buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

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Skeptiker

buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Ich bin im Stern gerade auf eine Initiative für eine App aufmerksam geworden:
Medien-App "Buzzard"
Raus aus der Bubble: Felix und Dario wollen mit einer App unsere Diskussionskultur retten
In allen Medien steht doch eh das Gleiche! Stimmt nicht, sagen Felix und Dario. Die beiden 28-Jährigen wollen eine App entwickeln, die den Menschen hilft, sich umfassend zu informieren und wieder konstruktiver miteinander zu sprechen.
https://www.stern.de/neon/vorankommen/g ... 24230.html

Es geht darum die Leute aus ihrer selbst auferlegten Filterblase zu lösen, indem man mit einem Portal Themen analysiert und aufbereitet:
Wie funktioniert eure App?
Es ist geplant, dass ein Team aus fünf Redakteuren täglich zwei bis drei Themen des Tages und ein Debattenthema auswählt. Dazu kuratieren wir Artikel mit unterschiedlichen Positionen, verlinken die Texte und geben Informationen zum Autor und zum Medium. Wir sammeln die Texte aus der gesamten Medienlandschaft und stellen einmal am Tag einen Überblick zur Verfügung. Daher kommt auch der Name: Buzzard, also der Bussard, der über allem kreist.

Wie wählt ihr eure Themen und die Medien aus?
Unsere Top-Themen orientieren sich an den Themen, die in den zehn reichweitenstärksten Medien Deutschlands aktuell sind. Dazu kommt immer noch ein tiefergehendes Debatten-Thema mit Aktualitätsbezug. Wir haben zwei Jahre lang einen Prototyp getestet und uns in dieser Zeit eine Datenbank mit über 2000 weltweite Medien angelegt. Dazu gehören 200 große internationale Medien, aber auch viele Blogs und ThinkTanks. Diese Medien scannen wir dann zu unseren Top-Themen des Tages, versuchen die Perspektiven zu kategorisieren und repräsentativ Artikel auszusuchen, die verschiedene Meinungen wiedergeben. Außerdem können uns auch die Leser Hinweise geben, falls sie denken, dass wir einen Aspekt vergessen haben.
Näheres gibt es in der zugehörigen Webseite zur Aktion.

Was haltet ihr von der Initiative?

Ich jedenfalls wäre gespannt auf das Ergebnis. Selber hatte ich mir auch schonmal Gedanken gemacht, wie man den Informationsdschungle für die Menschen da draußen in eine übersichtliche Form bringen kann um Fake News von Fakten zu trennen und Polulismus von jedweder Seite als solchen zu entlarven, aber auch um ernsthafte Anregungen aus dem jeweils anderen politischen Spektrum aufzunehmen. Ich war wohl nicht der einzige, und nun haben es Leute in die Hand genommen. Toll :thumbup:
watisdatdenn?
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von watisdatdenn? »

Finde ich gut!
Ich schaue auch gerne über den Tellerrand.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

watisdatdenn? hat geschrieben:(30 Nov 2019, 21:42)
Finde ich gut!
Ich schaue auch gerne über den Tellerrand.
Genau.

Ich weiß garnicht ob ich es überhaupt sagen sollte, aber wenn man auf die Crowdfunding-Seite geht, dann sieht man dort Fleischhauer die Aktion unterstützen. Damit wären dann hier die Fronten geklärt ;) . Eine Initiative, die einen mangelhaften Diskurs als Beweggrund aufführt, die steht natürlich sofort im Verdacht "neurechts" zu sein. Dafür allerdings kann sich die Initiative schon mit viel Vorschusslorberren schmücken.
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Teeernte
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Teeernte »

eine App....zum Nachrichten aufbereiten ? Kostenpflichtig ?

Eine Art "Focus" ? Hmmm - wo liegt der Mehrwert ?

Wird da aus "Aktivisten" dann Besetzer oder Einbrecher ?
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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pLenarum
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von pLenarum »

Mit dem Vertrauen in nur einer App laufe ich doch erst recht Gefahr in einer redaktionellen Blase zu landen.
...sammeln Analysen, Einschätzungen und Meinungen aus ganz unterschiedlichen Medien – auch internationalen Medien und Perspektiven von kritischen politischen Blogs. Und dann merkt man eben, wie unterschiedlich die Weltsicht von AfD-Anhängern und Grünen-Wählern oder Arbeitslosen und Managern ist.
Wenn es das ist, was ich mir aktuell darunter vorstelle denke ich, niemand benötige diese Aufbereitung von Müll. Es geht eben darum unfaktischen Meinungsmüll im Diskurs gar nicht zu lassen. Fakten zählen. Die Argumente der "anderen Seite" sind dank dem Internet und den sozialen Medien sichtbarer denn je. Es benötigt kein entgeltliches Aufzeigen der anderen Meinung. Die eigentlichen Inhalte müssen faktisch/Wissenschaftlich sondiert und verdaulich aufbereitet werden. Sowas leistet sicherlich kein 5 Mann Team. Schon gar nicht tagesaktuell.

Das Gesamtkonzept und die Zielgruppe sind mir schleierhaft.
Zuletzt geändert von pLenarum am So 1. Dez 2019, 09:17, insgesamt 1-mal geändert.
Nichts ist eindeutig. Verallgemeinerungen sind Lügen. Alle Verallgemeinerungen sind falsch, diese eingeschlossen.
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H2O
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von H2O »

Skeptiker hat geschrieben:(30 Nov 2019, 21:58)

Genau.

