Natürlich werden sie das. Wenn es sich doch in klingender Münze auszahlt. Sie werden trotzdem weiter die national bedingten Unterschiede der Staaten zu ihrem Vorteil ausnutzen. Und auch die Osteuropäer werden früher oder später merken, daß das langfristig nicht ihr Vorteil ist.Orbiter1 hat geschrieben:(09 Jun 2020, 09:31)
Das wage ich zu bezweifeln. Aktuell werden auch viele sehr große, international breit aufgestellte Unternehmen zu Bittstellern des Staates. Die Weiterentwicklung der politischen Union ist nur eine von mehreren Optionen im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung der EU. Und klar ist dass die Osteuropäer daran keinerlei Interesse haben.
Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Langfristig sind wir alle tot.zollagent hat geschrieben:(09 Jun 2020, 11:16)
Natürlich werden sie das. Wenn es sich doch in klingender Münze auszahlt. Sie werden trotzdem weiter die national bedingten Unterschiede der Staaten zu ihrem Vorteil ausnutzen. Und auch die Osteuropäer werden früher oder später merken, daß das langfristig nicht ihr Vorteil ist.
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
- sünnerklaas
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Politisch gesehen ist das Verhältnis zwischen vielen Neu-EU-Staaten und den alten EU-Staaten zerrüttet.zollagent hat geschrieben:(09 Jun 2020, 11:16)
Natürlich werden sie das. Wenn es sich doch in klingender Münze auszahlt. Sie werden trotzdem weiter die national bedingten Unterschiede der Staaten zu ihrem Vorteil ausnutzen. Und auch die Osteuropäer werden früher oder später merken, daß das langfristig nicht ihr Vorteil ist.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Durchaus, weil die Erwartungen an die EU unterschiedlich sind. Wer die EU nur als Förder- und Zahlinstitution versteht, hat nichts in ihr verloren. Denen muß man auch nicht weiter entgegenkommen.sünnerklaas hat geschrieben:(09 Jun 2020, 11:51)
Politisch gesehen ist das Verhältnis zwischen vielen Neu-EU-Staaten und den alten EU-Staaten zerrüttet.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Bei manchen Leuten ist der Verstand tot, noch bevor der Körper seine Funktionen eingestellt hat.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Nicht jammern, wir haben alle unser Kreuz zu tragen.zollagent hat geschrieben:(09 Jun 2020, 15:03)
Bei manchen Leuten ist der Verstand tot, noch bevor der Körper seine Funktionen eingestellt hat.
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
In der Tat. Hier im Forum sind's die Trolle, die jede Diskussion sabotieren wollen.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Naja, etwas verdreht das Ganze. Kein Pole wird sich begeistert zeigen, wenn sein Land Strafe zahlen soll. Da sind wir uns einig. Aber die "Bevormundung" entspringt schon eher den Nachrichten, die aus Polen in die Welt gelangen. Das das dieselben Leute sind, die sich über Strafe nicht freuen, das liegt auf der Hand.Orbiter1 hat geschrieben:(09 Jun 2020, 07:31)
Erzählen sie doch hier keine Märchen. Über irgendwelche Rügen oder am Ende sanktionslose Vertragsverletzungsverfahren lacht man doch nur in Ungarn und weiteren osteuropäischen Staaten. Selbstverständlich denkt man nicht im Traum daran "plötzlich" effektive Sanktionen möglich zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Osteuropäer sind die empfundene Gängelei und Besserwisserei durch die westlichen Mitgliedstaaten leid. Die denken nicht im Traum daran Sanktionsverschärfungen ihre Zustimmung zu geben. Bekommen sie von dieser Stimmung nichts mit? Sie leben doch in Polen.
Ja, deswegen bin ich ein wenig verwundert, daß Sie so viel besser die Lage vor Ort in Polen überblicken. Dankeschön; woher Sie Ihre so fundierte Information beziehen, das sollten Sie dann schon noch verkünden.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Das nationale Geplänkel sehe ich nicht so: Die EU-Beitritte der Ossis fanden zu einem Zeitpunkt statt, wo diese Grundlagen längst angeschimmelt waren. Frankreich als "Schutzmacht"... das ist doch schon etwas länger her.schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jun 2020, 07:49)
...
