Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

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Frank_Stein
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Frank_Stein »

jellobiafra hat geschrieben:(17 Apr 2017, 19:34)
Außerdem hat Erdogan sein Ziel erreicht, er wird in Zukunft die Türken in Deutschland nicht mehr brauchen. Sie haben ihre Schuldigkeit getan als Stimmvieh.

er wird sich mit so wenig nicht zufrieden geben - das Ziel ist das Großosmanische Reich - dazu braucht er die Türken in Europa
daher möchte er ja auch nicht, dass sich "seine Türken" hier in Deutschland assimilieren - er sieht sich als ihre Vertreter
und erhofft sich, das der Einfluss der Deutsch-Türken auf die Politik zu seinen Gunsten ist.
Wenn beispielsweise die SPD um die Stimmen der Türken mit deutschem Pass wirbt dann läuft das über Zugeständnisse
bei Bildung, politische Zugeständnisse wie Beitrittsverhandlungen, Visafreiheit usw.

Die doppelte Staatsbürgerschaft macht es möglich und sollte daher dringend abgeschafft werden.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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garfield336
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von garfield336 »

67% Das soll das Wahlergebnis in Luxemburg sein.

bei 9000 abgegebenen Stimmen.


pikant: Es leben nur 500Türken in Luxemburg.
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Kardux
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Kardux »

garfield336 hat geschrieben:(17 Apr 2017, 20:55)

67% Das soll das Wahlergebnis in Luxemburg sein.

bei 9000 abgegebenen Stimmen.


pikant: Es leben nur 500Türken in Luxemburg.
Die Wahl wurde auch in der Türkei getürkt.
Ein schlechtes Zeugnis stellen Wahlbeobachter der türkischen Führung aus. Das Referendum über das Präsidialsystem habe internationalen Standards nicht entsprochen. Die Reaktion aus Ankara: Die Kritik sei "inakzeptabel".
http://www.dw.com/de/erdogan-l%C3%A4%C3 ... a-37807362

Hat man denn wirklich was Anderes erwartet?

Jetzt belohnt Erdogan auch seine fleißigen Wähler - das Referendum zur Wiedereinführung der Todesstrafe soll kommen.
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garfield336
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von garfield336 »

Kardux hat geschrieben:(17 Apr 2017, 21:01)

Die Wahl wurde auch in der Türkei getürkt.


http://www.dw.com/de/erdogan-l%C3%A4%C3 ... a-37807362

Hat man denn wirklich was Anderes erwartet?

Jetzt belohnt Erdogan auch seine fleißigen Wähler - das Referendum zur Wiedereinführung der Todesstrafe soll kommen.
Ich kann mir vorstellen dass es in Auslandsvertretungen Personen mehrfach abgestimmt haben.

Das ist das was man hier vermutet.
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Nomen Nescio
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

Mehmet hat geschrieben:(17 Apr 2017, 16:49)

Weder weiß man was derjenige gewählt hat, oder ob überhaupt gewählt wurde - noch ob der derjenige nicht seinen Wohnsitz in der Türkei oder in Deutschland hat.
doch. daß er (i.e. der »gewählte« erdogan) namentlich richterliche befehle mißachtet. daß er sich nicht schert um demokratische mores.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Nomen Nescio
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

Mehmet hat geschrieben:(17 Apr 2017, 17:09)

Also ich bin ganz sicher nicht für irgendwelche Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei. Die braucht wohl kein Mensch!

Ich weiß auch gar nicht ob das mit der Todesstrafe eher ein Druckmittel ist, als das Erdogan das wirklich vor hat. Auf der anderen Seite wird sich bei der Todesstrafe ebenfalls kaum was zwischen den Ländern ändern. Bis auf die Aussage der EU, dass dann die Aussicht eines EU-Beitritts endgültig vom Tisch wäre. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, zu einem EU-Beitritt würde es sowieso nie kommen. Also seitens der Türkei und den Auflagen nicht. Die EU müsste da eher so einiges lockern für.
@mehmet, an deiner stelle würde ich auch die türkei verteidigen. ich tue es auch bei NL. nur sollst du unterscheiden können/müssen zwischen land und individuum.
trump ist faul, aber darum sind die USA es noch nicht. so kann man über erdogan auch den stab brechen: man kann ihn keinen demokrat nennen. das hat er genügsam bewiesen (negieren richterbefehle); daß auf alle weisen beschränken von oppositionsmeldungen beim referendum. vllt/vermutlich ist er auch noch korrupt (telefongespräch mit sohn).

es könnte sein, daß erdogan ist wofür atatürk gewarnt hat, der islambefürworter. derjenige der versucht die zeit künstlich zurückzudrehen. das ist eine sache der türkei.
was aber keine sache der türkei ist, ist daß auf dem hoheitsgebiet von anderen ländern die türkei meint das recht zu haben was und wie einwöhner der anderen länder sich benehmen sollen. auch wenn es menschen betrifft die (evt. auch) die türkische nationalität haben.
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Nomen Nescio
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

Mehmet hat geschrieben:(17 Apr 2017, 17:51)

