Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

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Domingo
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

Dark Angel hat geschrieben:(01 May 2019, 18:59)


Dass diesen 24.000 Rechtsextremisten 29.000 Linksextremisten gegenüber stehen, ignorierst du!
Dass die Anzahl der Linksextremisten ebenfalls zugenommen hat und zwar mehr als die der Rechtsetremisten ignorierst du ebenso.
Und weiter ignorierst du die Tatsache, dass die Anzahl der linksetremen Gewalttaten zugenommen hat.
Ein Schelm der Böses dabei denkt!
Du ignorierst das 9000 gewaltbereiten Linksextremen 12700 gewaltbereite rechtsextremisten entgegen stehen! Macht aber nichts. Ich helfe gerne!
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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Es geht doch nicht um irgenwelche Zahlen. Es geht darum, dass durchschnittliche Mitte-Bürger keine Probleme haben, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen zu marschieren. Im Gegenteil: Sie tun das ganz bewusst. Und das im wachsenden Maße. Und nicht nur das eine Mal. Und nicht nur in Chemnitz. Man versteht und akzeptiert sich gegenseitig. Hochproblematisch.
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JJazzGold
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 20:36)

Es geht doch nicht um irgenwelche Zahlen. Es geht darum, dass durchschnittliche Mitte-Bürger keine Probleme haben, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen zu marschieren. Im Gegenteil: Sie tun das ganz bewusst. Und das im wachsenden Maße. Und nicht nur das eine Mal. Und nicht nur in Chemnitz. Man versteht und akzeptiert sich gegenseitig. Hochproblematisch.

Nein, Nein, Nein!

Es ist nicht der durchschnittliche Mitte-Bürger, der kein Problem damit hat, mit zu marschieren.
Es ist, gemessen an der bürgerlichen Mitte, ein kleiner Anteil.
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Dark Angel
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Dark Angel »

Domingo hat geschrieben:(01 May 2019, 20:02)

Du ignorierst das 9000 gewaltbereiten Linksextremen 12700 gewaltbereite rechtsextremisten entgegen stehen! Macht aber nichts. Ich helfe gerne!
Ich ignoriere gar nichts. Tatsache ist, rechtsextreme Gewalttaten haben abgenommen, linksextreme haben hingegen zugenommen.
Daran ändert sich auch nichts, wenn es mehr gewaltbereite Rechtsextreme gibt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 20:36)

Es geht doch nicht um irgenwelche Zahlen. Es geht darum, dass durchschnittliche Mitte-Bürger keine Probleme haben, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen zu marschieren. Im Gegenteil: Sie tun das ganz bewusst. Und das im wachsenden Maße. Und nicht nur das eine Mal. Und nicht nur in Chemnitz. Man versteht und akzeptiert sich gegenseitig. Hochproblematisch.
Doch es geht um Zahlen - nämlich um einen winzigen Anteil von Rechtsextremen an der Gesamtbevölkerung.
DU unterstellst, dass die Mehrheit der Bevölkerung (die bürgerliche Mitte) diesen winzigen Anteil akzeptiert und unterstützt.

Du stellst hier Behauptungen auf, für die du keinerlei Beweise oder Belege hast - im Gegenteil, du verbreitest Lügen und verleumdest damit die Mehrheit der deutschen Bevölkerung.
Das ist allerunterste Schublade!
Ist jedoch nicht das erste Mal bei dir, dass du dir derartige Entgleisungen erlaubst.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 14:50)
Ok. Die Frage wäre nur: Inwieweit ist dieser neue Nationalismus der Rechtspopulisten schon in der bürgerlichen Mitte angekommen? Oder anders gefragt: Hat dieser Nationalismus überhaupt die Kraft, bis tief in die bürgerliche Mitte einzudringen? Oder sind Liberalität und die erwähnte Heterogenität in Deutschland noch stark genug, das gar nicht erst zuzulassen?
Die Mitte dramatisiert nicht alles, bzw. einzelne Sachverhalte, in der Art, wie es Links oder Rechts tun (AfD-Wähler = Nazis/Muslime = Demokratiefeinde usw.) - was aber deinerseits mit bspw. "Bagatellisierung" gleichgesetzt wird (siehe dein Eröffnungsbeitrag). Und im Gegensatz zu Links und Rechts beschäftigt sich die Mitte nicht ausschließlich mit dem scheinbar Offensichtlichem, sondern eher mit dem wahrscheinlich Hintergründigem.

Für dich als Linke reicht es vielleicht aus, einfach nur das Kind beim Namen zu nennen und immerzu anzuklagen, dass es in den Brunnen gefallen ist. Nur löst man damit keine Probleme, sondern spricht sie lediglich an. Mir als Mittiger reicht das nicht aus. Ich weiß, was Sache ist. Das muss ich mir nicht (und schon gar nicht erst von Links oder Rechts) immer wieder unter die Nase reiben (lassen). Ich möchte wissen, warum etwas so ist, wie es ist und dementsprechend, falls es sich als Problem entpuppt, was man wie dagegen unternehmen kann. Dafür muss ich aber zur Wurzel des Problems vordringen. Und die Wurzel des Problems "Neue Rechte" ist nicht, wie du es immer wieder darstellst, in einer aufarbeitenden Aufklärung über unsere NS-Vergangenheit zu finden. Das ist Vergangenheit. Jetzt ist Gegenwart. Die Welt hat sich seit damals gesellschaftlich und politisch extrem entwickelt und verändert. Und nur, weil ein paar rechte Deppen aus provaktiven Gründen NS-Vokabular verwenden, sind wir nicht wieder gänzlich zurückgefallen und müssen nochmal "von vorn" anfangen.

Wenn viele Menschen, die heute AfD - also Rechts - wählen und dies vorrangig deswegen tun, weil sie aufgrund der Flüchtlingskrise seitens der Politik ein massives Gefühl der Ungerechtigkeit empfinden, dann kannst du diesen Menschen doch nicht allen Ernstes mit Geschichten von früher kommen - das wäre nötig, wenn sie heute Rechts wählen würden, weil sie das Damals wieder gegenwärtig haben wollten. Und diesen Fall haben wir nicht. Niemand will in die Vergangenheit zurück. Auch nicht die AfD-Fans.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Nein, niemand sagt was von "Mehrheit der deutschen Bevölkerung". Die Rede ist von diesen "besorgten Bürgern", eine überschaubare Zahl von Leuten, die trotzdem nicht zu unterschätzen sind. Jeder weiß, dass das keine Mehrheit ist. Gott sei Dank. Trotzdem sagen die von sich selbst, sie gehörten zur Mitte. Davor die Augen zu verschließen, bringt nun wirklich nichts.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 20:36)
Es geht darum, dass durchschnittliche Mitte-Bürger keine Probleme haben, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen zu marschieren. Im Gegenteil: Sie tun das ganz bewusst. Und das im wachsenden Maße. Und nicht nur das eine Mal. Und nicht nur in Chemnitz. Man versteht und akzeptiert sich gegenseitig. Hochproblematisch.
Wieviele "durchschnittliche Mitte-Bürger" kennst du, dass du sowas behaupten kannst - oder hast du das mal wieder von irgendeinem offiziellen schlaumeierischen Schreiberling einfach mal so übernommen, der das wiederrum einfach mal so behauptet?

Was bist du - eine "durchschnittliche Links-Bürgerin"? Wenn ja, möchtest du auch in den Topf mit den Linksextremen Demokratiefeinden geschmissen werden? Nein? Also, dann höre endlich auf, die Mitte zu verunglimpfen! :mad:
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 21:10)

Nein, niemand sagt was von "Mehrheit der deutschen Bevölkerung". Die Rede ist von diesen "besorgten Bürgern", eine überschaubare Zahl von Leuten, die trotzdem nicht zu unterschätzen sind. Jeder weiß, dass das keine Mehrheit ist. Gott sei Dank. Trotzdem sagen die von sich selbst, sie gehörten zur Mitte. Davor die Augen zu verschließen, bringt nun wirklich nichts.
Doch Selina - DU sagst es!
Zur Erinnerung:
"Es geht darum, dass durchschnittliche Mitte-Bürger keine Probleme haben, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen zu marschieren. Im Gegenteil: Sie tun das ganz bewusst. Und das im wachsenden Maße. Und nicht nur das eine Mal. Und nicht nur in Chemnitz. Man versteht und akzeptiert sich gegenseitig. Hochproblematisch."

Eine marginale Minderheit setzt Du mit "bürgeliche Mitte" gleich, generalisierst und machst daraus

"Da wird bagatellisiert und abgewiegelt nach dem Motto "so schlimm ist das alles doch gar nicht". Und beim persönlichen Unwort "Nazi" sträuben sich alle Nackenhaare der Mitte-Leute. Je stärker die Neue Rechte mit AfD, Identitären, Burschenschaften und Teilen der Reichsbürger werden, desto kleinlauter wird die bürgerliche Mitte. Das wirkt so, als wolle sie gewappnet sein im Falle eines gravierenden Wechsels politischer Mehrheiten."

"... sondern von "bürgerlicher Mitte". Diese habe ein "Haltungsproblem", sie sei "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“, sagt er. Darüber wollte ich reden. Dieses Sich-Wegducken ist der eigentliche Krebsschaden. Dieses Leise-Sein, dieses Für-alles-Verständnis-Haben, diese ständige Angepasstheit, diese Saturiertheit."


siehe Dein Thread-Thema "DIE bürgerliche Mitte - ..."

Diese marginale Minderheit kann wohl kaum zur bürgerlichen Mitte gezählt werden und sie macht auch die bürgerliche Mitte nicht aus.
Niemand verschließt die Augen davor, aber im Gegensatz zu Dir und Deinesgleichen hat die bürgerliche Mitte immer noch genug Realitätsinn, um zu wissen, dass diese Minderheit ohne Rückenhalt (den sie in der bürgerlichen Mitte NICHT hat) keinerlei politischen Einfluss gewinnen kann bzw gewinnt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von DarkLightbringer »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 21:20)

Wieviele "durchschnittliche Mitte-Bürger" kennst du, dass du sowas behaupten kannst - oder hast du das mal wieder von irgendeinem offiziellen schlaumeierischen Schreiberling einfach mal so übernommen, der das wiederrum einfach mal so behauptet?

