Hintergrund zu Martin Sellner, auch wenn Wikipedia in diesem Fall von ideologischen Grabenkämpfen dominiert sein dürfte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Sellner
Die Identitären wurden bereits in verschiedenen Strängen andiskutiert, zuletzt im Strang zur AfD. Nun sind die Identitären aber keine Partei, und obwohl es Überschneidungen mit dem rechten Flügel der AfD geben mag, sind es dennoch getrennte Organisationen, die sich weitgehend unabhängig voneinander entwickeln und nicht für das Tun des jeweiligen anderen verantwortlich zu machen sind.
Dies wird gerade jüngst in Österreich deutlich, wo sich führende Leute der FPÖ von den Identitären entfernen und nun sogar mit äußerst harten Mitteln - es steht ein Verbot im Raum - gegen sie vorgehen möchten. Auch in der AfD rechne ich durch die sogenannte Prüfung durch den Verfassungsschutz damit, dass sich die AfD von gewissen Organisation eher distanzieren wird.
Jüngst ist Martin Sellner, das Gesicht der Identitären nicht nur in Österreich, in die Schlagzeilen geraten, weil er im Januar 2018, also vor mehr als einem Jahr, eine hohe Spende des späteren Attentäters von Christchurch, erhalten hat. Deswegen kam es zu einer Wohnungsdurchsuchung und den Plänen der Bundesregierung in Österreich, einen Anlauf zum Verbot der Identitären zu unternehmen.
Dies wurde hier im Forum andiskutiert, nicht ohne Häme und Rekurs auf Verschwörungstheorien, die eine weltweite Vernetzung sehen zwischen Terroristen wie dem Christchurch-Attentäter, den Identitären in Österreich und der AfD:
sünnerklaas hat geschrieben:(27 Mar 2019, 16:38)
Der Sellner von der IB hatte einen 'Hausbesuch" der Polizei. Jetzt weint er. Inzwischen ermitteln die österreichischen Strafverfolgungsbehörden wg. des Anschlags von Christchurch. Ich glaube, es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch in D der Generalbundesanwalt tätig wird.
Selina hat geschrieben:(27 Mar 2019, 16:49)
Ja, die sind vernetzt, die Brüder, finanziell und organisatorisch, und das in Größenordnungen. Kein Wunder, "der große Austausch" muss ja weltweit verhindert werden
sünnerklaas hat geschrieben:(27 Mar 2019, 16:52)
Bemerkenswert, wie Sellner die für diese Kreise charakteristische dreifach Opferrolle vollführt... Opfer des Attentäters, gleichzeitig Opfer der Politik, gleichzeitig Opfer des "Großen Austauschs". Und natürlich wird geweint und geheult. Der arme Sellner musste sogar nach Hause zu den Eltern "fliehen".
Tomaner hat geschrieben:(27 Mar 2019, 21:54)
Rechte sind international vernetzt und eine AfD mittendrin. Da werden Terroristen am Flughafen Geld überreicht. Da bekommen die Freunde im Geiste der AfD, die IB Gelder von Teroristen???? Was für Spiel wird da gespielt? Terrorakte tausende Kilometer entfernt geplant um Motive zu verschleiern? Man stelle es sich mal umgekehr vor, linke Politiker hätten Spenden von RAF bekommen sich artig bedankt und von nichts gewusst???? Sind unbekannte Spender der AfD internationale Terroristen?
Wo sind überhaupt die AfD Fanboys? Erklären die uns mal, wie sie es finden, wenn die bestens befreundete AfD mit IB von Massenmördern Spenden bekommen, unter artiges Bedanken?
sünnerklaas hat geschrieben:(28 Mar 2019, 07:39)
Die stehen gerade noch an der Parolenausgabe schlange.
In Ösiland geht derweil die Post ab. Die ÖVP/FPÖ-Regierung kommt ins Schwimmen, man muss aber auf Grund gewisser Verstrickungen ganz schnell sehen, dass die Sache vom Tisch kommt. Deshalb gibt ers zur Zeit kraftmeierische Versprechungen:
...ob den Versprechungen Kurz' Taten folgen, ist aus meiner Sicht eher zweifelhaft. Vor allem, wenn man bedenkt, welches Verhältnis HC Strache zu IB in der Vergangenheit gerne gepflegt hat...
Die Hauptstrompresse feiert bereits das bevorstehende Ende der Identitären, z.B. Daniel Erk in der Zeit:
https://www.zeit.de/politik/deutschland ... h-attentatFür eine Gruppierung, die Zeit ihrer Existenz von Aufmerksamkeit und Skandalen lebte, hat es etwas Ironisches: Die rechtsextreme Gruppierung Identitäre Bewegung aus Österreich steht wieder im Rampenlicht. Dieses Mal aber ist es ein Problem für sie, womöglich ein existenzielles.
Denn nach Angaben des Leiters der Identitären, Martin Sellner, hat der Attentäter von Christchurch, der am 15. März in der neuseeländischen Stadt 50 Muslime in einem rassistisch motivierten Terroranschlag ermordete, Sellner im vergangenen Jahr 1.500 Euro gespendet.
Die Zeit sieht die Identitären insbesondere ideologisch am Ende, eben wegen der Überschneidung mit der Denke des Christchurch-Attentäters (z.B. verwendete dieser wie die Identitären den Begriff des "großen Austauschs"). Geflissentlich übersehen wird freilich, dass sich insbesondere Martin Sellner immer von Gewalt distanziert hat und immer wieder betont hat, dass es ihm um die Anregung einer Diskussion und um friedliche, demokratische Änderung geht.
Man kann sich aus meiner Sicht verschiedene Fragen stellen und versuchen, sie sine ira et studio zu beantworten, etwa folgende:
Was hätte Martin Sellner hinsichtlich der Spende anders machen sollen? Hätte er im Januar 2018 erkennen sollen, dass der Mann aus dem fernen Australien, von dem er 1500 Euro erhalten hat, mehr als ein Jahr später einen Anschlag durchführen würde? Wenn dem so ist, warum haben das die Behörden nicht erkannt und sind selbst gegen den künftigen Attentäter vorgegangen?
Wie ehrlich ist die Selbstdarstellung der Identitären und insbesondere Martin Sellners? Meinen sie es ernst mit der Gewaltlosigkeit und ihrem verhältnismäßig moderaten Auftreten, oder ist das nur eine Strategie, die den derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnissen geschuldet ist?
Daran anschließend könnte man fragen, ob es für einen Staat langfristig sinnvoll ist, solche Bewegungen, die sich als explizit gewaltfrei und demokratisch sehen, zu verbieten. Tragen Aktivitäten der Identitären zur Radikalisierung bei, könnten sie zu Gewalttaten führen? Oder könnten solche Bewegungen nicht auch dazu dienen, junge Männer eben von Gewalt abzuhalten?
Meiner Meinung nach wird das Christchurch-Attentat hier instrumentalisiert, um einen politischen Gegner zu bekämpfen. In Österreich war ja erst das Verfahren wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen die Identitären kläglich gescheitert; nun sieht man eine neue Chance, den Gegner zu zerschlagen. Mit einem rechtsstaatlichen Vorgehen hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Selbstverständlich gehören Verbindungen zwischen Martin Sellner und dem Christchurch-Attentäter aufgeklärt, aber das hätte man anders lösen können als es geschehen ist. Es geht wohl darum, dem Motto zu folgen: Es bleibt immer etwas hängen.
Es gibt im übrigen eine sehenswerte Pressekonferenz Martin Sellners zu der Angelegenheit. Da ich mir nicht sicher bin, ob eine Verlinkung zum YouTube-Kanal einer Person erwünscht ist, die nun offiziell unter Terrorismusverdacht geraten ist (wie lächerlich man dies auch immer finden mag), möge doch bitte jeder selbst danach suchen, indem er auf YouTube nach diesem Video Martin Sellners sucht: "Speakers Corner im Türkenschanzpark - Pressekonferenz".