Die Neuwahl-Szenarien, einschließlich einer von Johnson selbst angestoßenen, vorgezogenen Neuwahl, werden aber, selbst wenn man den Wahlerfolg der von Farage gegründeten
Brexit - Befürworter miteinbezieht, für Johnson und die Thories die Dinge höchstwahrscheinlich nicht positiv ändern, was die Zusammensetzung des neuen Parlaments angeht und die dortigen
Mehrheitsverhältnisse bezüglich eines "no deal"-Brexit bzw. eines Austritts nur unter "geordneten Verhältnissen", also mit einem Austrittsvertrag.
Unberechenbar - und ich finde - für Johnson sehr riskant wäre eine Neuwahl auf alle Fälle. (Siehe auch Mays fataler Irrtum mit Neuwahlen...)
Wenn man die Ergebnisse der EU-Wahl nimmt, könnte es sogar sein, dass sich die Brexit-Partei von Farage sogar als stärkste, einzelne Partei erweisen könnte und
die Thories von Johnson abrauchen, nicht nur hinter Farage, sondern auch hinter Labour - oder andere wie The Liberals - zurückfallen.
Das war's dann für die Thories und Johnson, den neuen Premierminister zu stellen. Der könnte dann sogar Nigel Farage
heissen. Der ja ganz dick mit Trump ist.
Und ob sich Farage und Johnson mit sich gegenseitig überbietendem Brexit-Lügenpopulismus mehr gegenseitig schwächen als stärken... und wer da als Sieger des Lügen- und Märchenwettbewerbs
in Sachen Brexit aus der Wahl hervorginge, ist noch nicht so sicher. Farage kann Populismus - gerade hinsichtlich Brexit - eigentlich noch viel besser als Johnson, wie die
Vergangenheit (früher von UKIP) und auch aktuell von Farages neugegründeter Brexit-Sammelbewegung zeigte.
Und es stünde nach wie vor die Frage bei einem Wahlkampf für Johnson im Raum, weshalb er sein Versprechen nicht wahrmacht, auf jeden Fall bis 31.10.19 aus der EU
auszutreten. Sofern er das tatsächlich am Parlament vorbei mit irgendwelchen Tricks umsetzen könnte.
Kann er nicht, wird er auch nach Neuwahlen, genauso wie eventuell Farages-Brexit-Party, sofern sie vielleicht sogar nicht ihn, sondern eine andere Brexitgestalt aus
ihren Reihen als Premierminister-Kandidaten aufstellt, vor dem Problem stehen, keine Mehrheit oder ggf. nur eine sehr knappe zu haben, beispielsweise mit einer
Farage-Thorie-DUP-Koalition, bei der aber vielleicht die Thories Juniorpartner sind. Und ob dann gerade jenes Lager der Thories, die keinen "no-deal" wollen,
ausgerechnet einer Farage-dominierten Austrittslinie folgen würden, und mehrheitlich für einen ungeordneten Brexit stimmen, ist ebenfalls mehr als fraglich.
(Siehe auch die innerparteiliche Thorie-Opposition, die erklärtermaßen strikt gegen einen ungeordneten, einen "no-deal"-Brexit, ist. Und auch von Johnson et.alt.
nicht so leicht zu ignorieren ist, wie das anhand des durchsichtigen "Mr. Brexit"-Gehabes des Boris Johnson nach aussen hin, besonders bei den
vollkommen wirren Brexit-um-jeden-Preis Befürwortern gut ankommen mag, aber nicht (mehr) bei diversen Theorieabgeordneten, die so einen folgenschweren "no-deal"-Austritt für GB
in ihrer wahren und negativen Dimension immer deutlicher erkennen und deshalb verhindern werden und wollen).
Johnsons vollmundige Ankündigungen sind ja bis dato nur heisse Luft, insbesondere auch hinsichtlich dessen, was davon Träume eines politischen Elitehasardeurs
sind und was - spätere - ernüchternde Realität sein wird. In all ihren negativen Folgen über Jahre bzw. Jahrzehnte und dem Endergebnis am von Johnson ausgerufenen und
bis 2050 erreichten Ziel, GB sei ohne EU spätestens zu diesem Zeitpunkt mit Abstand die stärkste Wirtschaftsmacht in Europa. Wenn nicht der ganzen Welt...
Meiner Ansicht nach hat sich Johnson bereits soweit aus dem Fenster gelehnt, wie ja User Orbiter1 bereits richtig erkannte, dass er selbst nur die Flucht nach vorne
antreten kann und am 31.10.19 um jeden Preis den Brexit liefern muss. Wie er das am Parlament vorbei anstellen will, bleibt vorläufig noch sein Geheimnis.
Liefert er bis dahin nicht, wird sein rein thorieintern aufgegangener Stern mit dem selbstverpassten "Churchill"-Heiligenschein schneller verglühen, als er "piep" sagen kann.
Die parteiinterne Leithammelkür ist ja nicht unbedingt deckungsgleich mit dem Ergebnis eines künftigen Wählerwillens, egal ob bei Neuwahlen oder einem
zweiten Referendum.
