Gut, dann spielen wir die Sache einmal durch. Mit der Erststimme wähle ich den Bewerber aus meinem Wahlkreis, wobei D augenblicklich insgesamt 96 Bewerber entsenden kann. Und dann wirkt meine Zweitstimme sich wie aus? Weitere 96 Abgeordnete, diesmal aber gemäß europaweiter Parteiliste? Die europäischen national gemischten Listenplätze dann nach einem Zufallsprinzip angeordnet? Dann müssen wir in Brüssel/Straßburg aber anbauen oder die Große Halle des Volkes anmieten!Die wesentliche Änderung bei den europaweiten Listen besteht doch an der Einführung einer Zweitstimme - die Erststimme steht wie bislang den nationalen Kandidaten zur Verfügung. Mit der Zweitstimme kann man den Spitzenkandidaten der europaweiten Liste seiner Wahl, und damit eben diese Liste, direkt wählen.
Das ist doch genau wie bei der Bundestagswahl, mit dem Unterschied, dass bei der Zweistimme auf dem Wahlzettel die Spitzenkandidaten des jeweiligen Bundeslandes aufgeführt werden. Dies scheint mir aber irrelevant. Wer macht schon die Vergabe der Zweistimme davon abhängig, welche Namen dort stehen? Man wählt Merkel, Schulz oder Lindner, auch wenn die Namen nicht auf dem Wahlzettel stehen, nichts anderes tut man doch bei einer Bundestagswahl.
Oder Halbierung der Zahl der Wahlkreise mit Direktkandidaten, und die andere Hälfte gemäß Parteilisten? Und dann Ausgleichs- und Überhangmandate... um Himmelswillen, das wird aber etwas!
In der Bundestagswahl legt die mit der Zweitstimme erreichte Prozentzahl die Verteilung der politischen Parteien im Parlament unter Einschluß der Direktbewerber fest.
Bei unglücklicher Verteilung der Parteilistenplätze könnten dann deutsche Wähler mehr luxemburgische Bewerber ins EU-Parlamnet entsenden als das Großherzogtum!
Wie soll das in einem noch theoretischen EU-Parlament gemacht werden, ohne daß es neue Meckereien gäbe?
Ich glaube, daß die gegenwärtige Aufstellung doch noch die klügste ist.
Nachtrag:
- Ok, ich habe mißverstanden, daß da zwei Verhältniswahlen abgehalten werden. Aus der bisherigen werden die 96 nationalen Bewerber des bisherigen EU-Parlaments ermittelt... keine Direktmandate. Oder eben nur 48 nationale Bewerber. Und die zweiten 48 ergeben sich aus der europaweiten Parteienwahl und vor allem gemäß Rangordnung auf Listenplätzen.
Mir dröhnt die Rübe!