Was bist du - eine "durchschnittliche Links-Bürgerin"? Wenn ja, möchtest du auch in den Topf mit den Linksextremen Demokratiefeinden geschmissen werden? Nein? Also, dann höre endlich auf, die Mitte zu verunglimpfen! :mad:
Dass es Demokratiefeinde gibt, die sich als "Mitte" tarnen bzw. die Normalgesellschaft zu infiltrieren versuchen, dürfte wohl unbestreitbar sein.
Da braucht man sich nichts vorzumachen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

DarkLightbringer hat geschrieben:(01 May 2019, 21:30)

Dass es Demokratiefeinde gibt, die sich als "Mitte" tarnen bzw. die Normalgesellschaft zu infiltrieren versuchen, dürfte wohl unbestreitbar sein.
Da braucht man sich nichts vorzumachen.
Bezweifel' ich auch nicht - aber entsprechen diese Menschen dem "durchschnittlichem Mitte-Bürger", von welchen Selina spricht?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von DarkLightbringer »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 21:34)

Bezweifel' ich auch nicht - aber entsprechen diese Menschen dem "durchschnittlichem Mitte-Bürger", von welchen Selina spricht?
Ja, gut, da müsste man dann Selina fragen, was sie damit meint.
;)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Stehe ich hier wieder mal vorm jüngsten Gericht? Oder wie oder was?

Also: Ich kenne viele vernünftige Mitte-Leute, die im Grunde dieselben demokratischen Interessen haben wie ich. Heute zur Mai-Kundgebung hab ich etliche von ihnen getroffen. Und wir verstanden uns wieder auf Anhieb. Da die Mitte aber nichts Homogenes ist, gibt es da auch einige, die von sich selbst zwar sagen, dass sie ebenfalls zur Mitte gehören, die aber dann trotzdem zu solchen merkwürdigen Aufmärschen gehen, entweder am Rande stehen und Beifall klatschen oder sogar mitlaufen. Bei Pegida zum Beispiel laufen viele Leute mit, die auch von sich selbst sagen, sie gehörten zur Mitte. Hört man sie aber ihre rassistischen und fremdenfeindlichen Sprüche brüllen, dann wirkt das wahrlich nicht sehr "mittig". Ja, solche gibts halt auch. Von denen konnte man auch etliche im berühmt-berüchtigten Chemnitzer Sommer sehen. Und um letztere gings gerade, weil ich nach Beispielen gefragt worden bin, wo die eigene Nation überhöht und glorifiziert wird und andere Nationen verbal herabgesetzt werden.

Mit der gewünschten Nennung solcher Beispiele habe ich nicht gesagt, dass es sich um eine Mehrheit der Bevölkerung handelt, die sich so verhält. Wär nett, wenn solche Unterstellungen mal unterbleiben würden. Und was meinen Themen-Einstieg anbelangt: Ja, das ist halt manchmal so mein Eindruck, dass in der Mitte der Gesellschaft oft geschwiegen und geduldet wird. Aber dazu ist so eine Diskussion doch auch da, derartige Eindrücke möglicherweise zu zerstreuen oder zu widerlegen. Hab ich kein Problem damit. Der heutige Tag hat zum Beispiel wieder mal eine sehr rege, weltoffene und streitbare Mitte gezeigt. Sehr gut.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 22:11)

Stehe ich hier wieder mal vorm jüngsten Gericht? Oder wie oder was?
(...)
Ja, aber ich plädiere für Freispruch - der Appell an die "streitbare Mitte" hat mir sehr gut gefallen.
;)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Misterfritz »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 22:11)

Stehe ich hier wieder mal vorm jüngsten Gericht? Oder wie oder was?

Also: ich kenne viele vernünftige Mitte-Leute, die im Grunde dieselben demokratischen Interessen haben wie ich. Heute zur Maidemo hab ich etliche von ihnen getroffen. Und wir verstanden uns wieder auf Anhieb. Da die Mitte aber nichts Homogenes ist, gibt es da auch einige, die von sich selbst zwar sagen, dass sie zur Mitte gehören, die aber dann trotzdem zu solchen merkwürdigen Aufmärschen gehen, entweder am Rande stehen und Beifall klatschen oder sogar mitlaufen. Bei Pegida zum Beispiel laufen viele Leute mit, die ebenfalls von sich selbst sagen, sie gehörten zur Mitte. Hört man sie aber ihre rassistischen und fremdenfeindlichen Sprüche brüllen, dann wirkt das wahrlich nicht sehr "mittig". Ja, solche gibts halt auch. Von denen konnte man auch etliche im berühmt-berüchtigten Chemnitzer Sommer sehen. Und um letztere gings gerade, weil ich nach Beispielen gefragt worden bin, wo die eigene Nation überhöht und glorifiziert wird und andere Nationen verbal herabgesetzt werden.

Mit der gewünschten Nennung solcher Beispiele habe ich nicht gesagt, dass es sich um eine Mehrheit der Bevölkerung handelt, die sich so verhält. Wär nett, wenn solche Unterstellungen mal unterbleiben würden. Und was meinen Themen-Einstieg anbelangt: Ja, das ist halt manchmal so mein Eindruck, dass in der Mitte der Gesellschaft oft geschwiegen und geduldet wird. Aber dazu ist so eine Diskussion doch auch da, derartige Eindrücke möglicherweise zu zerstreuen oder zu widerlegen. Hab ich kein Problem damit. Der heutige Tag hat zum Beispiel wieder mal eine sehr rege, weltoffene und streitbare Mitte gezeigt. Sehr gut.
Ich würde mal behaupten, die durchschnittliche Mitte hat heute allenfalls eine Fahrradtour oder einen Spaziergang gemacht, bevor sie gegrillt haben. Meist mit Familie, ab und an noch mit Freunden. Die durchschnittliche Mitte wirst Du also kaum auf einer Demo gesehen haben, weder auf einer linken noch auf einer rechten.
Die Leute, die Du getroffen hast, waren zumindest politisch interessiert bis engagiert - das ist die Masse nicht. Und in dieser Masse hängt nun mal auch die politische Mitte rum.
Das ist auch nicht schlimm, man kann nicht erwarten, dass die Menschen sich grossartig für Politik interessieren oder gar dafür demonstrieren, solange sie sich an Recht und Gesetz halten und keine umstürzlerischen Gedanken verfolgen. Und genau da liegt eigentlich etwas, was man nur findet, wenn die Leute sich eher weniger Sorgen machen über die Welt, in der sie leben. Das scheint in Deutschland nicht so schlecht zu sein.
Das heisst nicht, dass man alles gut finden muss oder nichts verbesserungswürdig wäre.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 22:11)
Stehe ich hier wieder mal vorm jüngsten Gericht? Oder wie oder was?
Nein, und das wünsche ich Dir auch noch nicht. Aber es wird halt diskutiert.
Also: Ich kenne viele vernünftige Mitte-Leute, die im Grunde dieselben demokratischen Interessen haben wie ich. Heute zur Maidemo hab ich etliche von ihnen getroffen. Und wir verstanden uns wieder auf Anhieb. Da die Mitte aber nichts Homogenes ist, gibt es da auch einige, die von sich selbst zwar sagen, dass sie zur Mitte gehören, die aber dann trotzdem zu solchen merkwürdigen Aufmärschen gehen, entweder am Rande stehen und Beifall klatschen oder sogar mitlaufen. Bei Pegida zum Beispiel laufen viele Leute mit, die ebenfalls von sich selbst sagen, sie gehörten zur Mitte. Hört man sie aber ihre rassistischen und fremdenfeindlichen Sprüche brüllen, dann wirkt das wahrlich nicht sehr "mittig". Ja, solche gibts halt auch. Von denen konnte man auch etliche im berühmt-berüchtigten Chemnitzer Sommer sehen. Und um letztere gings gerade, weil ich nach Beispielen gefragt worden bin, wo die eigene Nation überhöht und glorifiziert wird und andere Nationen verbal herabgesetzt werden.
Ja, es gibt Menschen aus der Mitte, oder solche die sich als Mitte bezeichnen, die das machen. Aber das war nicht Deine Aussage.
Mit der gewünschten Nennung solcher Beispiele habe ich nicht gesagt, dass es sich um eine Mehrheit der Bevölkerung handelt, die sich so verhält. Wär nett, wenn solche Unterstellungen mal unterbleiben würden. Und was meinen Themen-Einstieg anbelangt: Ja, das ist halt manchmal so mein Eindruck, dass in der Mitte der Gesellschaft oft geschwiegen und geduldet wird. Aber dazu ist so eine Diskussion doch auch da, derartige Eindrücke möglicherweise zu zerstreuen oder zu widerlegen. Hab ich kein Problem damit. Der heutige Tag hat zum Beispiel wieder mal eine sehr rege, weltoffene und streitbare Mitte gezeigt. Sehr gut.
Also Selina, das sind keine Unterstellungen. Hier was Du geschrieben hast:
Es geht doch nicht um irgenwelche Zahlen. Es geht darum, dass durchschnittliche Mitte-Bürger keine Probleme haben, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter durch die Straßen zu marschieren. Im Gegenteil: Sie tun das ganz bewusst. Und das im wachsenden Maße. Und nicht nur das eine Mal. Und nicht nur in Chemnitz. Man versteht und akzeptiert sich gegenseitig. Hochproblematisch.
Vielleicht wolltest Du schreiben, dass auch Menschen die aus der Mitte der Gesellschaft kommen, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter gehen. Das hast Du aber nicht geschrieben. Wenn Du schreibst "dass durchschnittliche Mitte-Bürger" etwas machen, dann sprichst Du damit die ganze Gruppe der durchschnittlichen Mitte-Bürger an. Vielleicht hast Du es nicht so gemeint, aber Du hast es so geschrieben. Dann ist es nicht okay, bei der zu erwartenden Resonanz die beleidigte Leberwurst zu spielen und durch Opferrhetorik die anderen zu Tätern zu machen. Nö, die haben Dich lediglich auf Deinen Fehler hingewiesen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Alpha Centauri »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 21:34)

Bezweifel' ich auch nicht - aber entsprechen diese Menschen dem "durchschnittlichem Mitte-Bürger", von welchen Selina spricht?

