Wird Italien (wieder) faschistisch?

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schokoschendrezki
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Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Frage klingt provokant und realitätsfern. Ist sie aber nicht! Gegenwärtig ist Giorgia Melonis "Fratelli d ́Italia" ("Brüder Italiens", den Witz würde ich bei einer "Giorgia" eigentlich gut finden, würde es sich in diesem Fall nicht um ein dermaßenes rechtsaußen-Projekt handeln) laut Umfragen die stärkste Einzelpartei in Italien. Salvnis Lega war oder ist ja schon ganz am rechten Rand. Die Fratellis und Georgia sind aber nochmal ein ganzes Stück weiter rechtsaußen. Unter Mussolini sei "nicht alles schlecht" gewesen. Und sie habe ein "entspanntes Verhältnis" zum italienischen Faschismus. Also bitte: Wer kennt sich aus? Der Italien-Spezialist in diesem Forum, wie hieß er noch gleich, ist, wies scheint, nicht mehr dabei.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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firlefanz11
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von firlefanz11 »

Könnte man meinen. Immerhin haben sie eine genrelle Impfplicht für ALLE Arbeitnehmer verordnet u. wer nicht brav folgt wird entlassen. Klingt äusserst faschistoid - ja...
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schokoschendrezki
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

firlefanz11 hat geschrieben:(21 Sep 2021, 11:08)

Könnte man meinen. Immerhin haben sie eine genrelle Impfplicht für ALLE Arbeitnehmer verordnet u. wer nicht brav folgt wird entlassen. Klingt äusserst faschistoid - ja...
Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Beitrag als ironischer Kommentar, als Ablenkungsmanöver oder ernst gemeint ist ... Wenn mans ernst nimmt: Rechtspopulist Salvini steht derzeit vor Gericht. Immerhin. Es geht im Kern um die Verweigerung der Anlandung eines Flüchtlingsschiffs durch ihn als ehemaligen Innenminister. Das deutet eher auf Rechststaatlichkeit und weniger auf Hinwendung zum Faschismus hin.

Aber: Die Lega und ehemalige Lega Nord ist frisch und munter wie eh und je. Sie ist nun laut Umfragen nur die Nummer zwei hinter den "Brüdern". Ich mein: Das ist doch jetzt keine Lappalie. Lega und Fratellis binden zur Zeit laut Umfragen etwa 40 Prozent der Wähler. Da wird doch die Frage gestattet sein, ob EU-Gründungsmitglied Italien demnächst ein faschistischer Staat sein wird.
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firlefanz11
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von firlefanz11 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Sep 2021, 11:28)

Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Beitrag als ironischer Kommentar, als Ablenkungsmanöver oder ernst gemeint ist ...
Durchaus ernst gemeint...
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

firlefanz11 hat geschrieben:(21 Sep 2021, 12:04)

Durchaus ernst gemeint...
:rolleyes:
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

firlefanz11 hat geschrieben:(21 Sep 2021, 12:04)

Durchaus ernst gemeint...
Gut. Die Impfpflicht in Italien. Erwartungsgemäß ist Giorgia und sind ihre Brüder natürlich dagegen. Auch wenn sich Giorgia wie auch ihr nun deplatzierter Konkurrent Salvini heimlich haben impfen lassen. Das hat aber mit der grundsätzlichen politischen Verfasstheit Italiens zwar einiges aber nix Wesentliches zu tun.
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Arcturus
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Arcturus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Sep 2021, 10:06)

Die Frage klingt provokant und realitätsfern. Ist sie aber nicht! Gegenwärtig ist Giorgia Melonis "Fratelli d ́Italia" ("Brüder Italiens", den Witz würde ich bei einer "Giorgia" eigentlich gut finden, würde es sich in diesem Fall nicht um ein dermaßenes rechtsaußen-Projekt handeln) laut Umfragen die stärkste Einzelpartei in Italien. Salvnis Lega war oder ist ja schon ganz am rechten Rand. Die Fratellis und Georgia sind aber nochmal ein ganzes Stück weiter rechtsaußen. Unter Mussolini sei "nicht alles schlecht" gewesen. Und sie habe ein "entspanntes Verhältnis" zum italienischen Faschismus. Also bitte: Wer kennt sich aus? Der Italien-Spezialist in diesem Forum, wie hieß er noch gleich, ist, wies scheint, nicht mehr dabei.
Ich weiß nicht, ob du eventuell mich damit meinst, aber kann gerne meinen Senf dazu geben, auch wenn es nicht besonders gehaltvoll sein wird. Bin mittlerweile seit etwa zwei Jahren nicht mehr in der Heimat gewesen und es gibt ja nichts besseres, als Stimmungen unverfälscht vor Ort einzufangen. Wenn man sich die verschiedenen Umfragen so anschaut ist das Land politisch etwa zweigeteilt, wobei man das angebliche "Mitte-Rechts" quasi auch mit sehr weit rechts gleichsetzen kann (Momentan etwa 37% rechts, 37% links, Forza Italia hat etwa 8%, verorte ich aber nicht auf der extremen Rechten).
Zumindest bei den zuletzt stattgefundenen Kommunalwahlen konnte sich kein rechtsgerichteter Kandidat durchsetzen. Liegt aber wohl eher zum Einen an der mangelnden Wahlbeteiligung sowie zum Anderen an der Zerstrittenheit der beiden Rechtsknaller (zum Glück).

Sagen wir mal so: Es ist typisch für das Land - es war schon immer anfällig für Stimmungen und ihre Schwankungen. Ich bin aber guter Dinge, dass letztendlich kein Faschist auf absehbare Zeit an die Macht kommen wird.
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BlueMonday
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von BlueMonday »

Die Frage ist ja nicht nur, wie die Lage in Italien ist, sondern was man überhaupt unter "faschistisch" versteht.
Das kann man ja nun nicht oberflächlich an bunten Wahlprognosetorten oder Parteinamen ablesen.