Und so wie sich - mir zumindest - derzeit die politische Lage in UK darbietet, hat Mr. Johnson mit seiner parteiinternen knappen 2/3-Mehrheit ein Wahlergebnis,
das verglichen mit ähnlichen "Führerwahlen" bei uns, etwa der CSU oder der SPD oder einer Kanzlerkandiatenkür in der CDU (als Nachfolge von Mutti Merkel)
als bescheiden und sehr wacklig, sprich misstrauisch beäugt, anzusehen ist. Und um Orbiter1 nochmals zu erwähnen, Boris Johnson fast keine andere Wahl
lässt, als einen Austritt bis zum 31.10.19 zu liefern. Gerade wegen seiner eigenen Partei und den Erwartungen ihrer Brexitmehrheit, dieses gegebene Versprechen,
das ihn zum Premier hochspülte, auch einzuhalten und umzusetzen.
Ich denke, Johnson wird die Strategie fahren, maximalen Druck auf die EU zu erzeugen, um dann am 31.10.19 oder kurz davor, im Falle des identischen "May-Scheiterns" gegenüber der EU
einen "no deal"-Austritt so hinzudrehen, zu dem die alleinschuldige EU die Verantwortung trage und eine weitere Knebelung durch die EU nicht mehr hinnehmbar sei,
und nur noch diese Wahl bleibt: "better no deal than a bad deal"..."take back control now"...usw. - In der Hoffnung, dass irgendeine Mehrheit im Parlament das auch so sieht
oder sich zumindest einreden lässt. Im Unterschied zu May, die ja bis zu Ihrem Rücktritt keinen "no-deal" wollte, ist das bei Johnson der einzige Unterschied zu seiner Vorgängerin,
so sagt er das zumindest. Er schließt einen no-deal-Austritt nicht aus. Droht sogar der EU damit, in der Manier eines billigen, kleinen Schutzgelderpressungs-Fuzzis.
Aber, siehe Schottlands Meldungen...wo die Verbitterung und Gegnerschaft gegen das ENGLAND-dominierte Westminsterparlament mit einem jetzt schon Entsetzen und "herzliche Feindschaft"
auslösenden Premiers Boris Johnson immer heftiger wird.
Einem SEHR wichtigen Landesteil des UK, das mit Zweidrittelmehrheit FÜR einen Verbleib in der EU stimmte. Sich vielleicht gerade noch mit einem "vernünftigen Austrittsvertrag"
ruhig halten ließe, aber gewiss nicht mit dem Totalschaden eines "no deal"-Austritts des Hosentaschen-Churchill Johnson.
btw: Für Boris Johnson wäre es schon ein geradezu desaströser Gesichtsverlust, wenn er genauso wie Theresa May vor ihm, bei der EU mit einer erneuten
Verlängerung des Austrittstermins betteln gehen müsste. Und im Grunde genauso dumm dasteht wie das Original, "Mrs. Theresa Brexit".
Fazit: And here I am, for all my lore, The wretched fool I was before ...
oder auch
And here, poor fool, I stand once more. No wiser than I was before
Und wie auch immer die neuen Werkbankarbeitgeber des NEW BRITISCH EMPIRE of the 21th CENTURY***, die lieben Chinesinnen und Chinesen, übelsetzen würden...
---
Johnsons GB-Phoenix-Fama erinnert mich sehr an die think tanks (Kagan, Wolfowitz, Perle, Cheney & Co.) hinter der Marionette G.W.Bush, die vor dessen erster Wahl auch schon
THE NEW AMERICA of the 21th Century als Zukunftsvision und politisches Programm entwickelten und umzusetzen versuchten. Mit Teilerfolgen. Wenn auch weniger glorreich,
als diese politischen Nichtsnutze in ihren Stahlhelm-Think tanks das nicht nur den Menschen in den USA, sondern der ganzen Welt auf's Auge drücken konnten.
Die negativen Folgen waren und sind allerdings beträchtlich, nicht nur für Jahre, sondern für Jahrzehnte. Und bis heute. Für die USA und die ganze Welt.
Aber letztere hatte keine Wahl und musste faktisch zusehen, ohne entscheidende Einfluß- und Korrekturmöglichkeiten zu haben.
Ob das bei Boris Johnson und dem Brexit - zumindest was die Mitgestaltungsmacht der EU angeht - auch so sein wird, werden wir bald sehen.
Hinsichtlich der Entscheidungen können wir (die EU) allerdings nur zusehen, wenn es im "Westminster Theatre" in die nächste Runde geht ...mit Regisseur Boris Johnson und seiner möglicherweise verbogenen Neuinszenierung des
**Shakespeareklassikers** "As you like it".
**...**:
Die besondere Faszination, die diese Komödie seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart auf das Theaterpublikum ausgeübt hat, liegt jedoch nicht allein in seinen Themen begründet, sondern insbesondere in seinem Entwurf als Theater über das Theater. Die Schauspieler auf der Bühne spielen nicht nur ihre Rolle als Charaktere in dem Stück, sondern agieren dabei zugleich als Spieler, die ihre Kunst oder Tricks demonstrieren. So wird dem Zuschauer gezeigt, wie man Rollen ablegt oder wechselt, eine andere Figur aus sich macht, in einer Rolle steckt und sich gleichzeitig neben sie stellt; der eigene Spaß am Theaterspielen ermöglicht es dabei, anderen Spaß zu bereiten.
(Quelle: wikipedia)