gern mittelfristig die Haltung bewerben, dass man mit Russland nicht arbeiten könne. Es wäre jedoch an der Zeit, stärker zu betonen, dass Russland mit dem Staat und Volk seine Verträge macht, nicht mit einer bestimmten Person oder Partei. Das wäre auch innenpolitisch geschickt.
Nun fehlt uns allen die Glaskugel, um in die nächsten drei Wochen, Monate und Jahre zu schauen. Ich wage keine Prognose.

Wird Russland nicht im Sinne einer Machtübernahme/Erhalt eingreifen, ist dies tatsächlich ein bemerkenswertes Zeichen und nimmt den Gegnern Russlands viel Wind aus den Segeln. Auf dieser Basis wären dann auch „normale“ Beziehungen wieder möglich, insbesondere, da die anderen Player (USA, China) auch so ihre Macken haben...

Wird Russland in irgendeiner aggressiven Form die internen Prozesse Belarus in seine Richtung bestimmen, werden wir zwar die tollsten Begründungen von Geopolitik über NATO bis „Opposition vom Westen bezahlt„ hören und auf Facebook und Co. sehen, aber dann sollte klar sein, dass man der russischen Regierung nur so weit trauen kann, wie die eigenen Waffen (militärisch wie informell) reichen.

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Re: Was passiert gerade in Belarus ?

Beitrag von Audi »

Europa2050 hat geschrieben:(20 Aug 2020, 10:52)

Nun fehlt uns allen die Glaskugel, um in die nächsten drei Wochen, Monate und Jahre zu schauen. Ich wage keine Prognose.

Wird Russland nicht im Sinne einer Machtübernahme/Erhalt eingreifen, ist dies tatsächlich ein bemerkenswertes Zeichen und nimmt den Gegnern Russlands viel Wind aus den Segeln. Auf dieser Basis wären dann auch „normale“ Beziehungen wieder möglich, insbesondere, da die anderen Player (USA, China) auch so ihre Macken haben...

Wird Russland in irgendeiner aggressiven Form die internen Prozesse Belarus in seine Richtung bestimmen, werden wir zwar die tollsten Begründungen von Geopolitik über NATO bis „Opposition vom Westen bezahlt„ hören und auf Facebook und Co. sehen, aber dann sollte klar sein, dass man der russischen Regierung nur so weit trauen kann, wie die eigenen Waffen (militärisch wie informell) reichen.

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Jop und da sind eben 2 Seiten der Medaille. Deutschland z.B macht es gerade richtig und spielt niemandem in die Hände. Lukaschenko wird sich nicht halten können wenn 80% gegen ihn sind. Mit der Zeit und den weitgehend friedlichen Demos wird man einen Wechsel herbei führen können mit dem jeder leben kann West und ost
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Re: Was passiert gerade in Belarus ?

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(20 Aug 2020, 10:52)

Nun fehlt uns allen die Glaskugel, um in die nächsten drei Wochen, Monate und Jahre zu schauen. Ich wage keine Prognose.

Wird Russland nicht im Sinne einer Machtübernahme/Erhalt eingreifen, ist dies tatsächlich ein bemerkenswertes Zeichen und nimmt den Gegnern Russlands viel Wind aus den Segeln. Auf dieser Basis wären dann auch „normale“ Beziehungen wieder möglich, insbesondere, da die anderen Player (USA, China) auch so ihre Macken haben...

Wird Russland in irgendeiner aggressiven Form die internen Prozesse Belarus in seine Richtung bestimmen, werden wir zwar die tollsten Begründungen von Geopolitik über NATO bis „Opposition vom Westen bezahlt„ hören und auf Facebook und Co. sehen, aber dann sollte klar sein, dass man der russischen Regierung nur so weit trauen kann, wie die eigenen Waffen (militärisch wie informell) reichen.

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Das sehe ich genauso. Ich bin eigentlich recht überzeugt, dass in Russland im Grunde das Szenario A das bevorzugte ist, im Volk, auch in der Regierung. Welche Grenzen die Bereitschaft dazu hat, keine Ahnung. Es gibt aber keine zugkräftige Geschichte dazu, die internationale Reaktion ist absehbar und es würde die anderen "Baustellen" der Außenpolitik eher belasten.
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Rautenberger
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Re: Was passiert gerade in Belarus ?

Beitrag von Rautenberger »

Interessanter Artikel in der Financial Times: https://www.ft.com/content/53c4f8ec-c2d ... c717e79b9c
(leider hinter der Bezahlschranke, Auszüge in russischer Sprache gibt's bei Inopressa)

Dort wird Andrei Kortunow vom Russischen Rat für internationale Angelegenheiten, einer staatlich finanzierten Organisation, in deren Präsidium u. a. Putins Pressesprecher Peskow sitzt, zitiert:
Es ist unwahrscheinlich, dass Putin mit einer Demokratie westlichen Typs in Belarus zufrieden wäre, aber wenn er keine andere Wahl hat, wird er sich wahrscheinlich damit abfinden können, wenn die neue Führung eine Änderung der geopolitischen Prioritäten ausschließt.
Aber auch:
Belarus wird zu einer existenziellen Krise für Russland werden. In demokratischen Verhältnissen kann es heute eine prorussische Regierung geben und morgen schon einer weniger wohlgesonnene.
Ich wage zu behaupten, dass die Krise in Belarus nicht mehr und nicht weniger als eine Katastrophe für Putin ist - vielleicht sogar der Anfang von seinem Ende.