Ich weiß garnicht ob ich es überhaupt sagen sollte, aber wenn man auf die Crowdfunding-Seite geht, dann sieht man dort Fleischhauer die Aktion unterstützen. Damit wären dann hier die Fronten geklärt ;) . Eine Initiative, die einen mangelhaften Diskurs als Beweggrund aufführt, die steht natürlich sofort im Verdacht "neurechts" zu sein. Dafür allerdings kann sich die Initiative schon mit viel Vorschusslorberren schmücken.
Gehe ich fehl in der Annahme... ;) daß damit eine automatisierte Redaktion von Nachrichten aufgebaut wird? Natürlich eine, die auf der Knochenarbeit seriöser Journalisten aufbaut. Etwa nach dem Grundsatz: Was viele seriöse Journalisten in "Qulitätsmedien" übereinstimmend als Nachricht bewertet haben, das kann kein Spam mehr sein?
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(01 Dec 2019, 09:16)

Gehe ich fehl in der Annahme... ;) daß damit eine automatisierte Redaktion von Nachrichten aufgebaut wird? Natürlich eine, die auf der Knochenarbeit seriöser Journalisten aufbaut. Etwa nach dem Grundsatz: Was viele seriöse Journalisten in "Qulitätsmedien" übereinstimmend als Nachricht bewertet haben, das kann kein Spam mehr sein?

Google NEWS ?
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H2O
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von H2O »

Teeernte hat geschrieben:(01 Dec 2019, 09:20)

Google NEWS ?
Habe ich noch nie erprobt. Danke für den Hinweis!

Aber es ist auch schon so, daß unsereiner schon zugeschüttet wird mit ganz seriösen Nachrichten. Wer soll denn dann noch Bücher lesen? Allein DIE ZEIT liefert Woche für Woche 30, 40 bis 50 MB pdf-Texte und Bilder. Ich schaffe das nicht alles zu lesen. Aber eine sehr seriöse Quelle ist das Wochenblatt schon.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

pLenarum hat geschrieben:(01 Dec 2019, 08:29)
Mit dem Vertrauen in nur einer App laufe ich doch erst recht Gefahr in einer redaktionellen Blase zu landen.
Ich glaube nicht, dass es das Konzept dieser App ist, selber zu einer vertrauenswürdigen Informationsquelle zu werden. Es geht wohl eher darum die Flut von Informationen zu einem bestimmten Thema, redaktionell zu verdichten
Wenn es das ist, was ich mir aktuell darunter vorstelle denke ich, niemand benötige diese Aufbereitung von Müll. Es geht eben darum unfaktischen Meinungsmüll im Diskurs gar nicht zu lassen. Fakten zählen.
Bingo. Du demonstrierst gerade wozu genau diese App benötigt wird. Wenn die andere Seite pauschal nur unfaktischen Meinungsmüll produziert, dann definierst do offenbar Fakt oder Fake an der politischen Position und eben NICHT am Faktenkern. Das ist die Definition einer Filterblase.
Die Argumente der "anderen Seite" sind dank dem Internet und den sozialen Medien sichtbarer denn je. Es benötigt kein entgeltliches Aufzeigen der anderen Meinung. Die eigentlichen Inhalte müssen faktisch/Wissenschaftlich sondiert und verdaulich aufbereitet werden. Sowas leistet sicherlich kein 5 Mann Team. Schon gar nicht tagesaktuell.
Und das was eine Redaktion von Experten nicht leisten kann, das kann jeder einzelne viel leichter selber tun, oder? Nö, natürlich nicht!

Man kann sehr leichte Möglichkeiten schaffen um Quellen zu bewerten. Man kann den Faktenkern und dessen Seriösität durchaus herausarbeiten, unabhängig von der politischen Position. Sehr oft sind doch die Vertreter der politischen Lager garnicht gewillt das selber zu leisten, geschweige denn, dass es sehr ineffizient ist, dass Millionen Leute das machen, anstatt auf seriöse Klassifikationen zurückzugreifen, die Experten für sie aufbereiten.

Extrem wichtig wird es für eine solche Redaktion natürlich sein, die journalistischen Standards einzuhalten. Das Konzept lebt von der Seriösität der Redaktion. "Haltung" hat da keinen Platz.
Das Gesamtkonzept und die Zielgruppe sind mir schleierhaft.
Es geht um den politisch Interessierten, der sich schnell einen Überblick über die seriöse Faktenlage verschaffen möchte. Diese Leute müssen das aktuell sehr aufwendig über die Prüfung von Quellen und den Abgleich unterschiedlicher Nachrichtenquellen.
Es würde auch möglich werden zu verdeutlichen, welche Meldungen letztendlich auf eine einzige Quelle zurückgehen, sodass für den Leser klarer wird, dass eine Meldung nicht alleine dadurch richtig ist, nur weil 10 Zeitungen sie bringen.

