Zu dem Vorfall bei der Vorlesung, gibt es nun ein Interview mit Lucke in der Welt:
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WELT: Wie haben Sie das am Mittwoch empfunden? Beschreiben Sie es einmal.
Lucke: Es gab da diese Störer in der Veranstaltung, die so viel Krach gemacht und so viel skandiert haben, dass ich nicht ein einziges Wort sagen konnte. Aber ich will auch das Positive hervorheben: Das waren meine Studenten, die sich für diese Veranstaltung eingeschrieben haben. Die waren wirklich fantastisch und haben mich nicht im Stich gelassen. Sie sind geschlossen im Hörsaal geblieben und haben anderthalb Stunden lang bei mir gesessen.
Ich bin ja vom Podium gestiegen, weil die ganzen Autonomen heraufgeklettert sind, und habe mich anschließend ins Plenum gesetzt. Meine Studenten saßen bei ohrenbetäubendem Lärm um mich herum und haben verhindert, dass die Randalierer zu mir vordringen konnten. Am Ende haben sie mich sogar aus dem Hörsaal eskortiert – und wirklich Rückgrat bewiesen.
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WELT: Diskursive Auseinandersetzung müsse man aushalten, hat die Universitätsleitung schriftlich mitgeteilt. Das heißt ja so viel wie: Stellen Sie sich nicht so an.
Lucke: Was die Universität da mitgeteilt hat, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Dieser Mob hat jeden niedergeschrien, der etwas sagen wollte. Also nicht nur mich, sondern auch die Studenten, die gegen die Störer waren. Und obwohl wir kein einziges Wort sagen konnten und lauter Beleidigungen ausgesetzt waren, schreiben die Wissenschaftssenatorin und der Präsident der Universität, dass man „diskursive Auseinandersetzungen“ aushalten müsse.
Das ist wirklich ein Schlag ins Gesicht für alle, die da niedergebrüllt wurden. Genauso wie die Tatsache, dass die Ausschreitungen in der Erklärung mit keinem einzigen Wort verurteilt werden.
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WELT: Der Vorfall im Hörsaal ist auch Ausdruck einer polarisierten Gesellschaft. Es ging den Demonstranten um die AfD, die Partei, die Sie mitgegründet haben.
Lucke: Ja, das hängt damit zusammen. Aber auch die Gründung der AfD hing mit anderen Sachen zusammen, wie beispielsweise der Tatsache, dass der Maastricht-Vertrag gebrochen wurde. Es gibt immer Ursachen und Wirkungen, aber es gibt auch eine gewisse Maßlosigkeit in der politischen Auseinandersetzung.
Ich habe mich in den vergangenen Jahren politisch engagiert und eine Partei gegründet, die damals eine ganz andere Partei war als die, die ich jetzt unter dem Namen AfD vorfinde und deshalb vor vier Jahren verlassen habe. Wenn ich nun in einem Hörsaal als „Nazi-Schwein“ beschimpft werde, dann ist das eine Maßlosigkeit, die durch nichts entschuldbar ist.
Früher wurden Professoren der Universität als „Judensau“ beschimpft. Wenn das heute vorkäme, würde sicherlich sofort eingegriffen werden. Aber bei einer Beschimpfung als „Nazi-Schwein“ reagiert die Uni nicht. Das ist wirklich jenseits allen Verhaltens, das sich in irgendeiner Form rechtfertigen ließe.
WELT: Gleichzeitig ist diese Reaktion, wenn auch sehr undifferenziert, eine politische. Ist all das vielleicht doch der Demokratie zuträglich? Werden Sie versuchen, mit Ihren Kritikern, vielleicht auch generell den AfD-Kritikern, ins Gespräch zu kommen?
Lucke: Da muss ich Ihnen vollständig widersprechen. Niederschreien, rumpöbeln, schmähen und einschüchtern: Nicht im Mindesten war das ein politisches Verhalten. Und das ist auch kein Verhalten, das wir von der jungen Generation wollen. Dem muss man entschieden Widerstand entgegensetzen. Wir sollten nicht versuchen, in irgendwelchen schönen Worten Apologetisches zu verkleiden.
WELT: Also keine Gesprächsbereitschaft?
Lucke: Doch, ich hatte den AStA ja schon Ende September dazu eingeladen. Aber der AStA hatte keine Zeit. Jetzt würde ich erwarten, dass der AStA erst mal diese Ausschreitungen verurteilt. Denn die Atmosphäre für dieses Gespräch ist durch die Art und Weise, wie ich beschimpft wurde und wie meine Studenten in Mitleidenschaft gezogen wurden, schwer belastet.
https://www.welt.de/politik/deutschland ... itung.html
In dem Interview geht er auch nochmal auf die früheren Beschimpfungen von Juden ein. Davon mag man halten was man will, aber sachlich sehe ich ihn da im Recht.
Ich bin nun auch gespannt wie die Zusammenarbeit Luckes mit der Uni sich gestaltet. Es wäre vielleicht keine ganz große Überraschung, wenn man sich "auseinandergelebt" hat ...
Grundsätzlich sehe ich ihn mit seiner Kritik an der Hochschulleitung im Recht. Das war keine diskurtive Auseinandersetzung. Man will nicht wissen wie dann eine "hitzige Debatte" aussehen würde - man sollte sich Verbandsmaterial zurechtlegen.