Auch der EU-Beitritt Zyperns war nach meinem Verständnis absolut unzulässig. Weil es ungeklärte Territorialkonflikte gab und gibt. Ich glaube mich an einen Artikel zu erinnern, in welchem die ganze Beitrittsserie Malta, Zypern, Rumänien, Bulgarien (auch) als das Ergebnis eines Deals der großen EU-Player anzusehen ist. Nach dem Motto Gibts du mir so geb ich dir.
Aber mit Zypern, da liegen Sie völlig richtig. Es war klar, daß Zypern mit seinen politischen Verwicklungen niemals in die EU hätte aufgenommen werden dürfen. Dazu gibt es schließlich Regeln. Aber Griechenland hat die heiß ersehnte EU-Aufnehme der 9 anderen Ossis mit seinem Veto blockiert, wenn man nicht Zypern... Aber diese Tausendsassas schaffen es doch immer wieder, die EU durch den Kakao zu ziehen, das muß der Neid ihnen lassen!
Aber jetzt freue ich mich erst einmal über die demonstrative Einigkeit zwishcen der Kanzlerin und Präsident Macron. Weiter so!
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Ich bin da nicht so sicher. Die EU ist auch und vor allem ein Friedensprojekt. Die Mitgliedschaft ist auch mit Schutz verbunden. Ich frage mich, was mit Zypern passiert wäre, wenn die Insel nicht aufgenommen worden wäre. Und wie sich das auf das ohnehin schon sehr tückische griechisch-türkische Verhältnis ausgewirkt hätte.H2O hat geschrieben:(09 Jun 2020, 16:01)Es war klar, daß Zypern mit seinen politischen Verwicklungen niemals in die EU hätte aufgenommen werden dürfen.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Diese Sichtweise verstehe ich auch. Allerdings wurde durch das Veto Griechenlands, mit dem die Aufnahme der 10 Ossis verhindert worden wäre, eine geltende EU-Regel gebrochen. Die Ukraine (die ist natürlich politisch ein ganz anderes Kaliber!) wird genau deshalb nicht als Beitrittsbewerber zugelassen, weil es ungeklärte Gebietsfragen mit dem Nachbarn Rußland gibt. Die Ukraine könnte das transparenteste demokratische System der Welt aufbauen... das alles hälfe nichts, weil niemand in der EU Lust hat, sich in eine offene Auseinandersetzung mit Rußland ein zu lassen.Kohlhaas hat geschrieben:(09 Jun 2020, 16:33)
Ich bin da nicht so sicher. Die EU ist auch und vor allem ein Friedensprojekt. Die Mitgliedschaft ist auch mit Schutz verbunden. Ich frage mich, was mit Zypern passiert wäre, wenn die Insel nicht aufgenommen worden wäre. Und wie sich das auf das ohnehin schon sehr tückische griechisch-türkische Verhältnis ausgewirkt hätte.
Das Affentheater auf Zypern ging auch noch weiter: Zuerst waren die "Inseltürken" gegen den EU-Beitritt der Republik Zypern; dann hatte man sie breit geklopft, und sie stimmten zu; dafür wollten dann aber die Inselgriechen nicht mehr, daß die Inseltürken auf diese Weise in die EU hinein kämen.
Gut, daß die EU sich inzwischen ganz betont aus diesem Streit der Volksgruppen heraus hält! Wie weit Zypern nun noch gegen Bares russische Oligarchen zu EU-Bürgern macht, das muß man prüfen. Sachen gibt's...
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Ja, Sachen gibt´s... Unglaublich.H2O hat geschrieben:(09 Jun 2020, 16:55)Gut, daß die EU sich inzwischen ganz betont aus diesem Streit der Volksgruppen heraus hält! Wie weit Zypern nun noch gegen Bares russische Oligarchen zu EU-Bürgern macht, das muß man prüfen. Sachen gibt's...
