Literaturnobelpreis 2016

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Jekyll
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Hans Albers hat geschrieben:(19 Oct 2016, 23:18)

Sie kennen sowas nicht, okay. Lieben Sie eher die Oper?
http://www.nachrichtenxpress.com/2016/0 ... uropas-an/ ;)
Cäsarenwahn auf türkisch. :thumbup:
Nazim Hikmet war ja auch Anwärter. Aber er hat ihn nicht gekriegt, obwohl Hannes Wader dies magisch geheimnisvolle Gedicht, an dem Dylan sicher noch VIEL lernen könnte, so kogenial interpretiert hat! . :D

yasamak

Yasamak bir agac gibi,
tek ve hür,
Ve bir orman gibi
kardescesine,
Bu
bizim Hasretimiz!

:thumbup:
Nazim Hikmet hatte übrigens auch deutsche Vorfahren. Genauso wie Goethe mutmaßlich einen türkischen Vorfahren hatte. Spiegelverkehrte Welt.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Bleibtreu
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Bleibtreu »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Oct 2016, 02:04)

Das stimmt. Ich halte von so Himmelszeug nichts, ganz persönlich. Entsprechend interpretiere ich ganz weltlich.
Ich bin Atheistin, aber ich kenne die Schriften der Abrahamitischen sehr gut. Deswegen blicke ich auf die Texte von Dylan mit anderen Augen als du.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von HugoBettauer »

Bleibtreu hat geschrieben:(20 Oct 2016, 02:20)

Ich bin Atheistin, aber ich kenne die Schriften der Abrahamitischen sehr gut. Deswegen blicke ich auf die Texte von Dylan mit anderen Augen als du.
Ja, daran gewinnt diese Diskussion viel.
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Brainiac
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Brainiac »

[MOD] Ein längeres Privatduell zweier User entsorgt. Ich empfehle dringend, dieses hier nicht weiter fortzuführen.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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schokoschendrezki
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Genau einen Tag nach der Dylan-Nobel-Preis-Verkündigung erschien übrigens ein neues Album von Conor Oberst namens "Ruminations". Wer Dylan mag, dem sei dieses Album wärmstens empfohlen.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von jellobiafra »

Bob Dylan nimmt den Literaturnobelpreis an.

http://www.spiegel.de/kultur/musik/bob- ... 18820.html
Bob Dylan nimmt den Nobelpreis für Literatur an. Das gab das schwedische Nobelkomitee am Freitagabend bekannt. Nach Wochen des Schweigens äußert sich der Sänger und Autor damit erstmals zu der geplanten Ehrung. Ob er an der Preisverleihung teilnehmen wird, ist aber noch unklar.

"Na, das ist doch was", sagte Dylan der britischen Zeitung "The Telegraph" über den Preis. "Die Auszeichnung ehrt mich sehr." Die Rocklegende ("Blowin' in the wind") hatte am Tag der Bekanntgabe durch die Nobeljury ein Konzert gegeben und die Ehrung mit keinem Wort erwähnt. Dabei ist Dylan in der 115-jährigen Geschichte des Nobelpreises der erste Musiker, der im Bereich Literatur ausgezeichnet wird
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Jekyll
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Offensichtlich war er sehr, sehr überrascht von der Entscheidung des Nobelpreiskomitees und konnte das alles nicht gleich verarbeiten, nicht richtig einordnen. Wahrscheinlich hat er am Anfang bisschen gefremdelt mit dieser Vorstellung. Und die Gewissensbisse...die scheint er auch überwunden zu haben.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von jellobiafra »

