Orbiter1 hat geschrieben:(26 Sep 2018, 09:49)
Aus dem EU-Rauswurf-Thread rübergeholt.
Was ist denn nun daraus geworden? Hat Maas an dem Treffen teilgenommen oder hat man ihn und damit Deutschland vor der Tür stehen lassen? Habe nur einmal etwas aufgeschnappt dass Trump den Trójmorze-Staaten sein teures Fracking-Gas verkaufen will. Denen geht`s dann bestimmt viel besser als mit dem billigen Russengas.
Ich hatte das alles ganz richtig dargestellt, aber etwas durcheinander gewürfelt: Die Konferenz Trójmorze hat im September in Bukarest stattgefunden. Der rumänische Präsident Joannis hatte Außenminister Maas auf dessen Bitte hin eingeladen. Auf polnischer Seite windet man sich nach wie vor, sieht aber keine Möglichkeit, die Bitte um deutsche Mitwirkung zurück zu weisen, denn das könnte das Ende von Trójmorze sein, wenn Polen allein auf Gegenkurs ginge. Der polnische Präsident Duda hatte diese neue Lage hellsichtig erkannt und den deutschen Antrag medial unterstützt.
Damit wird auch klar, daß das Schwergewicht in Trójmorze von Polen auf Deutschland übergehen wird... und so ein Auseinanderdriften der EU verhindert wird. Das Vorgehen scheint mit EU-Präsident Juncker abgesprochen zu sein... und findet den Beifall der Mehrheit in Trójmorze. Die formale Zustimmung der 12 Mitglieder in Trójmorze steht noch aus, ist aber weitestgehend gesichert.
Erst einmal Friede, Freude, Eierkuchen. Wann und wo die nächste Konferenz Trójmorze stattfinden wird, dann natürlich mit deutscher Beteiligung, das war meiner polnischen Quelle nicht zu entnehmen. Daß Teile der polnischen politischen Klasse diese Entwicklung mit langen Zähnen kauen, das ist dort überdeutlich zu spüren.
Mir schießt aber etwas ganz anderes durch den Kopf. Eine sehr intensive Einbettung Deutschlands in Trójmorze (Österreich ist schon dabei!) könnte Deutschland in seine sehr alte Rolle zurück führen, mit einer überwiegenden Ost-Orientierung. Also eine Abkehr von der West-Orientierung der Adenauer Politik. Da heißt es höllisch aufpassen, daß wir die deutsch-französische Verständigung nicht vernachlässigen... nicht, daß es durch wirtschaftliche Schwerpunktbildung und Gemeinschaftsprojekte im Osten zu einer Entfremdung im Westen kommt. Die wirtschaftliche Schwerpunktverschiebung ist ja schon in vollem Gange.
Vor Jahren gab es den Versuch Frankreichs, eine Mittelmeerunion unter seiner Führung zu bilden; Deutschland war dabei die Rolle eines Sponsors zugedacht. Das schien seinerzeit unannehmbar, und so unterblieb diese Entwicklung. Angesichts der nun sich anbahnenden Schwerpunktsverschiebung sollte man den alten Gedanken einer Mittelmeerunion wieder aufleben lassen, mit Deutschland und Frankreich als Klammern in enger Gemeinschaft und in gegenseitiger Unterstützung.
Dieser Kern der EU darf durch nichts, aber gar nichts, geknackt werden!
Noch zu Ihrer Nachfrage Flüssiggas. Bei gutem Willen lassen sich in der EU beide Systeme und Einkaufsketten zum Vorteil der Verbraucher zusammen binden: In Swinemünde wird ein Flüssiggasterminal ausgebaut, das vermutlich Westpolen bis Posen und bis Oberschlesien versorgen soll. Nicht allzu weit weg davon wird auf deutscher Seite das erweiterte Gasterminal für Northstream I & II aufgebaut. Wenn Polen und Deutsche sich einig sind, dann könnten sie gemeinsam die Lieferanten Russland, Norwegen und USA zum wirtschaftlichsten Angebot bewegen... und sich gegenseitig versorgen, wenn ein Lieferant gerade einmal bockig ist. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Noch ist Polen nicht verloren!