Ganz realpolitisch muss ich allerdings feststellen, das um die Zypern-Frage herum jetzt erneut heftige Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei losbrechen. Egal, wie dubios die Aufnahme Zyperns damals gewesen sein mag. Sie hat uns einen Krieg zwischen Bündnispartnern erspart, der jetzt wieder droht. Ohne die Aufnahme Zyperns hätten wir den schon früher bekommen - behaupte ich!
Im Moment kann da nur die EU noch für Frieden sorgen. Sollten türkische Bohrschiffe vor Kreta auftauchen, war es das mit dem Frieden. Genau darauf arbeitet Erdogan aber hin. Und er bedroht damit nicht mehr nur Griechenland, sondern die gesamte EU. Und ich sehe im Moment nur eine Partei, die ernsthafte Bereitschaft zum Widerstand zeigt: Frankreich.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Bitte zum Thema zurückkommen oder in einem passenden Thread weiter diskutieren.
Mod.
Mod.
Am Yisrael Chai
"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Eine ziemlich verfahrene Diskussion. Am besten kürzt man sie ab mit der Bemerkung, daß Europäer in der EU selbst entscheiden dürfen, wer mit ihnen in einem gemeinsamen europäischen Verband zusammenarbeiten soll. Das läßt sich mit Mehrheiten klären. Sollte man tun, um diese unendliche Geschichte zu beenden. Um die Zugehörigkeit Zyperns zur EU wäre mir dabei nicht bange!Alexyessin hat geschrieben:(09 Jun 2020, 17:53)
Natürlich nicht. Zypern gehörte schon vor 4000 Jahren zum europäischen Kulturkreis.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Das läßt sich so klar auch nicht behaupten... siehe BREXIT. Dafür weisen osteuropäische Mitglieder der EU sehr hohe Zustimmungswerte zur EU aus. Die EU braucht sehr dringend eine engere Beteiligung der Wahlbevölkerung an Entscheidungen der EU... so auch über die Zulassung von Bewerbern aus einem längeren Assoziierungsverhältnis heraus.Die praktische Interessiertheit an der EU ist ungebrochen.
Das Verfahren ist uns in diesem Verein doch sehr vertraut... oder?
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Ich nehme gerne Ihren Post, um einen Schlusspunkt unter diese themenfremde Diskussion zu setzen.H2O hat geschrieben:(09 Jun 2020, 21:28)
Eine ziemlich verfahrene Diskussion. Am besten kürzt man sie ab mit der Bemerkung, daß Europäer in der EU selbst entscheiden dürfen, wer mit ihnen in einem gemeinsamen europäischen Verband zusammenarbeiten soll. Das läßt sich mit Mehrheiten klären. Sollte man tun, um diese unendliche Geschichte zu beenden. Um die Zugehörigkeit Zyperns zur EU wäre mir dabei nicht bange!
Zum aufräumen habe ich erst später Zeit, deshalb ist hier erst mal zu.
Mod.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
*******************************************************************************Vongole hat geschrieben:(09 Jun 2020, 22:14)
Ich nehme gerne Ihren Post, um einen Schlusspunkt unter diese themenfremde Diskussion zu setzen.
Zum aufräumen habe ich erst später Zeit, deshalb ist hier erst mal zu.
Mod.
Ich möchte euch nochmals bitten, beim Thema zu bleiben, auch wenn's manchmal schwer fällt, und die Forums-Netiquette zu beachten.
Für die Ablage zu schreiben, ist doch genauso sinnlos, wie "Argumente für den Hintern zu halten".
In diesem Sinne kann jetzt weiter diskutiert werden.