...und dass Alexei Nawalny ausgerechnet jetzt vergiftet wurde, könnte darauf hinweisen, dass Putin sich der Gefahr, die von den Entwicklungen in Belarus (und natürlich auch Chabarowsk) ausgeht, völlig bewusst ist.
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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von imp »

Swetlana T. hat verkündet, bei Neuwahlen nicht mehr kandidieren zu wollen.
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Orbiter1
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Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Orbiter1 »

imp hat geschrieben:(22 Aug 2020, 14:46)

Swetlana T. hat verkündet, bei Neuwahlen nicht mehr kandidieren zu wollen.
Nach dem zu erwartenden massiven Polizei/Militäreinsatz wird es in absehbarer Zukunft keine Neuwahlen mehr geben.
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Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 Aug 2020, 15:41)

Nach dem zu erwartenden massiven Polizei/Militäreinsatz wird es in absehbarer Zukunft keine Neuwahlen mehr geben.
Es ist ein Jammer. Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass das Land wertvolle Jahre verliert und am Ende wird es auch für den Glatzenstalin nicht gut ausgehen.
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Beitrag von Vongole »

Trotz Drohungen durch Lukaschenko gehen die Proteste weiter:
Zehntausende Menschen haben in Belarus zwei Wochen nach der umstrittenen Präsidentenwahl mit neuen Massenprotesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko begonnen. Auf dem Unabhängigkeitsplatz in Minsk kamen am Nachmittag Bürger aller Schichten aus allen Teilen der Hauptstadt zusammen - trotz massiver Drohungen des Machtapparats.
Die Demonstranten riefen: "Uchodi!" - zu Deutsch: Hau ab! Viele von ihnen schwenkten die Fahne der Opposition. In Sprechchören forderten die friedlichen Demonstranten Neuwahlen und den Rücktritt des seit 26 Jahren mit harter Hand regierenden Staatschefs. Auch aus anderen Städten wurden Proteste gemeldet.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 1bd7c1e367
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Beitrag von Europa2050 »

Damit hat Lukaschenko im Fernduell mit Donald Trump um den abartigsten Auftritt natürlich die Latte extrem hochgelegt - Rambo, der mit der AK47 aufräumt...



Mal schauen, wann Donald nachzieht. Denn er ist ja der Größte und nicht dieser Amateurdiktator aus <wie hieß das Land nochmal, und fucking wo ist es?>
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Aug 2020, 14:10)

Damit hat Lukaschenko im Fernduell mit Donald Trump um den abartigsten Auftritt natürlich die Latte extrem hochgelegt - Rambo, der mit der AK47 aufräumt...



Mal schauen, wann Donald nachzieht. Denn er ist ja der Größte und nicht dieser Amateurdiktator aus <wie hieß das Land nochmal, und fucking wo ist es?>
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Lukaschenko hat wohl wirklich den Schuss nicht gehört.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Orbiter1 »

Russland benennt vorsorglich schon mal die Gründe wieso man in Weißrussland einmarschieren muss.

"Jetzt bringt sich der Kreml rhetorisch gegen die Opposition in Stellung. Der neue Koordinierungsrat für einen friedlichen Machtwechsel arbeite an einer Abkehr des Landes vom Nachbarn Russland, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. In einigen Dokumenten des Gremiums sei „der Schwerpunkt auf das Abnabeln von Russland gelegt“ worden, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Zuvor hatte bereits Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärt, im Koordinierungsrat der Opposition würde eine ganze Reihe von Menschen mit antirussischen Einstellungen arbeiten. Swetlana Tichanowskaja, die bei der Wahl gegen Lukaschenko angetreten war, warf er vor, in ihrem Programm den Austritt von Belarus aus der von Russland angeführten Eurasischen Wirtschaftsunion angestrebt zu haben, ebenso wie aus dem Vertrag über kollektive Sicherheit, der im Fall eines Angriffs einen militärischen Beistand Moskaus vorsieht. Geplant gewesen sei zudem die Auflösung des Unionsstaats beider Länder sowie die Mitgliedschaft in der EU und in der Nato." Quelle: https://amp.tagesspiegel.de/politik/kre ... 23424.html

Bei solchen schurkischen, russlandfeindlichen Absichten der weißrussischen Opposition bleibt Russland ja gar nichts anderes übrig als im Nachbarland wieder für Ordnung zu sorgen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Europa2050 »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Aug 2020, 07:56)

Russland benennt vorsorglich schon mal die Gründe wieso man in Weißrussland einmarschieren muss.

"Jetzt bringt sich der Kreml rhetorisch gegen die Opposition in Stellung. Der neue Koordinierungsrat für einen friedlichen Machtwechsel arbeite an einer Abkehr des Landes vom Nachbarn Russland, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. In einigen Dokumenten des Gremiums sei „der Schwerpunkt auf das Abnabeln von Russland gelegt“ worden, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Zuvor hatte bereits Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärt, im Koordinierungsrat der Opposition würde eine ganze Reihe von Menschen mit antirussischen Einstellungen arbeiten. Swetlana Tichanowskaja, die bei der Wahl gegen Lukaschenko angetreten war, warf er vor, in ihrem Programm den Austritt von Belarus aus der von Russland angeführten Eurasischen Wirtschaftsunion angestrebt zu haben, ebenso wie aus dem Vertrag über kollektive Sicherheit, der im Fall eines Angriffs einen militärischen Beistand Moskaus vorsieht. Geplant gewesen sei zudem die Auflösung des Unionsstaats beider Länder sowie die Mitgliedschaft in der EU und in der Nato." Quelle: https://amp.tagesspiegel.de/politik/kre ... 23424.html

Bei solchen schurkischen, russlandfeindlichen Absichten der weißrussischen Opposition bleibt Russland ja gar nichts anderes übrig als im Nachbarland wieder für Ordnung zu sorgen.
Die Breshenew-Doktrin lebt!

Gut, mit dieser Doktrin hat man damals das historisch sehr freundschaftliche und unbelastete Verhältnis zwischen Tschechen und Russen zerrüttet und gut zwanzig Jahre später die UdSSR zerstört, aber man kann es ja nochmal probieren.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von schokoschendrezki »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Aug 2020, 14:10)

Damit hat Lukaschenko im Fernduell mit Donald Trump um den abartigsten Auftritt natürlich die Latte extrem hochgelegt - Rambo, der mit der AK47 aufräumt...



Mal schauen, wann Donald nachzieht. Denn er ist ja der Größte und nicht dieser Amateurdiktator aus <wie hieß das Land nochmal, und fucking wo ist es?>
Ja. Der Vergleich drängt sich schon etwas auf. Die Persönlichkeiten weisen einige Parallelen auf. Nur dass der Donald entweder nicht neu gewählt wird oder nicht nochmal antreten kann. Weil wir es - bei aller Parallelität der Personen - mit komplett unterschiedlichen politischen Systemen zu tun haben.