Das hat man die letzte Zeit in Dresden oder Chemnitz ja bewundern dürfen,.da lief teilweise die selbsternannte " bürgerliche Mitte" an der Seite von Rechtsextremisten ,EX NPDlern und gewöhnlichen Bio deutschen Kriminellen gegen ausländische Kriminelle und einer vermeintlichen Islamisierung
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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

DarkLightbringer hat geschrieben:(01 May 2019, 22:22)

Ja, aber ich plädiere für Freispruch - der Appell an die "streitbare Mitte" hat mir sehr gut gefallen.
;)
:D :thumbup:

Na dann gibt es ja noch einen Hoffnungsschimmer für mich :D ;)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 22:11)

Stehe ich hier wieder mal vorm jüngsten Gericht? Oder wie oder was?
Wer andauernd so einen Quatsch wie du raushaut, der muss eben mit viel Widerspruch leben.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(01 May 2019, 22:27)

Nein, und das wünsche ich Dir auch noch nicht. Aber es wird halt diskutiert.


Ja, es gibt Menschen aus der Mitte, oder solche die sich als Mitte bezeichnen, die das machen. Aber das war nicht Deine Aussage.

Also Selina, das sind keine Unterstellungen. Hier was Du geschrieben hast:

Vielleicht wolltest Du schreiben, dass auch Menschen die aus der Mitte der Gesellschaft kommen, mit Rechtsextremisten Schulter an Schulter gehen. Das hast Du aber nicht geschrieben. Wenn Du schreibst "dass durchschnittliche Mitte-Bürger" etwas machen, dann sprichst Du damit die ganze Gruppe der durchschnittlichen Mitte-Bürger an. Vielleicht hast Du es nicht so gemeint, aber Du hast es so geschrieben. Dann ist es nicht okay, bei der zu erwartenden Resonanz die beleidigte Leberwurst zu spielen und durch Opferrhetorik die anderen zu Tätern zu machen. Nö, die haben Dich lediglich auf Deinen Fehler hingewiesen.
Nochmal: Ich hab hier in diesem Thread und auch an Dutzenden anderen Stellen im Forum immer wieder erklärt, welche Mitte-Menschen womit genau gemeint sind. Es gibt nun mal keine homogene Mitte. Ich erlebe solche, die von sich selbst sagen, sie gehörten zur Mitte und dann benehmen sie sich trotzdem völlig daneben und entpuppen sich als Fremdenfeinde und Rassisten, was ich nun mal als wenig "mittig" empfinde. Und dann gibts auf der anderen Seite welche, die sind politisch sehr interessiert und die gehen dann - statt auf Radtour - zur Maikundgebung... mit viel Musik und vielen Gesprächen, wo sie sich deutlich von ebenfalls anwesenden Brauntönen distanzieren. Das lässt mich dann wieder hoffen. Und nebenbei mal kurz zu Sprache und Stil: Wenn ich schreibe dass "durchschnittliche Mitte-Bürger" sich so und so verhalten, dann sind das halt "durchschnittliche Mitte-Bürger", ohne Angabe von Zahlen und ohne Angabe von "Gruppenstärken". Andere "durchschnittliche Mitte-Bürger" verhalten sich dann wiederum anders. Man sollte einfach immer auf den Kontext in einem Kommentar achten, dann ist das schon zu verstehen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 22:11)
Stehe ich hier wieder mal vorm jüngsten Gericht? Oder wie oder was?
Entschuldige mal - DU richtest hier doch nicht minder über andere und jetzt beschwerst du dich allen Ernstes, dass man bei dir keine Ausnahme macht? :?
Also: ich kenne viele vernünftige Mitte-Leute, die im Grunde dieselben demokratischen Interessen haben wie ich. Heute zur Maidemo hab ich etliche von ihnen getroffen. Und wir verstanden uns wieder auf Anhieb. Da die Mitte aber nichts Homogenes ist, gibt es da auch einige, die von sich selbst zwar sagen, dass sie zur Mitte gehören, die aber dann trotzdem zu solchen merkwürdigen Aufmärschen gehen, entweder am Rande stehen und Beifall klatschen oder sogar mitlaufen.

Und JETZT?

Dass es überall solche und solche gibt und dass das ganz natürlich ist, solltest du eigentlich wissen.

Das Problem ist, dass du dieser Natürlichkeit mit einem unnatürlichem Schubladendenken entgegen trittst = "durchschnittliche Mitte-Bürger", die sich mehr und mehr den Rechten anschließen. Wie ich dir hier schon mehrmals sagte: Du stellst zwar Fragen an andere, aber die Antworten gibst du dir selbst. Du behauptest zwar, du wärst sogar "zu offen", bist aber tatsächlich immens verschlossen. Ansonsten könntest du nämlich bspw. auf mich und andere Mittige eingehen und die Problemtik bzgl. Rechtsruck AUCH aus anderen Blickwinkeln sehen. Nein, du musst freilich nicht - aber du könntest, wenn du WOLLTEST. Aber du WILLST nicht - sondern bevorzugst lieber Schubladendenken (wie es die Rechten nicht minder tun!).

Ja, es ist unlogisch, wenn Menschen Rechts wählen, aber nicht als Rechte betrachtet werden wollen, geschweige sich selbst als solche verstehen - das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Menschen Rechts wählen können um bspw. der restlichen Politik eine "Botschaft" zu übermitteln. Und diese "Botschaft" gilt es zu verstehen. Gäbe es die AfD nicht, hätten die diese Partei wählenden Menschen vielleicht die Wahl verweigert. Diesen Prozess der stetig abnehmenden Wahlbeteiligung hatten wir aber schon jahrzenhntelang und es hat nichts "bewirkt", die "Botschaft" wurde nicht verstanden oder man wollte sie nicht verstehen. Jetzt machen es die Menschen anders, vielleicht aus gegebenen Anlass heraus (Flüchtlingskrise) und wählen bewusst falsch, aber eben auch, um eine "Botschaft" zu vermitteln. Aber auch hier weigert sich die restliche Politik, eine "Botschaft" zu erkennen oder wenn schon, "mehr" darin zu sehen, als bloßen Rassismus oder Nationalismus. Warum soll man es sich schwer machen, wenn's auch einfacher geht? Schublade auf, rein mit dem Unschönen und Unbequemen und Schublade wieder zu. Fertig. Macht nur so weiter, die Rechnung folgt!
Mit der gewünschten Nennung solcher Beispiele habe ich nicht gesagt, dass es sich um eine Mehrheit der Bevölkerung handelt, die sich so verhält. Wär nett, wenn solche Unterstellungen mal unterbleiben würden.
Was ist für dich ein "durchschnittlicher Mitte-Bürger"? Repräsentiert er eine gesamtgesellschaftliche Minderheit oder eine Mehrheit derselben? Und je nach dem - weißt du das GENAU oder UNTERSTELLST du nur, dass er mehr und mehr den Schulterschluß zu den Rechten sucht?
Und was meinen Themen-Einstieg anbelangt: Ja, das ist halt manchmal so mein Eindruck, dass in der Mitte der Gesellschaft oft geschwiegen und geduldet wird. Aber dazu ist so eine Diskussion doch auch da, derartige Eindrücke möglicherweise zu zerstreuen oder zu widerlegen.
Du lässt aber keine andere Sichtweise als deine persönliche zu. Ich habe dir ja schon so einiges zu "zersteuen" und zu "widerlegen" versucht. Du bist aber nie wirklich drauf eingegangen, obgleich es in der großen Regel linkstypische Themen betroffen hat. Dein Steckenpferd mag vielleicht die ewige Belehrung über die NS-Zeit sein. Aber mit diesem einzigen Blickpunkt kommst du bei dem dem hiesigen Thema, dass sich eben in einer nicht zu unterschätzenden Vielfalt äußert, nicht weiter.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

DarkLightbringer hat geschrieben:(01 May 2019, 22:22)

Ja, aber ich plädiere für Freispruch - der Appell an die "streitbare Mitte" hat mir sehr gut gefallen.
;)
Solange nicht von der streitbaren Mitte verlangt wird, sie müsse sich im Zuge der verlangten Streitbarkeit mit Bewegungen wie der Streitfall Die Neo-Linke “Aufstehen“ solidarisieren. Das ruft in der Regel eher streitbaren Widerstand hervor.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von DarkLightbringer »

JJazzGold hat geschrieben:(01 May 2019, 23:06)

Solange nicht von der streitbaren Mitte verlangt wird, sie müsse sich im Zuge der verlangten Streitbarkeit mit Bewegungen wie der Streitfall Die Neo-Linke “Aufstehen“ solidarisieren. Das ruft in der Regel eher streitbaren Widerstand hervor.
Nun, der Untergang der Wagenknecht-Ikonographie ist ein Betriebsunfall der Linken, die Gelbweste wurde zur Schwimmweste.
Den Streithammer der Mitte berührt das nicht sonderlich.
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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 23:00)

Entschuldige mal - DU richtest hier doch nicht minder über andere und jetzt beschwerst du dich allen Ernstes, dass man bei dir keine Ausnahme macht? :?
Die Bemerkung mit dem "jüngsten Gericht" war natürlich Spaß. Denn im Grunde störts mich nicht. Das Ganze hat ja auch ne Ventil-Funktion für die, die sich so an mir abarbeiten müssen. Kann also nicht schaden :D

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 23:00)

Und JETZT?

Dass es überall solche und solche gibt und dass das ganz natürlich ist, solltest du eigentlich wissen.

