Haben das Zukunftsthema halt verschlafen und sind zu spät eingestiegen. Das Experiment in Hannover hätten sie sich schenken können, zumal die Wolfsburger nicht erkannten, wo die Potenziale stecken. Wenn man nicht nur Überschriften liest, kommt man gleich etwas weiter.
Die meisten Autohersteller, die Carsharing anbieten, nutzen das Modell bislang zur Vermarktung ihrer Autos. Daimler bringt auf diese Weise seinen Smart auf die Straße. BMW verleiht bislang Mini, 1er BMW
und das Elektroauto i3. In Zukunft werde es aber mehr und mehr darum gehe, die Kunden in einer Welt, in der Besitz unwichtiger wird, an sich zu binden. "Autohersteller brauchen das Thema Carsharing", sagt Ernst & Young-Experte Peter Fuß. [...]
"Volkswagen hat das Thema erst 2011 und damit relativ spät für sich erkannt", sagt Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Das sei aber nicht der einzige Grund, weshalb "Quicar" keine echte Chance auf Erfolg hatte. Auch die "halbherzige Umsetzung" durch den VW-Konzern habe daran einen Anteil.
Um als Nachzügler in dem Segment erfolgreich zu sein, müsse der Kunde einen Vorteil haben, den er bei anderen Anbietern nicht hat, betont Bratzel. Dieses Konzept verfolgt etwa die GM-Tochter Opel, die Autobesitzern mit Hilfe einer App ermöglicht, das eigene Auto mit anderen zu teilen. Perspektivisch werde der den Markt beherrschen, dem es gelingt, verschiedene Mobilitätsvarianten zu vereinen - Auto, Bahn und Flugzeug, glaubt Bratzel. "Das würde die Nutzer reizen, das ist genau der Punkt, an dem Google und Apple arbeiten."
Aus diesem Grunde könne sich auch kein Hersteller aus dem Geschäft komplett verabschieden, sagt Fuß. Die Sorge, dass die Autohersteller weniger produzieren werden, wird sich seiner Einschätzung nach nicht bewahrheiten. Doch: "Am Ende des Tages werden sich die Autos nicht mehr groß unterscheiden und die Hersteller mit Mobilitätsangeboten mehr verdienen als mit der Hardware Auto."
Auch VW will trotz des Rückzugs nicht auf den Markt Carsharing verzichten: Schon seit 2013 kaufte sich das Unternehmen beim niederländischen Carsharing-Anbieter Greenwheels ein, inzwischen hält die VW-Tochter Financial Services 60 Prozent. Greenwheels Autos - allesamt VW - werden künftig wie in 21 anderen deutschen Städten auch in Hannover unterwegs sein. VW nennt diese Entscheidung "Bündelung" des Angebotes und hofft, alle Kunden halten zu können.
http://www.motor-talk.de/news/volkswage ... 57326.html