War bspw. der deutsche Nationalsozialismus faschistisch? Wie sah die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik aus? Heutzutage würde man sie keynesianisch nennen, also durch einen starken Staatseinfluss gekennzeichnet, mit loser schuldenorientierter Geldpolitik in Richtung großer Krise taumelnd. Der Fokus des Faschismus ist klar: der Staat, der den Einzelnen einfängt, bündelt. Der möglichst umfassende, totale Staat. Faschismus ist ja laut Erfinder Mussolini in erster Linie der "starke Staat", in dem "das Individuum" völlig aufgeht. Fasces = das Rutenbündel. Der Faschismus überwindet den Egoismus des Einzelnen. Das ist sein Ziel. Im faschistischen Ideal will der Einzelne, was der Staat will.

Man müsste also auch viel allgemeiner auf die Entwicklungen in den Staaten schauen, um zu entscheiden, ob so ein Staatswesen "wieder faschistisch" geworden ist. Das ist auch keine binäre Sache, sondern ein fließender Übergang.
Ein solch neuer Faschismus wird auch kaum unter diesem Label an die Tür klopfen. Daher - wie gesagt: nicht auf die Namen, Farben oder sonstige Blendetikette(lechts-rinks) schauen, sondern auf die Art und Weise, wie Politik gemacht wird, welchen Raum der Staat einnimmt, wieviel Privates übrigbleibt, wie mit "Querliegern", Andersdenkenden, mit den einzelnen Menschen umgegangen wird (ob man ihnen Angebote macht, die sie auch problemlos ablehnen können oder ob man sie mehr und mehr nötigt oder dressiert), wer der tatsächliche Souverän in einem Land ist.

Eher fraglich, ob nun Italien hier eine nennenswert andere Richtung einschlägt etwa im Vergleich zu Deutschland oder Frankreich.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Haegar »

BlueMonday hat geschrieben:(28 Oct 2021, 14:53)

...

War bspw. der deutsche Nationalsozialismus faschistisch? Wie sah die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik aus? Heutzutage würde man sie keynesianisch nennen, also durch einen starken Staatseinfluss gekennzeichnet, mit loser schuldenorientierter Geldpolitik in Richtung großer Krise taumelnd....
Ich bin mir sicher, dass Hitler nicht mit Keynes Tee geschlürft hat. Die Nationalsozialisten hatten andere Ideen die im Einklang mit ihrer Ideologie standen: Ausplündern und Versklavung der sog. "Untermenschen".
Die Rückkehr der Lehren von Keynes scheinen Dich wirklich zu treffen.

:D
franzmannzini

Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von franzmannzini »

BlueMonday hat geschrieben:(28 Oct 2021, 14:53)

Die Frage ist ja nicht nur, wie die Lage in Italien ist, sondern was man überhaupt unter "faschistisch" versteht.
...
Die wichtigste Frage überhaupt. :thumbup:
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Quatschki
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Quatschki »

Mussolini war schon seit 1922 an der Macht,
und Italien war deswegen für Westeuropa oder die Wallstreet noch lange kein Paria-Staat.
Das änderte sich erst mit dem Äthiopienkrieg und dem Austritt aus dem Völkerbund 1937
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Eiskalt »

Als ich vor über 20 Jahren in Rom war gab es dort Mussolini Kalender am Kiosk und auch Mussolini- und Hitlerwein zu kaufen.

Ich bin mir auch nicht sicher wie die Italiener so zum Weltkrieg gestanden haben. Vermutlich ähnlich wie die Österreicher. Die einen haben sich als erstes Opfer des Reichs dargestellt obwohl sie beim Anschluss massenhaft die Fahnen des 3. Reichs geschwenkt haben.
Die Italiener haben als es eng wurde einfach die Seiten gewechselt.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von oga »

Eiskalt hat geschrieben:(28 Oct 2021, 21:17)
Vermutlich ähnlich wie die Österreicher. Die einen haben sich als erstes Opfer des Reichs dargestellt obwohl sie beim Anschluss massenhaft die Fahnen des 3. Reichs geschwenkt haben.
Man ist eben flexibel. :D
1938 waren alle Deutsche. Ein Volk, ein Reich, ein Führer! Der Umkehrtrend im Denken muss irgendwann 1943, nach Stalingrad begonnen haben.

Bei den Italiener ist es etwas anderes, die haben die Politik nie sonderlich ernst genommen.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Eiskalt »

oga hat geschrieben:(28 Oct 2021, 22:53)

Man ist eben flexibel. :D
1938 waren alle Deutsche. Ein Volk, ein Reich, ein Führer! Der Umkehrtrend im Denken muss irgendwann 1943, nach Stalingrad begonnen haben.

Bei den Italiener ist es etwas anderes, die haben die Politik nie sonderlich ernst genommen.
Der Italiener weiß halt, die wahre Regierung ist die Mafia
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Quatschki »

Eiskalt hat geschrieben:(28 Oct 2021, 22:56)

Der Italiener weiß halt, die wahre Regierung ist die Mafia
https://en.wikipedia.org/wiki/Sicilian_ ... ist_regime
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von oga »

Eiskalt hat geschrieben:(28 Oct 2021, 22:56)

Der Italiener weiß halt, die wahre Regierung ist die Mafia
Wenn ich an deren Regierungskrisen in vergangenen Jahrzehnten denke, meine ich, Italien hat in der Praxis bewiesen, dass ein Land auch ohne Regierung funktionieren kann. :D
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Eiskalt »

oga hat geschrieben:(28 Oct 2021, 23:13)

Wenn ich an deren Regierungskrisen in vergangenen Jahrzehnten denke, meine ich, Italien hat in der Praxis bewiesen, dass ein Land auch ohne Regierung funktionieren kann. :D
Belgien auch.
Berlin wäre ohne Regierung wohl auch besser dran. :|
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von oga »

Eiskalt hat geschrieben:(28 Oct 2021, 23:15)

