EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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Europa2050
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(17 Sep 2019, 09:30)

Farage kann nicht anders. Denn er mag ja durchaus Recht haben: Was ändert das an der Lage der Briten, die im Vertrauen auf "lebenslänglich" EU auf dem Kontinent eine neue Lebenschance gesucht und gefunden haben? Kann Herr Farage ihnen eine vergleichbare Lebenschance im UK anbieten? Was tut Herr Farage für diese Landsleute, wenn das UK wirtschaftlich abschmiert, weil es plötzlich durch Zollgrenzen nicht mehr wettbewerbsfähig innerhalb der EU anbieten kann? In meiner Wahrnehmung ist dieser Mensch ein unverbesserlicher Spinner, der ganz abwegige Hoffnungen auf neue Größe des alt-ehrwürdigen Königreichs nährt..
Das mag ja sein gutes Recht sein, genauso wie es BoJo‘s gutes Recht ist, sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern erkämpfen zu wollen.

Nur, dass die Engländer (wenn man den Meinungsumfragen trauen kann, was ich annehme) in über drei Jahren Chaos und bei zunehmend klarerer Informationslage nichts dazu gelernt haben - das geht mir nicht in den Kopf.

Und die Briten, die schon auf dem Kontinent sind und damals um ihre Mitsprache betrogen wurden?
Eine luxemburgische, französische oder deutsche Staatsbürgerschaft ist doch auch nicht schlecht...
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garfield336
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Ich habe ein Video hochgeladen.
Die Werbung auf den Sonnenschirmen passt :p

[youtube][/youtube]

(Das Video ist von einem bekannten. Es ist nirgends in den News sonst zu finden)
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peterkneter
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von peterkneter »

Europa2050 hat geschrieben:(17 Sep 2019, 09:37)

Das mag ja sein gutes Recht sein, genauso wie es BoJo‘s gutes Recht ist, sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern erkämpfen zu wollen.

Nur, dass die Engländer (wenn man den Meinungsumfragen trauen kann, was ich annehme) in über drei Jahren Chaos und bei zunehmend klarerer Informationslage nichts dazu gelernt haben - das geht mir nicht in den Kopf.
Ja, das ist ziemlich absurd. Alle bescheinigen, dass es den Briten nach dem Brexit wirtschaftl. schlechter gehen wird.
Aber die meisten haben das ewige Hin und Her satt und wollen "einfach nur raus" egal, ob dann ein paar schlimme Jahre folgen oder nicht. Man kann die Frustration mit den handelnden Politikern ja auch irgendwie verstehen. Sie hatten 3 Jahre Zeit. Seit dem gescheiterten Abkommen von Frau May hatten sie auch noch ein halbes Jahr Zeit für neue Vorschläge, die einfach nicht gemacht wurden....
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

peterkneter hat geschrieben:(17 Sep 2019, 09:56)

Ja, das ist ziemlich absurd. Alle bescheinigen, dass es den Briten nach dem Brexit wirtschaftl. schlechter gehen wird.
Aber die meisten haben das ewige Hin und Her satt und wollen "einfach nur raus" egal, ob dann ein paar schlimme Jahre folgen oder nicht. Man kann die Frustration mit den handelnden Politikern ja auch irgendwie verstehen. Sie hatten 3 Jahre Zeit. Seit dem gescheiterten Abkommen von Frau May hatten sie auch noch ein halbes Jahr Zeit für neue Vorschläge, die einfach nicht gemacht wurden....
Haben denn die Briten das mit dem toten Pferd und dem Absteigen noch nie gehört?

Naja, sollen machen was sie wollen, werden sie eh tun.

Und denen, die nicht mitmachen wollen, sollte Europa so unbürokratisch wie nur möglich eine neue Heimat bieten...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

peterkneter hat geschrieben:(17 Sep 2019, 09:56)

Ja, das ist ziemlich absurd. Alle bescheinigen, dass es den Briten nach dem Brexit wirtschaftl. schlechter gehen wird.
Aber die meisten haben das ewige Hin und Her satt und wollen "einfach nur raus" egal, ob dann ein paar schlimme Jahre folgen oder nicht. Man kann die Frustration mit den handelnden Politikern ja auch irgendwie verstehen. Sie hatten 3 Jahre Zeit. Seit dem gescheiterten Abkommen von Frau May hatten sie auch noch ein halbes Jahr Zeit für neue Vorschläge, die einfach nicht gemacht wurden....
Eine wirtschaftliche Delle wird aus zweifelsohne geben. Aber danach könnte es wieder aufwärts gehen wenn die Politiker die richtigen Entscheidungen treffen.

Aber bei dem Chaos was da herrscht, habe ich grosse Zweifel.
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H2O
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Die Delle dürfte ziemlich dauerhaft sein; der weltweite Markt schützt sich mit Zöllen vor unliebsamen Wettbewerbern. Im großen EU Binnenmarkt können sich Marktkräfte entfalten wie ansonsten nur in den USA; dafür sorgen Regeln und Normen der EU, die den Briten offenbar lästig sind, weil nicht vom UK selbst gesetzt. Darum hat Frau PM May so hartnäckig verhandelt und das Verhandlungsergebnis unbedingt retten wollen... bis zu ihrem Sturz.

Wenn die EU sich nicht weiter zerlegt, dann haben sich die Briten einen ziemlich dummen und existenzbedrohenden Streich geleistet.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(16 Sep 2019, 23:30)

Das stimmt einerseits, andererseits aber auch nicht: Johnson hat wohl schon in Gesprächen mit EU-Verantwortlichen, wohl auch aktuell mit
Juncker angedeutet, wie er sich eine Lösung mit Austrittsvertrag vorstellt. Einen Austritt ohne backstop. Genau das erklärt er auch regelmäßig
als Ziel seiner "Verhandlungen". Und dass dies auch binnen Tagen möglich sei.
Ja, sicher ist der Backstop das Problem. Das ist schon seit drei Jahren so. Als die Verhandlungen vor drei Jahren begonnen haben, hat die EU unmissverständlich klar gemacht, dass drei Bedingungen erfüllt sein müssen. Eine dieser Bedingungen war die offene Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland. Der Backstop ist bislang die einzige realistische Möglichkeit, um diese offene Grenze zu sichern. Und jetzt kommt der arrogante Struwwelpeter angewackelt und hat nicht mehr zu bieten als die Forderung, den Backstop einfach zu streichen? Das soll eine Grundlage für neue Verhandlungen sein? Das kann er vergessen. Da soll er dann doch lieber in seiner ganzen Schönheit in einem beliebigen Graben verenden.
Es ist halt die Taktik eines Hasardeurs oder Träumers, zu glauben, dass die EU den backstop streichen wird und wie er auch schon des öfteren
May vorwarf, man nur tough enough verhandeln müsse, bis die EU-Weicheier, wenn es um die Wurst geht, der Streichung des backstop schon
zustimmen würden. Man müsse eben hart bleiben. Das tut er auch.
Soll der Träumer ruhig hart bleiben. Die EU wird es genauso machen.
Nur böse Zungen behaupten, er mache keine substanziellen Vorschläge. :D - Stimmt nicht: Ein Austrittsvertrag ohne backstop-Regel und
ohne Zollunionsanbindung GBs an die EU, egal wie lange die Verhandlungen zum dann tatsächlich Alles regelnden Handelsakommen zwischen EU und GB
auch immer dauern mögen, hat durchaus eine Substanz!
Ich bekenne hiermit freimütig: Ich bin eine böse Zunge. :D
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(17 Sep 2019, 11:16)
Wenn die EU sich nicht weiter zerlegt, dann haben sich die Briten einen ziemlich dummen und existenzbedrohenden Streich geleistet.
Die dachten wohl die andern 27 würden einknicken.