Mir ist die politische Lage in Belarus allerdings viel unklarer, als es in den meisten politischen Kommentare dargestellt wird. Lukaschenk[oa] ist - erstens - auch von Russland nicht in dem Maße kontrollierbar, wie es häufig dargestellt wird. Einige Beobachter weisen darauf hin, dass Lukanschenko zu denen gehört, die die Krim-Annexion Russlands eben nicht anerkennen. Eine Marionette ist da was anderes! Und - zweitens - dass eine belarussische Opposition, käme sie tatsächlich an die Macht, keinesfalls in eine pro-EU und anti-RUssland-Politik einschwenken würde. Im Gegenteil. Es könnte sogar sein, dass die offizielle Anerkennung der Krim-Annexion eine ihrer ersten politischen Entscheidungen wäre.

Der Machthaber Lukaschenko ist ideologisch nicht oder kaum einzuordnen. Selbst die Tatsache, dass er überwiegend russisch (und nicht weißrussisch) redet, kann man nicht ohne weiteres als Beleg für eine durchgängig pro-russische Haltung werten. "Russisch" ist im Raum Belarus, Ukraine, Moldawien zunächst einmal die Weltsprache. Weißrussisch, Ukrainisch ... das ist die Sprache der Provinz. Selbst das irgendwie als ukrainisches Nationalepos aufgefasste "Taras Bulba" des ukranischen Nationaldichters Gogol wurde wohlweislich in russisch und nicht in ukrainisch verfasst und herausgegeben.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Europa2050 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Aug 2020, 09:10)

Ja. Der Vergleich drängt sich schon etwas auf. Die Persönlichkeiten weisen einige Parallelen auf. Nur dass der Donald entweder nicht neu gewählt wird oder nicht nochmal antreten kann. Weil wir es - bei aller Parallelität der Personen - mit komplett unterschiedlichen politischen Systemen zu tun haben.

Mir ist die politische Lage in Belarus allerdings viel unklarer, als es in den meisten politischen Kommentare dargestellt wird. Lukaschenk[oa] ist - erstens - auch von Russland nicht in dem Maße kontrollierbar, wie es häufig dargestellt wird. Einige Beobachter weisen darauf hin, dass Lukanschenko zu denen gehört, die die Krim-Annexion Russlands eben nicht anerkennen. Eine Marionette ist da was anderes! Und - zweitens - dass eine belarussische Opposition, käme sie tatsächlich an die Macht, keinesfalls in eine pro-EU und anti-RUssland-Politik einschwenken würde. Im Gegenteil. Es könnte sogar sein, dass die offizielle Anerkennung der Krim-Annexion eine ihrer ersten politischen Entscheidungen wäre.

Der Machthaber Lukaschenko ist ideologisch nicht oder kaum einzuordnen. Selbst die Tatsache, dass er überwiegend russisch (und nicht weißrussisch) redet, kann man nicht ohne weiteres als Beleg für eine durchgängig pro-russische Haltung werten. "Russisch" ist im Raum Belarus, Ukraine, Moldawien zunächst einmal die Weltsprache. Weißrussisch, Ukrainisch ... das ist die Sprache der Provinz. Selbst das irgendwie als ukrainisches Nationalepos aufgefasste "Taras Bulba" des ukranischen Nationaldichters Gogol wurde wohlweislich in russisch und nicht in ukrainisch verfasst und herausgegeben.
Ich sehe - zeitlich grob gesehen seit Minsk 1 und 2 - einen Bruch in der Person Lukaschenka. Mangels anderer Bewertungsmöglichkeiten würde ich - ungesichert - es mal dem Effekt der abnehmenden Selbstreflexionsfähigkeit durch interne Machtfülle und ausschließlichen Umgang mit Speichelleckern, wie bei Autokraten häufig zuschreiben.

Im Herzen ist Lukaschenko Kommunist, vielleicht Stalinist. Damit kommt er erstmal weder mit dem liberalen Westen, noch mit dem inzwischen stark faschistischen Russland klar. Dieses ganze Unionsgedöns ist nicht umsonst in der Spätphase Jelzins entstanden, als Lukaschenko spekulierte, dass er auf den Ruinen Jelzins evtl. eine UdSSR 2.0 etablieren könnte. Da hat ihm dann Putin mit seiner Konsolidierung einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Darauf hat sich Lukaschenko neu erfunden, die Unabhängigkeit Belarus betont, gelegentlich auch belarusisch gesprochen und die Partnerschaft zu der ihm ungefährlichen Ukraine gesucht, um der Umarmung durch Russland zu entgehen. Allerdings war die Betonung der belarusischen Identität natürlich ein zweischneidiges Schwert, da sie früher oder später auch Themen wie Kurapaty aufs Tablett gebracht hätte.

Um davon abzulenken dann eine vorsichtige Westannäherung, insbesondere zum historisch relativ unbelasteten Litauen.
Und dann natürlich auch der große Auftritt. Minsk 1 und 2 als „ehrlicher Mittler“, Bilder mit Merkel und Hollande, Entfall der Sanktionen, internationale Anerkennung.
Die Co-Eishockey-WM Riga/Minsk (Vergabe 2017 für 2021) ...

Und dann der eigentliche Bruch. Statt sich als erfolgreicher Staatsmann in 20 anerkannt schweren Jahren zu verewigen und das Land zu „finnlandisieren“ die Rückwendung zu den Methoden der 90er, keine Perspektive und massive Anlehnung an Putin.

Und jetzt eben der totale Kontrollverlust - vor allem über sich selbst ...
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von schokoschendrezki »

Europa2050 hat geschrieben:(25 Aug 2020, 09:43)

Ich sehe - zeitlich grob gesehen seit Minsk 1 und 2 - einen Bruch in der Person Lukaschenka. Mangels anderer Bewertungsmöglichkeiten würde ich - ungesichert - es mal dem Effekt der abnehmenden Selbstreflexionsfähigkeit durch interne Machtfülle und ausschließlichen Umgang mit Speichelleckern, wie bei Autokraten häufig zuschreiben.

Im Herzen ist Lukaschenko Kommunist, vielleicht Stalinist. Damit kommt er erstmal weder mit dem liberalen Westen, noch mit dem inzwischen stark faschistischen Russland klar. Dieses ganze Unionsgedöns ist nicht umsonst in der Spätphase Jelzins entstanden, als Lukaschenko spekulierte, dass er auf den Ruinen Jelzins evtl. eine UdSSR 2.0 etablieren könnte. Da hat ihm dann Putin mit seiner Konsolidierung einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Darauf hat sich Lukaschenko neu erfunden, die Unabhängigkeit Belarus betont, gelegentlich auch belarusisch gesprochen und die Partnerschaft zu der ihm ungefährlichen Ukraine gesucht, um der Umarmung durch Russland zu entgehen. Allerdings war die Betonung der belarusischen Identität natürlich ein zweischneidiges Schwert, da sie früher oder später auch Themen wie Kurapaty aufs Tablett gebracht hätte.