Berlin wäre ohne Regierung wohl auch besser dran. :|
Berlin vielleicht.
Deutschland eventuell auch, aber erst, wenn die Panik nachlässt. :D
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

Arcturus hat geschrieben:(28 Oct 2021, 14:17)

Ich weiß nicht, ob du eventuell mich damit meinst, aber kann gerne meinen Senf dazu geben, auch wenn es nicht besonders gehaltvoll sein wird.
Wie kommst du darauf? Ich kenne dich doch gar nicht. Mir stehen lediglich einige aktuelle Berichte, Reportagen, politische Analysen zur Verfügung. Die allerdings in jüngerer Zeit auffällig und zunehmend von einer politischen Rechtsdrift in Italien sprechen. Ich war das letztemal selbst vor acht, neun Jahren in Italien.
Bin mittlerweile seit etwa zwei Jahren nicht mehr in der Heimat gewesen und es gibt ja nichts besseres, als Stimmungen unverfälscht vor Ort einzufangen. Wenn man sich die verschiedenen Umfragen so anschaut ist das Land politisch etwa zweigeteilt, wobei man das angebliche "Mitte-Rechts" quasi auch mit sehr weit rechts gleichsetzen kann (Momentan etwa 37% rechts, 37% links, Forza Italia hat etwa 8%, verorte ich aber nicht auf der extremen Rechten).
Zumindest bei den zuletzt stattgefundenen Kommunalwahlen konnte sich kein rechtsgerichteter Kandidat durchsetzen. Liegt aber wohl eher zum Einen an der mangelnden Wahlbeteiligung sowie zum Anderen an der Zerstrittenheit der beiden Rechtsknaller (zum Glück).

Sagen wir mal so: Es ist typisch für das Land - es war schon immer anfällig für Stimmungen und ihre Schwankungen. Ich bin aber guter Dinge, dass letztendlich kein Faschist auf absehbare Zeit an die Macht kommen wird.
Auch wenn das jetzt nicht ganz direkt mit politischem "Faschismus" zu tun hat. Symptomatisch ist es schon: Während die kalabrische Mafia mehr oder weniger unbehelligt schalten und walten kann ... kommt der ehemalige Bürgermeister der kalabrischen Stadt Riace, Domenico Lucano für sage und schreibe 13 Jahre in Haft. Wegen angeblicher Betrügereien und Veruntreuungen. Zur Erinnerung: Riace galt als Musterprojekt für Flüchtlingsintegration und Lucano wurde irgendwann zu den soundsoviel einflussreichsten Menschen der Welt gewählt. Diese optimistische linksliberale Stimmung eines größeren Teils der Bevölkerung in Italien ist offensichltich in der Versenkung verschwunden. In einigen Berichten war von einer Rechtsdrift direkt innerhalb des traditionell eigentlich sozialdemokratisch, liberal, urban bis "eurokommunistisch" denkenden Teils die Rede.

Es war übrigens der sozialdemokratische PD-Innenminister Minniti, der den "Feldzug" gegen das Projekt Riace angezettelt hat. Ein ehemaliger "Eurokommunist". Er bezeichnete seine politische Strategie als "Ära der Sicherheit". Sein Nachfolger Salvini, der nun wirklich auf der ganz rechten Seite steht, habe sich in Bezug darauf gewissermaßen ins "gemachte Bett" gelegt und dann nur noch ein bissel beschleunigt.

Das was die Journalistin und Sprachwissenschaftlerin Aureliano Sorrenti kürzlich in einem DLF-Feature zu diesem Thema berichtet ... ja, ist einfach beunruhigend. Und das ist ganz genau "Stimmungen unverfälscht vor Ort einfangen". https://www.deutschlandfunkkultur.de/ei ... _id=446673

Salvini steht für einen seit mindestens einem Vierteljahrhundert andauernden weltpolitischen Trend in Richtung Rechtskonservatismus. Dafür gibts zahllose Beispiele und Belege. Und seit der Trump-Ära und dem Brexit mit zwei der einflussreichsten Staaten auch überhaupt keinen Zweifel mehr an dieser Tendenz. Sein großes Vorbild sei Viktor Orbán. Ich möchte bloß mal wissen, wie einige Diskutanten in diesem Forum auf die Idee kommen, man sei von einer Art linksgrüner Dominanz "untergebuttert".
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

Eiskalt hat geschrieben:(28 Oct 2021, 21:17)

Als ich vor über 20 Jahren in Rom war gab es dort Mussolini Kalender am Kiosk und auch Mussolini- und Hitlerwein zu kaufen.
Das hat vielleicht gar nicht so viel zu sagen. In den Russensupermärkten in Berlin gibts aus Georgien importierten Wein mit fettem Stalinportrait auf dem Etikett. Es wird halt angeboten, was sich gut verkauft. Ob die Georgier selbst einen Stalin wiederhaben wollen ... das ist doch sehr stark anzuzweifeln.

Entscheidend sind doch eher die Wahlergebnisse, die Parteienentwicklung, die politischen Entscheidungen.

Ganz grob gesprochen haben wir in Italien mit der Lega und den Fratelli d'Italia auf der rechten Seite des politischen Spektrums eine ähnliche Struktur wie mit Fidesz und Jobbik in Ungarn. Einmal rechtskonservativ-nationalistisch und einmal rechtskonservativ bis rechtsextrem-neofaschistisch.

Die aktuellen Umfragen besagen aber nun, dass die Fratellis die Legas momentan überholt haben und gegenwärtig und nach diesen Umfragen stärkste Einzelpartei in Italien sind. Das nun ist anders als in Ungarn und aus meiner Sicht in höchstem Maße beunruhigend.

https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/a ... b6213.html

Bitte: Wer ist Georgia Meloni? Wofür steht sie? Wer sind ihre zahlreichen Anhänger? Wie kommt sie zu ihrer Beliebtheit und Popularität?
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

Die letzten Kommunalwahlen Mitte Juni machen es nochmal deutlich: "Postfaschistische FdI triumphiert" (Zwischenüberschrift in einem taz-Artikel). Weiter oben wurde danach gefragt, was man eigentlich unter "Faschismus", auch in der Unterscheidung zu völkischem Rassismus des deutschen NS-Staats zu verstehen habe. Ja, mit Italien hat der Begriff "Faschismus" schon etwas zu tun.

