H2O hat geschrieben:(16 Dec 2019, 16:57)
Katalonien will doch aber auch in der EU bleiben! Aber wir Europäer hatten wohl durchblicken lassen., daß ein neuer Staat sich erst einmal um Mitgliedschaft bewerben müsse. Da haben die Katalanen erst einmal trocken herunter geschluckt.
Aus Beiträgen unseres ehemaligen Teilnehmers Senexx habe ich mitgenommen, daß die Katalanen sich von Kastilien untergebuttert fühlen. Der erwirtschaftete Gewinn dieses erfolgreichsten Landesteils Spaniens wird für Katalanen in unerträglicher Weise an weniger erfolgreiche Landesteile weiter geleitet, ihre regionalen sprachlichen und kulturellen Besonderheiten in der zentralistischen Schulpolitik nicht hinreichend berücksichtigt. Was in der Zeit der spanischen Diktatur erzwungen wurde, das ist in der Demokratie kaum zu halten.
Augenblicklich haben auf beiden Seiten Holzköpfe Oberhand, die sich auf ein besseres Miteinander in einem gemeinsamen Staat nicht einigen können. Muß man sich wohl so vorstellen, als ob unsere südlichen Bundesländer sehnsüchtig auf eine staatliche Gemeinschaft mit Österreich hin arbeiteten und mit den Saupreissn und Nordlichtern nix mehr am Hut haben wollten, die nur Geld kosten und alles bestimmen wollen.
Da kommt der Europäer aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.
Fliege hat schon recht. Es geht hier nicht um Katalonien, sondern um Großbritannien und mittelbar um Schottland. Ich antworte trotzdem mal auf Deinen Beitrag, weil der Vergleich zwischen Katalonien und Schottland doch deutlich macht, worum es beim Brexit eigentlich geht:
GB wird austreten und dabei Schottland "mitnehmen", obwohl die Schotten mehrheitlich eigentlich in der EU bleiben wollen.
Ganz anders ist die Situation in Spanien: Sowohl Katalonien als auch der Rest Spaniens gehören ja der EU an. Die Katalanen hatten sich erhofft, dass die EU ihren Bestrebungen nach Unabhängigkeit unterstützen würde. Damit wäre die EU aber zur "Partei" geworden in einer inneren Auseinandersetzung Spaniens. Ja, ich weiß, dass es den Katalanen im Kern um den spanischen "Länderfinanzausgleich" geht. Das ist aber eben ein inner-spanisches Problem. Ich kann gut verstehen, dass die EU sich da nicht einmischen will. Ich will auch nicht darüber urteilen, ob der Geldtransfer zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens gerecht ist oder nicht.
Meiner Ansicht nach hat die EU auch nicht durchblicken lassen, dass eine Loslösung von Spanien zu einem Ausscheiden Kataloniens aus der EU führen würde. Das ist einfach die herrschende Rechtslage. Das war den Katalanen nur nicht klar, als sie ihr Referendum durchgeführt haben.
Der Unterschied ist: Die Katalanen haben eine Wahl getroffen. Die Schotten konnten das (noch) nicht. Unabhängikeitsbestrebungen der Schotten könnte ich verstehen (weil sie ja in der EU bleiben wollen). Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalanen kann ich persönlich nicht nachvollziehen, da sie ja der EU bereits angehören. Ihre Probleme mit dem Finanzausgleich können sie schließlich auch anders lösen. Eine Abspaltung von Spanien ist dazu nicht zwingend erforderlich.