H2O hat geschrieben:(11 Sep 2018, 17:58)
Für wie einfältig halten Sie eigentlich ihre Gesprächspartner? Es ist wahr, daß fast alle mir bekannten Italiener in Deutschland einen italienischen Paß besitzen. Das gehört eben zur Italianità. Keinem davon fiele es aber ein, für die italienischen Mitbürger in Deutschland eine italienische Schutzzone zu fordern. Das wäre auch ziemlich dumm, denn sie leben doch recht gut in ihrer germanischen Umgebung, die ja geradezu der Quell ihres Wohlstands ist. Der sei ihnen gegönnt; sollen sie uns dafür mit leckeren Gerichten verwöhnen! Oder mit klugen Leitartikeln in der Zeitung.
Die Italiener, die in Deutschland leben, sind hierher eingewandert. Sie haben sich entschieden, nach Deutschland zu kommen, als Deutschland ein etablierter Staat mit etablierter Amtssprache war. Deswegen haben sie in Deutschland auch keine Rechte als Minderheit; auf dem Rathaus müssen sie Formulare in deutscher Sprache ausfüllen, und wenn sie wählen dürfen, werden die Wahlzettel auf Deutsch sein.
Die Südtiroler sind dagegen nicht nach Italien eingewandert, denn sie waren schon viele Jahrhunderte vor Gründung des italienischen Staates an der Stelle, an der sie noch heute sind. Deswegen genießen sie heute besondere Rechte, wie auch in Deutschland die Sorben in der Lausitz oder die Dänen in Südschleswig. Diese Rechte mussten sie sich aber hart erkämpfen gegen einen widerwilligen italienischen Staat, und immer wieder werden diese Recht in Frage gestellt.
Es wäre im übrigen sehr einfach gewesen, in St. Germain eine ethnische Grenze zwischen dem deutschen Tirol und Welschtirol, also dem Trentino, zu finden. Jeder, der schon einmal über den Brenner nach Italien gefahren ist, weiß, wie eindrucksvoll die Salurner Klause im Unterland von Südtirol ist, und hier ist auch die historische Sprach- und Kulturgrenze. Es wäre so einfach gewesen, aber leider hat sich Ettore Tolomei durchgesetzt, und die Grenze an der Wasserscheide bekommen, mit Hilfe künstlich italianisierter Ortsnamen, der Naivität der Briten und Amerikaner, und den Rachegelüsten der Franzosen. Dass die Italiener, die gegen Österreich, den Vielvölkerstaat, immer für ethnische Grenzen kämpften, damit ihre eigenen Ideale verrieten, müssten den meisten eigentlich bewusst sein.
Informieren Sie sich doch einmal für die Geschichte Südtirols; beschäftigen Sie sich mit dem Siegesdenkmal auf dem ehemaligen Platz des Friedens, der von der italienischen Mehrheit Bozens in gehässiger, triumphalistischer Manier wieder in Platz des Sieges umbenannt wurde.
H2O hat geschrieben:(11 Sep 2018, 17:58)
Bauen Sie lieber mit am europäischen Projekt, wo solche Überbleibsel einer nationalstaatlichen Vergangenheit allmählich verschwinden, wo jeder überall nach Herzenslust Pole, Deutscher, Franzose oder eben Italiener oder Tiroler sein darf, alle geeint durch gegenseitige Toleranz und freundliche Zugewandtheit. In Pommern erlebe ich hautnah, daß dieses Miteinander reibungslos möglich ist.
Wenn das alles so Friede, Freude, Eierkuchen ist, sollten doch die Italiener auch daran mitbauen und kein Problem darin sehen, einer winzigen Provinz mit einer halben Million Einwohnern das Selbstbestimmungsrecht zuzugestehen. Wenn doch Grenzen so unwichtig sind, kann man sie doch auch verändern, und die Italiener können Minderheitsrechte in Österreich bekommen.
Pommern wurde ethnisch gesäubert, wenn sie den polnischen Teil meinen, und die Polen legen äußersten Wert darauf, über dieses Land selbst zu bestimmen. Sie mögen freundlich empfangen werden, aber letztlich sind Sie dort Gast ohne Rechte. Und die pommersche Geschichte wird so umgeschrieben, als sei dieses Land von Mieszko I. bis heute urpolnisch, mit nur einer kurzen Unterbrechung durch nationalistische, unterdrückerische, völkermördende deutsche Nazis.