Das Problem ist, dass du dieser Natürlichkeit mit einem unnatürlichem Schubladendenken entgegen trittst = "durchschnittliche Mitte-Bürger", die sich mehr und mehr den Rechten anschließen. Wie ich dir hier schon mehrmals sagte: Du stellst zwar Fragen an andere, aber die Antworten gibst du dir selbst. Du behauptest zwar, du wärst sogar "zu offen", bist aber tatsächlich immens verschlossen. Ansonsten könntest du nämlich bspw. auf mich und andere Mittige eingehen und die Problemtik bzgl. Rechtsruck AUCH aus anderen Blickwinkeln sehen. Nein, du musst freilich nicht - aber du könntest, wenn du WOLLTEST. Aber du WILLST nicht - sondern bevorzugst lieber Schubladendenken (wie es die Rechten nicht minder tun!)
Nein, ich bevorzuge selbstverständlich kein Schubladen-Denken. Bei mir gibts nur Grenzen. Und die heißen ganz klar Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Da kann sich jemand gerne "Mitte" nennen, dort sehe ich dann wirklich keinen Gesprächsbedarf. Alles andere kann immer und jederzeit diskutiert werden. Und wenn ich nicht zu jeder Äußerung von dir etwas sage, bedeutet das nicht, dass ich es nicht genau lesen würde.
Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 23:00)
Ja, es ist unlogisch, wenn Menschen Rechts wählen, aber nicht als Rechte betrachtet werden wollen, geschweige sich selbst als solche verstehen - das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Menschen Rechts wählen können um bspw. der restlichen Politik eine "Botschaft" zu übermitteln. Und diese "Botschaft" gilt es zu verstehen. Gäbe es die AfD nicht, hätten die diese Partei wählenden Menschen vielleicht die Wahl verweigert. Diesen Prozess der stetig abnehmenden Wahlbeteiligung hatten wir aber schon jahrzenhntelang und es hat nichts "bewirkt", die "Botschaft" wurde nicht verstanden oder man wollte sie nicht verstehen. Jetzt machen es die Menschen anders, vielleicht aus gegebenen Anlass heraus (Flüchtlingskrise) und wählen bewusst falsch, aber eben auch, um eine "Botschaft" zu vermitteln. Aber auch hier weigert sich die restliche Politik, eine "Botschaft" zu erkennen oder wenn schon, "mehr" darin zu sehen, als bloßen Rassismus oder Nationalismus. Warum soll man es sich schwer machen, wenn's auch einfacher geht? Schublade auf, rein mit dem Unschönen und Unbequemen und Schublade wieder zu. Fertig. Macht nur so weiter, die Rechnung folgt!
Also ich sehe ziemlich viele Politiker, die sich mit diesen "Botschaften" befassen. Aber auch bei ihnen gibt es Grenzen. Dort, wo menschenfeindlich diskutiert wird, hat es keinen Sinn, sich näher einzulassen. Und dort, wo auf Augenhöhe und respektvoll ohne Verunglimpfung miteinander geredet wird, dann wird das doch getan. Es gibt mittlerweile massenhaft Bürgergespräche, wo Politiker anwesend sind und Farbe bekennen.
Uffhausen hat geschrieben:
Und je nach dem - weißt du das GENAU oder UNTERSTELLST du nur, dass er mehr und mehr den Schulterschluß zu den Rechten sucht?
Ich weiß es genau. Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, sieht und hört es selbst tagtäglich. Aber wie gesagt: Es ist wahrlich nicht die gesamte Mitte, die das tut, sondern "nur" einige ihrer Vertreter. Und bei denen ist es schon bedenklich.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

JJazzGold hat geschrieben:(01 May 2019, 23:06)
Solange nicht von der streitbaren Mitte verlangt wird, sie müsse sich im Zuge der verlangten Streitbarkeit mit Bewegungen wie der Streitfall Die Neo-Linke “Aufstehen“ solidarisieren. Das ruft in der Regel eher streitbaren Widerstand hervor.
Das linke Wehrverhalten gegen rechts ist definitiv nicht uneigennützig zu verstehen. Würde es nur darum gehen, einfach nur nicht rechts zu wählen, wäre das insgesamte Theater ja vergleichsweise harmlos. Aber es geht tatsächlich vielmehr darum, nicht nur nicht rechts zu wählen, sondern stattdessen links. Klarer Fall von Entweder/Oder. Das Ekelhafte daran ist, dass die Rechten mit derselben Taktik auf Stimmenfang gehen. Das ist es, was bzgl. Links bei mir Widerstand auslöst. Eben die unbestreitbaren Parallelen zu Rechts.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 23:25)

Das linke Wehrverhalten gegen rechts ist definitiv nicht uneigennützig zu verstehen. Würde es nur darum gehen, einfach nur nicht rechts zu wählen, wäre das insgesamte Theater ja vergleichsweise harmlos. Aber es geht tatsächlich vielmehr darum, nicht nur nicht rechts zu wählen, sondern stattdessen links. Klarer Fall von Entweder/Oder. Das Ekelhafte daran ist, dass die Rechten mit derselben Taktik auf Stimmenfang gehen. Das ist es, was bzgl. Links bei mir Widerstand auslöst. Eben die unbestreitbaren Parallelen zu Rechts.
Dich zwingt doch aber keiner, Rechts oder Links zu wählen. Es gibt doch noch die klassischen Mitte-Parteien. Da kannst du doch jederzeit dein Kreuzchen setzen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von BingoBurner »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 14:38)


Warum ist das so? Warum ist die Mitte immer schwankend? Hängt das mit den vorwiegend kleinbürgerlichen Wurzeln zusammen? Hat man Angst um das bisschen erworbenen Wohlstand, der einen noch ein wenig abhebt von denen ganz unten? Fragen über Fragen. Eure Meinung würde mich interessieren.
Du sprichst schon ganz viel an...............

My two cents......

1. Demokrafischer Faktor......AFD-Wähler sind meist über 40, die Leute die sie wählen deutlich drüber.
Die wollen den Status Quo....das der nicht mehr zu halten ist kapieren die nicht.

2. Die Öko-Freaks..............Jünger, doch die sind wenige....

4. Evolution.......... Wenn wir zu doof sind trotz Reichtum weniger Kinder in die Welt zu setzen......naja...

Das wäre meine Bestandsanalyse ...........Lösungen........?

Es gibt eine Menge......leider keine Mehrheit....und auch das ist Demokratie....
Dont take your organs to heaven !
Heaven knows we need them here !

Dinge, die Impfgegner sagen : https://www.facebook.com/impfgegnerzitate/

Sleep On The Floor https://www.youtube.com/watch?v=v4pi1LxuDHc
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 22:43)
[…]
Und nebenbei mal kurz zu Sprache und Stil: Wenn ich schreibe dass "durchschnittliche Mitte-Bürger" sich so und so verhalten, dann sind das halt "durchschnittliche Mitte-Bürger", ohne Angabe von Zahlen und ohne Angabe von "Gruppenstärken". Andere "durchschnittliche Mitte-Bürger" verhalten sich dann wiederum anders. Man sollte einfach immer auf den Kontext in einem Kommentar achten, dann ist das schon zu verstehen.
:rolleyes: [Ironie]Okay, durchschnittliche Linke bringen ja auch ihre Eltern um, und durchschnittliche Linke fahren bei Rot über die Ampel. Durchschnittliche Linke möchten auch im neunten Monat noch straffrei Abtreiben können und durchschnittliche Linke betrügen was das Zeug hält[/Ironie]. Der Ansicht bist Du doch sicher auch, oder? :|

Nö, ich habe ja nicht gesagt WIEVIELE es tun, also machen es hat "durchschnittliche Linke". Es braucht also nur irgendwann irgendwo so gewesen sein … so jedenfalls DEINE Logik. Also komme jetzt blos nicht mit dem Vorwurf ich würde durchschnittliche Linke ganz generell diffamieren wollen, nö, ich meine natürlich nur, dass alles das oben irgendwann schon einmal von einem durchschnittlichen Linken begangen wurde. Wer würde das bestreiten wollen?

Sorry, und Du wunderst Dich über die Reaktionen? Nein Selina, Du hast Dich da falsch ausgedrückt! Ich hatte Dir schon angedeutet wie man es richtig ausdrücken kann, also muss ich Dir eben zeigen was Deine Aussage bedeutet. Du wirst es mir nicht übel nehmen, weil Du ja weißt dass (nach deiner Logik) durchschnittliche Linke noch ganz andere Dinge getan haben und tun werden.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(01 May 2019, 23:46)

:rolleyes: [Ironie]Okay, durchschnittliche Linke bringen ja auch ihre Eltern um, und durchschnittliche Linke fahren bei Rot über die Ampel. Durchschnittliche Linke möchten auch im neunten Monat noch straffrei Abtreiben können und durchschnittliche Linke betrügen was das Zeug hält[/Ironie]. Der Ansicht bist Du doch sicher auch, oder? :|

Nö, ich habe ja nicht gesagt WIEVIELE es tun, also machen es hat "durchschnittliche Linke". Es braucht also nur irgendwann irgendwo so gewesen sein … so jedenfalls DEINE Logik. Also komme jetzt blos nicht mit dem Vorwurf ich würde durchschnittliche Linke ganz generell diffamieren wollen, nö, ich meine natürlich nur, dass alles das oben irgendwann schon einmal von einem durchschnittlichen Linken begangen wurde. Wer würde das bestreiten wollen?

Sorry, und Du wunderst Dich über die Reaktionen? Nein Selina, Du hast Dich da falsch ausgedrückt! Ich hatte Dir schon angedeutet wie man es richtig ausdrücken kann, also muss ich Dir eben zeigen was Deine Aussage bedeutet. Du wirst es mir nicht übel nehmen, weil Du ja weißt dass (nach deiner Logik) durchschnittliche Linke noch ganz andere Dinge getan haben und tun werden.
"Durchschnittliche Linke" marschierten schon mal nicht Schulter an Schulter mit Höcke, Bachmann, Pro Chemnitz und rechtsextremen Hooligans durch Chemnitz. Und das werden sie auch künftig nicht tun. Und die "durchschnittlichen Mitte-Leute", die ich bei der Mai-Feier traf, waren keine AfD-Freunde. Ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil: Denen ist es ziemlich peinlich, wie sich einige "besorgte Bürger", die sich selbst dummerweise auch "Mitte" nennen, benehmen... im Schulterschluss mit Herrn Höcke. Es gibt halt sone und sone unter den Durchschnittlich-Mittigen :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(01 May 2019, 23:18)
Nein, ich bevorzuge selbstverständlich kein Schubladen-Denken.
Was soll dann bitte deine Durchschnitts-Defintion - DAS IST SCHUBLADENDENKEN!
Bei mir gibts nur Grenzen.

Grenzen gibt's bei mir auch. Aber halt nicht nur.

Ich habe so einige Leute in meinem Umfeld, mit denen ich z. B. nicht über Politik diskutieren kann, aber deswegen habe ich diese Menschen noch nicht aufgegeben oder erkläre sich leichtfertig zu meinen Gegnern oder Feinden. Bspw. eine politische Meinung ist ja schließlich nicht alles, was einen Menschen ausmacht. Dich sehe ich trotz unserer Meinungs-Differenzen hier auch nicht als Gegnerin oder Feindin; also zähle mich bitte nicht zu den Usern, denen du unterstellst, sie würden sich nur an dir "abarbeiten" wollen.
Also ich sehe ziemlich viele Politiker, die sich mit diesen "Botschaften" befassen. Aber auch bei ihnen gibt es Grenzen. Dort, wo menschenfeindlich diskutiert wird, hat es keinen Sinn, sich näher einzulassen.
Klar. Aber was ist bspw. "menschenfeindlich"?

