https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... _B1zVO58d4Seit Wochen wird über Plagiate in der Dissertation von Familienministerin Franziska Giffey diskutiert. Gesammelt werden sie von Wissenschaftlern der Plattform „VroniPlag Wiki“. Nun liegt der Abschlussbericht vor.
ach Informationen von FAZ.NET belastet der Abschlussbericht der Plattform „VroniPlag Wiki“ über den Plagiatsfall Franziska Giffey die Familienministerin stärker als noch vor wenigen Wochen angenommen. Giffeys Arbeit mit dem Titel „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft“ hat 205 Seiten im Hauptteil. Auf 76 dieser Seiten wurden Plagiate dokumentiert, was einem Anteil von 37,1 Prozent entspricht. Dieser Anteil ist seit den früheren Berichterstattungen über den Fall noch einmal enorm gewachsen, im Februar ging man noch von 24 Prozent aus.
Zwar sagt dieser Prozentwert an sich wenig aus. Allerdings ist die Zahl der reinen Plagiatspassagen inzwischen ebenfalls in die Höhe geschossen. Insgesamt liegen nun 119 Plagiate vor, bei fünf weiteren Passagen folgt der Text einem in einer anderen Sprache verfassten Quellentext in wörtlicher oder sinngemäßer Übersetzung („Übersetzungsplagiate“). Bei 48 weiteren Fragmenten handelt es sich um Übernahmen ohne Verweis auf die Quelle („Verschleierungen“ oder „Komplettplagiate“). Schließlich ist bei 66 weiteren Fragmenten die Quelle zwar angegeben, die Übernahme jedoch nicht ausreichend gekennzeichnet. Das bezeichnen Plagiatsforscher als sogenanntes „Bauernopfer“.
Insgesamt finden sich demnach 238 problematische Stellen in Giffeys Arbeit. Selbst wenn man ein Viertel davon abziehen würde, weil die Prüfer von „VroniPlag Wiki“ nach sehr strengen Kriterien vorgehen, und auch Kleinigkeiten bemängeln, liegt inzwischen ein nicht mehr unerheblicher Vorwurf vor. Diese neuen Zahlen könnte die Entscheidung der Freien Universität Berlin (FU) über den Entzug des Doktorgrades beeinflussen. In so einem Fall wäre möglicherweise auch das Ende der Karriere der SPD-Politikerin besiegelt. Alle aktiven Bundesminister, denen bislang der Doktorgrad entzogen wurde, sind anschließend von ihrem Amt zurückgetreten.
Im 228 Seiten starken Bericht, der FAZ.NET vorliegt, wird besonders kritisiert, dass Giffey in mindestens 72 Fällen falsche Referenzierungen vornimmt. Das heißt, sie gibt für getätigte Aussagen Quellen an, die dem Anschein nach willkürlich gewählt sind oder mit denen sich diese Aussagen nicht belegen lassen. An 18 Stellen haben die Wissenschaftler von „VroniPlag Wiki“ nach eigener Aussage nachweisen können, dass Giffey bei ihren Quellenangaben bewusst in die Irre führt. Praktisch bedeutet das, dass sie Zitate übernommen hat, ohne deren Inhalt zu prüfen, oder möglicherweise auch Zitationen erfunden hat. Im Abschlussbericht heißt es dazu: „Ein beträchtlicher Teil der Quellenangaben erwies sich als fehlerhaft.“ Hinzu kommen weitere Fälle, bei denen sich diese Absicht nicht genau nachweisen lässt.
Nun, es stellen sich in diesem Zusammenhang 2 Fragen die diskutiert werden können:
1. Wird die Giffey ihren Dr.-Titel verlieren?
2. Wird sie dann noch Familienministerin bleiben?