TheManFromDownUnder hat geschrieben:(04 Dec 2019, 11:09)
War das tatsaechlich so????? Bei uns zu Hause nicht!
So aehnlich wie das Deutsche die Unterhose nur 1 mal pro Woche wechseln und zwar nach dem samstaeglichen Famileinbad in der lauwarmen Bruehe
Doch, doch, das war einmal so! In einer Zeit, als Menschen in verzinkten Badewannen in der Waschküche ihrer Behausung mit Wasser und Heizmaterial sehr vorsichtig umgehen mußten. Das habe ich noch am eigenen Leibe erfahren. Das Wasser kam aus einem Rohr von einer natürlichen Quelle. Die Zapfstelle lag etwa 400 m vom Haus entfernt. Wir hatten (fortschrittlich wie wir waren!) einen Bollerwagen mit einem Faß (Nachträglich geschätzt: 200 l). Den zogen wir unter das Rohr und ließen ihn volllaufen. Andere trugen das Wasser mit Joch in zwei Eimern zu 30 l nach Hause... Das Vieh trank aus dem "Kump", so hieß die Kaskade der Auffangbecken unter dem Rohr. Dazu wurde es aus dem Stall dorthin getrieben.
Zurück zu den Menschen. Der Inhalt des Bollerwagens mit dem Faß wurde in einen großen Wurstkessel umgeschüttet. Dort wurde Wäsche gekocht, Wurst aus eigener Schlachtung gegart zur Aufbewahrung, und ganz einfach Wasser erwärmt... mit Holzfeuer. Am "Badetag" ging es folgendermaßen zu: Wasser heiß machen und in die Zinkwanne nachschütten, wo kaltes Wasser schon eingefüllt war... bis das "Ellenbogenthermometer" sagte: "Warm genug". Dann kamen wir Kinder dran, meist zu zweit, was ja auch lustiger ist. Muttern oder Oma seifte uns Dreckferkel tüchtig ein und bearbeitete uns an den Knien und Füßen mit Wurzelbürste, bis wir rosafarbenen Schweinchen waren. Danach Abtrocknen, Abendbrot in der Küche, und das nächste Pärchen kam in die Seifenbrühe. Schließlich "Ab ins Bett!"
Die Erwachsenen badeten auch ehepaarweise, in unserer Gemeinschaft Muttern / Oma zuerst, danach Vater / Opa. Die lauwarme Seifenbrühe wurde in einem großen Holzzuber gesammelt, und die Schmutzwäsche der Woche darin eingeweicht. Am Folgetag wurde im Wurstkessel wieder Wasser heiß erwärmt, und die glitschige Wäsche aus dem Holzzuber dort nachgekocht mit etwas Seifenpulver. Danach kam sie zum Nachspülen wieder in einen Holzzuber mit kaltem Wasser. Vater, Opa, Oma zuckelten zig-Male mit dem Bollerwagen zu Wasserbrunnen, der wegen der Rohre auch Röhrbrunnen hieß.
Ja irgendwann gab es auf diese Weise auch Trinkwasser; das wurde in der Küche in offenen emaillierten Eimern zum Trinken und Kochen aufbewahrt. Über den Eimern hingen Becher mit Henkel, mit denen Vater, Mutter, Oma, Opa sich ihren Schluck aus den Eimern schöpften. Köstlich! Wir Kinder rannten zum Röhrbrunnen und panschten dort mit dem Wasserstrahl.
Deutschland 1946 auf dem Lande. Wir waren überhaupt nicht unglücklich dabei; nur ein wenig traurig, daß der eine Onkel oder der andere Onkel nicht mehr nach Hause kam. Feld der Ehre. Aber nicht der Krieg war verantwortlich für diese einfache Lebensweise, sondern so war das schon seit Jahrhunderten. Nix mit Eau de Vittel oder Acqua Perrier, Wasser aus der Wand warm und kalt! Zentralheizung und Badezimmer... nö. Plumpsklo im Anbau mit "Honigschleudern" von Zeit zu Zeit. Auch daran erinnere ich mich noch gut: Im Garten wurde ein großer Erdhaufen aufgeschüttet und zu einem Trichter geformt. Dort hinein kamen die Fäkalien aus dem Plumpsklo, die mit Gurkeneimer an einer Bohnenstange angenagelt aus dem Fakalientank geschöpft wurden. Am Ende einige Schaufeln Sand und Kalk darüber gestreut und einige Tage stehen gelassen, bis die Masse mit dem Erdhaufen vermengt werden konnte und mitsamt dem Kuh- und Schweinemist auf die Felder gefahren wurde.
Der ökologische Fußabdruck dieser Gemeinschaft war sicher nicht besonders eindrucksvoll! Aber unglücklich waren wir deshalb auch nicht. Unser Essen wuchs um uns herum und in den Ställen. Überernährung, Zuckerkrankheit, Mangelkrankheiten, Diäten und Fitnesstudios lagen in einer unvorstellbaren Zukunft. Psychologen... ja, der Pastor kam, vielleicht um Eltern zu trösten, die ihre Söhne verloren hatten, oder Mütter mit Kindern, die ihren Ehemann und Ernährer verloren hatten.
Manchmal überwältigt mich der Eindruck, daß diese verwöhnte Menschheit um uns herum verrückt geworden ist! Ich muß auf die Couch!