"Menschenfeindlich" sind in meinen Augen alle, die andere Menschen aus nichtigen Gründen ablehnen. Das betrifft für mich Leute, die bspw. alle Flüchtlinge gemeinhin als Sozialschmarotzer abstempeln, genauso wie Leute, die alle AfD-Wähler gemeinhin als Nazis verunglimpfen.

"Menschenfeindlich" ist im Grunde nichts anderes, als die Kommode, zu der u. a. die "rechtsbraune Nazi"- und die "linksgrüne Traumtänzer"-Schubladen gehören.
Ich weiß es genau. Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, sieht und hört es selbst tagtäglich.
Ich gehe auch mit offenen Augen durchs Leben und höre genau hin - aber noch dazu unterhalte ich auch mit den Leuten in erster Linie ohne Vorbehalte = und komme höchstwahrscheinlich deshalb zu einem völlig anderem Ergebnis, wie du. Aber niemals würde ich diesbezüglich von mir behaupten "Ich weiß es genau". Über dafür benötigte Arroganz, Selbstüberschätzung und Eigenlob verfüge ich nicht.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(02 May 2019, 00:35)

Was soll dann bitte deine Durchschnitts-Defintion - DAS IST SCHUBLADENDENKEN!


Grenzen gibt's bei mir auch. Aber halt nicht nur.

Ich habe so einige Leute in meinem Umfeld, mit denen ich z. B. nicht über Politik diskutieren kann, aber deswegen habe ich diese Menschen noch nicht aufgegeben oder erkläre sich leichtfertig zu meinen Gegnern oder Feinden. Bspw. eine politische Meinung ist ja schließlich nicht alles, was einen Menschen ausmacht. Dich sehe ich trotz unserer Meinungs-Differenzen hier auch nicht als Gegnerin oder Feindin; also zähle mich bitte nicht zu den Usern, denen du unterstellst, sie würden sich nur an dir "abarbeiten" wollen.


Klar. Aber was ist bspw. "menschenfeindlich"?

"Menschenfeindlich" sind in meinen Augen alle, die andere Menschen aus nichtigen Gründen ablehnen. Das betrifft für mich Leute, die bspw. alle Flüchtlinge gemeinhin als Sozialschmarotzer abstempeln, genauso wie Leute, die alle AfD-Wähler gemeinhin als Nazis verunglimpfen.

"Menschenfeindlich" ist im Grunde nichts anderes, als die Kommode, zu der u. a. die "rechtsbraune Nazi"- und die "linksgrüne Traumtänzer"-Schubladen gehören.


Ich gehe auch mit offenen Augen durchs Leben und höre genau hin - aber noch dazu unterhalte ich auch mit den Leuten in erster Linie ohne Vorbehalte = und komme höchstwahrscheinlich deshalb zu einem völlig anderem Ergebnis, wie du. Aber niemals würde ich diesbezüglich von mir behaupten "Ich weiß es genau". Über dafür benötigte Arroganz, Selbstüberschätzung und Eigenlob verfüge ich nicht.
Dieses "ich weiß es genau" bezog sich auf Dinge und Situationen, die ich mit eigenen Augen gesehen hab. Da müsste man schon sehr kurzsichtig sein, um diese Art von Schulterschluss nicht zu sehen. Und was das Reden mit Menschen anbelangt, das habe ich in meinem Leben (ich glaube, ich bin doppelt so alt wie du) mehr als genug getan und tue es auch weiterhin. Vor allem haben wir da immer viel Spaß dabei... beim Miteinander-Reden. Dieser ganze bräunliche Zirkus entbehrt nämlich mitunter nicht einer gewissen Komik.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

Misterfritz hat geschrieben:(01 May 2019, 22:26)

Ich würde mal behaupten, die durchschnittliche Mitte hat heute allenfalls eine Fahrradtour oder einen Spaziergang gemacht, bevor sie gegrillt haben. Meist mit Familie, ab und an noch mit Freunden. Die durchschnittliche Mitte wirst Du also kaum auf einer Demo gesehen haben, weder auf einer linken noch auf einer rechten.
Die Leute, die Du getroffen hast, waren zumindest politisch interessiert bis engagiert - das ist die Masse nicht. Und in dieser Masse hängt nun mal auch die politische Mitte rum.
Das ist auch nicht schlimm, man kann nicht erwarten, dass die Menschen sich grossartig für Politik interessieren oder gar dafür demonstrieren, solange sie sich an Recht und Gesetz halten und keine umstürzlerischen Gedanken verfolgen. Und genau da liegt eigentlich etwas, was man nur findet, wenn die Leute sich eher weniger Sorgen machen über die Welt, in der sie leben. Das scheint in Deutschland nicht so schlecht zu sein.
Das heisst nicht, dass man alles gut finden muss oder nichts verbesserungswürdig wäre.
Wenn ich mal dran erinnern darf: Gestern war Tag der Arbeit. Die Leute sind auf die Straße gegangen für Arbeitnehmerrechte. Sollte gerade die bürgerliche Mitte interessieren! Engagiert haben sich auf Demo und Maifest wie jedes Jahr Lunkspartei, SPD, Grüne, Gewerkschaften, Naturfreunde, Umweltschützer, Schwulenverbände! Alles eher links Angesiedelte! Erfreulich war auch wie jedes Jahr: Sehr viele junge Leuge waren dabei. Aber auch denen war schon optisch anzusehen das sie eher aus der alternativen Szene kommen. Die bürgerliche Mitte ist lieber Fahrrad gefahren! Schade eigentlich!
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Domingo hat geschrieben:(02 May 2019, 06:41)

Wenn ich mal dran erinnern darf: Gestern war Tag der Arbeit. Die Leute sind auf die Straße gegangen für Arbeitnehmerrechte. Sollte gerade die bürgerliche Mitte interessieren! Engagiert haben sich auf Demo und Maifest wie jedes Jahr Lunkspartei, SPD, Grüne, Gewerkschaften, Naturfreunde, Umweltschützer, Schwulenverbände! Alles eher links Angesiedelte! Erfreulich war auch wie jedes Jahr: Sehr viele junge Leuge waren dabei. Aber auch denen war schon optisch anzusehen das sie eher aus der alternativen Szene kommen. Die bürgerliche Mitte ist lieber Fahrrad gefahren! Schade eigentlich!
Die bürgerliche Mitte auf dem Land im Süden war beim Fest des Maibaumaufstellens, ebenfalls mit Beteiligung vieler junger Leute.
Die haben den sonnigen Tag im Kreise von Familie und Freunden genossen, statt sich den seit Jahrzehnten bekannten Parolen von Flugsünder Bsirske&co und Grünen Weltuntergangspredigern, oder dem inzwischen ebenso hinlänglich bekannten rechtspopulistischen Geschwätz einer Höcke&co Truppe auszusetzen, sowie eventuell später erfolgenden gewaltsamen Ausschreitungen.

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 23:25)

Das linke Wehrverhalten gegen rechts ist definitiv nicht uneigennützig zu verstehen. Würde es nur darum gehen, einfach nur nicht rechts zu wählen, wäre das insgesamte Theater ja vergleichsweise harmlos. Aber es geht tatsächlich vielmehr darum, nicht nur nicht rechts zu wählen, sondern stattdessen links. Klarer Fall von Entweder/Oder. Das Ekelhafte daran ist, dass die Rechten mit derselben Taktik auf Stimmenfang gehen. Das ist es, was bzgl. Links bei mir Widerstand auslöst. Eben die unbestreitbaren Parallelen zu Rechts.
So ist es, mit der suggerierten Verantwortung, sich als bürgerliche Mitte gefälligst offenkundig streitbar gegen den Rechtsruck zu positionieren, geht die Verpflichtung, dies gefälligst im solidarischen Zusammenschluss mit linken Randgruppierungen zu tun, einher. Das Spiel ist allerdings so durchschaubar, dass sich die bürgerliche Mitte verweigert. Was ihr wiederum vom linken Rand als rechtspopulistisch affin angeheftet wird.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(01 May 2019, 22:26)
Ich würde mal behaupten, die durchschnittliche Mitte hat heute allenfalls eine Fahrradtour oder einen Spaziergang gemacht, bevor sie gegrillt haben. Meist mit Familie, ab und an noch mit Freunden. Die durchschnittliche Mitte wirst Du also kaum auf einer Demo gesehen haben, weder auf einer linken noch auf einer rechten.
Die Leute, die Du getroffen hast, waren zumindest politisch interessiert bis engagiert - das ist die Masse nicht. Und in dieser Masse hängt nun mal auch die politische Mitte rum.
Ich habe wirklich keinen Kontaktmangel mit irgendeiner bürgerlichen Mitte. Ich höre allerdings auch genau hin, was bei einer Grillparty so nach einigen Glas Bier geredet wird. Nein. Es geht nicht um Pläne für irgendeine Gewalt-Aktion. Es geht dabei häufig um den ganz alltäglichen beschissenen erbärmlichen Alltagsrassismus. Der sich in "gebildeten" Kreisen auch schon mal darin äußert, dass man "Rassismus" und "Rechtsruck" geographisch zu Osteuropa zuordnet und nicht zu den demokratiefeindlichen politischen Kräften in Osteuropa. So sei er nunmal, der "Osteuropäer". Das ist natürlich nicht rechts oder rassistisch sondern ganz bürgerlich demokratisch ... Oder? Da schließt sich der Maurer auf der Baustelle, der "Albaner nicht leiden kann" (letztens gehört) mit den "Gebildeten" zusammen, die am liebsten den Eisernen Vorhang wieder errichten würden.