Um davon abzulenken dann eine vorsichtige Westannäherung, insbesondere zum historisch relativ unbelasteten Litauen.
Und dann natürlich auch der große Auftritt. Minsk 1 und 2 als „ehrlicher Mittler“, Bilder mit Merkel und Hollande, Entfall der Sanktionen, internationale Anerkennung.
Die Co-Eishockey-WM Riga/Minsk (Vergabe 2017 für 2021) ...

Und dann der eigentliche Bruch. Statt sich als erfolgreicher Staatsmann in 20 anerkannt schweren Jahren zu verewigen und das Land zu „finnlandisieren“ die Rückwendung zu den Methoden der 90er, keine Perspektive und massive Anlehnung an Putin.

Und jetzt eben der totale Kontrollverlust - vor allem über sich selbst ...
Ja. Damit beschreibst Du allerdings nicht die Hinwendung zu irgendeinem Ismus, irgendeiner Ideologie sondern einfach das, was man in jüngerer Zeit häufig "erratisch" nennt. Einen erratischen Menschen. Einen, der einfach macht, was er wil. Damit ähnelt er natürlich auch der Person Stalin. Wie alle großen erratischen Autokraten und Diktatoren ist Lukaschenko fasziniert von der Vorstellung, "die Atomkraft zu beherrschen". Also braucht er ein Atomkraftwerk. Das geht nächstes Jahr vielleicht sogar in Betrieb. Die Russen bauen es ihm. Für nicht wenig Geld. Das wird ihm keineswegs geschenkt. Belarus nimmt dafür einen Kredit von etlichen Milliarden Euro auf. Und da sehe ich schon einen Unterschied dieses von einem erratischen Autokraten beherrschte Land und Ländern wie China oder Russland - über deren Politik man alles mögliche sagen kann. Aber zumindest die Tatsache, dass sie auf internationalen Märkten Geld verdienen wollen, macht sie ein Stück weit berechenbar.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(25 Aug 2020, 09:43)

Ich sehe - zeitlich grob gesehen seit Minsk 1 und 2 - einen Bruch in der Person Lukaschenka. Mangels anderer Bewertungsmöglichkeiten würde ich - ungesichert - es mal dem Effekt der abnehmenden Selbstreflexionsfähigkeit durch interne Machtfülle und ausschließlichen Umgang mit Speichelleckern, wie bei Autokraten häufig zuschreiben.

Im Herzen ist Lukaschenko Kommunist, vielleicht Stalinist. Damit kommt er erstmal weder mit dem liberalen Westen, noch mit dem inzwischen stark faschistischen Russland klar. Dieses ganze Unionsgedöns ist nicht umsonst in der Spätphase Jelzins entstanden, als Lukaschenko spekulierte, dass er auf den Ruinen Jelzins evtl. eine UdSSR 2.0 etablieren könnte. Da hat ihm dann Putin mit seiner Konsolidierung einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Darauf hat sich Lukaschenko neu erfunden, die Unabhängigkeit Belarus betont, gelegentlich auch belarusisch gesprochen und die Partnerschaft zu der ihm ungefährlichen Ukraine gesucht, um der Umarmung durch Russland zu entgehen. Allerdings war die Betonung der belarusischen Identität natürlich ein zweischneidiges Schwert, da sie früher oder später auch Themen wie Kurapaty aufs Tablett gebracht hätte.

Um davon abzulenken dann eine vorsichtige Westannäherung, insbesondere zum historisch relativ unbelasteten Litauen.
Und dann natürlich auch der große Auftritt. Minsk 1 und 2 als „ehrlicher Mittler“, Bilder mit Merkel und Hollande, Entfall der Sanktionen, internationale Anerkennung.
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Und dann der eigentliche Bruch. Statt sich als erfolgreicher Staatsmann in 20 anerkannt schweren Jahren zu verewigen und das Land zu „finnlandisieren“ die Rückwendung zu den Methoden der 90er, keine Perspektive und massive Anlehnung an Putin.

Und jetzt eben der totale Kontrollverlust - vor allem über sich selbst ...
Ich würde die Schlagwörter ein wenig sparsamer benutzen, auch wenn ich im Grunde dasselbe sage: Als Anfang der 90er der ganze Umbruch unpopulär wurde, hat er sich als der einzige, der bei einer Abstimmung gegen die Spaltung war, hingestellt und damit gewonnen. Solange es von Russland gute Konditionen und sogar eine persönliche Perspektive gab, hat er den im Grunde kaum belastbaren Einigungsvertrag mitgemacht, mit Zoll- und Freizügigkeitsvorteilen, militärischem Beistand, aber kaum konkreten Pflichten. Günstiges Öl und Gas gab's obendrauf. Je mehr Russland konkrete Schritte sehen wollte, umso mehr hat er auf Eigenständigkeit gepocht. Begünstigt hat das eine Phase, in der ein etwas weniger hartes Kontrollregime mit einigen Entspannungsgesten der EU und winkenden Vorteilen im Rahmen der "östlichen Partnerschaft" anbot. Das kam auch im Land nicht so schlecht an, obwohl insgesamt immer mehr Ernüchterung und Wunsch nach Wechsel einkehrte - nur ohne konkrete Perspektive, wohin. Letzter Akt, Russland im Konflikt mit der Ukraine und Lukaschenko gibt den unparteiischen Vermittler. Damit war sein Pulver verschossen. Für eine weitere Annäherung an die EU zu seinen Konditionen fehlt die wirtschaftliche Basis, auch das politische System würde wohl arg unter Druck geraten sein. Mit Russland geht es nur weiter, wenn konkrete Integrationsschritte passieren. Während Asien sich Sonderwirtschaftszonen im Land einrichten lässt, frisst sich Russland vor allem im Energiebereich in die Staatswirtschaft hinein. Das Modell ist jetzt von vielen Seiten unter Druck, Lukaschenko alt und offenbar auch entkoppelt von den Leidenschaften im Land.

