schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Jan 2020, 10:49)
Wenn man jedoch schon im Eingangsbeitrag Sätze wie diesen liest:
Grundsätzlich nehmen 50 Menschen in 40 Autos - gelinde gesagt - etwas mehr Raum ein als 50 Menschen in einem S-Bahn-Waggon. Dass den Verkehrskapaziätsanforderungen in Ballungsgebieten nur mit mororisiertem Individualverkehr beizukommen ist, ist so, als würde man schreiben, dass sich wieder einmal gezeigt habe, dass 1 plus 1 eben doch 5 und nicht 2 ist.
Ihr Gleichnis ist insofern glücklich gewählt, dass zwar nicht etwa 1+1=5 ist aber in 5 die 2 enthalten ist.
Natürlich wäre es (wie im EIngangspost schon geschrieben steht) der Umstieg möglichst vieler MIV-Nutzer auf ÖPNV wünschenswert, aber dieser Umstieg gestaltet sich in der Realität nunmal nicht ganz so leicht, wie am Reißbrett. Ich selbst würde liebend gerne dauerhaft auf den ÖPNV umsteigen und mein eigenes Motorvehikel am liebsten gänzlich abschaffen. Allerdings sind die ÖPNV eben schlicht nicht in der Lage meinen Mobilitätsanforderungen gerecht zu werden. Da fehlen schlicht entsprechende Angebote und vorhandene Strecken operieren oft* am Kapazitätslimit oder darüber (wenn die Verbindung nicht direkt ausfällt). Da überlege ich dann doch noch einmal, ob ich lange Fußwege und überfüllte Verkehrsmittel wirklich in Kauf nehmen will, oder doch lieber im eigenständig mobil sein sollte.
Insbesondere mit Termindruck entscheide ich häufig zu Gunsten meines eigenen Vehikels (Auto oder Roller), da schon bei "kleinen" Störungen im Betrieb der ÖPNV drastische Verspätungen zu erwarten sind und damit Anschlüsse nicht mehr klappen, was zu noch mehr Verspätung führt (wenn man den Anschluss eben nicht erreicht und auf den nächsten entsprechenden Anschluss warten muss). So bleibt schnell mal eine Stunde oder mehr auf der Strecke. Da kann ich mit dem PKW lange nach einem Parkplatz suchen oder im Stau stehen.
*) wenn ich es mitbekomme oder selbst in rammelvollen Bahnen und Bussen eingequetscht bin
Es bedarf also einer Kapazitäts-Erweiterung, wenn an mehr Leute davon überzeugen will, das eigene Vehikel stehen zu lassen und den ÖPNV zu nutzen. Dies wird voraussichtlich auch mit dem "Größten Förderetat für die Bahn aller Zeiten" (Verkehrsminister Scheuer, CDU) leider nicht möglich sein.
Also werden viele vor einem ähnlichen Dilemma stehen, und müssen dann doch ein eigenes Vehikel vorhalten, was wiederum zu "eh da-Kosten" für dieses MIV-Vehikel führt und den ÖPNV im Verhältnis nochmal unattraktiver macht, weil das eigene Vehikel "eh da" ist und Kosten verursacht, die auch bei Benutzung des ÖPNV weiterhin anfallen (weil es ja deswegen oft nicht einfach abgeschafft werden kann).
Deshalb fahre ich im Sommer aller Voraussicht nach wieder mit dem Roller und lasse die ÖPNV mit ihren Problemen hinter mir - damit habe ich nämlich auch keine Parkplatzsorgen in der Stadt - im Gegensatz zum PKW, und komme fast überall pünktlich an (im Gegensatz zum ÖPNV).
Ich sehe den MIV daher als sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV - insbesondere, so lange dessen Kapazitäten nicht massiv (!!!) ausgebaut und modernisiert (Stichwort: autonome Fahrzeuge) werden.