Na ja. Nach der Begründung des Nobelpreiskomitees war die Wahl nicht nur berechtigt sondern strenggenommen sogar zwingend. Weder Roth noch Murakami oder die anderen haben sich ähnlich verdient gemacht um das Songwriting in der Tradition des amerikanischen Folksong oder was auch immer. Man könnte dem Nobelpreiskomitee vielleicht einen Irrtum in den Kategorien vorwerfen, aber das wurde bereits
diskutiert. Es gibt nun mal keinen Nobelpreis für Künstler allgemein und ihre kulturelle Bedeutung. Bob Dylan ist ein innovativer Jahrhundertkünstler vergleichbar vielleicht mit Pablo Picasso oder Alfred Hitchcock und in Hinsicht der seiner kulturellen Bedeutung weitaus wichtiger als alle seine Konkurrenten. Bestritten wird dies von Ignoranten, die sich noch etwas darauf einbilden, keine Ahnung vom
Werk Bob Dylans zu haben.
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Jekyll
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Eigentlich ist Dylan der größte Künstler (oder Literat?) überhaupt, wegen Songwriting in der Tradition des amerikanischen Folksong oder was auch immer...Ein Kessel Buntes in Hitchcock und Piccassooo, vielleicht können wir Adolf noch dazu zählen, immerhin konnte er dolle Postkarten schmieren in der Tradition des österreichischen Volkszorns oder wie auch immer und überhaupt...Nobelpreis für ALLEEE!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Wildermuth »

Jekyll hat geschrieben:(30 Oct 2016, 03:13)

Eigentlich ist Dylan der größte Künstler (oder Literat?) überhaupt, wegen Songwriting in der Tradition des amerikanischen Folksong oder was auch immer...Ein Kessel Buntes in Hitchcock und Piccassooo, vielleicht können wir Adolf noch dazu zählen, immerhin konnte er dolle Postkarten schmieren in der Tradition des österreichischen Volkszorns oder wie auch immer und überhaupt...Nobelpreis für ALLEEE!
Was ich nicht verstehe, kann nicht gut sein.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Wildermuth hat geschrieben:(30 Oct 2016, 03:30)

Was ich nicht verstehe, kann nicht gut sein.
Interessant. Bei mir löst das noch nicht Verstandene und noch Unbekannte eher Neugier aus, auch wenn von vornherein klar sein dürfte, dass manche von denen wirklich nicht gut sein können (Schwarze Löcher etwa, oder deren Entsprechung in den Abgründen der menschlichen Seele).
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Bob Dylan ist übrigens auch türkischstämmig:
Seine Eltern waren Nachfahren deutscher, türkischer und ukrainisch-jüdischer Immigranten, die 1905 aus Odessa in die Vereinigten Staaten übergesiedelt waren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bob_Dylan ... und_Jugend
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Jekyll »

Wenn ich es mir so recht überlege, hat er den Nobelpreis redlich verdient. Es wurde allerhöchste Zeit, dass seine überragenden Leistungen und seine kulturelle Bedeutung durch so ein Preis adäquat auf angemessener Weise gewürdigt wurde. Gut gemacht, Dylan...weiter so! :thumbup:
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Re: Literaturnobelpreis 2019

Beitrag von Misterfritz »

Literatur Nobelpreis für Handke?
Neuerdings ist das kein politischer Preis? Aha, na denn ...
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Zunder »

Als Elfriede Jelinek den Nobelpreis bekam, dachte ich, Österreich ist für die nächsten 30 Jahre raus.
Na, dann halt nicht.
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Re: Literaturnobelpreis 2019

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Misterfritz hat geschrieben:(10 Oct 2019, 20:14)

Literatur Nobelpreis für Handke?
Neuerdings ist das kein politischer Preis? Aha, na denn ...
Sie trauen sich aber. Und fragen auch noch das Richtige dazu... :D

Irgendwie musste ja Handkes unverhohlene Sympathie und politische Gesinnungsnähe zu Kriegsverbrechern wie Milosevic, Mladic und Karadzic (dem Mentor gezielter Massenvergewaltigungen, Mord und Terror durch pro"serbische"
Marodeure) weggeredet und verdrängt werden.
Grass hatte ja auch diesen Preis erhalten. Als spätgestehender Jungnazi und "gedichts"begründete persona non grata in Israel. Wobei man tatsächlich darüber streiten könnte, ob jenes antisemitische Gedicht von Grass überhaupt ein Gedicht ist oder nur lange mitgeschleppter Restmüll aus Jugendtagen, der ihm im Alter aus dem Hemdkragen hervorquoll. Wo Männer besonders gerne wieder zu Kindern werden...Egal.