Man mag es nicht so recht ernst nehmen. Italien steht für Kultur, ist ein EU-Gründungsmitglied. Und darüber hinaus eines der Länder, in denen dieser sogenannte Eurokommunismus besonders stark war.

Hier: 100 Jahre nach Mussolinis Machtergreifung-Extreme Rechte in Italien im Höhenflug mag man sich eines schlechteren belehren lassen.

Es ist auch noch so: Neben den Fratellis sind die Lega Salvinis und Berlusconis Forza Italia ja auch noch da. Nicht dasselbe wie FdI aber wahrscheinlich doch irgendwie koalitionbsfähig. Zusammen stehen sie für etwas mehr als die Hälfte der italienischen Wähler. Das ist auf jeden Fall anders als in Deutschland. Die AfD ist im Abstieg begriffen. Es ist ja auch so. Mit Hitler kann man nicht reüssieren. Niemand. Mit Mussolini schon.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich hab ja schon im Eingangsbeitrag geschrieben: Klingt realitätsfern. Aber nein: Das wird ernst! Alle Prognosen gehen von einem Wahlsieg der extrem rechten Fratellis in vier Wochen aus. Nicht allein wegen der eindeutigen Führungsrolle dieser postfaschistischen Partei in den aktuellen Umfragen. Sondern vor allem, weil sie auf ein Bündnis mit der ebenfalls nicht schlecht stehenden Lega und dann auch noch mit der ebenfalls wahrscheinlich auf mindestens 10 Prozent kommenden Forza Italia rechnen kann.

Zur politischen Einordnung: Die Forzas gehören im Prinzip Silvio Berlusconi. Mit dem ist es so ähnlich wie mit Bob Dylan. Bei sehr vielen Menschen steht als erstes die Frage: Wann ist der gestorben? Nein: Der lebt noch! Für die Lega steht vor allem Matteo Salvini. Das ist im Prinzip der italienische Viktor Orbán. Aber dann die Chefin der Brüder: Giorgia Meloni. Zur Erinnerung: Der Begriff "Faschismus" hat seinen Ursprung in Italien. Auch wenn Meloni explizit beteuert, sie sei keine "Faschistin". Sie ist erklärtes Mussolinifangirl. Sie wird tatsächlich weder eine Rassistin noch eine Judenhasserin sein. Rassismus und Judenhass war auch nicht der Kern des Mussolinischen Faschismus. Das war eher ein nostalgisch-pathetischer Operetten-Nationalismus. Seriöse Zeitungen bezeichnen Meloni dennoch als "gefährlichste Frau Europas". Es handelt sich mit Italien aber nicht um einen Kleinstaat mit 10 Millionen Einwohnern am Rande der EU wie Ungarn. Sondern um eine starke Wirtschaftsmacht mit zirka 60 Millionen Einwohnern und um einen der Gründerstaaten der EU.

Sollte es tatsächlich zu dieser politischen Katastrophe kommen, die der Wahlsieg der Fratellis bedeuten würde ... gutes Beispiel dafür, wie wenig angebracht kulturalistische Reflexe sind. Die Italiener sind und bleiben in ihrer Gesamtheit ebensowenig unkultivierte Unmenschen wie die Ungarn oder die Russen. Solidarität mit der politischen Opposition ist angesagt.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von peterkneter »

Ja, es sind noch zwei Wochen hin - nur noch - und die einzige Alternative, die Das Mitte-Links-Lager unter Letta schwächelt
https://www.politico.eu/europe-poll-of-polls/italy/

Vor direktem Faschismus, denke ich, sollte man hier vorerst weniger Angst haben als vor einem neuen Ungarn, was die EU ausbremst wo es geht.
Meloni will ja auch gegen die Reform des Einstimmigkeitsprinzips der EU stimmen - was Ungarn vermutlich auch machen wird. In der TV Debatte hatte sie für UNgarn auch nur
warme Worte, während sie gegen den sozialistischen Kanzler aus Deutschland wetterte. Das wäre schon übel für die EU aber nach den Umfragen zu urteilen offensichtlich
nicht mehr abzuwenden. Ich wüsste jetzt aber auch nicht woher in 2 Wochen noch ein Stimmungswechsel kommen sollte...
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jorikke
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von jorikke »

Nach den Wahlen wird Italien die 67. Nachkriegsregierung bekommen. Politik ist für Italiener ein Gesellschaftsspiel. Etwa so wie für uns "Mensch ärgere dich nicht". Auch die Kommunisten hatten schon mal über 34%. Die politische Meinung in Italien ist gefühlsmäßig. Don Camillo und Peppone, besser kann man es nicht beschreiben. Wenn also jetzt die Neofaschisten an Einfluss gewinnen, na und, in einem knappen Jahr sind wieder Neuwahlen.
So ein ganz kleines bisschen italienische Leichtigkeit würde auch den verbissenen Deutschen gut tun.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Misterfritz »

jorikke hat geschrieben: Do 15. Sep 2022, 18:24Wenn also jetzt die Neofaschisten an Einfluss gewinnen, na und, in einem knappen Jahr sind wieder Neuwahlen.
Das ist das einzig Positive, was man in dieser Situation sehen kann.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von H2O »