hochgepokert und am Ende alles verloren.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(17 Sep 2019, 18:28)

Die dachten wohl die andern 27 würden einknicken.

hochgepokert und am Ende alles verloren.
Meine Vermutung: Das wird eine unruhige Zeit in der EU. Es gibt Meinungsverschiedenheiten und Widerstände gegen Fortschritte aller Art, so daß ich weitere Trennungen für sehr wahrscheinlich halte. Ein großer Teil der Unruhe dürfte von den überzeugten Europäern (und Zahlmeistern) ausgehen, die das europäische Projekt auf Dauer aufgeben müßten. Das gibt Mißstimmung und den Drang zum kleinen aber feinen Kerneuropa. Frau von-der-Leyen geht schwierigen Zeiten entgegen!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von lili »

1) Brexit-Zoff: Johnson bei Eklat-Pressekonferenz ,,vorgeführt" - britische Presse wütet

https://www.merkur.de/politik/brexit-jo ... 89784.html

2) Wurde Brexit-Boris in einen ,,Hinterhalt" gelockt?

https://www.bild.de/politik/ausland/pol ... .bild.html

Es ist ja viel los mit diesem Brexit.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

lili hat geschrieben:(17 Sep 2019, 19:19)

1) Brexit-Zoff: Johnson bei Eklat-Pressekonferenz ,,vorgeführt" - britische Presse wütet

https://www.merkur.de/politik/brexit-jo ... 89784.html

2) Wurde Brexit-Boris in einen ,,Hinterhalt" gelockt?

https://www.bild.de/politik/ausland/pol ... .bild.html

Es ist ja viel los mit diesem Brexit.
Wie der Auftritt bewertet wird hänkt davon ab welche Medien man liest.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

garfield336 hat geschrieben:(18 Sep 2019, 09:45)

Wie der Auftritt bewertet wird hänkt davon ab welche Medien man liest.
Das ist nicht mehr wie früher, damals hat man sich verschiedene Medien gesucht, diese konsumiert und bewertet und sich dann eine Meinung gebildet.
Heute bildet man sich eine Meinung und konsumiert dann die Medien, die diese bestätigen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Europa2050 hat geschrieben:(18 Sep 2019, 10:18)

Das ist nicht mehr wie früher, damals hat man sich verschiedene Medien gesucht, diese konsumiert und bewertet und sich dann eine Meinung gebildet.
Heute bildet man sich eine Meinung und konsumiert dann die Medien, die diese bestätigen.
Ich habe die Facebookseiten und Gruppen durchgestöbert. Bei BBC news waren 80% gegen Johnson. Bei The Independent habe ich gar keinen einizigen Positiven Kommentar über Johnson gelesen.

Bei Tory-Nahen Medien genau das Gegenteilige Bild. :rolleyes:
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Schottland will bei einem harten Brexit erneut ein Referendum über die Unabhängigkeit durchführen.

"Die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon hat im Falle eines ungeordneten Brexits ein neues Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands angekündigt. "Wir sollten dies dann 2020 ins Auge fassen", sagte Sturgeon bei einem Besuch in Berlin. Es sei demokratisch, wenn sich die Bevölkerung in einem zweiten Referendum unter geänderten Umständen für eine andere Mehrheit entscheiden könne." Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... a-sturgeon

Ist aber nur Theorie, in der Praxis muß das britische Unterhaus einem Referendum zustimmen wenn es rechtsverbindliche Wirkung entfalten soll.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von lili »

garfield336 hat geschrieben:(18 Sep 2019, 09:45)

Wie der Auftritt bewertet wird hänkt davon ab welche Medien man liest.
Da hast du auch wieder recht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ger9374 »

Jetzt ist die rede von NI als Wirtschaftszone nach E.U Recht!
Langsam durchschaue ich das alles nicht mehr. Warum ging das vorher nicht!?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

Ger9374 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 05:50)

Jetzt ist die rede von NI als Wirtschaftszone nach E.U Recht!
Langsam durchschaue ich das alles nicht mehr. Warum ging das vorher nicht!?
... weil sich auch dafür - wegen DUP und anderen „Great“ Britain-Hardlinern - im Parlament nie und nimmer eine Mehrheit finden ließe.

Inzwischen gibt es aber kein handlungsfähiges Parlament mehr, dafür aber:
- einen Premier, der den Vollzug des Brexit als seine Mission sieht,
- ein No-no-deal-Gesetz,
- eine EU, die auf eine „Nichtgrenze“ zwischen den beiden Irlands beharrt,
- ein EU-Parlament, das offen die Gewährung eines weiteren Aufschubes androht.

Da muss für BoJo der „Verkauf“ seiner nordirischen Kolonie wie die Musterlösung für all seine Probleme wirken ...

Und für die Republik Irland ein Anreiz, die EU zu Kompromissen in anderen Themen zu drängen, scheint doch die Einlösung des Vermächtnisses von 1916 möglich.
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Maikel
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Maikel »

Ger9374 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 05:50)

Jetzt ist die rede von NI als Wirtschaftszone nach E.U Recht!
Langsam durchschaue ich das alles nicht mehr. Warum ging das vorher nicht!?
Weil es damit eine Zollgrenze innerhalb GBs gäbe, etwa wie z.B. zwischen Bayern und dem Rest unserer Republik.
Deshalb war Frau May, und viele Parlamentarier, strikt dagegen.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 07:41)

... weil sich auch dafür - wegen DUP und anderen „Great“ Britain-Hardlinern - im Parlament nie und nimmer eine Mehrheit finden ließe.

Inzwischen gibt es aber kein handlungsfähiges Parlament mehr, dafür aber:
- einen Premier, der den Vollzug des Brexit als seine Mission sieht,
- ein No-no-deal-Gesetz,
- eine EU, die auf eine „Nichtgrenze“ zwischen den beiden Irlands beharrt,
- ein EU-Parlament, das offen die Gewährung eines weiteren Aufschubes androht.

Da muss für BoJo der „Verkauf“ seiner nordirischen Kolonie wie die Musterlösung für all seine Probleme wirken ...

Und für die Republik Irland ein Anreiz, die EU zu Kompromissen in anderen Themen zu drängen, scheint doch die Einlösung des Vermächtnisses von 1916 möglich.
Dieser Vorschlag war ja schon mal auf dem Tisch. Ob es dafür eine Mehrheit gibt?

Das bezweifele ich sehr stark.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

garfield336 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 08:48)

Dieser Vorschlag war ja schon mal auf dem Tisch. Ob es dafür eine Mehrheit gibt?