Preiswürdige "Nobelpreis-Literatur", die jemand schreibt und dessen politische Gesinnung sind für die Damen und Herren des noblen NOBEL-Kommitees sowas
wie "Schnaps ist Schnaps und Bier ist Bier"! - Also keine eineiigen Zwillinge, sondern zwei Fremde in einer Hülle, die gar nichts miteinander zu tun haben. ;)

Der eine kennt den anderen nicht...

"Suche den Feind im Schatten deines Hauses" (c) by Arno Gruen.
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Re: Literaturnobelpreis 2019

Beitrag von schokoschendrezki »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(11 Oct 2019, 05:57)

Sie trauen sich aber. Und fragen auch noch das Richtige dazu... :D

Irgendwie musste ja Handkes unverhohlene Sympathie und politische Gesinnungsnähe zu Kriegsverbrechern wie Milosevic, Mladic und Karadzic (dem Mentor gezielter Massenvergewaltigungen, Mord und Terror durch pro"serbische"
Marodeure) weggeredet und verdrängt werden.
Grass hatte ja auch diesen Preis erhalten. Als spätgestehender Jungnazi und "gedichts"begründete persona non grata in Israel. Wobei man tatsächlich darüber streiten könnte, ob jenes antisemitische Gedicht von Grass überhaupt ein Gedicht ist oder nur lange mitgeschleppter Restmüll aus Jugendtagen, der ihm im Alter aus dem Hemdkragen hervorquoll. Wo Männer besonders gerne wieder zu Kindern werden...Egal.
In der Tat. "Gedicht" kann man diese ... ja, sprachliche Hervorbringung von Grass wohl kaum nennen. Es wurde zum einen ein Peter bedacht. Wenn auch leider ein Peter Handke und nicht ein Péter Nádas. Die Verleihung an die Polin Olga Tokarczuk ist absolut großartig. Ich bin ehrlich begeistert. Ich werde ihr bedeutendstes Werk, "Die Jakobsbücher" umgehend bestellen und lesen. Auf eine "epische Antwort auf die wachsende Intoleranz und geistig-moralische Verengung der Gegenwart" bin ich sehr gespannt. Genau wie auch auf die Reaktionen der Konservativen in Polen.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Eulenwoelfchen »

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 33382.html
In seiner Dankesrede kritisiert der in Bosnien geborene Schriftsteller Saša Stanišić die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke. Dessen Texte über Jugoslawien sieht der Autor als vergiftet an.

Beziehung zwischen Werk und Autor

Stanišićs Dankesrede ist zweifellos die politischste, die ein Gewinner des Deutschen Buchpreises bisher gehalten hat. Sie wirft auch die Frage auf, wie Literatur zu bewerten ist, indem sie die Wahrhaftigkeitsfrage übergreifend stellt. Für Stanišić ist die Wahrhaftigkeit eines schriftstellerischen Werks nicht von der Person eines Autors zu trennen.


---------
Peter Handke traf sich mit dem zwischenzeitlich verurteilten Kriegsverbrecher Karadzic (nach dem Massaker in Szebrenica!) zu einem gemütlichen Beisammensein. Das, er, Handke, mit der Suche nach höherer Wahrhaftigkeit begründete... Von Handke existieren ja auch noch heute nachlesbare einseitig proserbische Aussagen zu den Kriegsverbrechern Milosevic, Mladic und Karadzic zum Fußnägelaufkräuseln...