Mod.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Mir ist völlig klar, weshalb bisher keine osteuropäischen Länder die EU verlassen haben:
1. der EU Binnenmarkt
1.1 Entlastung der Arbeitslosenstatistik durch Pendler in die EU
1.2 Verbesserung des Lebensstandards durch Saisonarbeit
1.3 Verbesserung des Lebensstandards durch Dienstleistungen in der EU (Altenpflege)
1.4 Verbesserung des Lebensstandards durch Importwaren besserer Technologie
2. verlängerte Werkbänke durch offene Grenzen
2.1 Übernahme von Fertigung und Entwicklung (neuerdings) für Weltkonzerne
2.3 Modernisierung der Warenverteilung (von Tante Emma auf Supermärkte)
2.4 Investition und Beteiligung europäischer Unternehmen an eingesessenen Betrieben
3. Freier Reiseverkehr innerhalb der EU
4. Förderung der Infrastrukturen (Straßen, Brücken, Schienen, öffentliche Einrichtungen)
5. Freiheit im Inneren durch auch äußere Überwachung der Demokratien
6. Entfall von Befürchtungen, daß fremde Mächte in das eigene Leben eingreifen könnten.
Das alles einmal kurz entschlossen herunter geschrieben, weil ich in Polen täglich erlebe, wie sich das Land entwickelt und sich unseren westlichen Lebensweisen immer mehr angleicht... und das als Gewinn empfindet, nicht als Bevormundung.
Ein Oststaat müßte von einem Wahnsinnigen geführt werden, wenn er mit dem Gedanken spielte, die EU zu verlassen. Die Menschen würden ihn allein stehen lassen!
1. der EU Binnenmarkt
1.1 Entlastung der Arbeitslosenstatistik durch Pendler in die EU
1.2 Verbesserung des Lebensstandards durch Saisonarbeit
1.3 Verbesserung des Lebensstandards durch Dienstleistungen in der EU (Altenpflege)
1.4 Verbesserung des Lebensstandards durch Importwaren besserer Technologie
2. verlängerte Werkbänke durch offene Grenzen
2.1 Übernahme von Fertigung und Entwicklung (neuerdings) für Weltkonzerne
2.3 Modernisierung der Warenverteilung (von Tante Emma auf Supermärkte)
2.4 Investition und Beteiligung europäischer Unternehmen an eingesessenen Betrieben
3. Freier Reiseverkehr innerhalb der EU
4. Förderung der Infrastrukturen (Straßen, Brücken, Schienen, öffentliche Einrichtungen)
5. Freiheit im Inneren durch auch äußere Überwachung der Demokratien
6. Entfall von Befürchtungen, daß fremde Mächte in das eigene Leben eingreifen könnten.
Das alles einmal kurz entschlossen herunter geschrieben, weil ich in Polen täglich erlebe, wie sich das Land entwickelt und sich unseren westlichen Lebensweisen immer mehr angleicht... und das als Gewinn empfindet, nicht als Bevormundung.
Ein Oststaat müßte von einem Wahnsinnigen geführt werden, wenn er mit dem Gedanken spielte, die EU zu verlassen. Die Menschen würden ihn allein stehen lassen!
- sünnerklaas
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Wobei die alte EG im Kalten Krieg durchaus gelockt und Erwartungen geweckt hat. Viele in den RGW-Staaten haben via Westfernsehen gesehen, wie Frankreich, Benelux, Italien und vor allem Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht haben. Der dabei erzeugte Wohlstand war im Kalten Krieg ein wichtiges Propagandainstrument.zollagent hat geschrieben:(09 Jun 2020, 15:03)
Durchaus, weil die Erwartungen an die EU unterschiedlich sind. Wer die EU nur als Förder- und Zahlinstitution versteht, hat nichts in ihr verloren. Denen muß man auch nicht weiter entgegenkommen.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Er könnte auch weiterhin ein Vorteil sein. Das heißt aber auch, die Lasten mitzutragen und selbst die Anforderungen an ein EU-Mitglied zu erfüllen. Nur kassieren klappt auf Dauer nicht.sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2020, 11:19)
Wobei die alte EG im Kalten Krieg durchaus gelockt und Erwartungen geweckt hat. Viele in den RGW-Staaten haben via Westfernsehen gesehen, wie Frankreich, Benelux, Italien und vor allem Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht haben. Der dabei erzeugte Wohlstand war im Kalten Krieg ein wichtiges Propagandainstrument.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Das Problem der osteuropäischen Länder ist, dass v.a. die Qualifizierten dorthin gehen, wo höhere Löhne gezahlt werden und wo der Wohlstand sofort spürbar und irgendwelche schweren Tarifkonflikte und politische Auseinandersetzungen im eigenen Leben erzielt werden kann. Gleichzeitig ist es so, dass Auslandsüberweisungen in die Heimat eben für ein Land in Sachen Handelsbilanz gut sind.zollagent hat geschrieben:(10 Jun 2020, 12:15)
Er könnte auch weiterhin ein Vorteil sein. Das heißt aber auch, die Lasten mitzutragen und selbst die Anforderungen an ein EU-Mitglied zu erfüllen. Nur kassieren klappt auf Dauer nicht.