jorikke hat geschrieben: Do 15. Sep 2022, 18:24 Nach den Wahlen wird Italien die 67. Nachkriegsregierung bekommen. Politik ist für Italiener ein Gesellschaftsspiel. Etwa so wie für uns "Mensch ärgere dich nicht". Auch die Kommunisten hatten schon mal über 34%. Die politische Meinung in Italien ist gefühlsmäßig. Don Camillo und Peppone, besser kann man es nicht beschreiben. Wenn also jetzt die Neofaschisten an Einfluss gewinnen, na und, in einem knappen Jahr sind wieder Neuwahlen.
So ein ganz kleines bisschen italienische Leichtigkeit würde auch den verbissenen Deutschen gut tun.
So lange sich dieses Gesellschaftsspiel im Rahmen von Wahlen abspielt, also durchaus auch Abwahl der Populisten und Nachfolger der italienischen Faschisten möglich ist, kann man diese Zeiterscheinung wirklich mit mehr Leichtigkeit beobachten. Das wäre sofort ein sehr ernstes Problem, wenn radikalisierte Schlägertrupps für "öffentliche Ordnung" sorgten. An solche Umtriebe kann ich mich nicht erinnern... ist aber auch schon fast 17 Jahre Vergangenheit. Vor allem gibt es noch Zeitungen, die sich mit diesen Populisten auseinander setzen... Mir ist der "Corriere della Sera" noch in guter Erinnerung, der seinerzeit sehr ordentlich berichtete und abwägte. Wir sollten auch nicht vergessen, daß Italien seit "ewigen Zeiten" ein Auswanderungsland ist, weil seine Wirtschaft nicht auf allen Gebieten wettbewerbsfähig ist. Für junge Leute weniger erfreulich...

Hier in Polen ist der Rechtsstaat mit seiner Gewaltenteilung Schritt für Schritt ausgehöhlt worden, sind "öffentlich-rechtliche" Medien zum Frisieren von Nachrichten gehalten. Das ist dann schon weniger lustig. Besonders dann, wenn chauvinistische Schlägertrupps im Verein mit Polizeikräften gegen öffentliche Proteste vorgehen. Aber es gibt doch noch Medien, die sich diesem Zugriff der Populisten entziehen. Etwa die liberale "Gazeta Wyborcza" oder die konservativere "Rzeczpospolita". Auch Wahlen gibt es noch... und es sieht derzeit in Wahlumfragen ganz danach aus, als ob in 2023 die Populisten mit Mehrheit aus der Regierungsverantwortung abgewählt werden. Na, schau'n mer 'mal. Aber auch hier die "ewige" Absetzbewegung junger Polen in "den Westen" in ein wirtschaftlich besseres Leben.
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Beitrag von schokoschendrezki »

So. Jetzt wirds aber doch ernst. "Spaß beiseite" lautet einer der Wahlsrpüche Melonis: Italien werde unter ihrer Regentschaft die Interessen des Landes wahrnehmen. Zum Beispiel gegenüber der EU. Italien First. Von dem voraussichtlichen Koalitionspartner Salvini ist bekannt, dass er (mal, haha) bekennender Putin-Fan war. Orbán-Fan ist er immer noch. Und Salvini kann man politisch im Vergleich zu Meloni noch als moderat ansehen.
In Anbetracht des Sitzes des Oberhaupts der katholischen Kirche in der Region Italien und in Hinsicht auf den 25. September kann ich nur sagen; Lasset uns beten!

Ich warne aber schon jetzt vor kulturalistischen Vorverurteilungen. Die Italiener sind kein "faschistisches Volk" nur weil sie diesen Begriff erfunden haben und nur weil sie möglicherweise mehrheitlich für die postfaschistischen Fratellis abstimmen werden. Eine liberale und freiheitliche Sicht nimmt nicht ein "Volk" oder eine "Nation" ins Visier sondern kennt nur Individuen. Der Litearaturprofessor an der Universität Padua hat wahrscheinlicherweise garnix am Hut mit den Italienbrüdern und die, die in Italien ihren Urlaub verbringen sind auch 2023 keine Faschistenfreunde!
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Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

jorikke hat geschrieben: Do 15. Sep 2022, 18:24 Nach den Wahlen wird Italien die 67. Nachkriegsregierung bekommen. Politik ist für Italiener ein Gesellschaftsspiel. Etwa so wie für uns "Mensch ärgere dich nicht". Auch die Kommunisten hatten schon mal über 34%. Die politische Meinung in Italien ist gefühlsmäßig. Don Camillo und Peppone, besser kann man es nicht beschreiben. Wenn also jetzt die Neofaschisten an Einfluss gewinnen, na und, in einem knappen Jahr sind wieder Neuwahlen.
So ein ganz kleines bisschen italienische Leichtigkeit würde auch den verbissenen Deutschen gut tun.
Das ist alles richtig. Solange die Regeln dieses Gesellschaftspiels nicht verändert werden. Das genau jedoch hat Meloni vor. DIe Verschiebung einer parlamentarischen Demokratie in Richtung Präsidialsystem. Die Oberbrüderin selbst ist keineswegs eine Faschistin, keine Rassistin und schon gar keine Antisemitin. Auch ihr Leitbild ist ziemlich klar das Orbán-Ungarn. Auch wenn es in ihrer Partei einige wirklich sehr sehr finstere Brüder gibt.

Die ganzen politischen Entwicklungen auch in Italien sind einfach Teil einer grundsätzlichen Wende hin zu Rechtskonservativismus, Werteorientierung, Nation, "Identität", Geschichtsversessenheit, Zugehörigkeitsbedürfnis. Seit 20, 30 Jahren.

Völlig irritierend hier ist nur, dass es sich nicht um einen alten weißen Mann sondern um eine ziemlich attraktive Frau ungefähr im Alter meiner eigenen Kinder handelt.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von jorikke »

schokoschendrezki hat geschrieben: So 18. Sep 2022, 20:32 Das ist alles richtig. Solange die Regeln dieses Gesellschaftspiels nicht verändert werden. Das genau jedoch hat Meloni vor. DIe Verschiebung einer parlamentarischen Demokratie in Richtung Präsidialsystem. Die Oberbrüderin selbst ist keineswegs eine Faschistin, keine Rassistin und schon gar keine Antisemitin. Auch ihr Leitbild ist ziemlich klar das Orbán-Ungarn. Auch wenn es in ihrer Partei einige wirklich sehr sehr finstere Brüder gibt.