Einer seiner denkwürdigsten Sprüche war ja, dass "den Serben noch größeres Unglück widerfahren sei als den Juden in der NS-Zeit".
Eine Aussage, der er zwar später zurücknahm, die Glaubwürdigkeit des Rückziehers indes darf man eher als taktisch ansehen. Nachdem er wohl auch selbst in einem lichten Moment festgestellt hatte, WAS er da gesagt hatte= die Monströsität der shoa so quasi in der geschichtlichen und antisemitischen Fliegenschißtradition eines AfD-Gauland zur überbewerteten Läßlichkeit vorwegnehmend herunterredete.

Man könnte natürlich auch sagen, antisemitischer geht es immer...Es stellt sich nämlich die Frage, wieso Handke das Schicksal der Serben rund um die damaligen Kriegswirren in den 1990-er Jahren ausgerechnet mit Juden in Verbindung brachte...???

Für mich ist der Literaturpreis für Handke einfach nur eine Schande. Das Nobelpreiskomitee sollte sich schämen und zwar zutiefst für so einen üblen Fehlgriff. Die Versuche, sich herauszureden, sind mehr als erbarmungswürdig.
Punkt. Ende. Aus die Maus.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Gute Gelegenheit für die israelische Politik, endlich einmal ernsthaft über die Anerkennung des Kosovo nachzudenken.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Stoner

Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Stoner »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(15 Oct 2019, 07:29)


Für mich ist der Literaturpreis für Handke einfach nur eine Schande. Das Nobelpreiskomitee sollte sich schämen und zwar zutiefst für so einen üblen Fehlgriff. Die Versuche, sich herauszureden, sind mehr als erbarmungswürdig.
Punkt. Ende. Aus die Maus.
Aha. Wichtig ist nicht, dass der schreiben kann, sondern die echte Gesinnung hat.
Was Stanisic da geleistet hat, ist einmalig (unterirdisch). Aber passend zum gesinnungsschweren Geist der Zeit.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Bartleby hat geschrieben: Aha. Wichtig ist nicht, dass der schreiben kann, sondern die echte Gesinnung hat.
Was Stanisic da geleistet hat, ist einmalig (unterirdisch). Aber passend zum gesinnungsschweren Geist der Zeit.
Gerade erst vor drei Stunden erschien (immerhin) im österreichischen "Standard" eine leidenschaftliche Verteidigung Handkes. https://www.derstandard.de/story/200011 ... schuldigen. Noch am 19. Oktober war in derselben Zeitung von einer anderen Autorin eine leidenschaftliche Empörung zu Handke zu lesen.

Es hat eine lange ungute Tradition in Österreich, "die" Serben zu einem Schurkenvolk per se zu machen. Und dann steht Handke im Sinne einer Komplexitätsreduktion plötzlich stellvertretend für die ganze Schurkerei. Auch wenn er nicht mal Serbe (sondern Slowene) ist. Die Öffentlichkeit duldet keine halben Sachen. Sind die Serben nun Schurken oder nicht? Redet euch nicht heraus!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2019, 13:32)

Gerade erst vor drei Stunden erschien (immerhin) im österreichischen "Standard" eine leidenschaftliche Verteidigung Handkes. https://www.derstandard.de/story/200011 ... schuldigen. Noch am 19. Oktober war in derselben Zeitung von einer anderen Autorin eine leidenschaftliche Empörung zu Handke zu lesen.

Es hat eine lange ungute Tradition in Österreich, "die" Serben zu einem Schurkenvolk per se zu machen. Und dann steht Handke im Sinne einer Komplexitätsreduktion plötzlich stellvertretend für die ganze Schurkerei. Auch wenn er nicht mal Serbe (sondern Slowene) ist. Die Öffentlichkeit duldet keine halben Sachen. Sind die Serben nun Schurken oder nicht? Redet euch nicht heraus!
"Die Serben" sind sicher keine Schurken; dazu habe ich zu viele gute Kollegen mit serbischer Abstammung kennen gelernt. Aber das, was im Namen Serbiens von seinen Streitkräften / Milizen und einigen wild gewordenen Zeitgenossen in Kroatien (Krajova, Vukovar) oder in Bosnien (Sarajevo, Srebrenica) angerichtet worden ist, das verdient schon die Bezeichnung Schurkerei. Ich kann mir nicht erklären, was diese Leute so plötzlich in den Wahnsinn getrieben hat. Aber Herr Handke müßte das doch als Zeitzeuge vermitteln können. Über seine Kunst will ich nicht urteilen.
Stoner

Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Stoner »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 13:53)

"Die Serben" sind sicher keine Schurken; dazu habe ich zu viele gute Kollegen mit serbischer Abstammung kennen gelernt. Aber das, was im Namen Serbiens von seinen Streitkräften / Milizen und einigen wild gewordenen Zeitgenossen in Kroatien (Krajova, Vukovar) oder in Bosnien (Sarajevo, Srebrenica) angerichtet worden ist, das verdient schon die Bezeichnung Schurkerei. Ich kann mir nicht erklären, was diese Leute so plötzlich in den Wahnsinn getrieben hat. Aber Herr Handke müßte das doch als Zeitzeuge vermitteln können. Über seine Kunst will ich nicht urteilen.
Wenn Schriftsteller sich in akute und gefährliche politische Konflikte einmischen und sich dabei mit Diktatoren einlassen, kommt selten etwas Vernünftiges dabei heraus. Im günstigsten Fall steht der Meister des Worts halt als (moralischer) Depp da, im weniger günstigen als Diktatorenfreund und moralischer Versager, im ungünstigstens (siehe die Fanboys Stalins) gibts auch einmal eine Kugel ins Genick oder Verhungern im Lager oder aber man wird wie Ezra Pound in einem Käfig ausgestellt. Aber den Nobelpreis gibt's fürs Literarische, nicht fürs Moralische.

Die Liste dieser irrenden Schriftsteller ist lang, manche werden nicht einmal mehr gedruckt (gilt eher für solche, die sich mit dem Faschismus eingelassen haben).

Mir sagt Handke literarisch nicht (mehr) viel, aber er schreibt gut. Und dafür soll er den Preis auch erhalten, ob er nun ein moralischer Hanswurst ist oder nicht.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von naddy »

Bartleby hat geschrieben:(09 Dec 2019, 16:43)

Mir sagt Handke literarisch nicht (mehr) viel, aber er schreibt gut. Und dafür soll er den Preis auch erhalten, ob er nun ein moralischer Hanswurst ist oder nicht.
Wann, wenn nicht jetzt, sollte seine Zeit gekommen sein? Er hat doch die aktuellen, durch das Internet perpetuierten Diskursformen bereits 1966 geradezu prophetisch vorausgeahnt:

[quote=""Publikumsbeschimpfung""]"Das Publikum wird mit allerlei Unerfreulichem betitelt, das zu einem nicht kleinen Teil konkret auf die jüngere deutsche Geschichte zwischen 1933 und 1945 anspielt, z. B. ihr Kriegstreiber, ihr Untermenschen. Nach den Beschimpfungen wird dem Publikum von den Darstellern eine gute Nacht gewünscht und lauter Beifall geklatscht."[/quote] :D
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

Bartleby hat geschrieben:(09 Dec 2019, 16:43)

Wenn Schriftsteller sich in akute und gefährliche politische Konflikte einmischen und sich dabei mit Diktatoren einlassen, kommt selten etwas Vernünftiges dabei heraus. Im günstigsten Fall steht der Meister des Worts halt als (moralischer) Depp da, im weniger günstigen als Diktatorenfreund und moralischer Versager, im ungünstigstens (siehe die Fanboys Stalins) gibts auch einmal eine Kugel ins Genick oder Verhungern im Lager oder aber man wird wie Ezra Pound in einem Käfig ausgestellt. Aber den Nobelpreis gibt's fürs Literarische, nicht fürs Moralische.