Das bezweifele ich sehr stark.
Die Frage ist wohl eher, kann BoJo den ohne Parlament bzw. in der Beurlaubungsphase durchziehen?
Vielleicht war das sogar der wirkliche Grund?

Gegen das no-no-deal-Gesetz würde es jedenfalls nicht verstoßen. Und Nordirland nicht herzugeben, hat das Parlament ja nicht beschlossen...

BoJo mag wirken wie Trump, aber ich halte ihn um ein Vielfaches strategischer ...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 08:55)

Die Frage ist wohl eher, kann BoJo den ohne Parlament bzw. in der Beurlaubungsphase durchziehen?
Vielleicht war das sogar der wirkliche Grund?

Gegen das no-no-deal-Gesetz würde es jedenfalls nicht verstoßen. Und Nordirland nicht herzugeben, hat das Parlament ja nicht beschlossen...

BoJo mag wirken wie Trump, aber ich halte ihn um ein Vielfaches strategischer ...
Mus das Gesetz nicht durchs Parlament ?

Ich halte Bojo auhc nicht für einen Dummkopf.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 09:12)

Mus das Gesetz nicht durchs Parlament ?

Ich halte Bojo auhc nicht für einen Dummkopf.
Aber ich bin recht überzeugt davon, daß dieser Mann das Thema BREXIT benutzt, um seine Macht aus zu bauen, weil er meint, für BREXIT eine Mehrheit zu finden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2019, 09:18)

Aber ich bin recht überzeugt davon, daß dieser Mann das Thema BREXIT benutzt, um seine Macht aus zu bauen, weil er meint, für BREXIT eine Mehrheit zu finden.
Natürlich. Er tut was ihm nützt. Er ist skurpellos.

Aber kein Dummkopf. Bojo ist Hochintelligent.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 09:19)

Natürlich. Er tut was ihm nützt. Er ist skurpellos.

Aber kein Dummkopf. Bojo ist Hochintelligent.
Diese Art von Intelligenz geht zu Lasten der Menschen, die durch sein Treiben in wirtschaftliche Not geraten. Ob man da wohl im landläufigen Sinne von "Intelligenz" sprechen darf?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2019, 09:18)

Aber ich bin recht überzeugt davon, daß dieser Mann das Thema BREXIT benutzt, um seine Macht aus zu bauen, weil er meint, für BREXIT eine Mehrheit zu finden.
Einspruch euer Ehren, auch wenn es haarspalterisch klingt:

Ich glaube nicht, dass es BoJo um Macht um der Macht Willen geht (wie z.B. bei Trump, Putin oder Erdogan).
Ich hatte es schon mal geschrieben, ich glaube, dass es BoJo um seine Mission „Geschichtsbuch“ geht. Und dazu braucht er den Brexit und dazu braucht er die Macht.

Wenn es der Erfüllung dieser „Mission“ dienlich ist, wird BoJo seine Macht dafür auch wieder opfern, das ist bei meinen anderen Beispielen eher nicht zu erwarten.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 10:14)

Einspruch euer Ehren, auch wenn es haarspalterisch klingt:

Ich glaube nicht, dass es BoJo um Macht um der Macht Willen geht (wie z.B. bei Trump, Putin oder Erdogan).
Ich hatte es schon mal geschrieben, ich glaube, dass es BoJo um seine Mission „Geschichtsbuch“ geht. Und dazu braucht er den Brexit und dazu braucht er die Macht.

Wenn es der Erfüllung dieser „Mission“ dienlich ist, wird BoJo seine Macht dafür auch wieder opfern, das ist bei meinen anderen Beispielen eher nicht zu erwarten.
Auch der Ehrgeiz "Geschichtsbuch" wirft doch kein milderes Licht auf das Streben dieses Mannes höchstwahrscheinlich zu Lasten von Millionen Mitbürgern. Im klassischen Griechenland hat ein Strolch einen großen Tempel angezündet; der Mann steht nun auch in den Geschichtsbüchern. Unsere Jüngste Geschichte hat auch einen Namen unauslöschlich in die Geschichtsbücher eingetragen... den hauen sich Leute noch im tiefsten Busch um die Ohren.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2019, 10:25)

Auch der Ehrgeiz "Geschichtsbuch" wirft doch kein milderes Licht auf das Streben dieses Mannes höchstwahrscheinlich zu Lasten von Millionen Mitbürgern. Im klassischen Griechenland hat ein Strolch einen großen Tempel angezündet; der Mann steht nun auch in den Geschichtsbüchern. Unsere Jüngste Geschichte hat auch einen Namen unauslöschlich in die Geschichtsbücher eingetragen... den hauen sich Leute noch im tiefsten Busch um die Ohren.
... das hab ich auch nicht behauptet.

Im Zweifel sind die „Geschichtsbuchversessenen“ sogar deutlich gefährlicher, als die „Machtversessenen“.

Aber um den Menschen einzuschätzen, ist der Unterschied vielleicht doch wichtig...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Maikel »

Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Maikel hat geschrieben:(19 Sep 2019, 13:40)

Ohne zu konkretisieren, was dann "aus" wäre...
Darüber kann man sicher trefflich spekulieren. Allerdings zeigt diese deutliche Meldung eines weiteren EU-Landes,
nicht nur die von FRA bzw. Macron, dass man offenbar nicht gewillt ist, so einfach einer Verlängerung nochmals
zuzustimmen, wenn die brit. Regierung, hier durch Boris Johnson weiterhin einfach nur ein Verhandlungsspielchen
spielt, ohne tatsächlich etwas Konkretes und Substanzielles auf den Tisch zu legen.

Und wie auch zu lesen war, will man das offiziell und schriftlich von der brit. Regierung, nicht nur als
mündliche und nebulöse Absichtserklärung und Behauptung von britischer Seite, man hätte ja
bereits einen besseren (und machbaren) Lösungsvorschlag - besonders in der backstop-Frage - vorgelegt.

Es ist mehr denn je offen, ob im Hintergrund des EU-Rats der 27 nicht auch noch weitere Regierungschefs/innen
unter Umständen ein Veto gegen eine Verlängerung einlegen werden, sofern nicht tatsächlich etwas
Brauchbares seitens GB auf den Tisch kommt. Zum Beispiel die verbindliche Zusicherung von Neuwahlen
oder noch besser, eines zweiten Referendums.

Denn das Johnson einen seriösen Alternativplan zum backstop vorlegt, kann man knicken...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 07:41)

... weil sich auch dafür - wegen DUP und anderen „Great“ Britain-Hardlinern - im Parlament nie und nimmer eine Mehrheit finden ließe.

Inzwischen gibt es aber kein handlungsfähiges Parlament mehr, dafür aber:
- einen Premier, der den Vollzug des Brexit als seine Mission sieht,
- ein No-no-deal-Gesetz,
- eine EU, die auf eine „Nichtgrenze“ zwischen den beiden Irlands beharrt,
- ein EU-Parlament, das offen die Gewährung eines weiteren Aufschubes androht.

Da muss für BoJo der „Verkauf“ seiner nordirischen Kolonie wie die Musterlösung für all seine Probleme wirken ...