Aber: die Arbeitnehmerfreizügigkeit hat eben nicht nur Vorteile für diese Länder. Der durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit entstandene Braindrain wird diese Länder noch lange beschäftigen.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Das ist in größerem Maßstab das Gleiche, was z.B. Landstriche wie Friesland, der Taunus oder die Westpfalz in Deutschland erlebten. Und jetzt Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg nachvollziehen.sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2020, 13:31)
Das Problem der osteuropäischen Länder ist, dass v.a. die Qualifizierten dorthin gehen, wo höhere Löhne gezahlt werden und wo der Wohlstand sofort spürbar und irgendwelche schweren Tarifkonflikte und politische Auseinandersetzungen im eigenen Leben erzielt werden kann. Gleichzeitig ist es so, dass Auslandsüberweisungen in die Heimat eben für ein Land in Sachen Handelsbilanz gut sind.
Aber: die Arbeitnehmerfreizügigkeit hat eben nicht nur Vorteile für diese Länder. Der durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit entstandene Braindrain wird diese Länder noch lange beschäftigen.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Über die Arbeitnehmerfreizügigkeit wird man genauso dringend reden müssen, wie über die Frage der zunehmenden Zentralisierung. In Deutschland haben wir da Art.72 GG. Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet ist ein Verfassungsauftrag - dem müsste man endlich mal wieder nach kommen. Es gab ja in der Vergangenheit einige Regionen, die sehr vom Art. 72 profitiert haben: die ehemaligen Zonenrandgebiete, periphere Regionen, wie Ostfriesland. Bayern als ganzes ist so ein Erfolgsmodell - FJS hat das Land auf der Basis von Art. 72 GG vom bettelarmen Agrarstaat hin zum boomenden Industriestaat umgebaut. Auch dort war eines der Zauberwörter das Prinzip der Dezentralisierung. Damit ist man erfolgreich dem radikalen Strukturwandel entgegen getreten.zollagent hat geschrieben:(10 Jun 2020, 13:49)
Das ist in größerem Maßstab das Gleiche, was z.B. Landstriche wie Friesland, der Taunus oder die Westpfalz in Deutschland erlebten. Und jetzt Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg nachvollziehen.
Wohlstand kommt nicht von alleine und fällt nicht vom Himmel, dafür muss man etwas machen. Und dazu gehört, dass man einen Plan hat und den dann auch konsequent umsetzt.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Das kostet einen Haufen Geld, den andere auch gern behalten hätten. Richtig war es doch. Und jetzt also die EU.sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2020, 14:05)
Über die Arbeitnehmerfreizügigkeit wird man genauso dringend reden müssen, wie über die Frage der zunehmenden Zentralisierung. In Deutschland haben wir da Art.72 GG. Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet ist ein Verfassungsauftrag - dem müsste man endlich mal wieder nach kommen. Es gab ja in der Vergangenheit einige Regionen, die sehr vom Art. 72 profitiert haben: die ehemaligen Zonenrandgebiete, periphere Regionen, wie Ostfriesland. Bayern als ganzes ist so ein Erfolgsmodell - FJS hat das Land auf der Basis von Art. 72 GG vom bettelarmen Agrarstaat hin zum boomenden Industriestaat umgebaut. Auch dort war eines der Zauberwörter das Prinzip der Dezentralisierung. Damit ist man erfolgreich dem radikalen Strukturwandel entgegen getreten.