Grundvoraussetzung ist allerdings natürlich, dass der Leser die Offenheit besitzt sich eine Meinung aufgrund von Fakten zu bilden und nicht nur die Fakten zu akzeptieren, die seine Meinung unterstützen. Intelligente Menschen werden das aber schnell erkennen, weil dieses Tool ihnen einen Geschwindigkeits- und Positionsvorteil in jedem Diskurs sichert. Es ist schlicht die bessere Strategie offen für Fakten zu sein, anstatt unbequeme Fakten auszublenden. Daher bin ich recht gespannt wie die Umsetzung ist.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

H2O hat geschrieben:(01 Dec 2019, 09:16)

Gehe ich fehl in der Annahme... ;) daß damit eine automatisierte Redaktion von Nachrichten aufgebaut wird? Natürlich eine, die auf der Knochenarbeit seriöser Journalisten aufbaut. Etwa nach dem Grundsatz: Was viele seriöse Journalisten in "Qulitätsmedien" übereinstimmend als Nachricht bewertet haben, das kann kein Spam mehr sein?
Ich denke nicht, dass es eine automatisierte Lösung sein soll. Es wird ja mit dem Team von Journalisten geworben.

Ich denke eher, dass es versucht die Fakten die von beiden Seiten zu einem Thema gehören, schneller zugreifbar zu machen und so dem Leser die Möglichkeit zu geben Fakt von Fake besser, weil schneller, zu unterscheiden.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Hier mal etwas aus der TAZ zu dem Thema:
...

Ein Diskurswandel
Das Leipziger Team von Buzzard wertet daher in einem ersten Schritt relevante deutsche und englischsprachige Medien und andere Meinungsabsender – insgesamt rund 2.000 Quellen – aus. Dabei geht es ihnen nicht um News, „wir helfen bei der Meinungsbildung, nicht bei der Nachrichtenbeschaffung“.

Der Anspruch der bislang acht Macher*innen ist nichts weniger als ein „Diskurswandel“, was einerseits ein ziemlich anstrengendes Wort ist, aber dann auch wieder passend: Denn wir müssten uns anstrengen, dass der Meinungsstreit hierzulande wieder in konstruktive Bahnen komme und nicht zwischen populistischem Gekreisch und fatalistischem „Alles egal“ weiter aufgerieben werde.

...

Verlage sollen keine Angst haben
Vor Buzzard arbeiteten sie bei einem der Google-Digital-News-Projekte mit, bei dem Algorithmen die Beiträge zu Themen und Debatten in „pro“ und „contra“ sortieren sollten. Das ernüchternde Ergebnis: Die Genauigkeit lag bei gerade einmal 60 bis 70 Prozent. Durchgefallen.

Deswegen setzen die beiden, die eigentlich im klassischen Journalismus arbeiten wollten, jetzt auf ihr von Menschen gemachtes – und hoffentlich von genügend Menschen finanziertes – Angebot. „Es ist so auch wesentlich demokratischer und transparenter“, sagt Felix. Und nicht mal die Zeitungsverlage müssen Angst haben: Buzzard verlinkt nur – „wer die Süddeutsche liest, soll das auch weiter tun“, meint Dario. Nur einmal am Tag eben auch bei Buzzard mit den Positionen von Andersdenkenden in Berührung kommen.
https://taz.de/Crowdfinanzierter-Journalismus/!5635616/

Man sieht also, dass die es vorher auch schon mit Google News probiert haben.
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Tom Bombadil
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Tom Bombadil »

Woher bekommen die denn das Geld, um bei allen Medien die Inhalte zu kaufen?
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Dec 2019, 13:02)

Woher bekommen die denn das Geld, um bei allen Medien die Inhalte zu kaufen?
Die verlinken.

Wie das im Detail aussieht, das wird man sehen. Es gibt ja schon Presseportale, hier kommt hat redaktionelle Bewertung von Quellen hinzu. Dazu wird sicher auch zitiert im Rahmen legalem Zitatrechts.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Dec 2019, 13:14)

Die verlinken.

Wie das im Detail aussieht, das wird man sehen. Es gibt ja schon Presseportale, hier kommt hat redaktionelle Bewertung von Quellen hinzu. Dazu wird sicher auch zitiert im Rahmen legalem Zitatrechts.
Warten wir es mal ab, die Medienkonzerne wollen ja auch von Google Geld für ein kurzes Zitat inklusive Link. Und wie will man eine Quelle aus- und bewerten, wenn man die Inhalte nicht hat?
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Dec 2019, 13:16)

Warten wir es mal ab, die Medienkonzerne wollen ja auch von Google Geld für ein kurzes Zitat inklusive Link. Und wie will man eine Quelle aus- und bewerten, wenn man die Inhalte nicht hat?
Google bringt aber mW keine eigene journalistische Leistung, sondern zitiert lediglich. Damit unterliegt es nicht dem erlaubten Zitat, was Kostenpflichtigkeit nach sich zieht.

Schreibt man einen eigenen Artikel, welcher die Faktenlage und die Berichterstattung zusammenfasst, dann ist das ggf. anders zu bewerten. Es kommt aber natürlich auf die Umsetzung im Detail an.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Dec 2019, 13:41)

Es kommt aber natürlich auf die Umsetzung im Detail an.
Das ist schon richtig. Es wird auch auf die Reichweite ankommen, wenn die App ein großer Erfolg wird, dann werden die Medienkonzerne auf der Matte stehen.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Hier noch ein weiterer Artikel aus der Wirtschaftszeitung:
Vogelperspektive auf Politik und Gesellschaft
Wie der namensgebende Bussard, möchte das Team von „Buzzard“ den Überblick über die digitale Medienvielfalt bieten, die „Vogelperspektive auf Politik“. Die insgesamt acht Journalistinnen und Journalisten kuratieren Beiträge aus dem Netz vom ganzen Meinungsspektrum und bereiten sie für Leserinnen und Lesern auf. Zu jeder Medienperspektive erhalten Leser eine kurze Zusammenfassung, eine journalistische Einordnung und Hintergrundinformationen zu Autor und Medium.