Und für die Republik Irland ein Anreiz, die EU zu Kompromissen in anderen Themen zu drängen, scheint doch die Einlösung des Vermächtnisses von 1916 möglich.
Hier ist was schief gelaufen. Das System hat meine Antwort ignoriert. Deshalb ein neuer Versuch:

Ich stimme Dir in fast allen Punkten zu. Nur der letzte erscheint mir zweifelhaft. Die irisch-republikanische Regierung hat keinen Grund, die EU zu irgendwas drängen zu wollen. Das "Vermächtnis von 1916" ist am besten dadurch zu verwirklichen, dass Irland in den Verhandlungen eisenhart bleibt. Dabei hat Irland die ganze EU hinter sich. Es war von Beginn an klar, dass die EU in dieser Frage zu keinem Kompromiss bereit sein würde. Seit drei Jahren ist das klar. Und jetzt kommt der Struwwelpeter daher und will genau diesen Punkt in Frage stellen. Das geht gar nicht. Würde die EU dem zustimmen, würde sie ihr Mitglied Irland den Briten zum Fraß vorwerfen. Das wird nicht passieren. Johnson muss sich bewegen oder nach irgendwelchen Tricks suchen, wie er ohne Bewegung GB aus der EU herauslösen kann. Ich bin gespannt!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

Kohlhaas hat geschrieben:(19 Sep 2019, 18:31)

Hier ist was schief gelaufen. Das System hat meine Antwort ignoriert. Deshalb ein neuer Versuch:

Ich stimme Dir in fast allen Punkten zu. Nur der letzte erscheint mir zweifelhaft. Die irisch-republikanische Regierung hat keinen Grund, die EU zu irgendwas drängen zu wollen. Das "Vermächtnis von 1916" ist am besten dadurch zu verwirklichen, dass Irland in den Verhandlungen eisenhart bleibt. Dabei hat Irland die ganze EU hinter sich. Es war von Beginn an klar, dass die EU in dieser Frage zu keinem Kompromiss bereit sein würde. Seit drei Jahren ist das klar. Und jetzt kommt der Struwwelpeter daher und will genau diesen Punkt in Frage stellen. Das geht gar nicht. Würde die EU dem zustimmen, würde sie ihr Mitglied Irland den Briten zum Fraß vorwerfen. Das wird nicht passieren. Johnson muss sich bewegen oder nach irgendwelchen Tricks suchen, wie er ohne Bewegung GB aus der EU herauslösen kann. Ich bin gespannt!
Wenn BoJo der Republik Irland eine volle wirtschaftliche Integration von Nordirland in EU und damit Republik Irland anbietet?

Dann werden die Iren dumm sein, nicht ihre Freunde in der EU zu bitten bei anderen, noch offenen Themen nach Möglichkeit etwas nachzugeben.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 18:47)

Wenn BoJo der Republik Irland eine volle wirtschaftliche Integration von Nordirland in EU und damit Republik Irland anbietet?

Dann werden die Iren dumm sein, nicht ihre Freunde in der EU zu bitten bei anderen, noch offenen Themen nach Möglichkeit etwas nachzugeben.
Genau diesen Vorschlag hat Barnier schon vor etwa zwei Jahren gemacht. Das wurde damals abgelehnt, weil die Hardliner von der DUP sich mit Klauen und Zähnen dagegen gewehrt haben, dass Nordirland anders behandelt werden könnte als der Rest von GB. Selbstverständlich würde die EU sich so einer Lösung nicht widersetzen. Das war ja eine der möglichen Lösungen, die von der EU vorgeschlagen wurden. Ist im britischen Unterhaus bloß abgelehnt worden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Update vom 19. September 2019, 9.57 Uhr: Der Besuch von Boris Johnson in Luxemburg wird von vielen europäischen Medien wie De Standaard und der Spiegel als „Demütigung“ für den britischen Premier bezeichnet. Wie der Independent berichtet, scheinen sich Beobachter einig zu sein, dass der Politiker vor dem EU-Komissionspräsidenten Jean-Claude Juncker blamiert wurde.

Laut Berichten ist Johnson erst während der Diskussion darauf gekommen, dass sein Brexit-Plan nicht funktioniere. Als der Premier sich wohl „verwirrt“ an seinen Chefunterhändler David Frost und Brexit-Sekretär Stephen Barclay wendete, sackte er nach deren negativem Feedback laut Beobachtern in seinem Stuhl zusammen. Das Medienecho blieb nicht aus.

https://www.merkur.de/politik/brexit-pe ... 89784.html

Ich frage mich ob das wohl stimmt :D
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Eiskalt hat geschrieben:(20 Sep 2019, 11:02)

Ich frage mich ob das wohl stimmt :D
Ganz bestimmt nicht, der Besuch macht Hulk Boris nur stärker. :D
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garfield336
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Re: Großbritannien Austritt aus der EU verkraftbar?

Beitrag von garfield336 »

frems hat geschrieben:(07 Mar 2015, 19:56)

Erstmal abwarten. Vielleicht gewinnt demnächst ja Labour und sorgt für etwas Bildung auf der Insel. Dann ist der kindische Anti-Europa-Kampf auch wieder halbwegs vergessen. Die Vorurteile, die dort auf der Insel salonfähig wurden, sind ja größtenteils den Konservativen zuzuschreiben und nicht den Europagegnern um Farages UKIP.
Die letze Umfrage sieht Labour nur auf Platz 3 mit hohen Verlusten.
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garfield336
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Sep 2019, 18:47)

Wenn BoJo der Republik Irland eine volle wirtschaftliche Integration von Nordirland in EU und damit Republik Irland anbietet?

Dann werden die Iren dumm sein, nicht ihre Freunde in der EU zu bitten bei anderen, noch offenen Themen nach Möglichkeit etwas nachzugeben.
Republik Irland würde sich aber auch einen Bürgerkrieg ins Land holen.

Unionisten werden wohl kämpfen wollen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Kohlhaas hat geschrieben:(19 Sep 2019, 21:42)

Genau diesen Vorschlag hat Barnier schon vor etwa zwei Jahren gemacht. Das wurde damals abgelehnt, weil die Hardliner von der DUP sich mit Klauen und Zähnen dagegen gewehrt haben, dass Nordirland anders behandelt werden könnte als der Rest von GB. Selbstverständlich würde die EU sich so einer Lösung nicht widersetzen. Das war ja eine der möglichen Lösungen, die von der EU vorgeschlagen wurden. Ist im britischen Unterhaus bloß abgelehnt worden.
Damit ist das mit dem backstop verknüpfte Grenzproblem zwischen dem Nicht-EU-Land GB und der EU aber auch nicht gelöst. Sondern allenfalls die Grenze zwischen EU und GB auf die Häfen von Nordirland verschoben.
Wie will die EU dort ihre Aussengrenze sichern. Zum Beispiel gegen illegale Einwanderung oder Schmuggel usw. ... ?

Die Grenzkontrollen würden damit allein auf britisches Hoheitsgebiet verlagert und ich kann mir nicht vorstellen, das EU-Zollbeamte auf dem Staatsgebiet eines Nicht-EU-Landes hoheitliche Exekutivrechte ausüben könnten und dürften...