Die ganzen politischen Entwicklungen auch in Italien sind einfach Teil einer grundsätzlichen Wende hin zu Rechtskonservativismus, Werteorientierung, Nation, "Identität", Geschichtsversessenheit, Zugehörigkeitsbedürfnis. Seit 20, 30 Jahren.

Völlig irritierend hier ist nur, dass es sich nicht um einen alten weißen Mann sondern um eine ziemlich attraktive Frau ungefähr im Alter meiner eigenen Kinder handelt.
Das irritiert mich kein bisschen.
Du schaffst es tatsächlich in einem einzigen Satz unsinnige Gegensätze zwischen Jung und Alt, weiblich und männlich zu basteln.
Merke:
Bekloppte gibt es in jeder Altersklasse und in beiderlei Geschlechtern.
... und diese Binsenweisheit irritiert dich?
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von schokoschendrezki »

jorikke hat geschrieben: So 18. Sep 2022, 22:32 Das irritiert mich kein bisschen.
Du schaffst es tatsächlich in einem einzigen Satz unsinnige Gegensätze zwischen Jung und Alt, weiblich und männlich zu basteln.
Merke:
Bekloppte gibt es in jeder Altersklasse und in beiderlei Geschlechtern.
... und diese Binsenweisheit irritiert dich?
Ich weiß wohl, dass u.a. natürlich und gleich neben Italien Marine LePen für eine rechtskonservativ, rechtsextreme bis nahfaschistische Politik steht. Auch wenn sie - anders als in Italien - zur Zeit zumindest keine Chance auf Machtübernahme hat.

Dennoch. Eine der Schlüsselfiguren in der Kulturgeschichte des Faschismus in Italien ist Gabriele d' Annunzio. Eigentlich ein Schriftsteller, Dichter. Zur Zeit dieses seltsamen Stadtrepublikgebildes "Fiume" nach dem Ersten Weltkrieg der entscheidende Ideengeber für das, was man irgendwie kulturhistorisch als "Faschismus" bezeichnen müsste. (In einem gewissen Unterschied zur deutschen NS-Ideologie). Da ist nichts, absolut nichts irgendwie geschlechterparitätisch. Nietzsche, Schopenhauer, Wagner sind die Vorbilder.

Es gibt diese sehr bekannte Textstelle bei Nietzsche: "Wenn du zum Weib gehst ..." Die wird allerdings etwas falsch verstanden. Das hat er eine Figur sagen lassen. Ganz anders Schopenhauers Pamphlet "Die Kunst mit Frauen umzugehen". Ein vergnügliches Buch. Auf der einen Seite. Aber es ist natürlich eine der historischen idologischen Vorlagen auch des heutigen Maskulinismus.

Der Name der Meloni-Partei, 'Fratelli d' Italia", Brüder Italiens, spielt auf eine Zeile der Nationalhymne an. Und die ist in einer Epoche entstanden, die in Italien als Risorgimento bezeichnet wird. Es gibt Überschneidungen zur kulturgeschichtlichen Epoche des Vormärz in Deutschland. Für ganz Europa spricht man häufig auch beschönigend von "Völkerfrühling". In dieser Zeit entstand die Idee des Nationalstaats, so wie wir ihn heute verstehen. Und all das, was sich in dieser Zeit sonst noch so an Ideen herausbildete, ist durch und durch, durch und durch nicht nur nationalistisch sondern auch maskulinistisch geprägt. Da steht die geschlechtliche Wasserwaage nicht nur irgendwie auf 2,1 Grad Abweichung sondern auf mindestens 45, wenn nicht sogar 60.

Die jüngsten Bilder, die ich diesbezüglich wahrgenommen habe, sind die eines einigen Dreiergestirns: Meloni, Salvini, Berlusconi. Und Meloni ist darin keine Schwester sondern eine Brüderin. Was denn sonst? Insofern ist sie keineswegs eine Bestätigung der Regel, dass es in beiderlei Geschlechtern (gleichviel) Bekloppte gibt.

Und bezüglich der Altersklassen: Wiederaufstieg Berlusconis?
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von yogi61 »

Wir leben in einer verrückten Welt.

Heute titelt die FAZ
Kann die Linke Meloni und Salvini noch einholen?
und es schwingt so etwas wie Hoffnung mit. Hoffnung auf Links bei der FAZ :D
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Christdemokrat »

Die EU-Kommission mischt sich zwei Tage vor dem Wahltermin in die italienische Parlamentswahl ein.

Der Kommissionspräsident droht den Italienern, wenn die Wahl in eine "schwierige Richtung" gehe, hätte man "Werkzeuge" um gegen diese vorzugehen, wie schon im Falle Polens und Ungarns.

https://www.t-online.de/finanzen/boerse ... 0FB40EAE5/
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Realist2014 »

Christdemokrat hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 19:58 Die EU-Kommission mischt sich zwei Tage vor dem Wahltermin in die italienische Parlamentswahl ein.

Der Kommissionspräsident droht den Italienern, wenn die Wahl in eine "schwierige Richtung" gehe, hätte man "Werkzeuge" um gegen diese vorzugehen, wie schon im Falle Polens und Ungarns.

https://www.t-online.de/finanzen/boerse ... 0FB40EAE5/
Logisch, falsch sich Italien dann nicht mehr an die Verträge halten würde.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 20:00 Logisch, falsch sich Italien dann nicht mehr an die Verträge halten würde.
Aha. Und das sollen dann freie Wahlen sein? Das ist schon sehr bedenklich, was die EU da treibt.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Seidenraupe »

Christdemokrat hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 19:58 Die EU-Kommission mischt sich zwei Tage vor dem Wahltermin in die italienische Parlamentswahl ein.

