Die Schweiz ist nicht die Utopie, die sich viele vorstellen, sondern ein reales Land mit Problemen. Vor allem hat die Schweiz eine Geschichte, die nicht nur von Freiheit, Demokratie und Wohlstand seit dem Rütlischwur geprägt war. Die viel gepriesene Neutralität gibt es erst seit dem Wiener Kongress 1815, und die Schweiz als modernen Bundesstaat seit der Verfassung von 1848. Auch waren weite Teile insbesondere der ländlichen Regionen bitterarm bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Auch gesellschaftlich waren einige der kleineren Kantone sehr rückständig, etwa was Frauenrechte anging.schokoschendrezki hat geschrieben:(28 May 2021, 21:04)
@Michaell Alexander: Als Schweiz-Enthusiast dürfte dir der erfolgreiche Nachkriegs-Schlagersänger Vico Torriani wahrscheinlich ein Begriff sein. Hinter der glamourösen Karriere des Sängers von Titeln wie "in der Schweiz in der Schweiz ..." verbirgt sich im Prinzip die Aufarbeitung bzw. die Entgegensetzung des Traumas einer Kindheit als sogenanntes "Verdingkind". Im alpenländischen Raum keine Seltenheit, in der Schweiz aufgrund bestimmter religiöser Entwicklungen aber besonders brutal. So brutal, dass man im Grunde genommen von Kindersklaverei sprechen muss. EU-Richtlinien dienen u.a. dazu, solche Praktiken rechtlich verfolgen zu können. Auch heute und auch heute in Hinsicht auf migrantische Bevölkerung. Wenn zu bestimmten Zeitpunkten viele Menschen in der Welt über solche Probleme nachdenken, heißt es, zählen viele Schweizer ihre Barbestände und überprüfen ihre Kontenumsätze. Ein Großteil dieses Reichtums heute resultiert jedoch gerade aus der Teilnahme am EU-Binnenmarkt. Die "Verluste" durch Übernahme von Sozialleistungen belaufen sich im Verhältnis dazu auf ein Minimum.
Trotzdem hat es die Schweiz insbesondere im 20. Jahrhundert besser gemacht als der grosse Nachbar im Norden. Man hat sich mit Mass und Ziel der modernen Welt angepasst und ist keinen Ideologien und Träumereien verfallen.
Selbstverständlich profitiert die Schweiz vom Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Die Schweiz ist aber im Gegensatz zu Norwegen nicht Teil dieses Marktes und möchte auch weiterhin nicht alles unbesehen übernehmen, sondern selbst prüfen und selbst entscheiden. In der Schweiz heisst dies häufig, dass auch die Bürger selbst entscheiden. Allein dies ist schon einmal nicht vereinbar mit der Natur der EU, die dadurch bestimmt ist, dass die Mitgliedsländer das, was in Brüssel beschlossen wurde, 1:1 zu übernehmen haben.
Die Schweiz hat einen höheren Einwandereranteil als alle anderen Länder Europas mit Ausnahme von Kleinstaaten. Man möchte aber auch hier das Heft nicht aus der Hand geben, denn die Schweiz ist ein kleines Land, dessen bewohnbare Fläche schon dicht bevölkert ist und dessen Wohlstand auf den Fähigkeiten seiner Bürger, und nicht etwa Bodenschätzen besteht. Man möchte sich die Leute also aussuchen und die Gesamtzahl begrenzen.
Es gibt viele weitere Beispiele, wo die Schweiz eine andere Meinung hat als Deutschland und die EU. Meistens schaut die Schweiz eher auf wirtschaftliche Freiheit und den eigenen Geldbeutel, die EU dagegen auf Regulierung und Welterlösung.