Die Liste dieser irrenden Schriftsteller ist lang, manche werden nicht einmal mehr gedruckt (gilt eher für solche, die sich mit dem Faschismus eingelassen haben).

Mir sagt Handke literarisch nicht (mehr) viel, aber er schreibt gut. Und dafür soll er den Preis auch erhalten, ob er nun ein moralischer Hanswurst ist oder nicht.
Das ist auch meine Meinung; zu Handkes Kunst fehlt mit das Urteilsvermögen. Ich gehe davon aus, daß er den Nobelpreis für Literatur ehrlich verdient hat. In der Art herausragender Preisverleihung hat es schon Bewertungen gegeben, die mich nachträglich sprachlos gemacht haben.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 17:25)

Das ist auch meine Meinung; zu Handkes Kunst fehlt mit das Urteilsvermögen. Ich gehe davon aus, daß er den Nobelpreis für Literatur ehrlich verdient hat. In der Art herausragender Preisverleihung hat es schon Bewertungen gegeben, die mich nachträglich sprachlos gemacht haben.
Sprachlos machte vor allem die Aussetzung der Literatur-Nobelpreisverleihung 2018 wegen Korruption, Geschwätzigkeit und anderen MIssständen innerhalb des Verleihungskomitees. Das Ding "Literaturnobelpreis" ist ziemlich angeschlagen. Handke kritisiert in seinen Büchern gerade die Mechanismen dieser Überlagerung von Literatur und Vereinfachungs-Journalismus und damit wirkt die Verleihung fast wie eine Verteidigungsmaßnahme. Und auf der anderen Seite hat Handke mit dieser Medienkritik nicht nur Recht sondern gestaltet sie auch auf hohem Niveau. Ich sag mal: Lieber mehr lesen als das schwedische Königreich und seine Rituale in den Fokus nehmen. Dylan hat diesen Zirkus zurecht weitgehend ignoriert. Das nächste, was auf der Ignoranz-Liste steht, sollten die Bayreuther Festspiele sein.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2019, 22:17)

Sprachlos machte vor allem die Aussetzung der Literatur-Nobelpreisverleihung 2018 wegen Korruption, Geschwätzigkeit und anderen MIssständen innerhalb des Verleihungskomitees. Das Ding "Literaturnobelpreis" ist ziemlich angeschlagen. Handke kritisiert in seinen Büchern gerade die Mechanismen dieser Überlagerung von Literatur und Vereinfachungs-Journalismus und damit wirkt die Verleihung fast wie eine Verteidigungsmaßnahme. Und auf der anderen Seite hat Handke mit dieser Medienkritik nicht nur Recht sondern gestaltet sie auch auf hohem Niveau. Ich sag mal: Lieber mehr lesen als das schwedische Königreich und seine Rituale in den Fokus nehmen. Dylan hat diesen Zirkus zurecht weitgehend ignoriert. Das nächste, was auf der Ignoranz-Liste steht, sollten die Bayreuther Festspiele sein.
So unbarmherzig möchte ich doch nicht Menschen den Lebensgenuß vergällen, die Freude an solchen gesellschaftlichen Ereignissen haben. Niemand zwingt uns, nun staunend und bewundernd in diese Veranstaltungen hinein zu sehen. Hochgestochene Reden, elegante Garderobe, gemeinsam Kunstgenuß... warum nicht? Ist nicht mein Ding, niemand zwingt mich zum Mittun. Die Omis im Wartezimmer des Hausarztes haben ihre Unterhaltung, nach 5 min vergessen!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 22:36)