Aber warten wir erstmal ab wie sich das alles nun in der Türkei entwickelt. Ich aber glaube, dass es kaum Änderungen geben wird.
ich erinnere mich noch ganz gut, daß ein premier verhaftet wurde und gehängt. je von menderes gehört? ich hoffe daß derartige spannungen die türkei erspart bleiben.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von jellobiafra »

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... ip-erdogan

Ein interessanter Artikel aus der Zeit, der ein wenig Versachlichung liefert.
Schaut man sich dagegen an, wie nur in Deutschland abgestimmt wurde, sieht das Ergebnis auf den ersten Blick ganz anders aus: Bei Ja machten laut vorläufigem Ergebnis 63,1 Prozent der hier lebenden Wahlberechtigten ein Kreuz. Es ist jedoch falsch, anhand dieser Zahl generelle Rückschlüsse auf die Einstellung von Deutschtürken zu ziehen. Daher ein paar Details: In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt 2,9 Millionen Menschen, die aus der Türkei stammen. Von ihnen sind 1,43 Millionen wahlberechtigte türkische Staatsangehörige. Rund 46 Prozent – also etwa 661.000 Personen – haben von diesem Recht Gebrauch gemacht. Mit Ja gestimmt haben etwa 416.000 der in Deutschland lebenden Wahlberechtigten.
Ich will das Ergebnis nicht schönreden, denn aus meiner Sicht ist jede Stimme für die Verfassungsänderung eine zu viel. Dennoch sollten in der Diskussion über die Demokratiefähigkeit von Deutschtürken nicht alle in einen Topf geschmissen werden. Wer alle in Deutschland einbezieht, die hätten abstimmen dürfen, dem fällt auf, dass nur 29 Prozent von ihnen für die Machterweiterung Erdoğans gestimmt haben, der Rest hat entweder mit Nein gestimmt oder ist nicht zur Wahl gegangen. Aus dem Wahlergebnis lässt sich also weder schließen, die Mehrheit der Deutschtürken sei für den Demokratieabbau in der Türkei, noch, sie sei "Feuer und Flamme" für den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dessen Plan, sich mit mehr Macht auszustatten.

Es ist falsch und fatal, jetzt von der gescheiterten Integration der Deutschtürken zu sprechen. Damit nämlich stößt man auch all diejenigen vor den Kopf, die für den "Reis", den Führer, wie Erdoğan von seinen Anhängern betitelt wird, keinerlei Sympathie hegen.
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H2O
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von H2O »

jellobiafra hat geschrieben:(17 Apr 2017, 22:09)

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... ip-erdogan

Ein interessanter Artikel aus der Zeit, der ein wenig Versachlichung liefert.
Sicher ist es auffällig, daß noch nicht einmal 50% der wahlberechtigten "Deutschtürken" an dieser so heiß diskutierten Richtungswahl teilgenommen haben.

Aber eine Beruhigung würde ich aus diesem Ergebnis wirklich nicht ableiten. Denn in der deutschen Öffentlichkeit war klar zu erkennen, daß wir Deutschen uns für ein "Nein" aussprachen. Aus den Wahlenthaltungen kann niemand ein "Nein" ableiten; allenfalls Gleichgültigkeit und Unlust, sich der Mühe einer Briefwahl aus zu setzen.
  • Von ihnen sind 1,43 Millionen wahlberechtigte türkische Staatsangehörige. Rund 46 Prozent – also etwa 661.000 Personen – haben von diesem Recht Gebrauch gemacht. Mit Ja gestimmt haben etwa 416.000 der in Deutschland lebenden Wahlberechtigten.
Mich beruhigt keineswegs, daß in unserem Lande 416.000 Türken leben und arbeiten, die einer gelenkten islamischen Demokratie zustimmen. Wenn man bedenkt, welche Drohungen und Beleidigungen ihr Idol gegen unser Land vorgetragen hat, dann halte ich deren Zustimmung für eine jederzeit abrufbare Bedrohung unserer Gesellschaft.

Ich halte es auch für unredlich, mit Zahlenspielen diese Lage zu verharmlosen. Man sollte sich an die Zahl "400.000" halten. Diese Zahl ist zweifelsfrei nachgewiesen. Ein Grund für unsere Innenminister, sich diese Mitbewohner unseres Landes unter dem Gesichtspunkt "innere Sicherheit" sehr genau an zu sehen.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

zur ergänzung noch das folgende:
erdogan hat reagiert auf die befindungen der »kontrolleure« aus dem westen. er nennt sie kreuzritter o.ä. und behauptet daß die befunde absolut unwahr sind. na ja, er benützte stärkere worte. er soll, so sagte er, sie dann auch komplett negieren. nicht einmal lesen ?!

die nicht gestempelten formulare scheinen aus dem kurdischen gebiet zu kommen. ein gebiet wo etwa 80 prozent anti-erdogan/AKP ist. vielsagend ist daß da erdogan anscheinend noch 40% der stimmen bekommen hätte. noch bedeutender - wenn es wahr ist - ist, daß die anderthalb millionen stempellosen formulare fast ausschließlich JA-stimmen sind.

trump hat übrigens erdogan angerufen und ihn gratuliert.