Coda: Eine Schauwahl missrät, bis zum Schluss werden ganz offensichtlich Kandidaten abgeschossen, obwohl dafür kein bestimmter Grund erkennbar ist. Das Wahlergebnis ist dann auch noch ziemlich unglaubhaft. Die erwartbaren Proteste mit heftiger Gewalt zügig loszuwerden, missrät. Zum Aussitzen fehlt auch das Sitzfleisch. Das Ende scheint nur eine Frage der Verlaufsform.

So weit sind wir uns einig. Ich sehe die Parallelen eigentlich eher zu Maredo in Venezuela als zu Putin.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

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Orbiter1 hat geschrieben:(25 Aug 2020, 07:56)

Russland benennt vorsorglich schon mal die Gründe wieso man in Weißrussland einmarschieren muss.

"Jetzt bringt sich der Kreml rhetorisch gegen die Opposition in Stellung. Der neue Koordinierungsrat für einen friedlichen Machtwechsel arbeite an einer Abkehr des Landes vom Nachbarn Russland, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. In einigen Dokumenten des Gremiums sei „der Schwerpunkt auf das Abnabeln von Russland gelegt“ worden, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Zuvor hatte bereits Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärt, im Koordinierungsrat der Opposition würde eine ganze Reihe von Menschen mit antirussischen Einstellungen arbeiten. Swetlana Tichanowskaja, die bei der Wahl gegen Lukaschenko angetreten war, warf er vor, in ihrem Programm den Austritt von Belarus aus der von Russland angeführten Eurasischen Wirtschaftsunion angestrebt zu haben, ebenso wie aus dem Vertrag über kollektive Sicherheit, der im Fall eines Angriffs einen militärischen Beistand Moskaus vorsieht. Geplant gewesen sei zudem die Auflösung des Unionsstaats beider Länder sowie die Mitgliedschaft in der EU und in der Nato." Quelle: https://amp.tagesspiegel.de/politik/kre ... 23424.html

Bei solchen schurkischen, russlandfeindlichen Absichten der weißrussischen Opposition bleibt Russland ja gar nichts anderes übrig als im Nachbarland wieder für Ordnung zu sorgen.
Interessant. Man fragt sich, was das soll. Das Thema der außenpolitischen Ausrichtung so aktiv mit dem Regierungswechsel zu verknüpfen, ist sehr riskant. Das kann eigentlich nur taugen, um einer dritten Option zum Start zu helfen, die weder klar im Präsidentenlager noch im Koordinierungsrat auf dem Zettel steht. Ob das angesichts der verhärteten Fronten aussichtsreich ist? Vielleicht ist es ja Poker, aber es geht dabei wahnsinnig viel zu Bruch.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Europa2050 »

imp hat geschrieben:(25 Aug 2020, 12:46)

...
So weit sind wir uns einig. Ich sehe die Parallelen eigentlich eher zu Maredo in Venezuela als zu Putin.
Ja, da bin ich dabei, immerhin sind beide ja auch ideologisch auf der gleichen Seite, während Putin alles andere als ein Sozialist/Kommunist ist.

Nun hat Lukaschenko Belarus ja ab 1994 tatsächlich entwickelt, für die katastrophalen Grundlagen m.E. erfolgreicher als die Ukraine und nicht so viel schlechter als das auf Rohstoffen sitzende Russland.

Mir ist auch bis heute nicht klar geworden, dass die versammelte Linke auf der Suche nach halbwegs funktionierenden Sozialismus auf Cuba, in Venezuela oder sogar Nordkorea gesucht hat, aber nie in Belarus, selbst in Zeiten, als Belarus besser da stand als Russland und die Ukraine. Aber ich bin kein Linker und kann mich in deren Hirnwindungen nicht rein versetzen. (Vielleicht, weil Lukaschenko schon rein optisch keinen Che abgibt ;) )

In Venezuela ging es dagegen unter Sanchez und Maduro nur in eine Richtung - abwärts.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

Mal unabhängig von der wirklich nicht übermäßig sympathischen Figur Lukaschenka: Wer hat eigentlich als Erster die abstruse Idee verbreitet, aus einer vermutlich/wahrscheinlich/sicher gefälschten Wahl kann zwingend auf den Sieg der Opposition geschlossen werden? :?:
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexyessin »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:19)

Mal unabhängig von der wirklich nicht übermäßig sympathischen Figur Lukaschenka: Wer hat eigentlich als Erster die abstruse Idee verbreitet, aus einer vermutlich/wahrscheinlich/sicher gefälschten Wahl kann zwingend auf den Sieg der Opposition geschlossen werden? :?:
Präsident -
auf der anderen Seite die Opposition. Also DIE die nicht Präsident sind. Logisch.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Europa2050 »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:19)

Mal unabhängig von der wirklich nicht übermäßig sympathischen Figur Lukaschenka: Wer hat eigentlich als Erster die abstruse Idee verbreitet, aus einer vermutlich/wahrscheinlich/sicher gefälschten Wahl kann zwingend auf den Sieg der Opposition geschlossen werden? :?:
Ich gehe mal davon aus, die Oppositionellen.

Zweck einer Wahl in Rechtsstaaten ist, herauszufinden, wen das Volk für eine Regierung aktuell für am Geeignetsten hält.
Diesen Zweck hat diese Wahl verfehlt, da sie als Akklamation des aktuellen Präsidenten angesetzt und unabhängig vom wirklichen Ergebnis verkündet wurde.
Deshalb fordert die Opposition einen zweiten, auf diesen Zweck optimierten Versuch. Nicht mehr und nicht weniger.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:19)

Mal unabhängig von der wirklich nicht übermäßig sympathischen Figur Lukaschenka: Wer hat eigentlich als Erster die abstruse Idee verbreitet, aus einer vermutlich/wahrscheinlich/sicher gefälschten Wahl kann zwingend auf den Sieg der Opposition geschlossen werden? :?:
Gute Frage. Meine persönliche Meinung ist. dass Lukaschenko eine vielleicht nicht sehr vorzeigbare Mehrheit ohne Fälschung wahrscheinlich hatte - immerhin waren die ursprünglich wichtigsten Kandidaten gar nicht aufm Zettel. Wissen kann ich es nicht. Mit der Verkündung von "80%" und dem Gewaltexzess gegen die, die das jetzt zu doof fanden, hat er es aber endgültig besiegelt. Das war dann auch vielen nicht mehr zumutbar, die sich eigentlich gar nicht beschweren wollten. Jetzt sagen wir also Hallo Musiker! ist das Maria in deinem Avatar?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

