Iran - China

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King Kong 2006
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Re: Iran - China

Beitrag von King Kong 2006 »

Der indische Außenminister ist im Iran. Indien sieht Handlungsbedarf, da China sich ziemlich "breit" macht im Iran. Sogar beim indischen Prestigeprojekt Chahbahar. Dem iranischen Tiefseehafen und Eingangs- wie Ausgangstor für Zentralasien.
India, Iran review progress on full operationalisation of Chabahar port

During the consultations, the two sides reviewed the entire gamut of bilateral cooperation, ongoing connectivity and infrastructure development projects, including development of the Shahid Behesthi Port, Chabahar, and full operationalisation of the Trilateral Transit Agreement (Chabahar Agreement) between India,Iran and Afghanistan.

https://timesofindia.indiatimes.com/ind ... 156097.cms
Indien steht in Konkurrenz zu China. Wer zuerst kommt mahlt zuerst.
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King Kong 2006
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Re: Iran - China

Beitrag von King Kong 2006 »

Indien macht im Kontext Chinas Druck. Zur Erinnerung, Russland-Iran-Indien als Kern des Nord-Süd-Transportkorridors. An der Peripherie Europa im Westen und die arabische Halbinsel/Südostasien beim Ausgang im Süden dessen. Mittendrin der Iran als Drehkreuz.

Zur Konkurrenz Chinas Seidenstraßen Plan. Auch durch den Iran. Der den Westen mit dem Osten verbindet. Während China plant u.a. dafür "ungeheure Summen" im Iran dafür auszugeben ($ 400 billion. investment) kommen Russland und Indien gegen so etwas ins Hintertreffen. Indien will jetzt den iranischen Tiefseehafen gen Indien Ozean Chahbahr endlich unter Volllast sehen.
India Gearing Up to Start Full Operations at Iran's Chabahar Port

https://www.maritimeprofessional.com/ne ... ons-365745
India wants Chabahar Port in North-South Transport Corridor to counter China’s moves to link it with Belt-and-Road Initiative

Amid signs of a growing partnership between Beijing and Tehran, New Delhi has proposed the inclusion of the Chabahar Port on the southeastern coast of Iran in the International North South Transport Corridor (INSTC), which is being seen as a counterweight to the Belt-and-Road Initiative (BRI) of China.
India, Russia and Iran had jointly conceived the INSTC in September 2000 as a multi-modal transportation corridor, which would link the India Ocean and the Persian Gulf with the Caspian Sea through Iran and move onward to North Europe via Russia.

Read more at: https://www.deccanherald.com/national/i ... 58210.html
Zumal der Iran offen spekuliert seinen dortigen Tiefseehafen mit dem pakistanischen Hafen Gwadar zu vernetzen. Dahinter steht wiederum China. Dann geht die Tür für Indien fast ganz zu. Indien kommt jetzt deswegen in Bewegung.
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King Kong 2006
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Re: Iran - China

Beitrag von King Kong 2006 »

So, seit Jahren angekündigt, auch in dem Thread, das Reich der Mitte schlägt zu.

Jahrhundertabkommen mit dem Westen (JPOAC) ade, Jahrhundertabkommen mit China juhu. Oder so ähnlich.

Der Jahrhundertdeal, der 25-Jahresdeal oder auch der "400 billion Dollar"-Deal wird finalisiert.

Dieses Abkommen ist jahrelang ausverhandelt worden worden, wie das Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA. Die USA sind ausgestiegen und haben eine massive Kehrwende vollzogen. Das wird China vermutlich nicht machen. Der Iran hat keine so großen Handelsvolumen in Vorfeld im den USA vereinbart, aber alleine für Boeing wollte der Iran 20 Milliarden Dollar ausgeben. Eine deutlich verdichtetere Verzahnung des Westens und des Irans stand auch als Idee dahinter. Denn es sind, um bei den Flugzeugen zu bleiben, nicht nur diese Produkte. Es wären Infrastruktur gewesen, Techniker, gegenseitiger Austausch und Kontakte. China macht das jetzt. Und die werden kommen, schon aus eigenem Interesse.
Iran-China 25-year Cooperation Program

https://en.wikipedia.org/wiki/Iran-Chin ... on_Program
Das wird von vielen bedauert. Auch im Iran. Darunter nicht nur Politiker und Bürger, die auf den Westen und dem Abkommen gehofft hatten (es ging nur vordergründig dabei um Atomwaffen, sondern mehr um Wirtschaftsperspektiven und Kontakte). China ist nicht über Gebühr beliebt im Iran. Eine der lautesten Kritiker sind kein anderer als der ehemalige iranische Präsident Ahmadinejad. Er spricht unverblümt von dem "Ausverkauf iranischer Interessen". Mit so einem Jahrhundertabkommen. Das Jahrhundertabkommen mit den USA (und natürlich den "mächtigen" Europäern...) hat Trump ja bekanntlich für unsinnig erachtet. Biden hat jetzt Probleme wieder zurückzukommen. Hier ist aber jetzt China.

