Dark Angel hat geschrieben:(20 May 2019, 19:17)
In Ungarn wählt das ungarische Staatvolk und nicht das
"europäische Wahlvolk", in Polen wählt das polnische Staatsvolk und in den USA wählen USAmerikaner, die haben mit dem
"europäischen Wahlvolk" genau NULL zu tun und insbesondere die USAmerikaner lassen sich von Euroäern gar nix vorschreiben. In allen (drei) genannten Staaten wurde die jetzige Regierung
mehrheitlich gewählt.
Ob Dir das nun gefällt oder nicht, es ist eine Tatsache - noch handelt es sich auch in Europa um
souveräne demokratische Nationalstaaten, in denen der Souverän eigenverantwortlich entscheidet und sich nicht in seine Entscheidung hineinquatschen lässt.
Israel ist ein souveräner demokratischer Staat, dessen Souverän so entscheidet, wie es für die Sicherheit des Staates und seiner Bevölkerung am besten ist. Israels Regierung betreibt die Politik, die sie für richtig und der staatlichen Sicherheit am zuträglichsten hält.
Da würd' ich mal einfach auf'm Teppich bleiben. Natürlich wählt das ungarische Staatsvolk souverän seine Regierung und natürlich kann die israelische Regierung mit jedem anderen Staat diplomatische Beziehungen nach eigenem Gusto unterhalten.
Aber wenn wir einen Vorgang wie den der Eröffnung der ungarischen Handelsvertretung in Jerusalem oder auch die Art und Weise, das Protokoll des Netanjahu-Besuchs 2017 in Budapest und des Orbán-Besuchs 2018 in Israel hier nicht erörtern, politisch bewerten sollen sondern eben hinnehmen, dann frage ich mich, wozu so etwas wie ein Politik-Forum eigentlich gut sein soll. Es ist doch
überhaupt keine Frage, dass eine souveräne israelische Regierung auch über die Art und Weise dieses Staatsbesuchs souverän entscheidet. Ich beobachte das dennoch souverän und stelle fest, dass die häufigen Netanjahu-Besuche in Moskau die Form von Arbeitstreffen haben (wen wunderts) und die ungarisch-israelischen Staatsbesuche 2017, 2018 die Form von Freundschaftstreffen. Und lasse es mir nicht nehmen, diese Unterschiedlichkeit politisch zu bewerten. Und 2018 hat Netanjahu Orbán ausdrücklich und explizit gegen Antisemitismus-Vorwürfe verteidigt. Deshalb gehört das auch in diesen Thread. Und ich stand erst vor zwei Tagen in Ungarn wieder
fassungslos vor den Plakaten einer neuen Staatskampagne und frage mich allen ernstes, was das soll. Verstehst Du: Mich interessiert die politische Entwicklung in Ungarn. Ich habe mir die Rolle Israels in der internationalen Außenpolitik bei dieser politischen Entwicklung UNgarns nicht ausgesucht. Wenns die erwähnten Ereignisse nicht gäbe, wäre Israel für mich ein kleines Land im Nahen Osten, das akut bedroht ist und wo ich in allen wesentlichen Fragen, einschließlich palästinensische Gebiete, auf seiner Seite stehe. Aber allein schon die Ausrichtung eines Treffens der Visegrád-Staaten in Israel ist völlig exzeptionell. Auch wenn dieses am Ende nicht zustande kam. Das wäre so ähnlich, als wenn der jüngste Freundschaftsvertrag Deutschland/Frankreich nicht in Aachen sondern in Jerusalem unterzeichnet worden wäre. Das muss man doch politisch bewerten können.
Jetzt regt man sich über diese ganz ohne Frage antisemitische Politik Ungarns auf und es wird auch noch mit dem Zeigefinger auf einen gezeigt mit dem Vorwurf "Antisemit". Gehts noch verrückter?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)