die folgen für die türkei kann ich schwer einschätzen, denn da scheint die wirtschaft in einer spirale nach unten zu gehen. wohl aber sehe ich konsequenzen für die türken im westen.
arbeitgeber werden vermutlich noch weniger türken anstellen.
Zuletzt geändert von Nomen Nescio am Di 18. Apr 2017, 00:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

die türkische regierung hat die notlage für drei monate verlängert. jetzt muß (noch) das parlament d'accord sagen.
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Nomen Nescio
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

daß die kurden im osten sich absplitzen wollen und einen eigenen staat formen, ist ja kein geheimnis. was aber ganz neu ist, daß im westen jetzt auch geredet wird über eine eigenen staat.
wie sie dort sagen »wir lassen uns nicht durch dumme bauern aus einem kaff vorschreiben wie wir regiert werden sollen«.

schau mal die karte im artikel an. anklicken auf eine stelle dort, zeigt wie hoch der prozentsatz JA- und NEIN-sager ist.
außerdem ist der artikel lesenwert.
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odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Joker hat geschrieben:(17 Apr 2017, 18:43)

Erdogan setzt bei seiner Politik stark auf die Religion
Das gab es bei deinen Beispielen nicht
Hmmmm ... also fuer Franco halten sie noch vor seinem Mausoleum katholische Messen.
Die Verflechtungen der katholischen Kirche mit den Diktaturen in Sued-Amerika und auch Portugal sollte man auch nicht vergessen.
So absolut stimmt deine Aussage nicht.
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Alexyessin
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alexyessin »

Joker hat geschrieben:(17 Apr 2017, 18:49)

Blödsinn
Erkläre nicht was zu "Blödsinn" von dem du keine Ahnung hast. Mag Portugal noch als "normale" Militärdiktatur durchgehen, war Spanien defintiv klerikalfaschistisch.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alexyessin »

Nomen Nescio hat geschrieben:(18 Apr 2017, 00:02)

die türkische regierung hat die notlage für drei monate verlängert. jetzt muß (noch) das parlament d'accord sagen.
Wem das jetzt wundert, der war naiv.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Das eigentlich traurige ist es, dass es nicht gelang, das Nein Lager der Tuerken in Deutschland zu mobilisieren.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(17 Apr 2017, 18:40)

Nun, eines Tages wird die Türkei wieder frei sein. Wer denkt noch an die Militärjunta in Griechenland? Oder in Portugal?
Irgendwann. Vielleicht. Vielleicht zerfällt die Türkei auch. Der endlose Krieg gegen die Kurden ist ja auch so eine offene Baustelle.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

odiug hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:20)

Das eigentlich traurige ist es, dass es nicht gelang, das Nein Lager der Tuerken in Deutschland zu mobilisieren.
Weil sie nicht durchschauen wie Erdogans Aufschwung zustande kam. Dort glaubt man wirklich Erdogan hat das Land im Alleingang aufgebaut. Und man sieht nicht wie er dies finanziert hat. Zu Beginn des 3.ten Reichs hat ja auch keiner mitgekriegt daß der Aufschwung über Schulden finanziert wurde.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von jellobiafra »

H2O hat geschrieben:(17 Apr 2017, 23:05)

Sicher ist es auffällig, daß noch nicht einmal 50% der wahlberechtigten "Deutschtürken" an dieser so heiß diskutierten Richtungswahl teilgenommen haben.

Aber eine Beruhigung würde ich aus diesem Ergebnis wirklich nicht ableiten. Denn in der deutschen Öffentlichkeit war klar zu erkennen, daß wir Deutschen uns für ein "Nein" aussprachen. Aus den Wahlenthaltungen kann niemand ein "Nein" ableiten; allenfalls Gleichgültigkeit und Unlust, sich der Mühe einer Briefwahl aus zu setzen.
  • Von ihnen sind 1,43 Millionen wahlberechtigte türkische Staatsangehörige. Rund 46 Prozent – also etwa 661.000 Personen – haben von diesem Recht Gebrauch gemacht. Mit Ja gestimmt haben etwa 416.000 der in Deutschland lebenden Wahlberechtigten.
Mich beruhigt keineswegs, daß in unserem Lande 416.000 Türken leben und arbeiten, die einer gelenkten islamischen Demokratie zustimmen. Wenn man bedenkt, welche Drohungen und Beleidigungen ihr Idol gegen unser Land vorgetragen hat, dann halte ich deren Zustimmung für eine jederzeit abrufbare Bedrohung unserer Gesellschaft.