„Damit wollen wir es Smartphone-Nutzern leicht machen, den Überblick zu behalten in der täglichen Nachrichtenflut und öfter in Berührung zu kommen, mit Positionen, die den Horizont erweitern“, meint Nassal. Denn, so die Idee der beiden Gründer, wenn Menschen sich wieder sachlicher und ausführlicher mit den Positionen und Motiven von Andersdenkenden beschäftigen, könnte das auch verändern, wie Debatten im Netz ablaufen.

Der Radikalisierung etwas entgegen setzen
„Wenn wir verstehen, wo unser Gegenüber herkommt, warum die Andere denkt, wie sie denkt, dann wird auch ein vernünftiges Gespräch wieder möglich, dann kommen wir weg von den ewig gleichen, polarisierten Debatten. Dann können wir der Radikalisierung unserer Gesellschaft etwas entgegensetzen“, sagt Friedrich.

Alle Auswahlkriterien und Arbeitsprozesse möchten Friedrich und Nassal in der neuen App für Leser transparent einsehbar machen. Zusätzlich werde ein Beirat aus renommierten Journalistinnen und Journalisten die Auswahlkriterien und Arbeitsweise der Redaktion regelmäßig überprüfen. Aktuell seien bereits die stellvertretende Chefredakteurin von Zeit Online Maria Exner, der Moderator und Blogger Richard Gutjahr, sowie die Gründer von Krautreporter und dem Schweizer Magazin „Die Republik“ für den Beirat an Bord, sagt Nassal. „Buzzard“-Leserinnen und -Leser sollen in der neuen App über Themensetzung und Perspektivenwahl, Auswahlkriterien und Recherchen mitbestimmen und sich einbringen können.
https://www.lvz.de/Nachrichten/Wirtscha ... ichtenwelt
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Der NDR hat es für ZAPP auch schon einmal behandelt. Der Filmbeitrag ist empfehlenswert.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... rd100.html

Ich finde sehr interessant, dass Dario Nassal von Kritik aus beiden extremen Lagern berichtet.

Eine Stimme, die hier das Projekt aufgrund der Unterstützung von Fleischhauer kritisiert hat (leider in der Ablage), spricht dazu eine deutliche Sprache. Es scheint als hätten manche ein großes Problem damit, wenn man versucht den Diskurs zu fördern.

Im Filmbeitrag kommt dann noch sehr schon heraus, dass es eigentlich der Umgang mit den Grenzen ist, der für den Erfolg des Projektes sicherlich entscheidend sein wird. Nassal beschreibt, dass sie keine Plattform für radikale Propaganda sein wollen, Friedrich fügt hinzu, dass man dennoch mehr abbilden möchte als oft üblich. Eine Teilnehmerin einer Infoveranstaltung bringt es auf den Punkt, indem sie betont, dass es unstimmig ist auf der einen Seite den offenen Diskurs fördern zu wollen, aber die Extreme außen vor lassen wolle - weil dort halt die Wut steckt. Korrekt - da kommt es eben genau darauf an herauszuarbeiten was Propaganda ist, und was politische Argumentation ist die einen sachlichen Kern hat. Genau das was Algorithmen nicht können - daher der richtige Ansatz das über eine Redaktion zu leisten.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von naddy »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Dec 2019, 16:25)

Eine Teilnehmerin einer Infoveranstaltung bringt es auf den Punkt, indem sie betont, dass es unstimmig ist auf der einen Seite den offenen Diskurs fördern zu wollen, aber die Extreme außen vor lassen wolle - weil dort halt die Wut steckt.
Aus welchen Motiven jemand etwas postet, sei es "Wut", "Liebe", "Hass", "Weltschmerz", "Langeweile" oder was auch immer, ist erstens immer Spekulation und zweitens auch unerheblich. Es kommt noch nicht einmal auf den Inhalt an, sondern ausschließlich auf die Form: Unbegründete Meinungen sind nicht diskursfähig. Punkt.

Wenn jemand schreibt: "Hitler ist der größte Politiker aller Zeiten!" und für diese seine Meinung Gründe anführt, kann ich mit ihm darüber diskutieren. Führt er die nicht an, kann ich ihn wahlweise ignorieren oder ihn "Idiot!" nennen, beides führt nicht weiter.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von H2O »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Dec 2019, 11:37)

Ich denke nicht, dass es eine automatisierte Lösung sein soll. Es wird ja mit dem Team von Journalisten geworben.

Ich denke eher, dass es versucht die Fakten die von beiden Seiten zu einem Thema gehören, schneller zugreifbar zu machen und so dem Leser die Möglichkeit zu geben Fakt von Fake besser, weil schneller, zu unterscheiden.
Ja, das ist sicher die Absicht; dennoch baut das Verfahren auf der sachdienlichen Vorarbeit von berufsmäßigen Journalisten auf... meine Vermutung. Ich halte das nicht für abwegig. Aber man schafft ein Mittel, das diesen ehrenwerten Berufsstand nutzt, ohne dafür etwas zu bezahlen.

Kleines Beispiel: Statistische Erhebungen, womöglich sogar amtliche, werden unter erheblichen Kosten durchgeführt, meist mit wissenschaftlicher Begleitung. An die kommt man auch nicht so leicht heran... wie ich feststellen konnte. Sollte man grundsätzlich mit bedenken... meine ich.