Die Details sind nicht klar. Fest steht, daß China das als strategische Maßnahme seiner Seidenstraßenpolitik sieht. Neben hunderten Milliarden für Transport- und Infrastrukturprojekte geht es auch in den Energiesektor. Da werden die großen chinesischen Industrie- und High-Tech Konzerne kommen. Im Iran sieht man lieber Siemens und Co., eben den Westen, ist aber aufgrund der US-Sanktionen "schwierig"... Das geht von liberalen IranerInnen bis hin zu Leuten wie Ahmadinejad.

Ein heikler Punkt sind die Gerüchte im militärischen Bereich. China wird wohl verstärkt in der Waffenentwicklung mit dem Iran zusammenarbeiten. Das tat man und das wird intensiviert. Aus iranischer Sicht ist das kein Problem. Aber es soll bei diesen großen Projekten angeblich China auch "Sicherheitspersonal" schicken können. Das ist seit der Revolution im Iran ein No-Go. Keine ausländische Militärpräsenz im Iran. Zu Zeiten des Schahs waren bis zu 40 000 Mann und Frau Personal aus den USA im Iran stationiert, die direkt oder indirekt etwas mit Militär und Nachrichtendiensten zu tun hatten. Von so einer Präsenz will man nichts mehr wissen. Dies wird jetzt im Falle Chinas aus dem Iran energisch widersprochen. Bis dato kommen auch nur russische, chinesische, indische oder von einem NATO-Partner italienische Kriegsschiffe in iranische Häfen. Keine Stationierung.

Für China gehört das zu seinen große Plan für die eurasische Geopolitik. Natürlich versuchen die USA das abzubremsen. Z.B. in dem man wichtige Drehkreuze für China in diesem Kontext, wie den Iran z.B. sanktioniert. Damit China Schwierigkeiten bei der Umsetzung hat, wenn iranische Firmen und Staatsunternehmen sanktioniert sind. Und China damit auch Sanktionen kassiert. Ich meine, damit der Iran keinen Atomkrieg beginnen kann. Das ist natürlich der "wahre" Grund. ;)

Der Westen verliert da klar den Anschluß. Es war auch ein Versuch mit dem JCPOA Abkommen zwischen den USA und Iran damit die Möglichkeiten zu eröffnen China das abzugraben. Neben dem vordergründigen Falle dem Iran von einem "Atomkrieg" abzuhalten. Der Iran hat sich daran gehalten und man war im Iran, in Europa und in den USA hoffnungsfroh. Trump hat sich anders besonnen und beraten lassen. Jetzt werden China und der Iran ein sehr langes und intensives Abkommen abschliessen. Nicht zu Freude aller im Iran, aber sicher in China.
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Platon
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Re: Iran - China

Beitrag von Platon »

Diese großartigen Investitionen wird es natürlich nur geben, wenn Iran sich mit den USA einigt. Das man das jetzt schon unterzeichnet ist mehr ein politisches Signal. Aber am Ende wird es darauf hinauslaufen, dass die Sanktionen aufgehoben werden und Europäer und Chinesen gleichermaßen im Iran investieren. Es bringt ja aus iranischer Sicht auch nichts sich vom Westen unabhängig zu machen, nur um dann zum Klienten Chinas zu werden. Weder Ost noch West ist da der Slogan von Khomeini und in dieser Sache das Prinzip woran man sich versuchen wird zu halten.
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King Kong 2006
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Re: Iran - China

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(27 Mar 2021, 10:31)

Diese großartigen Investitionen wird es natürlich nur geben, wenn Iran sich mit den USA einigt. Das man das jetzt schon unterzeichnet ist mehr ein politisches Signal. Aber am Ende wird es darauf hinauslaufen, dass die Sanktionen aufgehoben werden und Europäer und Chinesen gleichermaßen im Iran investieren. Es bringt ja aus iranischer Sicht auch nichts sich vom Westen unabhängig zu machen, nur um dann zum Klienten Chinas zu werden. Weder Ost noch West ist da der Slogan von Khomeini und in dieser Sache das Prinzip woran man sich versuchen wird zu halten.
Das ist das Motto. Der Iran hat kein Interesse sich China an den Hals zu werfen. Wie gesagt, selbst Ahmadinejad hat sich darüber nicht eingekriegt. Man hätte erstmal die Bevölkerung "fragen sollen". Bevor man eine solche strategische Entscheidung fällt. Nur, wenn durch Trump und Bush seinerzeit ausgelöst keine andere Wahl bleibt...?

Es geht nicht nur um Investitionen, die werden auch nachrichtendienstlich und im Technologieaustausch die Beziehungen stark intensivieren.
Auch eine Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet soll geplant sein.

Der Iran steckt unter anderem wegen der 2018 von den USA verhängten Sanktionen in einer akuten Wirtschaftskrise, die sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft hat. Da auch der neue US-Präsident Joe Biden die Sanktionen kurzfristig nicht aufheben will, richtet sich die Regierung mehr nach China und Russland aus.

In der Bevölkerung kommt das Abkommen nicht gut an. Die Iraner hatten nach dem Wiener Atomabkommen von 2015 auf mehr Zusammenarbeit mit dem Westen gehofft. Auf den Märkten des Landes sind chinesische Waren wenig beliebt.

https://www.handelsblatt.com/politik/in ... dV3fCY-ap4
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