Wohlstand kommt nicht von alleine und fällt nicht vom Himmel, dafür muss man etwas machen. Und dazu gehört, dass man einen Plan hat und den dann auch konsequent umsetzt.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Ich denke, diesen Verfassungsauftrag müsste man eher auf die europäische Ebene übertragen. Die krassen Unterschiede zwischen den Lebensverhältnissen der Menschen innerhalb der EU bereiten überall Probleme. Zum Teil wird dagegen ja inzwischen auch vorgegangen. Sehr gut finde ich zum Beispiel das, was auf EU-Ebene zu den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen im Transportgewerbe beschlossen wurde. Und dann titelt die "Bild" gleich wieder was über "EU-Irrsinn". Na, egal...sünnerklaas hat geschrieben:(10 Jun 2020, 14:05)
Über die Arbeitnehmerfreizügigkeit wird man genauso dringend reden müssen, wie über die Frage der zunehmenden Zentralisierung. In Deutschland haben wir da Art.72 GG. Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet ist ein Verfassungsauftrag - dem müsste man endlich mal wieder nach kommen.
So betrachtet, ist Deutschland halt eine "Transferunion" ;-)Es gab ja in der Vergangenheit einige Regionen, die sehr vom Art. 72 profitiert haben: die ehemaligen Zonenrandgebiete, periphere Regionen, wie Ostfriesland.
Ist auch gut so. Auch das sollte auf die EU ausgeweitet werden. Allerdings erst, nachdem es auch entsprechende politische Angleichungen gegeben hat. Der Länderfinanzausgleich (und andere Transferzahlungen) war erst möglich, als alle Menschen in allen Bundesländern "Deutsche" waren. So weit sind wir in Europa noch lange nicht.
Ouh, ouh! Da muss ich jetzt aber energisch widersprechen. FJS ist 1988 gestorben. Wenn ich das richtig im Kopf habe, war Bayern zu dem Zeitpunkt bezüglich Länderfinanzausgleich noch ein Empfängerland! Es war nicht der olle Strauß, der Bayern "reich" gemacht hat. Es war die (vielleicht erzwungene) Solidarität zwischen den Bundesländern. Bayern profitiert bis heute vom Bund!Bayern als ganzes ist so ein Erfolgsmodell - FJS hat das Land auf der Basis von Art. 72 GG vom bettelarmen Agrarstaat hin zum boomenden Industriestaat umgebaut. Auch dort war eines der Zauberwörter das Prinzip der Dezentralisierung. Damit ist man erfolgreich dem radikalen Strukturwandel entgegen getreten.
https://www.welt.de/politik/deutschland ... weigt.html
Damit sind wir wieder beim Thema. Der wirschaftliche Aufschwung in Deutschland war in dieser Form nur möglich, weil alle Maßnahmen GANZ DEUTSCHLAND eingeschlossen haben. Allen, die damals in der Verantwortung standen, war klar, dass "nationalistische" Lösungen nichts bringen. Es wäre auf Dauer viel teurer geworden, wenn die Bundesrepublik so ein "Armenhaus" wie Bayern sich selbst überlassen hätte. Deshalb wurde da eine Menge Geld reingepumpt, um das Land zu "entwickeln".Deswegen war ich als gebürtiger Westfale auch ziemlich verärgert, als ausgerechnet aus Bayern die Forderung nach Abschaffung oder Reform kam. Mit dem Geld, das in den Kohle- und Stahlrevieren an der Ruhr erwirtschaft worden ist, ist Bayern "dick gefüttert" worden. Und jetzt, da das Ruhrgebiet mehr und mehr vor die Hunde geht, wollen die Bayern nicht mehr mit zahlen... Sowas habe ich gern! Ich bitte um Nachsicht für den "nationalistischen" Exkurs ins OT...
Wohlstand kommt nicht von alleine und fällt nicht vom Himmel, dafür muss man etwas machen. Und dazu gehört, dass man einen Plan hat und den dann auch konsequent umsetzt.
Was ähnliches passiert heute auf EU-Ebene. Deshalb treten die Osteuropäer nicht aus. Die sich die größten Profiteure der EU. Allen voran Polen. Leider fehlt auf europäischer Ebene die politische Einigung, die der wirtschaftlichen eigentlich vorausgehen sollte.