Das Spiel ist ähnlich angelegt wie die heute weltumspannenden Netzwerke, die auch erst einmal mit Blick auf Urheberrechte zur Ordnung gerufen werden mußten... und immer noch werden.

Selbst Wikipedia versucht durch Mitteleinwerbung seine Existenz zu sichern, weil die ehrenamtliche Tätigkeit vieler Mitwirkender eben nicht ausreicht, dieses allgemein sehr nützliche Netzwerk zu erhalten. Im Grunde müßte sich buzzard so ähnlich entwickeln... meine Vorausschau.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

H2O hat geschrieben:(01 Dec 2019, 21:45)
Ja, das ist sicher die Absicht; dennoch baut das Verfahren auf der sachdienlichen Vorarbeit von berufsmäßigen Journalisten auf... meine Vermutung. Ich halte das nicht für abwegig. Aber man schafft ein Mittel, das diesen ehrenwerten Berufsstand nutzt, ohne dafür etwas zu bezahlen.

Kleines Beispiel: Statistische Erhebungen, womöglich sogar amtliche, werden unter erheblichen Kosten durchgeführt, meist mit wissenschaftlicher Begleitung. An die kommt man auch nicht so leicht heran... wie ich feststellen konnte. Sollte man grundsätzlich mit bedenken... meine ich.

Das Spiel ist ähnlich angelegt wie die heute weltumspannenden Netzwerke, die auch erst einmal mit Blick auf Urheberrechte zur Ordnung gerufen werden mußten... und immer noch werden.

Selbst Wikipedia versucht durch Mitteleinwerbung seine Existenz zu sichern, weil die ehrenamtliche Tätigkeit vieler Mitwirkender eben nicht ausreicht, dieses allgemein sehr nützliche Netzwerk zu erhalten. Im Grunde müßte sich buzzard so ähnlich entwickeln... meine Vorausschau.
Buzzard ist kein kostenloser Dienst. Die Journalisten werden bezahlt. Man kann über eine Mitgliedschaft mit Beiträgen von 5€ pro Monat (2er und 5er für jeweils 4€) die App nutzen (jährliche Zahlung).

Ich sehe das also weniger als Wiki-Dienst. Das ist eine redaktionelle Aufbereitung von Themen mit Pro/Contra-Darstellung, sowie Verlinkung zu entsprechenden Artikeln. Als Nutzer kann man wohl Themen anmelden, aber ich finde nichts darüber, ob die Nutzer, ähnlich dem Wiki, am Inhalt mitarbeiten - das vermute ich eher nicht.

Die Umsetzung selber würde mich interessieren. Davon, und vom mindset der betreibenden Journalisten, hängt sehr viel vom Erfolg dieser Aktion ab.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Dec 2019, 22:24)

Davon, und vom mindset der betreibenden Journalisten, hängt sehr viel vom Erfolg dieser Aktion ab.
Richtig. Die Journalisten müssen das sachlich, objektiv und neutral betreiben, gleitet es in die eine oder andere Richtung ab, ist die App wertlos. Hatte ich schon erwähnt, dass ich die Idee gut finde? ;)
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von conscience »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Dec 2019, 22:28)

Richtig. Die Journalisten müssen das sachlich, objektiv und neutral betreiben, gleitet es in die eine oder andere Richtung ab, ist die App wertlos. Hatte ich schon erwähnt, dass ich die Idee gut finde? ;)
Die Journalisten müssen sachlich, objektiv und neutral sein - eine Forderung, der niemand widersprechen wird. Gleichzeitig ist es daher gerechtfertigt, hinter die Kulissen zu schauen auf wenn sich das Projekt stützt und das fällt der Name des bekannten Journalisten Jan Fleischhauer. Er wird auf der Seite so vorgestellt: Jan Fleischhauer
Kolumnist Jan Fleischhauer erklärt im Interview mit Buzzard, weshalb man AfD-Anhängern lieber mit Argumenten als mit Schildern begegnen sollte und diagnostiziert den Linken "Argumentationsverlegenheit". Außerdem: Weshalb er ein Angebot wie Buzzard für wichtig hält und weshalb sein Tag mit SZ, taz und Jungle World beginnt.
und er wird weiter wie folgt zitiertIch unterstütze Buzzard, weil es wichtig ist, dass wir uns nicht zu sehr in unseren intellektuellen Vorgärten einrichten. Wir müssen auch sehen, was links und rechts davon noch so angesät und angebaut wird. Das ist für mich Vielfalt.

Es dürfte klar sein, dass das Projekt von linker Seite entsprechend kritisch begleitet wird, und zwar gerade dann, wenn ein bekannter Journalist mit der Vita eines Jan Fleischhauer klick an exponierter Stelle dafür wirbt.
Skeptiker

Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

conscience hat geschrieben:(01 Dec 2019, 23:01)

Die Journalisten müssen sachlich, objektiv und neutral sein - eine Forderung, der niemand widersprechen wird. Gleichzeitig ist es daher gerechtfertigt, hinter die Kulissen zu schauen auf wenn sich das Projekt stützt und das fällt der Name des bekannten Journalisten Jan Fleischhauer. Er wird auf der Seite so vorgestellt: Jan Fleischhauer
Kolumnist Jan Fleischhauer erklärt im Interview mit Buzzard, weshalb man AfD-Anhängern lieber mit Argumenten als mit Schildern begegnen sollte und diagnostiziert den Linken "Argumentationsverlegenheit". Außerdem: Weshalb er ein Angebot wie Buzzard für wichtig hält und weshalb sein Tag mit SZ, taz und Jungle World beginnt.
und er wird weiter wie folgt zitiertIch unterstütze Buzzard, weil es wichtig ist, dass wir uns nicht zu sehr in unseren intellektuellen Vorgärten einrichten. Wir müssen auch sehen, was links und rechts davon noch so angesät und angebaut wird. Das ist für mich Vielfalt.