Ich halte es auch für unredlich, mit Zahlenspielen diese Lage zu verharmlosen. Man sollte sich an die Zahl "400.000" halten. Diese Zahl ist zweifelsfrei nachgewiesen. Ein Grund für unsere Innenminister, sich diese Mitbewohner unseres Landes unter dem Gesichtspunkt "innere Sicherheit" sehr genau an zu sehen.
Nichtteilnahme oder Wahlboykott ist bei dieser Wahl tatsächlich eine wichtige Botschaft, da es sich um eine politischen Richtungsentscheidung in einem anderen Land handelt.
Mitbürger, die Herr Erdogan nicht einmal zu einer Wahlteilnahme motivieren kann, kann ich nicht als bedrohlich erkennen. Es bleiben die ca. 400.000 Erdoganwähler, die mir auch ein Unbehagen bereiten.
Von denen wissen wir, dass sie sich - wenn sie die Wahl haben - für eine Diktatur und gegen eine Demokratie entscheiden. Das haben sie ja gerade bewiesen. Es ist eine durchaus relevante rechtsextreme Gruppe in Deutschland. Sollten sie sich tatsächlich als Bedrohung erweisen oder gar tätig werden, dann sollte geprüft werden, ob man diese Leute wieder loswerden kann. (So wie man ausländische IS-Sympathisanten außer Landes schafft) Sie haben ja einen türkischen Pass und derzeit gilt die Türkei ja noch als sicheres Drittland.
odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:30)

Weil sie nicht durchschauen wie Erdogans Aufschwung zustande kam. Dort glaubt man wirklich Erdogan hat das Land im Alleingang aufgebaut. Und man sieht nicht wie er dies finanziert hat. Zu Beginn des 3.ten Reichs hat ja auch keiner mitgekriegt daß der Aufschwung über Schulden finanziert wurde.
Aber warum wurde das hier nicht zum Thema gemacht ?
Und sind wir mal ehrlich ... eigentlich geht uns, also der Mehrheitsgesellschaft, die Tuerkei am Allerwertesten vorbei ... solange die Hotels billig und sauber sind und die Strassen sicher.
Was mich auch ein wenig stoerrt, dass es kaum Informationen ueber die eigentlichen Inhalte der Abstimmung gab.
Gerade ein Vergleich mit anderen Praesidentaldemokratien wie USA oder auch Frankreich waere fuer viele bestimmt hilfreich gewesen ... vor allem, wenn man die Unterschiede herausgearbeitet haette und das auch den hier Wahlberechtigten vermittelt haette.
Aber sind wir nochmals ehrlich ... es geht uns wirklich am Allerwertesten vorbei.
Das heisst, wir regen uns gerne auf ueber den Sultan vom Bosporus ... aber mehr auch nicht.
Es waere auch wichtig gewesen, wenn die europaeischen Staatschefs auch klar dargelegt haetten, was diese Abstimmung fuer das Verhaeltnis der Tuerkei zur EU bedeutet.
Die Tuer ist zugeschlagen worden ... da spielt das nun neu angekuendigte Referendum ueber die Todesstrafe kaum mehr eine Rolle.
Europa, auch Deutschland hat die demokratischen, progressiven Kraefte in der Tuerkei einfach links liegen lassen und das war ein Fehler, den wir uns eigentlich nicht leisten koennen.
odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

jellobiafra hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:37)

Nichtteilnahme oder Wahlboykott ist bei dieser Wahl tatsächlich eine wichtige Botschaft, da es sich um eine politischen Richtungsentscheidung in einem anderen Land handelt.
Mitbürger, die Herr Erdogan nicht einmal zu einer Wahlteilnahme motivieren kann, kann ich nicht als bedrohlich erkennen. Es bleiben die ca. 400.000 Erdoganwähler, die mir auch ein Unbehagen bereiten.
Von denen wissen wir, dass sie sich - wenn sie die Wahl haben - für eine Diktatur und gegen eine Demokratie entscheiden. Das haben sie ja gerade bewiesen. Es ist eine durchaus relevante rechtsextreme Gruppe in Deutschland. Sollten sie sich tatsächlich als Bedrohung erweisen oder gar tätig werden, dann sollte geprüft werden, ob man diese Leute wieder loswerden kann. (So wie man ausländische IS-Sympathisanten außer Landes schafft) Sie haben ja einen türkischen Pass und derzeit gilt die Türkei ja noch als sicheres Drittland.
Das ist ein sicherlich legitimes Argument, wenn man sagt, dass die 50% Nichtwaehler hier in Deutschland leben und auch hier ihren Lebensmittelpunkt haben.
Also was geht sie Ankera an ?
Das Problem ist nur, wir, also Europa und besonders Deutschland braucht die Tuerkei als Partner.
Die Tuerkei ist eben kein "Randstaat", der uns nichts angeht.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Darkfire »

Mehmet hat geschrieben:(17 Apr 2017, 15:05)

Leute, es wird sich nichts zwischen Deutschland der großen Türkei ändern.

Die Türken haben nun mal demokratisch mit einem "JA" abgestimmt und das sollte man nun akzeptieren!
Und ich wiederhole mich, es wird sich nichts zwischen Deutschland und der großen Türkei oder der Europäischen Union ändern. Das alles bleibt wie es ist und damit müsst ihr (Deutsche, Franzosen usw.) nun mal leben!

Oder denkt denn irgendeiner, dass nun irgendetwas passieren wird? Nein! Mit der Türkei geht es auch nicht abwärts, ganz im Gegenteil! Wartet es ab (und lernt schon mal türkisch!)!! ;)
Wieder so ein Provonick
odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Mehmet hat geschrieben:(17 Apr 2017, 15:05)

Leute, es wird sich nichts zwischen Deutschland der großen Türkei ändern.

