Urknall, Weltall und das Leben

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Papaloooo
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Re: Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von Papaloooo »

Perdedor hat geschrieben:(29 Apr 2021, 16:09)

Fullquote
Wow danke,
dies muss ich nun aber ein paarmal durchlesen,
und erst mal sacken lassen.

Schön, dass du dir die Mühe gemacht hast!
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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schokoschendrezki
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Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von schokoschendrezki »

Troh.Klaus hat geschrieben:(29 Apr 2021, 16:02)

Dann nützt es auch nichts, darüber zu philosophieren. Sich mit Fragen zu beschäftigen, zu der mensch grundsätzlich keine Antwort finden kann, ist vielleicht eine nette intellektuelle Spielerei. Es lassen sich aber genau null sinnvolle Schlussfolgerungen ziehen.

Um es mal mit einem Beispiel zu belegen. Jeder Mensch, der nicht farbenblind ist, kann "Rot" sehen. Physikalisch und biologisch heißt das, dass alle Menschen Rezeptoren für elektromagnetische Wellen zwischen ca. 600 bis 780 Nanometer Wellenlänge haben und die auftreffenden Photonen in chemische Signale für das Gehirn umwandeln. Beide Personen sind sich über die "Wirkung" absolut einig, beide sehen "Rot". Ob aber Person A und Person B tatsächlich einen identischen "inneren" Eindruck von "Rot" haben, ist unbekannt und wohl auch nicht entscheidbar. Dieses absolute und objektive "Rot-Sein" hat damit keine Relevanz.
Der Mensch kann für solche Fragen vielleicht keine Antworten im Sinne verifizierbarer und falsifizierbarer wissenschaftlicher Antworten finden. Er kann aber darüber philosophieren. Und das ist keineswegs nur eine "nette Spielerei". "Rot sehen" ist nicht nur eine physikalische Angegenheit. Der Ausdruck "Rot sehen" hat im Deutschen auch eine sprachgeschichtliche Bedeutung. Die Abwertung der Geisteswissenschaften - wenn es sie denn gibt, ich nehme es jedenfalls so wahr - geht mir gehörig auf die Nerven! Wir leben in einer Welt der Renaissance von Religionen, Irrationalität und spirituellen Glaubenslehren. Und gleichzeitig in einer Welt eines platten, kindischen Szientismus. Das beste Beispiel für das Unverständnis, das aus dieser Diskrepanz resultiert ist der Begriff des "freien Willens". Dieser sogenannte "freie Wille" iist weder nur durch die Neurowissenschaften noch nur durch philosophische Betrachtungen erklärbrar. Es braucht beides, um ersteinmal zu verstehen, was man damit eigentlich meint.

Natürlich hat auch "Rot sehen" eine Relveanz. Das beste wäre es, wenn man einerseits versteht, was "rot" physikalisch" eigentlich genau heißt. Und andererseits aber auch: Dass Wendungen wie "Rot Sehen", "Blau machen", "Gelb vor Neid sein" usw. eine sprachgeschichtliche Wurzel haben, die jeweils auf ihre Art bedeutsam ist.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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schokoschendrezki
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Re: Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von schokoschendrezki »

Perdedor hat geschrieben:(29 Apr 2021, 16:09)
Um direkt auf die Frage einzugehen: Im Grunde ist deine gesamte Vorstellung korrekt. Z.B. dass man beim immer geradeaus Fliegen wieder am Ausgangspunkt ankommt (sofern das Universum eine Hypershpäre ist). Das einzig Inkorrekte ist die Annahme, dass man dafür eine 4. Raumdimension benötigt. Diese benötigst du lediglich für die bildliche Vorstellung (bzw für die Analogie eine Dimension niedriger), aber nicht für die mathematische Beschreibung.
"Dimensionalität" ist einfach eine Frage der Zahl der unabängigen Koordinaten. Es müssen gar nicht unbedingt nur raumartige Koordinaten sein. Wenn es irgendeine Größe x gibt, die ich unabhängig von den bislang bekannten n Koordinaten variieren kann, dann ist die Welt halt nicht n- sondern (n+1)-dimensional. Die Frage ist dann einmal die, ob wir diese Größe x für unsere "Raumvorstellung" als relevant ansehen. Und dann natürlich die, welche Eigenschaften dieser erweiterte Raum hat: Ist er zum Beispiel metrisch. Also existiert eine Abbildung, die zwei Koordinatenwerten eine Metrik zuordnet. Ist er vielleicht sogar euklidisch? Das heißt, existiert eine Abbildung, die die abstrakten Eigenschaften eines Skalarprodukts erfüllt?
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Re: Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von schokoschendrezki »

Bekanntermaßen haben sich Menschen seit jeher die Frage gestellt, warum es etwas und nicht nichts gibt. Das ist doch überhaupt die Frage aller Fragen. Und die kann meiner Ansicht nach nur in einer Kombination von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und philosophischen Überlegungen beantwortet werden. Jede Vernachlässigung einer der beiden Seiten führt in die Irre.