- sünnerklaas
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Es ist investiertes Geld - kein ausgegebenes. Und in Bayern hat es sich gelohnt und zahlt sich aus.imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 17:31)
Das kostet einen Haufen Geld, den andere auch gern behalten hätten. Richtig war es doch. Und jetzt also die EU.
Die Regionalpolitik von FJS in Bayern war bestechend, auch wenn manche das als "Sozialismus durch die Hintertür" beklagt haben. Von Regionalpolitik, effektiver und zielgerichteter Wirtschaftsförderung und Finanzpolitik hat FJS eben etwas verstanden. Es ist schade, dass er das mit seinen vielen Eseleien als Verteidigungsminister unter Adenenauer und seiner eigenartigen Kanzlerkandidatur 1980 kaputt gemacht hat. Er ist ein Beispiel für den Alten Spruch, Schuster bleib bei Deinen Leisten.
Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Ich sehe das immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Sendungsbewusstsein der Leute hier ist manchmal für andere, die die Party unter Umständen mitbezahlt haben, schwer erträglich. "Dieser Mann ist reif für die Nervenanstalt", (FJS über Schmidt) sowas möchte man eigentlich nicht unbedingt haben. Andererseits "der Puff muss weg" (Rat an den jungen Kohl), das war schon sehr hellsichtig. Die DDR-Kredite dürften insgesamt auch besseres Geschäft für die beteiligten Institute gewesen sein als der Kauf der Hypo Alpe Adria 2007 durch die damals noch recht potente BayernLB. Heute müsste es eigentlich darum gehen, die Hauptstädte und Industriezentren vor allem der ärmeren Länder der EU zu vernetzen mit dem klassischen Kernland, Institutionen und Außenstellen geschickt zu verteilen, aus den konkurrierenden Branchenführern die Bildung von Weltmarktführern zu begünstigen, ein gemeinsames Wachstums- und Wohlstandsprojekt anzugehen. Das geht nicht, ohne Geld auch strategisch und nicht zu knapp einzusetzen. Manchen wird das teuer erscheinen.sünnerklaas hat geschrieben:(13 Jul 2020, 19:46)
Es ist investiertes Geld - kein ausgegebenes. Und in Bayern hat es sich gelohnt und zahlt sich aus.
Die Regionalpolitik von FJS in Bayern war bestechend, auch wenn manche das als "Sozialismus durch die Hintertür" beklagt haben. Von Regionalpolitik, effektiver und zielgerichteter Wirtschaftsförderung und Finanzpolitik hat FJS eben etwas verstanden. Es ist schade, dass er das mit seinen vielen Eseleien als Verteidigungsminister unter Adenenauer und seiner eigenartigen Kanzlerkandidatur 1980 kaputt gemacht hat. Er ist ein Beispiel für den Alten Spruch, Schuster bleib bei Deinen Leisten.
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Re: Warum sind noch keine osteuropäischen Länder aus der EU ausgetreten?
Könnten Sie bitte diese Gedanken etwas weiter auswalzen? Fast glaube ich nämlich, daß Ihnen ähnliche Maßnahmen auf EU-Ebene vorschweben wie mir. Ist das "klassische Kernland" dann das hochindustrialisierte westliche Europa... also die 6 Gründungsmitglieder der EU?Heute müsste es eigentlich darum gehen, die Hauptstädte und Industriezentren vor allem der ärmeren Länder der EU zu vernetzen mit dem klassischen Kernland, Institutionen und Außenstellen geschickt zu verteilen, aus den konkurrierenden Branchenführern die Bildung von Weltmarktführern zu begünstigen, ein gemeinsames Wachstums- und Wohlstandsprojekt anzugehen.
Ich gebe zu bedenken, daß der übermächtige Partner von seinen weniger mächtigen Partnern oft als bedrückend empfunden wird, weil er viel zu oft "Recht hat". Das hat er vermutlich auch meistens, aber das Gefühl der zweit- oder gar drittrangigen Stellung nagt am Selbstwertgefühl.