Die Türken haben nun mal demokratisch mit einem "JA" abgestimmt und das sollte man nun akzeptieren!
Und ich wiederhole mich, es wird sich nichts zwischen Deutschland und der großen Türkei oder der Europäischen Union ändern. Das alles bleibt wie es ist und damit müsst ihr (Deutsche, Franzosen usw.) nun mal leben!

Oder denkt denn irgendeiner, dass nun irgendetwas passieren wird? Nein! Mit der Türkei geht es auch nicht abwärts, ganz im Gegenteil! Wartet es ab (und lernt schon mal türkisch!)!! ;)
Das ist nicht wahr.
Also zu glauben, dass die EU Staaten jetzt einfach so weiter machen und auch weiter zahlen ... das wird so nicht gehen.
Auch die wirtschaftlichen Beziehungen werden leiden, besonders im Tourismus, der fuer die Tuerkei sehr wichtig ist.
Es wird auch um einiges schwieriger fuer Deutsch-Tuerken, ihre Beziehungen zu ihren Familien in der Tuerkei aufrecht zu erhalten.
Visafreiheit wird es so nicht geben und in Deutschland wird man ueber die doppelte Staatsbuergerschaft diskutieren und wahrscheinlich auch abschaffen, bzw erheblich einschraenken.
Wirtschaftlich kann dieses Referendum sehr grossen Schaden anrichten, da viele Investoren die Rechtssicherheit nun in Frage sehen ... also Geld wird abfliessen.
Und an der demokratische Legitimitaet in einem "Notstandsregime" kann man auch zweifeln.
odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Darkfire hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:10)

Wieder so ein Provonick
Ja ... kann sein ... :s
Sozialdemokrat

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Sozialdemokrat »

jellobiafra hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:37)

....und derzeit gilt die Türkei ja noch als sicheres Drittland.
Seit wann gilt im deutschen Asylverfahren die Türkei als sicheres Drittland?
jellobiafra
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von jellobiafra »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:40)

Seit wann gilt im deutschen Asylverfahren die Türkei als sicheres Drittland?
Sondern?
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:27)

Irgendwann. Vielleicht. Vielleicht zerfällt die Türkei auch. Der endlose Krieg gegen die Kurden ist ja auch so eine offene Baustelle.

Die Kurden als Feindbild wird Erdogan in seinem nahezu 50:50 gespaltenen Staat ebenso dringend benötigen, wie er das externe Feindbild EU benötigt
.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von jellobiafra »

odiug hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:01)

Das ist ein sicherlich legitimes Argument, wenn man sagt, dass die 50% Nichtwaehler hier in Deutschland leben und auch hier ihren Lebensmittelpunkt haben.
Also was geht sie Ankera an ?
Das Problem ist nur, wir, also Europa und besonders Deutschland braucht die Tuerkei als Partner.
Die Tuerkei ist eben kein "Randstaat", der uns nichts angeht.
Diese Partnerschaft sollte aber meiner Meinung nach auf ein vertretbares Minimum "heruntergefahren" werden. Schon um sich nicht erpressbar zu machen.
Sozialdemokrat

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Sozialdemokrat »

jellobiafra hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:44)

Sondern?
Kein sicheres Herkunftsland für deutsche Behörden.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von jellobiafra »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:49)

Kein sicheres Herkunftsland für deutsche Behörden.
Tatsächlich. Du hast Recht. Hat mich wirklich überrascht.
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Alter Stubentiger
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

odiug hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:53)

Aber warum wurde das hier nicht zum Thema gemacht ?
Und sind wir mal ehrlich ... eigentlich geht uns, also der Mehrheitsgesellschaft, die Tuerkei am Allerwertesten vorbei ... solange die Hotels billig und sauber sind und die Strassen sicher.
Was mich auch ein wenig stoerrt, dass es kaum Informationen ueber die eigentlichen Inhalte der Abstimmung gab.
Gerade ein Vergleich mit anderen Praesidentaldemokratien wie USA oder auch Frankreich waere fuer viele bestimmt hilfreich gewesen ... vor allem, wenn man die Unterschiede herausgearbeitet haette und das auch den hier Wahlberechtigten vermittelt haette.
Aber sind wir nochmals ehrlich ... es geht uns wirklich am Allerwertesten vorbei.
Das heisst, wir regen uns gerne auf ueber den Sultan vom Bosporus ... aber mehr auch nicht.
Es waere auch wichtig gewesen, wenn die europaeischen Staatschefs auch klar dargelegt haetten, was diese Abstimmung fuer das Verhaeltnis der Tuerkei zur EU bedeutet.
Die Tuer ist zugeschlagen worden ... da spielt das nun neu angekuendigte Referendum ueber die Todesstrafe kaum mehr eine Rolle.
Europa, auch Deutschland hat die demokratischen, progressiven Kraefte in der Tuerkei einfach links liegen lassen und das war ein Fehler, den wir uns eigentlich nicht leisten koennen.
Man muß da ehrlich sein. Progressive Kräfte in der Türkei findet man nur in den Zentren und den Urlaubsgebieten. Dort hat man auch mehrheitlich gegen das Präsidialsystem gestimmt. Aber die konservativen Landeier waren und sind Erdogan treu ergeben. Die sind nicht erreichbar für türkische oder europäische Demokraten.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