So unbarmherzig möchte ich doch nicht Menschen den Lebensgenuß vergällen, die Freude an solchen gesellschaftlichen Ereignissen haben. Niemand zwingt uns, nun staunend und bewundernd in diese Veranstaltungen hinein zu sehen. Hochgestochene Reden, elegante Garderobe, gemeinsam Kunstgenuß... warum nicht? Ist nicht mein Ding, niemand zwingt mich zum Mittun. Die Omis im Wartezimmer des Hausarztes haben ihre Unterhaltung, nach 5 min vergessen!
Ja gut. Solange es Unterhaltung ist. Die Literaturnobelpreisverleihung jedoch ist stets hochgradig politisch aufgeladen. Und einige Bayreuth-Inszenierungen (wie etwa die "Meistersinger ..." von Kosky 2018) sind es auch. Ich glaube aber, da werden politische Einsichten eher von Skandalen, Empörungen und Bejubelungen zugeschüttet als erhellt.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Dec 2019, 09:54)

Ja gut. Solange es Unterhaltung ist. Die Literaturnobelpreisverleihung jedoch ist stets hochgradig politisch aufgeladen. Und einige Bayreuth-Inszenierungen (wie etwa die "Meistersinger ..." von Kosky 2018) sind es auch. Ich glaube aber, da werden politische Einsichten eher von Skandalen, Empörungen und Bejubelungen zugeschüttet als erhellt.
Das ist wohl so; ein Gesellschaftsspiel für die, die es mögen. Mir wäre mein Geld dafür zu schade.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Vongole »

H2O hat geschrieben:(11 Dec 2019, 11:52)

Das ist wohl so; ein Gesellschaftsspiel für die, die es mögen. Mir wäre mein Geld dafür zu schade.
Zur Literaturnobelpreis-Verleihung fällt mir seit einiger Zeit nur noch Thackerey ein: Vanity Fair.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Alexyessin »

Ich muss ganz ehrlich sagen, meine Auswahl an lesbaren Büchern hängt nicht davon ab, ob das ein Nobelpreisgewinner geschrieben hat.
So habe ich Pasternak, Scholzinizyn und Hesse bereits gelesen, da wusste ich nicht, das die einen Nobelpreis bekommen hatten. Es sind zwei Bücher die ich mir mal gekauft habe, weil der Nobelpreis der Schriftsteller daran gebunden waren. Buddenbrocks von Mann - fand ich schrecklich zu lesen und Hemingway ( was aber daran liegt, das ich gerne Hemingway lese )
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

Vongole hat geschrieben:(11 Dec 2019, 13:06)

Zur Literaturnobelpreis-Verleihung fällt mir seit einiger Zeit nur noch Thackerey ein: Vanity Fair.
Mir liegt das Abwerten nicht; dennoch meine ich, daß fast sämtlichen regelmäßig wiederholten öffentlichen Veranstaltungen mindestens ein Hauch von Jahrmarkt der Eitelkeiten anhaftet. Man will dazu gehören, gesehen und beachtet werden, auch wenn ansonsten keinerlei beachtliche Botschaft von Teilnehmern ausgeht... wie denn auch, und das dann auch noch regelmäßig! Sternstunden vom laufenden Band...
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H2O
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von H2O »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Dec 2019, 13:19)

Ich muss ganz ehrlich sagen, meine Auswahl an lesbaren Büchern hängt nicht davon ab, ob das ein Nobelpreisgewinner geschrieben hat.
So habe ich Pasternak, Scholzinizyn und Hesse bereits gelesen, da wusste ich nicht, das die einen Nobelpreis bekommen hatten. Es sind zwei Bücher die ich mir mal gekauft habe, weil der Nobelpreis der Schriftsteller daran gebunden waren. Buddenbrocks von Mann - fand ich schrecklich zu lesen und Hemingway ( was aber daran liegt, das ich gerne Hemingway lese )
Genau genommen hat der Nobelpreis mit der Qualität eines Buches gar nicht sooo viel am Hut. Damit meine ich nicht, daß da eine ausgesprochen dumme Auswahl getroffen wird. Aber wenn überlegt werden muß, welcher Erdteil oder welche großen Nationen einmal wieder "an der Reihe sind", dann kann das außergewöhnliche Werk auch schon einmal als dritter Sieger durch das Ziel gehen.