Johnson und sein Brexit"verein" sind einfach hohle Nüsse... Mehr gibt es zu diesem in der Vergangenheit mit May x-mal durchgekauten Schwachsinn nicht zu sagen. Den ausserdem die DUP niemals akzeptieren wird oder je hatte.
Ebensowenig das Parlament.

Johnson soll doch ersteinmal einen Lösungsplan dem brit. Unterhaus vorlegen und sicherstellen, ob dieses dann auch zustimmt. Bekommt er diese, kann er damit dann zur EU gehen und erklären, dass diese Austrittslösung vom
Parlament angenommen würde. Alles andere ist doch vollkommener Unsinn. Und reine Zeitverschwendung für illusorischen Johnson "rubbish".
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(20 Sep 2019, 14:38)

Damit ist das mit dem backstop verknüpfte Grenzproblem zwischen dem Nicht-EU-Land GB und der EU aber auch nicht gelöst. Sondern allenfalls die Grenze zwischen EU und GB auf die Häfen von Nordirland verschoben.
Wie will die EU dort ihre Aussengrenze sichern. Zum Beispiel gegen illegale Einwanderung oder Schmuggel usw. ... ?
Das läuft wie in jedem anderen Land, das eine Hafenstadt oder einen Flughafen hat. Die Zollkontrollen finden eben in den Häfen statt. So wie es in Rotterdam, Hamburg etc pp abläuft. Der Backstop zielt ja auch nicht darauf ab, gar keine Grenze zwischen GB und EU zu haben. Wichtigstes Ziel ist, keine Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland einrichten zu müssen. Wo das Problem liegt, hat Boris Johnson offenbar erst bei seinem jüngsten Arbeitsessen mit Juncker verstanden.
Die Grenzkontrollen würden damit allein auf britisches Hoheitsgebiet verlagert und ich kann mir nicht vorstellen, das EU-Zollbeamte auf dem Staatsgebiet eines Nicht-EU-Landes hoheitliche Exekutivrechte ausüben könnten und dürften...
Das verstehe ich jetzt nicht. Meinst Du, weil dann Beamte der EU (bzw. irische Beamte) in Nordirischen Häfen kontrollieren müssten? Ich denke, das Problem würde sich lösen lassen. Nordirland würde damit Teil der Zollunion und des EU-Binnenmarkts bleiben. Also müssten in den Häfen Zollkontrollen stattfinden - wie jetzt ja auch schon bei Schiffen, die von außerhalb der EU kommen.
Johnson und sein Brexit"verein" sind einfach hohle Nüsse... Mehr gibt es zu diesem in der Vergangenheit mit May x-mal durchgekauten Schwachsinn nicht zu sagen. Den ausserdem die DUP niemals akzeptieren wird oder je hatte.
Ebensowenig das Parlament.
Bislang hat die DUP so eine Lösung verhindert. Die ist aber jetzt nicht mehr Zünglein an der Waage. Johnson hat ohnehin keine Mehrheit mehr. Er müsste ohnehin die Opposition auf seine Seite holen. Außerdem scheint mir, dass für ihn Irland keine große Rolle spielt.

Wie auch immer: Wenn es auch diese Lösung nicht geben kann, müssen die Briten eben ohne Vertrag gehen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Ladies and gentlemen, today we are talking about the massive benefits of Brexit. Please leave you jacket and brain and the wardrobe. Thanks
Si vis pacem para bellum
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eiskalt hat geschrieben:(20 Sep 2019, 16:52)

Ladies and gentlemen, today we are talking about the massive benefits of Brexit. Please leave you jacket and brain and the wardrobe. Thanks
Ich behaupte mal, die Jacken und Mäntel werden den Großteil des Platzes beanspruchen. Für die Menge an "brain" reicht sicher eine Schublade neben der Kasse.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Sep 2019, 14:57)
...Also müssten in den Häfen Zollkontrollen stattfinden - wie jetzt ja auch schon bei Schiffen, die von außerhalb der EU kommen...
Für diese Kontrollen sind aber aktuell britische Zollbeamte zuständig, keine irischen. GB ist hat bzw. hatte als EU-Mitglied natürlich
auch die EU-Aussengrenzen zu schützen, sowohl den Waren- und Personenverkehr/Zollkontrollen in Richtung britische Insel
als auch in Richtung irische Insel als EU-Binnemarktraum (incl. Nordirland) .

Im Falle des EU-Austritts ist die Grenze zwischen den beiden Inseln und deren Grenz- und Zollkontrolle eine völlig andere ! Baustelle.

Denn Nordirland mit seinen Häfen ist britisches Hoheitsgebiet. Und ich kenne kein anderes Nicht-EU-Land, in dem EU-Zoll-und Grenzbeamte
tief im Hoheitsgebiet des Nichtmitgliedslandes kontrollieren, statt an der Grenzlinie der Hoheitsgebiete. Was normal ist.

Und diese Grenzlinie wäre im Falle des Austritts von GB die irisch-nordirische Landesgrenzlinie, nicht die Hafenlinie von Nordirland.
Diese Option, die EU-Aussengrenze zwischen EU und GB in die irische See zu verlegen, gab es bei den Austrittsverhandlungen mit Th. May
schon des öfteren. Das wurde x-mal durchgekaut und als nicht machbar verworfen.
Die Konsequenz ihrer angesprochenen Lösung wäre damals und auch heute gewesen, dass nur britische Zollbeamte die
EU-Aussengrenze kontrollieren und schützen könnten. Die EU hätte keine Möglichkeit, selbst zu kontrollieren.

Sehen Sie diesen "kleinen" Unterschied auch oder nur ich?

Deshalb wurde das auch letztlich EU-seitig abgelehnt, weil man dann zoll- und grenzrechtlich dem Wohl und Wehe
GBs ausgeliefert wäre, so quasi am Haken von Johnsons Anti-EU Britannien hängen würde. Und dem, was die Briten
in die EU rein- bzw. rauslassen, sowohl was den Personenverkehr als auch die Verzollung von Waren angeht.

Mit erwartbar anderen -dumping Zöllen- seitens der Briten gegenüber den Zollsätzen der EU.
GB hat ja schon angekündigt, zum ökonomischen und steuerlichen Neoconland werden zu wollen,
das der EU mit eigenen Handels- und Zollabkommen auf allen möglichen Märkten das Wasser abgraben will.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(20 Sep 2019, 22:43)

Für diese Kontrollen sind aber aktuell britische Zollbeamte zuständig, keine irischen. GB ist hat bzw. hatte als EU-Mitglied natürlich
auch die EU-Aussengrenzen zu schützen, sowohl den Waren- und Personenverkehr/Zollkontrollen in Richtung britische Insel
als auch in Richtung irische Insel als EU-Binnemarktraum (incl. Nordirland) .

Im Falle des EU-Austritts ist die Grenze zwischen den beiden Inseln und deren Grenz- und Zollkontrolle eine völlig andere ! Baustelle.