JJazzGold hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:45)


Die Kurden als Feindbild wird Erdogan in seinem nahezu 50:50 gespaltenen Staat ebenso dringend benötigen, wie er das externe Feindbild EU benötigt
.
Wahrscheinlich hast du recht. Wird ihm aber nichts nutzen. Ich fürchte es wird so enden wie in Venezuela.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
Bobo
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Bobo »

Moses hat geschrieben:(17 Apr 2017, 15:07)

Wo genau siehst Du eine "große" Türkei - und warum genau soll ich ausgerechnet türkisch lernen?
Trolle sollte man nicht füttern. Mehmet dürfte eine rechte Birne mit Willen zur Provokation sein. Siehe seine Fußnote. Selbst für AKP-Fossis zu absurd.
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Nomen Nescio
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Nomen Nescio »

odiug hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:53)

Aber warum wurde das hier nicht zum Thema gemacht ?
ich weiß überhaupt nicht ob erdogan auch eine art »mefowechsel« benützte. denn habe darüber nicht viel (oder nichts) gelesen. es war/schien offenbar nicht wichtig.

und ja, daß teils auf pump gebaut wurde, finde ich logisch.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von jellobiafra »

http://www.t-online.de/nachrichten/ausl ... eben-.html
"Ein Teil der Deutschtürken muss sich kritische Fragen gefallen lassen", sagte Özdemir im ARD-"Morgenmagazin". Sie genössen in Deutschland die Vorteile der Demokratie, richteten in der Türkei aber eine Diktatur ein. "Wir müssen über Versäumnisse der Integrationspolitik reden", sagte der Schwabe mit türkischen Wurzeln.
Hm. ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Deutschland noch tun kann. Wir schicken die Türken mindestens 12 Jahre auf deutsche Schulen und dann wählen 29 % Erdogan. An den Lehrern liegt es nicht.
Ich war auch auf einer Schule in Deutschland und mir hat niemand beigebracht, dass Faschismus Klasse ist. Das alte grün-linke Erklärungsmuster: Die Türken sind doof aber die Deutschen sind schuld, ist im Jahr 2017 nicht mehr besonders überzeugend.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

Nomen Nescio hat geschrieben:(18 Apr 2017, 12:29)

ich weiß überhaupt nicht ob erdogan auch eine art »mefowechsel« benützte. denn habe darüber nicht viel (oder nichts) gelesen. es war/schien offenbar nicht wichtig.

und ja, daß teils auf pump gebaut wurde, finde ich logisch.
Erdogan hat natürlich keinen Mefo-Wechsel genutzt. Ich denke nicht daß heute einer damit durchkommt. Es gab ja einen echten Wirtschaftsaufschwung. Die Gülen-Leute haben Erdogan ja ihre geballte Wirtschaftskompetenz zur Verfügung gestellt. Der Tourismus boomte ja auch und brachte viel Geld. Solange dies alles lief hatte Erdogan auch genug Geld um all die schöne neue Infrastruktur zu bauen. Die Staatsverschuldung ist also erträglich. Noch. Denn der Tourismus ist schon eingebrochen. Und relativ viele Geschäftsleute sind geflohen, sitzen im Knast oder wurden gar enteignet. Ausländer scheuen sich jetzt in der Türkei zu investieren. Jetzt also fehlen Einnahmen und.....................

.................das eigentliche Problem ist die private Verschuldung. Weil es gerade so schön bergauf ging haben sich viele Türken ziemlich verschuldet. Das hat vor ein paar Jahren den Aufschwung noch befeuert. Ist jetzt aber eine echte Belastung. Da sehe ich die Probleme.
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Ammianus
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Ammianus »

odiug hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:53)

...

Was mich auch ein wenig stoerrt, dass es kaum Informationen ueber die eigentlichen Inhalte der Abstimmung gab.
Gerade ein Vergleich mit anderen Praesidentaldemokratien wie USA oder auch Frankreich waere fuer viele bestimmt hilfreich gewesen ... vor allem, wenn man die Unterschiede herausgearbeitet haette und das auch den hier Wahlberechtigten vermittelt haette.

...
Alle großen Nachrichtenmagazine oder andere Formate brachten mehr oder weniger umfassende Zusammenstellungen der Veränderungen, die durch Erdogans sogenannte "Reform" stattfinden würden. Und das zur besten Sendezeit. Wenn ich mich nicht ganz irre, verwies z.B. der Tagesschausprecher noch auf die Webseite, wo dies noch einmal genauer erläutert wurde.

Und es ist auch davon auszugehen, dass die meisten der wahlberechtigten Deutsch-Türken einen wie auch immer gearteten Internetanschluss haben. Wenn ich ein halbwegs bewusster Bürger sein will, dann nutze ich bei Fragen unter Umständen auch dieses Medium.
Es waren genug Informationen vorhanden. Wer wahlberechtigt ist, ist volljährig und hat wenigstens auf dem Papier die Reife, Entscheidungen von entsprechender Tragweite zu fällen - ob er das tut ist dann die andere Frage.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Keoma »

Ammianus hat geschrieben:(18 Apr 2017, 13:19)

Alle großen Nachrichtenmagazine oder andere Formate brachten mehr oder weniger umfassende Zusammenstellungen der Veränderungen, die durch Erdogans sogenannte "Reform" stattfinden würden. Und das zur besten Sendezeit. Wenn ich mich nicht ganz irre, verwies z.B. der Tagesschausprecher noch auf die Webseite, wo dies noch einmal genauer erläutert wurde.