Thomas Mann muß man mögen. Nicht jedem gefällt sein vielfach gedrehte Schreibweise. Ich hatte meine Freude mit seinen Josephs-Romanen. Aus meiner Sicht ganz große Erzählkunst!
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von Alexyessin »

H2O hat geschrieben:(11 Dec 2019, 13:42)

Genau genommen hat der Nobelpreis mit der Qualität eines Buches gar nicht sooo viel am Hut. Damit meine ich nicht, daß da eine ausgesprochen dumme Auswahl getroffen wird. Aber wenn überlegt werden muß, welcher Erdteil oder welche großen Nationen einmal wieder "an der Reihe sind", dann kann das außergewöhnliche Werk auch schon einmal als dritter Sieger durch das Ziel gehen.

Thomas Mann muß man mögen. Nicht jedem gefällt sein vielfach gedrehte Schreibweise. Ich hatte meine Freude mit seinen Josephs-Romanen. Aus meiner Sicht ganz große Erzählkunst!
Das Empfinden von Buchkritikern ist eh so eine Sache. Meistens kauf ich "der Nase nach", ob das jetzt ein bekannter oder unbekannter Autor ist, ist mir dann recht egal. Deswegen bin ich auch so ein Fan vom Hugendubel. Einfach mal hinsetzen und reinlesen. Wenn es nach ein paar Seiten nicht klick macht, dann stell ich es wieder zurück.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von BlueMonday »

"aber die hatten alles schon im voraus gewußt, und dementsprechend waren auch ihre Fragen gewesen; "

Allein dafür bekommt er von mir einen Preis in Form einer Verneigung. Und für den Himmel über Berlin.
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von naddy »

BlueMonday hat geschrieben:(11 Dec 2019, 14:18)

"aber die hatten alles schon im voraus gewußt, und dementsprechend waren auch ihre Fragen gewesen; "
Nichts Besonderes, noch nicht 'mal Super-Plusquamperfekt: "Dann hatte ich ein Tor gemacht gehabt" (Thomas Häßler, Fußballer).
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Literaturnobelpreis 2016

Beitrag von schokoschendrezki »

Alexyessin hat geschrieben:(11 Dec 2019, 13:19)

Ich muss ganz ehrlich sagen, meine Auswahl an lesbaren Büchern hängt nicht davon ab, ob das ein Nobelpreisgewinner geschrieben hat.
So habe ich Pasternak, Scholzinizyn und Hesse bereits gelesen, da wusste ich nicht, das die einen Nobelpreis bekommen hatten.
;)
Die Unterstellung, dass Scholochow den "Stillen Don" gar nicht selbst geschrieben habe, sondern dass das Werk (für das er 1965 den Nobelpreis bekam) von einem ganzen Team von systemkonformen Spezialisten geschrieben wurde ... möglicherweise auf der Basis eines bereits vorliegenden Entwurfs ... ist ein hochinteressantes Thema. Es wurde erst 2015 wieder durch die ausführlichen Untersuchungen eines russisch-israelischen Literaturwissenschaftlers bekräftigt. Und Solschenizyn war einer der Hauptankläger in dieser Sache.

Man muss aber sagen: So nachvollziehbar alle diese Argumente sind. Eines geht wirklich absolut nicht: Zu behaupten, Scholochow könne dieses Werk gar nicht geschrieben haben, weil er erstens gar nicht das intellektuelle Format dafür habe und weil ihm zweitens die persönlichen Erfahrungen für die beschriebenen Inhalte fehlen. Das geht nicht. Da öffnet man gewissermaßen die Büchse der Pandora. Man muss es wirklich mit Fakten dingfest machen.

Mal abgesehen von der moralisch-ethischen Fragwürdigkeit einer solchen Argumentation. Dann könnte man auch behaupten, Susanne Holtkotte könne das Buch "715 Euro" gar nicht geschrieben haben, denn sie sei ja nur eine Reinemachefrau.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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