Denn Nordirland mit seinen Häfen ist britisches Hoheitsgebiet. Und ich kenne kein anderes Nicht-EU-Land, in dem EU-Zoll-und Grenzbeamte
tief im Hoheitsgebiet des Nichtmitgliedslandes kontrollieren, statt an der Grenzlinie der Hoheitsgebiete. Was normal ist.
Die Zollkontrollen haben nur zufällig etwas mit den Grenzen der Hoheitsgebiete zu tun. Kontrolliert wird eigentlich nicht an der Grenze der Hoheitsgebiete, sondern an Zollgrenzen. Innerhalb der EU gibt es solche Zollgrenzen nicht, also finden auch keine Kontrollen statt.

Würde der Backstop auf die irische Insel beschränkt, dann würde das bedeuten, dass Nordirland weiterhin Teil der Zollunion und des EU-Binnenmarktes bleibt. Dann spricht überhaupt nichts dagegen, dass nordirische Zollbeamte in den nordirischen Häfen weiterhin Waren von außerhalb der EU kontrollieren. Ein Problem wäre das nur, wenn man annehmen müsste, dass jene nordirischen Zollbeamten ihre Arbeit nicht richtig machen und pflichtwidrig Waren aus "Rest-Großbritannien" einfach durchwinken. Es ist nichtmal erforderlich, dass die Zöllner die Waren wirklich kontrollieren. Es reicht schon, wenn die die Container verplomben. Die eigentlich Zollkontrolle kann dann am Zielort stattfinden. So läuft das in der EU schon lange. Ich wohne mitten im Landesinneren und in meiner Stadt gibt es ein Zollamt, das solche verplombten Container dann kontrolliert.

Zudem gibt es sehr wohl Nicht-EU-Länder, die genau so behandelt werden. Norwegen und die Schweiz nämlich.
Diese Option, die EU-Aussengrenze zwischen EU und GB in die irische See zu verlegen, gab es bei den Austrittsverhandlungen mit Th. May
schon des öfteren. Das wurde x-mal durchgekaut und als nicht machbar verworfen.
Verworfen wurde es deshalb, weil die DUP-Abgeordneten sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben, dass Nordirland irgendwie anders behandelt wird als der Rest Großbritanniens. Es wurde nicht verworfen, weil es nicht machbar wäre.
Die Konsequenz ihrer angesprochenen Lösung wäre damals und auch heute gewesen, dass nur britische Zollbeamte die
EU-Aussengrenze kontrollieren und schützen könnten. Die EU hätte keine Möglichkeit, selbst zu kontrollieren.
Nochmal der Verweis auf Norwegen: Waren, die in norwegischen Häfen ankommen, werden dort auch nur vom norwegischen Zoll kontrolliert und dann zum Teil ohne weitere Kontrollen in die EU weiterverfrachtet - gegebenenfalls halt unter Zollverschluss.
Slava Ukraini
Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Kohlhaas hat geschrieben:(21 Sep 2019, 12:04)

Die Zollkontrollen haben nur zufällig etwas mit den Grenzen der Hoheitsgebiete zu tun. ...Waren, die in norwegischen Häfen ankommen, werden dort auch nur vom norwegischen Zoll kontrolliert und dann zum Teil ohne weitere Kontrollen in die EU weiterverfrachtet - gegebenenfalls halt unter Zollverschluss.
Na wenn Sie als Zollrechts- und Grenzexperte hier das Ei des Kolumbus längst gefunden haben, frage ich mich, warum Fachleute in den dreijährigen Verhandlungen nicht längst auf Ihre
Einfachlösung gekommen sind.

Nebenbei reden Sie nur vom Aspekt der Warenkontrollen, nicht aber vom Personenverkehr. Kommen die ggf. illegal Eingereisten denn auch in Ihrer Stadt oder in einer norwegischen zum Zollamt
und werden dort im Sammelverfahren kontrolliert?

Wie auch immer. Rein juristisch kann die EU zu einem Nichtmitgliedsland nicht zwei unterschiedliche Grenzen haben. Einmal keine Grenze, die dann auch seitens der EU weder zoll- noch personenrechtlich
kontrollierbar werde oder auch kontrolliert würde, wg. vollkommener Reise- und Niederlassungsfreiheit ... und andererseits eine harte, übliche Landesgrenze, z.B. zwischen Dover und Calais, zur britischen
Mutterinsel mit an beiden Seiten der physischen Landesgrenze aufgestellten Grenzanlagen mit Schlagbaum, Zollabfertigungshallen für Trucks oder auch PKWs usw.

Schon mehr als skurril...Ich würde GB jedenfalls nicht die alleinige Grenzkontrolle als Nicht-EU-Land überlassen, in ein dann den nichtkontrollierten und barrierefreien Regeln des EU-Binnenmarkts unterliegendem
Nordirland. Innerhalb des EU-Binnenmarkts sind nebenbei bemerkt meist gar keine Kontrollen der Waren, wie sie das beschreiben, bei einem Zollamt in der Stadt nötig. Das ist ja das bahnbrechend
Schöne und Gute am freien Warenverkehr innerhalb dieses EU-Binnenmarktes.

Ich kann mir meinen nahrungsmittelechten 95%-igen Alkohol - für privat - in Italien kaufen, muss gar nichts verzollen oder angeben. Selbst gewerblich muss ein Gewerbetreibender nur unterschiedliche
Kaffeesteuern bzw. Branntweinsteuersätze angeben und abführen. Aber das macht das Finanzamt dann zusammen mit dem Hauptzollamt, falls ein Händler diese erhöhten Einfuhrsätze unterschlägt
und nicht angibt. Muss er nachzahlen. Kontrolliert werden hier auf alle Fälle keinerlei Waren bei der Ein- oder auch Ausfuhr.

Und privat könnte ich schmuggeln, bis der Arzt kommt. Sofern ich das abgeschottet vom Finanzamt (und in deren Gefolge) vom Hauptzollamt machte,
würde hier gar nichts kontrolliert.

Auch stellte sich die Frage, wieso bei der von Ihnen angedienten "Lösung" die Briten (sowohl die in Nordirland als auch auf der Hauptinsel) ihre Bürger- und Bürgerinnen und den auf dem gesamten Hoheitsgebiets Britanniens
geltenden nicht kontrollierten Status nicht auch in diesen Landesteilen beherzigen sollten?

Wie er beispielsweise völlig unkontrolliert und barrierefrei zwischen Schottland und England ablaufen würde.
Niemand kümmert sich um einen Reisenden, der von Glasgow nach London fährt und was der alles im Auto mit sich schleppt oder auch nicht. Ist ja alles britisches Hoheitsgebiet.

Der Austrittsvertrag und der backtop sah ja unter anderem deshalb auch zwingend vor, dass GB insgesamt solange mindestens in der EU-Zollunion bleiben müsse, bis ein endgültiger Handelsvertrag
sowohl die irisch-nordirische Grenzfrage löst und auch die Zollregularien generell zwischen GB und der EU neu festlegt. Wobei noch festzuhalten wäre, dass die im Austrittsvertrag
vorgesehene Zwischen- oder Übergangslösung, die ja zeitlich möglichst nur zwei Jahre gelten sollte, für den Bereich Nordirland nicht nur die Regeln der EU-Zollunion, sondern auch
die gesamten Regeln des EU-Binnenmarkts gelten sollten. Also auch weiterhin Reise- und Niederlassungsfreiheit von Personen.