Alexyessin hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:22)

Präsident -
auf der anderen Seite die Opposition. Also DIE die nicht Präsident sind. Logisch.
Verstehe. Demzufolge können dann alle Parteien nicht gewonnen haben, die bei einer Wahl unter 50% geblieben sind, Richtig? :?:

Was wäre denn, wenn Lukaschenka statt der angegebenen 80 "nur" 51% geholt hätte?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:10)
Nun hat Lukaschenko Belarus ja ab 1994 tatsächlich entwickelt, für die katastrophalen Grundlagen m.E. erfolgreicher als die Ukraine und nicht so viel schlechter als das auf Rohstoffen sitzende Russland.
Er hat das gemacht, was ging. Sie haben die Wildwestzeit gespart und hatten nun mal die brauchbarste Industrie unter den Ostblockstaaten geerbt: Relativ modern für 1991 und relativ in sich geschlossen, nicht zu verflochten mit anderen Republiken außer Russland. Außer der halbwegs erfolgreichen Fortführung ist aber wenig gewachsen. Eine IT-Industrie von respektabler Prägung, aber selbst da hat er vor allem nicht im Weg gestanden, aber wenig beigetragen.
Mir ist auch bis heute nicht klar geworden, dass die versammelte Linke auf der Suche nach halbwegs funktionierenden Sozialismus auf Cuba, in Venezuela oder sogar Nordkorea gesucht hat, aber nie in Belarus, selbst in Zeiten, als Belarus besser da stand als Russland und die Ukraine. Aber ich bin kein Linker und kann mich in deren Hirnwindungen nicht rein versetzen. (Vielleicht, weil Lukaschenko schon rein optisch keinen Che abgibt ;) )
Venezuela hatte ursprünglich einen demokratischen Anspruch. Je weniger dieser Einspruch eingelöst wurde und je schlechter es wirtschaftlich lief, um so weniger universell war das Interesse irgendwelcher Linksgruppen. Venezuela unter Chavez steht in einem zeitlichen Kontext mit einer ganzen Reihe mal eher sozialdemokratischer, mal eher radikaler Regierungswechsel in Lateinamerika. Die meisten davon sind Geschichte.

Kuba ist vermutlich einfach "übrig" und so ein klassischer Zankapfel bei den "Linken" - die sind ja auch eher aus Versehen zum Kommunismus gekommen.

Dass zu Nordkorea jemals "die versammelte Linke" einen besonderen Bezug hatte, dürfte stark bezweifelt werden.

Weißrussland ist für Projektionen einfach nicht geeignet. Vom Anspruch her kein Sozialismus oder dergleichen. Vom anschauen her eher unfrei und autoritär. Historisch Mitte der 90er auch grade die falsche Zeit um irgendwelche Schwärmer einzusammeln. Und für viele Leute einfach eins von vielen Bruchstücken der Sowjetunion mit zweifelhafter Regierung und irgendwie Verbindungen zu Russland.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:31)

Verstehe. Demzufolge können dann alle Parteien nicht gewonnen haben, die bei einer Wahl unter 50% geblieben sind, Richtig? :?:

Was wäre denn, wenn Lukaschenka statt der angegebenen 80 "nur" 51% geholt hätte?
Dann wäre die Wahl immer noch unfair und unfrei gelaufen, aber viele Leute hätten das Ergebnis wohl hingenommen und die EU hätte, wenn er mit den Demonstranten etwas maßvoller umgegangen wäre, wohl nur ihre üblichen Sentenzen abgelassen.

Es ist Zeit für ihn zu gehen. Schade ist's um alle, die für das jetzige Theater leiden müssen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

imp hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:56)

Dann wäre die Wahl immer noch unfair und unfrei gelaufen, ...
Zweifellos, nur läßt sich aufgrund dessen nicht zwingend auf den Sieg der Opposition schließen, wie ich bereits schrieb. Allerdings sehr wohl die Forderung nach Neuwahlen begründen.
Es ist Zeit für ihn zu gehen.
Das wohl auch ohne eine gefälschte Wahl, angesichts dessen, was er sich bisher so alles geleistet hat. Zumindest aus unserer Sicht. Aber darüber haben nicht wir zu entscheiden.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 14:18)

Zweifellos, nur läßt sich aufgrund dessen nicht zwingend auf den Sieg der Opposition schließen, wie ich bereits schrieb. Allerdings sehr wohl die Forderung nach Neuwahlen begründen.
Das sehe ich genauso. Mir ist nicht ganz klar, was die vielen Winkelzüge jetzt sollen, die da veranstaltet werden. Glaubt er wirklich noch, er könne weitermachen oder ist das die Vorgeschichte, um ein neues Kaninchen aus dem Hut zu zaubern?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexyessin »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:31)

Verstehe. Demzufolge können dann alle Parteien nicht gewonnen haben, die bei einer Wahl unter 50% geblieben sind, Richtig? :?:

Was wäre denn, wenn Lukaschenka statt der angegebenen 80 "nur" 51% geholt hätte?
Hätte er ja trotzdem gewonnen. Und?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

Alexyessin hat geschrieben:(25 Aug 2020, 14:50)

Hätte er ja trotzdem gewonnen. Und?
Wieso "trotzdem"? Aktuell hat ja nach Auffassung der Opposition und des Westens offenbar diese gewonnen, oder?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexyessin »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 14:56)

Wieso "trotzdem"? Aktuell hat ja nach Auffassung der Opposition und des Westens offenbar diese gewonnen, oder?
Eher nach den Unstimmigkeiten hat sie Lukaschenko nicht gewonnen, weil sie eben nicht demokratisch stattgefunden haben. Ist nicht so schwer zu verstehen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 14:56)

Wieso "trotzdem"? Aktuell hat ja nach Auffassung der Opposition und des Westens offenbar diese gewonnen, oder?
Vorwürfe sind unfreie Wahlen und Fälschung des Ergebnisses.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

Alexyessin hat geschrieben:(25 Aug 2020, 15:01)