Der Kommissionspräsident droht den Italienern, wenn die Wahl in eine "schwierige Richtung" gehe, hätte man "Werkzeuge" um gegen diese vorzugehen, wie schon im Falle Polens und Ungarns.

https://www.t-online.de/finanzen/boerse ... 0FB40EAE5/
In dieser Causa ist der Kommissionspräsident Frau Ursula von der Leyen.
Sie klingt schon fast wie ihre (einstige) politische Freundin, Frau Merkel.
Merkel bekannte sich bekanntlich zum Prinzip "Freie Wahlen" welches unsere Demokratie von Unrechtsstaaten unterscheidet mit der Forderung
"Da dies absehbar war in der Konstellation, wie im dritten Wahlgang gewählt wurde, muss man sagen, dass dieser Vorgang unverzeihlich ist und deshalb auch das Ergebnis wieder rückgängig gemacht werden muss."
Was , amtlich und höchstrichterlich bestätigt, gegen die Chancengleichheit der Parteien verstieß und damit gegen ein grundgesetzl verbrieftes Recht verstoßen hat.
Urteil vom 15. Juni 2022
2 BvE 4/20, 2 BvE 5/20

Mit Urteil vom heutigen Tag hat der Zweite Senat entschieden, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel durch eine im Rahmen einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten der Republik Südafrika am 6. Februar 2020 in Pretoria getätigte Äußerung zur Ministerpräsidentenwahl in Thüringen und deren anschließende Veröffentlichung auf den Internetseiten der Bundeskanzlerin und der Bundesregierung die Partei Alternative für Deutschland (AfD) in ihrem Recht auf Chancengleichheit der Parteien aus Art. 21 Abs. 1 Satz 1 GG verletzt hat.
https://www.bundesverfassungsgericht.de ... 2-053.html
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Christdemokrat »

Wer den Faschismus sucht, sollte vielleicht seinen Blick eher nach Brüssel richten.

Ich denke das italienische Volk wird sich von den Drohungen eines EU-Kommussionspräsidenten, der sich selbst nie einer demokratischen Wahl gestellt hat, in keiner Weise beeindrucken lassen.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 21:12 Aha. Und das sollen dann freie Wahlen sein? Das ist schon sehr bedenklich, was die EU da treibt.
"Kommissionspräsidentin verwies dabei auf Ungarn und Polen

Die Kommissionspräsidentin verwies dabei auf Ungarn und Polen. Mit beiden Mitgliedstaaten streitet Brüssel seit Jahren über die Rechtsstaatlichkeit. Zuletzt schlug die Kommission vor, Ungarn 7,5 Milliarden Euro an EU-Fördermitteln zu kürzen."

Inwieweit beeinflusst da die Wahlen?

Ein Hinweis auf die Folgen einiger der "Ankündigungen" mancher Parteien ist doch sowohl legal als auch legitim.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Realist2014 »

Christdemokrat hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 10:31 Wer den Faschismus sucht, sollte vielleicht seinen Blick eher nach Brüssel richten.

Ich denke das italienische Volk wird sich von den Drohungen eines EU-Kommussionspräsidenten, der sich selbst nie einer demokratischen Wahl gestellt hat, in keiner Weise beeindrucken lassen.
Hinweise sind keine Drohungen.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Kritikaster »

Christdemokrat hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 10:31 Wer den Faschismus sucht, sollte vielleicht seinen Blick eher nach Brüssel richten.
Das bitte ich doch einmal zu präzisieren.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 10:34 Inwieweit beeinflusst da die Wahlen?
Ach komm, die Botschaft ist eindeutig: wenn ich euch nicht so verhaltet, wie wir das wollen, dann kürzen wir euch das Geld.

Die hohe Politik der EU und auch in Deutschland sollte endlich mal aufwachen und hinterfragen WARUM die Menschen plötzlich überall Parteien und Präsidenten am rechten Rand wählen, warum GB aus der EU ausgetreten ist. Das passiert ja nicht grundlos und kommt aus heiterem Himmel, sondern weil viele Menschen das Gefühl haben, dass die Politik gegen ihre Interessen handelt. Ja, man kann den schwarzen Peter natürlich den Menschen zuschieben und sie einfach als undankbar, dumm und rückständig hinstellen, das löst aber keine Probleme, im Gegenteil.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 10:35 Hinweise sind keine Drohungen.
Selbst der Artikel schreibt in der Headline "droht von der Leyen"...
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von yogi61 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 11:19 Selbst der Artikel schreibt in der Headline "droht von der Leyen"...
Die EU hat auch den Griechen schon empfohlen was sie zu wählen haben, neu ist das nicht. Ich glaube kaum, dass sich die Italiener davon beeindrucken lassen, ist auch richtig so. Die Ialiener wählen und wir und die EU haben das Votum und die politische Selbstbestimmung zu akzeptieren.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 11:18 Ach komm, die Botschaft ist eindeutig: wenn ich euch nicht so verhaltet, wie wir das wollen, dann kürzen wir euch das Geld.
Wenn ihr euch nicht an das haltet, was ihr mit den Verträgen unterschrieben habt...
]Die hohe Politik der EU und auch in Deutschland sollte endlich mal aufwachen und hinterfragen WARUM die Menschen plötzlich überall Parteien und Präsidenten am rechten Rand wählen, warum GB aus der EU ausgetreten ist. Das passiert ja nicht grundlos und kommt aus heiterem Himmel, sondern weil viele Menschen das Gefühl haben, dass die Politik gegen ihre Interessen handelt. Ja, man kann den schwarzen Peter natürlich den Menschen zuschieben und sie einfach als undankbar, dumm und rückständig hinstellen, das löst aber keine Probleme, im Gegenteil.
Wissen die Menschen eigentlich, wofür Brüssel zuständig ist und wofür die eigene Regierung?
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 11:46Wenn ihr euch nicht an das haltet, was ihr mit den Verträgen unterschrieben habt...
Die Wähler haben keine Verträge unterschrieben. So ein "Hinweis" ist frühestens dann angebracht, wenn die neue Regierung tatsächlich gegen EU-Verträge zu verstoßen beabsichtigt, nicht vor einer Wahl.
Wissen die Menschen eigentlich, wofür Brüssel zuständig ist und wofür die eigene Regierung?
Man sollte die Menschen nicht unterschätzen.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Seidenraupe »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 10:35 Hinweise sind keine Drohungen.
Sehr wohl kann man vdL Ansage als Drohung vestehen.