Mein bisheriges Denkmodell geht dahin, dass es zwei Arten von "Nichts" gibt: Ein absolutes Nichts. Ein Garnichts. Das keine Eigenschaften aufweist. Und auf der anderen Seite eine Nicht-Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, in der alle Wirkungen gegeneinander neutralisiert sind. Senkrecht aufeinander stehen. Und die insofern eine Nicht-Wirklichkeit ist, als dass es nach außen hin keine Wirkungen gibt. So. Und jede noch so winzige Symmetriebrechung dieser Nicht-Wirklichkeit lässt aus dem "Nichts" ein "Alles" werden. Das Schwierige für mich ist, dass dieser Begriff "Symmetriebrechung" irgendwie an einen zeitlichen Ablauf gebunden ist. Wo es nichts gibt, gibts aber auch keine Zeit. Keine Richtung hin zu Entropieerhöhung ohne Energiezufuhrt. Keinen Beginn, kein Ende, kein Vorher, kein Nachher.

Es gibt auch ohne eine Realität eine Logik. Einen Satz des Pythagoras. Die Gleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie. Den zentralen Grenzwertsatz der Wahrscheinlichkeitstheorie. Usw. usf. Über diesem allgemeinsten physikalischen Prinzip der kleinsten Wirkung steht das noch allgemeinere Prinzip, dass etwas, was logisch konsistent denkbar ist, auch realisiert werden muss. Deswegen existiert etwas und nicht nichts.
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Re: Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von Alexyessin »

Moin Jungs, ich hoffe ich kann das auch ohne grüne Keule an den Mann bringen.

Diese wunderbaren Beiträge über die tiefere philosophische Ausrichtung der Astronomie könnt ihr doch im Philosophieforum besprechen. Danke
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Re: Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von Papaloooo »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Apr 2021, 14:37)

Moin Jungs, ich hoffe ich kann das auch ohne grüne Keule an den Mann bringen.

Diese wunderbaren Beiträge über die tiefere philosophische Ausrichtung der Astronomie könnt ihr doch im Philosophieforum besprechen. Danke
Ist es nicht ein Thema,
das auch zum philosophieren einlädt?

Es sind einfach noch so viele Unbekannte da:

- Wieso sind die Naturkonstanten so exakt austariert, dass Leben entstehen kann?
- Was ist die Dunkle Materie?
- Welche Form hat das Universum?
- Wie ist das alles überhaupt entstanden?
- Wieso haben sich Materie und Antimaterie nicht gegenseitig vollständig ausgelöscht?
- Wieso hat Wasser so viele Anomalien, ohne welche das Leben so hätte nicht entstehen können?
- Was ist außerhalb des sichtbaren Universums?
- Wieso expandiert das Universum beschleunigend?
- Wo sind die Zivilisationen hin, deren Exoplaneten nicht mehr bewohnbar sind?

Über so vieles kann man nur spekulieren und philosophieren!
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Re: Urknall, Weltall und das Leben

Beitrag von Papaloooo »

Eine Theorie über die negative Gravitation im Weltall ist,
dass unser sichtbares Universum durch einen Zufall weniger Materie enthält,
als das Universum außerhalb der Bereiche, die für uns noch sichtbar sind.
Die Gravitation der Materie außerhalb zieht aus diesem Grunde unsere Materie hinaus
in Richtung der unsichtbaren Bereiche.

Nachprüfen lässt sich das allerdings kaum.

Spannend wird es allerdings erneut,
wenn ein Dreigespann von Satelliten im All sein wird,
welches die Gravitationswellen genauer detektiert,
als es auf der Erde möglich ist.
Geotechnische Ereignisse machen diese hohe Präzision unmöglich.

Man wird dann erstmals in der Lage sein,
dem Urknall zuzuschauen.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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