Es dürfte klar sein, dass das Projekt von linker Seite entsprechend kritisch begleitet wird, und zwar gerade dann, wenn ein bekannter Journalist mit der Vita eines Jan Fleischhauer klick an exponierter Stelle dafür wirbt.
Du hast vollkommen Recht. Wenn jemand ein Geschäftsmodell aufmachen würde, welches auf der Annahme beruht "1 + 1 = 2", und Fleischhauer würde dem zustimmen, dann würde das für den linken Ottonormalschubladendenker ausreichen der Grundthese skeptisch gegenüber zu stehen.

Gut, dass es aber noch andere gibt. So hat die TAZ darüber berichtet, und ich erkenne im Unterstützerumfeld kein einseitig rechtes Umfeld wieder.

Vielleicht ist es etwas hart das zu sagen, aber möglicherweise kann man auf Leute, denen alleine die Unterstützung von Fleischhauer für dieses Projekt ausreicht, um das gesamte Projekt unter "räääächts"-Verdacht zu stellen, auch als Unterstützerschaft verzichten. Ich bin sehr sicher, dass das NICHT die große Mehrzahl der Linken ist, sehr wohl aber die Mehrheit der extrem Linken.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Brainiac »

Die Idee ist nicht ganz neu und ähnliche Projekte sind schon gescheitert. Ein nicht zu unterschätzendes Problem sind die Urheberrechte der Medien, die hier zitiert werden sollen. Diese müssen einer Zitierung in buzzard zustimmen. Hat jemand Infos, inwieweit die Gründer sich auch mit dieser Thematik schon befasst haben und ggfs bereits Agreements mit Medienverlagen erreichen konnten?
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Brainiac hat geschrieben:(01 Dec 2019, 23:42)
Die Idee ist nicht ganz neu und ähnliche Projekte sind schon gescheitert. Ein nicht zu unterschätzendes Problem sind die Urheberrechte der Medien, die hier zitiert werden sollen. Diese müssen einer Zitierung in buzzard zustimmen. Hat jemand Infos, inwieweit die Gründer sich auch mit dieser Thematik schon befasst haben und ggfs bereits Agreements mit Medienverlagen erreichen konnten?
Bei dem was ich so gelesen und gesehen habe, wollen die hauptsächlich verlinken und eigene Analysen erarbeiten (z.B. Seriösität von Quellen). Es wird aber wohl sicher nicht ohne das eine oder andere Zitat gehen, denke ich.

Die Betonung lag immer darauf, dass man sich die Artikel selber besorgen müsse, buzzard nur den Überblick verschafft. Das bedeutet wohl keine längeren Copy Paste Artikel.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(01 Dec 2019, 23:12)

Du hast vollkommen Recht. Wenn jemand ein Geschäftsmodell aufmachen würde, welches auf der Annahme beruht "1 + 1 = 2", und Fleischhauer würde dem zustimmen, dann würde das für den linken Ottonormalschubladendenker ausreichen der Grundthese skeptisch gegenüber zu stehen.
Immerhin wurde der linke Beißreflex schön vorgetragen. Wie können die es nur wagen, jemand zu interviewen, den Linke nicht ausstehen können? Unverschämtheit, das Projekt MUSS also anrüchig sein. Dabei bezeichnet er Götz Kubitschek als Faschisten...
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Brainiac »

Skeptiker hat geschrieben:(02 Dec 2019, 00:06)

Bei dem was ich so gelesen und gesehen habe, wollen die hauptsächlich verlinken und eigene Analysen erarbeiten (z.B. Seriösität von Quellen). Es wird aber wohl sicher nicht ohne das eine oder andere Zitat gehen, denke ich.

Die Betonung lag immer darauf, dass man sich die Artikel selber besorgen müsse, buzzard nur den Überblick verschafft. Das bedeutet wohl keine längeren Copy Paste Artikel.
Danke für die Info. Die Frage ist dann, wie man sich diesen "Überblick" vorzustellen hat. Selbst eine Headline unterliegt ja bereits dem Urheberrecht, um so mehr, wenn man kommerzielle Absichten mit einer wie auch immer gearteten Repräsentation verbindet. Nicht ohne Grund fordern wir hier bei uns immer eigene Inhalte / Wertungen zu Zitaten, damit notfalls sowas wie "Schöpfungshöhe" erreicht und verargumentiert werden kann.