Was GB natürlich nicht wollte oder will,
weil man weiteren Zuzug - auch von EU-Bürgern - einschränken oder sogar unterbinden wolle. "Take back control".

*Ironiemodus on*: Sonst fressen die "gierigen Polen/innen" oder andere Ostblock-EU-"Ossis" den
armen Britinnen und Briten die Haare vom Kopf...Oder kümmern sich zu sehr um Kranke und deren Versorgung. Das wollen aber die Briten künftig selber machen. Statt sich von
zugewanderten Arbeitskräften in den Heil- und Arztberufen die Arbeitsplätze wegnehmen zu lassen. Oder das Putzen, Bedienen, die Müllabfuhr, das Brezlbacken oder das Pillendrehen.*Ironiemodus off*

Naja, ich will Ihnen "Ihre Lösung" nicht schlecht reden. Wenn es so einfach ist, na dann wird das unter Boris Johnson, dem intellellen Superschwergewichtler, ja bald zu einer
erfreulichen Einigung mit einem geregelten Austrittsvertrag führen, für den die - zugegeben - etwas steife und einfach geistig überforderte Theresa May nicht fähig war.
Sagte ja auch Super-Boris immer. Die konnte vielleicht gut tanzen, aber sonst... :p
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(20 Sep 2019, 22:43)

Für diese Kontrollen sind aber aktuell britische Zollbeamte zuständig, keine irischen. GB ist hat bzw. hatte als EU-Mitglied natürlich
auch die EU-Aussengrenzen zu schützen, sowohl den Waren- und Personenverkehr/Zollkontrollen in Richtung britische Insel
als auch in Richtung irische Insel als EU-Binnemarktraum (incl. Nordirland) .

Im Falle des EU-Austritts ist die Grenze zwischen den beiden Inseln und deren Grenz- und Zollkontrolle eine völlig andere ! Baustelle.

Denn Nordirland mit seinen Häfen ist britisches Hoheitsgebiet. Und ich kenne kein anderes Nicht-EU-Land, in dem EU-Zoll-und Grenzbeamte
tief im Hoheitsgebiet des Nichtmitgliedslandes kontrollieren, statt an der Grenzlinie der Hoheitsgebiete. Was normal ist.
Da muss ich widersprechen, zumindest teilweise. Dafür gibt es aber tatsächlich ein historisches Beispiel, das über 100 Jahre funktionierte und erst durch den gemeinsamen Wirtschaftsraum EU obsolet würde, das Kleinwalsertal.

Da es sich nicht um eine klassische Enklave handelte, sondern lediglich die geographische Situation einen Zollanschluss des österreichischen Territoriums an Bayern/Deutschland empfahl gab es tatsächlich eine Grenze zwischen dem deutschen Zollgebiet und Vorarlberg, die - mitten in Österreich - von bayerischen Zöllnern überwacht wurde.

http://stefane.heimat.eu/Walser/zollanschluss.htm

Ob das aber die Engländer wollen - einen Iren, Franzosen oder Deutschen, der Ihnen im Hafen von Belfast sagt, was geht und was nicht?

Das bezweifle ich dann auch wieder ...

Aber das historische Beispiel wäre da...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Europa2050 hat geschrieben:(21 Sep 2019, 13:26)

Da muss ich widersprechen, zumindest teilweise. Dafür gibt es aber tatsächlich ein historisches Beispiel, das über 100 Jahre funktionierte ...
Damals gab es die EU noch gar nicht. Und somit war das einen Entscheidung oder Regelung, die nicht auf der mittlerweile gültigen Rechtslage der EU und
ihrer Regeln und Verträge fußte oder diese zu beachten hatte. Sofern das nach der Einführung des EU-Binnenmarkts und seiner Zoll- und Reisefreizügigkeit
noch der Fall war, bevor Österreich EU-Vollmitglied wurde, hatte all das ganz andere politische Grundlagen als Basis.

Und es war eher eine Sondervereinbarung zwischen D und Ö, bis deren EU-Mitgliedschaft diese über 100!-jährige Regel sowieso überflüssig machte,
weil das Kleinwalsertal heute eh EU-Binnenmarktgebiet ist.

Aber wie auch immer. Wenn Sie meinen, es gab schon mal ein Beispiel, wo ein EU-Mitgliedsland eine solche Grenzregelung mit einem Nichtmitgliedsland hatte,
bittesehr! - Ich behaupte, sowas gab es noch nie! - Und halte das von Ihnen angeführte Modellbeispiel des Kleinwalsertals deshalb auch auch nicht für
juristisch/vertragsrechtlich für beweiskräftig. Wie schon erwähnt, gab es nämlich die EU mit ihrem aktuellen Binnenmarkt und den damit verbundenem Rechtsrahmen damals noch gar nicht.

Aber egal. Vielleicht waren Rechtsgrundlagen damals und heute in der EU soweit vergleichbar oder zufällig identisch...? -

Aus meiner Sicht dürfen Sie gerne recht haben. ;)
Und verzeihen mir hoffentlich, wenn ich einen skeptischen Blick behalte. Den Sie natürlich nicht sehen können. Da wir ja leider nicht entspannt bei einem Bierchen
parlieren, sondern im glorreichen politik-forum. :D
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Europa2050 »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(21 Sep 2019, 13:46)

Damals gab es die EU noch gar nicht. Und somit war das einen Entscheidung oder Regelung, die nicht auf der mittlerweile gültigen Rechtslage der EU und
ihrer Regeln und Verträge fußte oder diese zu beachten hatte. Sofern das nach der Einführung des EU-Binnenmarkts und seiner Zoll- und Reisefreizügigkeit
noch der Fall war, bevor Österreich EU-Vollmitglied wurde, hatte all das ganz andere politische Grundlagen als Basis.

Und es war eher eine Sondervereinbarung zwischen D und Ö, bis deren EU-Mitgliedschaft diese über 100!-jährige Regel sowieso überflüssig machte,
weil das Kleinwalsertal heute eh EU-Binnenmarktgebiet ist.

Aber wie auch immer. Wenn Sie meinen, es gab schon mal ein Beispiel, wo ein EU-Mitgliedsland eine solche Grenzregelung mit einem Nichtmitgliedsland hatte,
bittesehr! - Ich behaupte, sowas gab es noch nie! - Und halte das von Ihnen angeführte Modellbeispiel des Kleinwalsertals deshalb auch auch nicht für
juristisch/vertragsrechtlich für beweiskräftig. Wie schon erwähnt, gab es nämlich die EU mit ihrem aktuellen Binnenmarkt und den damit verbundenem Rechtsrahmen damals noch gar nicht.

Aber egal. Vielleicht waren Rechtsgrundlagen damals und heute in der EU soweit vergleichbar oder zufällig identisch...? -

Aus meiner Sicht dürfen Sie gerne recht haben. ;)
Und verzeihen mir hoffentlich, wenn ich einen skeptischen Blick behalte. Den Sie natürlich nicht sehen können. Da wir ja leider nicht entspannt bei einem Bierchen
parlieren, sondern im glorreichen politik-forum. :D
Nein, als der Vertrag im 19. Jhd. geschlossen wurde, gab es tatsächlich noch keine EU. Das Beispiel hat auch rein gar nichts mit der EU zu tun, außer dass es wegen der EU obsolet wurde.