Ein Problem in diesem Thread besteht darin, dass nicht klar ist, ob das Problem der "bürgerlichen Mitte" im Verhältnis zu einem Rechtsruck auf Deutschland bezogen sein oder in größerem Maßstab verhandelt werden soll. Die Sorge vor einem neuen nationalistischen Fiasko in Europa leitet sich für mich in erster Linie aus der Erfahrung der Jugoslawien-Kriege ab. Auch wenn ich nicht direkt vor Ort war. Ich wüsste nicht, warum eine historische Aufarbeitung dieser Kriege weniger angebracht sein soll als die Aufarbeitung der beiden Weltkriege. Die rein zahlenmäßig unterschiedlichen Bedeutsamkeiten sind jedenfalls kein Grund. Es zeigt sich dabei auf jeden Fall eines: Menschen, die über Jahrzehnte hinweg zumindest äußerlich friedlich nebeneinander lebten und sehr wohl so etwas wie eine bürgerliche Mitte bildeten, teils befreundet und verschwägert waren, gehen mit Messern und Gewehren aufeinander los und glauben, es nicht miteinander aushalten zu können. Da ich das eben nicht auf irgendeine Kulturprägung, geographische Herkunft, Ethnie oder gar Rasse schiebe ... kommt für mich als Schlussfolgerung nur in Betracht, dass diese "bürgerliche Mittigkeit" auch in Deutschland nur ein dünner, provisorischer Film ist, unter dem die Wölfischkeit des Menschen jederzeit wieder hervorbrechen kann. Für die bürgerliche Mitte in Deutschland und Mitteleuropa sind die Schrecknisse des 20. Jahrhunderts inzwischen so etwas wie die vagen Erinnerungen an einen Alptraum irgendwann um 10 Uhr vormittags nach einem guten Frühstück: Was hast du da schreckliches geträumt? Und inzwischen weiß man wieder: Gestern, das war Aufklärung, Humboldt, Mozart, Goethe, Kant. Heute, das ist die verfassungspatriotische Bundesrepublik, DGB, Bundesliga, ZDF-Sportstudio. War da was?

Der Rechtsruck in der bürgerlichen Mitte ist gleichzeitig eine entschiedene Abkehr von diesem Rechtsruck. Zumindest in dieser sogenannten "bildungsbürgerlichen" Mitte. In Frankreich läuft im rechten Teil dieser bildungsbürgerlichen Mitte in jüngerer Zeit zum Beispiel eine Renaissance rund um die (ja schon seit Jahrhunderten) überhöhte Figur der Jungfrau von Orleans. Ständig gibt es neue Bücher zum Thema. Und nun mit dem Brexit und einer vermeintlichen historischen Parallele der "Engländer-Vertreibung" nach zig Jahrhunderten nimmt diese nationalistische "Jeanne d'Arc"-Verehrung noch einmal richtig Fahrt auf. Ja, bitte, kneif' mir mal jemand in den Arm. In welchem Jahrhundert leben wir denn? Und gibts da wirklich einen fundamentalen Unterschied zur Trianon-Bewegung in Ungarn oder zu den Amselfeldschlachten-Beschwörern in Serbien? Es gibt in dieser bürgerlichen Mitte sowohl in Frankreich als auch in Ungarn nicht wenige entsetzte Intellektuelle, die um nix in der Welt bei diesen Entwicklungen dabei sein wollen. Und dann schon mal als Panikmacher bezeichnet werden.

Anderes Beispiel aus Deutschland: Voriges Jahr ist es einer Mehrheit der Belegschaft der Uni Greifswald nun doch gelungen, den Namen "Ernst-Moritz Arndt", der ihr 1933 ehrenhalber verliehen wurde und vom DDR-Regime wohlfeil verlängert wurde, abzulegen. Eigentlich gegen ein entsprechendes Referendum. Es gibt den einen Teil der bildungsbürgerlichen Mitte, der unter keinen Umständen bei einer Recherche seiner Publikationen in irgendeinen Zusammenhang mit Joseph Göbbels oder Walter Ulbricht gebracht werden will. Verständlich! Und es gibt den anderen Teil, der auf Vaterlandstradition beharrt und gerade mit Arndt in Verbindung gebracht werden will. Gerade in der juristischen Fakultät in Greifswald sind Personen-Netzwerke über schlagende Verbindungen so relevant, als hätte es 40 Jahre DDR nie gegeben.

Die "bürgerliche Mitte" in Europa arbeitet sich durchaus am Rechtsruck und am Nationalismus ab. Nur natürlich nicht mit einer eindeutigen Tendenz.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(01 May 2019, 15:09)

Allein die Existenz des heutigen deutschen Nationalstaates("Deutschland") oder sonstiger Staaten beweist doch, dass der Nationalismus nicht nur irgendwo "angekommen" ist, sondern die Basis der heutigen politischen Strukturen bildet. Auf Basis dieser Idee der Zugehörigkeit wird dann bspw. das Staatsvolk besteuert.
Nein. Das stimmt einfach nicht. Basis der Steuerpflicht ist nicht die "Idee einer Zugehörigkeit" sondern so etwas wie die Meldepflicht der Bürger. Nüchterner könnte diese Basis der Steuerpflicht gar nicht sein. Es ist die Sache oder Macke jedes Einzelnen, aus Dingen wie Meldepflicht und Steuerveranlagung so etwas wie Zugehörigkeitsgefühl saugen zu wollen.
Was hat zur deutschen Einheit geführt? Das kann ja wohl bloß die Idee einer deutschen Nation, die irgendwie zusammengehört, gewesen sein. Wer gegen Nationalismus und Kollektivismus ist, müsste stattdessen für Seperation, Sezession etc sein, die bis hinunter zum Einzelmenschen reicht.
Wer für Separation bis hinunter zum Einzelnen ist, ist nicht gegen Nationalismus sondern ein Dummkopf. Dass Dinge wie Besteuerung, Gesundheitswesen, Bildung usw. weder straßenweise noch europaweit am besten regelbar sind sondern in sinnvollen territorialen Einheiten irgendwo dazwischen, die sich praktischerweise an den historischen Einheiten und vor allem auch wenigstens ungefähr an den Sprachräumen ausrichten, ist vor allem eine Sache praktischer, rationaler Vernunft.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 00:30)
"Durchschnittliche Linke" marschierten schon mal nicht Schulter an Schulter mit Höcke, Bachmann, Pro Chemnitz und rechtsextremen Hooligans durch Chemnitz. Und das werden sie auch künftig nicht tun. Und die "durchschnittlichen Mitte-Leute", die ich bei der Mai-Feier traf, waren keine AfD-Freunde. Ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil: Denen ist es ziemlich peinlich, wie sich einige "besorgte Bürger", die sich selbst dummerweise auch "Mitte" nennen, benehmen... im Schulterschluss mit Herrn Höcke. Es gibt halt sone und sone unter den Durchschnittlich-Mittigen :D
Selina, Du hast das ja richtig erkannt. Ich frage mich allerdings ob Dir ein Zacken aus der Krone bricht, wenn Du nun einfach mal eingestehst, dass es etwas anderes ist davon zu reden, dass "manche Mitte-Leute", ggf. auch "mache durchschnittliche Mitte-Leute" etwas anderes bedeutet wie "durchschnittliche Mitte-Leute" ganz allgemein (so wie Du es eben ursprünglich eingesetzt hast).

Ist Dir wirklich nicht klar worum es bei dieser begrifflichen Unterscheidung geht, oder möchtest Du das einfach nicht eingestehen? Sorry, aber es ist doch offensichtlich ein Unterschied zu scheiben "durchschnittliche Linke sind Mörder" oder "es gibt auch durchschnittliche Linke die Mörder sind".

Für mich ist das Thema damit durch. Ich sehe es nicht als mein Problem an wenn Du durch sprachliche Ungenauigkeiten - ob bewußt oder unbewußt eingesetzt - hier hitzige Diskussionen um nichts auslöst.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(02 May 2019, 08:40)

So ist es, mit der suggerierten Verantwortung, sich als bürgerliche Mitte gefälligst offenkundig streitbar gegen den Rechtsruck zu positionieren, geht die Verpflichtung, dies gefälligst im solidarischen Zusammenschluss mit linken Randgruppierungen zu tun, einher. Das Spiel ist allerdings so durchschaubar, dass sich die bürgerliche Mitte verweigert. Was ihr wiederum vom linken Rand als rechtspopulistisch affin angeheftet wird.
Man müsste das anhand der Reaktion auf offensichtliche und symptomatische Beispiele für Rechtsruckungen genau untersuchen.

Eins der bekanntesten Beispiele dürfte die "Denkmal-der-Schande"-Äußerung von AfD-Rechtsaußen Höcke sein. Als Reaktion darauf stellte die linke Gruppierung "Zentrum für politische Schönheit" eine Nachbildung des Holocaust-Mahnmals als Provokation direkt neben Höckes Wohnhaus. Zumindest der Linken-MP Thüringens Ramelow, dessen Regierung für den Fall verantwortlich ist, stellte sich unmissverständlich dagegen. DIe Privatsphäre habe auch bei politisch berechtigtem Protest aus rechtsstaatlichen Gründen tabu zu sein. Der ZPS-Chef darf sich nach Gerichtsbeschluss dem Höcke-Haus nicht mehr nähern. Ramelow hat nicht dazu aufgerufen, sich an der Kunstaktion zu beteiligen.

Was soll ich daraus schlussfolgern? Dass Thüringens Linken-Politiker selbst zum eben nur linken Rand der bürgerlichen Mitte zählen? Andererseits war es ein ganz normales bürgerliches Landgericht aus Köln, das diesen Holocaust-Denkmalsnachbau als zulässig im Rahmen der Kunstfreiheit ansah.

Das Problem ist einfach zu relevant, um es nur für ein Links-Rechts-Palaver zu nutzen. Politisch seriöse Analysen versuchen, es in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext und einen politischen Entwicklungstrend einzuordnen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(02 May 2019, 09:15)

Selina, Du hast das ja richtig erkannt. Ich frage mich allerdings ob Dir ein Zacken aus der Krone bricht, wenn Du nun einfach mal eingestehst, dass es etwas anderes ist davon zu reden, dass "manche Mitte-Leute", ggf. auch "mache durchschnittliche Mitte-Leute" etwas anderes bedeutet wie "durchschnittliche Mitte-Leute" ganz allgemein (so wie Du es eben ursprünglich eingesetzt hast).

Ist Dir wirklich nicht klar worum es bei dieser begrifflichen Unterscheidung geht, oder möchtest Du das einfach nicht eingestehen? Sorry, aber es ist doch offensichtlich ein Unterschied zu scheiben "durchschnittliche Linke sind Mörder" oder "es gibt auch durchschnittliche Linke die Mörder sind".