Ich fände irgendwas in der Art wie buzzard ja auch absolut begrüßens- und unterstützenswert. Ich hatte allerdings bereits Kontakt zu jemandem, der eine ganz ähnliche Idee schon mal hatte. Der hat sogar die meisten Verlage rumgekriegt, aber zwei stellten sich quer. Er hat das Thema dann an den Nagel gehängt und ist in seinen Hauptberuf zurückgekehrt. :|
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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conscience
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von conscience »

Unter der Überschrift "Letzte Chance für Leipziger Debattenportal" berichtet der MDR über das Buzzard Projekt
Mit ihrer Seite "The Buzzard" kämpfen die Journalisten Felix Friedrich und Dario Nassal gegen Filterblasen in Internet. Obwohl sie damit große Anerkennung finden, lässt sich mit dem Projekt bisher kaum Geld verdienen. Per Crowdfunding starten sie jetzt einen letzten Versuch
Alles in allem scheint es nicht so gut um the buzzard zu stehen.
Nur bei erfolgreichem Crowdfunding geht es weiter

Trotz der Anerkennung können sie von dem Projekt aber nicht leben. Die kostenpflichtigen Inhalte haben derzeit lediglich 180 Leser abonniert. Aus diesem Grund starten sie am heutigen 5. November einen letzten Anlauf, um das Vorhaben auch wirtschaftlich zum Erfolg zu führen. "Wir haben ein Jahr lang eine neue App entwickelt und unser Angebot für die Nutzung auf mobilen Geräten optimiert. Außerdem haben wir die Seiten noch übersichtlicher gestaltet. Die App wird aber nur starten, wenn unser Crowdfunding erfolgreich ist." Um "The Buzzard" fortführen zu können, benötigen sie innerhalb eines Monats 4.500 Mitglieder, die ein Jahresabo abschließen. "Wir halten es nicht für sinnvoll, jahrelang halbprofessionell weiterzumachen. Daher ist diese Finanzierung notwendig. Wenn sie gelingt, werden wir eine Tagesredaktion einrichten und drei Leute fest einstellen", sagt Nassal.
Quelle: https://www.mdr.de/sachsen/leipzig/leip ... l-100.html

Man kann nur hoffen, dass diese interessante Idee fortgeführt werden kann.
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naddy
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von naddy »

Brainiac hat geschrieben:(02 Dec 2019, 00:16)

Danke für die Info. Die Frage ist dann, wie man sich diesen "Überblick" vorzustellen hat. Selbst eine Headline unterliegt ja bereits dem Urheberrecht,..
In diesem Punkt vertrete ich eine radikale Ansicht (vielleicht in Regression auf frühere Lebensphasen :) ): Wenn jemand seine Meinung ins Netz stellt und damit der Öffentlichkeit zugänglich macht, gibt er damit sein Eigentumsrecht auf. Es steht ihm ja jederzeit frei, sie als Produkt kostenpflichtig anderweitig zu vermarkten. Das Internet ist ein öffentlicher Raum, genau wie jeder Marktplatz in der analogen Welt. Wenn ich da meine Meinung ungefragt herausposaune kann ich mich anschließend auch nicht beschweren, wenn sie weitererzählt wird.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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conscience
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von conscience »

Buzzard, dieses Reuters für alle, bedeutet eine digitale Pressemappe, welche durch einen digitalen Pressereferenten erstellt wird. Aber allein die Auswahl und Einschätzung der Quellen, und über was berichtet wird, bedeutet, dass Buzzard zwar von der Sache her objektiv sein könnte, aber nie wirklich als politisch neutral anzusehen ist - sofern das Projekt weiter machten kann. Wer seinen Kopf nicht bemühen will, der ist mit einer digitalen "Pressemappe" sicherlich gut beraten, wenn er denn dafür Geld ausgeben möchte. Insgesamt wendet sich dieser digitale "Pressereferent" eher an die "Info-Elite" als an die Allgemeinheit.
Skeptiker

Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Offensichtlich habe die heute ihr Mindestziel für die Finanzierung erreicht. Also dürfte es wohl weitergehen.
Skeptiker

Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

conscience hat geschrieben:(02 Dec 2019, 09:39)
Buzzard, dieses Reuters für alle, bedeutet eine digitale Pressemappe, welche durch einen digitalen Pressereferenten erstellt wird. Aber allein die Auswahl und Einschätzung der Quellen, und über was berichtet wird, bedeutet, dass Buzzard zwar von der Sache her objektiv sein könnte, aber nie wirklich als politisch neutral anzusehen ist - sofern das Projekt weiter machten kann. Wer seinen Kopf nicht bemühen will, der ist mit einer digitalen "Pressemappe" sicherlich gut beraten, wenn er denn dafür Geld ausgeben möchte. Insgesamt wendet sich dieser digitale "Pressereferent" eher an die "Info-Elite" als an die Allgemeinheit.
Also, ich hoffe mal, dass es schon ein wenig mehr sein wird als eine digitale Pressemappe. Alleine damit wird man keinen Diskurs anregen.

Ich stelle mir vor, dass man zu den Themen die wesentlichen Fakten aufbereitet bekommt und eine Quellenübersicht erhält. Zudem möchte ich mich tiefer mit den Quellen beschäftigen können - seien es die Firmen oder Personen.

Persönlich denke ich, dass die App vor allem nützlich für diejenigen sein könnte, die sich selber auch ohne lange Recherche mit allen wesentlichen Aspekten einer Thematik versorgen wollen. Da sehe ich alle politisch Interessierten, aber auch Berufspolitiker oder Journalisten. Ob es ein elitärer Kreis sein wird? Ich denke eher nicht - wohl eher einer mit Leuten, die gerne mitreden wollen ohne sich zu stark von unterschiedlichen Seiten manipulieren zu lassen.
Skeptiker

Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

Es scheint wohl so zu sein, dass sich diverse linke Unterstützer dieses Projektes davon mittlerweile distanzieren. Als Begründung wird dafür angeführt, dass rechtsextreme Blogs als Quelle genutzt wurden.