Die Italiener sind nicht zu blöd zu verstehen, was vdL ihnen damit androht, sollten sie ihr Kreuz an der falschen Stelle machen: Rechtsstaatlichkeitsverfahren, Mittelkürzungen ....

Das nur Tage vor der Wahl zeigt, wie nervös man in Brüssel ist. Und das man auf den letzten Metern die Wahl von Meloni noch verhindern möchte.
Dass Italiener wesentl öfter an die Wahlurne treten als die braven Deutschen hat in Italien noch immer funktioniert.

In Schweden ist das Mitte-Links-Bündnis am Ende. Die rechten Schwedendemokraten mit enormen Stimmenzuwachs.
GB raus aus der EU

Die Begeisterung für EU-Reglementierungen wahrscheinlich auf einem historischen Tiefstand.
Habeck nennt EU-Gesetzgebung und Vorgaben aus Brüssel FALLSTRICKE
Habeck kritisierte zudem einen „Auswuchs“ im EU-Beihilferecht. Man habe sich selbst „eingegraben“ in lauter Fallstricke.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... -mehr.html
Der Euro im Sinkflug, die Inflation auf einem Rekordhoch und auf dem Weg in den zweistelligen Bereich....

Klar, dass manche Menschen hoffen sie würden Antworten auf drängende Fragen im rechten Lager finden-wenn sie von der Mitte oder von Linken über längere Zeit keine Verbesserung ihrer Situation erleben. Dass viele Menschen keine Lust auf weitere Linke oder Grüne Experimente mitten in der größten Energiekrise haben, wundert das wirklich?
Dass die Wahrnehmung von Zuwanderungsproblemen (die Mähr von den qualifizierten Arbeitskräften unter den hunderttausenden jungen alleinstehenden Männern aus Pakistan, Afghanistan, Syrien, Somalia, Sudan, Eritrea u.a ) im linken Parteispektrum teilweise jenseits jeder Realität ist hat sich leider Gottes eher bewahrheitet.

Ohne den Rechtsextremen das Wort zu reden und ohne sie zu wählen: Die Problemlage ist brisant und vdL hat der EU mit ihrer als Drohung gelesenen Ansage keinen Gefallen getan.
Ich sehe Italien NICHT auf dem Weg in den Faschismus.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 13:48 Die Wähler haben keine Verträge unterschrieben. So ein "Hinweis" ist frühestens dann angebracht, wenn die neue Regierung tatsächlich gegen EU-Verträge zu verstoßen beabsichtigt, nicht vor einer Wahl.
Warum?
Warum nicht der Wahl mit Hinweis auf die Wahlkampfäußerungen?

Man sollte die Menschen nicht unterschätzen.
Sorry, kannst du das genau erläutern? (EU vs national)?
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 14:21Warum nicht der Wahl mit Hinweis auf die Wahlkampfäußerungen?
Weil das Wahlbeeinflussung ist? Es würde sich auch aufgeregt, wenn Putin den Italienern billiges Gas verspricht, wenn sie Parteien vom rechten Rand wählen.
Sorry, kannst du das genau erläutern? (EU vs national)?
Ich denke schon, dass die meisten Menschen schon grob wissen, wofür die EU und wofür die eigene Regierung zuständig ist. Umgekehrt scheint es mir oftmals sehr fraglich, dass Spitzenpolitiker wissen, wo die Normalbürger der Schuh drückt und sollte sich das mal äußern, dann wird das mit einer Arroganz abgewatscht, die seinesgleichen sucht. Und wenn dann "falsch" gewählt zu werden droht, dann kommt sowas dabei raus.

Ich habe große Befürchtungen, dass die EU zerbricht, das wäre der politische Super GAU, und Politiker wie von der Leyen schütten imho auch noch Benzin ins Feuer.
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 14:35 W
Ich denke schon, dass die meisten Menschen schon grob wissen, wofür die EU und wofür die eigene Regierung zuständig ist.
Ich denke eher nicht.
Umgekehrt scheint es mir oftmals sehr fraglich, dass Spitzenpolitiker wissen, wo die Normalbürger der Schuh drückt und sollte sich das mal äußern, dann wird das mit einer Arroganz abgewatscht, die seinesgleichen sucht. Und wenn dann "falsch" gewählt zu werden droht, dann kommt sowas dabei raus.
Wo der "Schuh drückt" , wissen die schon.
Ich habe große Befürchtungen, dass die EU zerbricht, das wäre der politische Super GAU, und Politiker wie von der Leyen schütten imho auch noch Benzin ins Feuer.
Es gibt Bestrebungen in ITA "raus aus dem EURO". Inwiefern schüttet hier vdL Benzin in'S Feuer?
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 24. Sep 2022, 14:39Ich denke eher nicht.
Dann ist das halt so.
Wo der "Schuh drückt" , wissen die schon.
Unwahrscheinlich.
Inwiefern schüttet hier vdL Benzin in'S Feuer?
Sollten die Dinge in eine "schwierige Richtung" gehen, wobei sie Ungarn und Polen erwähnte, werde man sehen – "dann haben wir Werkzeuge."
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Re: Wird Italien (wieder) faschistisch?

Beitrag von Liegestuhl »

Eiskalt hat geschrieben: Do 28. Okt 2021, 21:17 Als ich vor über 20 Jahren in Rom war gab es dort Mussolini Kalender am Kiosk und auch Mussolini- und Hitlerwein zu kaufen.
Kriegst du auch heute noch in Autobahntankstellen. Vor mir stand ein Jugendlicher, den ich von der Kleidung her ins bürgerliche Umfeld einsortiert hätte. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Fascists do it better".
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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