imp hat geschrieben:(02 Aug 2019, 09:55)
Es gab auch Nazis außerhalb der NSDAP. Nicht zuletzt gab es jede Menge Zirkel im Militär und Vereine, Parteien, die sich nur im Detail unterschieden. Auch nach dem Zusammenbruch gab es weiter neue und alte Nazis, SRP, NPD, ... und das ging immer weiter. Es gibt auch heute junge und alte Nazis. Im Ausland gibt es irgendwo sogar eine Art NSDAP unter diesem oder ähnlichem Namen.
Es ist sogar noch komplexer. Es gab auch Leute, die in der NSDAP waren, aber eigentlich keine Nazis waren. Sie waren in der Partei aus opportunistischen Gründen, haben aber nicht an die Ideale dieser Partei geglaubt. Ein Teil davon wiederum war nicht einverstanden mit den Grausamkeiten und Ungeheuerlichkeiten, die sich im Verlauf der Herrschaft entwickelten, und leisteten dagegen Widerstand.
Einige von diesen NSDAP-Mitgliedern werden auch in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt, ich nenne als bekanntes Beispiel einmal das NSDAP-Mitglied Oskar Schindler.
Darüber hinaus gab es auch Leute, die in der Partei waren, an die nationalsozialistischen Ideale glaubten, aber dennoch keine bösen Menschen waren - was sich zeigte, als es um die konkrete Umsetzung, etwa das Morden, ging. Entsprechend gab es auch Leute, die weder an die Ideale des Nationalsozialismus glaubten noch Mitglied der NSDAP waren, die aber einfach böse Menschen waren, sich in ihrer Macht sonnten und teilweise auch einfach gerne Gewalt ausübten und mordeten.
Die Sache ist also etwas komplexer, als sich das der heutige linke Hauptstrom mit seinem Gut-Böse-Schema zurechtlegt. Jeder, der sich ausführlich mit Geschichte auseinandersetzt, weiß das eigentlich.
Dennoch hat das linke Gut-Böse-Schema einen Zweck, denn damit wird die Diskussion auf eine moralische Ebene gehoben. Man muss nicht mehr sachlich argumentieren, etwa, was möglich und vernünftig sei, was das Ziel sei und mit welchen Mitteln man dieses erreiche. Nein, man nimmt einfach einen Standpunkt ein, der moralisch, quasi natürlich, geboten sei; jeder, der dem widerspricht, wird auf eine moralisch niedrigere Stufe gestellt.
Im Prinzip wird dem heutigen "Nazi" vorgeworfen, dass er damals mitgemordet hätte, und der gute Linke sonnt sich darin, dass er damals heroisch Widerstand geleistet hätte. Wenn man sich mit den Themen Konformismus/ Non-Konformismus beschäftigt und mit dem, wer damals tatsächlich gemordet, wer weggesehen, wer dagegen, wer dafür war, wer Widerstand geleistet hat, dann ist die Sachlage natürlich nicht so einfach. Viele Linke drücken ja heute nur das aus, was der Hauptstrom ihnen vorgibt und wofür er sie belohnt, während man, wenn man rechte Positionen vertritt, tatsächlich Zivilcourage braucht.