Kohlhaas hat geschrieben:(13 Oct 2021, 17:43)
Du hast völlig recht. Da hatte ich nichtmal drauf geachtet. Da hätten wir dann ein weiteres Argument gegen den Brexit: Einer Volkswirtschaft mit einem Binnenmarkt, in den knapp 450 Millionen Menschen leben, fällt es nunmal leichter, günstige Handelsverträge zu schließen, als einem abgehalfterten "Weltreich" mit nichtmal 70 Millionen Einwohnern...
Genau deshalb bin ich der Meinung, dass Außenpolitik für die nächste Bundesregierung zentrale Bedeutung haben sollte. Die meisten innenpolitischen Probleme werden wir nur lösen können, wenn wir außenpolitisch im EU-Kontext handeln und darüber hinaus transatlantisch denken. Eine Idee wie "Germany first" ala AfD wäre der Untergang für Deutschland.
Das ganze wird ja in eine große Erzählung eingebettet. Die, dass man nur durch den Scheuersack und ein paar Jahre Schmalhans als Küchenmeister ertragen müsste - und dann käme die ganz große Zukunft schon von alleine, der große Anführer hätte schon in durch seine unendlich Weisheit den Durchblick. Der Markt würde dann alles regeln.
Interessant finde ich: in GB kann man schon jetzt beobachten, dass bei einer solchen Strategie der Markt gar nichts zum Besseren ändert. Im Gegenteil: am Ende kommt Plan- und Kommandowirtschaft heraus. Wenn man keine LKW-Fahrer hat und kein Geld der Welt Anreiz genug ist, muss man eben in letzter Konsequenz Leute dazu verdonnern, LKW zu fahren.
Unabhängig davon irritieren mich die Probleme, die GB im Moment hat. Kann es denn wirklich sein, dass es in GB so viel "Arbeit" gibt, dass der Bedarf mit einheimischen Kräften nicht gedeckt werden kann? So viel produzierende Industrie/Gewerbe hat GB doch gar nicht. Negative Handelsbilanz. Seit vielen Jahren.
Viele in GB hergestellte Produkte dürften nur für den britischen Markt produziert werden. Der Geschmack der Briten ist zuweilen etwas eigensinnig. Hinzu kommt, dass in der Logistig der Bedarf an LKW-Fahrern auch deshalb nach dem Brexit sehr viel größer ist, weil die Karbotage wegfällt.
Wichtigste Einnahmequelle war seit Thatcher der Finanzmarkt. London als größter und wichtigster Börsenplatz in der EU. In London hatte dieser "Finanzmarkt" mehr Beschäftigte als Frankfurt Einwohner hat. Wie kommt es jetzt bei "Vollbeschäftigung" zu diesem eklatanten Arbeitskräftemangel? Dieses "Problem" gibt es doch nirgendwo anders in der EU.
Ich hatte gestern schon aus einem Artikel zitiert, in dem es um die aktuelle Problematik am Finanzplatz London geht. Dort erweisen sich die extrem hohen Hürden bei der Vergabe von Arbeitsvisa nicht mehr nur als Bremsklotz, sondern als Hindernis. Man kann bei einem Problem nicht mehr kurzfristig von heute auf morgen einen Spezialisten von Frankfurt nach London schicken. Das braucht einen ewig langen Vorlauf. Da geht man dann früher oder später. Weil die Kosten und Widrigkeiten am Standort London den Nutzen nicht aufwiegen.