imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)
Das ist so nicht richtig. Weltweit wird in unterschiedlichem Maße in EE-Anlagen investiert. Die Haltung, es sei vernünftig, alles außer Kernkraft abzuschaffen, wird kaum irgendwo praktiziert. Deutschland ist nicht einmal das erste Land, das auf Atomreaktoren verzichtet. Zwar stimmt es, dass verschiedene Länder Atomreaktoren verlängern, ersetzen oder netto neu bauen. Aber dein überzeichnetes Bild ist falsch.
Es war nie meine Position, "alles außer Kernkraft abzuschaffen", sondern fossile Energieträger abzuschaffen und dann erst danach erst die Kernkraft. Wenn du Argumente hast, warum der garantierte Schadstoffausstoß durch Kohle schlimmer ist als der mögliche durch Reaktorunfälle, nenne sie. Wenn du Argumente hast, warum wir - nach dem wir mehr eine halbe Billion Euro ausgegeben haben für 15% erneuerbare Primärenergie - in zwei Jahren bei 100% erneuerbarer Energie landen können, nenne sie.
Aber bis dann, bitte ich mir aus, dass sich Gegenargumente auf das beziehen was ich tatsächlich schrieb, nicht auf irgendeine Schublade in die ich gepackt wurde.
imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)
Weder bei der Energiewende noch bei der Klimabilanz steht Frankreich besonders gut da.
Faktencheck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... n_pro_Kopf
Frankreich 2018: 4,96 Tonnen CO2 pro Person und Jahr , 17,2% Reduktion 1990-2018
Großbritannien 2018: 5,59 Tonnen CO2 pro Person und Jahr , 36,8% Reduktion 1990-2018
Deutschland 2018: 9,15 Tonnen CO2 pro Person und Jahr , 8,2% Reduktion 1990-2018
Deutschland hat danach noch einen sehr guten Endspurt hingelegt, aber im Vergleich zu den beiden anderen war das nur ein Wechsel von katastrophal auf schlecht.
imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)
Deine verächtliche Art der Äußerung über die Demokratie ist bemerkenswert. Jedoch handelt es sich vermutlich um eine Täuschung: Wenn alle Leute die Atomkraft wollten, warum wählen sie dann die Parteien, die sie zurückfahren? Wahrscheinlicher ist, dass Menschen, die nicht deiner Meinung sind, eher nur kurze Gespräche mit dir führen wollen, wenn du eine derart aggressive Wortwahl pflegst.
Wer ist denn hier aggressiv? Wenn dem so wäre, dann würde ich die Atomgegner nicht so auf die Palme bringen. Schließlich erzeugen die Flat Earther ja auch keine erhitzten Gemüter, sondern nur ein müdes Lächeln. Aber offenbar werde ich doch ernster genommen, als man zugeben will.
imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)
Das ist das Wesen der Verbrennung: Es entsteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff Kohlendioxid und im ungünstigen Fall auch Kohlenmonoxid. Das ist auch so, wenn du Holz verbrennst - den ökologischsten Energieträger, den unser Land hat.
Nee, es werden auch noch Stickoxide und bei Kohle und einigen Erdölprodukten noch Schwefeloxide, Ruß, radioaktives Thorium, etc. pp. freigesetzt. Und den Unterschied zwischen CO2 aus Biomasse und fossilen Energieträgern muss ich ja wohl nicht erklären.
imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)
Der Gasmann hat in erster Linie den Kaufpreis für das Gas in der Hand. Jahrzehnte lang haben weder Norweger noch Russen über das Gas Deutschland bedrängt. Mit der zunehmenden Verbreitung von LPG und der graduellen Substitution durch Biogas und Synthesegas nimmt die Abhängigkeit von traditionellen Lieferbeziehungen sogar weiter ab.
Uranbergbau ist also eine Dreckschleuder und dazu vom Ausland abhängig, was du beim Gas problematisierst.
Der Unterschied ist: Die Gastanks Deutschlands wären ohne Importe nach wenigen Wochen leer. Bei Uran könnte man problemlos in einer Turnhalle den Vorrat für Jahrzehnte lagern.
imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)
Der Atomausstieg ist im Grunde gelaufen. Die Restkraftwerke, die in den nächsten zwei Jahren vom Netz gehen werden, fahren seit Jahren in einem reinen Erhaltungsbetrieb. Um mit denen bei längerem Betrieb klarzukommen, müsste erheblich investiert werden - Geld, das die Kraftwerksbetreiber nicht erst seit Corona gar nicht haben. Es ist teilweise belustigend, wie der Alarmismus der Atomlobbyisten sich verändert hat: Früher bedrohte der Ökostrom angeblich Arbeitsplätze und Netzstabilität, heute das Klima. Die Industrie verbraucht in Deutschland etwa die Hälfte des Stroms und stößt fast ein Drittel der Klimagase aus. Der inländische Ökostrom-Anteil liegt für das laufende Jahr nahe 50%, dürfte aber durch den Effekt der Jahreszeiten am Ende zwischen 40 und 45% landen. Deutschland importiert seit Monaten netto Strom aus dem Ausland und fährt dafür konventionelle Kraftwerke im Inland herunter.
1) Die Energieversorgung besteht nicht nur aus der Stromversorgung
2) Stromimport=Atomstromimport!=faktischer Atomausstieg (immerhin besser als deutsche Braunkohle)
imp hat geschrieben:(17 Aug 2020, 09:19)Zuletzt wurde im März netto Strom exportiert. Im Verbundnetz ist man momentan froh, dass Deutschland Überkapazitäten zu Dumpingpreisen abnimmt, statt auf Teufel komm heraus Strom zu produzieren und den Marktpreis noch weiter zu ruinieren - Engie (GDF Suez) hat schon die Dividende gestrichen und ein Sparprogramm aufgelegt, EDF war schon 2019 in der Krise, der neue Franzosenreaktor in England ist ein Milliardengrab für den Staatskonzern, eine Panne jagt die nächste - jetzt im Zuge der weltweiten Viruskrise erwägt EDF, mehrere Reaktorblöcke vom Netz zu nehmen. Der Konzern will bis 2022 Vermögenswerte im Bereich mehrer Milliarden Euro veräußern. Vattenfall baut 1500 Stellen in Deutschland ab. Die Wiederinbetriebnahme von Ringhals ist erstmal vertagt, die Dividende zusammengestrichen. Insgesamt ist das Jahr 2020 für Atomlobbyisten ein verlorenes Jahr.
Den "Misserfolg" der britischen Energiepolitik kannst du oben schon bestaunen.
Wenn eine historische Wirtschaftskrise auch die Energieversorger betrifft, dann besagt das zunächst einmal gar nichts. Die deutsche Solarindustrie hat keine Pandemie gebraucht, um nicht nur in die Krise zu rutschen, sondern wie ein Kartenhaus zusammenzubrechen. Eine zu schnelle Reduktion der Subventionen, eine naive deutsche und clevere chinesische Handelspolitik haben gereicht.
Wir brauchen keine Energieversorgung, die ein paar Tage im Jahr gut dasteht, wir brauchen ein Konzept für 365 Tage im Jahr. Wenn das komplett mit EE geht, prima. Wenn das aber selbst der Kohleausstieg auf das Ende des nächsten Jahrzehnts vertagt wird, dann stimmt etwas nicht.