gedenken? feiern?

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H2O
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Quatschki hat geschrieben:(31 Aug 2019, 10:48)

Mittlerweile beginnen sich auch andere Möglichkeiten abzuzeichnen.

https://www.derstandard.at/story/200009 ... ebersetzer

Trotzdem bleiben die Sprachräume und damit auch Räume für die politischen Debatte und darauf fußend der politischen Willensbildung in hohem Masse voneinander isoliert.

In deutschen Polittalks sind eben fast nur deutsche Talkshowgäste und stets nur deutsche Moderatoren. Und in Frankreich oder Polen ist es entsprechend
Oder scheibst du auch Kommentare in ausländischen anderssprachigen Foren? Oder liest da mit?
Verfolgst du die polnische Tagespolitik ebenso wie die deutsche?

Es ist ja prinziopiell kein Problem mehr, eine beliebige ausländische Webseite zu übersetzen und zumindest den Inhalt zu erfassen. Aber wieviele nutzen so etwas regelmäßig und gezielt, um sich zu informieren?
Italienisch, Französisch, Englisch und Polnisch kann ich gut lesen und verstehen. Die Rzeczpospolita lese ich, und die Gazeta Wyborcza auch. Ich wohne ja auch in Westpommern/Polen. Beide Zeitungen sind sehr ordentlich gemachte Tageblätter. Die Wochenzeitschrift DIE ZEIT lese ich auch; aber die ist verdammt dick, selbst für Rentner eine harte Leselast! Dazu kommt noch meine Bremer Tageszeitung... schon um rechtzeitig Todesfälle in unserer alten Bekanntschaft zu erfahren. Englische Zeitungen lese ich fast nie, französische und italienische nur dann, wenn etwas anbrennt. Meine Interessen sind doch mehr auf technischem Gebiet. Und dann höre ich meiner Frau zuliebe den Deutschlandfunk über mein Smartphone.

Viel mehr politische Information könnte ich nie und nimmer verarbeiten. Als ich noch im Arbeitsleben stand, ging noch weniger. Kunden und Projekte forderten vollen Einsatz ...und ein bißchen mehr!

Ich meine aber, daß ich die wesentlichen Ereignisse in der EU auch auf dem platten Lande in Westpommern ganz gut verfolgen kann. Diese Ereignisse werden in den Niederlanden, Schweden, Kroatien oder auf den Azoren nicht so viel anders wahr genommen.

Dann gewinnt man ohne eigenes Dazutun schon so etwas wie einen europäischen Geist. In dieser Gemeinschaft liegt die wirtschaftliche und politische Zukunft unseres Kontinents... nicht in den vielen verschlossenen Kleinkleckersdörfern.
Ger9374

Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Ger9374 »

Habe vor etlichen Monaten die Erinnerungen an den Ausbruch des 1. WK
Medial etwas erstaunt wargenommen.
Spontan als " das ist doch echt ewig her"
versucht abzuhaken. Hat mich überrascht da ich sehr genau weiss das dies der grosse erste Umbruch schrecklicher Menschenschlächterei in der Welt war!

Nun kommen die Gedenken des 2.Wk.
Steinmeier war in Italien, Polen bittet um Verzeihung für das tun der Deutschen, die Kriegsverbrechen!
Auch jetzt regt sich der Wille der Distanzierung ob der zeitlichen 80 Jahre dazwischen und des ritualartigen Wirkens Deutscher Politiker zu diesen Anlässen!
Nur der Holocaust will als ewige Schande
nicht in den Hintergrund rücken!
Ich denke das die selbst nicht erlebten Grauen zu verblassen beginnen und ein im Hinterkopf das Mahnende verbleibt, die beiden WK. beginnen langsam Geschichtsereignisse zu werden, die in ihrer Prägnanz verlieren!
Geht es auch anderen so?
Für Alzheimer bin ich noch zu jung !
Humelix33
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Humelix33 »

Es ist nicht verwunderlich, dass der Erste Weltkrieg medial, etwas zurückhaltender betrachtet wurde, da mittlerweile das Märchen der Alleinschuld der Deutschen ad acta gelegt wurde, was aber damals unweigerlich Folgen hatte auch was den Aufstieg des NS Regimes betraf inklusive dem Anlass des heutigen Gedenktages. Das soll aber gerne bitte nicht so groß erwähnt werden, weil man vielleich Verständnis für unsere damalige Generation entwickeln könnte, was die Wahl der NSDAP betraf.

Der Angriff auf Polen wäre früher oder später sowieso gekommen, ob mit oder ohne Hitler, rein militärhistorisch betrachtet machte alles Sinn, inklusive dem Frankreichfeldzug, was man als Rache für 1919 ansehen konnte, und bis dahin auch mit Wohlwollen registriert wurde. Begeisterung gab es eher nur bei den fanatischen NS Anhängern. Nach den propagandamäßigen Siegesfeiern hat der Großteil der Deutschen gehofft, das es das war. Die Bauschmerzen fingen richtig an, als das Unternehmen Barbarossa begann, ab dem Zeitpunkt war man eher entsetzt, vertraute aber auf ein gutes Ende, aufgrund der vorherigen Feldzüge.