War das nicht das Konzept? Ging es nicht darum auch die extremen Standpunkte zu verdeutlichen? Natürlich gehört dazu auch eine Darstellung der Seriösität der jeweiligen Quelle. Dass aber die Standpunkte dargelegt werden, das war Bestandteil des Konzeptes - von Beginn an.

Hier Infos zum Shitstorm:
...
Regelrechter Schimpfrausch
Es klang ermutigend. Denn am 11. Dezember twitterte Jasmin Schreiber alias LaVieVaganonde alias mc seeräuberbatman (Selbstbeschreibung: „Eigentlich bin ich Biologin, arbeite jedoch als Illustratorin, Texterin und Social Media Managerin. Oh – und Journalismus mache ich auch“) diesen Aufschrei: „Waaah, hier sieht man übrigens gut, wieso ich @TheBuzzardOrg nicht nur für unglücklich konzipiert, sondern für unsere Demokratie gefährlich finde, auch wenn sie nach eigener Aussage die Demokratie stützen und ‚retten‘ wollen.“ Als Screenshot zeigte sie den seit dem 29. April 2017 zugänglichen Buzzard-Post über Marine LePen im Wahlkampf sowie der Textquelle „Politically Incorrect“ (also PI-News).

Hunderte Follower folgten der Empörten und steigerten sich mit Falschbehauptungen in einen regelechten Schimpfrausch. Die zuvor für Buzzard werbende Journalistin Annett Selle twitterte: „Ich ziehe meine Unterstützung von Buzzard zurück. Mir sehr wichtig: Ich habe kollegialen Vertrauensvorschuss gegeben & dachte, ich teile ein tolles Projekt mit euch – und euch nicht gut informiert. Sondern schlecht. Das tut mir am meisten leid. Verspreche, habe draus gelernt.“ Die Medienkritiker des Blogs Übermedien fassten wirksam nach: „Den Blick auf die Welt weiten – mit rechtsradikalen Blogs?“ Das war keine rhetorische, sondern eine polemische Frage.
...
https://www.cicero.de/kultur/buzzard-in ... rm-diskurs

Wenn ich die "Selbstkritik" der Journalistin lese, dann erinnert mich das an ganz üble Spielchen der frühen stalinistischen Sowjetunion.

Klingt für mich nicht weiter überraschend. Eine "Bäh"-Quelle wurde zitiert, damit wird - ohne Betrachtung des Inhaltes - der Beitrag und der Berichtende zum Abschuss freigegeben. Frühere Unterstützer müssen Gesinnungstreue demonstrieren.

Ein Abbild des desaströsen Politklimas, welches Buzzard angreift. Offenbar jaulen die ersten getroffenen Hunde.
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Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von conscience »

Man muss rechtsgerichteten Blogs keinen Raum geben oder sie mit Standard-Medien auf ein und die gleiche Stufe erheben, das kann man auch anders gewichen, und wenn sich das Projekt Buzzard damit verhoben hat, Pech gehabt.
Skeptiker

Re: buzzard - eine Chance für den besseren Diskurs?

Beitrag von Skeptiker »

conscience hat geschrieben:(20 Dec 2019, 18:37)
Man muss rechtsgerichteten Blogs keinen Raum geben oder sie mit Standard-Medien auf ein und die gleiche Stufe erheben, das kann man auch anders gewichen, und wenn sich das Projekt Buzzard damit verhoben hat, Pech gehabt.
Wenn man den Anspruch hat die Gesellschaft zum Diskurs zu bewegen, dann ist es sogar eine unbedingte Voraussetzung auch die Extrempositionen darzustellen.

Ich gehe nicht davon aus, dass Buzzard die Inhalte "auf eine gleiche Stufe" gestellt hat, sondern dass die Kernaussagen dargestellt wurden (mir liegt der Artikel leider nicht vor). Es gehört ja zum Konzept von Buzzard entsprechend ausführliche Hintergrundinformationen zu den Quellen zu geben.

Was wir nun sehen ist schlicht, dass das politische Verständnis besonders linker Gruppierungen nicht mit dem Konzept der absoluten Offenheit und Sachlichkeit vereinbar ist. Man fällt bei erster Gelegenheit in die bekannte Methodik der Ächtung von Personen und Organisationen zurück, um eben der inhaltlichen Debatte auszuweichen. Das ist ja der Kern des Problems, und es ist nicht überraschend, das nun zu sehen.

Erwähnenswert ist übrigens, dass die große Masse der Unterstützer auch weiter unterstützt. Wir sehen also schlicht die ersten Lippenbekenntnisse sich in Luft auflösen, wenn das Medium gegen linke Linientreue verstößt. Business as usual.

PS: Anett Selle berichtet für die TAZ - wer hätt's gedacht ... :rolleyes:
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imp
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buzzard - keine Chance für den Kram

Beitrag von imp »

Ich habe mir das jetzt mal angesehen und ich werde buzzard nicht kaufen. Ich will mit rechten und linken Meinungen und deren sogenannten Argumenten nicht behelligt werden, schon gar nicht gegen Geld. Genau aus diesem Grund habe ich Freundeskreise und Nachrichtenquellen für mich ausgewählt und mich auch gegen sehr vieles entschieden. Für mich ist es interessanter, wie ich besser selektieren kann.
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