Aber hier wie dort zwei Zollgebiete (Österreich/Bayern - UK/EU) und eine Region (Kleinwalsertal - Nordirland), die zum Rest ihres Landes eine geografisch massive Grenze (hier Pässe mit 2000 m Höhe, dort Meer) hatte und vom andern Gebiet per Straße einfach erreichbar war.
Und bayerische/deutsche Zöllner, die mitten in Österreich für die Verhinderung von Schmuggel sorgten.
Ob nun in Belfast EU-Regelungen gegen Schmuggel englischer Waren verteidigt werden oder am Widderstein die (selbstverständlich damals anderen) des Königreich Bayern (genauer: dt. zollverein) gegen K&K Fremdware sollte als Parallele zu sehen sein.

Also, ich wiederhole mich - gehen täte so was schon. Ob man es will, steht auf einem anderen Blatt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(21 Sep 2019, 12:45)

Na wenn Sie als Zollrechts- und Grenzexperte hier das Ei des Kolumbus längst gefunden haben, frage ich mich, warum Fachleute in den dreijährigen Verhandlungen nicht längst auf Ihre
Einfachlösung gekommen sind.

Nebenbei reden Sie nur vom Aspekt der Warenkontrollen, nicht aber vom Personenverkehr. Kommen die ggf. illegal Eingereisten denn auch in Ihrer Stadt oder in einer norwegischen zum Zollamt
und werden dort im Sammelverfahren kontrolliert?
Ach, Gottchen...!

Ich habe nirgendwo geschrieben, dass ich das Ei des Kolumbus gefunden hätte. Ich habe nur die politische Diskussion verfolgt. Deshalb weiß ich, dass sehr wohl schon jemand auf die von mir zitierte Lösung gekommen ist (wohlgemerkt: ich habe das zitiert! Ich habe nicht behauptet, dass ich es mir ausgedacht hätte!)

Einzelheiten dazu finden sich unter Punkt zwei des im folgenden verlinkten FAZ-Textes: https://www.faz.net/aktuell/brexit/brex ... 18414.html
Der stammt übrigens aus 2017. So "neu" ist die Idee also! Da steht auch drin, woran die mögliche Lösung gescheitert ist.

Der Versuch, diese Zollfragen jetzt mit dem Personenverkehr verknüpfen zu wollen, ist ziemlich billig. Das ist eine völlig andere Frage. Zudem eine durchaus lösbare: Weder die Republik Irland noch Großbritannien gehören dem Schengenraum an. Trotzdem ist zwischen der Republik Irland und Nordirland Personenfreizügigkeit vereinbart worden. An der (mittlerweile nicht mehr sichtbaren) Grenze gibt es keine Personenkontrollen! Die soll es auch nach dem Brexit nicht geben. Die Praxis der vergangenen Jahre hab bewiesen, dass dies möglich ist, ohne anderen EU-Bürgern oder gar Menschen von außerhalb der EU volle Reisefreiheit zu gewähren.
Wie auch immer. Rein juristisch kann die EU zu einem Nichtmitgliedsland nicht zwei unterschiedliche Grenzen haben. Einmal keine Grenze, die dann auch seitens der EU weder zoll- noch personenrechtlich
kontrollierbar werde oder auch kontrolliert würde, wg. vollkommener Reise- und Niederlassungsfreiheit ... und andererseits eine harte, übliche Landesgrenze, z.B. zwischen Dover und Calais, zur britischen
Mutterinsel mit an beiden Seiten der physischen Landesgrenze aufgestellten Grenzanlagen mit Schlagbaum, Zollabfertigungshallen für Trucks oder auch PKWs usw.
Ach, Gottchen...!

Ich hatte doch darauf hingewiesen, dass genau dies z.B. bei Norwegen der Fall ist. Du darfst es natürlich gern weiter anzweifeln. Dass dabei von "vollkommener Reise- und Niederlassungsfreiheit" nicht die Rede ist und auch nicht die Rede sein muss, habe ich gerade auch noch mal dargelegt (keine Schengenzugehörigkeit von GB und Irland!)

Lies den FAZ-Text. Vielleicht wird es dann klarer.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Sep 2019, 14:57)
[...]
Bislang hat die DUP so eine Lösung verhindert. Die ist aber jetzt nicht mehr Zünglein an der Waage. Johnson hat ohnehin keine Mehrheit mehr. Er müsste ohnehin die Opposition auf seine Seite holen. Außerdem scheint mir, dass für ihn Irland keine große Rolle spielt.

Wie auch immer: Wenn es auch diese Lösung nicht geben kann, müssen die Briten eben ohne Vertrag gehen.
Das sehe ich ähnlich.

Wenn es eine Lösung gibt, dann wird die ähnlich dem sein, was die EU initial vorgeschlagen, May in ihren roten Linien jedoch abgelehnt hatte: Dass die irische See die Zollgrenze wird und dass also Nordirland anders behandelt werden wird als Großbritannien.

Ich habe den Eindruck, dass Johnson diese Frage relativ egal ist. Die DUP mag sich dagegen stemmen, vielleicht findet man aber eine Formulierung, die ihr hilft, das Gesicht zu wahren - und ganz so wichtig ist die DUP ohnehin nicht mehr für die Regierung.

Ob es in dieser kurzen Zeit noch möglich ist, eine Vereinbarung zu treffen? Und wie würde das im Parlament ankommen? Die abtrünnigen Tories würden wohl dafür stimmen, und wohl auch einige aus der Opposition. Es würde aber meiner Meinung nach trotzdem ein eher knappes Ergebnis.

Wie auch immer: Das scheint die einzige Lösung zu sein, die allein schon auf Gründen der Logik möglich wäre.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Julian hat geschrieben:(21 Sep 2019, 18:42)

Das sehe ich ähnlich.

Wenn es eine Lösung gibt, dann wird die ähnlich dem sein, was die EU initial vorgeschlagen, May in ihren roten Linien jedoch abgelehnt hatte: Dass die irische See die Zollgrenze wird und dass also Nordirland anders behandelt werden wird als Großbritannien.

Ich habe den Eindruck, dass Johnson diese Frage relativ egal ist. Die DUP mag sich dagegen stemmen, vielleicht findet man aber eine Formulierung, die ihr hilft, das Gesicht zu wahren - und ganz so wichtig ist die DUP ohnehin nicht mehr für die Regierung.

Ob es in dieser kurzen Zeit noch möglich ist, eine Vereinbarung zu treffen? Und wie würde das im Parlament ankommen? Die abtrünnigen Tories würden wohl dafür stimmen, und wohl auch einige aus der Opposition. Es würde aber meiner Meinung nach trotzdem ein eher knappes Ergebnis.

Wie auch immer: Das scheint die einzige Lösung zu sein, die allein schon auf Gründen der Logik möglich wäre.
Jetzt muss man erstmal abwarten, ob Corbyn den nächsten Montag als Parteivorsitzender übersteht und ob das Gericht die Parlamentsbeurlaubung für rechtens hält oder nicht.
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