Nomen Nescio hat geschrieben:(28 Aug 2017, 09:44)ich kann nicht sagen, daß ich diesen thread gut finde. ehrlich gesagt finde ich den anfangsbeitrag kein niveau haben, denn billig.
warum billig? weil z.b. nicht geredet wird über den zweck von missionen. welche hatten einen idealistischen ziel und welche waren rein militärisch. und auch bei militärisch könnte man fragen stellen. »ist eine (mörderische) diktatur vertreiben gut«?
auch könnte man sagen/fragen wieviel personen sonst ge/verstorben würden. auch wenn jedes leben ein zu viel ist, man muß sich solche vergleiche nicht nur permitteren, sondern ist das sogar eine notwendigkeit.
was hier (beabsichtigt ?) gemacht wird ist stimmungsmacherei.
es erinnert mich an eine diskussion die ich mal im alten forum hatte. »bis wieweit kann man ethische und gesetzliche regeln befolgen«?
stell man hat einen terroristen in new york gefangen und weiß daß irgendwo eine A-bombe versteckt ist. bist wie weit darf man gehen um ihm die antwort über die lokation zu entreißen?
oder man hat einen IS-kämpfer, der bescheid weiß über die stelle wo hohe IS-leute versteckt sind?
alles ist graduell, und das vermisse ich in dem eingangsposting völlig. da ist rede von einer verurteilung ohne nuancierung. die wird vermutlich auch nicht akzeptiert.
was anders ist, daß ich las daß der schreiber anti-rechts ist. das glaube ich gern, denn dies ist ein standpunkt das ich eher bei extrem-links erwarte.
Bei aller Freude an politischen Gesprächen empfinde ich doch einen Widerwillen, wenn Leute einen so unüberlegten und pampigen Beitrag absondern.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Bundeswehr heutigen Zuschnitts bleibt doch, daß ihr Einsatz vom Parlament und dort wenigstens der politischen Mehrheit getragen wird. Im Zweifelsfall ist klar, wer den Einsatz politisch zu verantworten hat. Ein Dickicht der Mitverantwortung sehe ich da nicht, wo etwa alle oder niemand verantwortlich ist.
Dann gehe ich davon aus, daß unsere Demokratie zu Korrekturen fähig ist, entweder durch politischen Machtwechsel oder gewachsene Einsicht. Zunächst vertraue ich aber den Einsichten der Regierenden und des Parlaments, die zu einer so weitgehenden Entscheidung befugt sind. Wer sonst soll denn entscheiden, ob da ein Dampfkessel vor der Explosion steht, und nur noch unsere bewaffnete Streitmacht Aussicht hat, diese Katastrophe zu verhindern. Dann sind Einsätze im Rahmen der UNO oder unseres Verteidigungsbündnisses NATO geboten... wer denn sonst soll die erkennbare Katastrophe einhegen?
Mir fehlt zum schlimmen Ende noch die Überlegung, ob denn Polizeibeamte in gefährliche Einsätze geschickt werden dürfen. Ich habe nicht nachgezählt, wie viele unserer Polizeibeamten im Dienst ihr Leben gelassen haben. Auf jeden Fall war ihr Einsatz zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und zur Absicherung des Gewaltmonopols unserer Polizei sinnvoll. Ich meine, daß die große Mehrheit der Polizeibeamten ihre Verantwortung auch so sieht. Jeder getötete Polizeibeamte oder Feuerwehrmann ist einer zu viel. Aber ein tragfähiges Argument gegen Polizeieinsätze ist diese Feststellung nicht.
Und so ist das eben auch mit unserer Bundeswehr; einerseits können diese Kritikaster aus der Sicherheit unseres militärischen Bündnisses heraus ihre krausen Gedanken vortragen. Niemand hindert sie daran, außer vielleicht erworbene Einsicht. Man stelle sich solche Grundsatzkritik in der Mehrzahl der Länder unserer Erde vor... und wie sie dann endet. Andererseits müssen sie auch ertragen, durch Gegenargumente bloßgestellt zu werden.
Der Einsatz unserer Soldaten wird doch sogfältig abgestuft danach, wie ein nachhaltiger Erfolg gegen die sich anbahnende Katastrophe erzielt werden kann. Sicher aber auch, wie weit ein außenpolitischer Erfolg für unser Land dabei möglich und wahrscheinlich ist. Gefährlich sind solche Einsätze immer, denn der Gegner verzichtet nun einmal nicht auf Gewalt! Dann kommt es darauf an, die eigenen Kräfte richtig ein zu schätzen, möglichst zusammen mit zuverlässigen Verbündeten, und dann den Einsatz zu wagen. Was denn sonst?
Die Bundeswehr liefert Material und Ausbildung an verzweifelte Leute... und siehe da, die Mörderbande IS bezieht nun die wohlverdiente Prügel bis hin zur Vernichtung. Zurück bleiben Leute, die das gewonnene Land halten und die Rückkehr der Mörderbande aller Voraussicht nach verhindern. Unseren französischen Nachbarn unterstützt die Bundeswehr durch Luftbetankung seiner Jagdbomber, durch Aufklärungsflüge mit hochauflösenden Luftaufnahmen und weiträumige Radarüberwachung in seinem Einsatz gegen den IS. In Mali hat die Bundeswehr französische Soldaten frei gesetzt für den Einsatz gegen den IS in Syrien. Wie stellen wir uns denn die Entwicklung in der Sahelzone vor, wenn diese Einsätze unterblieben? Leider sind dort zwei Soldaten im Einsatz gefallen: Vielleicht eine Folge nachlässiger Materialentwicklung? Solche Fehler der Wehrtechnik müssen mit aller verfügbaren Macht vermieden werden.
Der Übersprung auf moralisch strittige Verhör- und Aufklärungsverfahren ist die nächste Schäbigkeit. Ich teile die Auffassung des ehemaligen Polizeipräsidenten von Frankfurt, daß es im eigenen Ermessen liegt, wo diese Grenze überschritten wird, wenn man Leben retten kann. Der Mann hat als Mitmensch richtig gehandelt, auch wenn er keinen Erfolg damit haben konnte. Der Verbrecher hatte sein Opfer schon längst ermordet. Daß ihn dann Richter verurteilen, weil die Gesetze das so wollen... zu ertragen. Ein Konflikt, seit Antigone ihren gefallenen Bruder bestattet hat gegen die Weisung des Königs, die damals Gesetz war.
Nur, was dieser tragische Konflikt mit dem Einsatz von Streitkräften und dem fast unvermeidlichen Tod beteiligter deutscher Soldaten zu tun hat... das hätte ich gern erfahren. Da müssen doch einige Lötstellen nicht der Norm entsprechen!