Eher nach den Unstimmigkeiten hat sie Lukaschenko nicht gewonnen, weil sie eben nicht demokratisch stattgefunden haben. Ist nicht so schwer zu verstehen.
Meine ursprüngliche Frage war:
naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:19)

Mal unabhängig von der wirklich nicht übermäßig sympathischen Figur Lukaschenka: Wer hat eigentlich als Erster die abstruse Idee verbreitet, aus einer vermutlich/wahrscheinlich/sicher gefälschten Wahl kann zwingend auf den Sieg der Opposition geschlossen werden? :?:
Ist doch auch nicht so schwer zu verstehen, oder?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexyessin »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 15:06)

Meine ursprüngliche Frage war:



Ist doch auch nicht so schwer zu verstehen, oder?
Was ich dir beantwortet habe. Wo liegt jetzt deine Intention bei deinen Fragen? Erkläre doch mal ausführlich, was der Hintergrund ist. Danke.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Audi »

Es müssen Neuwahlen her. jetzt wird er es schwerer haben zu gewinnen weil unentschlossene vergrault worden sind. Natürlich hat die Opposition nicht gewonnen aber auch nicht verloren. Man sollte ohne Forderungen Neuwahlen organisieren unter Aufsicht der OSZE
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

Audi hat geschrieben:(25 Aug 2020, 15:34)

Es müssen Neuwahlen her. jetzt wird er es schwerer haben zu gewinnen weil unentschlossene vergrault worden sind. Natürlich hat die Opposition nicht gewonnen aber auch nicht verloren. Man sollte ohne Forderungen Neuwahlen organisieren unter Aufsicht der OSZE
Zustimmung.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

Alexyessin hat geschrieben:(25 Aug 2020, 15:31)

Was ich dir beantwortet habe. Wo liegt jetzt deine Intention bei deinen Fragen? Erkläre doch mal ausführlich, was der Hintergrund ist. Danke.
Ist das nicht offensichtlich? Die Konsequenzen von behauptetem Wahlbetrug können sein: Überprüfung und ggfs. Wahlannulierung, Neuwahl, u.U. Ausschluß des Betrügers. Aber logischerweise niemals die Erklärung der Opposition zum Wahlsieger, oder?

Inwiefern siehst Du in Deinem Statement:
Alexyessin hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:22)

Präsident -
auf der anderen Seite die Opposition. Also DIE die nicht Präsident sind. Logisch.
eine Antwort auf die von mir aufgeworfene Frage?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Fliege »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 13:19)

Mal unabhängig von der wirklich nicht übermäßig sympathischen Figur Lukaschenka: Wer hat eigentlich als Erster die abstruse Idee verbreitet, aus einer vermutlich/wahrscheinlich/sicher gefälschten Wahl kann zwingend auf den Sieg der Opposition geschlossen werden? :?:
Ist so fehlgeschlossen worden?
Von mir allerdings nicht. :-)
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexyessin »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 18:23)

Ist das nicht offensichtlich? Die Konsequenzen von behauptetem Wahlbetrug können sein: Überprüfung und ggfs. Wahlannulierung, Neuwahl, u.U. Ausschluß des Betrügers. Aber logischerweise niemals die Erklärung der Opposition zum Wahlsieger, oder?

Inwiefern siehst Du in Deinem Statement:



eine Antwort auf die von mir aufgeworfene Frage?
In dem ich diese beantwortet habe. Ganz einfach.
Okay, war einfach aber wieder zu wenig drin, was ich meine.
Es treten an, der Präsident und andere. Die anderen sind die Opposition. Wenn also der Präsident nicht gewonnen hat, hat die Opposition gewonnen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von naddy »

Alexyessin hat geschrieben:(25 Aug 2020, 18:52)

In dem ich diese beantwortet habe. Ganz einfach.
Okay, belassen wir es dabei. ;)
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexyessin »

naddy hat geschrieben:(25 Aug 2020, 19:01)

Okay, belassen wir es dabei. ;)
Siehe ausgebesserten Beitrag. Mein Netz hat den grad verschluckt.
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Re: Was passiert gerade in Weißrussland ?

Beitrag von DevilsNeverCry »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Aug 2020, 19:25)

"Belarus 1" soll einer heißen. Man müsste das mal näher erforschen.
Nun, ich konnte weder Meldungen finden die das bestätigen noch widerlegen. Aber Belarus 1 macht auf jedenfall weiter wie gewohnt.

Ich kann Ihnen aber versichern das der staatliche Sender Belarus24 die Rede von Lukaschenko übertragen hat.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

Offensichtlich ist der Versuch der Opposition gescheitert bei den Partnern in Europa Tichanowskaja als vorübergehende Präsidentin im Ausland anerkennen zu lassen. Das nennt man wohl gesunder Menschenverstand. Wahl gefälscht ist nicht gleich der amtierende Präsident hat die Wahl verloren. Daher ruft man immer mehr zu Neuwahlen auf.

Ich bin aber etwas skeptisch ob Lukaschenko so einfach gehen wird. Im Gegensatz zu Janukowitsch in der Ukraine damals, ist die Macht im Staat deutlich mehr auf Lukaschenko zugeschnitten. Ca. 25 Jahre Herrschaft sorgen dafür das er administrative Verwaltung, Sicherheitskräfte und hochrangige Diplomaten auf Kurs gebracht hat. Bei Janukowitsch war das nicht so, deswegen konnten die Demonstranten in den ersten Wochen Zelte auf dem Maidan aufbauen und das Regionalparlament gestürmt werden. Hier hat Lukaschenko vorgebeugt. Auch ist nicht davon zu hören das in anderen Städten außerhalb von Minsk administrative Verwaltung und örtliche Sicherheitskräfte auf die Seite der Opposition wechseln -> das war Dezember 2013 und Januar 2014 in der Westukraine anders, da hat Janukowitsch komplett die Kontrolle verloren. Und genau das dürfte wohl den Rambo Auftritt mit Kalaschnikow von Batka erklären. Am Anfang fand ich seinen Auftritt auch übertrieben und nach wie vor nicht gut. Aber er ist Autokrat -> damit wollte er wohl dem gewaltbereiten Teil der Opposition ein Signal setzen.