Für mich ist das Thema damit durch. Ich sehe es nicht als mein Problem an wenn Du durch sprachliche Ungenauigkeiten - ob bewußt oder unbewußt eingesetzt - hier hitzige Diskussionen um nichts auslöst.
Sorry, aber ich weiß echt nicht, was dein Problem ist. Zu Missverständnissen gehören immer mehrere Seiten. Ich hab mindestens an fünf Stellen gesagt, dass ich selbstverständlich nicht die gesamte "durchschnittliche bürgerlicher Mitte" meine, sondern solche Höcke-Bachmann-Kohlmann-Schulterschluss-Leute, die nicht müde werden zu betonen, sie seien nicht rechtsradikal und schon gar nicht rechtsextrem, sondern eher "der Mitte zugehörig" und die dennoch wie selbstverständlich mit diesen Leuten Schulter an Schulter durch die Gegend laufen. Und ja, dieses ständige Gerede von "nicht integrierbar", "Asylantenflut", "unkontrollierte Masseneinwanderung" und "Überfremdung" das kommt zuweilen auch aus dieser "durchschnittlichen Mitte". Auf der anderen Seite treffe ich oft auch "durchschnittliche Mitte-Leute", die nie auf die Idee kommen würden, sich auch nur ansatzweise rassistisch oder fremdenfeindlich zu äußern. Das ist halt alles sehr differenziert und widersprüchlich, was in dieser Mitte so abläuft.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 May 2019, 08:48)

Ich habe wirklich keinen Kontaktmangel mit irgendeiner bürgerlichen Mitte. Ich höre allerdings auch genau hin, was bei einer Grillparty so nach einigen Glas Bier geredet wird. Nein. Es geht nicht um Pläne für irgendeine Gewalt-Aktion. Es geht dabei häufig um den ganz alltäglichen beschissenen erbärmlichen Alltagsrassismus. Der sich in "gebildeten" Kreisen auch schon mal darin äußert, dass man "Rassismus" und "Rechtsruck" geographisch zu Osteuropa zuordnet und nicht zu den demokratiefeindlichen politischen Kräften in Osteuropa. So sei er nunmal, der "Osteuropäer". Das ist natürlich nicht rechts oder rassistisch sondern ganz bürgerlich demokratisch ... Oder? Da schließt sich der Maurer auf der Baustelle, der "Albaner nicht leiden kann" (letztens gehört) mit den "Gebildeten" zusammen, die am liebsten den Eisernen Vorhang wieder errichten würden.

Ein Problem in diesem Thread besteht darin, dass nicht klar ist, ob das Problem der "bürgerlichen Mitte" im Verhältnis zu einem Rechtsruck auf Deutschland bezogen sein oder in größerem Maßstab verhandelt werden soll. Die Sorge vor einem neuen nationalistischen Fiasko in Europa leitet sich für mich in erster Linie aus der Erfahrung der Jugoslawien-Kriege ab. Auch wenn ich nicht direkt vor Ort war. Ich wüsste nicht, warum eine historische Aufarbeitung dieser Kriege weniger angebracht sein soll als die Aufarbeitung der beiden Weltkriege. Die rein zahlenmäßig unterschiedlichen Bedeutsamkeiten sind jedenfalls kein Grund. Es zeigt sich dabei auf jeden Fall eines: Menschen, die über Jahrzehnte hinweg zumindest äußerlich friedlich nebeneinander lebten und sehr wohl so etwas wie eine bürgerliche Mitte bildeten, teils befreundet und verschwägert waren, gehen mit Messern und Gewehren aufeinander los und glauben, es nicht miteinander aushalten zu können. Da ich das eben nicht auf irgendeine Kulturprägung, geographische Herkunft, Ethnie oder gar Rasse schiebe ... kommt für mich als Schlussfolgerung nur in Betracht, dass diese "bürgerliche Mittigkeit" auch in Deutschland nur ein dünner, provisorischer Film ist, unter dem die Wölfischkeit des Menschen jederzeit wieder hervorbrechen kann. Für die bürgerliche Mitte in Deutschland und Mitteleuropa sind die Schrecknisse des 20. Jahrhunderts inzwischen so etwas wie die vagen Erinnerungen an einen Alptraum irgendwann um 10 Uhr vormittags nach einem guten Frühstück: Was hast du da schreckliches geträumt? Und inzwischen weiß man wieder: Gestern, das war Aufklärung, Humboldt, Mozart, Goethe, Kant. Heute, das ist die verfassungspatriotische Bundesrepublik, DGB, Bundesliga, ZDF-Sportstudio. War da was?

Der Rechtsruck in der bürgerlichen Mitte ist gleichzeitig eine entschiedene Abkehr von diesem Rechtsruck. Zumindest in dieser sogenannten "bildungsbürgerlichen" Mitte. In Frankreich läuft im rechten Teil dieser bildungsbürgerlichen Mitte in jüngerer Zeit zum Beispiel eine Renaissance rund um die (ja schon seit Jahrhunderten) überhöhte Figur der Jungfrau von Orleans. Ständig gibt es neue Bücher zum Thema. Und nun mit dem Brexit und einer vermeintlichen historischen Parallele der "Engländer-Vertreibung" nach zig Jahrhunderten nimmt diese nationalistische "Jeanne d'Arc"-Verehrung noch einmal richtig Fahrt auf. Ja, bitte, kneif' mir mal jemand in den Arm. In welchem Jahrhundert leben wir denn? Und gibts da wirklich einen fundamentalen Unterschied zur Trianon-Bewegung in Ungarn oder zu den Amselfeldschlachten-Beschwörern in Serbien? Es gibt in dieser bürgerlichen Mitte sowohl in Frankreich als auch in Ungarn nicht wenige entsetzte Intellektuelle, die um nix in der Welt bei diesen Entwicklungen dabei sein wollen. Und dann schon mal als Panikmacher bezeichnet werden.

Anderes Beispiel aus Deutschland: Voriges Jahr ist es einer Mehrheit der Belegschaft der Uni Greifswald nun doch gelungen, den Namen "Ernst-Moritz Arndt", der ihr 1933 ehrenhalber verliehen wurde und vom DDR-Regime wohlfeil verlängert wurde, abzulegen. Eigentlich gegen ein entsprechendes Referendum. Es gibt den einen Teil der bildungsbürgerlichen Mitte, der unter keinen Umständen bei einer Recherche seiner Publikationen in irgendeinen Zusammenhang mit Joseph Göbbels oder Walter Ulbricht gebracht werden will. Verständlich! Und es gibt den anderen Teil, der auf Vaterlandstradition beharrt und gerade mit Arndt in Verbindung gebracht werden will. Gerade in der juristischen Fakultät in Greifswald sind Personen-Netzwerke über schlagende Verbindungen so relevant, als hätte es 40 Jahre DDR nie gegeben.

Die "bürgerliche Mitte" in Europa arbeitet sich durchaus am Rechtsruck und am Nationalismus ab. Nur natürlich nicht mit einer eindeutigen Tendenz.
Nur ein kleiner Hinweis: Natürlich sollte diese ganze Geschichte über die "bürgerliche Mitte" - und wie sie sich zum Rechtsruck verhält - nicht nur unter nationalem, sondern auch unter internationalem Blickwinkel diskutiert werden. Das hab ich im Thread-Anreißer (siehe Link) auch so geschrieben. Irgendwo ein bisschen versteckt steht das dort. Warum? Der Rechtsruck vollzieht sich europaweit und auch in Amerika so gravierend und sichtbar, das kann man nicht nur im streng deutschen Rahmen diskutieren, finde ich. Zumal die internationale Vernetzung schon enorm ist. Mich hätte deshalb auch interessiert, was andere User zu deinen, wie ich finde, interessanten "grenzüberschreitenden" Schilderungen sagen.

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 2#p4437117
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 00:57)
Dieses "ich weiß es genau" bezog sich auf Dinge und Situationen, die ich mit eigenen Augen gesehen hab. Da müsste man schon sehr kurzsichtig sein, um diese Art von Schulterschluss nicht zu sehen.
Du weißt lediglich genau diverse selbsterlebte Situationen zu beurteilen - aber deswegen kannst du noch lange nicht von den "durchschnittlichen Mitte-Bürgern" INSGESAMT sprechen! Ich habe in meinem Leben auch schon einige Linke kennengelernt, aber ich würde deswegen niemals leichtfertig und öffentlich über "durchschnittliche Links-Bürger" urteilen.

Ja, vielleicht hast du diese Art von Mitte-Bürgern erlebt, die den Schulterschluss mit Rechts eingehen - ich überhaupt noch nie. Ist meine Meinung, meine Sicht deswegen falsch oder weniger wert als deine? Vielleicht war das bei dir und mir jeweils nur "Zufall" und in einer anderen Situation entpuppt sich unser bisheriges Bild wiederrum anders. Ich fände das interessant, ich habe kein Problem damit, meine Karten neu zu mischen - dir wäre es wahrscheinlich egal - DU hast dein Urteil ja schon längst gefällt.
Dieser ganze bräunliche Zirkus entbehrt nämlich mitunter nicht einer gewissen Komik.
Aha. Dann begegne den Rechten doch mal mit Humor, statt mit Ernst, wenn du sie so lustig findest. :|
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(02 May 2019, 10:51)

Du weißt lediglich genau diverse selbsterlebte Situationen zu beurteilen - aber deswegen kannst du noch lange nicht von den "durchschnittlichen Mitte-Bürgern" INSGESAMT sprechen! Ich habe in meinem Leben auch schon einige Linke kennengelernt, aber ich würde deswegen niemals leichtfertig und öffentlich über "durchschnittliche Links-Bürger" urteilen.

Ja, vielleicht hast du diese Art von Mitte-Bürgern erlebt, die den Schulterschluss mit Rechts eingehen - ich überhaupt noch nie. Ist meine Meinung, meine Sicht deswegen falsch oder weniger wert als deine? Vielleicht war das bei dir und mir jeweils nur "Zufall" und in einer anderen Situation entpuppt sich unser bisheriges Bild wiederrum anders. Ich fände das interessant, ich habe kein Problem damit, meine Karten neu zu mischen - dir wäre es wahrscheinlich egal - DU hast dein Urteil ja schon längst gefällt.


