aleph hat geschrieben:(30 Dec 2020, 22:17)
Das ist nur in deiner phantasie so. Die forscher wollen klare beweise und die gibts bei meadowcroft und monte verde, aber offenbar nicht bei pedra furada. So wie halt wissenschaft funktioniert. Die sind weniger dogmatisch, als viele glauben.
Ich muss dir widersprechen. Die Clovis-first-These wird tatsächlich sehr dogmatisch vertreten - noch wird sie dogmatisch vertreten.
Nach wie vor werden alle Funde, die älter - teilweise sehr viel älter - als Clovis sind, negiert.
Nur sehr langsam werden ältere Funde anerkannt und auch nur dann, wenn eine Anerkennung nicht zu umgehen ist.
Keine Ahnung, warum sich Wissenschaftler so hartnäckig an diese These klammern, warum es gerade (auch) führende Wissenschaftler/Archäologen sind.
Eine (zugegeben sehr steile) These von mir - sie fürchten um ihre Reputation als Wissenschaftler, wollen nicht (an)erkennen, dass sie sich geirrt haben, dass ihre Hypothesen falsifiziert wurden und werden, dass neue Generationen von Wissenschaftlern zu ganz anderen Erkenntnisse gelangen.
Auch das ist Wissenschaft - Hypothesen/Theorien sind nur so lange gültig, bis sie widerlegt werden und folgt man Poppers Kritischen Rationalismus, ist eine Hypothese bereits dann widerlegt, wenn nur ein einziger Aspekt dieser Hypothese widerlegt wurde.
Und genau das ist hier der Fall.
Neue Forschungen fördern ganz neue Funde und damit Erkenntnisse zu Tage, die mit der bisherigen Lehrmeinung unvereinbar sind und diese Erkenntnsse stammen von Wissenschaftlern, die in der scientific Community keine oder noch keine
klangvollen Namen haben, sie stammen von Wissenschaftlern aus Staaten, die gerade erst beginnen "ihre" Geschichte zu erforschen.
Und genau diese Geschichte widerspricht bisher gültigen und anerkannten Meinungen.
Da passen natürlich die Siedlungs- und Lagerfunde, die Feuerstellen- und Werkzeugfunde nicht ins Bild.
Natürlich ist es
"aus der Ferne" sehr schwer zu beurteilen, ob eine Holzkohleschicht natürlichen oder künstlichen Ursprungs ist, aber die Größe einer solchen Schicht gibt doch Auskunft darüber ob es sich um einen Buschbrand oder um eine Feuerstelle von Menschen gehandelt hat bzw haben kann.
Ein Buschbrand wird kaum oder gar nicht auf einem kleinen Areal auftreten, er wird keine exakte Abgrenzung aufweisen und noch weniger wird er immer wieder an der gleichen Stelle auftreten, vor allem nicht unter Felsvorsprüngen oder -überhängen.
Soweit ich das der verlinkten Sendung entnehmen kann, ist aber genau das der Fall - Holzkohlefunde an der gleichen Stelle und das über einen langen Zeitraum hinweg.
Das lässt m.M.n. nur einen Schluss zu - menschlicher Einfluss.
Ähnlich sieht es mit den gefundenen Werkzeugen aus. Diese weisen i.d.R. ganz charakteristische Schlagspuren und/oder Abnutzungsspuren auf, die bei einem natürlichen Absplittern infolge Steinschlags nicht auftreten.
Zusätzlich deutet eine Häufung von Steinsplittern und/oder Abschlagresten an einem Platz auf eine bewusste Bearbeitung hin.
Ich denke die Skeptiker der Funde agieren hier nach dem Motto
"weil nicht sein kann, was nicht sein darf", weil das bedeuten würde, dass Menschen sehr viel früher weit entferne Gegenden erreichten, dass sie über umfangreichere Kenntnisse verfügten, als man ihnen aus heutiger Sicht zugestehen mag.
Dass die frühen Homo sapiens sapiens eben doch über die gleichen kognitiven Fähigkeiten, das gleiche intellektuelle Potential verfügten, wie wir heute - dass sie eben nicht dümmer waren, sondern im Gegenteil um einiges intelligenter als wir, weil sie auf sehr viel weniger Informationen zurück greifen konnten.
Persönlich habe ich gar kein Problem damit, dass Menschen schon früh weit entfernte Gegenden erreichten und besiedelten - im Gegenteil ich finde das interessant und spannend.
In gewisser Weise erinnert mich der Streit um un das langsame Bröckeln der Clovis-first-These an das langwierige Zerren um die Erbauer der Pyramiden.
Da wurde auch lange - wider besserer Erkenntnisse - an der These festgehalten, die Pyramiden seien von einem Heer von Skaven erbaut worden und nicht von freien Menschen. Da durften keine freien Menschen am Werk gewesen sein, da durfte das Ziel keine Schaffung eines Gemeinwesens, eines Staates, einer komplexen Gesellschaft gewesen sein - einfach weil Herodot von Sklaven geschrieben hatte.
Dieses Märchen oder zumindest Teile davon geistern sogar noch heute durch die Populärliteratur.
Sehr ähnlich scheint es mit Clovis first zu sein.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen