Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
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Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Hallo
von vornherein: ich bin NICHT rechtsextrem, judenfeindlich oder irgendetwas! Meine Gedankengänge, die ich hier in den Raum stelle, ergaben sich letztens bei einem Gespräch mit ein paar meiner Kollegen und mich interessiert einfach mal eure Meinung dazu.
Und zwar sprachen wir darüber, dass, als wir noch zur Schule gingen, es Pflicht war, sich mit dem Thema Holocaust, Auschwitz, Ausländerfeindlichkeit, Migration etc. zu befassen und eine Art Exkursion in ein Konzentrationslager mitzuerleben. Es fing in der 7. Klasse an und endete leider erst mit dem Abitur. Jedes Schuljahr in den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Sozialkunde und Religion ging es um Nazis, Aufarbeitung, Migration, Ausländerfeindlichkeit, Melting Pot usw. Das war auf Dauer in der Menge echt nicht zu ertragen.
Als ich dann irgendwann mal in der 11. Klasse protestierte und mich darüber beschwerte, dass ich absolut keinen Bock mehr auf dieses immer gleiche Thema hatte und ich auch mal ganz andere Aspekte und Themen der Menschheitsgeschichte und Soziologie behandeln würde, hat man mich zusammengeschissen und meine Eltern herbestellt. Als ich dann in der 12. Klasse die jüdische Kippa als "lustiges Hütchen" bezeichnete (Mir fiel die Bezeichnung damals nicht ein, deshalb ^^), folgte eine Lehrerkonferenz, zu der ich herbestellt worden bin und mich erklären sollte! Ja, ich weiß: kindisch und dumm von mir, aber glaubt mir eins: wenn man soviele Jahre mit dem immer gleichen Thema bombardiert worden ist, ist man irgendwann so gelangweilt, dass man solche Sachen eben tut ^^
Zur Lehrerkonferenz:
Ich habe dort geantwortet, dass ich der Meinung bin, dass die jetzige (ich war damals 17 oder 18) und die Generation Kinder, die zukünftig im Geschichtsunterricht dieses Thema behandelt, eigentlich nicht mehr soviel damit zu tun hat und außer, im Unterricht davon zu hören, auch nicht mehr groß damit belastet werden sollte. Natürlich finde ich es wichtig, dass gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit angegangen wird und natürlich ist es schrecklich und widerwärtig, was damals geschehen ist, als dieser Diktator an der Macht war und es darf sich nie wiederholen. Ich finde, das mit dem Thema "Holocaust" und "Migration/Ausländerfeindlichkeit" im Geschichtsunterricht auf eine Art und Weise umgegangen werden sollte, das einem nicht eine gewisse "Erbschuld" zugeschoben wird. Vorallem sollten die Kinder nicht jahrelang damit zugebombt und konditioniert werden. Ein Jahr reicht für das Thema inkl. Anhang und Nebenthemen locker aus! Das Thema sollte auch nicht stets mit erhobenem Zeigefinger behandelt werden ("Das ihr ja bloß daran denkt, wie schrecklich das damals war!")
Naja, jedenfalls war das nicht die von der Lehrerschaft erhoffte Antwort und mir wurde vorgeworfen "Nichts verstanden zu haben!" Wie auch immer. Ich bin es Leid, dass dieses Thema in der Schule so einseitig behandelt wird und jegliche Einwende gegen diese Gutmenschen-Ideologie als "Rassismus" und "Fehlleitung" diffamiert werden! Die Generationen, die diese schreckliche Sache erlebt haben, sterben aus und trotzdem wird davon gesprochen, als gäbe es diese immer noch und als würden wir tagtäglich in Gefahr leben, das Morgen irgendjemand wieder damit anfängt.
von vornherein: ich bin NICHT rechtsextrem, judenfeindlich oder irgendetwas! Meine Gedankengänge, die ich hier in den Raum stelle, ergaben sich letztens bei einem Gespräch mit ein paar meiner Kollegen und mich interessiert einfach mal eure Meinung dazu.
Und zwar sprachen wir darüber, dass, als wir noch zur Schule gingen, es Pflicht war, sich mit dem Thema Holocaust, Auschwitz, Ausländerfeindlichkeit, Migration etc. zu befassen und eine Art Exkursion in ein Konzentrationslager mitzuerleben. Es fing in der 7. Klasse an und endete leider erst mit dem Abitur. Jedes Schuljahr in den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Sozialkunde und Religion ging es um Nazis, Aufarbeitung, Migration, Ausländerfeindlichkeit, Melting Pot usw. Das war auf Dauer in der Menge echt nicht zu ertragen.
Als ich dann irgendwann mal in der 11. Klasse protestierte und mich darüber beschwerte, dass ich absolut keinen Bock mehr auf dieses immer gleiche Thema hatte und ich auch mal ganz andere Aspekte und Themen der Menschheitsgeschichte und Soziologie behandeln würde, hat man mich zusammengeschissen und meine Eltern herbestellt. Als ich dann in der 12. Klasse die jüdische Kippa als "lustiges Hütchen" bezeichnete (Mir fiel die Bezeichnung damals nicht ein, deshalb ^^), folgte eine Lehrerkonferenz, zu der ich herbestellt worden bin und mich erklären sollte! Ja, ich weiß: kindisch und dumm von mir, aber glaubt mir eins: wenn man soviele Jahre mit dem immer gleichen Thema bombardiert worden ist, ist man irgendwann so gelangweilt, dass man solche Sachen eben tut ^^
Zur Lehrerkonferenz:
Ich habe dort geantwortet, dass ich der Meinung bin, dass die jetzige (ich war damals 17 oder 18) und die Generation Kinder, die zukünftig im Geschichtsunterricht dieses Thema behandelt, eigentlich nicht mehr soviel damit zu tun hat und außer, im Unterricht davon zu hören, auch nicht mehr groß damit belastet werden sollte. Natürlich finde ich es wichtig, dass gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit angegangen wird und natürlich ist es schrecklich und widerwärtig, was damals geschehen ist, als dieser Diktator an der Macht war und es darf sich nie wiederholen. Ich finde, das mit dem Thema "Holocaust" und "Migration/Ausländerfeindlichkeit" im Geschichtsunterricht auf eine Art und Weise umgegangen werden sollte, das einem nicht eine gewisse "Erbschuld" zugeschoben wird. Vorallem sollten die Kinder nicht jahrelang damit zugebombt und konditioniert werden. Ein Jahr reicht für das Thema inkl. Anhang und Nebenthemen locker aus! Das Thema sollte auch nicht stets mit erhobenem Zeigefinger behandelt werden ("Das ihr ja bloß daran denkt, wie schrecklich das damals war!")
Naja, jedenfalls war das nicht die von der Lehrerschaft erhoffte Antwort und mir wurde vorgeworfen "Nichts verstanden zu haben!" Wie auch immer. Ich bin es Leid, dass dieses Thema in der Schule so einseitig behandelt wird und jegliche Einwende gegen diese Gutmenschen-Ideologie als "Rassismus" und "Fehlleitung" diffamiert werden! Die Generationen, die diese schreckliche Sache erlebt haben, sterben aus und trotzdem wird davon gesprochen, als gäbe es diese immer noch und als würden wir tagtäglich in Gefahr leben, das Morgen irgendjemand wieder damit anfängt.
Helmut Schmidt über Zuwanderung, im Jahr 2004: "Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen."
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Deine Eingangsfrage war, ob es noch zeitgemäß sei, das Thema Drittes Reich in der Schule zu behandeln resp. so exzessiv zu behandeln, wie Du Dich daran erinnerst. Ja, ich finde, das muss. Über die Form kann man sicher streiten. In meiner Schulzeit war es eher umgekehrt - man war eher geneigt, das Thema unter den Tisch fallen zu lassen.Skurwysyn hat geschrieben:(10 Apr 2019, 22:49)
Naja, jedenfalls war das nicht die von der Lehrerschaft erhoffte Antwort und mir wurde vorgeworfen "Nichts verstanden zu haben!" Wie auch immer. Ich bin es Leid, dass dieses Thema in der Schule so einseitig behandelt wird und jegliche Einwende gegen diese Gutmenschen-Ideologie als "Rassismus" und "Fehlleitung" diffamiert werden! Die Generationen, die diese schreckliche Sache erlebt haben, sterben aus und trotzdem wird davon gesprochen, als gäbe es diese immer noch und als würden wir tagtäglich in Gefahr leben, das Morgen irgendjemand wieder damit anfängt.
Was Du allerdings mit Deinem letzten Abschnitt (siehe Zitat) zum Ausdruck bringen willst, verstehe ich noch nicht so ganz. Was heißt denn "einseitige Behandlung" und "Gutmenschen-Ideologie"? Und ja, die Gefahr, dass "morgen wieder irgend jemand damit anfängt", die sehe ich schon.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Du hast dir dieses "ich bin kein Nazi, aber...." echt angetan?Troh.Klaus hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:08)
Deine Eingangsfrage war, ob es noch zeitgemäß sei, das Thema Drittes Reich in der Schule zu behandeln resp. so exzessiv zu behandeln, wie Du Dich daran erinnerst. Ja, ich finde, das muss. Über die Form kann man sicher streiten. In meiner Schulzeit war es eher umgekehrt - man war eher geneigt, das Thema unter den Tisch fallen zu lassen.
Was Du allerdings mit Deinem letzten Abschnitt (siehe Zitat) zum Ausdruck bringen willst, verstehe ich noch nicht so ganz. Was heißt denn "einseitige Behandlung" und "Gutmenschen-Ideologie"? Und ja, die Gefahr, dass "morgen wieder irgend jemand damit anfängt", die sehe ich schon.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Klar...Ein Terraner hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:21)
Du hast dir dieses "ich bin kein Nazi, aber...." echt angetan?
Ich finde diese Dämonisierung der Aber-Wortes echt blöd. Es zwingt die Diskutanten in Schwarz-Weiß Schemata und verhindert jede sinnvolle Diskussion.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
'Nun ja, nach dem ersten Post will ich noch nicht richten.Ein Terraner hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:21)
Du hast dir dieses "ich bin kein Nazi, aber...." echt angetan?
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Dieser "Neu"-User wirft einfach ein provokatives Stöckchen nach dem anderen.Troh.Klaus hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:32)
'Nun ja, nach dem ersten Post will ich noch nicht richten.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Ach, mir tut ein wenig Bewegung bestimmt ganz gut.Vongole hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:35)
Dieser "Neu"-User wirft einfach ein provokatives Stöckchen nach dem anderen.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Das ist für mich immer wieder interessant, wie man mit dem Thema scheints auf den Gymnasien umging - ich besuchte die Realschule, da wurde das Thema in drei, vier Unterrichtseinheiten Geschichte Klasse 9 durchgenommen, hauptsächlich Jahresdaten wurden anteilig in einer Klassenarbeit abgefragt und das war's dann.Skurwysyn hat geschrieben:(10 Apr 2019, 22:49)
Und zwar sprachen wir darüber, dass, als wir noch zur Schule gingen, es Pflicht war, sich mit dem Thema Holocaust, Auschwitz, Ausländerfeindlichkeit, Migration etc. zu befassen und eine Art Exkursion in ein Konzentrationslager mitzuerleben. Es fing in der 7. Klasse an und endete leider erst mit dem Abitur. Jedes Schuljahr in den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Sozialkunde und Religion ging es um Nazis, Aufarbeitung, Migration, Ausländerfeindlichkeit, Melting Pot usw.
Kann es sein oder ist es tatsächlich so, dass das Thema abhängig von den Schulformen unterschiedlich intensiv durchgenommen wird? Wenn ja, welcher Sinn und welche Absicht steckt dahinter?
Ich finde es schon sehr wichtig, dass das Thema im Schulunterricht behandelt wird - ABER:Naja, jedenfalls war das nicht die von der Lehrerschaft erhoffte Antwort und mir wurde vorgeworfen "Nichts verstanden zu haben!" Wie auch immer. Ich bin es Leid, dass dieses Thema in der Schule so einseitig behandelt wird und jegliche Einwende gegen diese Gutmenschen-Ideologie als "Rassismus" und "Fehlleitung" diffamiert werden! Die Generationen, die diese schreckliche Sache erlebt haben, sterben aus und trotzdem wird davon gesprochen, als gäbe es diese immer noch und als würden wir tagtäglich in Gefahr leben, das Morgen irgendjemand wieder damit anfängt.
Wenn ich so zurückdenke, kann ich mich vielleicht noch an zwei, drei weitere Themen erinnern, welche wir damals in Geschichtsunterricht definitiv durchgenommen haben. Ich weiß z. B. nicht mehr, was ich damals von diesen hielt, ob sie mich interessierten, wie ich bei Abfragen oder Klassenarbeiten diesbezüglich abgeschnitten habe. Und so geht es mir auch bei den restlichen Schulfächern; es ist herzlich wenig bis gar nichts haften geblieben. Deutsch und Bildende Kunst waren jedenfalls meine Liebling-, Physik und Sport meine Hassfächer. Ich habe auch kein bisschen für den Abschluß gelernt - und trotzdem mit einer 2,2 abgeschlossen.
Was ich aber anderwertiges abseits vom Schulunterricht "gelernt" habe und wie ich dabei empfunden habe, dass weiß ich tw. bis heute noch ganz genau. Und ich meine, das ist auch ganz und gar normal. Sogesehen, hätte man mich damals mit dem Thema Holocaust, Hitler, Judenverfolgung, 2.WK usw. auch zuballern können; im schlimmsten Fall hätte ich für mein jetziges Leben nichts davon mitgenommen - weil mir damals vielleicht der Riesenpickel auf meiner Stirn, meine erste große Liebe oder die Aussicht auf heimliches Saufen mit den Kumpels und sturmfreier Bude einfach wichtiger waren.
Ich glaube auch, als Heranwachsender ist man auch noch gar nicht richtig in der Lage, die Schwere und Schuld von damals wirklich zu verstehen und die nachfolgende Verantwortung für die Zukunft entsprechend umzusetzen. Man bleibt schließlich nicht der Mensch, der man damals in der Schule war; die körperliche Entwicklung mag am Ende der Schulzeit so ziemlich ihren Höhepunkt finden, aber die geistige Entwicklung ist im Grunde erst abgeschlossen, wenn man stirbt. Es heißt ja nicht umsonst: Das Leben ist eine Schule.
Erst mit Ende 20 habe ich angefangen, mich mit dem Thema intensiv auseinander zu setzen. Wochenlang habe ich mich mit kaum etwas anderem beschäftigt. Ich weiß deshalb aber noch nicht alles und schon gar nicht verstehe ich deswegen alles. Es ist aber genug, dass ich sagen kann, es ist nicht in überzeugende Worte zu fassen, was damals alles geschehen ist. Ich würde nicht sagen, es ist gegenwärtig, aber es ist realistisch. Man kann sagen, es war durch und durch falsch - aber man muss auch sagen, es war durch und durch Absicht. Und das Erschreckenste ist für mich im Grunde nicht mal unbedingt die Ideologie, die Gewalt, das Leid, die Konsequenzen; sondern das, was über allem schwebte: DER PLAN. Es war ja wirklich alles bis in das allerkleinste Detail durchgedacht; nichts, aber auch gar nichts wurde dem Zufall überlassen. Man war tatsächlich auf alles vorbereitet und von allem überzeugt. Und so lief es bis zur allerletzten Kriegs-Sekunde.
Ich frage mich immer wieder, ob ich damals, als Realschüler, auch so darüber gedacht und empfunden hätte und wenn ja, ob sich dass auch so bis heute erhalten hätte. Ich meine, nein. Es mag ein unpassender Vergleich sein, aber ich ich habe damals, so mit 14, 15 Jahren, das erste Mal Stephen King's "Es" gelesen. Wochenlang hatte ich danach Angst vor allem. Zwei, drei Jahre später habe ich all meinen Mut zusammen genommen und das Buch nochmal gelesen. Angst hatte ich danach sehr wenig, vielmehr überwiegte sie Faszination für das Können von Stephen King. Nochmal ein paar Jahre später, wollte ich das Buch ein drittesmal durchlesen, aber schon nach ein paar Seiten langweilte ich mich schrecklich und seither verstaubt es in meinem Bücherregal - Lange Geschichte, unwirkliches Geschehen, Ende bekannt = würde ich vielleicht heute über die NS-Zeit und allem, was damit zusammenhängt, auch so urteilen, hätte ich im Schulunterricht den ganzen Stoff durchgenommen (bzw. durchnehmen müssen)? Ich weiß es nicht. Ich bin aber sehr froh, dass es heute so ist, wie es ist. Das mir dieses Thema nicht egal ist, sondern "nur" der dicke Wälzer von Stephen King.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Die 12 Jahre sind nur ein Vogelschiss in der deutschen und vor-deutschen Geschichte.
Ja ich kann mich erinnern, mich hat das in der Schulzeit auch irgendwann ermüdet. Ein Jahr wäre genug..
Mir kam dafür die Antike und die Spätantike als kulturell stark prägende Epoche viel zu kurz!
Ebenso die DDR im Vergleich zum dritten Reich und die Geschichte anderer Nationen.
Vieles habe ich erst nach der Schulzeit gelernt. Z.B. so simple Fragen, was eigentlich die Namen der deutschen Wochentage bedeuten..
Und ja. Ich bin ein Nazi (also müssen wir das nicht mehr diskutieren).
Ja ich kann mich erinnern, mich hat das in der Schulzeit auch irgendwann ermüdet. Ein Jahr wäre genug..
Mir kam dafür die Antike und die Spätantike als kulturell stark prägende Epoche viel zu kurz!
Ebenso die DDR im Vergleich zum dritten Reich und die Geschichte anderer Nationen.
Vieles habe ich erst nach der Schulzeit gelernt. Z.B. so simple Fragen, was eigentlich die Namen der deutschen Wochentage bedeuten..
Und ja. Ich bin ein Nazi (also müssen wir das nicht mehr diskutieren).
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Soll ja keine sein. Willst ne Verkaufveranstaltung. Historisch bewiesen = keine Erbschuld ( = Begriff faschistischer Denke ), nur besondere Verantwortung. Wirst der nicht gerecht.Skurwysyn hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:30)
Klar...
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Denkanstoß. Gesicherte Quelle/Info -> take it or leave it.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Ja!Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Den westfälischen Frieden (und vieles andere mehr) "tun" wir den Kindern ja auch an und dazu haben wir heutzutage ja noch weniger Bezug,
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Die Frage ist zu klären, wie und durch wen speziell dieser Begriff "Erbschuld" überhaupt in eine Vergangenheitsaufarbeitung bzw. in eine Diskussion über die Art und Weise dieser Vergangenheitsaufarbeitung gelangt ist. Bei der Reeducation unmittelbar nach dem Kriegsende war von seiten der Amerikaner - und das auch nur kurzzeitig - von einer "Kollektivschuld" die Rede. Das bezog sich aber auf die Zeitgenossen und ist etwas ganz anderes. Seit langer Zeit bereits ist in seriösen Beiträgen von einer "Verantwortung" der Deutschen und nicht von einer "Erbschuld" die Rede. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Gymnasiallehrer nicht von "Verantwortung" sondern von "Erbschuld" sprechen.
Umgekehrt: Der Begriff "Erbschuld" verweist eher in einen antisemitischen Graubereich von sprachlicher Vermengung zwischen religiösen und rassistischen Zuschreibungen.
Umgekehrt: Der Begriff "Erbschuld" verweist eher in einen antisemitischen Graubereich von sprachlicher Vermengung zwischen religiösen und rassistischen Zuschreibungen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Ich bin froh, dass du fragst. Ja, Schüler sollen weiterhin sachlich und auf aktuellem Stand über den NS, den Weltkrieg, die KL usw aufgeklärt werden ohne nationale Beschönigungen. Das ist wichtig, auch um die Konflikte mit den Ländern der Welt heute richtig einzuordnen.
Richtig ist, dass der Zugang heute ein anderer ist als in den 50ern oder 70ern. Man wird kaum noch Zeitzeugen einladen können oder als Hausaufgabe in der Familie nachfragen.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Dafür haben die ersten 6 Worte ausgereicht, wenn ein Posting mit "Hallo von vornherein: ich bin NICHT rechtsextrem," anfängt kann doch nur noch Dünnschiss kommen.Troh.Klaus hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:32)
'Nun ja, nach dem ersten Post will ich noch nicht richten.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Und das bepinselt mit rechtsextremen Vokabular.Vongole hat geschrieben:(10 Apr 2019, 23:35)
Dieser "Neu"-User wirft einfach ein provokatives Stöckchen nach dem anderen.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Und genau deshalb wird es immer wichtiger und auf keine Fall überflüssig.imp hat geschrieben:(11 Apr 2019, 09:04)
...
Richtig ist, dass der Zugang heute ein anderer ist als in den 50ern oder 70ern. Man wird kaum noch Zeitzeugen einladen können oder als Hausaufgabe in der Familie nachfragen.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Genau so ist es. Das gehört zu Bildung in Deutschland auf jeden Fall dazu, auch die Abgründe anzuschauen.becksham hat geschrieben:(11 Apr 2019, 09:12)
Und genau deshalb wird es immer wichtiger und auf keine Fall überflüssig.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Die Frage ist, ob es zum WIssen und zur Wissensvermittlung über die NS-Zeit irgendwelche empirischen Daten gibt. Da Bildung Ländersache ist, wird das Ergebnis in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausfallen.
2012 führte der "stern" eine Umfrage unter jungen Deutschen durch und kam zu dem Ergebnis: 21% der unter 30jährigen, also etwa jeder fünfte, weiß den Begriff "Auschwitz" in keinster Weise einzuordnen. (https://www.zeit.de/gesellschaft/2012-0 ... -auschwitz)Von einer Überfrachtung der Lehrpläne mit dem Thema ist da wohl eher nicht auszugehen.
2012 führte der "stern" eine Umfrage unter jungen Deutschen durch und kam zu dem Ergebnis: 21% der unter 30jährigen, also etwa jeder fünfte, weiß den Begriff "Auschwitz" in keinster Weise einzuordnen. (https://www.zeit.de/gesellschaft/2012-0 ... -auschwitz)Von einer Überfrachtung der Lehrpläne mit dem Thema ist da wohl eher nicht auszugehen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Mit solchen (Um)-Fragen ermittelt man aber nur den Lernerfolg; was ist bei den Leuten hängen geblieben. Eine Aussage darüber, wieviel zu diesem Thema in der Schule unterrichtet wurde, ist so nur schwer möglich. Man kann dazu viel schlecht unterrichten oder wenig aber gut.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Im Geschichtsunterricht hatten wir es soweit ich mich erinnern kann die gesamte 10. Klasse über als Thema gehabt inklusive Referate, dem Besuch eines K.Z., Dokumentarfilme - nicht zu vergessen den Kinobesuch, denn es lief gerade "Schindlers Liste". Aber auch einige Klassen vorher kam das Thema "Nationalsozialismus" immer mal wieder vor, z.T. auch in der Grundschule (in entsprechenden Romane, die im Deutschunterricht bearbeitet wurden) Ich selbst hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu dem ganzen Thema. Denn einerseits wurde zwar der Holocaust thematisiert und alle waren sich einig, wie schrecklich das alles gewesen war, andererseits gab es auch ein relatives Desinteresse an den damals stattfindenden Kriegsverbrechen in Bosnien-Herzegowina (Gefangenlager, Massengräber, etc) .
Worauf ich hinauswill ist folgendes - was passiert, wenn man Kriegsverbrechen überhaupt nicht aufarbeitet. Innerhalb der serbischen Gesellschaft hat es tatsächlich nie so etwas wie eine Art kritischer Aufarbeitung gegeben. Es gibt hier und dort ein NGO in Belgrad, die bsp. Busfahrten für Schüler nach Srebrenica organisieren, aber im Großen und Ganzen redet man sich so Sachen ein wie "Massaker x oder y hat es nicht gegeben" oder aber "wir haben keine Marktplätze bombardiert, die Anderen waren das, um es uns unterzuschieben "usw. Mit der Folge, dass durch das die Verbreitung solcher und weiterer Geschichten die Saat des Hasses im Grunde auf die nächste Generation übertragen wird. Wer sich ein wenig mit dem Thema auskennt, weiß, dass immer noch in Bosnien-Herzegowina Massengräber gefunden werden - aufgrund dieses common sense innerhalb der serbischen Gesellschaft, dem "Wir reden nicht darüber". Gelegentlich meldet sich dann ein anonymer Anrufer, der dann Hinweise darüber gibt. Aber im Großen und Ganzen muss man - also die Behörden und Organisationen, die mit der Exhumierung beauftragt sind - sich mühsam durchkämpfen und Detektivarbeit leisten.
Die jungen Leute in den kritischen Jahren - also so um die 20 - sind nach den Balkankriegen geboren und haben das Leid persönlich nicht erlebt. Und tatsächlich hat die nationalistische Rhetorik in den Ländern Ex-Jugoslawiens zugenommen, so dass inzwischen nichts mehr ausgeschlossen werden kann.
Insofern - JA, dem einen oder anderen mag das Thema Nationalsozialismus und alles, was damit zu tun hat zum Halse raushängen - ich empfand es weniger nervig, es war eher, dass sich einem der Magen umdreht, vor allem wenn es um alte Aufnahmen vom Warschauer Ghetto oder einem der Lager (nach der Befreiung) geht - aber dennoch finde ich ein zuviel weitaus weniger schlimm als ein zuwenig (oder gar nicht).
Worauf ich hinauswill ist folgendes - was passiert, wenn man Kriegsverbrechen überhaupt nicht aufarbeitet. Innerhalb der serbischen Gesellschaft hat es tatsächlich nie so etwas wie eine Art kritischer Aufarbeitung gegeben. Es gibt hier und dort ein NGO in Belgrad, die bsp. Busfahrten für Schüler nach Srebrenica organisieren, aber im Großen und Ganzen redet man sich so Sachen ein wie "Massaker x oder y hat es nicht gegeben" oder aber "wir haben keine Marktplätze bombardiert, die Anderen waren das, um es uns unterzuschieben "usw. Mit der Folge, dass durch das die Verbreitung solcher und weiterer Geschichten die Saat des Hasses im Grunde auf die nächste Generation übertragen wird. Wer sich ein wenig mit dem Thema auskennt, weiß, dass immer noch in Bosnien-Herzegowina Massengräber gefunden werden - aufgrund dieses common sense innerhalb der serbischen Gesellschaft, dem "Wir reden nicht darüber". Gelegentlich meldet sich dann ein anonymer Anrufer, der dann Hinweise darüber gibt. Aber im Großen und Ganzen muss man - also die Behörden und Organisationen, die mit der Exhumierung beauftragt sind - sich mühsam durchkämpfen und Detektivarbeit leisten.
Die jungen Leute in den kritischen Jahren - also so um die 20 - sind nach den Balkankriegen geboren und haben das Leid persönlich nicht erlebt. Und tatsächlich hat die nationalistische Rhetorik in den Ländern Ex-Jugoslawiens zugenommen, so dass inzwischen nichts mehr ausgeschlossen werden kann.
Insofern - JA, dem einen oder anderen mag das Thema Nationalsozialismus und alles, was damit zu tun hat zum Halse raushängen - ich empfand es weniger nervig, es war eher, dass sich einem der Magen umdreht, vor allem wenn es um alte Aufnahmen vom Warschauer Ghetto oder einem der Lager (nach der Befreiung) geht - aber dennoch finde ich ein zuviel weitaus weniger schlimm als ein zuwenig (oder gar nicht).
Zuletzt geändert von al-Faylasuf am Do 11. Apr 2019, 10:57, insgesamt 2-mal geändert.
„Wir sollten keine Scham empfinden, die Wahrheit anzuerkennen und sie zu verarbeiten, selbst wenn sie von früheren Geschlechtern und fremden Völkern kommt." (al-Kindi, gest. 873)
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Doppelpost
„Wir sollten keine Scham empfinden, die Wahrheit anzuerkennen und sie zu verarbeiten, selbst wenn sie von früheren Geschlechtern und fremden Völkern kommt." (al-Kindi, gest. 873)
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Es ist eigentlich schlimm das so konstatieren zu müssen, aber es ist erfrischend ein deutsches Politikforum zu erleben, wo einigergemaßen Konsens darüber herrscht, keinen Schlussstrich zu ziehen.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Man kann prinzipiell nie genug über diese Themen lernen. Da die Schulen aber meistens den gleichen Stoff vermitteln ist der pädagogische Lehrzweck dahin. Aus dem Unterricht lernt man nicht die Welt. Man geht häufig mit einen völlig falschem Weltgeschichtsverständnis raus. Außerdem bleibt bei den meisten jungen Leuten nicht viel hängen.
Woher kommen die gravierenden Wissenslücken ? Sicherlich weiß ein großer Teil der heutigen Schulabgänger gar nicht mehr wann die Weltkriege überhaupt waren. Selbst das Jahrhundert ist vielen unbekannt. Ein Beweis, dass die Schulen dass Thema falsch vermitteln. Am modernen Schimpfwort " Jude " sieht man ebenfalls, dass der Judenmord im dritten Reich der jungen Generation falsch vermittelt wird.
Heute besteht das Volk aus ethischen Theoretikern. In der Praxis brodelt es aber an der Oberfläche. Die Gesellschaft fängt wieder an sich gegen die Demokratie aufzulehnen. Es macht sich langsam wieder Radikalisierung breit, unabhängig von der Nationalität
Woher kommen die gravierenden Wissenslücken ? Sicherlich weiß ein großer Teil der heutigen Schulabgänger gar nicht mehr wann die Weltkriege überhaupt waren. Selbst das Jahrhundert ist vielen unbekannt. Ein Beweis, dass die Schulen dass Thema falsch vermitteln. Am modernen Schimpfwort " Jude " sieht man ebenfalls, dass der Judenmord im dritten Reich der jungen Generation falsch vermittelt wird.
Heute besteht das Volk aus ethischen Theoretikern. In der Praxis brodelt es aber an der Oberfläche. Die Gesellschaft fängt wieder an sich gegen die Demokratie aufzulehnen. Es macht sich langsam wieder Radikalisierung breit, unabhängig von der Nationalität
Mein Evangelium basiert auf Glauben und nicht auf Wissen.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Ich möchte noch einmal an die Rede des früheren Bundespräsidenten Gauck erinnern, die er anläßlich des 70. Jahrestages
der Befreiung des KZ Auschwitz gehalten hat.
Er sagte etwas, das mir voll aus dem Herzen gesprochen ist:
Jeder Schüler sollte im Geschichtsunterricht vor allem die Geschichte des 20. Jahrhunderts (und die Zeit davor) kennenlernen.
der Befreiung des KZ Auschwitz gehalten hat.
Er sagte etwas, das mir voll aus dem Herzen gesprochen ist:
- Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Menschheitsverbrechen fähig war.
Selbst eine überzeugende Deutung des schrecklichen Kulturbruchs wäre nicht imstande, mein Herz und meinen Verstand zur Ruhe zu bringen.
Da ist ein Bruch eingewebt in die Textur unserer nationalen Identität, der im Bewusstsein quälend lebendig bleibt.
Wer "in der Wahrheit leben" will, wird dies niemals leugnen.
Jeder Schüler sollte im Geschichtsunterricht vor allem die Geschichte des 20. Jahrhunderts (und die Zeit davor) kennenlernen.
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Ja, aber, dumme Frage vielleicht: Kommts nicht grade auf das an, was "hinten rauskommt" und nicht so sehr auf das, von vorne reingeht?X3Q hat geschrieben:(11 Apr 2019, 09:44)
Mit solchen (Um)-Fragen ermittelt man aber nur den Lernerfolg; was ist bei den Leuten hängen geblieben. Eine Aussage darüber, wieviel zu diesem Thema in der Schule unterrichtet wurde, ist so nur schwer möglich.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Holocaustkunde wird Fächerübergreifend unterrichtet.Antonius hat geschrieben:(12 Apr 2019, 10:16)
Jeder Schüler sollte im Geschichtsunterricht vor allem die Geschichte des 20. Jahrhunderts (und die Zeit davor) kennenlernen.
Mit Schwerpunkt auf dem Deutschunterricht.
Bei uns damals hatten vielleicht 1/3 der Werke, die wir im Laufe der Schulzeit im Literaturunterricht durchgenommen haben, irgendwas mit Hitlerzeit und Weltkrieg zu tun.
Und natürlich gab es auch damals schon die Tendenz, die positiven Helden dieser Geschichten nicht cool zu finden. Sie wie auch Darth Vader stets mehr Fans hatte als Luke Skywalker.
Zuletzt geändert von Quatschki am Fr 12. Apr 2019, 11:05, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Ich denke, das ist hier Arbeitsgrundlage. Selbst die Kritiker hinterfragen eher Effizienz, Methode, Umfang als die Notwendigkeit.space hat geschrieben:(12 Apr 2019, 08:49)
Es ist eigentlich schlimm das so konstatieren zu müssen, aber es ist erfrischend ein deutsches Politikforum zu erleben, wo einigergemaßen Konsens darüber herrscht, keinen Schlussstrich zu ziehen.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Natürlich. Nur kann bei einem mangelnden Output nicht automatisch die Antwort "MEHR INPUT" lauten. Bei der einen oder anderen Schule mag dies mit Sicherheit zutreffen. Man sollte sich auch einfach mal anschauen, wie dieses Thema unterrichtet wird und mit welcher Art von Schülern ich es zu tun habe.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Apr 2019, 10:31)
Ja, aber, dumme Frage vielleicht: Kommts nicht grade auf das an, was "hinten rauskommt" und nicht so sehr auf das, von vorne reingeht?
--X
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
An den Schülern kann man nur bedingt etwas ändern. Man sollte sie zur Kenntnis nehmen, aber als gegebene variable Größe. Die Methoden sind eher ein Diskussionspunkt.X3Q hat geschrieben:(12 Apr 2019, 10:53)
Natürlich. Nur kann bei einem mangelnden Output nicht automatisch die Antwort "MEHR INPUT" lauten. Bei der einen oder anderen Schule mag dies mit Sicherheit zutreffen. Man sollte sich auch einfach mal anschauen, wie dieses Thema unterrichtet wird und mit welcher Art von Schülern ich es zu tun habe.
--X
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Die Geschichte kann nicht abgeschlossen werden, da sie immer einen Einfluss auf das Diesseits hat.space hat geschrieben:(12 Apr 2019, 08:49)
Es ist eigentlich schlimm das so konstatieren zu müssen, aber es ist erfrischend ein deutsches Politikforum zu erleben, wo einigergemaßen Konsens darüber herrscht, keinen Schlussstrich zu ziehen.
Das Problem ist, dass das Dritte Reich auf dem Gymnasium viel zu isoliert betrachtet wird. 1933 - 1945 ein Block. So entsteht der Eindruck, frei nach Harald Schmidt: "Da waren wir und da waren die bösen Nazis. Dann kamen die Amerikaner und haben uns befreit."
Es fehlt völlig die Kausalität. Die Zeit von 1871 - 1945 hängt zusammen und ist hochinteressant. Das müsste in der Kollegstufe richtig durchgearbeitet werden. Davor sollte vielleicht mal das Heilige Römische Reich eine Rolle spielen, dann wüsste der Nachwuchs auch, warum die BRD als föderaler Staat gegründet wurde und es kein Königreich Deutschland gab. Aber wer weiß schon, warum die Lehrpläne so sind, wie sie sind.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Letztlich können wir Deutschen dem Napoleon sehr dankbar sein. Er brachte uns in vielen deutschen Staaten entscheidende Impulse von Modernisierung und Neuordnung, hinter die auch trotz Restauration kaum wer mehr zurück gehen wollte. Von seiner Zeit hätten die Deutschen auch lernen können, dass man gegen Russland besser nicht zieht ... aber das haben auch nach Hitler viele bis heute nicht gelernt.Gen_Y hat geschrieben:(13 Apr 2019, 16:45)
Die Geschichte kann nicht abgeschlossen werden, da sie immer einen Einfluss auf das Diesseits hat.
Das Problem ist, dass das Dritte Reich auf dem Gymnasium viel zu isoliert betrachtet wird. 1933 - 1945 ein Block. So entsteht der Eindruck, frei nach Harald Schmidt: "Da waren wir und da waren die bösen Nazis. Dann kamen die Amerikaner und haben uns befreit."
Es fehlt völlig die Kausalität. Die Zeit von 1871 - 1945 hängt zusammen und ist hochinteressant. Das müsste in der Kollegstufe richtig durchgearbeitet werden. Davor sollte vielleicht mal das Heilige Römische Reich eine Rolle spielen, dann wüsste der Nachwuchs auch, warum die BRD als föderaler Staat gegründet wurde und es kein Königreich Deutschland gab. Aber wer weiß schon, warum die Lehrpläne so sind, wie sie sind.
Es war eine Zeit lang modern, den zweiten Weltkrieg als dritten Akt nach dem ersten und den Folgen von Versailles zu betrachten. Da ist schon was dran. Aber der besondere, tätige Antisemitismus der Hitlerzeit und besonders der Jahre ab 1941 erklärt sich nicht einfach so aus einer Kombination von verlorenem Weltkrieg, immer vorhandener Judendiskriminierung seit Fettmilch oder eher und einer wirtschaftlich turbulenten Zeit.
Bei aller Einordnung müssen Schüler auch das Brutale und Neuartige an Hitlers Vernichtungspraxis gezeigt bekommen. Ob sie dabei was lernen - versuchen muss man es.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Mir wäre neu, dass in der Schule "Erbschuld" "aufgearbeitet würde. Wie kommst Du auf diese Idee?Skurwysyn hat geschrieben:(10 Apr 2019, 22:49)
...
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
das ist nun auch, Russland ist unbesiegbar, ein historischer Mythos. Mongolen, Japaner, Polen und auch Deutschen im ersten Weltkrieg haben das Gegenteil bewiesen. Auf diese Erfahrungen aus denn ersten Weltkrieg und denn folgenden begründet sich wahrscheinlich auch warum die Nazis dachten es wäre eine gute Idee Russland anzugreifen.imp hat geschrieben:(13 Apr 2019, 17:01)
....Von seiner Zeit hätten die Deutschen auch lernen können, dass man gegen Russland besser nicht zieht ... aber das haben auch nach Hitler viele bis heute nicht gelernt.
Und auch Napoleon hatte Chancen ist nur wohl einfach zu schnell marschiert für die schwierige Versorgungslage. Aber gut das ins Gesichtsforum aber da wird ja zu gefühlt 99% nur über NS diskutiert.
Etwas provokant gefragt was soll man den daraus genau lernen?Bei aller Einordnung müssen Schüler auch das Brutale und Neuartige an Hitlers Vernichtungspraxis gezeigt bekommen. Ob sie dabei was lernen - versuchen muss man es.
Das Menschen zu unglaublich grausamen und idiotischen Taten fähig sind?
Das Geschichte grußseliger sein kann als jeder Stephen King Roman?
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Unbesiegbar ist doch Quatsch. 1917/18 wissen wir alle. Ist dem Kaiser aber auch keine Rettung mehr gewesen.Neandertaler hat geschrieben:(14 Apr 2019, 19:12)
das ist nun auch, Russland ist unbesiegbar, ein historischer Mythos.
Das ist mir zu viel Provokation für einen Sonntagabend.Etwas provokant gefragt was soll man den daraus genau lernen?
Du findest sicher selbst eine Antwort auf deine Frage.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Dann mach doch einfach einen auf. Ist gar nicht so schwer.Neandertaler hat geschrieben:(14 Apr 2019, 19:12)
Und auch Napoleon hatte Chancen ist nur wohl einfach zu schnell marschiert für die schwierige Versorgungslage. Aber gut das ins Gesichtsforum aber da wird ja zu gefühlt 99% nur über NS diskutiert.
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Spricht mir auch aus dem Herzen. Die Zeit von 33-45 gehört auf jeden Fall in den Unterricht eines Gymnasiums. Sicher, man kann den Unterricht gut machen oder schlecht. Aber die Auseinandersetzung mit Verbrechen gegen die Menschheit sind niemals langweilig.Antonius hat geschrieben:(12 Apr 2019, 10:16)
Ich möchte noch einmal an die Rede des früheren Bundespräsidenten Gauck erinnern, die er anläßlich des 70. Jahrestages
der Befreiung des KZ Auschwitz gehalten hat.
Er sagte etwas, das mir voll aus dem Herzen gesprochen ist:
https://www.sueddeutsche.de/politik/bun ... .2322759-5
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If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Warum schaut dann Niemand in die Abgründe der heutigen deutschen Wirtschaft, die mit ihrem ausbeuterischen Niedriglohnmodell halb Europa ins Gras beißen lässt?imp hat geschrieben:(11 Apr 2019, 09:16)
Genau so ist es. Das gehört zu Bildung in Deutschland auf jeden Fall dazu, auch die Abgründe anzuschauen.
Weil das Arsch in der Hose erfordern würde, glaube ich.
Westdeutsche braucht die Welt nicht.
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Re: Aufarbeitung der "Erbschuld" in der Schule: Müssen wir das unseren Kindern antun?
Die Zeit des Nationalsozialismusses gehört nun mal in das Fach Geschichte und nicht zu Wirtschaftsthemen der heutigen Zeit - hätte man aber mit etwas Nachdenken auch selbst drauf kommen können.Inspyration hat geschrieben:(12 May 2019, 19:48)
Warum schaut dann Niemand in die Abgründe der heutigen deutschen Wirtschaft, die mit ihrem ausbeuterischen Niedriglohnmodell halb Europa ins Gras beißen lässt?
Weil das Arsch in der Hose erfordern würde, glaube ich.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft