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Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 28. Mai 2020, 13:56
von H2O
LiberalKonservativ hat geschrieben:(28 May 2020, 13:44)
1. In saemtlichen direkten Referenda wurde eine engere Verzahnung abgelehnt, angefangen bei den Verfassungsreferenda in NL, FR (welche einfach ignoriert wurden indem man das ganze nicht mehr Verfassung sondern Lissabon Vertraege nannte) bis jetzt eben zum Brexit. Ich nenne das durchaus zwangsweise, wenn der ausgedrückte Bevoelkerungswille einfach uebergangen wird.
2. Ihre Vertraege sind das Papier nicht wert. No Bail out -> drauf gepfiffen, Maastricht -> drauf gesch***, EZB Mandat -> voellig egal Bruessel und EU Institutionen stehen ueber allem
Tut mir echt leid, aber ich kann Ihre Sichtweise nur als naiv bezeichnen. Deutschland wuerde es nie im Leben gestattet die EU zu verlassen, egal was in den Vertraegen steht.
Mich wuerde es nicht wundern, wenn diese Transferunion in einer neuen Schlaechterei endet, da sie schlicht eines ist: eine einzige Ungerechtigkeit.
Nie hat es innerhalb der EU eine in allen Partnerstaaten gemeinsam und nur für die Gemeinschaft angelegte Volksbefragung gegeben. Stets wurden innenpolitische "Denkzettel" verteilt. Ich habe überhaupt nichts gegen eine Volksbefragung nur darüber, ob das Land in der EU bleiben möchte, oder doch lieber in eine ungeschmälerte Unabhängigkeit übergehen möchte... so wie beim Brexit durchgeführt.
Ich gehe sogar noch weiter: Wer nicht mit 2/3 seiner Wählerstimmen in der EU bleiben möchte, der soll die EU verlassen. Auch das kann man vor der Abstimmung festlegen.
Warum wird diese "Nagelprobe" nicht durchgeführt? Immer nur Abstimmungen über Einzelheiten, nie über das Konzept EU. Das ist überfällig.
Ich wüßte nicht, wer unser Land daran hindern würde, die EU zu verlassen. Allerdings wäre es damit verdammt schlecht beraten. Mehr friedliche und freie Entfaltung seiner Kräfte dürfte es in einer einsamen Zukunft nie geben. Eine Frage der wirtschaftlichen und politischen Vernunft, die schon entschieden ist, bevor sie überhaupt gestellt wird.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 28. Mai 2020, 15:45
von Orbiter1
H2O hat geschrieben:(28 May 2020, 13:32)
Auf jeden Fall einigt man sich, weil der Schaden für jeden Partner sehr groß wäre, wenn man voller Groll und Ablehnung und ohne Zukunft nach Hause geht.
Dass sich der Ministerrat darüber einig wird sehe ich auch als sehr wahrscheinlich an. Aber was passiert wenn ein EU-Staat die Ratifizierung über eine Volksabstimmung durchführt? Bei der Frage ob man die EU-Kommission mal eben einen Kredit über 750 Mrd € aufnehmen lässt (ein bisher einmaliger Vorgang) wäre das ja durchaus legitim. Und wie Volksabstimmungen ausgehen können hat man ja bei der EU-Verfassung oder beim Brexit gesehen.
Künftig wird man in Europa darüber entscheiden, wofür Kredite der Gemeinschaft aus zu geben sind. Da wird so mancher Politiker die Faust in der Tasche ballen, aber so ist das nun einmal mit geliehenem Geld aus der Gemeinschaftskasse.
Wie kommen sie darauf dass diese Entscheidung Europa trifft? Die Entscheidung für welche Projekte die Gelder grundsätzlich verwendet werden dürfen trifft selbstverständlich der Ministerrat.
Tja, ich ahne sogar schon, wofür es Geld geben wird: Für Daseinsvorsorge (Gesundheitswesen) und für die Digitalisierung.
Da machen sie sich mal keine so großen Hoffnungen. Den üblichen Verdächtigen wird es sicher gelingen so Punkte wie beispielsweise eine direkte finanzielle Unterstützung für die am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Menschen dort unterzubringen.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 28. Mai 2020, 16:30
von H2O
Da machen sie sich mal keine so großen Hoffnungen. Den üblichen Verdächtigen wird es sicher gelingen so Punkte wie beispielsweise eine direkte finanzielle Unterstützung für die am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Menschen dort unterzubringen.
Den Verdacht kann man sicher haben; nur ist Staatsfinanzierung, also hier Verteilung von Wohltaten an Geschädigte des Wohltäters im einen Lande, die aber andere Wohltäter nicht verteilen, dafür aber brav zahlen, also ist diese Staatsfinanzierung der beste Grund, nie wieder für die EU zu stimmen. Das nette Beispiel ist doch immer noch die Rente mit 60, wo wir hier darüber nachdenken, ob wir erst mit 70... was mir gefallen hätte, weil ich meine Arbeit spannend fand und meinen Kunden immer gern gedient hatte.
Die Unterschiede müssen eingeebnet werden... sprich harmonisiert werden. Die wirtschaftlichen Folgen Teil der Corona-Krise sind dazu ein guter Anlaß, der sich verkaufen ließe. Darum müssen solide Haushälter in Europa kämpfen. Das bessere Argument ist auf jeden Fall auf ihrer Seite. Selbst in Polen sind Stimmen zu hören: "Machen wir es wie die Deutschen"... in der Rzeczpospolita. Überzeugen wir durch Solidarität!
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 28. Mai 2020, 19:08
von LiberalKonservativ
H2O hat geschrieben:(28 May 2020, 13:56)
Nie hat es innerhalb der EU eine in allen Partnerstaaten gemeinsam und nur für die Gemeinschaft angelegte Volksbefragung gegeben. Stets wurden innenpolitische "Denkzettel" verteilt. Ich habe überhaupt nichts gegen eine Volksbefragung nur darüber, ob das Land in der EU bleiben möchte, oder doch lieber in eine ungeschmälerte Unabhängigkeit übergehen möchte... so wie beim Brexit durchgeführt.
Ich gehe sogar noch weiter: Wer nicht mit 2/3 seiner Wählerstimmen in der EU bleiben möchte, der soll die EU verlassen. Auch das kann man vor der Abstimmung festlegen.
Warum wird diese "Nagelprobe" nicht durchgeführt? Immer nur Abstimmungen über Einzelheiten, nie über das Konzept EU. Das ist überfällig.
Ich wüßte nicht, wer unser Land daran hindern würde, die EU zu verlassen. Allerdings wäre es damit verdammt schlecht beraten. Mehr friedliche und freie Entfaltung seiner Kräfte dürfte es in einer einsamen Zukunft nie geben. Eine Frage der wirtschaftlichen und politischen Vernunft, die schon entschieden ist, bevor sie überhaupt gestellt wird.
Zunächst einmal Gratulation zu der Erkenntnis, dass bisher schlicht die demokratische Legitimation der "ever closer union" fehlt. Dieses top-down überstülpen funktioniert nicht und ist anti-demokratisch.
Allerdings offenbaren Sie gerade wieder eine Arroganz, welche sich häufig bei United States of Europe Anhängern wiederfindet. In Ihrer Gedankenwelt kann es gar nicht sein, dass die Bevölkerungsmehrheiten diese ach so tolle "ever closer union" ablehnen. Daher schreiben Sie die Ausgänge der Referenda einfach als "innenpolitische Denkzettel" ab, ohne zu reflektieren und anzuerkennen, dass nicht jeder so Feuer und Flamme von Ihren Visionen ist. Dies ist genau das Vorgehen der Politik. Verfassung von den Bürgern abgelehnt? Sche**** egal, wir schwächen soweit ab, dass wir neue Referenda umgehen können, nennen es nicht mehr Verfassung sondern Verträge von Lissabon und ratifizieren durch die Parlamente. Der Bürger ist eh so blöd, dass er das nicht checkt...
Die "Nagelprobe" wird nicht durchgeführt, da der hohen Politik sehr wohl bewusst ist, dass ihr eingeschlagener Weg vermutlich keine Mehrheiten in den Bevölkerungen hat. Zudem kommt hinzu, dass die Mehrheit der Mitgliedsländer eben nicht davon träumt, die Nationalstaaten zu "überwinden" und in einem Großeuropäischen Reich aufzugehen. Dieser Träumerei existiert nur in der Deutschen Politik (Leider von CDU/CSU bis zu den Linken), hat aber vermutlich (abgesehen von ein paar Gruenen und Linken Zirkeln) nicht einmal einen mehrheitlichen Rückhalt in der Deutschen Bevölkerung. Ein Referendum müsste daher nicht abgehalten werden über EU vs. Austritt, sondern viel mehr darüber, was die EU überhaupt sein soll. Angelehnt an das Weißbuch der letzten EU Komission:
1. United States of Europe
2. Engerer Staatenbund als Vertragsgemeinschaft mit gegenseitiger Haftung
3. Loser Staatenbund ohne gegenseitige Haftung, aber mit ausgewählten Feldern der Kooperation (z.B. Verteidigung, Forschung, etc.)
4. Reine Wirtschaftliche Kooperation
Ihr Vorgehen, aus der Zustimmung für die derzeitige EU als Vertragsgemeinschaft eine Zustimmung für die weitere Integration zu einem integrierten Bundesstaat mit gegenseitiger Haftung etc. abzuleiten, ist mit Verlaub Mumpitz, da zwischen beiden Sachen Welten liegen.
Was wir aber derzeit erleben ist, dass die Politik die EU genau in diese Richtung weiterentwickelt und das ohne jegliche Befragung der Bevölkerung. Nur mal zum Grössen Vergleich: Griechenland "1. Rettungspaket" €110bn und jetzt reden wir ueber €750bn
Ausgehend von Ihren Posts sind Sie bereits in Rente und Ihnen kann das egal sein. Ich hingegen zahle jeden Monat vermutlich mit die höchsten Steuer- und Abgabensätze zwischen Lissabon und Bukarest und das noch c. 40 Jahre. Und nein, ich sehe das nicht als gerecht an. Aber ich erkenne an, dass die Länder unterschiedlich sind. Es ist und bleibt utopisch allen europäischen Ländern das gleiche System überzustülpen, was Sie als "harmonisieren" bezeichnen. Dafür sind die Unterschiede viel zu massiv. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass es aus Gerechtigkeitsgründen eben keine gemeinsame Haftung und massive Transferzahlungen geben sollte.
Und noch ein Nachtrag bzgl. wer Deutschland daran hindern würde, Art. 50 in Kraft zu setzen. Gäbe es Tendenzen in die Richtung würde wohl Folgendees passieren:
1. Sämtliche europäische Botschafter angefuehrt von dem französischen laufen Sturm und erinnern Deutschland freundlich an die "historische Verantwortung"
2. Erneut wird die Reparationskarte gezogen
3. Zu guter letzt wird wieder freundlich daran erinnert, dass Deutschland nur unter der Praemisse der Einbettung in den Europäischen Rahmen seine Souveränität zurueck erlangte, welche sogleich durch eben jene Einbettung wieder teilweise beschnitten wurde. (zur deutschen Souveränität siehe u.a. Schöllgen Deutsche Außenpolitik von 1945 bis zur Gegenwart) Sollte die Erinnerung nicht fruchten, würde wohl ein Drohung daraus, die Souveränität Deutschlands nach einem Austritt wieder in Frage zu stellen, da die Prämisse der europäischen Einbettung nicht mehr gegeben wäre.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 28. Mai 2020, 19:32
von Vongole
Ich bitte die Diskutanten, beim Thema zu bleiben.
Zur Weiterentwicklung der EU gibt es mehrere Stränge, die dafür geeigneter sind als dieser.
Vongole - Mod.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Sonntag 31. Mai 2020, 07:48
von H2O
Auf jeden Fall ist es Präsident Macron gelungen, die Bundeskanzlerin zu mehr Europa im Sinne einer Finanz-, Wirtschafts- und Sozialunion zu bewegen. Ganz gewiß bedrohen die Auswirkungen der Corona-Virus-19-Pandemie das wirtschaftliche Überleben einiger europäischer Partner und damit auch den Bestand der EU. Aus meiner Sicht vollzieht die Kanzlerin einen europa-politischen Kurswechsel. Dadurch wird der Druck auf unsere Partner zunehmen, sich endlich in das europäische Konzert mitgestaltend ein zu bringen. Präsident Macron sei Dank!
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Mittwoch 14. Oktober 2020, 23:17
von Senexx
Macron haben fertig
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... dceaeafec0
Corona kriegt er nicht in den Griff. Mit Verzweiflungstaten versucht er, den Kollaps zu verhindern. Nachdem er sich wochenlang in Auslandsreisen geflüchtet hat.
Aber nicht nur Macrons Unfähigkeit rückt ins Rampenlicht. Es erweist sich wieder einmal die Schwäche und Ineffizienz des französischen Zentralstaats.
Der ist darüber hinaus auch besonders wirtschaftlich besonders anfällig. Anders als Deutschland mit noch einer soliden Industrie ist Frankreich fast völlig von Dienstleistungen abhängig, die unter Corona besonders leiden. Diese Abhängigkeit vom tertiären Sektor ist keine zufällige Entwicklung, sondern von den Pariser Technokraten bewusst herbeigeführt.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Samstag 21. November 2020, 23:28
von Senexx
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Mittwoch 25. November 2020, 13:10
von Juan
Securité globale:
Im franz. Assemblée National wird ein Gesetz diskutiert, dass die Verbreitung von Bildern, Videos und anderen Elementen in der Presse und den socialmedia verbieten soll, die zur Identifikation der Ordnungskräfte während ihrer Einsätze führen und einen offensichtlichen Angriff auf deren körperliche und psychische Integrität darstellen.
Dieser parlamentarische Vorstoss entstand, um die zu schützen, die uns beschützen und weil sie vermehrt den sozialen Medien zum Frass vorgeworfen werden. Die Mehrheit des Assemblée befürwortet dazu eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und einer Busse von 45‘000 Euro.
Daraufhin gab es kürzlich die empörten Demos dagegen und die Presse sieht sich in ihrer Freiheit engeschränkt und nennt es einen Ausrutscher der Macronischen Autorität. Aber das Gesetz ist noch nicht verabschiedet und muss noch durch den Senat und wurde noch etwas überarbeitet.
Ich bin auch der Meinung, dass die „Flics“ vor der Verbreitung von Videos geschützt werden sollten. Die Bilder zeigen meist nur Ausschnitte zu Ungunsten der Einsatzkräfte und nie die vorausgehenden Agressionen der Demonstranten und Chaoten. Dass die franz. Ordnungskräfte manchmal muskulös vorgehen müssen, ist unvermeidlich. In D ist das etwas anders, da wird lieber ein sanfter Regen über die Demonstranten gesprüht.

Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 26. November 2020, 09:09
von H2O
In D ist das etwas anders, da wird lieber ein sanfter Regen über die Demonstranten gesprüht.
So ganz schlecht ist die De-Eskalationspolitik unserer Ordnungskräfte aber auch nicht. Wenn es "nur" Demos sind, dann hat es seit der Hamburger Straßenschlacht keine Ereignisse mehr gegeben, wo man wüst auf Demonstranten einprügeln mußte, um Herr der Lage zu werden.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Samstag 28. November 2020, 11:49
von Juan
H2O hat geschrieben:(26 Nov 2020, 09:09)
So ganz schlecht ist die De-Eskalationspolitik unserer Ordnungskräfte aber auch nicht. Wenn es "nur" Demos sind, dann hat es seit der Hamburger Straßenschlacht keine Ereignisse mehr gegeben, wo man wüst auf Demonstranten einprügeln mußte, um Herr der Lage zu werden.
Ja,
Der sanfte Regen war eher ironisch gemeint aber kann schon auch, Situationsbedingt, zu einer Deeskalation beitragen.
In France, mit den ruppigen Giletjaune und den sonstigen öft auftretenden Demos und Streiks, (mit meist gewaltätien Mitläufern und Autoanzündern und so) vielleicht weniger wirksam.?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Samstag 28. November 2020, 12:21
von Senexx
Juan hat geschrieben:(28 Nov 2020, 11:49)
Ja,
Der sanfte Regen war eher ironisch gemeint aber kann schon auch, Situationsbedingt, zu einer Deeskalation beitragen.
In France, mit den ruppigen Giletjaune und den sonstigen öft auftretenden Demos und Streiks, (mit meist gewaltätien Mitläufern und Autoanzündern und so) vielleicht weniger wirksam.?
Um Frankreich in dieser Hinsicht zu verstehen, muss man etwas tiefer schürfen. Sollten Sie wirklich Interesse haben, dann hätte ich einen Literaturtip für Sie.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Samstag 28. November 2020, 12:35
von Juan
Senexx hat geschrieben:(28 Nov 2020, 12:21)
Um Frankreich in dieser Hinsicht zu verstehen, muss man etwas tiefer schürfen. Sollten Sie wirklich Interesse haben, dann hätte ich einen Literaturtip für Sie.
Ja und der wäre?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Sonntag 29. November 2020, 19:53
von H2O
@ Juan:
Höchstwahrscheinlich gibt es keinen Königsweg, auf dem man eine so vielfältige Gemeinschaft wie ein Volk von 65 Mio Einzelwesen mit seinen inneren Wechselwirkungen verstehen könnte. Das wird selbst dem hochgebildeten Präsidenten Frankreichs, Emmanuel Macron, nicht fehlerfrei gelingen.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 30. März 2021, 15:23
von schokoschendrezki
Dazu aktuell.
Vor wenigen Tagen ist der Bericht einer von Macron beauftragten Historikerkommission veröffentlicht worden, die die Rolle Frankreichs beim Völkermord in Ruanda vor etwa 3 Jahrzehnten untersuchte.
Das Ergebnis ist einerseits brisant, weil Frankreich darin zwar keine Mittäterschaft aber eine "schwere und erdrückende Verantwortung" zugesprochen wurde. Andererseits: Natürlich ist Macron nicht so dumm, dass er nicht zumindest den ungefähren Ausgang dieser Untersuchung auch schon vorher ahnen konnte. Es war also entweder gewollt oder ließ sich einfach nicht verhindern.
Was ist der Kern dieser Verantwortlichkeit Frankreichs? Einmal sicher die engen persönlichen Beziehungen Mitterrands zum damaligen ruandischen Diktator Juvénal Habyarimana. Gut. Unser Kanzler Helmut Kohl unterhielt auch enge persönliche Beziehungen zu Diktatoren. Suharto in Indonesien nur mal als Beispiel. Der der 1965 für eines der schlimmsten Massaker der Nachkriegszeit verantwortlich ist, bei dem mindestens 500 000, wahrscheinlich aber bis zu 3 Millionen Menschen getötet wurden. Insofern könnte man sagen: Frankreich und Deutschland Seite an Seite.
Das spezielle und für mich einfach nicht nachvollziehbare: Es ging bei der Unterstützung Frankreichs für das Regime in Ruanda offenbar tatsächlich um die Stärkung bzw. den Erhalt des
frankophonen Einflusses in Zentralafrika. Hutu gegen Tutsi das ist (auch) frankophon gegen vorwiegend englischsprachig. Frankreich zumindest unter Mitterrand versteht sich als Nation, die in der Welt eine Bedeutung haben will. Mir sind die politischen Unterschiede hinsichtlich demokratischer Strukturen sehr wohl bewusst: Aber in dieser Hinsicht gibt es offenbar massive Parallelen zu Russland. Ebenso wie im Falle von Putin-Russland zeigt es sich in Mitterrand-Frankreich, dass das Land bestimmte Regionen der Welt als "seine Einflusszonen" verstand.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 13. April 2023, 09:18
von Bogdan
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 13. April 2023, 09:30
von Tom Bombadil
Die Gedanken sind frei, aber dumm ist der, der Dummes tut. Sich China/Russland an den Hals zu werfen ist eindeutig dumm.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 13. April 2023, 09:35
von Bogdan
Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Donnerstag 13. April 2023, 09:30
Die Gedanken sind frei, aber dumm ist der, der Dummes tut. Sich China/Russland an den Hals zu werfen ist eindeutig dumm.
Das hat Marcon nicht gemeint. Der hat gesagt, das stärker die Interessen Europas und der EU
treten werden müssen. Da stimme ich ihm eindeutig zu.
Es sind wohl kaum die Interessen der EU und Europa sich China und Russland an den Hals zu werfen.
Wenn Europa nicht selber laufen lernt und sich widerspruchslos alles macht, was die USA sagen,
kann man gleich als Staat dort beitreten.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 13. April 2023, 09:49
von Tom Bombadil
Dass Europa "widerspruchslos alles macht, was die USA sagen" ist halt auch kompletter BS

Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 12:36
von Bogdan
Er ging in seiner Rede auch auf Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein. Der hatte vor wenigen Tagen den Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausgeschlossen . Putin warnte den Westen vor einem solchen Schritt. Die Konsequenzen wären tragisch. Russland verfüge über Waffen, die Ziele im westlichen Territorium treffen könnten. »Alles, was sie sich derzeit einfallen lassen, womit sie die Welt erschrecken, schafft die reale Gefahr eines Konflikts mit dem Einsatz von Atomwaffen, was die Zerstörung der Zivilisation bedeutet«, fügte Putin hinzu.
https://www.spiegel.de/ausland/russland ... b9766d6acc
Ich hoffe, dass das jetzt alle Verantwortlichen der Länder der NATO begriffen haben.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 21:23
von H2O
Bogdan hat geschrieben: ↑Donnerstag 29. Februar 2024, 12:36
Ich hoffe, dass das jetzt alle Verantwortlichen der Länder der NATO begriffen haben.
Das hoffe ich auch; die ukrainischen Städte und Menschen gegen ferngesteuerte Drohnen, Raketen und Bomben zu schützen halte ich für keinen wirklichen Kampfeinsatz gegen Rußland. Anders sehe ich "Vergeltung" über die russische Grenze hinweg oder Beteiligung an Bodenkämpfen an der Front. Natürlich muß darüber in der EU und in der NATO ernsthaft gesprochen werden... aber einfach so vom Tisch fegen sollte man diese Überlegungen des französischen Präsidenten nicht. Wer wird das nächste Opfer der russischen Expansion sein? Biedermann und die Brandstifter lassen grüßen!
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 29. Februar 2024, 21:38
von Atlas
Bogdan hat geschrieben: ↑Donnerstag 29. Februar 2024, 12:36
Ich hoffe, dass das jetzt alle Verantwortlichen der Länder der NATO begriffen haben.
Dann soll er doch Atomwaffen einsetzen, wenn er meint damit irgendwie was gewinnen zu können nur zu. Aber selbst ein Putin dürfte wissen, wer bei einem Atomkrieg als Erster schließt, der stirbt als Zweiter
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 5. März 2024, 17:17
von Josef
Frankreich ist moralisch am Ende. Der Staat geht den Weg in die Barbarei.
https://www.spiegel.de/ausland/abtreibu ... cbc3482c87
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 5. März 2024, 17:18
von Skull
Josef hat geschrieben: ↑Dienstag 5. März 2024, 17:17
Frankreich ist moralisch am Ende. Der Staat geht den Weg in die Barbarei.
Nö. Im Gegenteil.
mfg
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 5. März 2024, 18:04
von Atlas
Nö im Gegenteil, Frankreich geht wie allzu oft in der Historie wieder mal voran.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 5. März 2024, 19:27
von Kritikaster
Bogdan hat geschrieben: ↑Donnerstag 29. Februar 2024, 12:36Ich hoffe, dass das jetzt alle Verantwortlichen der Länder der NATO begriffen haben.
Ich hoffe auch, dass die endlich ernst machen mit der atomaren wie konventionellen Nachrüstung.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 5. März 2024, 19:28
von Kritikaster
Josef hat geschrieben: ↑Dienstag 5. März 2024, 17:17Frankreich ist moralisch am Ende. Der Staat geht den Weg in die Barbarei.
Glaube ich nicht, oder hast Du da neuerdings etwas zu melden?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Dienstag 5. März 2024, 21:33
von Cobra9
Oder bist Du eventuell eher das Problem ?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Mittwoch 6. März 2024, 19:24
von Frank_Stein
H2O hat geschrieben: ↑Donnerstag 29. Februar 2024, 21:23 aber einfach so vom Tisch fegen sollte man diese Überlegungen des französischen Präsidenten nicht. Wer wird das nächste Opfer der russischen Expansion sein? Biedermann und die Brandstifter lassen grüßen!
Die Nato sollte alles unternehmen, um nicht in diesen Konflikt noch stärker hineingezogen zu werden. Noch sind wir ein sicherer Hafen für die geflüchteten ukrainischen Frauen. Wenn die Hemmschwelle eines Angriffs gegen Natotruppen überwunden worden ist, dann gibt es kein Zurück mehr.
Ich warne Frankreich und auch unsere westdeutschen Geschwister und Zuwanderer, dass sie nicht erwarten sollten, dass Russland ja weit genug weg wäre, da ja Polen und Ostdeutschland zwischen ihnen und dem Russischen Reich liegen würde. ... der Osten wird sich widerstandslos ergeben. Wer sollte hier auch kämpfen ... man muss sich nur mal die demografische Situation ansehen und es gibt zu wenig junge Menschen, als dass wir es uns leisten könnten, sie in einem Verteidigungskrieg zu verheizen.
Scholz zeigt sich als besonnener Politiker, auch wenn ich ansonsten seine Regierung in vielen Bereichen ablehne.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Mittwoch 6. März 2024, 21:30
von Cobra9
Dann bin Ich aber froh genug ehemalige Vets aus dem Osten zu kennen die das anders sehen wie Du und zusammen mit anderen auch ihre Pflicht erfüllen würden.
Immer noch diese naive Haltung man kann mit Putin logisch umgehen
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 00:49
von TheManFromDownUnder
Das absolute Gegenteil ist der Fall
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 07:20
von Josef
TheManFromDownUnder hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 00:49
Das absolute Gegenteil ist der Fall
Das Töten von Menschen kann niemals ein Grundrecht sein. Das ist tiefste Barbarei.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 07:51
von TheManFromDownUnder
Josef hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 07:20
Das Töten von Menschen kann niemals ein Grundrecht sein. Das ist tiefste Barbarei.
Geht es dir noch gut?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 09:12
von H2O
Frank_Stein hat geschrieben: ↑Mittwoch 6. März 2024, 19:24
Die Nato sollte alles unternehmen, um nicht in diesen Konflikt noch stärker hineingezogen zu werden. Noch sind wir ein sicherer Hafen für die geflüchteten ukrainischen Frauen. Wenn die Hemmschwelle eines Angriffs gegen Natotruppen überwunden worden ist, dann gibt es kein Zurück mehr.
Ich warne Frankreich und auch unsere westdeutschen Geschwister und Zuwanderer, dass sie nicht erwarten sollten, dass Russland ja weit genug weg wäre, da ja Polen und Ostdeutschland zwischen ihnen und dem Russischen Reich liegen würde. ... der Osten wird sich widerstandslos ergeben. Wer sollte hier auch kämpfen ... man muss sich nur mal die demografische Situation ansehen und es gibt zu wenig junge Menschen, als dass wir es uns leisten könnten, sie in einem Verteidigungskrieg zu verheizen.
Scholz zeigt sich als besonnener Politiker, auch wenn ich ansonsten seine Regierung in vielen Bereichen ablehne.
Ich freue mich immer, wenn Menschen in schwierigen Lagen eine untadelige Haltung bewahren. Zur Nachahmung empfohlen!
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 09:27
von X3Q
Josef hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 07:20
Das Töten von Menschen kann niemals ein Grundrecht sein. Das ist tiefste Barbarei.
Als Gott die Sintflut schickte, waren ihm die Kinder auch scheißegal. Die Franzosen sind da also in bester Gesellschaft.
--X
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 09:54
von H2O
Macron als Stellvertreter Gottes auf Erden? So weit würde ich dann doch nicht gehen wollen!

Aber Respekt vor seiner Haltung habe ich schon!

Immerhin sehen wir in Europa seelenruhig zu, wie eine vermeintliche imperiale Macht einen Nachbarn überfällt, dabei auf dessen Gebiet schwerste Kriegsverbrechen ungestraft verübt, Lebenschancen von unzähligen Menschen vernichtet. Und hier "philosophiert" man dann noch mit Schiss inne Büx! Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Putin auch zu Dir...
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 09:57
von TheManFromDownUnder
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 11:25
von Tom Bombadil
H2O hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 09:54Aber Respekt vor seiner Haltung habe ich schon!
Macht Macron-Frankreich denn mehr für die Ukraine als Scholz-Deutschland? Hat er die Légion étrangère schon in die Ukraine geschickt? Oder bleibt es bei den Worten?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 14:08
von H2O
Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 11:25
Macht Macron-Frankreich denn mehr für die Ukraine als Scholz-Deutschland? Hat er die Légion étrangère schon in die Ukraine geschickt? Oder bleibt es bei den Worten?
Das wäre zu testen. L'union fait la force! Was so für die gesamte EU gälte.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 14:54
von Tom Bombadil
Für was hast du dann Respekt?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 15:36
von Misterfritz
Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 11:25
Macht Macron-Frankreich denn mehr für die Ukraine als Scholz-Deutschland? Hat er die Légion étrangère schon in die Ukraine geschickt? Oder bleibt es bei den Worten?
Was hat jetzt das in der Verfassung verankerte Recht auf Abtreibung mit der Unterstützung der Ukraine zu tun?
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 19:38
von Tom Bombadil
Misterfritz hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 15:36
Was hat jetzt das in der Verfassung verankerte Recht auf Abtreibung mit der Unterstützung der Ukraine zu tun?
Ich zitiere: "Immerhin sehen wir in Europa seelenruhig zu, wie eine vermeintliche imperiale Macht einen Nachbarn überfällt..."
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 19:59
von Misterfritz
Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. März 2024, 19:38
Ich zitiere: "Immerhin sehen wir in Europa seelenruhig zu, wie eine vermeintliche imperiale Macht einen Nachbarn überfällt..."
Das hattest Du aber nicht zitiert und von daher war überhaupt nicht klar, auf was Du Dich beziehst....
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Donnerstag 7. März 2024, 20:37
von Tom Bombadil
Jetzt weißt du es.
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Samstag 9. März 2024, 12:57
von Josef
Macron will nun ganz Europa mit einem von ihm erfundenen "Recht auf Abtreibung" beglücken. Er fordert dessen Aufnahme in die EU-Grundrechte-Charta.
https://www.zeit.de/news/2024-03/08/mac ... chtecharta
Re: Macron und die Folgen
Verfasst: Samstag 9. März 2024, 16:36
von Misterfritz
Sehr gut!
Das wird die Frauen z.B. in Polen freuen.