Da Lukaschenko die administrativen Ressourcen und vor allem die Sicherheitsorgane mehrheitlich unter Kontrolle hat, muss die Opposition an anderen Stellen zuschlagen. Auf Diplomatenebene und den staatlichen Betrieben.

Auf Diplomatenebene ist momentan nicht viel zu sehen: Der belorussische Botschafter in der Sloawkei hat mit der Opposition sympathisiert und wurde entlassen. Gleiches ist einem Dplomaten in Indien wiederfahren. Mehr kam bisher nicht. Wenn das so bleibt dann war das ein Strohfeuer, sonst nichts.

Tja bei den staatlichen Betrieben sieht das anders aus. Das war auch der Grund warum Lukaschenko so aktiv geworden ist und anfing auf die Leute zu zu gehen. Es wurden schon vereinzelt Betriebe geschlossen. Bisher gab es aber von den Arbeitern keine "kollektiven Massenstreiks" -> hier konnte die Opposition Punkten, aber da ist noch deutlich Luft nach oben.

Was für die Opposition spricht ist die Tatsache das sie mehrere soziale Schichten auf die Straße bringen können. Auch haben Sie keinen Leader, womit es schwer ist diese Bewegung zu zerschlagen. Jene die die sozialen Proteste organisieren machen Ihre Arbeit momentan ganz gut, da sind sogar welche von der "alten" Opposition dabei. Das Regime geht momentan gegen solche Leute vor und hat auch ein paar schon fest genommen.
Langfristig gesehen wird es aber nicht ausreichen solche Märsche zu organisieren, man braucht einen oder eine Gruppe von Führungspersonen die politische Forderungen an das Regime stellt. Jene die das eigentlich machen müsste sitzt im Ausland und hat sogar von einer Kandidatur bei der nächsten Wahl abgewunken. Dee alte Opposition ist nur bei der städtischen Intelligenz beliebt, nicht aber der Mehrheit der Belorussen.

Ich bin mir nicht mal sicher ob Lukaschenko sogar fällt wenn die sogenannten Massenstreiks tatsächlich anfangen. Ich traue es Ihm auch zu im Notfall eine Militärdiktatur aufzubauen. In Venezuela und Syrien haben wir ja so etwas auch und da dachten auch viele die Tage von Assad und Maduro sind gezählt. Im Falle von Belarus kommt sogar noch hinzu das Putin hier der direkte Nachbar ist, der das stillschweigend billigen könnte (wenn er sich tatsächlich dazu entscheiden sollte). Ein Eingreifen Russlands sehe ich als nicht notwendig an, Lukaschenko hat dafür das Militär zu fest im Griff.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DarkLightbringer »

Kreml warnt Belarus vor „Abnabeln von Russland“
https://www.faz.net/2.1677/proteste-geg ... 19255.html

Außerdem sind zwei Politiker des Koordinierungsrates festgenommen worden.

Tichanowskaja erklärte aus dem Exil, die Revolution sei nicht geopolitisch, nicht anti- oder prorussisch, nicht gegen die EU oder für die EU, es sei einfach eine demokratische Revolution.

Meine Meinung: Wer sich gegen die Revolution stellt, richtet sich gegen das Volk.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von schokoschendrezki »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(25 Aug 2020, 21:12)
Ich bin mir nicht mal sicher ob Lukaschenko sogar fällt wenn die sogenannten Massenstreiks tatsächlich anfangen. Ich traue es Ihm auch zu im Notfall eine Militärdiktatur aufzubauen. In Venezuela und Syrien haben wir ja so etwas auch und da dachten auch viele die Tage von Assad und Maduro sind gezählt. Im Falle von Belarus kommt sogar noch hinzu das Putin hier der direkte Nachbar ist, der das stillschweigend billigen könnte (wenn er sich tatsächlich dazu entscheiden sollte). Ein Eingreifen Russlands sehe ich als nicht notwendig an, Lukaschenko hat dafür das Militär zu fest im Griff.
Ist zwar schon einige Zeit her. Aber diese Lage erinnert in mancher Hinsicht an das Ende der Franco-Diktatur in Spanien. Zumindest zu der Zeit als der Diktator noch halbwegs bei Kräften war. Auch das historische Verhältnis Spanien/NS-Deutschland in der Zeit davor hat ein wenig etwas von Belarus/RUssland/SU. Einerseits wurde das Franco-Regime bekanntermaßen von NS-Deutschland unterstützt. Andererseits war der Diktator Franco ebenso wie Lukaschenko für Russland ein schwieriger und eigenwilliger Partner.

Man müsste einmal genau schauen, was Mitte der 70er die tieferen Ursachen für den letztendlichen Niedergang des Francismus in Spanien waren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Aug 2020, 08:13)

Ist zwar schon einige Zeit her. Aber diese Lage erinnert in mancher Hinsicht an das Ende der Franco-Diktatur in Spanien. Zumindest zu der Zeit als der Diktator noch halbwegs bei Kräften war. Auch das historische Verhältnis Spanien/NS-Deutschland in der Zeit davor hat ein wenig etwas von Belarus/RUssland/SU. Einerseits wurde das Franco-Regime bekanntermaßen von NS-Deutschland unterstützt. Andererseits war der Diktator Franco ebenso wie Lukaschenko für Russland ein schwieriger und eigenwilliger Partner.

Man müsste einmal genau schauen, was Mitte der 70er die tieferen Ursachen für den letztendlichen Niedergang des Francismus in Spanien waren.
Ist eine Weile her, dass ich mich damit befasst habe. Soweit ich das erinnere, hatte Franco schon Ende der 60er, Anfang der 70er sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und Maßnahmen getroffen, wie es nach ihm weitergehen sollte. Wirtschaftliche Stagnation, Änderungen der politischen Leidenschaften im Volk und eine Erosion der katholischen Basis brachten Druck, auch in der Partei gab es zunehmend abweichende Meinungen. Einige Aktionen der Spätphase kann man so sehen, dass er dann doch Dinge (wieder) an sich zog, die eigentlich delegiert waren. Einige Schauprozesse gab es wohl auch, die aber eher negativ ankamen. Er bekam die widerstreitenden Kräfte nicht mehr unter einen Hut. Durch den Umsturz des ähnlichen Systems in Portugal gab es zusätzlichen gesellschaftlichen Druck. Letztlich verstarb er mehr oder weniger im Amt.

Da sind schon einige Ähnlichkeiten.
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