Meine Großeltern kamen aus den ehemaligen Ostgebieten, als der Krieg ausbrach, so berichtete mir mein Großvater, hatte er es absolut positiv gesehen, weil man sich endlich "unsere Heimat" zurückholen würde, er war aber auch so ehrlich, das er auf den Feldzug damals natürlich verzichtet hätte, hätte er das weitere Vorgehen und generell die Verbrechen des NS Regimes vorahnen können. Aber am 1. September 1939, wie erwähnt, daraus hat er nie einen Hehl gemacht, war er aufgrund der Zwangsabtretung 1919 absolut einverstanden, das man den Angriff gestartet hatte, und innerhalb der Truppe hätte es schon damals eher ein müdes Lächeln gegeben, aufgrund der aufgeführten Gründe Hitlers für den Angriff.

Für die deutsche Bevölkerung war die Inszinierung in Gleiwitz ja auch nicht gedacht, eher für England und Frankreich, um so zu tun, als wäre der Angriff eine Verteidigungsmaßnahme gewesen, war aber am Ende so plump, das es nichtmal ein Kind geglaubt hätte.

Und der Grund der Nazis für den Angriff war eben so plump, während die Bevölkerung in den Ostgebieten nämlich eher von den bisher aufgeführten Gründen ausgegangen war, was dann historisch Sinn ergeben hätte, war das Ansinnen der Nazis schlicht "Erlangen von Lebensraum im Osten".
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Quatschki
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Quatschki »

Polen ehrt die Helden der Westerplatte.
Dabei war die polnische Befestigung der im Völkerbundgebiet "Danzig" liegenden Westerplatte mindestens so illegal wie die russische Annexion der Krim.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
Ger9374

Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Ger9374 »

Muss Mir Mal versuchen alte Landkarten zu ziehen.Westerplatte nicht Polnisch was ganz neues für mich!
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Quatschki
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Quatschki »

Ger9374 hat geschrieben:(01 Sep 2019, 17:35)

Muss Mir Mal versuchen alte Landkarten zu ziehen.Westerplatte nicht Polnisch was ganz neues für mich!
Dann mach dich mal kundig.
Die Westerplatte war ein Stützpunkt Polens im Hafengebiet der Freien Stadt Danzig, meilenweit von der damaligen polnischen Staatsgrenze entfernt.
Der Völkerbund hat genau geregelt, was die Polen dort machen dürfen und was nicht.
Und sie haben diese Bestimmungen schon seit den 20er Jahren permanent gebrochen, widerrechtlich Befestigungen, Stellungen und Bunker errichtet und Kampftruppen stationiert.
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Kloß mit Soß
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Kloß mit Soß »

Was ich auch nicht versteh ist warum die Soldaten so undifferenziert betrachtet werden. Die deutschen Soldaten im zweiten Weltkrieg haben beeindruckende Einzelleistungen erzielt, das sollte man auch würdigen.

Major Erich "Bubi" Hartmann
Bei Kriegsbeginn 17 Jahre alt. Sieben Jahre später mit 352 bestätigten Luftsiegen bei 1404 Feindflügen der erfolgreichste Pilot in der Geschichte des Luftkrieges. Hat Hitler ausrichten lassen: „Sagen Sie dem Führer, ich will die Brillanten nicht haben, wenn er kein Vertrauen zu seinen Frontoffizieren hat!“, als er bei der Verleihung um seine Waffe gebeten wurde. Hat nach dem Krieg 11 Jahre in russicher Gefangenschaft ausgehalten ohne sich brechen zu lassen und ist danach zu seiner Frau zurückgekehrt und in die Bundeswehr eingetreten.

Feldwebel Kurt Knispel „Der Schwarze Baron“
1940 als 19-Jähriger eingezogen worden. Mit 168 bestätigten Abschüssen (100 als Richtschütze, 68 als Kommandant) auf Platz eins der Panzer-Asse. Man sagt ihm nach, dass er zum Teil weitere Abschüsse auch anderen zugesprochen hat, da er ohne hin nur sehr langsam aufstieg und nie das Ritterkreuz verliehen bekommen hat: Knispel trug die Haare lang und hatte es sich mit der Führung nachhaltig verkackt, weil er einen Offizier geschlagen hat als dieser Kriegsgefangene misshandelte. Wenn er nicht so gut gewesen wäre, hätten die ihn wahrscheinlich einen Kopf kürzer gemacht. 1945 hats seinen Tiger nicht weit von seinem Heimatdorf in Südmähren erwischt.

Nicht mal die Briten haben da ein Problem mit unseren Soldaten, die haben die Messerschmidt vom Nachtgespenst nach dem Krieg in London aufgebaut und mit der Inschrift versehen: „Diese Messerschmitt-Maschine flog der erfolgreichste Nachtjäger der Welt, der 23-jährige Major Heinz Wolfgang Schnaufer.“ Man muss sich nicht unbedingt den Rudel raussuchen, wenn man ne Kaserne benennen will, aber diese Verdammung per se macht in meinen Augen mehr Schaden als dass es nutzt.
KOH 12:5
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