Tom Bombadil hat geschrieben:(24 Apr 2018, 22:45)Mit dieser Definition gäbe es zB. keinen Antisemitismus oder ist eine Volkszugehörigkeit ein "reales oder fiktives biologisches Gruppenmerkmal"?
Antisemitismus ist doch ein eigener Tatbestand. Es gibt ihn doch nicht nur, wenn man ihn zusätzlich Rassismus nennen kann. Reicht es nicht aus jemanden einen Antisemiten nennen zu können?
Wenn ich Polen hasse, dann bin ich eben ein Polenhasser. Das macht mich aber nicht zu einem Rassisten, weil sich der Hass eben nicht an irgendwelchen äußerlichen Merkmalen, sondern an der Volkszugehörgkeit festmacht. Das wäre ein klassischer Fremdenhass. Schlimm genug, aber eben kein Rassismus.
Tom Bombadil hat geschrieben:Das "Problem" dabei ist, dass es keine Menschenrassen im biologischen Sinne gibt, Menschen stimmen zu 99,9 Prozent in ihren DNA-Sequenzen überein. Mit deiner Definition hätte der Völkermord der Hutu an den Tutsi auch keinen rassistischen Hintergrund. Hatte er aber, siehe "Die 10 Gebote der Hutu".
Die Definition von Philomena Essed ist mMn. auch nicht so sehr unterschiedlich von der Memmis und dass eine Definition in der Forschung breit akzeptiert wird, macht sie nicht zur offiziellen, allgemeingültigen Definition.
Es geht garnicht um die Definition von "Rasse". Da schwankt man in den Wissenschaften noch inwiefern man diesen Begriff für die kleinen Unterschiede überhaupt sinnvoll verwenden kann - wohl eher nicht. Es geht um äußere Merkmale die eine Person einer Gruppe von Fremden optisch zugehörig macht. Das wäre die schwarze Hautfarbe bei Afrikanern, die Mandelaugen bei Asiaten usw., eben Äußerlichkeiten die man zu der Zeit als der Begriff geschaffen wurde als Merkmale zur Unterscheidung unterschiedlicher Rassen hergenommen hat.
Auch bei Hutu und Tutsi gibt es gewisse äußerliche Charakteristika. In diesem Maße war der Konflikt AUCH rassistisch. In einem weiteren Sinne war der Konflikt aber ein Konflikt zwischen Volksgruppen, der in einem Völkermord geendet hat. Rassismus war da aber nur eine Teilkomponente im Zustandekommen des Konfliktes.
So wie es viele unterschiedliche Diskriminierungstatbestände und Hasspropaganda gibt, die man nicht alle Rassismus nennen sollte, so gibt es eben auch viele unterschiedliche Straftaten, aber es ist eben nicht alles eine räuberische Erpressung. Es gibt eben auch Diebstahl und Mord. Man sollte die Dinge beim Namen nennen, aber nicht beim falschen.