Und es ist auch davon auszugehen, dass die meisten der wahlberechtigten Deutsch-Türken einen wie auch immer gearteten Internetanschluss haben. Wenn ich ein halbwegs bewusster Bürger sein will, dann nutze ich bei Fragen unter Umständen auch dieses Medium.
Es waren genug Informationen vorhanden. Wer wahlberechtigt ist, ist volljährig und hat wenigstens auf dem Papier die Reife, Entscheidungen von entsprechender Tragweite zu fällen - ob er das tut ist dann die andere Frage.
In der Tat, wenn man wollte, konnte man sich umfassend informieren.
Aber gerade die, auf die es angekommen wäre, schauen nur türkische Staatssender.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

Ammianus hat geschrieben:(18 Apr 2017, 13:19)

Alle großen Nachrichtenmagazine oder andere Formate brachten mehr oder weniger umfassende Zusammenstellungen der Veränderungen, die durch Erdogans sogenannte "Reform" stattfinden würden. Und das zur besten Sendezeit. Wenn ich mich nicht ganz irre, verwies z.B. der Tagesschausprecher noch auf die Webseite, wo dies noch einmal genauer erläutert wurde.

Und es ist auch davon auszugehen, dass die meisten der wahlberechtigten Deutsch-Türken einen wie auch immer gearteten Internetanschluss haben. Wenn ich ein halbwegs bewusster Bürger sein will, dann nutze ich bei Fragen unter Umständen auch dieses Medium.
Es waren genug Informationen vorhanden. Wer wahlberechtigt ist, ist volljährig und hat wenigstens auf dem Papier die Reife, Entscheidungen von entsprechender Tragweite zu fällen - ob er das tut ist dann die andere Frage.
Die meisten Türken nutzen die türkischen Staatsmedien und Facebook weil sie den deutschen Medien nicht trauen.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von garfield336 »

garfield336 hat geschrieben:(17 Apr 2017, 20:55)

67% Das soll das Wahlergebnis in Luxemburg sein.

bei 9000 abgegebenen Stimmen.


pikant: Es leben nur 500Türken in Luxemburg.
Alles kein Problem sagt der türkische Botschafter:
http://www.wort.lu/de/politik/verfassun ... 63e13ad9d2
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Keoma
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Keoma »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 14:40)

Die meisten Türken nutzen die türkischen Staatsmedien und Facebook weil sie den deutschen Medien nicht trauen.
Ich würde behaupten, ein guter Teil würde die deutschen Medien auch nicht verstehen.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von H2O »

jellobiafra hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:37)

Nichtteilnahme oder Wahlboykott ist bei dieser Wahl tatsächlich eine wichtige Botschaft, da es sich um eine politischen Richtungsentscheidung in einem anderen Land handelt.
Mitbürger, die Herr Erdogan nicht einmal zu einer Wahlteilnahme motivieren kann, kann ich nicht als bedrohlich erkennen. Es bleiben die ca. 400.000 Erdoganwähler, die mir auch ein Unbehagen bereiten.
Von denen wissen wir, dass sie sich - wenn sie die Wahl haben - für eine Diktatur und gegen eine Demokratie entscheiden. Das haben sie ja gerade bewiesen. Es ist eine durchaus relevante rechtsextreme Gruppe in Deutschland. Sollten sie sich tatsächlich als Bedrohung erweisen oder gar tätig werden, dann sollte geprüft werden, ob man diese Leute wieder loswerden kann. (So wie man ausländische IS-Sympathisanten außer Landes schafft) Sie haben ja einen türkischen Pass und derzeit gilt die Türkei ja noch als sicheres Drittland.
Mich verstört, daß nur eine Minderheit wahlberechtigter Deutsch-Türken sich für Demokratie und gegen Verunglimpfungen und Drohungen Erdogans gegen die deutsche Gesellschaft verwahrt... und mit "Nein" stimmten. Ich hätte eine hohe Wahlbeteiligung erwartet und ein krachendes "Nein".

Ich stimme Ihnen zu, daß nun sehr gezielt auffällige türkische Deutschenhasser des Landes verwiesen werden sollten. Wir brauchen keine weiteren wandelnden Zeitbomben. Wer weiß, wozu Erdogan seine Leute noch anstacheln kann. Ich nehme seine offen vorgetragenen Drohungen sehr ernst. Ich hoffe, die deutschen Innenminister sehen das auch so, und sie sinnen nicht erst auf Abhilfe, wenn der Volkszorn nach ermordeten deutschen Staatsbürger ihnen dazu Veranlassung gibt.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Ammianus »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 14:40)

Die meisten Türken nutzen die türkischen Staatsmedien und Facebook weil sie den deutschen Medien nicht trauen.
So sieht es aus. Und die sind immer fester in der Hand der AKP.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von CaptainJack »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 11:51)

Man muß da ehrlich sein. Progressive Kräfte in der Türkei findet man nur in den Zentren und den Urlaubsgebieten. Dort hat man auch mehrheitlich gegen das Präsidialsystem gestimmt. Aber die konservativen Landeier waren und sind Erdogan treu ergeben. Die sind nicht erreichbar für türkische oder europäische Demokraten.
.... und die Deutschtürken!! mit 63%! Das ist unfasslich! :mad:
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von Alter Stubentiger »

H2O hat geschrieben:(18 Apr 2017, 14:57)

Mich verstört, daß nur eine Minderheit wahlberechtigter Deutsch-Türken sich für Demokratie und gegen Verunglimpfungen und Drohungen Erdogans gegen die deutsche Gesellschaft verwahrt... und mit "Nein" stimmten. Ich hätte eine hohe Wahlbeteiligung erwartet und ein krachendes "Nein".

Ich stimme Ihnen zu, daß nun sehr gezielt auffällige türkische Deutschenhasser des Landes verwiesen werden sollten. Wir brauchen keine weiteren wandelnden Zeitbomben. Wer weiß, wozu Erdogan seine Leute noch anstacheln kann. Ich nehme seine offen vorgetragenen Drohungen sehr ernst. Ich hoffe, die deutschen Innenminister sehen das auch so, und sie sinnen nicht erst auf Abhilfe, wenn der Volkszorn nach ermordeten deutschen Staatsbürger ihnen dazu Veranlassung gibt.
Vergiss nicht daß die Hälfte der Türken hier gar nicht gewählt hat. Das relativiert die Zustimmung doch etwas.
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odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

jellobiafra hat geschrieben:(18 Apr 2017, 09:48)

Diese Partnerschaft sollte aber meiner Meinung nach auf ein vertretbares Minimum "heruntergefahren" werden. Schon um sich nicht erpressbar zu machen.
Wir sind von allen und jedem erpressbar.
Putin, Trump, May, Erdogan, egal ...
Eine Exportnation, noch dazu eine, die auf Importe von Rohstoffen angewiesen ist, ist erpressbar.
Die Frage ist nicht, ob wir erpresst werden, sondern ob wir uns erpressen lassen und wieviel wir bereit sind zu zahlen ... und zwar sowohl als auch, also ob wir nun nachgeben oder standhaft bleiben ... beides hat einen Preis.
odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 11:51)

Man muß da ehrlich sein. Progressive Kräfte in der Türkei findet man nur in den Zentren und den Urlaubsgebieten. Dort hat man auch mehrheitlich gegen das Präsidialsystem gestimmt. Aber die konservativen Landeier waren und sind Erdogan treu ergeben. Die sind nicht erreichbar für türkische oder europäische Demokraten.
Also im Niemandsland zwischen Berlin und Hamburg findest du auch kaum progressive Kraefte.
Auch in Bayern bestimmen die konservativen Landeier den Ton.
odiug

Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von odiug »

Ammianus hat geschrieben:(18 Apr 2017, 13:19)

Alle großen Nachrichtenmagazine oder andere Formate brachten mehr oder weniger umfassende Zusammenstellungen der Veränderungen, die durch Erdogans sogenannte "Reform" stattfinden würden. Und das zur besten Sendezeit. Wenn ich mich nicht ganz irre, verwies z.B. der Tagesschausprecher noch auf die Webseite, wo dies noch einmal genauer erläutert wurde.

Und es ist auch davon auszugehen, dass die meisten der wahlberechtigten Deutsch-Türken einen wie auch immer gearteten Internetanschluss haben. Wenn ich ein halbwegs bewusster Bürger sein will, dann nutze ich bei Fragen unter Umständen auch dieses Medium.
Es waren genug Informationen vorhanden. Wer wahlberechtigt ist, ist volljährig und hat wenigstens auf dem Papier die Reife, Entscheidungen von entsprechender Tragweite zu fällen - ob er das tut ist dann die andere Frage.
Stimmt ... wenn du dich informieren willst, dann kannst du das auch.
Und auch richtig, die meisten waehlten eher aus einer Emotion heraus und nicht mit dem Verstand.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 08:27)

Irgendwann. Vielleicht. Vielleicht zerfällt die Türkei auch. Der endlose Krieg gegen die Kurden ist ja auch so eine offene Baustelle.
Portugal und Spanien haben auch ihre autoritäre Phase überwunden.

In Istanbul haben etwa 10.000 Bürger demonstriert. Mit Erdogans Usurpation beginnt der Kampf um Freiheit.
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Re: Referendum zur Verfassungsänderung in der Türkei

Beitrag von JJazzGold »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(18 Apr 2017, 11:54)

Wahrscheinlich hast du recht. Wird ihm aber nichts nutzen. Ich fürchte es wird so enden wie in Venezuela.

Es wird ihm gar nichts anderes übrig bleiben, als vermehrt “Feinde“ zu präsentieren, je deutlicher wird, dass die Präsidialherrschaft keinen wirtschaftlichen Aufschwung generiert.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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