Aha. Dann begegne den Rechten doch mal mit Humor, statt mit Ernst, wenn du sie so lustig findest. :|
Letztmalig: Nein, ich spreche im Zusammenhang mit dem Schulterschluss nicht von allen "durchschnittlichen Mitte-Bürgern". Und nein, ich hab kein Urteil gefällt, sondern lediglich meine Meinung gesagt. Wenn ich hier in meinem Umfeld die große "Urteile-Fällerin" wäre, hätte mich schon längst einer aus dem Fenster geschmissen :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 11:10)

Letztmalig: Nein, ich spreche im Zusammenhang mit dem Schulterschluss nicht von allen "durchschnittlichen Mitte-Bürgern".
Weiter oben hast du geschrieben:

Ich hab mindestens an fünf Stellen gesagt, dass ich selbstverständlich nicht die gesamte "durchschnittliche bürgerlicher Mitte" meine, sondern solche Höcke-Bachmann-Kohlmann-Schulterschluss-Leute,...

Trifft das auf soviele Mitte-Bürger zu, dass du TROTZDEM so selbstverständlich von einem "Durchschnitt" sprechen kannst? Durchschnitt ist im Grunde ein Mittelmaß; es könnte mindestens die Hälfte von etwas sein. Heißt also, deiner Meinung nach könnten mindestens die Hälfte der Mitte-Bürger den rechten Schulterschluß suchen.

Gut, lassen wir das mal so stehen - beschäftigen wir uns doch aus Gründen der Gerechtigkeit mal mit der anderen Mindest-Hälte des Mitte-Durchschnitts - nämlich jenen Bürgern, die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(02 May 2019, 11:43)

Weiter oben hast du geschrieben:

Ich hab mindestens an fünf Stellen gesagt, dass ich selbstverständlich nicht die gesamte "durchschnittliche bürgerlicher Mitte" meine, sondern solche Höcke-Bachmann-Kohlmann-Schulterschluss-Leute,...

Trifft das auf soviele Mitte-Bürger zu, dass du TROTZDEM so selbstverständlich von einem "Durchschnitt" sprechen kannst? Durchschnitt ist im Grunde ein Mittelmaß; es könnte mindestens die Hälfte von etwas sein. Heißt also, deiner Meinung nach könnten mindestens die Hälfte der Mitte-Bürger den rechten Schulterschluß suchen.

Gut, lassen wir das mal so stehen - beschäftigen wir uns doch aus Gründen der Gerechtigkeit mal mit der anderen Mindest-Hälte des Mitte-Durchschnitts - nämlich jenen Bürgern, die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?
Erstens: Das Beiwort "durchschnittlich", das ich da verwendet habe und das nun für so viel Aufregung sorgt, hat viele Bedeutungen. Nicht nur mathematische. Hier mal die synonymen Bedeutungen von "durchschnittlich":

Synonyme zu durchschnittlich

mittlere; (umgangssprachlich) im Schnitt
alltäglich, gewöhnlich, normal, ordinär; (bildungssprachlich) banal, medioker, profan, trivial; (umgangssprachlich) mittel[gut];(umgangssprachlich scherzhaft) mittelprächtig; (meist abwertend) mittelmäßig; (Kaufmannssprache) average


https://www.duden.de/rechtschreibung/durchschnittlich

Zweitens: Du fragst, was mit "jenen Bürgern" ist, "die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?" Na selbstverständlich sind diese Mitte-Bürger und ihre Meinung wichtig. An anderer Stelle sagte ich mehrfach, es könnte zum Beispiel bei einem drohenden neuen Faschismus (nur mal rein theoretisch) außerordentlich wichtig für den Erhalt und den Schutz der Demokratie sein, dass die Mitte mit anderen gesellschaftlichen Kräften temporäre Bündnisse bildet, die dann wieder aufgelöst werden, sobald der Anlass der Bündnis-Bildung wieder entfällt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 12:03)

Erstens: Das Beiwort "durchschnittlich", das ich da verwendet habe und das nun für so viel Aufregung sorgt, hat viele Bedeutungen.
Deswegen sorgt es ja auch für soviel Aufregung - weil niemand genau wusste, was du damit meintest. Und es ist immernoch nicht klar, von was genau die Rechter-Schulterschluß-Mitte der Durchschnitt sein soll. Deine persönlichen Erfahrungen mit Mitte-Bürgern ist lediglich für deine persönliche Meinung über dein persönliches Umfeld relevant - aber deswegen kannst du hier noch lange nicht allgemein von "durchschnittlichen Mitte-Bürgern" sprechen. Ich dachte, du lehnst Schubladen-Denken ab. :s

Zweitens: Du fragst, was mit "jenen Bürgern" ist, "die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?" Na selbstverständlich sind diese Mitte-Bürger und ihre Meinung wichtig. An anderer Stelle sagte ich mehrfach, es könnte zum Beispiel bei einem drohenden neuen Faschismus (nur mal rein theoretisch) außerordentlich wichtig für den Erhalt und den Schutz der Demokratie sein, dass die Mitte mit anderen gesellschaftlichen Kräften temporäre Bündnisse bildet, die dann wieder aufgelöst werden, sobald der Anlass der Bündnis-Bildung wieder entfällt.
Wenn du tatkräftige Bündnisse willst, müsste man erst mal nahe an einer gemeinsamen Meinung sein. Und nicht nur bei den Themen AfD, Neue Rechte, Menschenfeindlichkeit usw. Es gibt noch weitaus andere und bedeutendere Faktoren, die unser ALLER Leben bestimmen. Lass' uns doch mal darüber reden. Bzgl. Rechts sind wir ja im Grunde ein- und derselben Meinung, dass wir das nicht wollen und nicht befürworten. Aber Deutschland, Europa und die restliche Welt leidet bekanntlich nicht nur unter dem Erstarken von rechtspolitischen Kräften. Jetzt bist am Zug! Ich muss zur Arbeit.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Teeernte »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 12:03)

Erstens: Das Beiwort "durchschnittlich", das ich da verwendet habe und das nun für so viel Aufregung sorgt, hat viele Bedeutungen. Nicht nur mathematische. Hier mal die synonymen Bedeutungen von "durchschnittlich":

Synonyme zu durchschnittlich

mittlere; (umgangssprachlich) im Schnitt
alltäglich, gewöhnlich, normal, ordinär; (bildungssprachlich) banal, medioker, profan, trivial; (umgangssprachlich) mittel[gut];(umgangssprachlich scherzhaft) mittelprächtig; (meist abwertend) mittelmäßig; (Kaufmannssprache) average


https://www.duden.de/rechtschreibung/durchschnittlich

Zweitens: Du fragst, was mit "jenen Bürgern" ist, "die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?" Na selbstverständlich sind diese Mitte-Bürger und ihre Meinung wichtig. An anderer Stelle sagte ich mehrfach, es könnte zum Beispiel bei einem drohenden neuen Faschismus (nur mal rein theoretisch) außerordentlich wichtig für den Erhalt und den Schutz der Demokratie sein, dass die Mitte mit anderen gesellschaftlichen Kräften temporäre Bündnisse bildet, die dann wieder aufgelöst werden, sobald der Anlass der Bündnis-Bildung wieder entfällt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 May 2019, 09:58)

Man müsste das anhand der Reaktion auf offensichtliche und symptomatische Beispiele für Rechtsruckungen genau untersuchen.

Eins der bekanntesten Beispiele dürfte die "Denkmal-der-Schande"-Äußerung von AfD-Rechtsaußen Höcke sein. Als Reaktion darauf stellte die linke Gruppierung "Zentrum für politische Schönheit" eine Nachbildung des Holocaust-Mahnmals als Provokation direkt neben Höckes Wohnhaus. Zumindest der Linken-MP Thüringens Ramelow, dessen Regierung für den Fall verantwortlich ist, stellte sich unmissverständlich dagegen. DIe Privatsphäre habe auch bei politisch berechtigtem Protest aus rechtsstaatlichen Gründen tabu zu sein. Der ZPS-Chef darf sich nach Gerichtsbeschluss dem Höcke-Haus nicht mehr nähern. Ramelow hat nicht dazu aufgerufen, sich an der Kunstaktion zu beteiligen.

Was soll ich daraus schlussfolgern? Dass Thüringens Linken-Politiker selbst zum eben nur linken Rand der bürgerlichen Mitte zählen? Andererseits war es ein ganz normales bürgerliches Landgericht aus Köln, das diesen Holocaust-Denkmalsnachbau als zulässig im Rahmen der Kunstfreiheit ansah.

Das Problem ist einfach zu relevant, um es nur für ein Links-Rechts-Palaver zu nutzen. Politisch seriöse Analysen versuchen, es in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext und einen politischen Entwicklungstrend einzuordnen.
Was soll man daraus schlussfolgern?
Vielleicht, dass weder Ramelow, noch das Landgericht exemplarisch für die sog. bürgerliche Mitte stehen?

Ich behaupte jetzt mal einfach, die bürgerliche Mitte hat den Vorfall zur Kenntnis genommen und wahlweise jeweils zustimmend genickt, oder jeweils den Kopf geschüttelt, oder ist die Achseln zuckend zum nächsten Thema über gegangen. Mich darauf berufene, dass keine verlässlichen Daten existieren, wie die Melange der bürgerlichen Mitte in % auf die oben geschilderten Vorgänge reagiert hat.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

JJazzGold hat geschrieben:(02 May 2019, 08:40)

So ist es, mit der suggerierten Verantwortung, sich als bürgerliche Mitte gefälligst offenkundig streitbar gegen den Rechtsruck zu positionieren, geht die Verpflichtung, dies gefälligst im solidarischen Zusammenschluss mit linken Randgruppierungen zu tun, einher. Das Spiel ist allerdings so durchschaubar, dass sich die bürgerliche Mitte verweigert. Was ihr wiederum vom linken Rand als rechtspopulistisch affin angeheftet wird.
Die bürgerliche Mitte verweigert sich nicht bei uns. Sie geht Hand in Hand mit den Linken! Woanders geht die bürgerliche Mitte Hand in Hand mit den Rechten! So verschieden ist das halt!
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Die bürgerliche Mitte geht weder Hand in Hand mit Links- noch mit Rechtsradikalen, würde sie das tun, wäre sie ja nicht die Mitte, sondern links oder rechts. Logik, über die du vllt. zweimal denken musst :p
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 May 2019, 19:29)

Die bürgerliche Mitte geht weder Hand in Hand mit Links- noch mit Rechtsradikalen, würde sie das tun, wäre sie ja nicht die Mitte, sondern links oder rechts. Logik, über die du vllt. zweimal denken musst :p
Wenn ich Hand in Hand mit einem Schwarzen gehe werde ich nicht selbst schwarz. Auch nicht, wenn ich zweimal in den Spiegel sehe. :D
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